Was geschah im Januar 1922

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Wetterstationen Januar 1922

1.1.1922, Sonntag

Reichspräsident Friedrich Ebert (MSPD) empfängt erstmals seit der Beendigung des Weltkrieges das Diplomatische Korps zum neuen Jahr.

Eine Springflut zerstört weite Teile des Strandes von Westerland auf der Nordseeinsel Sylt.

Die “Frankfurter Neuesten Nachrichten” feiern ihr 200-Jähriges und die “Münchener Neuesten Nachrichten” ihr 75-Jähriges Bestehen.

Ungarn übernimmt die Verwaltung Odenburgs (Sopron).

In der Presse werden Zahlen veröffentlicht, nach denen in Sowjetrussland Millionen von Menschen von einer Hungersnot betroffen sind.

Robert Haab von der Freisinnigen Partei tritt sein Amt als schweizerischer Bundespräsident für 1922 an.

Die Stadt Wien wird verwaltungsmäßig von Niederösterreich getrennt und selbständiges Bundesland.

Auf den Schiffen der deutschen Kriegsmarine wird die alte Kriegsflagge des Kaiserreichs eingeholt.

2.1.1922, Montag

In Berlin endet die Ausschreibung eines Architektenwettbewerbs für den Bau eines Hochhauses am Bahnhof Friedrichstraße.

Auf dem IV. Parteitag der Sozialistischen Arbeiterpartei Chiles beschließen die Delegierten, sich zur Kommunistischen Partei Chiles zu konstituieren.

In seiner Rede vor dem neunten Allrussischen Rätekongress berichtet Kriegskommissar Leo D. Trotzki von Überfällen weißgardistischer Truppen in Karelien, der Ukraine und im äußersten Osten. Man sei daher gezwungen, die vorgesehene Demobilisierung einzustellen.

Die sowjetrussische Regierung veröffentlicht statistisches Material, aus dem hervorgeht, dass in den ersten Jahren ihres Bestehens 1 766 118 Menschen hingerichtet worden sind – zumeist waren es politische Gegner der jungen Sowjetmacht.

Die Verwaltung der Halbinsel Krim im Schwarzen Meer erklärt mit der Einwilligung Moskaus ihre Unabhängigkeit von Sowjetrussland.

In Berlin einigen sich Eisenbahnerverbände und Eisenbahndirektion über eine Angleichung der Stundenlöhne an die in der Industrie gezahlten Sätze. Die Regelung wird von den Arbeitnehmern als vorläufig akzeptiert. Ein allgemeiner Streik bei den Eisenbahnern des Deutschen Reichs wird daraufhin nach drei Tagen beendet.

3.1.1922, Dienstag

Im Auftrag des Obersten Rates der Alliierten beginnt der schweizerische Bundesrat Felix Calonder eine Reise durch Oberschlesien, auf der er sich über die Lage der Polen und Deutschen in dem Gebiet informieren wird (bis 16.1.).

Die Quäker beenden offiziell ihre Hilfsaktion im Deutschen Reich. Ihr groses Kinderhilfswerk wird der Deutsche Zentralausschuss für Auslandshilfe weiterführen.

4.1.1922, Mittwoch

In New York stellt der US-Amerikaner Edwin Vinson einen Dauerflug-Weltrekord auf. Mit einem Metall-Eindecker blieb er 26:19,35 h in der Luft. Den bisherigen Rekord hatten Bossoutrot und Bernard mit 24:19 h inne.

Die “Frankfurter Zeitung” veröffentlicht einen Bericht über den Prozess, den die deutsche Champagner-Firma Mumm um den Gebrauch ihres Firmennamens in Frankreich vor einem deutsch-französischen Schiedsgerichtshof in Paris verlor.

5.1.1922, Donnerstag

Das Reichsjustizministerium legt der Öffentlichkeit den Gesetzentwurf über die Anpassung des Strafgesetzbuches an das neue Verfassungsrecht vor. Dieser Entwurf enthält etliche Festlegungen, die in das spätere Republikschutzgesetz übernommen werden.

Der wegen seiner entscheidenden Mitwirkung am Kapp-Putsch von 1920 zu Festungshaft verurteilte Traugott von Jagow bittet das preußische Justizministerium um Urlaub, da er sich um sein freigegebenes Vermögen kümmern müsse. Es war nach dem Putsch beschlagnahmt worden. Dem Wunsch Jagows wird nicht stattgegeben.

6.1.1922, Freitag

Auf ihrer Konferenz in Cannes beraten die Alliierten über die Bitte der deutschen Regierung um Aufschub der fälligen Reparationszahlungen.

Die sowjetische Regierung gibt in einer Stellungnahme den im Ausland lebenden Russen bekannt, dass ihnen, sollten sie sich ohne Passdort aufhalten, der Verlust des Bürgerrechts drohe.

7.1.1922, Samstag

Der Schauspieler Alexander Moissi bricht sein Gastspiel am Deutschen Theater in der rumänischen Stadt Czernowitz (Tschernowzy) ab, da es zu Tumulten im Theater gekommen war. Nationalistische rumänische Studenten fordern die Schließung der Bühne.

In Washington wird der Kongressabgeordnete Alanson Houghton zum neuen US-Botschafter im Deutschen Reich ernannt.

8.1.1922, Sonntag

In Leipzig beginnt der bis 12. Januar dauernde Parteitag der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD).

In Dublin tritt Eamon de Valera von seinem Amt als “vorläufiger Präsident der irischen Republik” aus Protest gegen den mit Großbritannien geschlossenen Friedensvertrag zurück.

Bei den Wahlen in Wilna (Vilnius) erringen die Polen einen überzeugenden Sieg. In den Landtag werden 105 Polen und zwei Weißrussen gewählt.

Die britische Eishockeymannschaft aus Cambridge verliert in St. Moritz gegen den Eishockeyklub St. Moritz 3:9.

9.1.1922, Montag

Die “Dresdner Nachrichten” veröffentlichen einen Bericht der Reichspost, in dem ein Überblick über die in den letzten Monaten gestohlenen Telefonleitungen aus Kupfer gegeben wird.

Das dänische Parlament in Kopenhagen bewilligt 1,5 Millionen dänische Kronen (etwa 6,3 Mrd. Mark) für eine Hilfsaktion gegen die Hungersnot in Sowjetrussland.

10.1.1922, Dienstag

Der Sejm, das polnische Parlament in Warschau, genehmigt einen Gesetzentwurf über eine zweijährige Militärdienstpflicht in Polen.

Die oppositionelle ägyptische Wafd-Partei veröffentlicht ein Manifest, worin sie der Regierung jede Unterstützung versagt, solange ihrem Führer Sad Saghlul die Rückkehr in die Heimat verweigert wird. Saghlul fordert die Unabhängigkeit Ägyptens.

Das Reichswirtschaftsministerium in Berlin verfügt eine Ausfuhrsperre für die Zellstoffindustrie, um die Papierversorgung im Deutschen Reich zu sichern.

In weiten Teilen des Deutschen Reichs wird das bisherige Tauwetter von starkem Frost abgelöst.

11.1.1922, Mittwoch

Aus der kanadischen Stadt Toronto wird erstmals von der Rettung eines diabeteskranken Patienten durch die Behandlung mit Insulin berichtet.

Der Völkerbundsrat in Genf verlängert die Regierungszeit der französischen Verwaltung im Saarland um ein weiteres Jahr.

Die deutsche Regierung beschließt die Erhöhung der Bezüge von Beamten und Arbeitern in Staatsbetrieben.

Im Anschluss an die Gründung eines republikanischen Lehrerbundes und eines republikanischen Richterbundes fordert Pastor Reinhard Schmidt aus Massow in Pommern zur Gründung eines republikanischen Pfarrerbundes auf.

Der spanische Ministerpräsident Antonio Maura y Montaner gibt den Rücktritt seines Kabinetts wegen Differenzen mit den Militärs bekannt. Da der König die Demission nicht akzeptiert, bleibt Maura dennoch im Amt.

In Paris tritt die französische Regierung unter Aristide Briand zurück. Neuer Ministerpräsident wird am 15. Januar Raymond Poincaré.

13.1.1922, Freitag

Die Abgeordneten der Deutschen Volkspartei (DVP) im thüringischen Landtag kritisieren in einer Anfrage an ihre Regierung die regelmäßigen Zusammenkünfte der Minister der sozialistisch regierten Länder Sachsen, Anhalt, Braunschweig und Thüringen.

Die französischen Behörden veröffentlichen den Entwurf für einen britisch-französischen Garantie- und Unterstützungsvertrag.

14.1.1922, Samstag

Infolge eines Generalstreiks ist das öffentliche Leben in Weimar so gut wie lahmgelegt. Mit dem Ausstand wollen die seit mehreren Tagen streikenden Transportarbeiter ihrer Lohnforderung mehr Nachdruck verleihen.

15.1.1922, Sonntag

Bei den deutschen Skimeisterschaften in Krummhübel im Riesengebirge holt sich Vincenz Buchberger (Spindlermühle) den Titel, die Kombinationswertung aus Sprung und Langlauf. Buchberger ist der beste Springer, sein deutsch-böhmischer Landsmann Joseph Adolf Schnellster in der Loipe.

In Paris findet eine von der französischen Regierung veranstaltete Feier anlässlich des 300. Geburtstages des Dramatikers Molière (eigentl. Jean-Baptiste Poquelin) statt.

In Berlin schließen sich Vertreter der deutschen Juden zusammen, um über die Schaffung eines Fonds für die Gründung einer jüdischen Heimstätte in Palästina zu beraten.

Eine internationale Kundgebung für die Verbrüderung des Proletariats veranstalten die Unabhängigen Sozialdemokraten (USPD) im Großen Berliner Schauspielhaus.

16.1.1922, Montag

Der italienische Botschafter in Berlin überreicht Reichskanzler Joseph Wirth (Zentrum) eine Einladung zur internationalen Wirtschafts- und Finanzkonferenz, die am 3. März in Genua beginnen soll.

Anlässlich des eingereichten Kostenvoranschlags für die Spielzeit 1922/23 beschäftigt sich der Mannheimer Stadtrat mit der Frage, ob das Nationaltheater überhaupt weitergeführt werden soll. Die Intendanz stellte einen Antrag auf einen Zuschuss in Höhe von sieben Millionen Mark.

17.1.1922, Dienstag

Die Eisenbahnverwaltung in Berlin erteilt der privaten Gesellschaft Siesta die Genehmigung zur Vermietung von Sitzkissen an Reisende. Die Leihgebühr für Reisen über 600 km beträgt z. B. 24 Mark.

Das Reichsarbeitsministerium in Berlin veröffentlicht den Gesetzentwurf über die Arbeitszeitregelung im Steinkohlenbergbau. Einschließlich Ein- und Ausfahrt soll die Schichtdauer danach sieben Stunden betragen.

18.1.1922, Mittwoch

Zur 42. Vollversammlung des Deutschen Industrie- und Handelstages kommen in Berlin die Vertreter der Handelskammern zusammen. Hauptthema der Versammlung ist die Finanzlage des Deutschen Reichs.

In ihrer ersten Sitzung des neuen Jahres bestätigen die Mitglieder des preußischen Staatsrats den bisherigen Vorstand. Erster Vorsitzender bleibt demnach der Oberbürgermeister von Köln, Konrad Adenauer (Zentrum).

Die US-amerikanische Nationale Vereinigung des farbigen Volkes, New York, gibt in einer Veröffentlichung bekannt, dass in den USA im vorausgegangenen Jahr 63 schwarze Bürger von weißen Rassisten gelyncht worden sind.

Die deutschen Hochschulen beschließen, künftig den 18. Januar als Tag der Reichsgründung festlich zu begehen. Am 18. Januar 1871 wurde Wilhelm I. nach dem Sieg im deutsch-französischen Krieg zum deutschen Kaiser proklamiert.

19.1.1922, Donnerstag

In Washington erhält die diplomatische Vertretung des Deutschen Reiches das während des Weltkrieges beschlagnahmte Botschaftsgebäude zurück.

Vor dem Abgeordnetenhaus in Paris gibt der neue französische Ministerpräsident Raymond Poincarè seine Regierungserklärung ab.

Der sächsische Landtag lehnt mit 47 gegen 46 Stimmen der Sozialdemokraten die Einführung des 1. Mai und des 9. November (Tag der Novemberrevolution von 1918) als gesetzliche Feiertage ab.

20.1.1922, Freitag

In einer Rede vor Wirtschafts- und Finanzfachleuten in London kritisiert der frühere britische Ministerpräsident Herbert Henry Asquith die im Versailler Vertrag festgelegten Reparationsforderungen an das Deutsche Reich. Sie seien der Grund für die dortige schlechte wirtschaftliche Lage.

Die litauische Nationalversammlung beschließt die Abschaffung der Adelstitel und die Aufhebung der Todesstrafe.

In Zürich teilen die diplomatischen Vertreter Frankreichs, Italiens und Großbritanniens dem Vorsteher des eidgenössischen politischen Departements mit, dass die Botschafterkonferenz beschlossen habe, auf jeden Versuch der Habsburger auf Wiedererrichtung der Monarchie mit der Internierung von Exkaiser Karl und Exkaiserin Zita, die sich z. Z. in der Schweiz aufhalten, auf einer entfernteren Insel als Madeira zu reagieren.

Bei einem Brand des Sarotti-Werks in Berlin-Tempelhof brennt das Fabrikgebäude völlig aus.

21.1.1922, Samstag

Der Nachlass des Schriftstellers Franz Grillparzer wird anlässlich seines 50. Todestages in Wien eröffnet.

Zu einem bis zum 2. Februar dauernden Kongress treffen in Moskau Vertreter kommunistischer und revolutionärer Organisationen des Fernen Ostens zusammen. An der Tagung nehmen 148 Delegierte aus China, Indien, Japan, Korea, der Mongolei sowie Niederländisch-Indien teil.

Der preußische Landtag in Berlin beschließt mit 191 gegen 36 Stimmen Disziplinierungsmaßnahmen für Abgeordnete, die wegen grober Ordnungsstörung auf Tage oder Wochen von den Sitzungen ausgeschlossen werden müssen. Ihnen sollen künftig für diese Zeit auch die ihnen zustehenden Tagegelder entzogen werden.

22.1.1922, Sonntag

Der Westdeutsche Spiel-Verband beschließt auf einer Versammlung in Duisburg die Trennung von Amateuren und Berufsspielern im Fußball.

Bei den deutschen Eiskunstlaufmeisterschaften gewinnt der Berliner Werner Rittberger zum sechsten Mal den Titel bei den Herren.

Rumänien und das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (Südslawien/später Jugoslawien) schließen ein Militärabkommen.

In den frühen Morgenstunden stirbt Papst Benedikt XV. in Rom.

In Braunschweig finden Landtagswahlen statt. Sie ergeben eine sozialistische Parlamentsmehrheit von zwei Sitzen.

23.1.1922, Montag

Vor dem deutschen Reichstag findet die erste Lesung des Entwurfs eines neuen Reichsschulgesetzes statt.

24.1.1922, Dienstag

Der Zentralausschuss der deutschen Kommunistischen Partei schließt 31 Genossen aus der KPD aus, die u.a. die Unabhängigkeit der Partei von der Kommunistischen Internationale in Moskau forderten.

25.1.1922, Mittwoch

Bei einem Brand des Theaters in Dessau kommt eine Opernsängerin ums Leben.

Die US-amerikanische Regierung erklärt, dass sie an der geplanten Wirtschafts- und Finanzkonferenz in Genua im April nicht teilnehmen wird. Sie sei erst nach einer Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage in Europa zu einer solchen Konferenz bereit.

In Genf berichtet der Polarforscher und norwegische Diplomat Fridtjof Nansen über den Einsatz internationaler Hilfsorganisationen in den Hungergebieten Sowjetrusslands.

Die sowjetische Regierung veröffentlicht die Planungen zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktion, um so Garantien für die Erteilung dringend benötigter ausländischer Anleihen zu schaffen.

Das “Berliner Tageblatt” veröffentlicht die Stellungnahme des Postministeriums zu dem gegen Staatssekretär Hans Bredow erhobenen Vorwurf antisemitischer Äußerungen.

26.1.1922, Donnerstag

Der österreichische Bundeskanzler Johannes Schober tritt aufgrund heftiger Angriffe der Großdeutschen zurück, die den im Dezember 1921 in Lana geschlossenen Vertrag zwischen Österreich und der Tschechoslowakei ablehnen. Tags darauf bildet Schober ein neues Kabinett.

In Budapest einigen sich die ungarische Regierung und Vertreter der Parteien über die Einführung des geheimen Wahlrechts in Ungarn.

27.1.1922, Freitag

Das Drama “Gobseck” von Walter Hasenclever erlebt im Neuen Theater in Frankfurt am Main seine Uraufführung. Gleichzeitig spielen es die Bühnen Dresden, Köln, Meiningen und Prag.

Der Senat der Freien Stadt Danzig erteilt dem polnischen Schulverein die Genehmigung für die Einrichtung eines polnischen Gymnasiums. Die gesamten Kosten müssen jedoch vom Schulverein übernommen werden.

Die Reichsgewerkschaft der deutschen Eisenbahner fordert von der Regierung die automatische Anpassung der Bezüge an die steigenden Lebenshaltungskosten.

28.1.1922, Samstag

Die deutsche Regierung übergibt dem Vertreter der Reparationskommission in Berlin eine Note, worin die Modalitäten für die Reparationszahlungen im laufenden Jahr festgelegt sind.

Nach Zeitungsberichten aus Paris beschäftigt sich die Botschafterkonferenz mit der Frage der Apanage für Exkaiser Karl I. von Österreich. Sie soll sechs Millionen Francs (9,8 Mrd. Mark) jährlich betragen, die von Österreich, Ungarn, der Tschechoslowakei, Südslawien (Jugoslawien), Italien und Rumänien aufzubringen sind.

Vor einem kleinen Kreis geladener Gäste führt der Maler Walther Ruttmann in Frankfurt am Main den Experimentalfilm “Opus II” vor.

29.1.1922, Sonntag

In dem schweizerischen Ort Davos erringen die Österreicher Helene Engelmann und Alfred Berger den Weltmeistertitel im Eiskunstlauf der Paare. Der Klagenfurter Willy Böckl wird Europameister der Herren.

In Wiesbaden gelangt das Drama “Vater und Sohn” von Joachim von der Goltz zur Uraufführung. Thema dieses Stückes ist das Leben des preußischen Königs Friedrich II., des Großen.

Bei den Parlamentswahlen in Portugal erringen die Demokraten 73, die Liberalen 30 und Angehörige kleiner Gruppen 66 Sitze im Abgeordnetenhaus.

Auf einer Massenversammlung in Berlin protestieren Vertreter aller Parteien gegen die Willkür der ausländischen Verwaltungen in den besetzten Gebieten. Insbesondere wenden sie sich gegen den Einsatz farbiger Soldaten.

30.1.1922, Montag

Mit 82 gegen 64 Stimmen lehnt das in Brüssel tagende belgische Parlament die Herabsetzung der Militärdienstzeit von zehn auf sechs Monate ab. Begründet wird dies mit der Gefährlichkeit der Nachbarstaaten Deutsches Reich und Niederlande.

In seinem Diskussionsbeitrag vor dem Reichstag geht der sozialdemokratische Abgeordnete Philipp Scheidemann auf einen Skandal im Amtsgericht von Berlin ein. Ein dortiger Richter überschrieb eine Zivilprozesssache mit “Im Namen des Pöbels”.

31.1.1922, Dienstag

Reichspräsident Friedrich Ebert (MSPD) ernennt Walther Rathenau zum neuen Außenminister.

Das statistische Amt des Reiches gibt bekannt, dass die Lebenshaltungskosten gegenüber dem Januar des Vorjahres um 73,7% gestiegen sind.

Im Berliner Ufa-Palast wird der Film “Fridericus Rex. Ein Königsschicksal” uraufgeführt. In den Hauptrollen sind Otto Gebühr und Albert Steinrück zu sehen.

Chroniknet