Was geschah im Dezember 1908

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Wetterstationen Dezember 1908

1.12.1908, Dienstag

Auf der sog. bayerischen Tauernbahn zwischen Mühldorf (an der Münchener-Simbacher Linie) und Freilassing findet die offizielle Eröffnungsfahrt statt. Die Strecke ist ein Teilstück der neuen Verbindung Triest-Bayern-Norddeutschland.

In Montenegro wird die erste Eisenbahnlinie des Landes eröffnet. Sie führt von Antivari zum See von Skutari.

2.12.1908, Mittwoch

Im Deutschen Reichstag in Berlin wird u.a. über einen Antrag der linksliberalen Fraktionsgemeinschaft debattiert, der eine Ausdehnung der Verantwortlichkeit des Reichskanzlers auf alle politischen Handlungen des Kaisers verlangt. Die Behandlung dieses Antrags auf Verfassungsänderung, der eine Folge der “Daily-Telegraph”-Affäre ist, wird an eine Kommission überwiesen.

Während in Wien Kaiser Franz Joseph I. sein 60-Jähriges Regierungsjubiläum feiert, wird in Prag das Standrecht verkündet. Die Ausschreitungen der Tschechen gegen Deutsche haben in den letzten Tagen ein solches Ausmaß angenommen, dass Ministerpräsident Richard Graf Bienerth-Schmerling den Militäreinsatz befohlen hat.

In Haiti siegt die Revolution. Die Hauptstadt Port-au-Prince ist in den Händen der Aufständischen. Staatspräsident Alexis Nord flieht auf ein französisches Schiff.

In Peking wird der knapp dreijährige Pu Yi unter dem Regierungstitel Hsüan Tung auf den Drachenthron gehoben.

Zwischen den Vereinigten Staaten und dem Deutschen Reich wird eine Vereinbarung getroffen, wonach ab 1. Januar 1909 das gewöhnliche Briefporto zwischen den beiden Staaten von 25 auf 10 Pfennig herabgesetzt wird.

3.12.1908, Donnerstag

In Berlin erfolgt die offizielle Übernahme des Luftschiffs von August von Parseval durch den Staat.

In Moskau erscheint ein Untersuchungsbericht über die Polizei der Stadt. Darin heißt es, dass die Geheimpolizei seit Jahren mit dem Moskauer Verbrechertum zusammengearbeitet habe. Gemeinsam mit der Unterwelt habe sie Morde, Raubüberfälle und Erpressungen ins Werk gesetzt. Der Kommandant der städtischen Polizei müsse u.a. wegen Fälschung, Bestechlichkeit, Wucher und Erpressung vor Gericht gestellt werden.

In der persischen Stadt Astrabad brechen Unruhen aus. Die Aufständischen kämpfen für eine Verfassung, die der Schah hartnäckig verweigert.

4.12.1908, Freitag

In London beginnt eine internationale Konferenz zur Reform des Seekriegsrechts, die bis zum 26. Februar 1909 dauert. Sie wird mit der “Londoner Deklaration” abgeschlossen, die das geltende Seekriegsrecht kodifiziert. Mangels Ratifizierung tritt es aber nie formell in Kraft.

5.12.1908, Samstag

Im Deutschen Reichstag in Berlin beginnt eine fünftägige Beratung über das Budget für 1909. An deren Beginn führt Finanzminister Reinhold Sydow aus, dass das laufende Rechnungsjahr voraussichtlich mit einem Fehlbetrag von 112,6 Mio. Mark abschließen werde, da die Einnahmen ganz außerordentlich hinter den Voranschlägen zurückgeblieben seien.

Der Rektor und die Senatsmitglieder der Universität Prag legen ihre Ämter nieder. Damit protestieren sie gegen das Verbot des Farbentragens, das nach den Zusammenstößen zwischen deutschen und tschechischen Studenten erlassen worden war.

Der französische Admiral Germinet wird seines Postens als Oberbefehlshaber der französischen Mittelmeerflotte enthoben. Er hatte sich öffentlich über den Munitionsmangel in der französischen Marine geäußert. Damit habe er deren Ansehen und das Vertrauen der Franzosen in ihre Streitkräfte schwer geschädigt, heißt es in der Begründung für die Entlassung.

Die Streikenden der Grube Karlingen bei Merlenbach in Lothringen beenden ihren Ausstand und nehmen die Arbeit bedingungslos wieder auf.

6.12.1908, Sonntag

In Berlin findet eine Solidaritätskundgebung von 2000 Studenten und zahlreichen Universitätsprofessoren für die deutschen Studenten und Akademiker an der Prager Universität statt. Es wird eine Resolution verfasst, in der gegen die Vorgänge in Prag protestiert wird.

7.12.1908, Montag

Beim 13. New Yorker Sechstagerennen holt sich das US-Duo MacFarland/Moran den Sieg.

Der katholische Theologe Josef Schnitzer lehnt die ihm angebotene Stelle in der philosophischen Fakultät der Universität München und einen Lehrauftrag für Religionsgeschichte ab. Der Papst hat ihm jede Lehrtätigkeit verboten und bei Zuwiderhandlung mit der Exkommunikation gedroht.

Die zweite sächsische Kammer nimmt ein neues Berggesetz an, das zahlreiche soziale Reformen enthält. Der freisinnige Antrag, von den Arbeitern gewählte Grubenaufsichtsbeamte einzusetzen, wird jedoch abgelehnt.

Der deutsche Reichskanzler Bernhard Fürst von Bülow spricht in einer Reichstagsrede von der “Treue zu dem uns verbündeten Österreich-Ungarn” und sagt der Donaumonarchie hinsichtlich der Probleme um die Annexion Bosniens und der Herzegowina die volle deutsche Unterstützung zu.

8.12.1908, Dienstag

Der britische Premierminister Herbert Henry Asquith zieht im Unterhaus in London die Schulvorlage von Erziehungsminister Walter Runciman zurück, bevor noch darüber verhandelt worden war. Durch die Vorlage sollte der Religionsunterricht in der Volksschule durch einen Moralunterricht ersetzt werden. Viele Liberale wollten die Vorlage jedoch nicht unterstützen.

In der französischen Abgeordnetenkammer in Paris wird ein Antrag auf Abschaffung der Todesstrafe abgelehnt. Trotz der Ausführungen von Justizminister Aristide Briand vom 11. November, wonach die Todesstrafe weder sittlichkeitsfördernd noch von wirklichem Nutzen sei, ist die Mehrheit der Abgeordneten für ihre Beibehaltung.

In einer Botschaft an den Kongress bezeichnet US-Präsident Theodore Roosevelt die Finanzlage des Landes als “zurzeit ausgezeichnet”. Im außenpolitischen Teil der Ausführungen kündigt er das Ende der Okkupation von Kuba für Februar 1909 an.

9.12.1908, Mittwoch

Der Deutsche Reichstag in Berlin genehmigt nach mehrtägiger Debatte eine Gewerberechtsnovelle, die die Frauenarbeit regelt. Danach dürfen Frauen (und Jugendliche) von 8 Uhr abends bis 6 Uhr früh nicht beschäftigt werden. Die Novelle verbietet u.a. auch die Beschäftigung von Wöchnerinnen bis mindestens 6 Wochen nach der Geburt.

Während der Delegiertenversammlung der Deutschen Bühnengenossenschaft kommt es bei der Beratung eines neuen Bühnenvertragsentwurfs zu heftigen Auseinandersetzungen. Den Entwurf beherrsche, so sagen seine Gegner, ein “Geist des Reglements, wonach alles vor dem Intendanten stramm stehen” müsse, und lehnen ihn rundweg ab. Präsident Max Pohl tritt zurück. Seine Stelle übernimmt der Schauspieler und Regisseur Hermann Nissen.

11.12.1908, Freitag

Die Reichsduma, das russische Parlament in Petersburg (1924- 1991 Leningrad), genehmigt mit großer Mehrheit eine Anleihe von 450 Mio. Rubel (1,45 Mrd. Mark). Sie wird vor allem für die Ausgaben der Staatseisenbahnen benötigt.

12.12.1908, Samstag

Der österreichisch-ungarische Botschafter in Konstantinopel (Istanbul), Johann Markgraf Pallavicini, erhält von der Regierung in Wien die Weisung, mit der türkischen Regierung wieder Gespräche zur Beilegung der Annexionskrise aufzunehmen.

Durch eine verfrühte Explosion von 40 t Dynamit kommen beim Bau des Panamakanals in Obispo zehn Arbeiter ums Leben, 50 werden verletzt. Seit 1906 betreiben die USA den Bau des mittelamerikanischen Kanals, der den Weg der US-Kriegsflotte zwischen den beiden Küsten der Vereinigten Staaten enorm verkürzen wird.

13.12.1908, Sonntag

Der niederländische Kreuzer “Gelderland” kapert außerhalb von Puerto Cabello das venezolanische Küstenwachschiff “Alix” und bringt es nach Hissung der niederländischen Flagge in den Hafen von Willemstad. Mit dieser Demonstration ihrer militärischen Stärke protestieren die Niederlande nachdrücklich gegen die feindliche Haltung des venezolanischen Präsidenten Cipriano Castro.

14.12.1908, Montag

Das britische Unterhaus in London nimmt in dritter Lesung den Gesetzesentwurf betreffend die Einführung des achtstündigen Arbeitstages für Bergleute an.

15.12.1908, Dienstag

In Prag wird das Standrecht wieder aufgehoben. Gleichzeitig wird den Studenten das Farbentragen wieder erlaubt. Durch das Versprechen, das Standrecht in Prag sofort aufzuheben, konnte Ministerpräsident Richard Graf Bienerth-Schmerling die Sozialdemokraten im Reichsrat in Wien dazu bewegen, dem Budgetprovisorium zuzustimmen.

Lothar Schücking gibt bekannt, dass er sein Amt als Bürgermeister von Husum niederlegt. Er begründet seine Demission mit der Art, wie gegen ihn die Voruntersuchung in einem Disziplinarverfahren geführt worden war.

In einem New Yorker Prozess werden die American Tobacco Company und andere Gesellschaften zur Handelseinstellung verurteilt. Sie wurden für schuldig befunden, den Tabakhandel monopolisiert zu haben, und dürfen die Handelstätigkeit erst wieder aufnehmen, wenn Konkurrenz hergestellt ist. Das Urteil bedeutet einen neuerlichen Erfolg für US-Präsident Theodore Roosevelt in seinem Kampf gegen die Trusts.

16.12.1908, Mittwoch

Durch eine Schlagwetterexplosion in der Domaner Kohlengrube der Österreichisch-ungarischen Staatseisenbahnengesellschaft in Reschitza werden 13 Bergleute getötet. Trotz des Unglücks wird der Grubenbetrieb nicht unterbrochen. Die rund 300 Bergleute setzen ihre Arbeit fort.

17.12.1908, Donnerstag

Die vereinigte Bundesversammlung in Bern bestätigt die Wiederwahl der bisherigen sieben Bundesräte und des Bundeskanzlers. Zum schweizerischen Bundespräsidenten für 1909 wird der Freisinnige Adolf Deucher gewählt.

Das Zentrum und ein ganzes Wohnviertel der russischen Stadt Rostow am Don werden durch eine Feuersbrunst vernichtet. Die 130 000 Einwohner zählende Stadt ist ein bedeutender Handelsplatz.

Nach der Vertreibung des Diktators Alexis Nord wird der Führer der Aufständischen, General Antoine Simon, vom haitianischen Kongress in Port-au-Prince einstimmig zum Präsidenten gewählt.

In Konstantinopel (Istanbul) wird das erste türkische Parlament eröffnet. Von den 250 Abgeordneten sind 40 Christen. Die Jungtürken stellen mit 100 Mandaten die stärkste Partei, gefolgt von den osmanisch-liberalen Autonomisten mit 50 Abgeordneten. Nach Verlesung der Thronrede leistet Sultan Abd Al Hamid II. nochmals den Eid auf die Verfassung.

Während sich der venezolanische Präsident Cipriano Castro in Berlin aufhält, findet in seiner Heimat ein Putsch statt. Castro wird für abgesetzt erklärt. An seine Stelle tritt der bisherige Vizepräsident, Juan Vicente Gómez.

Im britischen Oberhaus in London berichtet der Staatssekretär für Indien, John Viscount Morley, dass die Lage in Indien “gesund und wohl gefestigt” sei. Trotz “der Bomben und der Mörderklubs” werde man die Politik der Reformen fortführen. Er habe allerdings nicht den Ehrgeiz, in Indien ein parlamentarisches System einzuführen.

18.12.1908, Freitag

Der Schriftsteller Maximilian Harden, Herausgeber der Zeitschrift “Die Zukunft”, hält in München eine zweieinhalbstündige Rede, in der er den deutschen Kaiser scharf angreift: Alle gegenwärtigen Schwierigkeiten Deutschlands seien zu Neunzehntel dadurch entstanden, dass Wilhelm II. seit 20 Jahren die Politik führe, sagt Harden. Als positiven Gegensatz zum deutschen Kaiser nennt er den österreichischen Kaiser Franz Joseph I.

Durch eine Verordnung der Stadthauptmannschaft wird in der russischen Stadt Odessa der Kriegszustand aufgehoben, der vor drei Jahren über die Stadt verhängt worden war. Wie in vielen anderen Orten Russlands war es auch hier 1905 zu revolutionären Unruhen und zu Judenpogromen gekommen, die die Verhängung des Ausnahmezustands zur Folge hatten.

Wilbur Wright gewinnt den Michelin-Coupe in Anvers. Mit einem Flug bis 115 m Höhe gewinnt er auch den Höhenpreis.

19.12.1908, Samstag

Im Allerheiligen-Nonnenkloster bei Moskau revoltieren 200 Nonnen und vertreiben die Äbtissin. Der Grund für die Revolte ist angeblich schlechtes Essen und erniedrigende Behandlung durch die Klostervorsteherin.

In vielen Gegenden Mitteldeutschlands, besonders in Sachsen, werden starke Erdstöße registriert.

Die belgische Abgeordnetenkammer in Brüssel beschließt mit 62 gegen 29 Stimmen, den Frauen das aktive und passive Wahlrecht zu geben.

Die portugiesische Regierung unter Francisco Joaquim Ferreira do Amaral gibt dem König in Lissabon ihren Rücktritt bekannt, da die Partei der Regenerados die weitere Unterstützung verweigert. Justizminister Arturo Alberto de Campos Henriques bildet ein neues Kabinett.

20.12.1908, Sonntag

Unter dem Vorsitz von Friedrich Ebert, dem Sekretär des SPD-Vorstandes, konstituiert sich in Berlin eine “Zentrale für die arbeitende Jugend Deutschlands”.

In Rom wird die “Jungfrau von Orleans”, Jeanne d’Arc, von Papst Pius X. seliggesprochen. Nach drei wunderbaren Heilungen von Nonnen nach Gebeten zu Jeanne d’Arc konnte der seit 1885 laufende Seligsprechungsprozess positiv abgeschlossen werden.

21.12.1908, Montag

Der US-amerikanische Industrielle Andrew Carnegie appelliert an den Kongress in Washington, die Schutzzollpolitik zu beenden. Die Vereinigten Staaten seien nun stark genug, darauf verzichten zu können.

Die der russischen Reichsduma angehörenden Mitglieder des Polenklubs entschließen sich, ihre Abgeordnetenmandate im Petersburger Parlament niederzulegen, weil sie ihren Einsatz für das Polentum in Russland als aussichtslos ansehen. Durch die systematische Benachteiligung der polnischen Bevölkerung treibt die Zentralregierung die Russifizierung der polnischen Gebiete voran.

22.12.1908, Dienstag

Samuel Gompers, der Präsident des Amerikanischen Arbeiterbundes, wird vom Bundesgericht in Washington zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Den Prozess hatte die Bucks, Stone and Range Company angestrengt, da ihre Produkte – Herde und Öfen – in eine Boykottliste der “Arbeiterbundeszeitung” aufgenommen worden waren. Zur Verurteilung kommt es, da der Arbeiterbund die gerichtliche Verfügung, den Namen der Firma aus der Liste zu streichen, ignoriert hat.

Vertreter Frankreichs und Belgiens unterzeichnen einen Vertrag, der die Grenze zwischen dem französischen und dem belgischen Kongogebiet regelt.

23.12.1908, Mittwoch

Nahe dem bosnischen Ort Zelinje beschießen serbische Bauern jenseits der Grenzflusses Drina patrouillierende österreichische Gendarmen, ein Gendarm wird verletzt. Die Patrouille erwidert das Feuer und tötet zwei Serben. Die durch die Annexion Bosniens und der Herzegowina ausgelösten Spannungen zwischen Serbien und Österreich-Ungarn verschärfen sich.

In Deutsch-Südwestafrika werden drei Farmer von bewaffneten Hottentotten in der Nähe von Ukamas erschossen. Nach dem Überfall ziehen sich die Eingeborenen in die Karasberge zurück. Unter ihrem Anführer Simon Copper, der im März nicht gefangengenommen werden konnte, machen die Hottentotten immer wieder deutsches Kolonialgebiet unsicher.

Die niederländische Flotte beendet ihre Demonstration vor der venezolanischen Küste. Nach dem Sturz Cipriano Castros normalisieren sich die Beziehungen zwischen Venezuela und den Niederlanden wieder.

Die drei Bilder des Münchener Malers Angelo Jank, die im Sitzungssaal des Deutschen Reichstages in Berlin angebracht worden waren, werden wieder entfernt – offiziell wegen ästhetischer und künstlerischer Bedenken. Zudem hatte das mittlere Bild in Frankreich Anstoß erregt. Es zeigt Kaiser Wilhelm I. auf dem Schlachtfeld von Sedan, während ein deutscher Soldat eine erbeutete französische Fahne zur Ehrenbezeugung vor ihm zu Boden senkt.

24.12.1908, Donnerstag

Im Pariser Grand Palais eröffnet der französische Staatspräsident Armand Fallières die erste Luftfahrtausstellung. Neben vielen Kuriositäten sind der mit Maschinengewehren ausgestattete, lenkbare Ballon “Ville de Bordeaux” sowie Flugapparate von Henri Farman, Wilbur Wright, Alberto Santos-Dumont u.a. Flugpionieren zu sehen.

Mit einer Flugdauer von 2 Stunden und 20 Minuten stellt Wilbur Wright in Le Mans einen Weltrekord auf.

25.12.1908, Freitag

In Paris überfällt ein Anhänger der rechtsradikalen Gruppierung Action française den französischen Staatspräsidenten Armand Fallières und zieht ihn am Bart. Fallières bleibt unverletzt, der Angreifer wird zu vier Jahren Gefängnis verurteilt.

26.12.1908, Samstag

Der schwarze US-amerikanische Boxer Jack Johnson schlägt Tommy Burns in Sydney in der 14. Runde k. o. Damit ist Johnson der erste schwarze Box-Weltmeister im Schwergewicht.

27.12.1908, Sonntag

Die türkische Abgeordnetenkammer in Konstantinopel (Istanbul) genehmigt eine Antwort auf die Thronrede des Sultans. Darin heißt es u.a.: “Wenn sich der Sultan in der Vergangenheit nicht von den trügerischen Einflüsterungen unzuverlässiger Personen hätte berücken lassen”, dann wären der Nation “nicht so viele Wunden geschlagen worden”.

28.12.1908, Montag

Die italienischen Städte Messina und Reggio di Calabria werden von einem Erdbeben völlig zerstört. Die Zahl der Opfer wird auf über 100 000 geschätzt.

In Madras wird eine britenfreundliche indische Nationalversammlung eröffnet. Sie verabschiedet eine Resolution, in der dem britischen Staatssekretär für Indien, John Viscount Morley, für die angekündigten Reformen gedankt wird.

29.12.1908, Dienstag

Der brasilianische Ministerrat in Rio de Janeiro beschließt, bei der Firma Krupp in Essen Kanonen zu bestellen.

30.12.1908, Mittwoch

In Westeuropa sinken die Temperaturen auf außergewöhnliche Tiefstwerte. In Berlin werden -18 im Weichselgebiet bis -22 gemessen. Viele Flüsse müssen wegen hohen Eisgangs für den Schiffsverkehr gesperrt werden.

31.12.1908, Donnerstag

Ein Korse namens Anton Benedetti gibt auf das Fenster des Büros von Ministerpräsident Georges Clemenceau in Paris sechs Schüsse ab. Clemenceau bleibt unverletzt. Als Grund für seinen Anschlag gibt Benedetti an, dass Clemenceau eine Bewilligung für eine Lotterie zurückgezogen habe, die ihm vom früheren Ministerium bereits erteilt worden sei.

In Le Mans stellt Wilbur Wright einen Flug-Weltrekord auf: In 2:25:23 h legt er 124,7 km zurück.

Chroniknet