Was geschah im Februar 1920

  • < 1919
  • 2.1920
  • 1921 >

Wetterstationen Februar 1920

1.2.1920, Sonntag

In Mainz erscheint die erste Nummer der Musikzeitschrift “Melos”. Herausgeber ist der Dirigent Hermann Scherchen, der als Wegbereiter neuer Musik gilt.

2.2.1920, Montag

Im sog. Friedensvertrag von Dorpat (Tartu) erkennt die Sowjetregierung die Unabhängigkeit von Estland an. Im Gegenzug verzichtet Estland auf antibolschewistische Aktionen. Am 4. Februar wird der Vertrag vom Allrussischen Zentralvollzugsausschuss ratifiziert. Zugleich wird zwischen Sowjetrussland und der Ukrainischen Sowjetrepublik ein Kooperationsabkommen geschlossen. Am 11. Februar schließt die Sowjetregierung außerdem ein Waffenstillstandsabkommen mit Lettland.

Nach Angaben des britischen Kriegsministeriums in London haben alle Deutschen, die während des Weltkriegs in britische Kriegsgefangenschaft gerieten, inzwischen Großbritannien verlassen.

Die Zentrumspartei gründet in Düsseldorf einen eigenen Korrespondenzdienst, die “Zentrums-Parlaments-Korrespondenz”. Er wird allerdings wegen Finanzschwierigkeiten bereits am 1. Juli 1922 wieder aufgelöst.

Im Pariser Théatre National de l’Opéra wird Igor Strawinskys dramatisches Ballett “Der Gesang der Nachtigall” uraufgeführt. Die Choreographie stammt von dem US-Tänzer und Choreographen russischer Herkunft Léonide Massine, die Ausstattung von dem französischen Maler Henri Matisse. Das Stück wird von Sergei Diaghilews Ballets russes aufgeführt.

Eugene O’Neills Drama in drei Akten “Jenseits des Horizonts” wird im Morosco Theatre in New York uraufgeführt. Das Stück des US-amerikanischen Dramatikers handelt von enttäuschten Wünschen und Zielen.

Claire Waldoff – deutsche Kabarettistin und Schauspielerin – feiert in der Eduard-Künneke-Operette “Der Vielgeliebte”, die in Berlin uraufgeführt wird, einen ihrer großen Erfolge.

3.2.1920, Dienstag

Vertreter der Alliierten überreichen der deutschen Regierung eine Auslieferungsliste mit 895 Namen, vor allem ranghoher Politiker und Militärs. Am 5. Februar protestieren Reichsrat und preußische Landesversammlung gegen das alliierte Auslieferungsersuchen.

4.2.1920, Mittwoch

Der deutsche Physiker Albert Einstein beginnt an der Volkshochschule Berlin eine Vortragsreihe über Grundlehren der Bewegung und das Gleichgewicht der Körper. In der Öffentlichkeit sieht sich Einstein zunehmenden Angriffen ausgesetzt, u.a. von Antisemiten.

5.2.1920, Donnerstag

Der Allrussische Zentralvollzugsausschuss bietet in einem Aufruf an das polnische Volk Friedensverhandlungen an.

In der Kunsthalle Basel werden erstmals Aquarelle und Landschaftsbilder des deutschen Schriftstellers Hermann Hesse ausgestellt. Der am 2. Juli 1877 geborene Hesse hat erst im Alter von 40 Jahren mit der Malerei begonnen.

6.2.1920, Freitag

Das Wehrkreiskommando Münster ordnet an, dass zwischen Zechenleitungen und Betriebsräten Überstundenverträge abgeschlossen werden. Eisenbahnerstreik und Hochwasser haben zu großen Problemen bei der Versorgung mit Kohle geführt.

7.2.1920, Samstag

Im russischen Bürgerkrieg erobert die Rote Armee Odessa. Der russische Admiral Alexandr W. Koltschak wird von einem revolutionären Kriegskomitee im sibirischen Irkutsk hingerichtet.

8.2.1920, Sonntag

Bei der erstmals seit fünf Jahren wieder stattfindenden Meisterschaft des Deutschen Ski-Verbandes gewinnt Hans Edler von der Planitz aus Chemnitz den Titel (Kombinationswertung aus Sprung- und Langlauf). Die Schneeverhältnisse bei der zweitägigen Veranstaltung auf dem Feldberg (Schwarzwald) sind leider nur mangelhaft.

Der deutsche Dichter Richard Dehmel stirbt im Alter von 56 Jahren in Blankenese (heute zu Hamburg). Im Mittelpunkt seiner naturalistischen, vom Impressionismus geprägten Werke – besonders innerhalb der Lyrik – steht die Macht des Eros.

Auf der dritten Ausstellung der hannoverschen Sezession werden Werke des deutschen Malers und Schriftstellers Kurt Schwitters gezeigt. Neben seinem dadaistischen Gedichtband “Anna Blume” (1919) erregte Schwitters bisher durch abstrakte Collagen Aufsehen.

Bei einer Volksabstimmung entscheiden sich die Wahlberechtigten in der Schweiz (ausschließlich Männer) gegen die Einführung des Frauenstimmrechts. Die Schweiz führt erst 1971 das Frauenwahlrecht ein (Finnland: 1906, Deutsches Reich: 1918, USA: 1920.

9.2.1920, Montag

Der Völkerbundrat spricht Norwegen die Inselgruppe Spitzbergen (Nordpolarmeer) zu. Bisher stritten sich Norwegen und Sowjetrussland um die wegen ihrer Kohlevorkommen bedeutenden Inseln. Eine am 16. Juni 1914 begonnene sog. Spitzbergenkonferenz musste nach Ausbruch des Weltkrieges ergebnislos abgebrochen werden.

10.2.1920, Dienstag

In der nördlichen Zone von Nordschleswig votieren 74,2% der Bevölkerung für den Anschluss an Dänemark.

11.2.1920, Mittwoch

Im Auftrag des Völkerbunds soll eine internationale Juristenkommission ein Statut für den vorgesehenen Ständigen Internationalen Gerichtshof in Den Haag ausarbeiten.

Eine Kommission der Alliierten übernimmt im sog. Abstimmungsgebiet in Oberschlesien die Kontrolle. Sie bereitet damit eine für 1921 vorgesehene Volksabstimmung vor, bei der die Bevölkerung des wichtigen Industriegebietes über ihre nationale Zugehörigkeit entscheiden soll (Deutsches Reich oder Polen). Vor dem Plebiszit kommt es zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Polen.

In Frankfurt am Main und anderen deutschen Städten werden öffentliche Karnevalsumzüge verboten. Grund ist die katastrophale wirtschaftliche Lage im Deutschen Reich.

12.2.1920, Donnerstag

In Berlin wird die Operette “Der letzte Walzer” des österreichischen Komponisten Oscar Straus uraufgeführt. Sie zählt – neben “Ein Walzertraum” (1907) und “Liebeszauber” (1916) – zu den bekanntesten Werken des am 6. März 1870 geborenen Bruch-Schülers und früheren Kabarett-Kapellmeisters.

Als erster US-amerikanischer Bundesstaat führt Massachusetts den Wahlzwang ein.

In einer von Reichsarbeitsminister Alexander Schlicke (MSPD) erlassenen Verordnung wird die Wiedereingliederung ehemaliger Kriegsteilnehmer und Zivilinternierter geregelt. Danach sind Unternehmen verpflichtet, Kriegsteilnehmer und Zivilinternierte wieder einzustellen, sofern sie am 1. August 1914 in ihren Betrieben beschäftigt waren. Eine vorläufige Fassung der Verordnung war bereits am 3. September 1919 erlassen worden.

Im mitteldeutschen Braunkohlegebiet werden außertarifliche Lohnerhöhungen vereinbart. Die von den Gewerkschaften durchgesetzten Verbesserungen des Arbeitsentgeltes sollen die Teuerungsrate ausgleichen.

Auf einer in London beginnenden Konferenz (bis 3.3.) einigt sich der alliierte Oberste Rat auf eine Verlängerung der Fristen für die Heeresverminderung im Deutschen Reich. Danach fordern die Alliierten eine Reduzierung der Heeresstärke auf 200 000 Mann bis zum 10. April und auf die vorgesehene Endstärke von 100 000 Mann bis zum 10. Juli 1920. Bisher galt der 31. März als Frist für die Heeresverminderung; der Termin kann jedoch von der deutschen Regierung aufgrund des verspäteten Inkrafttretens des Versailler Vertrags nicht eingehalten werden.

13.2.1920, Freitag

In London endet die dreitägige zweite Tagung des Völkerbundrats. Neben der Einsetzung einer Kommission zur Ausarbeitung eines Planes für den Ständigen Internationalen Gerichtshof beschließt der Rat u.a. die Einberufung einer Konferenz zur internationalen Finanzkrise.

Mit seiner sog. Londoner Erklärung schafft der Völkerbundrat die Voraussetzungen für den Beitritt der Schweiz zum Völkerbund. Der Rat erkennt darin die spezielle Situation der Schweiz aufgrund ihrer “immerwährenden Neutralität” an.

Der US-amerikanische Außenminister Robert Lansing erklärt vor dem Hintergrund wachsender Spannungen mit US-Präsident Woodrow Wilson seinen Rücktritt. Die Differenzen beruhen vor allem auf unterschiedlichen Bewertungen des Friedensvertrages von Versailles.

Alfred Halms Film “Marchesa d’Arminiani” mit Pola Negri in der Hauptrolle wird in Berlin uraufgeführt. Die 23-Jährige polnische Schauspielerin (eigtl. Barbara Apolonia Chalupiec) kam 1916 in die deutsche Hauptstadt und zählt zu den großen Ufa-Filmstars.

14.2.1920, Samstag

Am Großen Schauspielhaus in Berlin feiert Romain Rollands Drama “Danton” in der Regie von Max Reinhardt Premiere. In der Hauptrolle des französischen Revolutionsführers Danton spielt Paul Wegener, in weiteren Rollen sind Werner Krauss und Ernst Deutsch zu sehen.

Der Wirtschaftsrat der deutschen Reichsregierung beschließt in Berlin die weitere Zwangsbewirtschaftung von Getreide und Kartoffeln.

Nach Unterzeichnung eines entsprechenden Staatsvertrages fällt Coburg an Bayern. Der Union ging ein Volksentscheid voraus. Aus dem Rest des ehemaligen Freistaats Sachsen-Coburg-Gotha wird zusammen mit anderen sächsischen Herzogtümern das Land Thüringen gebildet.

In London beschließt der Oberste Rat der Alliierten, Konstantinopel (Istanbul) bei der Türkei zu belassen. Allerdings sollen die Meerengen von Bosporus und Dardanellen unter internationale Kontrolle gestellt werden.

15.2.1920, Sonntag

Auf einer Konferenz der einzelnen österreichischen Länder in Salzburg werden grundlegende Fragen der künftigen Verfassung der Republik Österreich besprochen. Im Mittelpunkt der Diskussionen steht die Frage, ob Österreich als zentralistischer Einheitsstaat (wie von Sozialisten gefordert) oder als föderalistischer Bundesstaat konzipiert werden soll.

16.2.1920, Montag

Reichskanzler Gustav Bauer (MSPD) reist von Berlin in das Ruhrgebiet, um mit führenden Vertretern von Zechenverbänden und Gewerkschaften über eine Steigerung der Kohleförderung zu beraten. Am 17. Februar trifft er u.a. mit dem Gewerkschaftsführer Heinrich Imbusch und dem Industriellen Hugo Stinnes zusammen. Die Bergarbeitergewerkschaften fordern u.a. eine bessere Lebensmittelversorgung für die Grubenarbeiter.

17.2.1920, Dienstag

In der deutschen Hauptstadt Berlin findet die 27. Generalversammlung des Bundes der Landwirte statt.

Der in der französischen Öffentlichkeit mit Spannung erwartete Prozess gegen den früheren Ministerpräsidenten Joseph Caillaux beginnt in Paris. Caillaux wird “defätistischer Umtriebe” während des Kriegs beschuldigt. Der Prozess gegen den bekannten Politiker kommt vor allem auf Druck nationalistischer Kreise um den früheren französischen Ministerpräsidenten Georges Clemenceau zustande.

18.2.1920, Mittwoch

In Paris tritt der neue französische Präsident Paul Deschanel sein Amt an. In einer Botschaft vor dem Parlament fordert Deschanel am 19. Februar die Franzosen auf, die “im Krieg geoffenbarte nationale Einheit” auch in Zukunft fortdauern zu lassen.

Um die sich aus dem Versailler Vertrag ergebende Verpflichtung zu Kohlelieferungen an die Alliierten zu erfüllen, wird zwischen Bergarbeitergewerkschaften und Zechenverbänden erstmals ein Sonderschichtenabkommen geschlossen.

In Danzig (heute Gdansk) wird erstmals eine Messe veranstaltet (bis 25.2.), die wirtschaftliche Kontakte zwischen dem Deutschen Reich und Osteuropa herstellen soll.

19.2.1920, Donnerstag

In einer Sitzung des Lehrergesetzausschusses des bayerischen Landtags in München wenden sich u.a. die Bayerische Volkspartei und der Bayerische Bauernbund gegen die Aufhebung des Eheverbots für Lehrerinnen. Die MSPD-geführte Landesregierung unter Ministerpräsident Johannes Hoffmann plant eine entsprechende Gesetzesnovelle, um das bayerische Landesrecht der Reichsverfassung anzupassen. Das bayerische Volksschullehrergesetz vom August 1919 sieht eine Beendigung des Dienstverhältnisses bei Lehrerinnen nach ihrer Eheschließung vor.

20.2.1920, Freitag

Nach dem Zusammenbruch eines fast zweimonatigen Transportarbeiterstreiks und der Verhaftung führender Kommunisten wird in Sofia das bulgarische Parlament (Sobranje) aufgelöst. Neuwahlen finden am 28. März statt.

Der Verein deutscher Eisen- und Stahlindustrieller sowie die Vereinigung der niederrheinisch-westfälischen Handelskammern sprechen sich angesichts anhaltender Diskussionen gegen jegliche Sozialisierungsbestrebungen im deutschen Kohlebergbau aus.

21.2.1920, Samstag

Ein Berliner Schwurgericht verurteilt den ehemaligen Fähnrich Oltwig von Hirschfeld zu der relativ milden Strafe von 18 Monaten Gefängnis. Hirschfeld hatte bei einem Attentat am 26. Januar den von Rechten angegriffenen Zentrumspolitiker und Reichsfinanzminister Matthias Erzberger verletzt.

Der bisherige Erste Bürgermeister von Hamburg, Friedrich Sthamer, überreicht dem britischen Außenminister George Curzon in London sein Beglaubigungsschreiben als deutscher Geschäftsträger. Er nimmt seine Arbeit am 23. Februar auf; ab August 1920 amtiert er als deutscher Botschafter.

In Preußen wird die Entfernung von Bildern der kaiserlichen Familie aus allen öffentlichen Gebäuden angeordnet.

In der Pariser Comédie des Champs-Elysées wird das Ballett “Der Ochse auf dem Dach” (Le boeuf sur le toit) von Darius Milhaud nach einer Vorlage von Jean Cocteau uraufgeführt. Der französische Komponist Milhaud gilt als führender Vertreter der sog. Neuen Musik in Frankreich.

22.2.1920, Sonntag

Bei einer Veranstaltung der Deutschen Friedensgesellschaft in Stuttgart kommt es zu handgreiflichen Auseinandersetzungen, als Nationalisten mit Störaktionen beginnen. Zu den Rednern zählt u.a. der hessische Kultusminister Reinhard Strecker (MSPD).

23.2.1920, Montag

Die bayerischen Staatsbahnen gehen in Reichsbesitz über. Damit wird ein wichtiger Schritt im Hinblick auf die Übernahme aller deutschen Staatsbahnen durch das Deutsche Reich am 1. April vollzogen.

Zum Oberpräsidenten der Provinz Sachsen wird der frühere Reichs- und preußische Staatskommissar für Schlesien und Posen, Otto Hörsing, ernannt. Der 45-Jährige Sozialdemokrat war 1919 auch Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrates für Oberschlesien.

Der frühere französische Staatspräsident Raymond Poincaré übernimmt den Vorsitz der alliierten Reparationskommission. Er tritt damit die Nachfolge des französischen Senators Celestin Charles Jonnart an, der die Kommission seit Beginn ihrer Arbeit am 24. Januar 1920 leitete. Die Reparationskommission soll die im Vertrag von Versailles in ihrer Höhe nicht bestimmten deutschen Wiedergutmachungsleistungen festsetzen. Der rechtsorientierte Poincaré gilt als Verfechter eines unnachgiebigen Kurses gegenüber dem Deutschen Reich.

24.2.1920, Dienstag

Die US-Regierung beschließt, dem Völkerbund nicht beizutreten. Gleichzeitig strebt sie die Wiederherstellung des Friedenszustands mit dem Deutschen Reich an. Nach anfänglicher Neutralität waren die USA 1917 in den Weltkrieg auf Seiten der Alliierten eingetreten, hatten aber den Versailler Vertrag 1919/20 nicht unterzeichnet.

In München hält die von Anton Drexler 1919 gegründete rechtsnationale Deutsche Arbeiterpartei (später Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei [NSDAP]) eine Großversammlung ab. Adolf Hitler – seit Januar zuständig für Parteipropaganda – verkündet vor knapp 2000 Anwesenden ein von ihm zusammen mit Gottfried Feder und Drexler ausgearbeitetes Programm.

Der in Bonn lehrende deutsche Romanist Ernst Robert Curtius wird an die Universität Marburg berufen.

25.2.1920, Mittwoch

Mit der Uraufführung des Dramas “Freiheit” des deutschen Schriftstellers Herbert Kranz wird in München das Arbeitertheater Neue Bühne eröffnet.

Im britischen Unterhaus in London wird der sog. Government of Ireland Act eingebracht. Das Gesetz zur Selbstverwaltung Irlands (“Home rule”) sieht eine Teilung der Insel in ein vorwiegend protestantisches Nordirland, das die sechs Grafschaften von Ulster umfasst, sowie einen südlichen, vorwiegend katholischen Landesteil vor.

In Frankreich beginnt ein Eisenbahnerstreik (bis 1.3.), der am 28. Februar zum Generalstreik erweitert wird. Im Hintergrund des Streiks steht die mangelnde Verhandlungsbereitschaft der privaten Eisenbahngesellschaften gegenüber den Gewerkschaftsverbänden. Bei der am 1. März auf Vermittlung des französischen Gewerkschaftsführers Léon Jouhaux erzielten Einigung gestehen die Eisenbahngesellschaften u.a. die Achtung des Gewerkschaftsrechts zu.

26.2.1920, Donnerstag

Im badischen Durlach löst die Polizei eine Reichskonferenz der KPD auf und verhaftet zahlreiche Politiker. Unter den Festgenommenen befinden sich Clara Zetkin, Ernst Reuter sowie Hermann Duncker, Sekretär der Landesregierung von Gotha.

In Saarbrücken proklamiert die sog. Regierungskommission für das Saargebiet ihren Amtsantritt. Sie ist im Rahmen des Friedensvertrages von Versailles für die Ausübung der Regierungsgewalt in dem früheren deutschen Gebiet zuständig. Präsident der Kommission ist der französische Staatsrat Victor Rault; zu der fünfköpfigen, vom Völkerbundrat ernannten Kommission zählt u.a. der saarländische Industrielle Alfred von Boch.

27.2.1920, Freitag

Infolge der mitteleuropäischen Wirtschaftskrise werden in Italien Brot, Fett, Öl und Fleisch rationiert und fleischlose Tage eingeführt, außerdem wird die Zuckerbäckerei untersagt.

In Berlin wird Robert Wienes Film “Das Cabinet des Dr. Caligari” uraufgeführt. In den Hauptrollen spielen Conrad Veidt, Lil Dagover und Werner Krauss.

28.2.1920, Samstag

In Wien beginnt der viertägige Parteitag der österreichischen Christlich Sozialen Partei. Im Zentrum der Beratungen steht das Verhältnis zum sozialdemokratischen Koalitionspartner sowie der Föderalismus in Österreich. Während viele Delegierte Bedenken gegen die bestehende Koalition äußern, sprechen sich führende Parteivertreter (u.a. Vizekanzler Jodok Fink) für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit der SPÖ aus. Zum Präsidenten der Parteileitung wird Leopold Kunschak gewählt.

29.2.1920, Sonntag

Reichswehrminister Gustav Noske (MSPD) ordnet in Berlin auf Drängen der Alliierten die Auflösung der Freikorps Ehrhardt und Löwenfeld an. Der preußische General Walther Freiherr von Lüttwitz – Oberstkommandierender des deutschen Heeres – weigert sich am 1. März, der Anordnung Folge zu leisten. Der Auflösungsbefehl für die Brigade Ehrhardt wird Anlass für den Kapp-Putsch vom 13. März.

In Prag billigt die tschechische, nach einem Parteienschlüssel zusammengesetzte Revolutionäre Nationalversammlung die neue Verfassung des Landes. Sie sieht eine Legislative aus zwei Kammern vor (Abgeordnetenhaus und Senat). Der von beiden Kammern auf sieben Jahre zu wählende Staatspräsident erhält weitgehende Rechte bei der Regierungsbildung.

In Strasburg endet ein fünftägiger Parteitag der französischen Sozialisten. Hauptthema der Beratungen ist die Haltung gegenüber der sozialistischen Zweiten Internationalen. Mit groser Mehrheit wird der Austritt aus der Zweiten Internationalen beschlossen. In einer Entschliesung wird der Parteiausschuss ermächtigt, Kontakte mit der kommunistischen Dritten Internationalen aufzunehmen.

In Leipzig wird die Frühjahrsmesse eröffnet, die bis zum 6. März dauert.

Im Februar erreicht der Wechselkurs des US-Dollar im Deutschen Reich mit 99,11 Mark seinen Jahreshöchststand (Monatsdurchschnitt). Parallel zum Verfall der deutschen Währung steigen auch die Preise drastisch an.

Chroniknet