Was geschah im April 2006

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1.4.2006, Samstag

Berlin: Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) nimmt zu Pressemeldungen Stellung, die rot-grüne Bundesregierung habe dem russischen Energieversorger Gasprom eine Kreditbürgschaft von 900 Mio. € gewährt. Schröder erklärt, er sei im Oktober 2005 nicht an einer solchen der Entscheidung beteiligt gewesen. Schröder ist seit dem 30. März Aufsichtsratsvorsitzender beim Betreiber der Ostsee-Pipeline.

2.4.2006, Sonntag

Frankfurt am Main: Rolf Breuer tritt zum 3. Mai als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutschen Bank zurück und zieht damit die Konsequenzen aus dem andauernden Rechtsstreit mit dem früheren Medienunternehmer Leo Kirch. Sein Nachfolger soll der Finanzvorstand Clemens Börsig werden. Der Bundesgerichtshof hatte im Grundsatz entschieden, dass Breuer eine Mitverantwortung für den Zusammenbruch des Kirch-Konzerns in Jahr 2002 trage.

Istanbul: Die anhaltenden Unruhen in der Türkei fordern weitere Todesopfer. Drei Fahrgäste eines Stadtbusses sterben, als randalierende Demonstranten einen Brandsatz auf das vorbeifahrende Fahrzeug schleudern.

Bagdad: Bei einem Besuch im Irak drängen US-Außenministerin Condoleezza Rice und ihr britischer Amtskollege Jack Straw die politische Führung des Landes zur Bildung einer Regierung der nationalen Einheit. Der bisherige Regierungschef Ibrahim al Dschaafari ist mit Rücktrittsforderungen aus seiner eigenen Partei, der schiitischen Allianz, konfrontiert und soll den Weg für eine Beteiligung sunnitischer Kräfte frei machen.

Berlin: Die Basis der Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG) votiert in einer Urabstimmung mit 78,3% für eine Fusion mit der Linkspartei. Die WASG-Landesverbände Berlin und Mecklenburg-Vorpommern wollen allerdings bei den Landtagswahlen im September gegen die Linkspartei antreten.

3.4.2006, Montag

Berlin: Bundesregierung und Wirtschaft wollen den Anstieg der Strompreise bremsen und die Abhängigkeit von Energieimporten senken. Beim ersten Energiegipfel im Bundeskanzleramt sagen die die Stromerzeuger zu, bis 2012 bis zu 70 Mrd. € zu investieren. Davon sollen rd. 30 Mrd. € in die konventionelle Stromerzeugung fließen, der Rest in erneuerbare Energien. Der vereinbarte Ausstieg aus der Atomenergie bleibt umstritten.

Maputo: Auf seiner zehntägigen Afrika-Reise trifft Bundespräsident Horst Köhler in Mosambik ein. Weitere Stationen sind am 6. April Madagaskar und am 9. April Botswana.

Nouadhibou: Bei dem Versuch, von Mauretanien auf die Kanarischen Inseln zu gelangen, ertrinken 32 afrikanische Flüchtlinge im Atlantik.

Canberra: Die Regierungen Australiens und der Volksrepublik China unterzeichnen einen Grundsatzvertrag über langfristige Uran-Lieferungen für chinesische Kernkraftwerke. In Australien befinden sich etwa 40% der weltweit bekannten Uran-Vorkommen.

Frankfurt am Main: Der deutsche Aktienindex DAX steigt erstmals seit Juli 2001 wieder über die Marke von 6000 Punkten, kann aber diese Marke nur bis zum 7. April behaupten.

4.4.2006, Dienstag

Kuwait: Zum ersten Mal in der Geschichte des Landes dürfen in Kuwait Frauen an einer Wahl teilnehmen. Es geht um die Nachwahl für einen Gemeinderatsposten.

Bangkok: Angesichts der Massenproteste im Zusammenhang mit der umstrittenen Parlamentswahl vom 2. April kündigt der thailändische Ministerpräsident Thaksin Shinawatra seinen Rücktritt an. Er will aber bis zur Wahl eines Nachfolgers im Amt bleiben.

Berlin: Der Bund darf nach einem Urteil des Verwaltungsgerichts Berlin im Ausland entführten Deutschen die Kosten für ihre Befreiung nicht in Rechnung stellen. Dafür gebe es keine Rechtsgrundlage. Die Richter entscheiden damit zugunsten einer Bundesbürgerin, die 2003 nach zehnwöchiger Geiselhaft in Kolumbien freigelassen worden war. Sie sollte nach dem Willen des Auswärtigen Amtes mehr als 12 600 € für einen Hubschrauberflug bezahlen

München: Als erstes Bundesland will Bayern verpflichtende Deutschkurse für ausländische Kinder einführen. Wer diese Tests nicht besteht, soll zu einer Sprachförderung im Umfang von 160 Stunden verpflichtet werden. Integrationsunwilligen Eltern drohen künftig Bußgelder.

5.4.2006, Mittwoch

Wermsdorf: Das aggressive Vogelgrippevirus H5N1 erfasst in Deutschland erstmals einen Geflügelzuchtbetrieb. Nachdem das Virus bei Puten in einem Nutztierbestand im sächsischen Wermsdorf bei Leipzig nachgewiesen wurde, beginnt sofort die Tötung des gesamten Bestandes von rd. 16 000 Tieren.

Stuttgart: Der Tarifstreit für die rd. 200 000 kommunalen Beschäftigten in Baden-Württemberg geht nach neun Wochen zu Ende. Mit einem neuen Arbeitszeitmodell steigt die Arbeitszeit für alle Beschäftigten von 38,5 auf 39 Stunden an.

Berlin: Das Bundeskabinett beschließt eine Reform des Unterhaltsrechts, wonach Kinder künftig bei Unterhaltszahlungen Vorrang vor den geschiedenen oder gegenwärtigen Ehepartnern haben sollen.

Straßburg: Nach monatelangem Ringen einigen sich das Europäische Parlament und die Regierungen der Mitgliedsländer auf die EU-Finanzen in den Jahren 2007 bis 2013. Der Finanzrahmen soll um 2 Mrd. auf 864,4 Mrd. € aufgestockt werden und das zusätzliche Geld vor allem in die Sicherheits- und Außenpolitik sowie Bildungsprogramme fließen.

6.4.2006, Donnerstag

Dschibuti: Bei einem Schiffsunglück vor der Küste Dschibutis kommen mindestens 72 Menschen ums Leben. Das stark überladene Boot kentert gleich nach dem Ablegen.

Karlsruhe: Der Bundesgerichtshof untersagt Werbeanzeigen für Handy-Klingeltöne in einer Jugendzeitschrift als wettbewerbswidrig, weil dadurch die geschäftliche Unerfahrenheit von Jugendlichen ausgenutzt werde. Bei der beanstandeten Werbung waren die Kosten laut Gericht nicht hinreichend überschaubar

7.4.2006, Freitag

Berlin: Nach wochenlangen Debatten setzt der Bundestag auf Wunsch der Opposition einen Untersuchungsausschuss zur BND-Affäre ein. Das Gremium soll vor allem die Entführung mutmaßlicher Terrorverdächtiger durch die CIA sowie den Einsatz des Bundesnachrichtendienstes im Irak-Krieg aufklären.

Berlin: Mit 385 von 581 abgegebenen Stimmen wählt der Bundestag die stellvertretende Vorsitzende der Linkspartei-Fraktion, Petra Pau, zur Bundestagsvizepräsidentin. Der den Linken zustehende Sitz war vakant, seitdem ihr Parteichef Lothar Bisky im November 2005 bei vier Wahlgängen nicht die erforderliche Mehrheit der Stimmen bekommen hatte.

Berlin: Der Bundesrat billigt eine neue Verordnung für die Legehennenhaltung, wonach die rd. 30 Mio. Käfighennen in Deutschland ihre Eier künftig in Kleinvolieren legen sollen, die doppelt so groß wie die früheren Batteriekäfige sind. Ein generelles Verbot für solche Kleinstkäfige ist damit vorerst vom Tisch.

Brüssel: Die Europäische Union und im Anschluss auch die USA stoppen bis auf weiteres die Finanzhilfe für die Palästinensergebiete. Zur Begründung heißt es, die jetzt regierende radikale Hamas sei der Forderung nach einem Gewaltverzicht und der Anerkennung des Existenzrechts Israels nicht nachgekommen.

Bagdad: Beim folgenschwersten Selbstmordanschlag im Irak seit fast sechs Monaten sterben während des traditionellen Freitagsgebets 79 Menschen in einer Schiiten-Moschee.

London: Im Plagiatsprozess um den Bestseller “Sakrileg” entscheidet ein britisches Gericht zu Gunsten des Verlages Random House. Demnach hat der Erfolgsautor Dan Brown das Copyright anderer Autoren nicht verletzt.

Frankfurt am Main: Bundestrainer Jürgen Klinsmann entscheidet sich gegen Oliver Kahn vom deutschen Rekordmeister FC Bayern München und für Jens Lehmann von Arsenal London als Nummer Eins im Tor der deutschen Nationalelf bei der Weltmeisterschaft 2006.

8.4.2006, Samstag

Minsk: Der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko wird nach seinem umstrittenen Wahlsieg für eine dritte Amtszeit vereidigt.

Hitzacker: Die Pegelstände in den norddeutschen Hochwassergebieten erreichen neue Rekordmarken. Bei einem Pegel von 7,60 m steht die niedersächsische Stadt Hitzacker ebenso unter Wasser wie Teile der historischen Altstadt von Lauenburg in Schleswig-Holstein. Gleichzeitig entspannt sich die Hochwasserlage in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg.

Schanghai: Die Rolling Stones absolvieren ihr erstes Konzert in China. Unter den rd. 8500 Zuhörern sind vor allem ausländische Geschäftsleute.

9.4.2006, Sonntag

Hamburg: Durch ein 26:25 gegen die SG Kronau/Östringen gewinnt der HSV Hamburg in eigener Halle erstmals den Pokal des Deutschen Handball-Bundes.

Augusta: Zum zweiten Mal nach 2004 gewinnt der US-Amerikaner Phil Mickelson das Masters der Golfprofis im US-Bundesstaat Georgia.

Baikonur: Nach mehr als sechs Monaten auf der Internationalen Raumstation ISS kehrt die zwölfte Besatzung sicher zur Erde zurück. An Bord ist auch der brasilianische Raumfahrer Marcos Pontes, der die Station eine Woche besucht hatte.

Kathmandu: Trotz Ausgangssperren, Schießbefehl der Sicherheitskräfte und Massenfestnahmen demonstrieren in Nepal erneut tausende Menschen in mehreren Städten gegen die Alleinherrschaft von König Gyanendra. Drei Demonstranten werden bei Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften getötet.

Berlin: Im Internet taucht eine neue Videobotschaft von den beiden seit dem 24. Januar im Irak entführten deutschen Technikern Thomas Nitzschke und Rene Bräunlich auf. Darin drohen die Entführer mit der Ermordung der beiden Geiseln.

10.4.2006, Montag

Berlin: Der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck erklärt aus gesundheitlichen Gründen überraschend seinen Rücktritt als Vorsitzender der SPD. Nachfolger soll der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck werden.

Rom: Aus den zweitägigen Parlamentswahlen in Italien geht der bisherige Oppositionsführer Romano Prodi als knapper Sieger hervor. Nach dem endgültigen Ergebnis erringt Prodis Mitte-Links-Bündnis Unione im Abgeordnetenhaus 348 Sitze und die bisherige Rechts-Mitte-Koalition Casa della Libertà von Ministerpräsident Silvio Berlusconi stellt 281 Abgeordnete. Im Senat ist der Vorsprung von Prodis Bündnis mit 158 gegen 156 Sitze noch wesentlich knapper.

Paris: Nach gut elf Wochen dauernden Protesten von Schülern und Studenten zieht die französische Regierung ihr umstrittenes Gesetz zur Erstbeschäftigung zurück und verzichtet damit auf den Abbau des Kündigungsschutzes für Berufsanfänger. Die Entscheidung gilt als schwere Niederlage für Regierungschef Dominique de Villepin.

Luxemburg: Die Europäische Union setzt ihre direkte Unterstützung für die von der radikalislamischen Hamas-Organisation geführte palästinensische Regierung aus. Humanitäre Hilfen für die Bevölkerung sollen aber weiterhin geleistet werden. Die EU war bisher mit jährlich 500 Mio. € der wichtigste Geldgeber der Palästinenser.

München: Oliver Kahn (Bayern München) will der deutschen Fußball-Nationalelf bei der WM-Endrunde als Ersatztorhüter zur Verfügung stehen. Er beendet damit Spekulationen um einen vorzeitigen Rücktritt aus der DFB-Auswahl.

11.4.2006, Dienstag

Maschhad: In einer Fernsehansprache bezeichnet der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad sein Land als Atommacht. Der Iran werde weiter danach streben, eine Anreicherung von Uran auf industrieller Ebene zu erreichen und sich dabei an die internationalen Vereinbarungen halten.

Corleone: Nach 43 Jahren auf der Flucht wird auf Sizilien der meistgesuchte italienische Mafiaboss gefasst. Die Polizei nimmt den 73 Jahre alten Bernardo Provenzano in der Nähe der Stadt Corleone gefangen.

Karatschi: Bei einem Bombenanschlag auf eine Gebetsversammlung sunnitischer Muslime werden in Karatschi im Süden Pakistans mindestens 57 Menschen getötet. Nach dem Anschlag setzen aufgebrachte Jugendlicher Geschäfte und Autos in Brand.

Erfurt: Auf Geschäftsflügen gesammelte Bonusmeilen dürfen nicht privat genutzt werden. Mit diesem Urteil weist das Bundesarbeitsgericht die Klage eines Verkaufsleiters ab, der die auf Dienstreisen ins Ausland erworbenen Bonuspunkte privat nutzen wollte.

Brüssel: Die Stadt Essen wird gemeinsam mit dem Ruhrgebiet Europäische Kulturhauptstadt 2010. Die Ruhrmetropole setzt sich nach der Entscheidung einer von der EU-Kommission einberufenen Jury gegen das sächsische Görlitz und seine polnische Schwesterstadt Zgorzelec durch.

12.4.2006, Mittwoch

Hamburg: Einen Tag nach Eintracht Frankfurt qualifiziert sich der FC Bayern München durch ein 3:0 beim Regionalligisten FC St. Pauli für das DFB-Pokalfinale am 29. April.

Brüssel: Die EU-Kommission wirft der deutschen Bundesregierung Versäumnisse im Kampf gegen das Rauchen vor und droht mit rechtlichen Schritten. An den Folgen des Tabakkonsums sterben in der EU jährlich rd. 650 000 Menschen.

Paris: Im Eilverfahren billigt die französische Nationalversammlung eine Alternative zu dem monatelang umstrittenen Gesetz zum Ersteinstellungsvertrag. Anstelle des gescheiterten Gesetzes zur Aufhebung des Kündigungsschutzes für Berufsanfänger sind nun millionenschwere Subventionen zur Eingliederung von Jugendlichen in den Arbeitsmarkt vorgesehen.

13.4.2006, Donnerstag

Berlin: Im Prozess um den sog. Ehrenmord an der Deutsch-Türkin Hatun Sürücü verurteilt das Berliner Landgericht den zur Tatzeit 18-jährigen Todesschützen zu einer Jugendstrafe von neun Jahren und drei Monaten und spricht zwei weitere Brüder der Getöteten wegen Mangels an Beweisen frei. Das 23-jährige Mordopfer hatte sich von ihrem türkischen Ehemann getrennt und ihren kleinen Sohn allein erzogen. Sie war im Februar 2005 in Berlin auf offener Straße erschossen worden.

N’Djamena: Drei Wochen vor der Präsidentenwahl im Tschad greifen Rebellen der Vereinigten Front für den Wechsel (FUC) die Hauptstadt des zentralafrikanischen Landes an. Am 3. Mai stellt sich Präsident Idriss Déby, der 1990 durch einen Militärputsch an die Macht kam, zur Wiederwahl.

Islamabad: Das pakistanische Militär tötet bei einem Luftangriff in der Provinz Waziristan nahe der Grenze zu Afghanistan ein hochrangiges Mitglied der Terrorgruppe Al-Qaida. Es handelt sich um den wegen der Bombenanschläge auf US-Botschaften in Afrika im Jahr 1998 gesuchten Ägypter Mohsin Matwalli Atwah.

14.4.2006, Freitag

Bordeaux: Bei den Bahnrad-Weltmeisterschaften in Bordeaux gewinnt der Deutsche Robert Bartko zum dritten Mal in seiner Karriere nach 1999 und 2004 den WM-Titel in der Einer-Verfolgung.

Washington: Das US-Finanzministerium untersagt allen Bürgern des Landes Geschäfte mit der von der Hamas geführten palästinensischen Autonomiebehörde. Die USA betrachten die Hamas als terroristische Organisation.

15.4.2006, Samstag

Alexandria: Während der Beisetzung eines am Tag zuvor erstochenen Kopten gehen in der ägyptischen Stadt Christen und Muslime mit Steinen und Stöcken aufeinander los. Die Polizei setzt Tränengas ein, um die Angehörigen der Religionsgruppen zu trennen.

Smederevo: Wegen weiter steigender Wasserstände ruft die serbische Regierung in allen zehn Regionen der Republik den Notstand aus. Am kritischsten ist die Situation in Smederevo rd. 40 km östlich von Belgrad. Dort erreicht der Pegel der Donau 8,43 m und liegt damit etwa 40 cm über der bisherigen Rekordmarke.

16.4.2006, Sonntag

Potsdam: Ein 37-jähriger gebürtiger Äthiopier mit deutscher Staatsbürgerschaft wird in Potsdam von zwei Tätern angegriffen und lebensgefährlich verletzt. Zwei Tage später übernimmt die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen. Am 20. April werden zwei Deutsche als mutmaßliche Täter festgenommen.

Dublin: Zum ersten Mal seit 36 Jahren gedenken die irischen Streitkräfte wieder mit einer Parade des blutig niedergeschlagenen Osteraufstandes gegen die britische Herrschaft im Jahr 1916. Wegen des Nordirland-Konfliktes galt die Parade jahrelang als politisch inopportun.

Rom: In seiner ersten Osterpredigt ruft Papst Benedikt XVI. zu Kompromissen bei den Konflikten in der Welt auf. Im Atomstreit mit dem Iran fordert das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche eine für alle ehrenvolle Schlichtung.

Teheran: Auf einer internationalen Unterstützungskonferenz für die radikal-islamische Palästinenserorganisation Hamas kündigt der iranische Außenminister Manuchehr Mottaki an, dass sein Land die von der Hamas geführte palästinensische Autonomiebehörde mit 50 Mio. US-Dollar unterstützen will.

Manila: Anlässlich des Osterfestes wandelt die philippinische Präsidentin Gloria Macapagal Arroyo alle Todesurteile in lebenslange Haftstrafen um. Die Todesstrafe war auf den Philippinen 1987 abgeschafft, 1994 aber wieder eingeführt worden. Gegenwärtig sitzen dort 1205 Menschen in Todeszellen.

17.4.2006, Montag

Berlin: Die Eisbären Berlin gewinnen auch das dritte Playoff-Finale gegen die Düsseldorfer DEG Metro Stars und verteidigen erfolgreich den Titel des Deutschen Eishockey-Meisters.

Frankfurt am Main: Die Friedensbewegung in Deutschland meldet in einer Bilanz der Ostermärsche Veranstaltungen in 83 Städten mit mehrere zehntausend Menschen. Die größte Demonstration mit rd. 12 000 Teilnehmern richtete sich am 16. April gegen den geplanten Übungsbetrieb der Bundeswehr in der Kyritz-Ruppiner Heide in Nordbrandenburg.

Tel Aviv: In einem Schnellimbiss sprengt sich ein palästinensischer Selbstmordattentäter in die Luft und reißt neun Menschen mit in den Tod. Die im palästinensischen Autonomiegebiet regierende Hamas bezeichnet den Anschlag in Tel Aviv als »Selbstverteidigung« und Widerstand gegen die israelische Besatzung.

18.4.2006, Dienstag

New York: Der anhaltende Streit um das iranische Atomprogramm lässt den Ölpreis in den USA erstmals auf über 71 US-Dollar je Barrel (159 Liter) ansteigen. Damit liegt der Preis für US-Öl noch höher als der bisherige Rekordpreis, der im August 2005 nach Hurrikan »Katrina« erreicht worden war.

Washington: Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) erklärt bei einem Besuch in den USA die deutsche Bereitschaft, das Holocaust-Archiv im hessischen Bad Arolsen für Historiker zu öffnen. In bislang nur den unmittelbaren Angehörigen der Opfer zugänglichen Archiv des Internationalen Suchdienstes des Roten Kreuzes liegen Dokumente über das Schicksal von 17 Mio. KZ-Häftlingen und Zwangsarbeitern.

19.4.2006, Mittwoch

Rom: Das Oberste Gerichts Italiens bestätigt den Sieg der Mitte-links-Allianz von Oppositionsführer Romano Prodi bei Parlamentswahlen am 9./10. April. Zuvor waren mehrere tausend Stimmzettel offiziell überprüft worden. Der bisherige Ministerpräsident Silvio Berlusconi will seine Niederlage dennoch nicht anerkennen.

New York: Nach dem ergebnislosen Ausgang der Gespräche über das iranische Nuklearprogramm können sich die fünf Veto-Mächte des UN-Sicherheitsrates nicht auf einen gemeinsamen Kurs gegen die Atompläne Irans einigen. US-Außenministerin Condoleezza Rice droht dem Iran am folgenden Tag mit einer “Koalition der Willigen”, sollte sich der UN-Sicherheitsrat nicht auf ein entschlossenes Vorgehen einigen.

Washington: Unter dem Eindruck sinkender Umfragewerte entlässt US-Präsident George W. Bush seinen bisherigen Sprecher Scott McClellan und beschneidet die Kompetenzen seines Vertrauten Karl Rove.

Seoul: Das südkoreanische Parlament bestätigt mit 182 zu 77 Stimmen die Abgeordnete Han Myung Sook von der regierenden Partei Uri als neue Ministerpräsidentin. Damit führt erstmals in der Geschichte des Landes eine Frau die Regierungsgeschäfte.

20.4.2006, Donnerstag

Kathmandu: Mit Waffengewalt versuchen Sicherheitskräfte in Nepal, eine Massenkundgebung gegen den autoritär herrschenden König Gyanendra zu verhindern. Dabei werden in der Hauptstadt Kathmandu mindestens drei Menschen getötet.

Washington: Als Höhepunkt seines viertägigen US-Besuches trifft Chinas Präsident Hu Jintao im Weißen Haus mit US-Präsident Georg. W. Bush zusammen. Bei wichtigen Themen wie Handelsfragen und dem Streit um das iranische Atomprogramm wird keine Einigung erzielt.

Berlin: Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) geht mit der katholischen und der evangelischen Kirche in Deutschland ein »Bündnis für Erziehung« ein mit dem erklärten Ziel, Kindern schon von klein auf Werte zu vermitteln und auch den Eltern Orientierung und Unterstützung zu bieten. Die Ministerin verweist dabei u. a. auf die große Erfahrung der Kirchen, die 72% der Kindergartenplätze in freier Trägerschaft stellten.

21.4.2006, Freitag

Kathmandu: Unter dem Eindruck anhaltender Massenproteste gegen seine Alleinherrschaft kündigt Nepals König Gyanendra an, die Macht an das Volk zurückzugeben und stellt baldige Parlamentswahlen in Aussicht.

Port-au-Prince: In der karibischen Krisenrepublik Haiti wird zwei Jahre nach dem Sturz von Präsident Jean-Bertrand Aristide ein neues Parlament gewählt.

Washington: Die 184 Mitglieder der Weltbank einigen sich im Verlauf der gemeinsamen Frühjahrstagung mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) auf den bislang umfangreichsten SchuldenErlass für arme Länder, von dem in den kommenden Jahren mehr als 40 überwiegend afrikanische Länder profitieren sollen. Allerdings ist der SchuldenErlass an Maßnahmen zur Bekämpfung von Armut und Korruption geknöpft.

Lagos: Als erstes afrikanisches Land tilgt Nigeria seine Schulden beim Pariser Club, einem Zusammenschluss westlicher Gläubigerstaaten.

Windsor: Großbritannien feiert den 80. Geburtstag von Königin Elizabeth II.. Mit einer Amtszeit von mehr als 54 Jahren ist sie die mit Abstand dienstälteste Monarchin der Welt.

22.4.2006, Samstag

Halberstadt: In Sachsen-Anhalt demonstrieren rd. 6000 Menschen gegen einen Aufmarsch von Neonazis in Halberstadt.

Berlin: Der Berliner Landesverband der Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG) spricht sich für einen eigenständigen Auftritt bei der Wahl für das Abgeordnetenhaus im September aus. Ein Landesparteitag lehnt mit großer Mehrheit ein Zusammengehen mit der Linkspartei ab.

Bagdad: Das irakische Parlament wählt nach monatelangem Streit um die künftige Regierung des Landes den Kurden Dschalal Talabani für eine zweite Amtszeit als Präsident. Er beauftragt daraufhin den Schiiten Nuri al-Maliki mit der Leitung der neuen Regierung. Maliki wird auch von den wichtigsten sunnitischen und kurdischen Bündnissen unterstützt. Zum Parlamentspräsidenten wird der Sunnit Mahmud al Maschadani gewählt.

Düsseldorf: Die IG-Metall und die Arbeitgeber einigen sich in Nordrhein-Westfalen auf eine Lohnerhöhung von 3% und Einmalzahlungen von 310 € für die Monate März, April und Mai. Bei der Einmalzahlung wird erstmals der Einstieg in eine flexible Entlohnung vereinbart. Der Tarifvertrag soll ab 1. Juni in Kraft treten und gilt für zehn Monate. Der Tarifvertrag von NRW hat Pilotcharakter für die ganze Branche.

Mannheim: Durch technischen K.o. in der siebten Runde gegen Chris Byrd (USA) sichert sich der ukrainische Schwergewichtler Wladimir Klitschko den Titel des Weltverbandes IBF sowie des unbedeutenden IBO. Für Klitschko ist es der 46. Sieg im 49. Profi-Kampf.

23.4.2006, Sonntag

Dubai: Der arabische Fernsehsender Al-Jazeera strahlt eine offenbar von dem Terroristenführer Osama bin Laden stammende Tonbanderklärung aus. Darin wirft der Al-Qaida-Führer dem Westen vor, einen Kreuzzug gegen den Islam zu führen und kritisiert vor allem die westliche Kritik an der palästinensischen Hamas-Regierung.

Budapest: Die regierende sozialliberale Koalition von Ministerpräsident Ferenc Gyurcsany geht auch aus der zweiten Runde der Parlamentswahl als Sieger hervor. Seine Sozialistische Partei (MSZP) und der mit ihr verbündete Bund Freier Demokraten (SzDSz) erringt 210 der 386 Sitze im Parlament. Damit wird erstmals seit 1990 eine ungarische Regierung im Amt bestätigt.

Hannover: Der indische Premierminister Manmohan Singh und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eröffnen die Hannover-Messe. Im Mittelpunkt der politischen Gespräche des viertägigen Staatsbesuchs stehen die Zusammenarbeit bei Infrastruktur, Energiepolitik und Terrorismusbekämpfung.

24.4.2006, Montag

Berlin: Mit der Berufung einer 69 Mitglieder starken Kommission unter Leitung von Generalsekretär Ronald Pofalla leitet die CDU-Führung einen auf zwei Jahre angelegten Prozess der programmatischen Erneuerung der Partei ein.

Berlin: Der designierte SPD-Chef Kurt Beck legt ein Papier mit Leitlinien für ein neues Parteiprogramm vor. Darin setzt Beck auf einen “vorsorgenden Sozialstaat”, der stärker als bisher durch Steuermittel finanziert werden soll.

Magdeburg: Mit 60 von 96 gültigen Stimmen wählt der Landtag den CDU-Politiker Wolfgang Böhmer erneut zum Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt. Er steht künftig an der Spitze einer CDU/SPD-Regierung, nachdem das bisherige schwarz-gelbe Bündnis am 26. März abgewählt worden war. CDU und SPD stellen in der neuen Landesregierung je vier Minister.

Dahab: Bei koordinierten Anschlägen in zwei Restaurants und an einem Supermarkt im ägyptischen Badeort Dahab im Süden der Sinai-Halbinsel werden 20 Einheimische und drei Ausländer getötet. Bereits im Oktober 2004 und im Juli 2005 waren Touristenzentren auf der Sinai-Halbinsel Ziel von Anschlägen.

25.4.2006, Dienstag

Hanoi: Die in Vietnam herrschende Kommunistische Partei bestätigt den als reformorientiert geltenden Generalsekretär Nong Duc Manh in seinem Amt. Er kündigt eine weitere Beschleunigung wirtschaftlicher Reformen und einen verstärkten Kampf gegen die Korruption an.

Bagdad: Zwei Tage nach Veröffentlichung einer Tonbandbotschaft von Osama bin Laden meldet sich auch der Anführer der Al-Qida-Terroristen im Irak, Abu Mussab al Sarkawi, erstmals im Internet zu Wort. In einer Videobotschaft kündigt der gebürtige Jordanier die Fortsetzung seines Kampfes gegen den Westen und neue Anschläge im Irak an.

Auschwitz: Mit einem »Marsch der Lebenden« gedenken im ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslager Ausschwitz-Birkenauau rd. 8000 Menschen der Opfer des NS-Völkermords.

New York: Der UN-Weltsicherheitsrat ermächtigt durch Annahme einer entsprechenden Resolution die Europäische Union zur Absicherung der ersten Präsidenten- und Parlamentswahl in der Demokratischen Republik Kongo. Die EU-Truppe soll während der Wahl die 17 000 UN-Soldaten unterstützen.

Berlin: Das Bundeskabinett verabschiedet ein 16 Punkte umfassendes Gesetz, welches vor allem für Mittelständler spürbare Erleichterungen bringen soll. So sollen u. a. komplexe Buchführungsvorgaben und aufwändige statistische Erhebungen künftig nicht mehr vorgeschrieben sein.

26.4.2006, Mittwoch

Kiew: In der ukrainischen Hauptstadt und anderen Städten der ehemaligen Sowjetunion gedenken zehntausende Menschen der Atomreaktor-Katastrophe von Tschernobyl am 26. April 1986. Die Explosion des vierten Reaktorblocks im Atomkraftwerk Tschernobyl und die dadurch ausgelöste radioaktive Strahlung forderte nach unterschiedlichen Schätzungen zwischen 10 000 und 100 000 Todesopfer.

New York: Das Vogelgrippe-Virus des Subtyps H5N1 hat nach UN-Angaben in 45 Ländern bisher mehr als 100 Menschen getötet.

27.4.2006, Donnerstag

Karlsruhe: Im Streit um die exklusive Vermarktung der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland erleidet der Fußball-Weltverband FIFA eine Niederlage. Nach einer Entscheidung des Bundesgerichtshofes kann sich die FIFA den Begriff »Fußball WM 2006« nicht als Marke schützen lassen. Gegen den für mehr als 860 Waren und Dienstleistungen offizieller WM-Sponsoren eingetragenen Markenschutz hatte u. a. der Süßwarenhersteller Ferrero geklagt.

New York: Viereinhalb Jahre nach den Terroranschlägen auf die Zwillingstürme des World Trade Centers vom 11. September 2001 beginnen am Ground Zero die Bauarbeiten für den Freedom Tower, der mit seinen 541 m das höchste Gebäude der USA werden soll. V

Kathmandu: König Gyanendra ernennt Girija Prasad Koirala offiziell zum neuen Ministerpräsidenten. Noch vor der ersten Sitzung des wieder eingesetzten Parlaments am folgenden Tag rufen die maoistischen Rebellen eine einseitige Waffenruhe aus, die für drei Monate gelten soll.

Tomsk: Zum Abschluss der zweitägigen deutsch-russischen Regierungskonsultationen in der sibirischen Stadt werden im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel und des russischen Präsidenten Wladimir Putin mehrere Wirtschaftsabkommen unterzeichnet. Der russische Energiekonzern Gasprom will die BASF an der Erschließung eines westsibirischen Gasfeldes beteiligen, gleichzeitig stockt Gasprom seinen Anteil an der deutschen Vertriebsgesellschaft Wingas auf.

Chroniknet