Was geschah im August 1947

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1.8.1947, Freitag

Die Hitzewelle in Europa hat Italien erreicht: In der Hauptstadt Rom werden 36 gemessen.

In Hamburg wird die erste deutsche Sauna-Großanlage eröffnet. Sie dient zugleich als Heil- und Kuranstalt.

2.8.1947, Samstag

Im Duell der deutschen Fußball-Altmeister verliert in Gelsenkirchen Schalke 04 gegen den 1. FC Nürnberg.

Neuer Staatspräsident von Uruguay wird Luis Batlle y Berres. Er tritt die Nachfolge des verstorbenen Staatspräsidenten Tomás Berreta an.

In Chile wird eine neue Regierung gebildet, die größtenteils aus Militär und Fachleuten besteht.

Sowjetische Truppen besetzen österreichische Ölraffinerien in der Lobau, die teilweise Eigentum britisch-US-amerikanischer Gesellschaften sind.

Die sowjetische Militärverwaltung in Deutschland weist die Behauptung des SPD-Vorsitzenden Kurt Schumacher zurück, wonach die SPD in der Ostzone verboten sei. Vielmehr habe es seit dem Zusammenschluss von SPD und KPD im April 1947 zur SED kein Gesuch um Neugründung der Sozialdemokratischen Partei gegeben.

3.8.1947, Sonntag

Nach Aufforderung durch die Vereinten Nationen stellen Niederländer und Indonesier die Kampfhandlungen in Indonesien ein.

Der VfR Mülheim gewinnt die inoffizielle deutsche Handball-Meisterschaft. In Oberhausen gewinnt der Verein 8:6 gegen Waldhof Mannheim.

4.8.1947, Montag

Nach sowjetischen Angaben befinden sich noch 34 italienische Staatsbürger in sowjetischen Kriegsgefangenenlagern. Mehr als 130 000 Italiener seien seit Kriegsende repatriiert worden.

Die Einrichtungen der Werften von Blohm & Voss in Hamburg werden von der Interalliierten Reparationskommission in Brüssel unter fünf Länder aufgeteilt (USA, Norwegen, Niederlande, Tschechoslowakei und Frankreich).

Anlässlich des Tages der Sowjetluftwaffe springen in Moskau sowjetische Fallschirmspringer aus 11 240 m Höhe ab. Die mit Atmungsgeräten ausgerüsteten Soldaten landen nach rund 20 Minuten.

5.8.1947, Dienstag

Bei einem Eisenbahnunglück auf der Route des Balkan-Express kommen in dem tschechoslowakischen Ort Sekula 22 Menschen ums Leben.

Bulgarien beantragt seine Aufnahme in die Vereinten Nationen (UNO).

In Seelisberg (Schweiz) endet eine seit dem 30. Juli tagende internationale Konferenz zur Bekämpfung des Antisemitismus. Die Tagungsteilnehmer fordern die Aufhebung aller Einwanderungsbeschränkungen für Juden, die nach Palästina einwandern wollen.

6.8.1947, Mittwoch

Die britische Militärregierung in Deutschland genehmigt das nordrhein-westfälische Gesetz zur Sozialisierung des Kohlebergbaus.

In Frankfurt am Main bezeichnet der stellvertretende Vorsitzende der SED, Walter Ulbricht, jeden Versuch das Ruhrgebiet politisch oder wirtschaftlich von Deutschland zu trennen, als die Vernichtung der politischen und wirtschaftlichen Einheit Deutschlands.

Der Premierminister von Großbritannien, Clement Attlee, fordert von der Bevölkerung des Landes Opfer zur Produktionssteigerung und Haushaltssicherung.

In Großbritannien halten anti-jüdische Ausschreitungen an. Anlass ist die Ermordung von zwei britischen Sergeanten in Palästina.

Während der Salzburger Festspiele wird Gottfried von Einems Oper “Dantons Tod” uraufgeführt.

Mit 38,5 herrschen in Wien die höchsten Temperaturen seit 1775.

7.8.1947, Donnerstag

Der norwegische Naturforscher Thor Heyerdahl gibt den Erfolg der Expedition “Kon-Tiki” bekannt.

Der US-amerikanische Außenminister George C. Marshall gibt bekannt, dass sein Land einen Kredit der Import-Export-Bank in Höhe von 7 Millionen US-Dollar an Ungarn gesperrt hat.

Der schleswig-holsteinische Landtag stimmt einer Gesetzesvorlage über die Verstaatlichung der Schlüsselindustrien zu. Davon sind die Kohlengruben und Bergwerke, die Eisen-, Stahl- und chemische Industrie sowie die Kraftwerke betroffen.

Vor einem US-Militärgericht in Dachau beginnt der Prozess gegen 19 Angehörige des Lagerpersonals des ehemaligen KZ Nordhausen.

8.8.1947, Freitag

Die sowjetische Militärverwaltung in Deutschland fordert von der Deutschen Reichsbahn in der Ostzone die Lieferung von Eisenbahnschienen. Daraufhin beginnt die Demontage mehrerer Bahnstrecken.

Im Berliner Krankenhaus Tempelhof beträgt das Durchschnittsgewicht der eingelieferten Männer 50 kg; das der Frauen 43 bis 45 kg.

Britische und deutsche Polizei führen in den Seebädern Timmendorfer Strand, Niendorf, Scharbeutz und Westerland auf Sylt Großrazzien durch. Die Untersuchungen richten sich vor allem gegen Preiswucher zum Nachteil der Kurgäste.

9.8.1947, Samstag

In Moisson (Frankreich) findet das erste internationale Pfadfindertreffen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs statt.

Gegenwärtig kommen in Deutschland auf 100 Männer 125 Frauen. In Berlin gibt es z. B. fast eineinhalb mehr weibliche als männliche Bewohner.

10.8.1947, Sonntag

Der US-amerikanische Militärgouverneur in Deutschland, General Lucius D. Clay, gibt bekannt, dass die Rüstungsindustrie in der US-Zone abgebaut sei und rund acht Millionen deutsche Kriegsgefangene entlassen worden seien.

In Frankreich wird der Brotpreis von der Regierung um mehr als 100% heraufgesetzt.

Bei einem Zugunglück in der Nähe der britischen Stadt Doncaster kommen 15 Fahrgäste ums Leben; 50 weitere werden verletzt.

Nach 78:05:11 h beendet der US-amerikanische Pilot William P. Odom in Chicago einen Weltrekordflug um die Erde.

11.8.1947, Montag

Die Vertreter Großbritanniens und der USA im Alliierten Kontrollrat in Berlin teilen dem Vertreter der UdSSR mit, dass die Zuteilung weiterer Reparationen von dem Abschluss eines neuen Vertrages über das deutsche Industrieniveau und der Verwirklichung der Wirtschaftseinheit Deutschlands abhängig gemacht werden müsse.

12.8.1947, Dienstag

Der Rest der japanischen Kriegsflotte wird im Losverfahren zwischen China, den USA, Großbritannien und der UdSSR verteilt.

Das von der britischen Regierung verkündete Notprogramm; zur Behebung der Wirtschaftskrise des Landes tritt in Kraft.

Deutsche Exporteure erhalten von den britischen und US-amerikanischen Besatzungsbehörden die Genehmigung, sich künftig 10% ihrer Verkaufserlöse in Devisen gutschreiben zu lassen.

Die Alliierte Kommandantur in Berlin lehnt es endgültig ab, Ernst Reuter als Berliner Oberbürgermeister zu bestätigen.

13.8.1947, Mittwoch

Zwischen der deutschen Bizone und Jugoslawien wird ein Handelsabkommen abgeschlossen.

Bei einem Fußball-Länderspiel in Warschau besiegt Rumänien die polnische Mannschaft 2:1.

14.8.1947, Donnerstag

Die USA erlassen Italien die im Friedensvertrag festgelegten Zahlungsverpflichtungen.

In der neuen pakistanischen Hauptstadt Karatschi finden die Feiern zur Unabhängigkeit statt.

Von einem US-Militärgericht in Dachau werden von 31 Angehörigen des Personals des ehemaligen KZ Buchenwald 22 zum Tode verurteilt. Fünf Angeklagte erhalten lebenslängliche Zuchthausstrafen.

In Nürnberg wird die Anklageschrift gegen Alfried Krupp von Bohlen und Halbach und zwölf ehemalige Direktoren des Krupp-Konzerns unterzeichnet.

15.8.1947, Freitag

Indien erhält im Rahmen des Commonwealth seine Unabhängigkeit von Großbritannien. Gleichzeitig wird in den überwiegend islamischen Teilen Indiens der Staat Pakistan gegründet.

In Petropolis in der Nähe von Rio de Janeiro treten die Außenminister von 19 amerikanischen Staaten zu einer panamerikanischen Konferenz zusammen.

Der CDU-Parteitag der britischen Besatzungszone Deutschlands wählt Konrad Adenauer wieder in das Amt des Vorsitzenden.

Bei einem Grubenunglück in Whitehaven (Großbritannien) kommen 104 Bergleute ums Leben.

16.8.1947, Samstag

In Bulgariens Hauptstadt Sofia wird der Führer der oppositionellen Agrarpartei, Nikola Petkoff, zum Tod verurteilt.

Die australische Regierung beschließt die Verstaatlichung aller Privatbanken des Landes.

Der sowjetische Militärgouverneur in Deutschland, Marschall Wassili D. Sokolowski, ordnet die Einstellung der Entnazifizierung in der Ostzone an.

17.8.1947, Sonntag

In Krakau beginnt ein Prozess gegen Anhänger der polnischen Bauernpartei. Ihnen wird Spionagetätigkeit vor geworfen.

In einem Boxkampf um die Deutsche Weltergewichtsmeisterschaft in Hannover erreicht Titelverteidiger Gustav Eder ein Unentschieden gegen Walter Blumental.

18.8.1947, Montag

Im spanischen Cádiz kommen bei der Explosion eines Marinearsenals mindestens 300 Menschen ums Leben die Zahl der Verletzten wird auf über 5000 geschätzt.

In Hannover wird die Exportmesse (bis 7.9.) durch den Präsidenten des bizonalen Wirtschaftsrates, Erich Köhler, eröffnet.

Der UNO-Sicherheitsrat stimmt der Aufnahme des Jemen und Pakistans in die Vereinten Nationen zu.

In Hamburg tritt der neugebildete Flüchtlingsrat für die britische Zone zu seiner ersten Sitzung zusammen.

74% aller Deutschen glauben an die Möglichkeit eines dritten Weltkrieges. Dies ergibt eine repräsentative Befragung von 10 000 Erwachsenen durch ein Düsseldorfer Meinungsforschungsinstitut.

19.8.1947, Dienstag

Die Kosten für die Besatzung der vier Zonen Deutschlands betragen jährlich 7,5 Milliarden Reichsmark, diejenigen für Berlin weitere 700 Millionen Reichsmark.

Die deutschen Handelsverwaltungen in Berlin und Minden vereinbaren die Einsetzung von Zweizonenausschüssen. Dadurch sollen die Handelsbeziehungen innerhalb der Bizone sowie mit der sowjetischen Besatzungszone gefördert werden.

Nach einem Bericht der Evangelischen Frauenarbeit Deutschlands befinden sich noch rund 20 000 weibliche Angehörige der ehemaligen deutschen Wehrmacht in sowjetischer Kriegsgefangenschaft.

Wegen des Mangels an Arbeitsplätzen wollen mehr als eine Million junge Briten auswandern.

20.8.1947, Mittwoch

Ein Düsenflugzeug der US-Marine vom Typ “Skylark” stellt im US-Bundesstaat Kalifornien mit 1031 km/h einen neuen Geschwindigkeitsweltrekord auf.

Nach mehrtägigen Waldbränden in der Wahner Heide bei Köln sind rund 500 ha Wald und Heidefläche vernichtet worden.

Die chilenische Regierung gibt bekannt, dass sie alle kommunistischen Beamten entlassen wird.

In der indischen Provinz Pandschab kommt es wiederholt zu schweren Unruhen zwischen Moslems und Hindus.

Im Prozess gegen die nationalsozialistischen Ärzte verurteilt ein US-amerikanisches Militärgericht in Nürnberg sieben Angeklagte zum Tode.

Nach Angaben des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin betrug der Absatz der deutschen Industrie in allen vier Zonen 1946 22,7 Milliarden Reichsmark.

21.8.1947, Donnerstag

Der UNO-Sicherheitsrat lehnt die Aufnahme Italiens, Österreichs, Rumäniens und Bulgariens in die Vereinten Nationen ab.

87 078 deutsche Kriegsgefangene in Frankreich entschließen sich, als freie Arbeiter im Lande zubleiben.

In den polnisch verwalteten ehemaligen deutschen Ostgebieten liegt rund ein Drittel der landwirtschaftlichen Anbaufläche brach. Dies teilt die polnische Militärmission in Berlin mit.

Die katholische Deutsche Bischofskonferenz tagt unter dem Vorsitz des Erzbischofs von Köln, Kardinal Josef Frings. Sie appelliert an die Alliierten die Kriegsgefangenen freizulassen.

Nach einer Mitteilung des brandenburgischen Ministers für Wirtschaftsplanung, Heinrich Rau (SED), benötigt die Ostzone dringend mehr als 28 000 Arbeitskräfte.

Ein US-Militärgericht in Dachau verurteilt vier Angehörige des Wachpersonals des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen zum Tode.

22.8.1947, Freitag

Bei einer Grubenexplosion im britischen Anfield Plain kommen zehn Bergleute ums Leben.

Aufständische Sikhs töten im indischen Pandschab etwa 1500 Moslems.

4500 Juden, denen die Einreise nach Palästina von den britischen Behörden nicht gestattet wurde, weigern sich, ihre nach Frankreich umgeleiteten Schiffe zu verlassen.

Großbritannien appelliert an alle seine Kolonien, bei der Bewältigung der gegenwärtigen Wirtschaftskrise des Landes zu helfen.

23.8.1947, Samstag

Der griechische Ministerpräsident Demetrios Maximos tritt zurück, nachdem seine Bemühungen, alle politischen Kräfte im Land gegen die Kommunisten zu vereinigen, gescheitert sind.

Das rumänische Parlament ratifiziert den Friedensvertrag, der mit den Alliierten Siegermächten des Zweiten Weltkrieges ausgehandelt und am 10. Februar in Paris unterzeichnet worden war.

Bei einem Zugbrand in der Nähe von Berlin werden 23 Personen getötet und 50 verletzt.

Im britischen Bergbau wird wieder die Sechstagewoche eingeführt, um den Kampf gegen die Wirtschaftskrise zu unterstützen.

Der SPD-Vorsitzende Kurt Schumacher fordert auf einer Versammlung in Hannover die Übertragung der Verwaltung des Ruhrgebiets in deutsche Hände und die Rückgabe der in sowjetisches Eigentum überführten Industriebetriebe in der Ostzone.

25.8.1947, Montag

Das bulgarische Parlament ratifiziert den Friedensvertrag, der mit den Alliierten Siegermächten ausgehandelt und am 10. Februar in Paris unterzeichnet wurde.

Die französische Regierung bittet die USA um Unterstützung zur Behebung der Wirtschaftskrise des Landes.

Der US-amerikanische Marineoffizier Marion Carl stellt mit einem Düsenflugzeug vom Typ Douglas “Skystreak” einen Geschwindigkeitsweltrekord auf: Er erreicht im US-Bundesstaat Kalifornien 1056 km/h.

Die Gemeinde von Kneitlingen am Elm setzt ihrem Sohn Till Eulenspiegel ein Denkmal. Das bereits 1939 fertiggestellte Denkmal war in einer Garage aufgefunden worden.

26.8.1947, Dienstag

Der sowjetische Oberstleutnant Wassili Romaniuk stellt über dem Wolgagebiet einen neuen Weltrekord im Fallschirmspringen auf, indem er aus 13 400 m abspringt und nach 21 Minuten auf der Erde landet.

Die bulgarische Nationalversammlung beschließt die Auflösung der Bauernpartei des hingerichteten Oppositionspolitikers Nikola Petkoff.

Der UNO-Sicherheitsrat verabschiedet eine Resolution, in der eine friedliche Regelung der Indonesien-Frage angestrebt wird.

27.8.1947, Mittwoch

Dänemark tritt mit den USA in Verhandlungen über die US-amerikanischen Stützpunkte auf Grönland.

Die französische Nationalversammlung berät das neue Autonomiestatut für Algerien.

Frankreich beginnt in Indochina Bao Dai, den früheren Kaiser von Annam zu unterstützen. Damit wird eine Politik der nominellen Unabhängigkeit Vietnams im Rahmen eines Frankreich assoziierten Staates verfolgt.

Die britische Regierung ergreift auf dem Gebiet der Lebensmittelversorgung sowie des Transportwesens Notstandsmaßnahmen.

In London endet eine am 22. August begonnene Konferenz von Vertretern der US-amerikanischen, britischen und französischen Regierung über das Industrieniveau in der deutschen Bizone.

28.8.1947, Donnerstag

Luxemburg erhält von der Internationalen Wiederaufbaubank ein Darlehen in Höhe von 12 Millionen US Dollar.

29.8.1947, Freitag

In der Bizone wird der Industrieplan des Alliierten Kontrollrats revidiert. Das Wirtschaftspotential soll erhöht, die Ernährungslage verbessert und der Umfang der Demontagen eingeschränkt werden.

Das Präsidium des Obersten Sowjet ratifiziert die am 10. Februar paraphierten Friedensverträge mit den während des Zweiten Weltkriegs mit Deutschland verbündeten Staaten.

Chroniknet