Was geschah im Februar 1910

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Wetterstationen Februar 1910

1.2.1910, Dienstag

In Großbritannien werden die ersten staatlichen Arbeitsämter eröffnet.

Der Flugpionier und Ingenieur August Euler erwirbt das erste deutsche Flugzeugführerzeugnis.

Der deutsche Kaiser Wilhelm II. empfängt in Berlin den japanischen Prinzen Higaschi Fuschimi. Dieser überreicht Prinz Adalbert von Preußen den japanischen Sonnenorden und überbringt dem Kaiserpaar kostbare Geschenke. Der Besuch ist Ausdruck für die enger werdenden Beziehungen beider Staaten. So wird in diesem Jahr Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg, der Präsident der Deutschen Kolonialgesellschaft, als erster ausländischer Fürst am japanischen Kaiserhof empfangen.

Nach dem neuen Aufwandsentschädigungsgesetz erhalten die Landtagsabgeordneten des Großherzogtums Baden 2000 Mark jährlich, wenn sie in der Residenzstadt Karlsruhe wohnen, sonst 3000 Mark. Vorgesehen sind Abzüge bei unbegründetem Fernbleiben von den Landtagssitzungen.

Die “Leipziger Zeitung” veröffentlicht eine Berechnung über die Mandatsverteilung im Deutschen Reichstag bei Einführung des Pluralwahlrechts, bei dem die Wähler – wie in Sachsen seit 1909 bis zu vier Stimmen haben. Danach würden die Sozialdemokraten mit 68 Abgeordneten die stärkste Fraktion bilden. Nach dem gegenwärtigen Wahlrecht haben sie nur 25 Sitze.

Wollert Konow bildet in Kristiania (Oslo) eine Mitte-Rechts-Koalitionsregierung aus der konservativen Høyre (“Rechts”) umd der freisinnigen Frisennede Venstre. Er löst Gunnar Knudsen ab, dessen Venstre (“Links””) 1909 eine vernichtende Wahlniederlage erlitten hat.

2.2.1910, Mittwoch

In Bukarest wird die Sozialdemokratische Partei Rumäniens neu gegründet.

Die russische Reichsduma, das Parlament in Petersburg (Leningrad), fordert die Vorlage eines Gesetzentwurfs, der die “administrative Verschickung” von Personen, die angeblich die Sicherheit des Staats und der Gesellschaft gefährden, ein Ende machen soll. Die Regierung unter Ministerpräsident Pjotr A. Stolypin lehnt ein solches Gesetz ab.

Der russische Reichsrat, die erste Kammer der Volksvertretung in Petersburg (Leningrad), debattiert über eine Erklärung deutscher Professoren, die in einer gemeinsamen Resolution am 24. Februar die Selbständigkeit Finnlands gefordert hatten. Die Professorenerklärung wird als Einmischung in die innenpolitischen Angelegenheiten Russlands verurteilt.

3.2.1910, Donnerstag

Der böhmische Landtag in Prag wird eröffnet. Am 4. Februar beginnen die deutschen Abgeordneten mit sog. technischer Obstruktion, da alle Vermittlungsversuche zwischen ihnen und den tschechischen Abgeordneten scheitern.

Bei der Vorabstimmung über die Einführung der Schifffahrtsabgabe im Deutschen Reich sprechen sich 46 Mitglieder des Bundesrats für und zwölf gegen die Abgabe aus. Zur Ablehnung würden 14 Stimmen genügen.

Im preußischen Abgeordnetenhaus in Berlin kommt es zu erregten Debatten über den von der Regierung geplanten Verkauf von Teilen des Berliner Grunewalds.

4.2.1910, Freitag

Der preußische Ministerpräsident Theobald von Bethmann Hollweg legt eine Wahlrechtsnovelle für Preußen vor.

Die Journalistentribüne der bayerischen Abgeordnetenkammer in München bleibt leer. Die Pressevertreter protestieren auf diese Weise gegen die “zu langen Sitzungen” der Volksvertretung.

5.2.1910, Samstag

Aus Aden werden schwere Unruhen in Britisch-Somaliland gemeldet. Zahlreiche britische Staatsangehörige wurden von Eingeborenen getötet. Das seit 1898 der britischen Krone direkt unterstellte Steppenland am Golf von Aden besitzt große strategische Bedeutung (Ausgang des Roten Meeres, Seeweg nach Indien).

Das osmanische Parlament in Konstantinopel (Istanbul) nimmt den Handelsvertrag mit dem Balkanfürstentum Montenegro an. Er sieht die gegenseitige Meistbegünstigung vor. Montenegro gehörte ab 1528 zum Osmanischen Reich, wurde 1878 auf dem Berliner Kongress als unabhängiger Staat anerkannt und wird 1910 Königreich.

In Hildesheim findet der Parteitag der Deutschkonservativen Reichspartei statt, der zweitstärksten politischen Kraft nach dem Zentrum.

Der Deutsche Reichstag in Berlin nimmt den Gesetzentwurf über die Handelsbeziehungen mit den USA an. Nach Angaben von Staatssekretär (Innenminister) Clemens Delbrück ist in langwierigen Verhandlungen erreicht worden, dass dem Deutschen Reich “alle Zollermäßigungen eingeräumt werden, die die Vereinigten Staaten einem dritten Land gewähren können”.

6.2.1910, Sonntag

In mehreren Städten Preußens sowie in Braunschweig und in Nürnberg finden Demonstrationen gegen die preußische Wahlrechtsvorlage statt.

Ein außerordentlicher Kongress der belgischen Sozialisten in Brüssel beschließt, im Fall der Bildung eines liberalen Kabinetts Minister zu stellen.

Das romantische Versdrama “Chantecler” von Edmond Rostand wird im Théâtre de la Porte-Saint-Martin in Paris mit großem Erfolg uraufgeführt.

Bei der Debatte über die ordentlichen Gerichte in der russischen Reichsduma, dem Parlament in Petersburg (Leningrad), kritisiert der Abgeordnete Markow, ein Mitglied der äußersten Rechten, die Zulassung von Juden zum Richteramt. Er beschuldigt die Duma “jüdischer Gesinnung”. Markow wird für 15 Sitzungen von der Duma ausgeschlossen.

In Tschenstochau (Czenstochau) im russischen Gouvernement Petrokow geben sieben unbekannte Männer Pistolenschüsse auf den politischen Geheimpolizeiagenten Felix Strawinski ab und verletzen ihn tödlich. Das Attentat wird polnischen Nationalisten zugeschrieben.

Stefanos Dragumis wird neuer griechischer Ministerpräsident als Nachfolger des zurückgetretenen Konstantin Mavromichalis.

In Spanisch-Marokko unternehmen die Rifkabylen einen Angriff auf die spanischen Truppen in Nador, werden jedoch zurückgeschlagen. Die in den schwer zugänglichen Küstenbergen des Rif wohnenden Rifkabylen versuchen seit dem 19. Jahrhundert in zahlreichen Aufständen, ihre Freiheit gegenüber den Kolonialmächten zu verteidigen.

8.2.1910, Dienstag

Vertreter des Deutschen Reichs, Belgiens und Großbritanniens treten in Brüssel zu einer diplomatischen Konferenz über die Festlegung des Grenzverlaufs im Kongo zusammen.

Der am 3. Februar eröffnete böhmische Landtag in Prag wird vertagt, da die deutschen Abgeordneten nicht auf ihre Obstruktion der parlamentarischen Arbeit verzichten wollen.

Der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Leo Arons spricht sich in den “Sozialistischen Monatsheften” für einen Kompromiss der gesamten Linken in der Wahlrechtsfrage aus. Er empfiehlt, die Einführung der geheimen Wahl und des Verhältniswahlrechts sowie eine neue Wahlkreiseinteilung durch einen “mäßigen Abstrich von der unbedingten Gleichheit” zu erkaufen.

9.2.1910, Mittwoch

Stärkste Fraktion im Landtag des russischen Großfürstentums Finnland werden nach Neuwahlen die Sozialdemokraten mit 86 Abgeordneten, gefolgt von den Altfinnen mit 42 Mandaten. In den neuen Landtag wurden auch 15 Frauen gewählt.

Das Schwurgericht in Halle an der Saale verurteilt im sog. Mansfelder Aufruhrprozess zwei Bergleute, die sich am Januarstreik beteiligt haben, zu drei bzw. fünf Monaten Gefängnis.

Der Demokrat José Canalejas y Méndez wird neuer spanischer Ministerpräsident als Nachfolger des zurückgetretenen Liberalen Segismundo Moret y Prendergast.

10.2.1910, Donnerstag

Die Schachweltmeisterschaft zwischen dem deutschen Titelverteidiger Emanuel Lasker und seinem österreichischen Herausforderer Karl Schlechter endet unentschieden.

Zur ersten Lesung der Wahlrechtsnovelle wird der preußische Ministerpräsident und Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg im Abgeordnetenhaus in Berlin von den Sozialdemokraten mit Pfui-Rufen empfangen.

11.2.1910, Freitag

Der italienische Ministerpräsident Giorgio Sidney Baron Sonnino erläutert in der Abgeordnetenkammer in Rom sein Regierungsprogramm. Als nationale Aufgabe ersten Ranges bezeichnet er die Bekämpfung des Analphabetentums.

Bei einer Prügelei zwischen rund 300 klerikalen und freiheitlichen Studenten in einem Innsbrucker Gasthaus werden mehrere Personen durch Säbelhiebe zum Teil schwer verletzt.

In Teheran wird eine Note der russischen Gesandtschaft veröffentlicht, laut der es das Russische Reich ablehnt, mit Persien über den Verbleib russischer Truppen im Land zu verhandeln.

Italienische Künstler veröffentlichen das “Manifest der futuristischen Malerei”.

Die Europameisterschaft im Eiskunstlauf in Berlin gewinnt der Schwede Ulrich Salchow. Im Januar hatte Salchow zum neunten Mal die Weltmeisterschaft gewonnen.

12.2.1910, Samstag

Der tibetanische Dalai-Lama Thupten Gjatso flieht vor chinesischen Truppen nach Britisch-Indien.

Der Berliner Polizeipräsident Traugott von Jagow proklamiert in einer Bekanntmachung auf den Litfaßsäulen das “Recht auf die Straße”.

Im Deutschen Reichstag in Berlin wird eine Gesetzesvorlage über die Regelung der Heimarbeit eingebracht.

Die Volksvertreter von Elsass-Lothringen fordern die Gleichstellung des Reichslands mit den deutschen Bundesstaaten.

13.2.1910, Sonntag

Die Sozialdemokraten veranstalten im Großraum Berlin zahlreiche Protestversammlungen gegen die preußische Wahlrechtsvorlage. Auch in anderen deutschen Städten finden entsprechende Demonstrationen statt.

14.2.1910, Montag

Die Kartellbildung ist das zentrale Thema bei der Lesung des Gesetzentwurfs über den Absatz von Kalisalzen im Deutschen Reichstag in Berlin.

Der italienische Außenminister Francesco Guicciardini bezeichnet die Integrität des Osmanischen Reichs (Türkei) als unverzichtbar für die Aufrechterhaltung des politischen Gleichgewichts im Mittelmeerraum und weist damit Forderungen nach einem kolonialen Engagement auf Kosten der Türkei zurück.

Eine in Kristiania (Oslo) veröffentlichte Untersuchung weist auf den drastischen Rückgang des Bärenbestands in Norwegen hin und empfiehlt die Aufhebung der Abschussprämien.

15.2.1910, Dienstag

In Stockholm erkranken mehrere Mitglieder der Hofgesellschaft nach dem Genuss verdorbener Leberpastete bei einem Diner des Oberstatthalters a. D. Freiherr Gustav Tamm. Das Unglück fordert ein Todesopfer, Anna Wallenberg, “eine bekannte Fürsprecherin der Armen”.

Im Teatro Lirico in Mailand veranstalten die Futuristen einen internationalen Dichterabend, bei dem es zu antiösterreichischen Kundgebungen kommt. Der Schriftsteller Filippo Tommaso Marinetti wird von der Polizei abgeführt.

Die Beratungen des Organisationsausschusses für einen Slawenkongress in Petersburg (Leningrad) enden mit einem völligen Misserfolg. Die polnischen Delegierten weigern sich wegen der schlechten polnisch-russischen Beziehungen, an einem solchen Kongress teilzunehmen.

Prinz Georg von Bayern löst einen Sturm des Protests aus mit seinem öffentlichen Bekenntnis zum Duell.

Nach einer sozialdemokratischen Protestversammlung gegen die preußische Wahlrechtsnovelle im Münchner Kindlkeller ziehen rund 1000 Menschen vor die preußische Gesandtschaft in der Prinzregentenstraße und bringen Hochrufe auf das geheime und gleiche Wahlrecht aus.

16.2.1910, Mittwoch

Die Deutschkonservative Partei bringt im preußischen Abgeordnetenhaus in Berlin einen Antrag auf Verschärfung der Geschäftsordnung ein.

In der chinesischen Hafen- und Industriestadt Kanton schlagen regierungstreue Truppen eine Meuterei nieder. Am 13. Februar hatten rund 6000 Soldaten, die von ausländischen Instrukteuren nach europäischer Art ausgebildet worden waren, den Gehorsam verweigert und die Plünderung der Stadt begonnen. Während der Straßenkämpfe kamen 500 Menschen ums Leben. Die Meuterei ist Ausdruck der sozialen und politischen Unzufriedenheit unter der Herrschaft der Mandschudynastie.

In Wadai in Französisch-Äquatorialafrika wird eine über 100 Mann starke französische Kolonialtruppe in einen Hinterhalt gelockt und fast völlig aufgerieben. Die Bewohner der am 15. Januar neugebildeten Kolonie setzen der Kolonialmacht weiterhin großen Widerstand entgegen.

Prinz Heinrich von Preußen besucht in London König Eduard VII. und Königin Alexandra. Heinrich, der Bruder des deutschen Kaisers Wilhelm II. und Neffe von König Eduard VII., ist seit 1909 Generalinspekteur der deutschen Marine. Thema der Gespräche ist daher auch das deutsch-britische Wettrüsten zur See.

17.2.1910, Donnerstag

Die Berliner Stadtverordnetenversammlung nimmt einstimmig den Antrag an, den preußischen Landtag um Ablehnung der Wahlrechtsnovelle zu ersuchen.

In Frankfurt am Main kommt es nach sozialdemokratischen Versammlungen zu blutigen Zusammenstößen mit der Polizei.

Die 1908 von Österreich-Ungarn annektierten Länder Bosnien und Herzegowina erhalten eine Verfassung.

18.2.1910, Freitag

Der Deutsche Reichstag in Berlin lehnt einen Toleranzantrag des Zentrums mit 160 zu 150 Stimmen ab.

Bei der Beratung des Etats des Reichsamts des Innern im Deutschen Reichstag in Berlin gibt Staatssekretär Clemens Delbrück einen Überblick über die Sozialpolitik im Deutschen Reich seit Beginn der Industrialisierung.

19.2.1910, Samstag

Fjodor I. Schaljapin (Baß) singt die Titelrolle bei der Uraufführung der Oper “Don Quichotte” von Jules Massenet in Monte Carlo.

Das Schauspiel “Die große Landstraße” von August Strindberg wird im Intima Teatern in Stockholm uraufgeführt.

Der frühere ungarische Ministerpräsident István Graf Tisza gründet in Budapest die Nationale Arbeitspartei.

20.2.1910, Sonntag

Auf einem außerordentlichen Parteitag in Stuttgart beschließt die Deutsche Volkspartei ihre Vereinigung mit der Freisinnigen Volkspartei und der Freisinnigen Vereinigung zur Deutsch-Freisinnigen Volkspartei.

In Kairo wird der ägyptische Ministerpräsident Butros Pascha Gali von einem Nationalisten ermordet.

In Rom finden die zum Teil stark antipäpstlich gefärbten Feiern anlässlich des 310. Todestags des Naturphilosophen Giordano Bruno statt. Der italienische Dominikaner war von der Inquisition wegen seiner Lehren von der Vielheit der Welten und der Gleichwertigkeit der Weltsysteme verurteilt und am 17. Februar 1600 in Rom verbrannt worden.

21.2.1910, Montag

In Zürich wird das Urmanuskript von Johann Wolfgang von Goethes “Wilhelm Meisters theatralische Sendung” entdeckt.

Große Beachtung findet die Uraufführung von John Galsworthys realistischem Drama “Justiz” im Duke of York’s Theatre in London und im Repertory Theatre in Glasgow.

Bei Streiks der Straßenbahner in Philadelphia in den USA kommt es zu Ausschreitungen. 3000 Polizeibeamte werden zur Aufrechterhaltung der Ordnung eingesetzt.

Im Zirkus Busch in Berlin findet die Generalversammlung des Bundes der Landwirte statt.

Der britische König Eduard VII. eröffnet das neugewählte Parlament in London mit der Verlesung der Thronrede.

22.2.1910, Dienstag

König Alfons XIII. von Spanien erlässt in Sevilla eine allgemeine Amnestie für politische Verbrechen. Betroffen sind rund 1000 Personen, die ein Prozess vor dem Kriegs- oder dem Zivilgericht erwartet. Auch Reservisten, die Fahnenflucht begangen haben, sollen begnadigt werden. Mit dieser Amnestie soll ein Schlussstrich unter den Aufstand von Juli/August 1909 gezogen werden.

In mehreren deutschen Städten finden Demonstrationen anlässlich des 70. Geburtstags des SPD-Vorsitzenden August Bebel statt.

23.2.1910, Mittwoch

Das Pariser Schwurgericht verurteilt den Sozialisten und Antimilitaristen Gustave Hervé wegen Aufreizung gegen die öffentlichen Gewalten durch seine Schrift “Guerre sociale” (Sozialer Krieg) zu vier Jahren Gefängnis.

König Ferdinand I. von Bulgarien trifft zu einem Staatsbesuch in Russland ein. In Zarskoje Selo (Puschkin) bei Petersburg (Leningrad) werden er und seine Frau von Zar Nikolaus II. empfangen. Zentrales Gesprächsthema ist die Lage auf dem Balkan.

Eine Abordnung von 30 radikalen Abgeordneten unter Führung von Charles Dilke bittet den britischen Premierminister Herbert Henry Asquith um energischeres Vorgehen gegen das Oberhaus, dessen Vetorecht abgeschafft werden müsse.

24.2.1910, Donnerstag

In Berlin und Wien wird ein halbamtliches Communiqué über den Besuch des österreichisch-ungarischen Außenministers Aloys Graf Lexa von Aehrenthal in der deutschen Reichshauptstadt veröffentlicht. Danach wollen Aehrenthal, der am 22. Februar zu Gesprächen in Berlin eingetroffen ist, und der deutsche Ministerpräsident Theobald von Bethmann Hollweg “bei ihrer ruhigen Beurteilung der nächsten Zukunft verbleiben, sowohl was die Lage in Europa im allgemeinen als auch die Entwicklung im nahen Orient anbelangt”.

Das französische Kriegsgericht in Châlons verurteilt den Husarenunteroffizier Faraco wegen versuchten Mordes zu öffentlicher Degradierung und 20 Jahren Zwangsarbeit. Faraco hatte, um sich eines Gläubigers zu entledigen, Zyankali in den Suppentopf der Mannschaften gestreut.

Bei einem Duell wegen einer Wahlrechtsfrage verwundet der frühere französische Kolonialminister Raphael Milliès-Lacroix den Senator Lentilhac durch einen Stich in den rechten Unterarm.

25.2.1910, Freitag

Der österreichisch-ungarische Außenminister Aloys Graf Lexa von Aehrenthal trifft aus Berlin in München ein, wo er vom bayerischen Prinzregenten Luitpold in Audienz empfangen wird.

26.2.1910, Samstag

Im Wilhelm-Theater in Magdeburg wird die Operette “Die keusche Susanne” von Jean Gilbert uraufgeführt.

27.2.1910, Sonntag

Im Zirkus Busch in Berlin findet eine Massenveranstaltung gegen die preußische Wahlrechtsvorlage statt. Die sich daran anschließenden Demonstrationszüge durch die Stadt sowie Kundgebungen vor dem Königlichen Schloss und dem Reichskanzlerpalais verlaufen ohne Zwischenfälle.

Bei der Volksabstimmung im schweizerischen Kanton Genf nehmen die Stimmberechtigten den Gesetzentwurf über die Wählbarkeit von Frauen in die Gewerbegerichte mit 2470 zu 1780 Stimmen an.

28.2.1910, Montag

Der britische Premierminister Herbert Henry Asquith stellt im Unterhaus in London das Regierungsprogramm vor. Einer der zentralen Punkte ist die Forderung nach einer Einschränkung des Vetorechts des Oberhauses.

Chroniknet