Was geschah im Februar 2001

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1.2.2001, Donnerstag

Jakarta : Indonesiens Parlament rügt formell den amtierenden Präsidenten Abdurrahman Wahid wegen seiner Verwicklung in zwei Finanzaffären und macht damit den Weg für ein mögliches Amtsenthebungsverfahren frei. Wahid weist die Vorwürfe zurück.

Blaesheim : Die Atomtransporte zwischen Deutschland und Frankreich werden wieder aufgenommen. Der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und Frankreichs Premierminister Lionel Jospin vereinbaren, künftig zweimal jährlich deutschen Atommüll aus der Wiederaufarbeitungsanlage zurück La Hague nach Gorleben zu transportieren.

2.2.2001, Freitag

Stralsund : Das Landgericht Stralsund verurteilt im Prozess um die brutale Tötung eines Obdachlosen im Juli 2000 in Ahlbeck auf Usedom drei 16- bis 19-jährige Angeklagte aus der rechtsextremen Szene zu langjährigen Freiheitsstrafen. Der 24 Jahre alten Haupttäter wird am 23. Februar wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.

Manila: Nach jahrelanger Flucht wird der französische Finanzmanager Alfred Sirven auf den Philippinen verhaftet und wenige Stunden später in einer Maschine nach Frankfurt am Main ausgeflogen, von wo er nach Paris überführt wird. Sirven gilt als Schlüsselfigur im Schmiergeldskandal um den französischen Ölkonzern Elf-Aquitaine. Der einstige Top-Manager war 1997 unter Mitnahme von einigen Millionen aus der Elf-Kasse untergetaucht.

3.2.2001, Samstag

München: Auf der internationalen Konferenz bekräftigt US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld die Pläne seiner Regierung zum Aufbau einer nationalen Raketenabwehr. Er verspricht jedoch, die europäischen Bündnispartner in das Konzept einzubinden.

4.2.2001, Sonntag

Dresden : Der deutsche Alt-Rocker Udo Lindenberg eröffnet das Festival “Rock gegen rechte Gewalt”. Weitere Stationen sind Hamburg, Rostock und Berlin. Mit der Konzertreihe soll für ein ohne Rechtsextremismus Deutschland geworben werden.

5.2.2001, Montag

Koblenz : Wegen Untreue verurteilt das Landgericht Koblenz den ehemaligen Manager der Caritas Träger Gesellschaft, Hans-Joachim Doerfert, zu einer Haftstrafe von sieben Jahren und drei Monaten. Doerfert soll insgesamt rd. 20 Mio. DM veruntreut haben. Im Zuge der Ermittlungen gegen den Finanzjongleur musste im November 2000 der damalige Bundesverkehrsminister Reinhard Klimmt (SPD) zurücktreten.

Gütersloh : Die deutsche Bertelsmann AG übernimmt die Mehrheit an Europas führendem Fernseh- und Radiokonzern RTL Group. Im Gegenzug erhält belgische Finanzholding Groupe Bruxelles Lambert (GBL) 25,1% der Anteile an Bertelsmann.

6.2.2001, Dienstag

Berlin: Der frühere Elf-Manager Alfred Sirven wird an Frankreich ausgeliefert. Zuvor hatte Sirven bei einer kurzfristig angesetzten Anhörung vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestages im Gefängnis Weiterstadt die Aussage mit Verweis auf eine zu kurze Vorbereitungszeit verweigert. Der Untersuchungsausschuss hatte sich von Sirven Aufklärung zu Korruptionsvorwürfen gegen die Kohl-Regierung erhofft. Elf-Aquitaine soll beim Kauf der ostdeutschen Leuna-Raffinerie Anfang der 90er-Jahre Schmiergelder an die CDU gezahlt haben.

7.2.2001, Mittwoch

London: Der frühere Tennisstar Boris Becker bekennt sich zur Vaterschaft des Kindes der in London lebenden Russin Angela Ermakowa. Damit hat die jetzt zehn Monate alte Anna die gleichen Erbansprüche wie die beiden Söhne Noah Gabriel und Elias Balthasar aus Beckers erst im Januar geschiedener Ehe mit Barbara Becker.

Quito : Vertreter der Regierung und der indianischen Ureinwohner einigen sich in Ecuador auf ein Abkommen für ein friedliches Ende der seit Tagen andauernden Proteste. Demnach sollen die Preise für Kochgas und Benzin sowie Diesel weniger stark als geplant angehoben und für ein Jahr eingefroren werden. Die Indios hatten vor allem gegen die Verdoppelung der Benzinpreise und die 75-prozentige Erhöhung der Fahrpreise für öffentliche Verkehrsmittel protestiert.

8.2.2001, Donnerstag

Augsburg: Der ehemalige CDU-Schatzmeister Walther Leisler Kiep wird wegen einer privaten Steuerhinterziehung zu einer Geldstrafe von 45 000 DM verurteilt. Leisler Kiep hatte vor dem Landgericht Augsburg eingeräumt, 1991 etwa 8700 DM Steuern auf Zinseinnahmen hinterzogen zu haben.

Karlsruhe : Die hessische Landesregierung von Ministerpräsident Roland Koch (CDU) erzielt mit ihrer Klage gegen die Überprüfung der Landtagswahl 1999 einen Teilerfolg. Das Bundesverfassungsgericht erklärt zwar eine Prüfung wegen sog. schwarzer Wahlkampfkassen der Union für zulässig, macht für eine mögliche Annullierung aber strenge Auflagen.

Berlin: Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Bündnis 90/Die Grünen) kündigt in einer Regierungserklärung einen grundlegenden Kurswechsel in der Agrarpolitik an. Der Anteil des Ökolandbaus solle in den nächsten Jahren von derzeit etwa 2,5% auf 20% gesteigert werden. Die Agrarwende biete nach Künasts Ansicht die Chance, “dass Bauern jetzt auf Klasse statt Masse setzen”.

9.2.2001, Freitag

Honolulu: Bei der Kollision des US-amerikanischen Atom-U-Boot “USS Greeneville” mit dem japanischen Fischtrawler “Ehime Maru” vor der Küste von Hawaii ertrinken neun Japaner, darunter sind Schüler einer japanischen Fischereischule sowie zwei Lehrer und drei Besatzungsmitglieder. Nach Angaben der US-Pazifikflotte ereignet sich der Unfall während einer Übung zum Not-Auftauchen des U-Bootes. Zu dem Zeitpunkt hätten sich unter den 130 Mann Besatzung auch 15 zivile Gäste an Bord des 6080-Tonnen-U-Bootes “USS Greeneville” befunden. Neben dem Oberkommando Pazifik entschuldigt sich auch die US-Regierung bei Japan für die Kollision, nach der 26 Menschen an Bord des Kutters gerettet worden waren.

Houston : Die US-Raumfähre Atlantis dockt erfolgreich an die internationale Raumstation ISS an. An Bord sind fünf US-Astronauten, die das Herzstück der ISS installieren sollen, das 1,4 Mrd. US-Dollar teure Forschungslabor “Destiny”. Die Station wird 2006 komplett eingerichtet sein. Die Kosten für das Mammutprojekt belaufen sich auf umgerechnet mehr als 200 Mrd. DM.

10.2.2001, Samstag

Prag : Der Streit um das öffentlich-rechtliche Tschechische Fernsehen CT wird offiziell beendet. Vertreter der streikenden Belegschaft und Übergangsintendant Jiri Balvin verpflichten sich in einem Abkommen zur konstruktiven Zusammenarbeit. Der Konflikt war mit der Wahl von Jiri Hodac zum Intendanten am 20. Dezember 2000 ausgelöst worden. Kritiker warfen Hodac allzu große politische Nähe zur Demokratischen Bürgerpartei (ODS) von Parlamentspräsident Vaclav Klaus vor.

Jerusalem: Eine UNO-Delegation beginnt mit der Überprüfung des Vorgehens der israelischen Streitkräfte auf mögliche Menschenrechtsverletzungen. Überschattet wird die Mission von neuerlichen Schusswechseln zwischen Palästinensern und Israelis im Westjordanland und im Gazastreifen.

11.2.2001, Sonntag

St. Anton: Bei der nach 14 Tagen zu Ende gehenden 27. alpinen Ski- Weltmeisterschaft schneidet das Team des Deutschen Skiverbands (DSV) mit drei Medaillen für Martina Ertl (Gold in Kombination), Hilde Gerg (Bronze im Super-G) und Florian Eckert (Bronze in Abfahrt) unerwartet gut ab. Hinter Österreich rangiert der DSV zusammen mit Frankreich und Norwegen an zweiter Stelle der Nationenwertung.

Vaduz: Aus den Parlamentswahlen im Fürstentum Liechtenstein geht die Fortschrittliche Bürgerpartei (FBP) mit 13 Mandaten als neue Mehrheitspartei im 25-köpfigen Landtag hervor und stellt mit Otmar Hasler den Regierungschef. Die bisherigen Regierungsmitglieder von der Vaterländischen Union (VU) mit Regierungschef Mario Frick an der Spitze geben nach der Wahlniederlage ihrer Partei den Rücktritt bekannt. Die VU kommt nur noch auf elf (zuvor 13 Mandate). Einen Sitz erhält die grün-alternative Freie Liste (zuvor zwei).

12.2.2001, Montag

Berlin : Der CDU-Fraktionschef im Berliner Abgeordnetenhaus, Klaus Landowsky, gibt seinen Posten als Chef der Berliner Hypotheken-Bank auf. Er zieht damit die Konsequenzen aus der Affäre um die Spende einer Berliner Immobiliengruppe an die CDU, die von der Hypotheken-Bank Millionen-Kredite erhalten hatte. Landowsky soll die Kreditvergabe mit dem Spendengeschäft verknüpft haben. Ferner soll er die Spende nicht ordnungsgemäß weitergeleitet haben.

Berlin: Genforscher aus mehreren Ländern haben das menschliche Erbgut weitgehend entziffert. Nach den nun vorgestellten neuen Erkenntnissen besitzt der Mensch 26 500 bis 40 000 Gene und damit viel weniger als bisher angenommen. Bislang gingen die Forscher von bis zu 100 000 menschlichen Genen aus. Nach dem jetzigen Wissensstand hat der Mensch nur etwa doppelt so viele Gene wie die Fruchtfliege. Die Bundesregierung will, dies kündigt Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) am selben Tag an, für die Erforschung des menschlichen Erbguts in den nächsten drei Jahren 870 Mio. DM zur Verfügung stellen.

Washington : Zum ersten Mal in der Geschichte der Raumfahrt setzt eine Raumsonde auf einem Asteroiden auf. Die Raumsonde NEAR (Near Earth Asteroid Rendezvous) hat nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde NASA offenbar den Aufschlag auf dem Himmelskörper, der nach dem griechischen Liebesgott Eros benannt ist, unbeschadet überstanden. NEAR war am 17. Februar 1996 zu dem 270 Mio. km entfernten Asteroiden gestartet.

13.2.2001, Dienstag

Washington: Ein Computervirus mit einem Bild von Tennisstar Anna Kurnikowa überschwemmt E-Mail-Server in aller Welt. Innerhalb weniger Stunden verbreitete sich das Programm fast so schnell wie im Mai 2000 der “Love Letter”-Virus, der einen Schaden in Höhe von mehreren Mio. US-Dollar anrichtete. Beim Öffnen des Anhangs mit dem Namen “AnnaKournikova.jpg.vbs” schmuggelt sich der Virus in das Adressbuch des Microsoft-Mail-Programms Outlook ein und verbreitet sich im Schneeballsystem.

Berlin : Der Weg für die Reform der betrieblichen Mitbestimmung ist geebnet. Nach einem Streit zwischen Bundeswirtschaftsminister Werner Müller und Arbeitsminister Walter Riester wird in einem Kompromiss vereinbart, Betriebsräte ab einer Firmengröße von 200 und nicht erst von 300 Beschäftigten freizustellen. Bis 500 Mitarbeiter müssen künftig ein Betriebsrat und bis 900 Mitarbeiter zwei Betriebsräte freigestellt werden. Der ursprüngliche Regierungsentwurf wird bei den Verhandlungen mit Müller in elf Punkten korrigiert.

14.2.2001, Mittwoch

Manama: Im Emirat Bahrain stimmt eine große Mehrheit der Wähler während eines zweitägigen Referendums am 14. und 15. Februar für demokratische Reformen. 98,4% der Teilnehmer billigen eine nationale Charta, die u.a. die Umwandlung des Emirats in eine konstitutionelle Monarchie mit einem Zwei-Kammer-Parlament vorsieht. Das Emirat am Persischen Golf wird seit Jahren von einer absoluten Monarchie regiert. Es ist das erste Referendum seit der Erlangung der Unabhängigkeit von Großbritannien 1971. Stimmberechtigt waren alle Bürger ab dem 21. Lebensjahr.

Karlsruhe : Demonstrationen von Rechtsextremisten an symbolträchtigen Terminen wie dem Holocaustgedenktag am 27. Januar können künftig leichter verboten werden. Das ergibt sich aus einem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts. Danach kann die Provokationswirkung solcher Versammlungen eine erhebliche Beeinträchtigung des sittlichen Empfindens der Bürgerinnen und Bürger bedeuten und somit als Störung der öffentlichen Ordnung angesehen werden.

15.2.2001, Donnerstag

Berlin : Das Bundesumweltministerium bestätigt Berichte, wonach es im Sommer 2000 vier Transporte mit Atommüll gegeben habe. Es habe sich aber nicht um hochradioaktives Material gehandelt, welches unter das 1998 verhängte Transportverbot gefallen wäre. Transportiert worden seien unbestrahlte Uran- und Plutonium-Brennelemente aus der 1991 stillgelegten Atomfabrik Nukem im hessischen Hanau ins französische La Hague.

Berlin : Das Bundesverwaltungsgericht erklärt die 1997 verfügte Tötung britischer Importrinder nachträglich für unrechtmäßig. Die damals betroffenen etwa 5200 Tiere seien nicht in ausreichendem Maße ansteckungsverdächtig und ihre Tötung auch nicht nötig gewesen, um einen Infektionsherd zu beseitigen.

Moskau: Ein undichtes Torpedorohr und ein vermutlich schadhafter Torpedo sollen nach Erkenntnissen einer russischen Regierungskommission die Katastrophe an Bord des russischen Atom-U-Boots “Kursk” im August 2000 ausgelöst haben. Damit rückt die Kommission von der von russischen Militärs stets wiederholten Behauptung ab, ein Zusammenstoß mit einem ausländischen U-Boot habe das Unglück der “Kursk” und den Tod ihrer 118 Mann Besatzung in der Barentssee verursacht.

16.2.2001, Freitag

Berlin: Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) hält weitgehend an seinen Schließungsplänen von Bundeswehr-Standorten fest, nimmt jedoch die Schließung eines Gebirgsjäger-Bataillons im sächsischen Schneeberg zurück. Nach dem überarbeiteten Konzept sollen jetzt noch bundesweit 38 Standorte geschlossen werden.

17.2.2001, Samstag

Boulouris : Der unter kambodschanischer Flagge fahrende Frachter “East Sea” mit 908 kurdischen Flüchtlingen aus dem Irak an Bord wird von der Schiffsführung bei Saint-Raphael an der südostfranzösischen Küste absichtlich auf Grund gesetzt. Die Besatzung des Schiffes flüchtet. Den irakischen Kurden wird zugestanden, mit einem acht Tage gültigen Passierschein bei den Behörden einen Antrag auf Asyl stellen.

18.2.2001, Sonntag

Berlin : Das französische Erotik-Drama “Intimacy” von Regisseur Patrice Chereau gewinnt bei der 51. Berlinale den Goldenen Bären. Die Hauptdarstellerin des Liebesfilms, Kerry Fox, wird als beste Schauspielerin mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet. Bester männlicher Darsteller wird Benicio Del Toro für seine Rolle eines mexikanischen Drogenfahnders in dem US-Film “Traffic – Macht des Kartells” von Steven Soderbergh.

Ahaus : Mit einer friedlichen Demonstration von rd. 1500 Atomgegnern am nordrhein-westfälischen Brennelemente-Zwischenlager beginnen die Protestaktionen gegen den geplanten Castor-Transport aus Frankreich. Zuvor war auf die Bahnstrecke zum Atomlager Gorleben in Niedersachsen ein Anschlag verübt worden. Unbekannte hatten zwei Schienenstücke herausgesägt.

19.2.2001, Montag

Frankfurt am Main : Die Staatsanwaltschaft leitet gegen Bundesaußenminister Joschka Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) formelle Ermittlungen wegen uneidlicher Falschaussage im OPEC-Prozess ein. Grund für die Ermittlungen sollen angeblich widersprüchliche Aussagen Fischers über seine Kontakte zur späteren RAF-Terroristin Margit Schiller in den 70er Jahren sein. In diesem Zusammenhang liegen Strafanzeigen gegen Fischer vor. Schiller selbst war mit der Behauptung zitiert worden, sie habe bei Fischer genächtigt.

Sao Paulo : Im brasilianischen Bundesstaat Sao Paulo endet nach rd. 30 Stunden die Revolte von etwa 27 000 Häftlingen in 29 Zuchthäusern. Nach Medienberichten hatten die Meuterer zeitweise 7 000 Menschen in ihrer Gewalt. Bei den Revolten kamen nach amtlichen Angaben mindestens 17 Menschen ums Leben.

Genf: Der künftige Klimawechsel wird voraussichtlich verheerende Folgen wie Seuchen und Hungersnöte haben. Mehrere hundert Wissenschaftler legen ihre Prognosen über die Auswirkungen der Klimaerwärmung vor. Sie befürchten u.a., die ansteigenden Meeresspiegel würden in Küstenregionen Millionen von Menschen in Gefahr bringen. Krankheiten durch verseuchtes Trinkwasser würden sich ausbreiten, in heißen Gegenden vor allem in Asien würden ganze Ernten ausfallen. Viele Tierarten würden aussterben, Pflanzenarten eingehen. Der Bericht ist der zweite Teil eines umfassenden IPCC-Klimareports des wissenschaftlichen UN-Gremiums für Klimaveränderungen (IPCC).

20.2.2001, Dienstag

Hamburg: Der Weg für die Erweiterung des Hamburger Airbus-Werks für den Bau des Großflugzeugs A 380 ist frei. Das Oberverwaltungsgericht hebt den Baustopp für die umstrittene Erweiterung des Geländes an der Elbbucht Mühlenberger Loch auf. Das Naturschutzgebiet soll teilweise zugeschüttet werden. 280 Naturschützer und Anwohner hatten dagegen geklagt.

Karlsruhe: Das Bundesverfassungsgericht erschwert Hausdurchsuchungen. Staatsanwälte und Polizisten dürfen Hausdurchsuchungen künftig nur noch unter deutlich strengeren Voraussetzungen anordnen. Ferner müssten die Gerichte dafür Sorge tragen, dass der grundsätzlich für Durchsuchungs- und Beschlagnahmeanordnungen zuständige Ermittlungsrichter rechtzeitig erreichbar sei.

21.2.2001, Mittwoch

Karlsruhe : Ausländische Kriegsverbrecher können nach einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs von deutschen Gerichten auch wegen anderer Straftaten als Völkermord verurteilt werden. Der Bundesgerichtshof verwarf die Revision eines bosnischen Serben, den das Oberlandesgericht Düsseldorf 1999 zu neun Jahren Haft verurteilt hatte. Neben Beihilfe zum Völkermord wurden ihm auch Freiheitsberaubung und gefährliche Körperverletzung zur Last gelegt.

London: Bei Schweinen in einem Schlachthaus in der südenglischen Grafschaft Essex wird die hoch ansteckende Maul- und Klauenseuche (MKS) entdeckt. Nach EU-Angaben war MKS seit 1992 – mit Ausnahme Griechenlands – nicht mehr in der EU aufgetreten. Deswegen war seit Jahren keine Impfung mehr vorgeschrieben. In Großbritannien hatte die Seuche zuletzt 1967 für verheerende Zustände in der Landwirtschaft gesorgt. Die Seuche breitet sich auch auf den Kontinent aus, Deutschland ist allerdings auf Grund rigider Schutzmaßnahmen nicht betroffen. Bis Ende April werden insgesamt 350 000 Tiere getötet.

Edwards : Mit zweitägiger Verspätung kehrt die US-Raumfähre Atlantis sicher zur Erde zurück. Wegen anhaltender starker Winde auf dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral (US-Bundesstaat Florida) landet die fünfköpfige Crew allerdings auf dem kalifornischen Luftwaffenstützpunkt Edwards. Die Raumfähre hatte das Forschungslabor “Destiny” zur Internationalen Raumstation ISS transportiert.

Los Angeles : Nicht der favorisierte Rap-Star Eminem, sondern das Pop-Duo Steely Dan wird für seine LP “Two Against Nature” von der National Academy of Recording Arts & Sciences mit einem Grammy für das beste Album des Jahres ausgezeichnet. Jeweils drei Grammys bekommen außer dem wegen seiner anstößigen Texte umstrittenen Eminem und Steely Dan auch die irische Rockband U2 sowie die Girl-Band Destiny’s Child und die Country-Sängerin Faith Hill.

22.2.2001, Donnerstag

Ankara: Die Türkei gibt auf Grund einer schweren Finanzkrise den Wechselkurs dertürkischen Lira frei und ermöglicht damit eine Abwertung der Landeswährung. Vorangegangen war der jüngsten Krise an den Finanzmärkten ein heftiger Streit zwischen Ministerpräsident Bülent Ecevit und Staatspräsident Ahmet Necdet Sezer über die Bekämpfung der Korruption.

23.2.2001, Freitag

Wiesbaden: Trotz der CDU-Finanzaffäre bleibt die hessische Landtagswahl vom 7. Februar 1999 gültig. Das hessische Wahlprüfungsgericht stellt sein Verfahren ein. Das Gremium hatte seit Anfang März 2000 wegen der Mitfinanzierung des CDU-Wahlkampfs aus sog. schwarzen Auslandskonten die Gültigkeit der Wahl geprüft.

24.2.2001, Samstag

Belgrad: Der ehemalige Geheimdienstchef Rade Markovic, ein Gefolgsmann des gestürzten jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milo c, wird in der serbischen Hauptstadt festgenommen. Markovic wird beschuldigt, für den Mord an einem Journalisten und für andere Verbrechen gegen Oppositionelle mitverantwortlich zu sein. Darunter ist auch ein Autounfall im Jahr 1999, bei dem der damalige Oppositionsführer Vuk Dra c verletzt und vier seiner Begleiter getötet worden waren.

25.2.2001, Sonntag

Chisinau: Bei den vorgezogenen Parlamentswahlen in Moldawien erringt die Kommunistische Partei von Wladimir Woronin mit 50,2% der Stimmen die absolute Mehrheit im Parlament. Zweitstärkste Kraft wird ein Bündnis der linken Mitte unter Regierungschef Dumitru Braghis, das dem noch amtierenden Präsidenten Petru Lucinschi nahe steht. Das Parlament war im Januar aufgelöst worden, weil sich die Abgeordneten nicht auf einen neuen Präsidenten einigen konnten.

Lahti: Mit zwei Mal Gold, einmal Silber und einmal Bronze sind die deutschen Skispringer die erfolgreichsten Athleten bei den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften. Überschattet werden die Titelkämpfe jedoch von mehreren Dopingfällen bei Gastgeber Finnland.

26.2.2001, Montag

Seoul : Je 100 Bewohner der beiden koreanischen Staaten reisen wieder zu einem Familientreffen in den jeweils anderen Landesteil. Es ist das dritte derartige Treffen. Seit dem 1953 beendeten Koreakrieg hatten die Verwandten keinen Kontakt mehr zueinander.

Nizza: Die 15 Außenminister der Europäischen Union unterzeichnen in der südfranzösischen Stadt den dort am 11. Dezember 2000 ausgehandelten EU-Reformvertrag, der die Union auf ihre geplante Erweiterung um bis zu 13 Mitglieder vorbereitet.

27.2.2001, Dienstag

Monte Carlo: Der Leichtathletik-Weltverband IAAF will seine wegen Nandrolon-Dopings gegen den deutschen Langstreckler Dieter Baumann verhängte Sperre bis zum 25. Februar 2003 verlängern. Die neuerliche Sperre erfolgt, da der 5000-m-Olympia-Sieger von 1992 am 25. Februar trotz fehlenden internationalen Startrechts bei den deutschen Hallen-Meisterschaften in Dortmund angetreten war. Baumanns ursprüngliche Sperre wäre am 21. Januar 2002 abgelaufen.

Neustadt an der Weinstraße: Polen kann bei Fortschritten innerer Reformen mit einer raschen Aufnahme in die Europäische Union rechnen. Diese Zusage erhält der polnische Präsident Aleksander Kwasniewski bei einem Treffen mit dem deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac.

28.2.2001, Mittwoch

New York : Die Weltbevölkerung wächst nach Berechnungen der Vereinten Nationen schneller als bisher angenommen. 2050 werden nach einer neuen Prognose vermutlich 9,3 Mrd. Menschen auf der Erde leben und damit 431 Mio. mehr als noch 1998 geschätzt.

Selby: Bei einem schweren Zugunglück werden in Großbritannien 13 Menschen getötet und mehr als 70 Menschenverletzt. Ein auf die Gleise gestürztes Auto führt nahe der Stadt in Yorkshire zu einer Kollision zwischen einem von Newcastle nach London fahrenden Schnellzug und einem Güterzug mit 17 Kohlewaggons. Der Fahrer des Autos kommt mit Prellungen und Schnittwunden davon, dessen Versicherung drohen nun Schadenersatzforderungen in Höhe von umgerechnet 6,5 Mrd. DM.

Chroniknet