Was geschah im April 1935

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1.4.1935, Montag

Durch das “3. Gesetz zur Überleitung der Rechtspflege auf das Reich” werden die Justizbehörden der Länder in Reichsbehörden umgewandelt. Die nationalsozialistische Regierung setzt damit die Gleichschaltung der deutschen Justiz fort.

Ein achttägiger Kongress der “Women,s International Zionist Organization” (Zionistische Frauenorganisation) geht in Tel Aviv zu Ende. Es war die erste internationale jüdische Konferenz, die in Palästina stattfand.

In Rom verurteilt Papst Pius XI. die allgemeine Kriegsrüstung scharf und bezeichnet einen neuen Krieg als “Verbrechen”.

Die Regierung der Schweiz protestiert bei der deutschen Reichsregierung gegen die Entführung des Journalisten Berthold Jacob aus der Schweiz auf deutsches Gebiet durch die Gestapo.

Die “Pommersche Zeitung” kündigt in ihrer ersten Monatsausgabe an, dass in Zukunft jüdische Geschäftsleute nicht mehr in pommerschen Zeitungen inserieren dürfen.

Reichsluftfahrtminister Hermann Göring übernimmt den Oberbefehl über die deutsche Flakartillerie.

2.4.1935, Dienstag

Der Leiter der Berliner Bekennenden Kirche, Pastor Walter, wird verhaftet und in ein Konzentrationslager gebracht. Ihm wird vorgeworfen Predigten zugunsten verhafteter Geistlicher nicht verhindert zu haben.

Der Oberste Gerichtshof in Washington gesteht der demokratischen Partei des US-Bundesstaates Texas in einem Urteil das Recht zu, Schwarze von parteiinternen Vorwahlen zu den Präsidentschaftswahlen auszuschließen. Politische Parteien so das Gericht, seien freiwillige Organisationen, die selbst über die Zusammensetzung ihrer Mitgliedschaft entscheiden könnten. Die Gerichtsentscheidung bedeutet einen Sieg für die Rassendiskriminierung im Süden der USA.

Während der Hinrichtung des wegen Mordes zum Tode verurteilten Briten Leonard Brigstock in London findet vor dem Gefängnis eine Protestkundgebung gegen die Todesstrafe statt. Drei über der Menge kreisende Flugzeuge tragen Transparente mit der Aufschrift “Schluss mit der Todesstrafe”.

3.4.1935, Mittwoch

Weil ein weiterer Krieg “das Land an den Abgrund der Revolution” führen werde, legt eine US-Senatskommission dem Washingtoner Kongress einen Gesetzentwurf vor, der die Waffenproduktion einschränken soll. Für Gewinne aus Kriegsproduktionen, die 6% des eingebrachten Kapitals übersteigen, ist eine hundertprozentige Steuer vorgesehen. Demnach würde der Staat den gesamten Gewinn konfiszieren.

Der britische Lordsiegelbewahrer (Minister ohne Geschäftsbereich) Robert Anthony Eden beendet einen Staatsbesuch in Polen, bei dem er dem polnischen Marschall Jósef Klemens Pilsudski den englischen Plan eines europäischen Friedenspaktes erläuterte.

4.4.1935, Donnerstag

Der Kaiser von Mandschukuo, Pu Yi, tritt mit seinem 1000 Personen umfassenden Gefolge einen zwölftägigen Staatsbesuch in Japan an.

Die Aufführung von Friedrich Schillers Drama “Don Carlos” wird in Bremen verboten, nachdem bei einer vorangegangenen Aufführung an der bekannten Stelle “Sire, geben Sie Gedankenfreiheit” demonstrativer Beifall eingesetzt hatte.

Während eines Prozesses gegen einen Arbeitslosen in Gallup (US-Bundesstaat New Mexico), der wegen Mietrückstandes seine Wohnung verlassen musste, dringen etwa 100 Arbeitslose in den Gerichtssaal und eröffnen das Feuer. Dabei wird der Richter erschossen, zwei Beisitzer werden schwer verletzt.

5.4.1935, Freitag

Eine dreiwöchige Zwangshaft droht nach einer Polizeiverordnung in der Rheinprovinz demjenigen, der “die Grundsätze der nationalsozialistischen Bewegung” herabsetzt. Die Verordnung richtet sich gegen Geistliche, die Alfred Rosenbergs “Mythus des 20. Jahrhunderts” kritisiert hatten, neben Hitlers “Mein Kampf” das ideologische Standardwerk der “Bewegung”.

Dem Berliner Historiker Hermann Oncken wird nach einem Disziplinarverfahren die Ausübung der akademischen Lehrtätigkeit verboten. Wegen seiner Forderung nach wissenschaftlicher Distanz auch zu Zeitereignissen führt die nationalsozialistische Presse, unter anderem der “Völkische Beobachter”, seit längerem eine Kampagne gegen Oncken.

6.4.1935, Samstag

Die 30 000 Arbeiter und Angestellten der Siemens-Werke in Berlin verpflichten sich gegenüber der nationalsozialistischen “Betriebszellenleitung”, dass weder sie noch ihre Familienangehörigen in jüdischen Geschäften einkaufen.

Eine Reihe polnischer Organisationen, so etwa der allgemeine Lehrerverband, protestieren in einer Erklärung gegen die Entrechtung der polnischen Minderheit im Deutschen Reich, die im Gegensatz zu Hitlers Beteuerungen stehe.

Beim Absturz eines holländischen Passagierflugzeugs in der Nähe von Kassel kommen alle sieben Insassen ums Leben. Die Maschine befand sich auf dem Weg von Prag nach Amsterdam.

7.4.1935, Sonntag

Bei einem Autorennen im französischen Chateau-Thierry rast ein Rennwagen in die Zuschauermenge und tötet sieben Menschen. Vier Verletzten müssen an Ort und Stelle Gliedmaßen amputiert werden.

In Berlin findet der Hindenburg-Gepäckmarsch über 35 km statt, der zur Wehrhaftmachung der Bevölkerung dienen soll.

In MacComb (US-Bundesstaat Mississippi) fordert ein Tornado 34 Tote und 50 Verletzte. In den benachbarten Bundesstaaten Texas, Louisiana, Alabama und Florida richtet der Wirbelsturm erhebliche Sachschäden an.

Im Deutschen Reich beginnt eine “Lärmbekämpfungswoche”.

Bei den Wahlen zum Danziger Volkstag bleibt die NSDAP mit 59,2% der Stimmen stärkste Partei, erreicht aber nicht die erhoffte Zweidrittelmehrheit in der unter Völkerbundmandat stehenden Stadt.

8.4.1935, Montag

Der US-amerikanische Kongress verabschiedet in Washington den “Emergency Relief Appropriation Act”, ein wirtschaftliches Nothilfegesetz, nach dem die Bundesregierung knapp fünf Mrd. Dollar (12,4 Mrd. RM) in verschiedene Arbeitsbeschaffungsprogramme investieren wird.

Die Regierung der UdSSR erlässt in Moskau ein Gesetz, durch das das Mindestalter für die Todesstrafe auf zwölf Jahre gesenkt wird.

Die Niederländerin Hendrika Mastenbroek verbessert den Weltrekord im 400-m-Rückenschwimmen in Basel von 6:12,4 min auf 6:05 min.

9.4.1935, Dienstag

Aus Anlass des 70. Geburtstages des Generals a. D. Erich Ludendorff ordnet Führer und Reichskanzler Adolf Hitler die Beflaggung aller Staatsgebäude an.

Das Deutsche Reich und die Sowjetunion schließen ein Handels- und Kreditabkommen, nach dem ein deutsches Bankenkonsortium unter Führung der Dresdner Bank der UdSSR 200 Mio. RM für den Kauf deutscher Waren leihen wird.

10.4.1935, Mittwoch

Der Immigrationsausschuss des US-amerikanischen Repräsentantenhauses verurteilt die Aktivitäten von “Schleppern”, die verarmten Arbeitssuchenden aus der Karibik und Lateinamerika zum illegalen Grenzübertritt in die USA verhelfen.

Über die Provinz Hupeh in Nordchina wird der Kriegszustand verhängt, nachdem sich zahlreiche Bauern bewaffnet hatten, um das staatliche Salzmonopol, das ihnen die Gewinnung und den Verkauf von Salz verbietet, zu bekämpfen.

Mit prunkvollem Zeremoniell heiratet der Reichsluftfahrtminister Hermann Göring die Schauspielerin Emmy Sonnemann in Berlin. Führer und Reichskanzler Adolf Hitler fungiert als Trauzeuge.

Im Gefängnis Berlin-Plötzensee werden Sally Epstein und Hans Ziegler hingerichtet. Sie sind 1934 im Zusammenhang mit dem Mord an dem Nationalsozialisten Horst Wessel (14. 1. 1930) zum Tode verurteilt worden.

11.4.1935, Donnerstag

Zwischen den Regierungschefs von Großbritannien, Frankreich und Italien beginnt die dreitägige Konferenz von Stresa am Lago Maggiore, auf der die Wiederaufrüstung des Deutschen Reiches verurteilt wird.

23 Kinder kommen ums Leben, als in Rockville im US-Bundesstaat Maryland ein Schulbus von einem Zug erfasst und in zwei Teile zerrissen wird.

12.4.1935, Freitag

Der US-Amerikaner Jack Medica verbessert in Chicago den Weltrekord im 200-m-Freistilschwimmen auf 2:07,2 min. Den alten Weltrekord von 2:08,8 min hatte Johnny Weissmuller acht Jahre lang gehalten.

Die deutsche Universität in Prag wendet sich in einem Memorandum scharf gegen tschechische Vorwürfe einer “hakenkreuzlerischen Gesinnung”. Die Universität sei “rein wissenschaftlich” tätig, Unterschiede zwischen Ariern und Nichtariern im Lehrpersonal würden nicht gemacht.

In allen deutschen Betrieben mit mehr als 20 Beschäftigten finden zum letzten Mal im “Dritten Reich” die Wahlen der Vertrauensräte statt.

Wegen Kritik an Alfred Rosenbergs “Der Mythus des 20. Jahrhunderts” wird der katholische Studentenpfarrer von Rostock, Wilhelm Leffers, in Schwerin zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt. Eine Studentin zeigte ihn an.

Die Reichsschrifttumskammer schließt alle nichtarischen Mitglieder aus ihrer Organisation aus. Diese Maßnahme kommt einem Berufsverbot gleich, da ohne die Mitgliedschaft in dem Gremium im Deutschen Reich kein schriftstellerischer oder journalistischer Beruf ausgeübt werden darf.

13.4.1935, Samstag

Am Deutschen Theater in Berlin wird das Drama “Michael Kohlhaas” von Walter Gilbricht nach der Novelle von Heinrich von Kleist uraufgeführt.

Zwischen London und Brisbane (Australien) wird eine regelmäßige Flugverbindung über 20 000 km Länge eröffnet.

Nach einem Erlass des Reichsjustizministeriums können Gefangene nach Abbüßung ihrer Strafe auf unbestimmte Zeit in ein Konzentrationslager überführt werden.

14.4.1935, Sonntag

Der Führer der britischen “Union of Fascists” (Faschistische Union), Oswald Ernald Mosley, greift in einer Rede vor 5000 Personen in Leicester die Juden Großbritanniens an.

15.4.1935, Montag

Bei einem Sturm an der Westküste Australiens ertrinken 184 Perlenfischer.

Der britische Schatzkanzler Arthur Neville Chamberlain kündigt in London sein Haushaltsprogramm für 1935/36 an. Darin wird u.a. eine Senkung der Einkommenssteuer für kleinere Einkommen, eine Erhöhung der Steuerfreibeträge und die Abschaffung der Vergnügungssteuer für billige Kinoplätze festgelegt.

Als Reaktion auf die Angriffe deutscher Nationalsozialisten gegen polnische Oppositionelle bei den letzten Wahlen kommt es in mehreren Städten Polens zu Ausschreitungen gegen deutsche Staatsbürger. Dabei werden mehrere Personen verletzt.

Der Bergarbeiterführer Fritz Husemann wird einen Tag nach Einlieferung in das Konzentrationslager Esterwegen “auf der Flucht erschossen”.

16.4.1935, Dienstag

Nach der Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht gibt der Stabschef der SA, Viktor Lutze, in Magdeburg eine Erklärung über die zukünftigen Aufgaben der SA ab. Danach soll die SA eine kleine Organisation ausgesuchter “politischer Soldaten” sein, die die Tradition der Revolution fortsetzt, ein Beispiel an Disziplin gibt und eine Trainingsstätte für nationalsozialistische Prinzipien und Ideen darstellt.

In San Francisco startet eine Sikorsky S-24, ein Flugboot der Pan American Gesellschaft, zum Flug nach China. Dabei legt sie die 2400-Meilen-Distanz auf einer neuen Route über den Pazifik in weniger als 18 h zurück.

17.4.1935, Mittwoch

Der Völkerbund in Genf nimmt einen gemeinsamen Entschließungsantrag Großbritanniens, Frankreichs und Italiens an, der den Bruch des Versailler Vertrages von seiten des Deutschen Reichs durch die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht verurteilt.

Der deutsche Operettenfilm “Zigeunerbaron” mit Musik von Johann Strauß wird in Berlin uraufgeführt. Regie führte Karl Hartl.

18.4.1935, Donnerstag

In der türkischen Stadt Yildiz wird der Kongress des Weltbundes für das Frauenwahlrecht und die politische und bürgerliche Gleichberechtigung eröffnet. 300 Delegierte aus 30 Ländern nehmen an dem Kongress teil.

In einem Rund-Erlass modifiziert Reichsinnenminister Wilhelm Frick den totalitären Anspruch der nationalsozialistischen Rassengesetzgebung. In dem Erlass heißt es, “jeder Artfremde, soweit nicht jüdischen Blutes, kann von der Rassengesetzgebung ausgenommen werden, wenn außenpolitische Rücksichten dies erfordern”.

19.4.1935, Freitag

Die Zeitung “Katholisches Kirchenblatt”, offizielles Blatt der katholischen Diözese Berlins, wird nach einem kritischen Bericht über den Prozess gegen den am 12. April verurteilten Pfarrer Wilhelm Leffers von der Polizei konfisziert.

20.4.1935, Samstag

Als Geschenk der SA zu Hitlers 46. Geburtstag übergibt SA-Stabschef Viktor Lutze dem “Führer” das Jagdgeschwader “Horst Wessel” für die “Wiederherstellung der Wehrhoheit”. Auf der Reichskanzlei wird erstmals die neue “Standarte des Führers und Reichskanzlers” aufgezogen. In einer Radioansprache lobt Propagandaminister Joseph Goebbels Hitler als einen Mann des Volkes und rühmt dessen fanatische Besessenheit, der er Glück und Privatleben geopfert habe. Die Rasselsteiner Eisenwerksgesellschaft stellt als “Geschenk für den Führer” 130 “alte Kämpfer der Bewegung” ein.

In einer Festvorstellung des Staatlichen Schauspielhauses Berlin nimmt die Schauspielerin Emmy Sonnemann-Göring als “Minna von Barnhelm” offiziell Abschied von der Bühne.

21.4.1935, Sonntag

Die 1933 emigrierten KPD-Politiker Walter Ulbricht und Franz Dahlem bilden in Prag eine operative Leitung für die illegale Arbeit der Kommunisten in Deutschland.

Ein schweres Erdbeben zerstört die zwei Provinzen Taichu und Shinchiku auf Formosa. Etwa 3000 Menschen sterben, mehr als 8000 werden verletzt, 15 000 Häuser zerstört.

22.4.1935, Montag

In Frankfurt am Main beginnt der 3. Kynologische Weltkongress mit etwa 300 Delegationen internationaler Hundezüchtervereine aus 32 Ländern. Auf dem Kongress werden Fragen der Hundezucht, der Dressur und der Erkrankung von Hunden behandelt.

Bei den Ringer-Europameisterschaften in Kopenhagen gewinnen die Deutschen Sebastian Hering und Kurt Hornfischer die Titel im griechisch-römischen Stil im Feder- und im Schwergewicht.

23.4.1935, Dienstag

In Moskau wird der erste 12 km lange Abschnitt der Untergrundbahn eröffnet. 150 000 Bürger nutzen täglich die Gelegenheit freier U-Bahn-Fahrten, bis der offizielle Betrieb im nächsten Monat aufgenommen wird.

In Polen tritt eine neue Verfassung in Kraft, die dem Präsidenten diktatorische Vollmacht verleiht. Der Präsident wird als der “vor Gott und der Geschichte” verantwortliche Lenker des Staats mit der Befugnis ausgestattet, die Regierung zu ernennen und zu entlassen. Die Rechte des Senats werden erweitert, dem Sejm, Polens Reichstag und oberstes Gesetzgebungsorgan, nur beratende Funktion belassen.

Der Reichsstatthalter von Sachsen, Martin Mutschmann, lässt 10 Pastoren der oppositionellen Glaubensbewegung in der Deutschen Evangelischen Kirche verhaften und in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportieren. Etwa 200 Pastoren der Bewegung protestieren gegen die Maßnahme und fordern die sofortige Freilassung ihrer Glaubensbrüder.

24.4.1935, Mittwoch

Der Präsident der Reichspressekammer Max Amann erlässt drei Anordnungen zur weiteren Ausschaltung der bürgerlichen Zeitungsverlage.

In Erwartung einer baldigen kriegerischen Auseinandersetzung in Europa beginnen US-amerikanische Filmproduktionsgesellschaften mit Vorbereitungen für eine Berichterstattung. Mehrere Hundert Spezialkameras werden nach Europa verschifft, Dutzende Reporter in die kleineren europäischen Länder geschickt, die bisher noch keine Vertreter haben.

Im niederländischen Exil veröffentlicht der deutsche Philosoph Helmuth Plessner sein Werk “Das Schicksal des Deutschen Geistes”.

25.4.1935, Donnerstag

In Berlin wird der Internationale Filmkongress 1935 eröffnet. An dem von der Reichsfilmkammer organisierten Kongress, der bis zum 30. April dauert, nehmen 1000 Delegationen aus 40 Ländern und etwa 1500 Repräsentanten der deutschen Filmbranche teil.

1000 nationalsozialistische Handwerksgesellen gehen in Berlin auf die traditionelle Wanderschaft der Handwerker. Der Reichsorganisationsleiter der NSDAP und Leiter der “Deutschen Arbeitsfront” (DAF), Robert Ley, erklärt bei der Verabschiedung das Ziel dieser Aktion: “Nicht zuletzt wollen wir die letzten Überreste katholischer Gesellenvereine schlagen.”

In Venedig eröffnet König Viktor Emanuel III. von Italien die große Tizian-Ausstellung, die das Gesamtwerk des Renaissancemalers zeigt. Es werden etwa hundert Gemälde und Zeichnungen ausgestellt, die mit 152 Mio. Lire (32,2 Mio. RM) versichert sind. Die Ausstellung dauert bis Anfang November.

26.4.1935, Freitag

Die erste Welt-Hunde-Ausstellung wird in Berlin eröffnet. Es werden 124 verschiedene Hunderassen aus 15 Ländern gezeigt. Die Ausstellung gilt als die größte ihrer Art in der Welt.

Im Berliner Ufa-Palast wird der deutsche Film “Das Mädchen Johanna”, ein historischer Film um die Gestalt Johanna von Orleans uraufgeführt. Die Regie in dem als “staatspolitisch und künstlerisch besonders wertvoll” ausgezeichneten Spielfilm führt Gustav Ucicky. In den Hauptrollen sind Gustaf Gründgens, Heinrich George, René Deltgen und Erich Ponto zu sehen.

27.4.1935, Samstag

Der belgische König Leopold III. eröffnet die Brüsseler Weltausstellung, an der 36 Nationen teilnehmen. Die Ausstellung umfasst alle wichtigen Zweige der Technik, Wissenschaft und Kunst. Das Deutsche Reich und die Vereinigten Staaten sind nicht vertreten.

28.4.1935, Sonntag

Die jüdischen Kulturorganisationen schließen sich auf einer Konferenz in Berlin zum Reichsverband jüdischer Kulturbünde zusammen.

Der Polizist Willi Schröder wirft in Magdeburg mit 53,10 m einen Weltrekord im Diskuswerfen.

In einem Fußballländerspiel in Brüssel schlägt die deutsche Mannschaft Belgien 6:1.

29.4.1935, Montag

Für den “kranken Frieden” beten die Gläubigen auf dem Weltkongress der Wallfahrer in Lourdes. Hunderttausende Pilger aus aller Welt kommen hier zusammen, um vor dem drohenden Krieg in Europa zu warnen. Der Legat des Papstes, Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli, verurteilt in seiner Ansprache den nationalsozialistischen “Aberglauben von Rasse und Blut”.

30.4.1935, Dienstag

In Berlin-Tempelhof findet die “erste aktuelle Fernsehübertragung der Welt” statt. Bei der Demonstration von Journalisten sind mit Hilfe eines Zwischenfilmverfahrens und eines Übertragungswagens Fernsehbilder 70 Sekunden nach ihrer Aufnahme auf einem Bildschirm zu sehen.

Der Präsident der Reichsschrifttumskammer Friedrich Blunck verfügt, dass bei der Reichsschrifttumskammer eine Liste über jene Bücher geführt wird, die das “nationalsozialistische Kulturwollen” gefährden. Ihre Verbreitung durch Buchhandlungen ist untersagt. Ebenso soll die Auflistung “jugendgefährdender Schriften” erfolgen.

Im Münchner Hoheneichen Verlag erscheint das Werk des NS-Chefideologen Alfred Rosenberg “An die Dunkelmänner unserer Zeit”. Durch Vorausbestellungen sind die ersten 20 000 Exemplare bereits vergriffen.

Chroniknet