Was geschah im April 1906

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Wetterstationen April 1906

1.4.1906, Sonntag

Während einer Demonstration von Arbeitslosen in Jerez de la Frontera in Andalusien kommt es zu Hungerunruhen, Polizei vertreibt die Plünderer von Lebensmittelläden.

Nach einer amtlichen Bekanntmachung aus Berlin belaufen sich die Verluste während des Hottentottenaufstands in Deutsch-Südwestafrika bis zum 1. April auf 2179 Menschen. Mitgerechnet sind die Verluste unter der Zivilbevölkerung.

In der US-Kolonie Philippinen tritt das Gesetz zur Beschränkung des Opiumhandels in Kraft.

Kaiser Wilhelm II., das Oberhaupt der Protestanten in Preußen, wohnt in Wernigerode der Einführung der Äbtissin des (katholischen) Klosters Drübeck bei und überreicht ihr persönlich den Hirtenstab.

Die “Berliner Illustrirte Zeitung” meldet die Eröffnung des ersten Röntgenzollamts in Ziegenhals.

2.4.1906, Montag

Dortmunder Bürger gründen die Gartenbaugesellschaft 1906, die sich um die Anlage von Schrebergärten bemüht. Es ist die erste Gartenbaugesellschaft im Ruhrgebiet.

In den Bergwerken der USA streiken rund 500 000 Arbeiter wegen Lohnforderungen. Der Ausstand endet Anfang Mai für die Arbeiter mit einer Niederlage, da die Streikkassen erschöpft sind.

Kaiser Wilhelm II. führt das 11. Husarenregiment in die neue Garnison Krefeld und überreicht dort den deutschen Rettungsmannschaften, die beim Bergwerksunglück im französischen Courrières eingesetzt worden waren, Auszeichnungen.

3.4.1906, Dienstag

Unter den Eingeborenen in Natal beginnt ein Aufstand gegen die britische Kolonialmacht.

4.4.1906, Mittwoch

Das ungarische Amtsblatt veröffentlicht einen königlichen Befehl, durch den die Ersatzreserve des Jahrgangs 1904 einberufen wird. Die außerordentliche Maßnahme wird mit dem von der oppositionellen Parlamentsmehrheit nicht bewilligten Rekrutierungsgesetz begründet.

25 Tage nach der Bergwerkskatastrophe von Courrières werden zehn Verschüttete lebend gerettet.

5.4.1906, Donnerstag

In Nagold im Schwarzwald stürzt der Gasthof “Zum Hirsch” zusammen. 50 Menschen werden getötet und mehr als 100 zum Teil lebensgefährlich verletzt.

Die Bank von England senkt den im Herbst 1905 auf 4% erhöhten Diskontsatz auf 3,5%.

Prinzregent Luitpold von Bayern setzt das neue bayerische Landtagswahlrecht in Kraft. Es führt die Direktwahl der Abgeordneten ein.

Nach einer Grundsatzrede über Marokko und die deutsche Außenpolitik im Reichstag erleidet Reichskanzler Bernhard Fürst von Bülow einen Ohnmachtsanfall.

6.4.1906, Freitag

In Frankreich werden mehrere Offiziere, die während der Kircheninventaraufnahme den Gehorsam verweigert hatten, vom Kriegsgericht freigesprochen.

Das Storting, das norwegische Parlament in Kristiania (Oslo) bewilligt 100 000 Kronen für die Krönung von König Haakon VII. am 22. Juni in Trondheim.

7.4.1906, Samstag

Die Erste Marokkokrise wird durch die Unterzeichnung der Algeciras-Akte beigelegt.

Der Vesuv bricht aus. Die Lavaströme bedrohen mehrere Ortschaften, und über dem Golf von Neapel geht ein Aschenregen nieder.

Der Einwanderungsausschuss des US-Repräsentantenhauses in Washington legt einen Gesetzentwurf zur Einschränkung der Einwanderung in die USA vor. So soll die Immigration mit einem Mindestbesitz verbunden werden. Geistig Behinderten und körperlich schwachen Arbeitern soll die Einwanderung verwehrt werden. Der Antrag wird im Juni angenommen.

Die Berliner Zeitschrift “Die Woche” veröffentlicht einen Artikel über das Vermögen der Fürsten. Danach bezieht der König von Preußen als Zivilliste 15,2 Mio. Mark, der König von Bayern 5,4 Mio. Mark und der König von Sachsen 4,1 Mio. Mark jährlich.

8.4.1906, Sonntag

In Berlin wird der erste Automobilkremser erfolgreich getestet. Dieses moderne Personenbeförderungsmittel, in dem 30 Menschen Platz haben, soll den Motoromnibussen Konkurrenz machen.

In Wien kommt nach mehrtägigen Verhandlungen eine Einigung zwischen der Krone und der ungarischen oppositionellen Koalition zustande. Der bisherige ungarische Ministerpräsident Géza Freiherr von Fejérváry tritt zurück, Nachfolger wird Sándor Wekerle. Der Kabinettswechsel wird in der ungarischen Presse als Sieg der magyarischen Nationalisten gedeutet.

9.4.1906, Montag

Das britische Unterhaus in London verabschiedet in erster Lesung ein von der Regierung unter Premierminister Henry Campbell-Bannerman (liberal) eingebrachtes Unterrichtsgesetz. Alle aus Steuergeldern finanzierten Schulen gelten danach als Staatsschulen und sollen eine gleichartige Unterrichtsmethode erhalten. Die Konservativen kündigen schärfsten Widerstand gegen dieses “religionsfeindliche” Gesetz an.

10.4.1906, Dienstag

Nach einem neuen Ausbruch des Vesuv stürzt in Neapel eine Markthalle unter der Last des niedergegangenen Ascheregens ein. Zahlreiche Menschen kommen ums Leben.

11.4.1906, Mittwoch

In Paris treten die Briefträger wegen Lohnforderungen in den Ausstand. Bis zum Ende des ergebnislosen Streiks am 16. April werden 300 Beamte entlassen.

Im Deutschen Reich werden 260 Mio. Mark Reichsanleihe zu 3,5% und preußische Staatsschuldscheine zu 3,5% im Wert von 300 Mio. Mark aufgelegt und eineinhalbfach überzeichnet.

12.4.1906, Donnerstag

Bei einem Empfang ehemaliger deutscher Soldaten, die in die USA ausgewandert sind, betont US-Präsident Theodore Roosevelt in Washington, dass es die Aufgabe der Vereinigten Staaten und des Deutschen Reichs sei, die gegenseitigen Beziehungen immer fester zu gestalten.

13.4.1906, Freitag

Kaiser Wilhelm II. übermittelt dem österreichisch-ungarischen Außenminister Agenor Maria Adam Graf Goluchowski telegrafisch “aufrichtigen Dank” für die Unterstützung, die die Donaumonarchie den deutschen Forderungen auf der Algeciraskonferenz gewährt habe, “eine schöne Tat des treuen Bundesgenossen”. Das Telegramm wird von der österreichischen Presse als Dokument enger Verbundenheit zwischen Berlin und Wien gewertet.

Auf dem in Lissabon vor Anker liegenden portugiesischen Kreuzer “Dom Carlos” und dem Panzerschiff “Vasco da Gama” bricht eine republikanische Meuterei aus, die am folgenden Tag niedergeschlagen wird.

14.4.1906, Samstag

In Basel beginnt der dreitägige Kongress der Schweizerischen Gewerkschaften. Die Delegierten lehnen die “direkte Aktion” als Kampfmittel ab. Sie einigen sich darauf, dass “nur durch beständige und praktische Organisationsarbeit eine Verkürzung der Arbeitszeit erreicht werden kann”.

Der Süden der Insel Formosa (Taiwan) wird von einem Erdbeben erschüttert, bei dem mehr als 100 Menschen ums Leben kommen.

15.4.1906, Sonntag

Anlässlich des Osterfestes werden in Berlin Reklamebroschüren des “Jordan-Wasser-Betriebs” verteilt. Diese Gesellschaft will “die schöne und heilige Sitte, Kinder mit Wasser aus dem Jordan zu taufen, fördern helfen”. Eine Flasche Jordan-Wasser kostet 15 Mark.

16.4.1906, Montag

In Springfield im US-Bundesstaat Missouri werden bei Rassenkrawallen mehrere Schwarze gelyncht.

Zu den Attraktionen in Paris zählen “die Geretteten von Courrières”. Die beim Bergwerksunglück dem Tod Entgangenen werden von Bankett zu Bankett gereicht. Einige Zeitungen schicken sie als lebende Reklame durch die Straßen.

Die “Berliner Illustrirte Zeitung” beklagt sich über die vielen Verbote in deutschen Parkanlagen.

Vor dem Pantheon in Paris wird die Statue “Der Denker” von Auguste Rodin enthüllt.

Der Gemeinderat von Waldshut im Großherzogtum Baden tauft den Bismarckplatz in St. Josephsplatz um. Die badische Presse wertet die Umbenennung als Zeichen von Charakterstärke gegenüber Preußen, da der frühere Reichskanzler Otto von Bismarck in Baden ebensoviel Verehrung wie ein Esel genieße.

Bei der Grundsteinlegung für das neue Kongressgebäude in Washington sagt US-Präsident Theodore Roosevelt den Trusts den Kampf an.

17.4.1906, Dienstag

Der russische Regierungsfinanzexperte Wladimir N. Kokowzew schließt in Paris ein Abkommen mit Frankreich über eine Anleihe in Höhe von 2,25 Mrd. Francs (1,8 Mrd. Mark) ab. Am selben Tag senkt die Russische Staatsbank den Diskontsatz von 8% auf 7,5%.

Der deutsche Generalkonsul in Warschau, Albrecht Freiherr von Rechenberg, wird zum Gouverneur von Deutsch-Ostafrika ernannt. Er ist Nachfolger des zurückgetretenen Gustav Adolf Graf von Götzen. Götzen wird zum Gesandten bei den Hansestädten in Hamburg ernannt.

Die Kämpfe zwischen osmanischen Truppen und bulgarischen Banden in Makedonien nehmen zu. An der Grenze zu Montenegro kommt es wiederholt zu Zusammenstößen zwischen Christen und osmanischen Soldaten. Makedonien gehört zum Osmanischen Reich, wird jedoch auch von nationalistischen Griechen und Bulgaren beansprucht (“makedonische Frage”).

18.4.1906, Mittwoch

Der russische Reichsrat in Petersburg (Leningrad) beschließt die Zulassung des Deutschen, Lettischen und Estnischen als Unterrichtssprache in den vom Staat nicht subventionierten Privatschulen der Ostseeprovinzen.

Elisabeth von Oertzen vom Deutschen Verein für ländliche Wohlfahrts- und Heimatpflege veröffentlicht in der “Deutschen Monatsschrift” einen aufsehenerregenden Artikel über die Landarbeiterfrage.

Ein Erdbeben und nachfolgende Brände zerstören den größten Teil von San Francisco.

19.4.1906, Donnerstag

Während eines Lohnstreiks der Metallarbeiter in Breslau kommt es zu blutigen Straßenschlachten. 23 Arbeiter und zehn Schutzleute werden verletzt.

Der Vaterländische Frauenverein, eine Organisation des Roten Kreuzes, feiert in Berlin das 40. Gründungsjubiläum.

Der französische Physiknobelpreisträger Pierre Curie wird in Paris in der Rue Dauphiné von einem Pferdelastwagen überfahren. Er stirbt am Unfallort.

20.4.1906, Freitag

Im Pariser Arrondissement Valenciennes greifen Streikende Militär an. Es kommt zu blutigen Zusammenstößen.

21.4.1906, Samstag

Der Bildhauer Gustav Eberlein fordert in der Berliner Zeitschrift “Die Woche” die Einsetzung einer internationalen Kommission zur Rettung des zerfallenden “Abendmahl”-Freskos von Leonardo da Vinci.

Die Regierung des Großherzogtums Hessen unter Ministerpräsident Christian Wilhelm Karl von Ewald erlässt eine Verordnung, durch die die Reifezeugnisse der Gymnasien, Realgymnasien und Oberrealschulen gleichgestellt werden.

Die landwirtschaftlichen Genossenschaftsverbände des Deutschen Reichs, Österreich-Ungarns, Italiens und der Schweiz gründen in Luzern den Internationalen Landwirtschaftlichen Genossenschaftsverband. Ziel der Vereinigung ist es, unter Wahrung der Selbständigkeit der Landesorganisationen die landwirtschaftlichen Genossenschaftsverbände in Europa “einander näherzubringen”, Erfahrungen auszutauschen “und das landwirtschaftliche Genossenschaftswesen auch materiell zu fördern”.

Preußen, Bayern, Baden und Hessen unterzeichnen in Berlin einen Vertrag zur Kanalisierung des Mains von Offenbach bis Aschaffenburg.

Auf scharfe Kritik stößt die Entscheidung des US-amerikanischen Präsidenten Theodore Roosevelt, keine Spenden aus dem Ausland für die Betroffenen des Erdbebens in San Francisco anzunehmen.

Das nach dem Erbeben vom 18. April in San Francisco ausgebrochene Feuer findet keine neue Nahrung mehr. Die Stadt ist zerstört.

22.4.1906, Sonntag

Nach offiziellen Angaben sind während der ersten drei Aprilwochen in den Bezirken Upangwe und Ukinga Deutsch-Ostafrikas zehn Deutsche und 380 aufständische Einheimische gefallen. Die Zahl der gefangenen Rebellen wird mit 600 angegeben.

Bei einem Sturm an der isländischen Küste sinken zwei Fischerkutter. 40 Mann Besatzung finden den Tod.

In Leschno bei Warschau in Russisch-Polen werden bei konfessionellen Auseinandersetzungen zwischen Mariawiten und Katholiken zwölf Menschen getötet und weitere 50 schwer verletzt. Die Mariawiten sind eine 1893 gegründete, nach ihrer Marienverehrung benannte Sekte in Polen.

Die Zwischenolympiade in Athen wird in Gegenwart des griechischen und des britischen Königspaars feierlich eröffnet. 20 Nationen beteiligen sich an den sportlichen Wettkämpfen.

23.4.1906, Montag

Der Wiederaufbau des durch Erdbeben und Feuer zerstörten San Francisco beginnt.

In Stockholm wird der bis zum 8. Mai dauernde Vereinigungsparteitag der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands (SDAPR) eröffnet. In Stockholm vereinigen sich die kommunistischen Bolschewiki, die sozialistischen Menschewiki, sozialdemokratische Organisationen und der jüdische Bund.

Das belgische Schulschiff “Smet de Naeyer” sinkt im Golf von Biskaya. 33 Mann Besatzung ertrinken.

24.4.1906, Dienstag

Das Schauspiel “Die Kronbraut” von August Strindberg wird im Svenska Teater in Helsinki uraufgeführt.

Das seit 1905 selbständige Königreich Norwegen erhält ein eigenes Außenministerium.

Der italienische Außenminister Francesco Graf Guiccardini bezeichnet in einer Regierungserklärung zur Algeciras-Akte im Senat in Rom die “herzliche Treue zum Dreibund” mit dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn sowie die “traditionellen innigen Beziehungen zu England” und die “aufrichtige Freundschaft mit Frankreich” als Grundfesten der italienischen Außenpolitik. Italien hatte auf der Konferenz von Algeciras die deutschen Forderungen nicht unterstützt.

25.4.1906, Mittwoch

Auf der Besuchergalerie des britischen Unterhauses in London demonstrieren Suffragetten für die Einführung des Frauenstimmrechts.

Der Ausschuss des französischen allgemeinen Arbeiterverbandes erklärt in Paris, dass die bloße Propaganda für den Achtstundentag nunmehr beendet sei. Es werde Sache der im Syndikat vereinigten Arbeiter sein, diese Forderung zu verwirklichen, nötigenfalls mit einem Generalstreik.

In Tiflis wird auf offener Straße gegen die russischen Fürsten Amilatowari und Matschabeli eine Bombe geschleudert. Zwei Begleiter der Fürsten werden verletzt. Die Attentäter, die den Sozialrevolutionären zugerechnet werden, entkommen.

26.4.1906, Donnerstag

Der Schwede Eric Lemming wirft in Athen den Speer 53,90 m weit und stellt einen (inoffiziellen) Weltrekord auf.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) vergibt in Abwesenheit von IOC-Präsident Pierre Baron de Coubertin die Spiele der IV. Olympiade für das Jahr 1908 nach London.

Ein Tornado über Texas verwüstet mehrere Städte. Zahlreiche Menschen kommen ums Leben.

Der britische Resident in Ägypten, Evelyn Baring Earl Cromer, schlägt in einem Blaubuch die Bildung eines Rats als Regierung für Ägypten vor. Die 25 bis 30 Mitglieder dieses Rats sollen aus britischen, französischen und italienischen Staatsangehörigen bestehen. Ägypten ist nominell Vizekönigreich des Osmanischen Reichs, wird jedoch faktisch von Großbritannien beherrscht.

27.4.1906, Freitag

In Paris werden bei Arbeiterführern und Monarchisten zahlreiche Hausdurchsuchungen durchgeführt. Als Grund gibt die Regierung unter Ministerpräsident Ferdinand Sarrien Hinweise auf ein “Komplott gegen die bestehende Ordnung” an.

Großbritannien und China schließen in Peking einen Vertrag über Tibet. London verpflichtet sich, kein tibetanisches Territorium in Besitz zu nehmen und sich nicht in die inneren Angelegenheiten Tibets einzumischen.

28.4.1906, Samstag

ln Gegenwart des italienischen Königs Viktor Emanuel III. wird in Mailand die Internationale Verkehrsausstellung eröffnet. Sie findet anlässlich der Eröffnung des Simplontunnels statt.

Bei den Wahlen zur portugiesischen Abgeordnetenkammer in Lissabon erringen die regierenden Konservativen unter Ministerpräsident Ernst Rudolf Hintze-Ribeiro 113 Mandate,. die oppositionellen Liberalen stellen 40 Abgeordnete.

Nikola Pa c, der Gründer der großserbischen Radikalen Volkspartei, wird serbischer Ministerpräsident als Nachfolger des zurückgetretenen Sava Grujic.

Die Geistlichen Teherans bitten Schah Mosaffar Od Din in einer Petition um die Durchführung politischer Reformen und “eine den Gesetzen entsprechende Ausübung der Regierungsgewalt”.

Der preußische Minister für öffentliche Arbeiten, Hermann von Budde, stirbt im Alter von 54 Jahren in Berlin. Zum Nachfolger wird Paul Breitenbach ernannt.

Das zentrale Thema in der deutschen Presse ist das Ausscheiden der “grauen Eminenz” Friedrich von Holstein aus dem Auswärtigen Amt. Holstein war seit 1890 die zentrale Gestalt der deutschen Außenpolitik.

29.4.1906, Sonntag

Das Breslauer Polizeipräsidium verbietet einen für den 1. Mai geplanten Demonstrationszug der Sozialdemokraten.

30.4.1906, Montag

Die Pariser Fleischer, Bäcker u.a. Ladeninhaber raten der Kundschaft, sich mit Lebensmitteln einzudecken. Am 1. Mai sollen die meisten Geschäfte aus Furcht vor den Streikenden geschlossen bleiben.

Der seit 1. Januar 1905 amtierende österreichische Ministerpräsident Paul Freiherr Gautsch von Frankenthurn tritt zurück, da seine Vorschläge für eine Wahlreform abgelehnt wurden. Nachfolger wird am 2. Mai Konrad Prinz zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst.

Florian von Stablewski, der Erzbischof von Gnesen und Polen, verbietet den Geistlichen seiner Diözese die Mitgliedschaft in den nationalpolnischen Strazvereinen (straz = “Wache”). Diese Vereine waren 1905 in der preußischen Provinz Posen zur Abwehr der Bestrebungen des Deutschen Ostmarkenvereins entstanden.

Der russische Reichsrat tritt in Petersburg (Leningrad) unter Ministerpräsident Sergei Graf Witte zu seiner letzten Sitzung nach der alten Form zusammen. Er bewilligt 7,5 Mio. Rubel zur Durchführung von Truppenbewegungen, um Bauernunruhen zu verhüten. Am 10. Mai wird der Reichsrat in eine Art Oberhaus umgewandelt.

Chroniknet