Was geschah im Februar 1906

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Wetterstationen Februar 1906

1.2.1906, Donnerstag

Die württembergische Abgeordnetenkammer in Stuttgart genehmigt mit 69 zu 20 Stimmen eine Verfassungsrevision. Dadurch wird die Abgeordnetenkammer in eine reine “Volkskammer” umgewandelt. Die Vertreter von Ritterschaft, Schule und Kirche, die der Abgeordnetenkammer bisher angehörten, werden in die Erste Kammer versetzt.

Die Kolonialverwaltung von Deutsch-Ostafrika lässt 150 Farbige aus der Südseekolonie Deutsch-Neuguinea zur Bekämpfung des Aufstands in Deutsch-Ostafrika ausbilden, obwohl die Erhebung der einheimischen Bevölkerung als weitgehend beendet gilt.

2.2.1906, Freitag

Die deutsche Reichsregierung unter Kanzler Bernhard Fürst von Bülow beordert das Marinedetachement aus Deutsch-Ostafrika zurück. Der Aufstand in der Kolonie wird als beendet angesehen.

In Wien enden die am 27. Januar aufgenommenen Verhandlungen zwischen Kaiser Franz Joseph I. und Gyula Graf Andrássy d. J. ergebnislos. Zwar hat der Kaiser dem Führer der ungarischen Liberalen und des Oppositionskartells die Übernahme der Regierung in Ungarn angeboten, Verhandlungen über die militärische Kommandosprache jedoch abgelehnt.

Im Deutschen Theater in Berlin wird das Drama “Ödipus und die Sphinx” von Hugo von Hofmannsthal unter der Regie von Max Reinhardt uraufgeführt.

3.2.1906, Samstag

Fremde und christenfeindliche Banden plündern in den chinesischen Provinzen Fukien, Kiangsi und Hunan Missionshäuser. In den folgenden Wochen finden Angriffe auf US-amerikanische und französische Missionen am Jangtsekiang statt. Europäer befürchten ein Wiederaufflackern des Boxeraufstands von 1900.

Die japanische Regierung erklärt, die Tonnage der Kriegsmarine werde bis 1908 von 240 000 auf 400 000 t verdoppelt. Japan, das auf dem Weg zur Großmacht ist, rüstet wie andere Staaten massiv seine Marine auf.

In Pariser Kirchen kommt es zu Ausschreitungen gegen die Präfekturbeamten, die gemäß dem 1905 verabschiedeten Gesetz zur Trennung von Kirche und Staat das Inventar aufnehmen und dabei auch die Tabernakel öffnen.

Bei der Beratung des Reichshaushalts im Reichstag in Berlin erklärt der deutsche Staatssekretär des Innern Arthur Graf von Posadowsky-Wehner, dass die Bestrebungen zum Schutz der deutschen Heimarbeiter “auf vielfachen und sehr entschiedenen Widerstand stoßen”.

Der Hottentottenführer Isaak Witbooi stellt sich den Kolonialbehörden von Deutsch-Südwestafrika.

4.2.1906, Sonntag

Das preußische Landesökonomiekollegium in Berlin verabschiedet Beschlüsse zur Kolonisation der Ostgebiete.

Gilbert Fuchs gewinnt in München die Weltmeisterschaft der Herren im Eiskunstlauf.

5.2.1906, Montag

Die bayerische Kammer der Reichsräte in München nimmt das Gesetz über die Reform des Wahlrechts einstimmig an. Sie führt die Direktwahl und die Neueinteilung des Landes in 163 Wahlkreise ein. Die SPD hatte 1905 mit ihrer Forderung, das indirekte Wahlrecht durch die direkte Wahl der Abgeordneten zu ersetzen, große Stimmengewinne bei der Landtagswahl erzielt.

6.2.1906, Dienstag

Bei einer Rede über die deutsche Sozialpolitik greift der Staatssekretär des Innern, Arthur Graf von Posadowsky-Wehner, im Reichstag in Berlin heftig die Sozialdemokratie an und sagt den christlichen Gewerkschaften Unterstützung zu: “Das ist ja gerade der Unterschied zwischen der berechtigten und unberechtigten Arbeiterbewegung, dass die Sozialdemokratie Forderungen stellt, die weder im Gegenwarts- noch im Zukunftsstaat noch in irgendeinem Staate der Welt ausgeführt werden können, denn sie würden zu einem Zusammenbruch unseres ganzen wirtschaftlichen Lebens und des Staates führen.”

Der badische Staatsminister Alexander Freiherr von Dusch verurteilt vor der Abgeordnetenkammer in Karlsruhe die Beteiligung katholischer Geistlicher im Wahlkampf auf Seiten des Zentrums. Um die Macht des Zentrums, der Partei des politischen Katholizismus, in Baden zu brechen, hatten sich Liberale und Sozialdemokraten zusammengetan.

In Berlin beginnt die 34. Plenarversammlung des Deutschen Landwirtschaftsrats. Auf der bis zum 10. Februar dauernden Veranstaltung verteidigt Reichskanzler Bernhard Fürst von Bülow den Grundsatz der Regierung, auch bei einer Fleischteuerung die Grenzen für Einfuhren geschlossen zu halten.

7.2.1906, Mittwoch

Aus dem nördlichen Kaukasus wird gemeldet, dass die Behörden gegenüber den Bauernunruhen völlig machtlos seien.

Die Bevölkerung Preußens ist nach dem vorläufigen Ergebnis der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 auf 37 273 762 Köpfe gestiegen. Das sind 7,9% mehr als im Jahr 1900, als im Königreich Preußen 34 530 427 Einwohner gezählt wurden.

Die Sozialdemokraten beantragen im Deutschen Reichstag in Berlin vergeblich die Einführung des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechts für alle Deutschen über 20 Jahre ohne Unterschied des Geschlechts.

8.2.1906, Donnerstag

Giorgio Sidney Baron Sonnino, der Führer des rechten Zentrums in Italien, bildet in Rom eine Koalitionsregierung aus Vertretern aller Parteien. Der bisherige Ministerpräsident, Alessandro Fortis von der unabhängigen Linken, hatte am 1. Februar bei der Abstimmung über seine Regierungserklärung vom 30. Januar eine Niederlage erlitten und war mit seinem Kabinett zurückgetreten.

Die italienische Schauspielerin Eleonora Duse gibt im Rahmen einer Europatournee ihr erstes Gastspiel am Nationaltheatret in Kristiania (Oslo).

Das Dorf Galati bei Messina wird von einer schweren Sturmflut heimgesucht. Die Katastrophe macht 600 Familien obdachlos.

9.2.1906, Freitag

Im Bergwerk South Rose Deep im südafrikanischen Transvaal ertrinken nach schweren Regenfällen 53 Eingeborene.

Der badische Staatsminister Alexander Freiherr von Dusch erklärt in der Abgeordnetenkammer in Karlsruhe, die Regierung verhalte sich gegenüber Wahlbündnissen wie dem zwischen Liberalen und Sozialdemokraten völlig unparteiisch.

10.2.1906, Samstag

In Portsmouth läuft das britische Großkampfschiff “Dreadnought”, das derzeit größte Kriegsschiff der Welt, vom Stapel.

Nach einer amtlichen Meldung aus der deutsch-südwestafrikanischen Hauptstadt Windhuk beträgt die Zahl der Kriegsgefangenen in der deutschen Kolonie 13 040. Von den 10 677 gefangenen Hereros sind 2720 Männer, von den 2300 Hottentotten 730 Männer.

Die Skupschtina in Belgrad, das Parlament des Königreichs Serbien, genehmigt mit 79 zu zwei Stimmen den Handelsvertrag mit dem Deutschen Reich. Die Regierung unter Ministerpräsident Ljubomir Stojanovic erklärt dazu, Serbien habe wegen des Handelskriegs mit Österreich-Ungarn nur die Wahl, den für das Deutsche Reich vorteilhaften Handelsvertrag anzunehmen oder auch mit Deutschland einen Handelskrieg zu beginnen.

11.2.1906, Sonntag

Die “Kölnische Volkszeitung” bringt einen aufsehenerregenden Bericht über die desolate Situation der Rechtsprechung im zaristischen Russland während der Revolution.

Ein Delegiertentag preußischer Bergarbeiter, auf dem alle Verbände vertreten sind, spricht sich in Essen für ein Reichsberggesetz aus. Außerdem wird eine Lohnerhöhung mit Rücksicht auf die gestiegenen Kohlenpreise und die allgemeine Teuerung verlangt.

Der Parteitag der schweizerischen Sozialdemokraten in Olten distanziert sich mit dem Beschluss, dass das schweizerische Volksheer eine Notwendigkeit sei, vom Anarchismus.

12.2.1906, Montag

Der Bund der Landwirte hält im Zirkus Busch in Berlin seine Generalversammlung ab. Der Bund der Landwirte ist die politische Organisation der Agrarier. Er hat 272 000 Mitglieder, davon 45% Ostelbier. Er verfügt über großen Einfluss in der Politik, da er bei Wahlen eigene Kandidaten aufstellt und vor allem Mitglieder rechtsgerichteter Parteien, besonders der Deutschkonservativen, auf sein Programm verpflichtet.

Die französische Abgeordnetenkammer in Paris nimmt nach viertägiger Debatte den Handelsvertrag mit Russland mit 407 zu 55 Stimmen an. Ministerpräsident Maurice Rouvier hatte die Abstimmung zur Vertrauensfrage für seine Regierung gemacht. Nach Ansicht vieler Abgeordneter bringt der Vertrag der französischen Wirtschaft keine Vorteile, ist jedoch notwendig wegen der Freundschaft Frankreichs mit Russland.

13.2.1906, Dienstag

Die Budgetkommission des Deutschen Reichstags in Berlin bewilligt statt der bisherigen 58 200 Mark 106 200 Mark für Schulen in Deutsch-Ostafrika, um die Bildungseinrichtungen zu erweitern. In der Debatte kritisiert der Zentrumsabgeordnete Peter Spahn, dass auch Moslems die Regierungsschulen besuchen dürfen: Der “Mohammedanismus” sei keine Kulturstufe, die das Deutsche Reich fördern müsse.

14.2.1906, Mittwoch

In Ecuador und Kolumbien verursachen Überschwemmungen und Erdbeben Verwüstungen.

15.2.1906, Donnerstag

Das österreichische Abgeordnetenhaus in Wien verabschiedet mit 153 zu 63 Stimmen die Rekrutenvorlage, die Landesverteidigungsminister Franz von Schönaich vor dem Parlament mit folgenden Worten verteidigt hatte: “Solange der Militarismus besteht, ist es Pflicht desjenigen, der die Verantwortung für die militärischen Einrichtungen trägt, auf der Durchführung alles desjenigen zu bestehen, was für die Schlagfertigkeit des Heeres unbedingt erforderlich ist.”

Das US-Repräsentantenhaus in Washington genehmigt 4,3 Mio. Dollar (18 Mio. Mark) für Befestigungen und Kriegsgerät. In dieser Summe sind 0,6 Mio. Dollar (2,5 Mio. Mark) für Hawaii und die Philippinen enthalten.

Der preußische Politiker Hans Hermann Freiherr von Berlepsch, einer der Vorkämpfer der modernen Sozialpolitik, bezeichnet in einem Vortrag in Jena die Lage der gewerblichen Lohnarbeiter im Deutschen Reich als unzulänglich “für den Unterhalt einer Familie zur kräftigen Ernährung und hinreichenden Wohnung”.

Eine Versammlung der Unionist Party in London bestätigt Ex-Premierminister Arthur James Balfour einstimmig im Amt des Parteiführers, das er seit 1895 ausübt. Die Konservativen hatten bei den Unterhauswahlen im Januar eine vernichtende Wahlniederlage erlitten.

16.2.1906, Freitag

Die schlesischen Zentrumsabgeordneten des Deutschen Reichstags und des preußischen Landtags in Berlin verabschieden eine Resolution über die Polenfrage in Schlesien. Danach werden alle großpolnischen Bestrebungen “unserer Mitbürger polnischer Zunge” als “landesverräterisch” zurückgewiesen. Die Zentrumspolitiker bekennen sich in der Resolution zur Unterstützung des “Deutschtums” in den Ostmarken.

17.2.1906, Samstag

In Berlin wird der erste Delegiertentag des Wahlvereins der Liberalen eröffnet. Auf der zweitägigen Veranstaltung wird einstimmig ein Wirtschaftsprogramm verabschiedet mit der Forderung nach “Unterstützung aller gesetzgeberischen Maßregeln, welche eine Besserung der wirtschaftlichen und intellektuellen Lage der Arbeiter und Angestellten gewährleisten”.

Der Landtag des zum Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz gehörenden Fürstentums Ratzeburg in Schönberg ist zum ersten Mal seit 35 Jahren – seit seinem Bestehen – beschlussfähig. Die bürgerlichen und die bäuerlichen Abgeordneten stellen ihre Obstruktion, d. h. die Behinderung eines geregelten Parlamentsbetriebs, ein.

18.2.1906, Sonntag

Der neugewählte französische Staatspräsident Armand Fallières wird in Paris in sein Amt eingeführt. Er tritt die Nachfolge von Emile Loubet an, dessen siebenjährige Amtszeit abläuft.

Papst Pius X. verurteilt in Rom in einer Enzyklika das französische Gesetz zur Trennung von Staat und Kirche, das von der Regierung Rouvier 1905 erlassen worden war.

19.2.1906, Montag

König Eduard VII. von Großbritannien und Irland eröffnet das neugewählte Parlament in London mit einer Thronrede, in der die Beziehungen zu den fremden Mächten als fortgesetzt freundschaftlich bezeichnet werden. Eduard VII. spricht die Hoffnung auf einen friedlichen Ausgang der Marokkokonferenz in der spanischen Hafenstadt Algeciras aus.

Die lübeckische Bürgerschaft verabschiedet ein Staatsbürgerrechtsgesetz, nach dem die Staatsbürgerschaft erst nach fünfjährigem Aufenthalt erworben werden kann. Der Bürgereid ist neben der Volljährigkeit und der Entrichtung von Einkommensteuer Voraussetzung für die Wahlberechtigung in der Hansestadt.

Der deutsche Staatssekretär des Innern, Arthur Graf von Posadowsky-Wehner, eröffnet in Berlin die 32. Vollversammlung des Deutschen Handelstags. Die Delegierten erkennen auf der zweitägigen Veranstaltung die Notwendigkeit einer Reichsfinanzreform an, verwerfen aber die Einführung einer Brau- und einer Tabaksteuer.

Der österreichische Ministerpräsident Paul Freiherr Gautsch von Frankenthurn weist im Abgeordnetenhaus in Wien darauf hin, dass Österreich in Marokko nur wirtschaftliche Interessen verfolge und das “Prinzip der Gleichberechtigung und der offenen Tür” vertrete.

Das ungarische Abgeordnetenhaus in Budapest wird von Polizei und Militär geräumt.

20.2.1906, Dienstag

Bei der Debatte im österreichischen Abgeordnetenhaus in Wien über das Verhältnis zwischen Österreich und Ungarn im Rahmen der Doppelmonarchie betonen alle Redner, dass die gegenwärtige Krise in Ungarn zu einer Neuregelung des Ausgleichs von 1867 führen müsse.

Der britische Außenminister Edward Grey beurteilt in einem Memorandum die Möglichkeit eines Krieges, falls die Marokkokonferenz in Algeciras scheitern sollte.

21.2.1906, Mittwoch

Der schweizerische Bundesrat in Bern verfügt wegen der zunehmenden antimilitaristischen Propaganda im Land die Ausweisung von Ausländern, die zur Verweigerung der Wehrpflicht oder des militärischen Gehorsams aufrufen.

22.2.1906, Donnerstag

Bei der Debatte über das von der Regierung unter Reichskanzler Bernhard Fürst von Bülow dem Reichstag zur Annahme vorgelegte Handelsvertragsprovisorium zwischen dem Deutschen Reich und den USA erklärt der Deutschkonservative Hans Graf von Schwerin-Löwitz das Provisorium für eine “Kapitulation der deutschen Industrie vor der rücksichtslosen und gewalttätigen Schutzzollpolitik Amerikas”. Bülow will durch diesen provisorischen Handelsvertrag einen Zollkrieg mit den USA vermeiden.

23.2.1906, Freitag

Im Kampf um die Box-Weltmeisterschaft im Schwergewicht schlägt der Kanadier Tommy Burns in Los Angeles Marvin Hart aus den USA in 20 Runden nach Punkten.

In dem französischen Ort Saint-Servan verweigern Offiziere, die die Kirche zur Inventaraufnahme öffnen lassen sollen, den Gehorsam.

Die französische Abgeordnetenkammer in Paris verabschiedet mit 501 zu fünf Stimmen das Gesetz über die Altersversicherung.

Der französische Sozialist Jean Jaurès greift in der Abgeordnetenkammer in Paris scharf die Regierung unter Ministerpräsident Maurice Rouvier an: Sie gefährde durch ihre “Unversöhnlichkeit” den Ausgang der Marokkoverhandlungen, obwohl sie den internationalen Charakter der Marokkofrage anerkannt habe.

Die österreichische Regierung unter Paul Freiherr Gautsch von Frankenthurn bringt mehrere Gesetzentwürfe zur umstrittenen Wahlreform ein. Danach sollen die Böhmen im Abgeordnetenhaus mit 99 Abgeordneten statt mit 87 vertreten sein, die Slowenen sollen 23 statt 15 Mandate erhalten.

24.2.1906, Samstag

Auf einer Konferenz der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands (SDAPR) in Petersburg billigen die Bolschewiki die Taktik Wladimir I. Lenins die Wahlen zur Reichsduma, dem ersten Parlament, aktiv zu boykottieren.

Die schwedische Regierung unter Karl Albert Staaff bringt ein Wahlgesetz nach dem Mehrheitsprinzip ein. Wahlberechtigt sollen alle unbescholtenen Männer ab 25 Jahren sein.

Der erste Direktor der Weichselbahnen, Iwanow, wird bei einem Pistolenattentat in Warschau auf offener Straße erschossen.

Prinzessin Marie Luise, die Frau von Max Prinz von Baden, wird von einem Sohn entbunden. Damit ist die Thronfolge im Zähringer Haus gesichert.

25.2.1906, Sonntag

Das Drama “Der Ruf des Lebens” von Arthur Schnitzler wird am Berliner Lessing-Theater uraufgeführt.

In Berlin endet die Deutsche Heimarbeit-Ausstellung, die am 17. Januar in der Alten Akademie eröffnet worden war.

26.2.1906, Montag

Die Berliner Droschkenkutscher stellen während des Karnevals und der Festlichkeiten am Hof den Betrieb ein, um gegen Verordnungen des Polizeipräsidiums zu protestieren.

Herzogin Sophie Charlotte von Oldenburg, die Braut des preußischen Prinzen Eitel Friedrich, hält ihren feierlichen Einzug in Berlin.

27.2.1906, Dienstag

Der deutsche Kaiser Wilhelm II. und Kaiserin Auguste Viktoria feiern Silberhochzeit.

In der Kapelle des Königlichen Schlosses in Berlin findet die Hochzeit des preußischen Prinzen Eitel Friedrich mit Herzogin Sophie Charlotte von Oldenburg statt.

In Tokio wird die Sozialistische Partei Japans (Nihon Shakaito) durch Zusammenschluss verschiedener bereits bestehender sozialistischer Gruppen gegründet. Führer der neuen Partei, die zunächst legal arbeitet, aber schon im Februar 1907 wieder verboten wird, sind Sen Katayama und T. Tezudzi.

Der frühere britische Gouverneur von Transvaal, Alfred Viscount Milner, warnt im Oberhaus in London davor den im Burenkrieg (1899- 1902) unterworfenen südafrikanischen Kolonien in absehbarer Zeit “das Recht einer verantwortlichen Verwaltung” zu verleihen. Die große Mehrheit eines Parlaments würde aus Buren bestehen. Diese würden alle britischen Maßnahmen umstoßen “und sich der britischen Ansiedler entledigen”.

28.2.1906, Mittwoch

Die französische Abgeordnetenkammer in Paris genehmigt trotz heftigen Widerspruchs der Regierung unter Ministerpräsident Maurice Rouvier einen Antrag der Heereskommission, die Übungen der Reserve von 28 auf 15 und der Territorialarmee auf sechs Tage herabzusetzen.

Der deutsche Staatssekretär des Reichsschatzamts, Hermann Freiherr von Stengel, lehnt im Reichstag in Berlin die Forderung der Deutschkonservativen ab, Kriegsveteranen generell eine Unterstützung zu gewähren, wenn ihr Einkommen 600 Mark im Jahr nicht übersteigt.

Aus Paris wird die Verhaftung von rund 1000 Personen gemeldet, die beim Karneval “verbotene Waffen” mit sich geführt haben.

Chroniknet