Was geschah im Januar 1913

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Wetterstationen Januar 1913

1.1.1913, Mittwoch

In London werden die am 16. Dezember wegen des Balkankrieges begonnenen Friedensverhandlungen zwischen dem Osmanischen Reich und den verbündeten Balkanstaaten fortgesetzt. Dabei erklärt sich die osmanische Delegation bereit, alle Gebiete westlich des Verwaltungsbezirks Adrianopel (heute Edirne) abzutreten.

Im königlichen Schloss von Berlin findet die traditionelle Neujahrszeremonie in Anwesenheit des deutschen Kaisers Wilhelm II. statt.

Zwischen dem deutschen Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg, dem österreichischen Ministerpräsidenten Karl Graf Stürgkh und dem italienischen Regierungschef Giovanni Giolitti werden anlässlich des Neujahrsfestes Glückwunschtelegramme ausgetauscht.

Im Landesteil Ungarn der österreichisch-ungarischen Monarchie wird ein neuer Wahlgesetzentwurf veröffentlicht, der die ungarischen Wähler entsprechend ihres Schulabschlusses sowie ihres Einkommens in vier unterschiedliche Gruppen einteilt.

2.1.1913, Donnerstag

Bei einem in Budapest ausgetragenen Duell zwischen dem Präsidenten des ungarischen Abgeordnetenhauses, István Graf Tisza, und dem Oppositionsführer im ungarischen Parlament, Mihály Graf Károlyi von Nagykárolyi, werden beide Politiker leicht verletzt.

In Dortmund wird eine Anklageschrift gegen die Leitung der Niederdeutschen Bank veröffentlicht. Die Hauptanklagepunkte sind Bilanzfälschungen, Untreue, falsche Angaben bei Gründungen und Kapitalerhöhungen und Verstoß gegen das Börsengesetz. Angeklagt sind der Bankdirektor, der gesamte Aufsichtsrat sowie führende Mitglieder von einzelnen Gesellschaften der Bank; insgesamt handelt es sich um 18 Personen.

Die in London zusammengetretene Botschafterkonferenz der europäischen Grosmächte Frankreich, Großbritannien, Italien, Russland, Österreich-Ungarn und Deutsches Reich einigt sich darauf, Albanien einen autonomen Status zu verleihen. Albanien war seit dem 14. Jahrhundert bis zum ersten Balkankrieg unter der Herrschaft des Osmanischen Reiches.

3.1.1913, Freitag

In Berlin beginnen zweitägige Verhandlungen zwischen Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg und den Finanzministern der Länder Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden und Hessen über eine neue Besitzsteuer.

In der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn wird die kaiserlich und königliche Klassenlotterie eingeführt.

4.1.1913, Samstag

Die Farbwerke AG (vormals Meister, Lucius und Brüning) in Hoechst stiften anlässlich ihres 50-Jährigen Bestehens zwei Millionen Mark für Wohlfahrtseinrichtungen ihrer Angestellten.

Im Landesteil Ungarn der österreichisch-ungarischen Monarchie tritt der bisherige Staatssekretär im Unterrichtsministerium, Eugen von Balogh, die Nachfolge des zurückgetretenen Justizministers Franz Székely an.

5.1.1913, Sonntag

Der Verein bayerischer Zeitungsverleger verabschiedet in Nürnberg einstimmig eine gegen die “Bayrische Staatszeitung” gerichtete Resolution. Diese staatlich finanzierte Zeitung gefährdet nach Ansicht des Vereines die wirtschaftliche Existenz zahlreicher, besonders kleiner Zeitungsverleger.

6.1.1913, Montag

Die Sitzungen der Londoner Friedenskonferenz werden ergebnislos abgebrochen, als sich das Osmanische Reich weigert, aus allen europäischen Gebieten abzuziehen sowie Kreta und die Ägäischen Inseln an die verbündeten Balkanstaaten Bulgarien, Griechenland Montenegro und Serbien bedingungslos abzutreten.

In Berlin beginnt der Parteitag der preußischen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (bis 8.1.). Angesichts der am 3. Juni 1913 stattfindenden Abgeordnetenwahl zum preußischen Landtag stehen wahltaktische und Wahlrechtsfragen im Mittelpunkt des Parteitages.

Die französische und die chinesische Regierung vereinbaren die Lieferung von zwölf Blériot-Flugzeugen an China.

Auf der Kieler Förde rammt der dänische Dampfer “Christian IX.” in dichtem Nebel den deutschen Kreuzer “Straßburg”. Bei dem Unfall werden drei Besatzungsmitglieder verletzt.

Acht Besatzungsmitglieder des französischen Panzerschiffes “Masséna” werden bei einer Fahrt von Toulon nach Biserta (Tunesien) getötet, als auf dem Schiff das Hauptdampfrohr platzt. Ursache der Explosion ist die Abnutzung des Rohrleitungssystems.

7.1.1913, Dienstag

Eine am 9. November 1911 in Bremerhaven begonnene Südpolexpedition endet mit dem Einlaufen des Expeditionsschiffes “Deutschland” in Buenos Aires. Die Expedition entdeckte ein bisher unbekanntes Territorium, welches den Namen Luitpoldland erhielt.

Zum neuen künstlerischen Leiter des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg wird Max Grube bestimmt. Er war bisher Intendant des Hoftheaters in Meiningen (Herzogtum Sachsen-Meiningen).

8.1.1913, Mittwoch

Die preußische Landesregierung in Berlin legt im Abgeordnetenhaus einen Nachtragsetat für 1912 in Höhe von 60,9 Millionen Mark vor. Er beinhaltet vor allem Finanzmittel für den Bau von Eisenbahnstrecken, der in den Industriebezirken des Landes erforderlich ist.

Der russische Kriegsminister Wladimir A. Suchomlinow ordnet angesichts drohender neuer Auseinandersetzungen im Balkangebiet an, die zu Probemobilmachungen zusammengezogenen russischen Reservisten vorläufig bis April nicht wieder zu entlassen.

9.1.1913, Donnerstag

In Portugal bildet Afonso Augusto da Costa ein neues Kabinett, nachdem die Regierung unter Ministerpräsident Duarte Leite am 5. Januar zurückgetreten war.

10.1.1913, Freitag

Der schweizerische Bundespräsident Eduard Müller wird zum Schiedsrichter im Grenzstreit zwischen den Niederlanden und Portugal auf der Sunda-Insel Timor bestimmt.

11.1.1913, Samstag

Der österreichische Schriftsteller Arthur Schnitzler und die Kopenhagener Filmgesellschaft Nordisk Film vereinbaren in einem Vertrag, dass Arthur Schnitzler eine Bearbeitung seines ersten großen Bühnenerfolges, des Schauspiels “Liebelei” (Uraufführung am 9. Oktober 1895 in Wien), für das Kino vorbereitet.

Russland teilt der chinesischen Regierung mit, dass es keine Veranlassung sieht, die aufgrund des Boxer-Aufstandes 1900 von China zu leistenden Entschädigungen weiterhin zu stunden. Nach Ansicht der russischen Regierung verfügt China gegenwärtig über ausreichend eigene Finanzmittel, da es für erhebliche Summen Waffen kaufe und seine Truppen verstärke.

In Berlin wird der bisherige deutsche Botschafter in Rom, Gottlieb von Jagow, als Nachfolger des am 30. Dezember 1912 verstorbenen Alfred von Kiderlen-Waechter zum neuen deutschen Außenminister ernannt.

12.1.1913, Sonntag

In Mainz wird das Gebäude der neuen Stadtbibliothek eingeweiht. Der Bau hat 667 000 Mark gekostet und beherbergt 240 000 Bände. Der Bibliothek angeschlossen ist ein Münzkabinett mit 100 000 Exemplaren.

Die österreichische Postsparkasse feiert ihr 30-Jähriges Jubiläum, nachdem am 12. Januar 1883 das erste österreichische Postsparkassengesetz verabschiedet wurde.

Der schweizerische Bundesrat veröffentlicht einen Beschluss, wonach im Ausland weilende, beurlaubte Wehrpflichtige auch bei einer Teilmobilmachung einzurücken haben, sofern ihr Truppenverband davon betroffen ist.

Die Unterseeboot-Flotte des Deutschen Reiches wird reorganisiert. Das von Großadmiral Alfred von Tirpitz geleitete Reichsmarineamt konzentriert die Unterseeboote zu gleichen Teilen in zwei Halbflottillen, die in Kiel und Wilhelmshaven stationiert werden.

13.1.1913, Montag

Durch einen Schiedsspruch wird der britische Staat verpflichtet, der National Telephone Company einen Kaufpreis von 12 515 000 Pfund Sterling (255 306 000 Mark) für die Übernahme posttechnischer Anlagen zu entrichten.

Im Vatikan spricht Papst Pius X. ein Verbot von Kinovorführungen in Kirchen aus. Auch Filme religiösen Inhalts sind davon betroffen.

14.1.1913, Dienstag

Zum Nachfolger des deutschen Botschafters in Italien, Gottlieb von Jagow, wird der bisherige preußische Gesandte in Darmstadt, Martin Freiherr von Jenisch, ernannt. Aus Gesundheitsgründen kann er allerdings vorläufig sein Amt nicht antreten.

Die US-amerikanische Regierung in Washington entsendet eine Kommission mit Armee- und Marineoffizieren in die kubanische Stadt Guantánamo, um den geplanten Ausbau der Stadt zur Festung zu überprüfen. Von Guantánamo aus will die Regierung den derzeit im Bau befindlichen Panama-Kanal gegen militärische Angriffe aus dem Osten schützen.

In den Ausstellungshallen am Zoologischen Garten in Berlin geht ein am 8. Januar begonnenes, internationales Sechstagerennen für Radprofis mit dem Sieg von Jack Clark/Robert Hill (Australien/USA) zu Ende.

15.1.1913, Mittwoch

Das US-amerikanische Marine-Departement öffnet sechs Funkstationen im Bundesstaat Alaska (St. Paul, Dutch Harbor, Unalga, Kodiak, Cordova und Sitka) für den kommerziellen Telegrafenverkehr. Von diesen Stationen aus werden künftig gegen Bezahlung Nachrichten an Schiffe vermittelt.

Die deutsche Kolonie in Rom richtet zu Ehren des zum Außenminister des Deutschen Reiches ernannten bisherigen Botschafters in Italien, Gottlieb von Jagow, ein Abschiedsfest aus. An dem vom Deutschen Künstlerverein initiierten gesellschaftlichen Ereignis nehmen zahlreiche namhafte Personen aus Politik und Kultur teil.

Da mit dem Einbau einer Hochfrequenzmaschine durch die Gesellschaft für drahtlose Telegraphie deren Sender Nauen bei Berlin leistungsfähiger wird, kann die erste drahtlose Verbindung zwischen Sayville bei New York und Berlin aufgenommen werden.

16.1.1913, Donnerstag

In Jena spricht sich der Deutsche Bauarbeiterverband auf seinem diesjährigen Verbandstag für die Einführung einer Arbeitslosenversicherung aus.

Der serbische Kriegsminister Radivoje Bojovic reicht seinen Rücktritt ein, der vom serbischen König Peter I. Karadordevic angenommen wird. Hintergrund des Rücktritts sind Streitigkeiten mit dem Armeekommando anlässlich von Offiziersbeförderungen.

17.1.1913, Freitag

In einer gemeinsamen Erklärung ihrer Botschafter warnen die Grosmächte Frankreich, Österreich-Ungarn, Großbritannien Russland, Deutsches Reich und Italien in Konstantinopel (Istanbul) die Regierung des Osmanischen Reiches vor neuen kriegerischen Auseinandersetzungen.

In Paris wird der französische Ministerpräsident Raymond Poincaré als Nachfolger von Armand Fallières zum neuen Präsidenten Frankreichs gewählt.

18.1.1913, Samstag

Griechenland und das Osmanische Reich liefern sich ein zweistündiges Seegefecht bei Tenedos. Trotz Verlusten kann die osmanische Flotte in die Dardanellen zurückkehren.

Nach der gestrigen Wahl Raymond Poincarés zum französischen Präsidenten tritt sein Kabinett zurück. Der Linksrepublikaner Aristide Briand, der bereits zwischen 1909 und 1911 Ministerpräsident war, übernimmt die Bildung einer neuen Regierung.

19.1.1913, Sonntag

In der italienischen Hauptstadt Rom wird die Beendigung des Libyen-Feldzuges (29.9. 1911- 18.10. 1912) mit Paraden und Illuminationen gefeiert.

20.1.1913, Montag

Im österreichisch-ungarischen Hermannstadt (heute Sibiu) erklären 200 deutsche Mitglieder der katholischen Kirchengemeinde ihren Austritt aus der Kirche, weil ihnen eine nur unzureichende Beteiligung an der kirchlichen Gemeindeverwaltung zugestanden wird.

21.1.1913, Dienstag

Das Lemberger Schwurgericht spricht einen 15-Jährigen Realschüler, der während des Unterrichts auf seinen Mathematiklehrer geschossen und ihn leicht verletzt hatte, von der Anklage des Mordversuchs frei. Der Schüler erklärt die Tat mit seiner Angst vor schlechten Zensuren.

22.1.1913, Mittwoch

In Posen (heute Poznan) wird eine Veranstaltung zum 50. Gedenktag an die polnische Revolution von der deutschen Polizei aufgelöst. Zur Begründung wird angeführt, dass die Teilnehmer trotz eines Verbots polnische Revolutionslieder gesungen haben.

23.1.1913, Donnerstag

In Konstantinopel (heute Istanbul), der Hauptstadt des Osmanischen Reiches, zwingt ein vom Führer der jungtürkischen Bewegung, Enwer Pascha, nach einer Demonstration initiierter Umsturz den bisherigen osmanischen Regierungschef, Großwesir Mehmed Kamil Pascha, zur Abdankung. Die neue Regierung wird von Mahmud Sefket Pascha gebildet.

Der griechische Kronprinz Konstantin übernimmt bei den militärischen Auseinandersetzungen mit dem Osmanischen Reich das Oberkommando der griechischen Truppen bei Epirus.

24.1.1913, Freitag

Die 800 Studenten der Exportakademie in Wien streiken, um damit eine Umwandlung ihrer Anstalt in eine Handelshochschule zu erreichen.

25.1.1913, Samstag

In Berlin wird der Entwurf eines neuen preußischen Wohnungsgesetzes bekanntgegeben. Es soll die Wohnungssituation vor allem bei kleinen Wohnungen verbessern.

In Budapest befürwortet eine Versammlung von 296 sozialdemokratischen Vertrauensmännern einstimmig den politischen Massenstreik als Protest gegen den am 1. Januar 1913 veröffentlichten Wahlreformentwurf der ungarischen Regierung, der die Wähler nach Bildung und Einkommen in vier Klassen einteilt.

26.1.1913, Sonntag

Hans Gfaeller wird Sieger bei den deutschen Rodelmeisterschaften im bayerischen Oberaudorf.

In Kassel geht eine zweitägige außerordentliche Tagung des Deutschen Fußball-Bundes zu Ende. Unter anderem werden die Länderspiele für 1913 und 1914 festgelegt und die Gründung von Fußballverbänden in den Kolonien angeregt.

Das neue Militärluftschiff “Z 15” wird nach einer zufriedenstellend verlaufenen dreistündigen Probefahrt in Baden-Baden von der deutschen Militärverwaltung in Dienst gestellt.

Der neue Außenminister des Deutschen Reiches, Gottlieb von Jagow, übernimmt in der deutschen Hauptstadt Berlin seine Amtsgeschäfte.

27.1.1913, Montag

Die britische Regierung zieht ihre das Frauenstimmrecht betreffende Wahlrechtsreform zurück, ohne eine Entscheidung des Parlaments abzuwarten. Sie reagiert damit auf Diskussionen im Parlament, die eine Verabschiedung zweifelhaft erscheinen ließen.

Die Berliner Vereinigte Film-Gesellschaft verpflichtet den Schauspieler Alfred Abel für drei Jahre gegen eine Jahresgage von 50 000 Mark sowie eine zehnprozentige Gewinnbeteiligung. Alfred Abel war bisher am Kleinen Theater Unter den Linden in Berlin engagiert.

28.1.1913, Dienstag

In einem Hirtenbrief sprechen sich die bayerischen Bischöfe in München gegen die Feuerbestattung aus und verweisen dabei auf die christliche Tradition der Erdbestattung.

Im Landtag von Sachsen-Coburg-Gotha kommt es zu einem Konflikt über die Finanzierung der Schulen. Die Landesregierung lehnt die Forderung des Landtags ab, einen Teil der Mittel für die bisher konfessionell finanzierten Schulen aus der Staatskasse bereitzustellen.

29.1.1913, Mittwoch

Nach dem Rücktritt der von Jens Bratlie geführten konservativen Regierung Norwegens am 23. Januar 1913 bildet Gunnar Knudsen ein neues Kabinett, das von verschiedenen linksorientierten Fraktionen unterstützt wird. Bratlie konnte sich mit seiner unversöhnlichen Haltung gegenüber streikenden Arbeitern und seinem Eintreten für die Flottenaufrüstung im Parlament nicht mehr durchsetzen.

In Wilhelmshaven wird Vizeadmiral Friedrich von Ingenohl als Nachfolger des aus dem Dienst verabschiedeten Admirals Henning von Holtzendorff zum neuen Befehlshaber der deutschen Hochseeflotte ernannt.

30.1.1913, Donnerstag

Der 19-Jährige Hamburger Boxprofi Otto Flint besiegt bei einem Schaukampf des Anglo-American Boxing Club in Berlin den US-Amerikaner Kid Johnson durch Aufgabe in der fünften Runde.

Der deutsche Reichstag beschließt auf Antrag der polnischen Abgeordneten mit 213 gegen 97 Stimmen bei 43 Enthaltungen ein Misstrauensvotum gegen Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg. Anlass ist eine Entscheidung des Reichskanzlers, die Enteignung polnischen Gutsbesitzes im Deutschen Reich für Zwecke der preußischen Ansiedlungskommission zu billigen. Das Votum hat allerdings keine Folgen für den Amtsinhaber.

Die Balkanstaaten kündigen den Waffenstillstand mit dem Osmanischen Reich zum 3. Februar 1913, nachdem sie am Vortag offiziell den Abbruch der Friedensverhandlungen bekanntgegeben haben.

Das britische Oberhaus lehnt nach einer viertägigen Debatte den Regierungsentwurf zum irischen Homerule-Gesetz mit 326 gegen 69 Stimmen ab.

31.1.1913, Freitag

In Hamburg wird von der wahlberechtigten Bevölkerung mit Wohnsitz links der Alster die Hälfte der Bürgerschaftsabgeordneten neu gewählt. Bis auf die Vereinigten Liberalen, die ihren Stimmenanteil verdoppeln, bleibt die bisherige Mandatsverteilung im Wesentlichen bestehen (in Klammern die Mandate der Wahl 1907): Sozialdemokraten: 10 Sitze (10), Vereinigte Liberale: 8 Sitze (4), Linke: 7 Sitze (8), Rechte: 6 Sitze (5).

Das dritte Seebataillon der Marine des Deutschen Reiches wird von Wilhelmshaven nach Cuxhaven verlegt.

Die von Ministerpräsident Charles de Broqueville geführte belgische Regierung lehnt in Brüssel eine Reform des geltenden Mehrklassenwahlrechts ab. Zu der insbesondere von sozialistischen Abgeordneten geforderten Wahlrechtsreform ist eine Verfassungsänderung notwendig.

Die Budgetkommission des preußischen Landtages bewilligt zusätzliche Finanzmittel für Bauarbeiten an der Berliner Museumsinsel. Nach einer Grundwasserspiegelsenkung waren Probleme mit umliegenden Gebäuden aufgetreten.

Der Berliner Magistrat beschließt auf Wunsch der Deutschen Reichspost, auf städtischem Gebiet Plätze für öffentliche Telefonzellen zur Verfügung zu stellen. Mit diesen aus Preßglas gefertigten Einrichtungen reagiert die Reichspost auf das wachsende Bedürfnis nach Telefonanlagen. Gab es im Deutschen Reich 1909 erst 938 900 Sprechstellen, so steigt ihre Zahl bis 1913 auf 1 387 300 an.

In Konstanz endet eine zweitägige internationale Konferenz zur Regulierung des Bodensees. Die 31 Delegierten vereinbaren die Einsetzung einer Kommission zur technischen und wirtschaftlichen Prüfung des Projekts.

An der Beisetzung des am 27. Januar gestorbenen österreichischen Erzherzogs Rainer von Habsburg-Lothringen in Wien nehmen für Österreich-Ungarn der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und für das Deutsche Reich der Botschafter in Wien, Heinrich von Tschirschky und Boegendorff, teil.

Chroniknet