Was geschah im Februar 1929

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Wetterstationen Februar 1929

1.2.1929, Freitag

Das Gesetz zur Verbesserung der Situation der Wartestandbeamten wird vom Reichstag in Berlin in dritter Lesung abgelehnt, da die für eine Verfassungsänderung erforderliche Zweidrittelmehrheit nicht zustandekommt.

Der Untergang des Abendlandes”, eine kulturgeschichtliche Betrachtung von Oswald Spengler, erscheint in Italien in der Übersetzung des italienischen Ministerpräsidenten und Duce Benito Mussolini.

Der neue Tarifvertrag in der deutschen Kali-Industrie tritt in Kraft. Die tägliche Schichtzeit unter Tage wird auf acht Stunden reduziert; für die Über-Tage-Arbeiter dieses Industriezweigs ist eine Schicht höchstens neuneinhalb Stunden lang.

Zwischen Paris und Buenos Aires wird erstmals eine direkte Telefonverbindung hergestellt.

Neuer Ministerpräsident der Tschechoslowakei ist Franz Udrzal, zuletzt Kriegsminister. Er folgt dem seit 1926 amtierenden Anton Svehla nach, der seit über einem Jahr krank ist. Udrzal gibt in seiner Regierungserklärung bekannt, er werde die Politik seines Vorgängers fortsetzen.

Als Nachfolger von Vicente Mejía Colindres wird Miguel Paz Baraona Präsident des mittelamerikanischen Staates Honduras, des instabilsten Landes in der Region.

2.2.1929, Samstag

Reichsaußenminister Gustav Stresemann dementiert Behauptungen des französischen Ministerpräsidenten Raymond Poincaré über die Existenz eines deutschen Propagandafonds, der insbesondere gegen die Rheinlandbesetzung gerichtet sein soll.

Der Reichstag in Berlin behandelt in erster Lesung den Kriegsächtungspakt.

Im Rahmen einer USA-Reise besiegt der deutsche Schwergewichts-Profiboxer Max Schmeling im Madison Square Garden in New York Johnny Risco vor 15 000 Zuschauern durch technischen k. o. in der neunten Runde.

3.2.1929, Sonntag

Der belgische Boxer Pierre Charles besiegt in der Westfalenhalle in Dortmund Ludwig Haymann eindeutig nach Punkten und wird damit Europameister im Halbschwergewicht. Der Titel war seit dem Wechsel von Max Schmeling in die Schwergewichtsklasse frei.

Zum dritten Mal nach 1922 und 1925 wird das tschechoslowakische Team Europameister im Eishockey in Budapest.

Die Weltmeisterschaften im Eiskunstlauf der Paare und der Damen gehen nach zweitägiger Dauer in Budapest zu Ende. Im Paarlauf gewinnen Lilly Scholz/Otto Kaiser aus Österreich, bei den Damen die Norwegerin Sonja Henie.

Angehörige des rechtsgerichteten Verbandes Heimwehr stören in Gloggnitz (Niederösterreich) eine Veranstaltung der Sozialdemokraten. 36 Personen werden verletzt.

4.2.1929, Montag

Der britische Schatzkanzler Winston Churchill betont in einer Rede vor dem Unterhaus in London, die britische Regierung strebe eine baldige Regelung der Reparationsfrage und eine vorzeitige Räumung der besetzten Rheinlande an.

Die bayerische Gesandtschaft in Berlin spricht dem preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun (SPD) ihr Bedauern über die Veröffentlichung der Äußerungen des bayerischen Ministerpräsidenten Heinrich Held zur Entschädigungsfrage aus.

Hans Knappertsbusch, bayerischer Generalmusikdirektor und Staatsoperndirektor, tritt von der künstlerischen Leitung der Musikalischen Akademie in München zurück.

5.2.1929, Dienstag

Ehrenfried Günther Freiherr von Hünefeld, der im April 1928 zusammen mit Hermann Köhl und James C. Fitzmaurice erstmals den Atlantik per Flugzeug in Ost-West-Richtung überquert hatte, stirbt im Alter von 36 Jahren in Berlin.

Der südirische Nationalistenführer Eamon de Valera wird bei der Einreise in die zu Großbritannien gehörende nordirische Provinz Ulster verhaftet und wie ein gewöhnlicher Verbrecher ins Gefängnis abgeführt. Er wollte auf einer Versammlung in Belfast sprechen. Das Vorgehen der Behörden beschwört einen inneririschen Konflikt herauf.

In der indischen Stadt Bombay und Umgebung kommt es zu heftigen Übergriffen gegen Angehörige der Religionsgemeinschaft der Panthans. Gerüchten zufolge sollen die Panthans Kinder für Opferzwecke geraubt und entführt haben. 100 000 Arbeiter in Bombay legten daraufhin aus Protest die Arbeit nieder.

Der sozialdemokratische Reichskanzler Hermann Müller berät mit Politikern des Zentrums und der Deutschen Volkspartei erfolglos Möglichkeiten zur Beilegung der Kabinettskrise.

6.2.1929, Mittwoch

König Alexander I. Karadordevi c, Herrscher über das Königreich der Serben Kroaten und Slowenen (später Jugoslawien), erlässt eine Amnestie für politische Gefangene.

Der ungarische Ministerpräsident István Graf Bethlen von Bethlen spricht sich während einer Anfrage im Budapester Abgeordnetenhaus für eine Revision des Friedensvertrags von Trianon (1920) aus.

Reichsinnenminister Carl Severing (SPD) erhebt beim Staatsgerichtshof in Leipzig Klage wegen der Verleihung von Ehrentiteln, die der Verfassung widerspreche. Am 9. Dezember 1929 entscheidet der Staatsgerichtshof, dass die Verleihung von Titeln zur Auszeichnung einzelner Beamter oder nichtbeamteter Personen (Ehrentitel) nicht mit der Weimarer Verfassung vereinbar sei.

Reichstagspräsident Paul Löbe (SPD) erinnert vor den Abgeordneten des Reichstags in Berlin an die Eröffnung der Weimarer Nationalversammlung vor zehn Jahren.

Mit 288 gegen 127 Stimmen ratifiziert der Reichstag in Berlin den Briand-Kellogg-Pakt zur Ächtung eines Angriffskrieges als Mittel der Politik.

Nachdem die Verhandlungen zwischen den Parteien der Großen Koalition zur Stärkung der Abstimmungsdisziplin im Deutschen Reichstag ergebnislos verlaufen sind, tritt der einzige Zentrumsminister der Reichsregierung, Theodor von Guérard, zurück.

7.2.1929, Donnerstag

Die Reichsregierung, die nach dem Ausscheiden des Zentrums aus der Koalition nicht mehr über eine parlamentarische Mehrheit verfügt, beschließt, die Regierungsgeschäfte auf der Grundlage des bisherigen Programms vorerst fortzuführen.

Ohne vorherige Debatte ratifiziert der Sejm, die zweite Kammer des polnischen Parlaments, den Briand-Kellogg-Pakt zur Ächtung des Krieges.

Der Handelsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und Litauen wird vom Reichstag in Berlin in zweiter und dritter Lesung beraten und angenommen. Gegen die Stimmen der kommunistischen Fraktion billigt der Reichstag außerdem den Vertrag zur Beilegung der finanziellen Streitigkeiten mit Rumänien.

8.2.1929, Freitag

In Reaktion auf eine faschistische Großkundgebung in Tunis führen unbekannte Täter einen Bombenanschlag auf die Turiner Zeitung “Unione” durch, der allerdings nur Sachschäden verursacht.

Neun Nationalsozialisten werden in Kottbus wegen Schlägereien und Vergehens gegen das Waffengesetz sowie – in einem Fall – wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu Gefängnisstrafen zwischen zwei Monaten und drei Jahren verurteilt.

9.2.1929, Samstag

Die Büchse der Pandora”, ein Film von G. W. Pabst nach einem Bühnenstück von Frank Wedekind, wird in Berlin uraufgeführt. Die Rolle der Lulu wird von der US-amerikanischen Schauspielerin Lou Brooks gespielt.

Die spanische Regierung verbietet als Reaktion auf die Militärrevolte vom 30. Januar die Verbreitung negativer politischer Prophezeiungen.

Eine deutsch-österreichische Strafrechtskommission, die in Dresden zusammentritt, beschäftigt sich mit der Frage der Angleichung der Gesetzgebung in beiden Staaten.

José de León Toral, der Mörder des designierten mexikanischen Präsidenten, General Alvaro Obregón, wird in der Hauptstadt Mexiko hingerichtet.

In Moskau wird das Litwinow-Protokoll, ein Nichtangriffs-Abkommen zwischen Estland, Lettland, Rumänien, der Sowjetunion und Polen, unterzeichnet.

10.2.1929, Sonntag

Nach internen Auseinandersetzungen tritt Friedensnobelpreisträger Ludwig Quidde vom Vorsitz der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG) zurück. Die DFG vollzieht einen Linksruck.

In Mannheim besiegt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft eine Auswahl der Schweiz 7:1.

11.2.1929, Montag

Der deutsche Schauspieler Albert Steinrück, der sich vor allem durch Rollen in Dramen von August Strindberg und Frank Wedekind einen Namen gemacht hat, stirbt im Alter von 46 Jahren in Berlin. Am 28. März findet im Staatlichen Schauspielhaus in Berlin eine Gedenkveranstaltung statt, an der zahlreiche seiner Schauspielerkollegen teilnehmen.

Bei einem durch Missachten einer Signalanlage verursachten Zugunglück zwischen Wittenberg und Bitterfeld werden 17 Personen verletzt, der Zugführer kommt bei dem Unfall ums Leben.

In den Hochburgen des Karnevals finden die Rosenmontagszüge statt.

Neuer Bei von Tunis wird Ahmad II. Er ist als Oberhaupt des französischen Protektorats Nachfolger von Muhammad VI.

Der mexikanische Präsident Emilio Portes Gil entgeht dank der Geistesgegenwart des Lokomotivführers einem Eisenbahnattentat. Der Lokführer bringt den Zug unmittelbar nach der Explosion einer Höllenmaschine zum Stehen.

Fürst Franz I. wird als Nachfolger von Johann II. Oberhaupt des Fürstentums Liechtenstein.

Leo Trotzki, der wegen fortgesetzter politischer Betätigung aus der Sowjetunion ausgewiesen wurde, trifft in Konstantinopel (Istanbul) ein. Trotzki war ein Jahr zuvor nach Kasachstan verbannt worden.

Die Sachverständigenkommission zur Neuregelung der Reparationszahlungen des Deutschen Reichs an die Siegermächte des Weltkriegs tritt unter dem Vorsitz des US-Amerikaners Owen D. Young erstmals in Paris zusammen.

Die Lateranverträge, mit denen der Vatikan seine jahrzehntelangen Streitigkeiten mit dem italienischen Staat beilegt, werden in Rom unterzeichnet.

12.2.1929, Dienstag

Der deutsche Mediziner Albert Freiherr von Schrenck-Notzing, bekannt durch Forschungen zur Hypnose und Parapsychologie, stirbt im Alter von 46 Jahren in München.

Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht macht unter Hinweis auf die Wirtschaftslage den Standpunkt der deutschen Regierung deutlich, dass die Reparationszahlungen gesenkt werden müssen.

Der litauische Landtag ratifiziert den Briand-Kellogg-Pakt zur Ächtung des Angriffskrieges.

13.2.1929, Mittwoch

US-Präsident Calvin Coolidge unterzeichnet in Washington eine Flottenbauvorlage, die den Bau von 15 Kreuzern und einem Flugzeugträger vorsieht.

Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei der Sowjetunion beschließt ein Gesetz zur Herabsetzung der landwirtschaftlichen Steuern, um angesichts der Versorgungskrise in den Städten die Bauern zu höheren Getreidelieferungen anzuhalten.

Im Mejerchold-Theater in Moskau wird in der Inszenierung von Wsewolod Mejerchold das Stück “Die Wanze” von Wladimir W. Majakowski mit der Musik von Dmitri D. Schostakowitsch uraufgeführt.

14.2.1929, Donnerstag

Der Film “Der lebende Leichnam” des sowjetischen Regisseurs Fedor Ozep mit dem ebenfalls als Regisseur bekannten Wsewolod I. Pudowkin in der Hauptrolle wird in Berlin uraufgeführt.

Als “Massaker am Valentinstag” geht ein siebenfacher Mord an Mitgliedern einer Mafia-Gang in Chicago durch Angehörige einer rivalisierenden Bande in die Kriminalgeschichte ein.

Wegen einer zu erwartenden “Verletzung des öffentlichen Anstandes” erteilen die Münchner Behörden der US-amerikanischen Tänzerin Josephine Baker ein Auftrittsverbot.

Westdeutsche und südwestdeutsche Stromkonzerne schließen sich zur Westdeutschen Elektrizitätswirtschaft AG zusammen. Das Grundkapital des Unternehmens mit Sitz in Frankfurt am Main beträgt eine Million Reichsmark.

15.2.1929, Freitag

Erwin Bumke wird auf Vorschlag des Reichsrats, der Vertretung der deutschen Länder, zum Präsidenten des Reichsgerichts ernannt.

Der Storting, das norwegische Parlament, stimmt dem Briand-Kellogg-Pakt zu.

16.2.1929, Samstag

Die Premiere des Dramas “Dietrich – der Morgen eines Volkes” von Wilhelm Schmidtbonn findet in Kassel statt.

Der Stummfilm “Das brennende Herz” von Ludwig Berger wird im Ufa-Palast am Zoo in Berlin uraufgeführt.

Der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer (Zentrum) sieht sich wegen eines Glückwunschtelegramms an den italienischen Ministerpräsidenten und Duce Benito Mussolini anlässlich der Unterzeichnung der Lateranverträge heftigen Angriffen ausgesetzt. Dem Vatikan hat Adenauer kein Telegramm gesandt.

In Prag wird ein deutsch-tschechisches Hafenabkommen unterzeichnet, das die Verpachtung zollfreier Zonen im Hamburger und Stettiner Hafen an die Tschechoslowakei gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrags festlegt.

17.2.1929, Sonntag

Auf ihrer Jahrestagung in Leipzig wählt die Deutsche Liga für Menschenrechte u.a. Albert Einstein, Heinrich Mann, Ernst Toller und Arnold Zweig in ihren Beirat. Die Organisation, die sich u.a. um eine Verständigung mit Polen bemüht, setzt sich im Deutschen Reich vehement gegen “Justizunrecht”, insbesondere Urteile gegen Linkspublizisten, zur Wehr.

Bei einem schweren Gasunglück in Berlin werden sechs Personen verletzt.

18.2.1929, Montag

Der aus der Sowjetunion ausgewiesene Leo Trotzki richtet ein Asylgesuch an das Deutsche Reich, das abschlägig beschieden wird.

Der Hauptausschuss des preußischen Landtags in Berlin lehnt die von Sozialdemokraten und Kommunisten eingebrachten Anträge, die preußische Gesandtschaft in München zu schließen, ab.

19.2.1929, Dienstag

Reichstagspräsident Paul Löbe (SPD) ersucht den Ältestenausschuss des Parlaments um schärfere Vollmachten zur Aufrechterhaltung der Ordnung bei Parlamentssitzungen. In der Vergangenheit hatte es wiederholt “lärmende Kundgebungen von Tribünenbesuchern” gegeben.

20.2.1929, Mittwoch

Der preußische Ministerpräsident Otto Braun (SPD) schlägt dem deutschen Außenminister und Vorsitzenden der Deutschen Volkspartei (DVP), Gustav Stresemann, Verhandlungen über eine Aufnahme der DVP in die preußische Staatsregierung vor, der bislang SPD, Zentrum und Deutsche Demokratische Partei (DDP) angehören. Das Angebot an die in der Reichsregierung vertretene DVP soll die schwere Regierungskrise im Deutschen Reich positiv beeinflussen.

Carl Sonnenschein, der Begründer der katholisch-sozialen Studentenbewegung, stirbt im Alter von 53 Jahren in Berlin. An der Begräbnisfeier am 23. Februar nimmt u.a. der päpstliche Nuntius im Deutschen Reich, Eugenio Pacelli, teil.

Als Reaktion auf die Militärrevolte vom 30. Januar in Spanien wird auf Vorschlag von Diktator Miguel Primo de Rivera y Orbaneja durch königliches Dekret die vorübergehende Auflösung der Artilleriekorps verfügt.

21.2.1929, Donnerstag

In der Carnegie Hall in New York wird die Oper “Feste Romane” von Ottorino Respighi unter der musikalischen Leitung von Arturo Toscanini uraufgeführt.

22.2.1929, Freitag

Ernst von Borsig überreicht der Reichsregierung im Auftrag der deutschen Lokomotivindustrie eine Denkschrift zur Lage der deutschen Eisenbahnwirtschaft, in der u.a. ein Reichsauftrag über 100 Lokomotiven gefordert wird.

In der spanischen Stadt Segovia kommt es zu schweren Zwischenfällen, als die von Diktator Miguel Primo de Rivera y Orbaneja angeordnete Auflösung der Artilleriekorps vollzogen wird.

23.2.1929, Samstag

Wegen des Bürgerkriegs in Afghanistan verlassen die europäischen Gesandtschaften mit britischen Flugzeugen die Hauptstadt Kabul.

Der US-amerikanische Senat lehnt einen Antrag auf Rückzug aller US-Truppen aus Nicaragua ab.

Pressemeldungen zufolge soll es dem ungarischen Konstrukteur Dénes von Mihály gelungen sein, ein sog. Fern-Kino zu erfinden, das mittels eines Zusatzgeräts drahtlos über Rundfunkgeräte Fernsehbilder ausstrahlen könne.

24.2.1929, Sonntag

Die Oper “Der Tenor” von Ernst von Dohnanyi wird in Nürnberg uraufgeführt. Das Libretto beruht auf dem Lustspiel “Bürger Schippel” von Carl Sternheim.

Mit einer Plakataktion wird die Reichsunfallwoche in Berlin eröffnet (bis 3. 3).

Die Aufmärsche der rechtsgerichteten Heimwehren und der sozialdemokratisch orientierten Republikanischen Schutzbünde in Wien verlaufen ohne größere Zwischenfälle.

In einem Interview mit der “Berliner Morgenpost” spricht sich Reichskanzler Hermann Müller (SPD) dafür aus, ähnlich wie im französischen Parlament auch im Reichstag ein System einzuführen, das es der Regierung erlaubt, jederzeit die Vertrauensfrage zu stellen. “Dieses System erhöht die Verantwortung des Parlaments.”

25.2.1929, Montag

Die Pariser Tageszeitung “Quotidien” berichtet im Zusammenhang mit Aufständen im Kongogebiet, dass beim Bau einer Eisenbahn von Brazzaville nach Point Noir wegen mangelhafter Organisation 25 000 Schwarze ums Leben gekommen seien.

In Berlin versammeln sich die Schauspieler zu einer Großkundgebung, um auf die soziale Not ihrer Berufsgruppe aufmerksam zu machen.

26.2.1929, Dienstag

Zwei Angehörige der französischen Faschisten-Föderation, die am 24. Februar den Präsidenten der französischen radikalen Partei, Edouard Daladier, entführt hatten, werden in Straßburg verhaftet.

Reichsaußenminister Gustav Stresemann spricht vor dem Zentralvorstand seiner Partei, der rechtsliberalen Deutschen Volkspartei (DVP), von einer schweren Krise des Parlamentarismus im Deutschen Reich. Zugleich bekräftigt er seine Zustimmung zum Vorschlag des preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun (SPD), die DVP in die preußische Staatsregierung aufzunehmen.

Reichspräsident Paul von Hindenburg bekräftigt seine Ehrenmitgliedschaft in der rechtsgerichteten paramilitärischen Organisation Stahlhelm, nachdem er die beiden Führer des Verbandes, Franz Seldte und Theodor Duesterberg, in Berlin empfangen hat.

27.2.1929, Mittwoch

Der deutsche Profiboxer Max Schmeling, der von einer mehrwöchigen USA-Tournee zurückkehrt, wird bei seiner Ankunft in Cuxhaven begeistert empfangen.

Der deutsche Maler Hugo Freiherr von Habermann, ein Schüler Karl von Pilotys und Mitglied der Münchner Sezession, stirbt im Alter von 79 Jahren in München.

Der Atlantikflieger Charles Lindbergh erlebt in Mexiko-Stadt nach einem Vergnügungsflug mit seiner Verlobten Anne Morrow eine Bruchlandung.

Die türkische Regierung tritt dem Litwinow-Protokoll bei.

Reichskanzler Hermann Müller (SPD) verhandelt in getrennten Gesprächen mit Gustav Stresemann (DVP), Ludwig Kaas und Adam Stegerwald (Zentrum) sowie Wilhelm Scholz (DDP) über Möglichkeiten zur Beilegung der Regierungskrise im Reich.

28.2.1929, Donnerstag

Der Zentrumsabgeordnete Clemens Lammers legt unter Hinweis auf die “Gesamtentwicklung des Parlamentarismus” sein Reichstagsmandat nieder.

Die Zahl der registrierten Arbeitslosen im Deutschen Reich ist auf 3,2 Millionen angestiegen.

Der österreichische Kinderarzt Clemens Pirquet, Vorsitzender des Völkerbundkomitees für Säuglingsfürsorge, begeht im Alter von 55 Jahren in Wien Selbstmord.

Der Große Rat der italienischen Faschisten veröffentlicht in Rom eine Liste mit den Kandidaten für das Plebiszit am 24. März.

Chroniknet