Was geschah im Dezember 1904

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Wetterstationen Dezember 1904

1.12.1904, Donnerstag

In Gelsenkirchen endet der sog. Wasserwerksprozess mit milden Urteilen für die vier Angeklagten.

Die Weltausstellung in St. Louis schließt ihre Tore.

2.12.1904, Freitag

Auf einer Tagung in Belfast beschließen die unionistischen Abgeordneten im britischen Unterhaus, sich enger zusammenzuschließen, um gegen alle Versuche, eine größere Selbständigkeit für Irland durchzusetzen, besser vorgehen zu können.

Der serbische Ministerpräsident Sava Grujic tritt mit seinem Kabinett zurück. Nachfolger wird am 10. Dezember Nikola Pašic.

3.12.1904, Samstag

Finanzminister Hermann von Stengel zeichnet im Deutschen Reichstag anlässlich der Vorstellung des Haushalts für 1905 ein düsteres Bild der Finanzlage. Die Ausgaben sind wegen der Kosten für die Kämpfe in Deutsch-Südwestafrika und der Aufrüstung von Heer und Marine drastisch gestiegen. Laut Stengel ist eine Anleihe von 293 Mio. Mark notwendig, um den Haushalt auszugleichen. Die jährlichen Zinszahlungen betragen bereits 113 Mio. Mark.

Anlässlich der Einweihung einer deutschen “akademischen Lesehalle” kommt es in Prag zu Auseinandersetzungen zwischen deutschsprachigen und tschechischen Studenten.

4.12.1904, Sonntag

Starke Schneefälle führen in Spanien zu erheblichen Behinderungen des Straßen- und Eisenbahnverkehrs.

Der italienische Thronfolger Umberto wird in Rom getauft. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. lässt sich bei den Feierlichkeiten durch Prinz Albrecht von Preußen vertreten.

Zahlreiche Rechtsanwälte in St. Petersburg und Moskau sprechen sich auf Versammlungen und in Erklärungen für politische Reformen aus. Die Voraussetzungen für eine ordentliche Justiz seien die garantierte Unverletzlichkeit der Person, die Freiheit der Presse und das Bestehen einer Volksvertretung.

5.12.1904, Montag

Unter großen Verlusten erstürmen die japanischen Truppen vor Port Arthur den bisher von den Russen gehaltenen wichtigen 203-m-Hügel.

Auf der Stinnes-Zeche Bruchstraße in Langendreer (heute zu Bochum) treten die Bergleute in den Streik. Anlass für den Arbeitskampf ist die Verlängerung der Schichtdauer.

Die Zweite Kammer des sächsischen Parlaments billigt eine Vorlage, die den Betrag der Zivilliste für König Friedrich August III. auf jährlich 3,55 Mio. Mark festsetzt. Die Schwester des Königs, Prinzessin Mathilde, erhält eine jährliche Apanage in Höhe von 37 000 Mark.

6.12.1904, Dienstag

Anlässlich der Eröffnung des Kongresses bekräftigt der wiedergewählte US-Präsident Theodore Roosevelt in seiner “Botschaft an die Nation” das politische Recht der USA, in der Karibik und in Südamerika politisch und militärisch zu intervenieren.

Im Mittelpunkt der zweitägigen Konferenz des sechsten preußischen Städtetags in Berlin steht die Wohnungs- und Baupolitik. Die unter dem Vorsitz des Berliner Oberbürgermeisters Martin Kirschner tagende Versammlung spricht sich einstimmig für ein gesetzliches Eingreifen des Staats aus, um die Missstände auf dem Wohnungssektor zu beheben.

Das Deutsche Reich und Russland schließen Verträge zur Herstellung von Eisenbahnverbindungen zwischen den beiden Ländern.

Das österreichische Parlament berät einen Gesetzentwurf über einen besseren Schutz der Auswanderer. Die Vorlage sieht u.a. die Beratung der Auswanderer durch staatliche Stellen und private Vereine vor.

7.12.1904, Mittwoch

Die Bremer Bürgerschaft hat sich für die Einrichtung sog. Arbeiterkammern als gesetzliche Vertretung der Arbeiter ausgesprochen. Sie stimmt einem sozialdemokratischen Antrag zu, den Bremer Vertreter beim deutschen Bundesrat zu beauftragen, einen Vorstoß für ein entsprechendes Gesetz zu unternehmen.

Preußen schließt mit Lübeck einen Vertrag über eine Lotteriegemeinschaft. Für eine von Preußen zu zahlende Entschädigung soll die Lübecker Staatslotterie eingestellt werden.

8.12.1904, Donnerstag

Unter dem Druck der Wiener Regierung bestraft die Türkei eine Reihe von Beamten, die im Oktober 1904 das österreichisch-ungarische Postamt in der Stadt Skutari angegriffen hatten. Österreich-Ungarn drohte daraufhin mit einer “militärischen Demonstration”.

9.12.1904, Freitag

Der finnische Landtag wird in Helsinki eröffnet. In einer verlesenen Thronrede betont Zar Nikolaus II., dass eine Reihe von Ausnahmegesetzen wieder aufgehoben werden könnten, wenn die Finnen ihren Widerstand gegen die russische Politik aufgeben würden.

In einem Schreiben an Reichskanzler Bernhard Graf von Bülow beschwert sich die Direktion der Stettiner Vulcanwerft, die zum Krupp-Konzern gehörende Kieler Germania-Werft werde bei der Vergabe von russischen Rüstungsaufträgen bevorzugt. Ursache dafür sei eine Empfehlung Kaiser Wilhelms II. an Zar Nikolaus II. In einer Antwort wird klargestellt, der Kaiser habe alle Werften empfohlen.

Der Vizekönig und Generalgouverneur von Indien, George Nathaniel Curzon, kündigt in einer Rede in Bombay eine Reform des indischen Verteidigungssystems an. Damit solle die Sicherheit des Landes verbessert werden. Großbritannien sieht vor allem in der russischen Expansion in Asien eine Bedrohung seiner Kolonie.

Die britische Regierung gibt Pläne für ein Neuorganisation der britischen Marine bekannt. Die Maßnahmen, die zum 1. Januar 1905 in Kraft treten, betreffen die Verteilung und die Mobilisierung der verschiedenen Geschwader. Die Verbände im Ärmelkanal und um die Britischen Inseln herum werden verstärkt.

In Wien demonstrieren 800 deutschsprachige Studenten gegen das Verhalten des Universitätsrektors. Die Proteste der Nationalisten richten sich gegen die Mehrsprachigkeit an der Hochschule. Wegen der Unruhen wird die Wiener Universität vorerst geschlossen.

10.12.1904, Samstag

In der Woche vom 10. bis zum 17. Dezember überschreitet die Einwohnerzahl von Berlin nach Angaben des statistischen Amts der Reichshauptstadt die Zweimillionengrenze.

Unter der Leitung des früheren ungarischen Ministerpräsidenten Sándor Wekerle entsteht in Budapest ein “Mitteleuropäischer Wirtschaftsverein”. Er tritt wie der deutsche Verein gleichen Namens für eine stärkere wirtschaftliche Zusammenarbeit der Staaten Mitteleuropas ein.

In den Hauptstädten Schwedens und Norwegens, Stockholm und Christiania (Oslo), werden die diesjährigen Nobelpreise verliehen.

11.12.1904, Sonntag

In verschiedenen russischen Universitätsstädten, besonders in Moskau und St. Petersburg, demonstrieren Studenten und Arbeiter gegen die Regierung und für politische Reformen. Polizei und Kosaken gehen gegen die Demonstranten vor.

12.12.1904, Montag

Im ungarischen Abgeordnetenhaus in Budapest demolieren Abgeordnete der Opposition aus Protest gegen die von der Regierung am 18. November neu eingeführte Geschäftsordnung einen Teil des Sitzungssaals.

In einer Entschließung verlangt der Reichstag in Berlin von der Regierung die baldige Vorlage eines Gesetzentwurfs, der das Bergrecht im Deutschen Reich einheitlich regelt. Dabei soll auch ein umfassender Arbeiterschutz für die Bergleute berücksichtigt werden.

Die Hansestadt Hamburg und die Verwaltung der Preußisch-Hessischen Staatsbahnen vereinbaren den Ausbau der Bahnverbindung zwischen dem Hamburger Hauptbahnhof und Ohlsdorf.

13.12.1904, Dienstag

Im Königlichen Opernhaus in Berlin findet in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II. die Uraufführung der Oper “Der Roland von Berlin” statt. Der Kaiser hatte das Stück bei dem italienischen Komponisten Ruggiero Leoncavallo in Auftrag gegeben.

14.12.1904, Mittwoch

Weil der spanische König Alfons XIII. eine von der Regierung vorgeschlagene Ernennung für den Posten des Generalstabschefs ablehnt, tritt der spanische Ministerpräsident Antonio Maura y Montaner mit seinem Kabinett zurück. Neuer Ministerpräsident wird am 16. Dezember Marcelo de Azcárraga y Palmero. Er hatte dieses Amt bereits 1897 und 1900/01 inne.

In Australien wird ein neues Seefrachtgesetz verabschiedet. Nach den neuen Bestimmungen sind alle bisherigen Regelungen ungültig, die die Zuständigkeit australischer Gerichte ausschalten. Das Gesetz richtet sich vor allem gegen die Praxis des Norddeutschen Lloyd, der alle anfallenden Klagen nur vor deutschen Gerichten verhandelt haben will.

15.12.1904, Donnerstag

Der evangelische Oberkirchenrat in Berlin erstattet Strafanzeige gegen den bayerischen Schriftsteller Ludwig Thoma wegen “Beleidigung von Kirchenvertretern”. Thoma hat sich in einem Gedicht in der Zeitschrift “Simplicissimus” über den am 6. Oktober in Köln abgehaltenen “Internationalen Kongress zur Bekämpfung der unsittlichen Literatur” lustig gemacht.

Für das Jahr 1905 wird Marc-Emile Ruchet zum Bundespräsidenten der Schweiz gewählt.

Polnische Adlige wenden sich mit einer Petition an den russischen Innenminister. Sie protestieren gegen die von Russland betriebene Politik der “Russifizierung” in den polnischen Gebieten. Die Adligen fordern u.a. die Wiedereinführung der polnischen Sprache in der Verwaltung, bei Gerichtsverhandlungen und in den Schulen sowie die Zulassung der städtischen Selbstverwaltung.

16.12.1904, Freitag

Der frühere Präsident der Burenrepublik Transvaal, Paulus “Ohm” Krüger, Symbolfigur des burischen Widerstands gegen die Briten, wird in Pretoria beigesetzt. Er starb bereits am 14. Juli in der Schweiz. An dem Begräbnis nehmen mehrere tausend Menschen teil, darunter die Burenführer Louis Botha, Schalk Willem Burger und Christiaan Rudolph Dewet.

Auf den Philippinen erleiden US-amerikanische Militäreinheiten bei Kämpfen mit Aufständischen schwere Verluste. Die Inselgruppe musste 1898 von Spanien an die USA abgetreten werden.

Mit einer Feier, an der auch der französische Staatspräsident Emile Loubet teilnimmt, wird das zehnjährige Bestehen des Musée Social in Paris begangen. Die Institution hat die Aufgabe, Material aller Art aus dem Bereich der Sozialökonomie und der Sozialarbeit zu sammeln und der Forschung und der praktischen Arbeit zugänglich zu machen. Nach dem französischen Vorbild entstanden ähnliche Einrichtungen in Österreich, den USA und dem Deutschen Reich.

Der dänische Landwirtschaftsminister Ole Hansen legt im Parlament in Kopenhagen einen Gesetzentwurf zum Schutz und zur Förderung der Landwirtschaft vor. Das Gesetz sieht u.a. die genaue Deklarierung der Herkunft bei landwirtschaftlichen Importen und eine Qualitätskontrolle der dänischen Exportbutter vor.

17.12.1904, Samstag

Zwischen Bayern und Württemberg wird ein Staatsvertrag über die Regulierung der gemeinsamen Grenze unterzeichnet. Der Vertrag schreibt die umfassende Neuvermessung der Grenze fest, die bereits in den letzten sechs Jahren durchgeführt wurde. Dabei wurden auch zweckmäßige Gebietsaustausche vorgenommen.

18.12.1904, Sonntag

Einwohner von Siebenbürgen, Heltau und Grossau protestieren gegen die geplante Änderung des ungarischen Volksschulgesetzes. In der Absicht der Budapester Regierung, den Einfluss des Ungarischen zu stärken, sehen die Protestierenden “eine Vergewaltigung” ihres Schulwesens und ihres Volkstums. In den betreffenden Kreisen gibt es u.a. große deutsche und rumänische Minderheiten.

19.12.1904, Montag

Die Lübecker Bürgerschaft stimmt dem am 7. Dezember mit Preußen geschlossenen Lotterievertrag zu. Die Lübecker Staatslotterie wird damit aufgehoben.

20.12.1904, Dienstag

Der Landtag von Mecklenburg-Schwerin genehmigt die sog. Prinzessinnensteuer in Höhe von 73 099 Mark für die seit dem 4. September mit dem deutschen Kronprinzen Wilhelm verlobte Prinzessin Cecilie zu Mecklenburg-Schwerin. Eine solche Abgabe für die Aussteuer wird in mehreren deutschen Ländern anlässlich der Heirat einer Prinzessin erhoben.

Das italienische Parlament genehmigt einen Gesetzentwurf, nach dem die Zahl der Sicherheitsbeamten und Karabinieri im Lande erhöht wird. Ministerpräsident Giovanni Giolitti hat die Wahlen am 7. November, die unter dem Eindruck eines Generalstreiks standen, u.a. mit dem Versprechen gewonnen, Ruhe und Ordnung zu sichern.

21.12.1904, Mittwoch

An den US-amerikanischen Kongress ergeht der Vorschlag, die Auslandsgeschäfte der Trusts von einer Lizenz abhängig zu machen, die von der Bundesregierung in Washington erteilt wird. Auf diese Weise könnten die Aktivitäten der Trusts besser kontrolliert werden. Bisher haben die Trusts die Möglichkeit, sich in einem US-Bundesstaat ihrer Wahl registrieren zu lassen. Dabei werden die US-amerikanischen Staaten mit den industriefreundlichsten Gesetzen bevorzugt.

22.12.1904, Donnerstag

Die internationale Kommission zur Untersuchung des “Doggerbank-Zwischenfalls” vom 22. Oktober nimmt in Paris ihre Arbeit auf.

Kaiser Wilhelm II. wird vom spanischen König Alfons XIII. zum Generalkapitän des spanischen Heeres und Befehlshaber des Regiments Rumanicia ernannt. Zwischen europäischen Herrschern ist es üblich, sich gegenseitig militärische Ränge zu verleihen – eine Sitte, an der der uniformverliebte Wilhelm besonderen Gefallen findet.

Die frühere Kronprinzessin von Sachsen und jetzige Gräfin Montignoso trifft überraschend in Dresden ein und äußert den Wunsch, ihre Kinder zu sehen. Dies wird ihr verweigert, so dass sie unverrichteter Dinge nach Florenz zurückkehren muss. Ihre Ehe mit Friedrich August III., der als König von Sachsen amtiert, wurde 1903 geschieden.

23.12.1904, Freitag

Die US-amerikanische Tänzerin Isadora Duncan beginnt ein einwöchiges Gastspiel in St. Petersburg. In Berlin hatte sie zuvor eine eigene Ballettschule eröffnet.

24.12.1904, Samstag

In London wird das von Frank Matcham im Renaissancestil erbaute “Coliseum” eröffnet. Das mit 2358 Plätzen größte Theater Londons, das mit modernster Bühnentechnik ausgerüstet ist, bietet nach US-amerikanischem Vorbild täglich vier zweistündige Vorstellungen. Ein Teil des Daches ist als Gartenrestaurant eingerichtet, in dem auch Konzerte stattfinden.

25.12.1904, Sonntag

Nach Angaben der Post sind in Berlin und seinen Vororten vom 12. bis zum 25. Dezember rund 2,5 Mio. Pakete aufgegeben worden bzw. gingen bei den Postämtern ein. Gegenüber 1903 steigerte sich der “Weihnachtsverkehr” damit um ca. 150 000 Pakete. Um die Arbeit zu bewältigen, beschäftigte die Post in dieser Zeit rund 20 000 Beamte und Aushilfen.

Bei Arbeiterunruhen in Radom in Russisch-Polen wird der Kommandeur eines russischen Regiments von Demonstranten erschossen. Der Protestzug formiert sich im Anschluss an den Gottesdienst. Während der Demonstration kommt es zu einem Schusswechsel mit einer Militärpatrouille.

In einem Erlass kündigt Zar Nikolaus II. Reformen an. So sollen die Lokalverwaltungen mehr Selbständigkeit erhalten, die Pressezensur soll liberalisiert werden. Auch die Einführung einer staatlichen Arbeiterversicherung ist geplant.

26.12.1904, Montag

Die vor der russischen Festung Port Arthur liegenden japanischen Truppen erobern die meisten Forts und Befestigungen der Russen unmittelbar vor der Stadt.

27.12.1904, Dienstag

Auf einer Protestversammlung gegen den Krieg mit Japan in St. Petersburg beschuldigen Redner die Regierung, das russische Volk in den Krieg hineingetrieben zu haben. Mit falschen Siegesmeldungen werde versucht, über die hoffnungslose Situation hinwegzutäuschen. Nur ein schneller Friede könne das Volk retten.

Das französische Parlament genehmigt einen Gesetzentwurf, der das Beerdigungsmonopol der Kirchenverwaltungen aufhebt. Ministerpräsident Emile Combes weist darauf hin, dass die Maßnahme dazu beitragen werde, die angestrebte Trennung von Staat und Kirche in Frankreich durchzuführen.

Eine achtköpfige deutsche “Spezialgesandtschaft” bricht unter der Leitung des Diplomaten und Wissenschaftlers Friedrich Rosen zu einer Reise nach Abessinien (Äthiopien) auf. In Gesprächen mit Kaiser Menilek II. soll der Weg für Handelsbeziehungen geebnet werden. Die deutsche Gesandtschaft, zu der u.a. auch ein Botaniker und ein Sprachwissenschaftler gehören, wird von acht militärischen “Schutzwachen” begleitet.

Mit der Aufführung von zwei Stücken von William Butler Yeats und Lady Gregory (Isabella Augusta Persse) wird in Dublin das Abbey Theatre eröffnet.

28.12.1904, Mittwoch

Im US-Bundesstaat Georgia verbrennen Farmer große Mengen Baumwolle, um durch künstliche Verknappung die Verkaufspreise wieder in die Höhe zu bringen. Eine Rekordernte in den USA hatte zu einem Preissturz geführt.

In Berlin beginnt der erste Parteitag der preußischen Sozialdemokraten. Auf dem bis zum 31. Dezember dauernden Treffen ist die Vorgehensweise im Kampf gegen das preußische Dreiklassenwahlrecht heftig umstritten. Ein von Paul Löbe und Karl Liebknecht eingebrachter Antrag, nach dem die Partei mit Massendemonstrationen für das allgemeine und gleiche Wahlrecht kämpfen soll, wird von den Delegierten abgelehnt. Sie fürchten Zusammenstöße mit dem Militär und der Polizei.

Auf einem Treffen spricht sich der Indische Nationalkongress gegen die Politik des britischen Vizekönigs und Generalgouverneurs von Indien, George Nathaniel Curzon, aus.

29.12.1904, Donnerstag

In Berlin wird der Vertrag über eine russische Staatsanleihe in Höhe von 500 Mio. Mark unterzeichnet. Die Vermittlung der Anteile übernimmt ein Berliner Bankenkonsortium. Russland benötigt das Geld dringend zur Finanzierung des Kriegs gegen Japan. Die deutsche Regierung ermöglichte die russische Staatsanleihe erst, nachdem die deutsch-russischen Verhandlungen für einen Handelsvertrag zur Zufriedenheit abgeschlossen waren.

Etwa 50 Reeder und Kapitäne aus Dänemark, Schweden, Finnland und dem Deutschen Reich beschließen die Gründung einer Vereinigung. Sie wollen sich für eine Verbesserung der Frachtverhältnisse in der Ostsee einsetzen.

30.12.1904, Freitag

In Tokio werden die japanischen Admiräle Heihachiro Togo und Hikonojo Kamimura mit großen Feierlichkeiten empfangen.

31.12.1904, Samstag

Nach dem Rücktritt des österreichischen Ministerpräsidenten Ernest von Koerber am 27. Dezember wird Paul Freiherr Gautsch von Frankenthurn zu dessen Nachfolger ernannt.

Ein heftiger Nordoststurm verursacht an der Ostseeküste eine Sturmflut. Zahlreiche Straßen in Kiel und Flensburg stehen unter Wasser. Das Hochwasser richtet überall beträchtliche Schäden an. Zudem wird der Verkehr durch starke Schneefälle und Schneeverwehungen behindert.

Chroniknet