Was geschah im Januar 1926

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Wetterstationen Januar 1926

1.1.1926, Freitag

Der deutsche Reichspräsident Paul von Hindenburg gibt in Berlin dem Diplomatischen Korps einen Neujahrsempfang. In Reden wird der Wille der Staaten, den Frieden zu stärken, betont.

Der steuerfreie Einkommensbetrag im Deutschen Reich wird von 960 auf 1200 Reichsmark (RM) erhöht.

Der General der Infanterie Hans von Seeckt wird zum Generaloberst befördert.

Das Hochwasser des Rheins erreicht mit 9,30 m bei Koblenz den höchsten gemessenen Stand seit 1781.

Weltweit gibt es 27,75 Millionen Fernsprecher, 61% sind in den USA registriert, 27% in Europa, im Deutschen Reich 9,3%.

2.1.1926, Samstag

Infolge des schweren Sturms im Ärmelkanal gerät ein schwedisches Schiff in Seenot, die Mannschaft wird 30 Minuten nach dem ersten Seenotruf geborgen.

Der rumänische König Ferdinand I. nimmt den Thronverzicht von Kronprinz Karl an.

3.1.1926, Sonntag

Der griechische Ministerpräsident General Theodoros Pangalos proklamiert die Diktatur.

Die deutsche KPD-Politikerin Clara Zetkin wird zur ersten Vorsitzenden des Roten Frauen- und Mädchenbundes gewählt.

Die “Berliner Illustrirte” meldet, dass der Charleston auch in dieser Saison an der Spitze der Modetänze steht.

4.1.1926, Montag

Der Mount McKinley in Alaska ist in vulkanischer Tätigkeit.

Drei deutsche Schiffe sind an der estnischen Küste im Eis steckengeblieben. Die Besatzung hat keine Lebensmittel und keine Kohlen.

Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft lässt die Ausgabe des “Simplicissimus” vom 4. Januar beschlagnahmen, weil sie an einer Karikatur auf eine frühere Zensurmaßnahme Anstoß nimmt.

Nach dem Rücktritt des Kabinetts Alexander Zánkow bildet Andreas Ljapcev in Bulgarien eine neue Regierung. Zánkows harte Haltung gegenüber den Agrariern und den Kommunisten hat keine Mehrheit gefunden.

Im Zusammenhang mit einer ungarischen Geldfälscheraffäre – gefälschte französische 1000-Franc-Noten sind in Umlauf gebracht worden – wird Prinz Ludwig Windischgrätz in Budapest verhaftet.

5.1.1926, Dienstag

Die griechische Regierung hebt mit Ausnahme des Artikels 1, der besagt dass Griechenland eine Republik ist, alle Artikel der Verfassung auf.

Die sowjetische Zeitung “Iswestija” befasst sich mit den diplomatischen Beziehungen zwischen der Sowjetunion und der Schweiz. Die Lage ist seit 1923 gespannt, weil die Schweiz nicht bereit war, offiziell ihr Bedauern zur damaligen Ermordung eines sowjetischen Bürgers in der Schweiz auszusprechen. Aus diesem Grund weigern sich sowjetische Delegierte, an internationalen Konferenzen in der Schweiz teilzunehmen.

Ein Hochwasser in Rumänien hat 100 Todesopfer gefordert.

Der preußische Minister des Innern Carl Severing, ordnet an, dass auch 1926 alle Karnevalsveranstaltungen unter freiem Himmel verboten sind.

Aus dem Vesuv in Italien strömt Lava aus, die vulkanische Tätigkeit im Innern hat am 4. Januar begonnen.

In Berlin wird die Deutsche Lufthansa AG gegründet.

In Berlin wird auf Initiative der KPD ein Ausschuss gegründet, der den Volksentscheid für die entschädigungslose Enteignung der Fürsten vorbereiten soll. Dem Ausschuss gehören neben der KPD auch die Unabhängigen Sozialdemokraten, der Sozialistische Bund und die Deutsche Liga für Menschenrechte an. Am 19. Januar schließt sich die SPD der Initiative an.

In einigen britischen Städten wird ein Film abgesetzt, der Szenen aus dem Leben des ehemaligen Deutschen Kaisers Wilhelm II. zeigt.

Die Staatsanwaltschaft in Pest (Ungarn) beantragt die Sperrung des Vermögens von Prinz Ludwig Windischgrätz.

Der Rechtsausschuss des Deutschen Reichstags beginnt mit seinen Beratungen über die Abfindungen der ehemals regierenden Fürstenhäuser.

8.1.1926, Freitag

Die Deutsche Nothilfe vertreibt Wohlfahrtsbriefmarken, um mit dem Ertrag die finanzielle Notlage der Arbeitslosen zu lindern.

500 Menschen sind bei schweren Überschwemmungen an der Westküste von Mexiko ertrunken.

Schwere Erdbeben im Iran fordern Hunderte von Todesopfern.

Der arabische Stammesfürst und König in Arabien, Abd Al Asis Ibn Saud, lässt sich zum König des Hedschas und Nadschd ausrufen.

Das Deutsche Reich und die Schweiz beschließen, das Paßvisum aufzuheben, nur für Stellensuchende bleibt der Visumzwang bestehen. Die Regelung tritt am 20. Januar in Kraft.

Der deutsche Reichspräsident Paul von Hindenburg konferiert mit dem zurückgetretenen Reichskanzler Hans Luther über die Regierungsbildung.

9.1.1926, Samstag

Der Auswärtige Ausschuss des Deutschen Reichstags berät darüber, wie die Stellen beim Völkerbund besetzt werden, wenn das Deutsche Reich aufgenommen worden ist.

Der Reichstagsabgeordnete Alfred Hugenberg (DNVP) äußert sich in der Zeitschrift “Der Tag” abfällig über den Parlamentarismus. Die rechten Parteien der Weimarer Republik stehen dem parlamentarischen System skeptisch bis ablehnend gegenüber.

10.1.1926, Sonntag

In Dresden findet die Uraufführung des Stummfilms “Der Rosenkavalier” nach der gleichnamigen Oper von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal statt.

Die tägliche Kohleförderung im Ruhrgebiet pro Arbeitstag beträgt 309 184 t, in Oberschlesien 63 949 t.

Im Zusammenhang mit der Räumung der ersten Rheinlandzone verlässt die britische Rheinflotte Köln.

Auf einer Tagung spricht sich die Deutsche Zentrumspartei dafür aus, eine neue Regierung auf breitester Grundlage zu bilden.

11.1.1926, Montag

Der deutsche Reichspräsident Paul von Hindenburg verlangt eine Entscheidung darüber, ob eine große Koalition möglich sei.

In Budapest verlangen die Sozialdemokraten den Rücktritt des ungarischen Reichsverwesers Miklós Horthy wegen der Falschgeldaffäre.

Auf Plakatanschlägen verspricht die Berliner politische Polizei eine Belohnung von 6000 Reichsmark (RM) für die Aufklärung von Fememorden. Fememorde sind in den ersten Jahren der Weimarer Republik von Angehörigen rechter, illegaler Organisationen an ehemaligen Mitgliedern verübt worden.

Flugzeuge versorgen die Schiffe, die im Eis des Finnischen Meerbusens eingeschlossen sind, mit Nahrungsmitteln.

Der Reichsverband des Deutschen Handwerks protestiert auf einer Versammlung gegen die Preissenkungsaktion der Reichsregierung.

Hernando Siles löst José Cabino Villanueva, der zwar gewählt, aber vom Kongress nicht bestätigt worden ist, als Staatspräsident von Bolivien ab.

13.1.1926, Mittwoch

Die Zentrumsfraktion bringt im preußischen Landtag eine Anfrage über die Gefährdung des Kölner Doms ein. Säure aus den Schloten der Industrie hat das Mauerwerk angegriffen.

Bei einem Grubenunglück in Oklahoma (USA) werden 100 Bergleute verschüttet.

Vor dem Schwurgericht in München beginnt der Prozess gegen den Leutnant a. D. Georg Pölzing und den ehemaligen Vizewachtmeister Erich Prüfert. Den Angehörigen des Freikorps Lützow wird zwölffacher Mord bzw. Anstiftung zum Mord während der Räteunruhen 1919 vorgeworfen. Am 20. Januar werden die Angeklagten freigesprochen.

14.1.1926, Donnerstag

Die US-amerikanische Tänzerin Josephine Baker gastiert im Nelson-Theater in Berlin.

In Köln wird der erste Einheitspreisladen nach amerikanischem Vorbild eröffnet. Alle Waren kosten 25 oder 50 Pfennig.

Die einheimische Bevölkerung von Syrien hat den Guerillakrieg gegen die französische Herrschaft wiederaufgenommen. Syrien steht seit 1920 als Völkerbundmandat unter französischer Herrschaft.

Die USA setzen das Marinebudget auf 317 Millionen Dollar fest, das bedeutet eine Erhöhung um 16 Millionen Dollar.

15.1.1926, Freitag

In Österreich tritt die zweite Regierung Rudolf Ramek ihr Amt an. Bundeskanzler Ramek ist am 14. Januar zurückgetreten, um das Kabinett umbilden zu können.

Die Zeche Kaiserstuhl bei Dortmund entlässt 1500 Arbeiter wegen der schlechten Absatzlage für Kohle.

16.1.1926, Samstag

Der Apostolische Administrator Eduard Graf O’Rourke, der zum ersten Bischof von Danzig ernannt worden ist, überreicht dem Präsidenten des Danziger Senats die päpstliche Bulle über die Errichtung des Bistums Danzig und die Ernennungsurkunde zum Bischof.

Die deutsche Erstaufführung des Schauspiels “Alle Kinder Gottes haben Flügel” von Eugene O’Neill findet in den Hamburger Kammerspielen statt. Die deutsche Übersetzung stammt von Alfred Wolfenstein.

17.1.1926, Sonntag

Emiliano Chamorro Vargas löst Carlos Solórzano als Präsident von Nicaragua ab.

Auf einer Feier der Deutschen Volkspartei (DVP) in München erklärt Außenminister Gustav Stresemann: “Wir stehen auf der Brücke vom alten zum neuen Deutschland.”

Die SPD veranstaltet in der Westfalenhalle in Dortmund eine Kundgebung gegen die Fürstenabfindung. Die 15 000 Anwesenden rufen die Partei dazu auf, Vorbereitungen für einen Volksentscheid gegen die Fürstenabfindung zu treffen.

18.1.1926, Montag

Die Verhandlungen über die Regierungsbildung im Deutschen Reich werden abgebrochen, weil die Bayerische Volkspartei Bedenken gegen die Zusammensetzung des zweiten Kabinetts Hans Luther hat.

Die deutsche Reichsregierung erhebt durch ihre Botschafter in London, Paris und Brüssel Einspruch gegen die hohe Zahl der Besatzungssoldaten im Rheinland.

Bei einer Gasexplosion in Berlin-Moabit stürzt ein vierstöckiges Wohnhaus ein.

19.1.1926, Dienstag

Im ersten deutsch-französischen Eishockeyspiel nach dem Weltkrieg in Caux (Kanton Waadt) bei Montreux in der Schweiz besiegt der Berliner Schlittschuhclub den Eishockeyclub Chamonix 3:1.

Zwischen der Sowjetunion und China kommt es zu Auseinandersetzungen über den Transport chinesischer Truppen auf der chinesischen Ostbahn (Mandschurei), die unter sowjetischer Verwaltung steht.

Die KPD erneuert ihr Angebot an die SPD, eine Einheitsfront zu bilden. Die Sozialdemokraten lehnen diesen Vorschlag jedoch ab.

Der Parteivorstand der SPD beschließt, am Volksbegehren zur entschädigungslosen Enteignung der Fürsten teilzunehmen.

20.1.1926, Mittwoch

Der deutsche parteilose Politiker Hans Luther bildet ein Minderheitskabinett aus den bürgerlichen Parteien DDP, Zentrum, DVP und BVP.

Die Presse meldet, dass 1918 die Vermögensmasse des preußischen Königshauses 1055 Millionen Reichsmark (RM) betragen hat.

21.1.1926, Donnerstag

Das neue Reichskabinett tritt in Berlin zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen.

Im 15. Berliner Sechstagerennen siegt das US-Team MacNamara/Horan mit 569 Punkten.

22.1.1926, Freitag

Der Bildhauer Stanislaus Cauer, der Maler Hans Peter Feddersen und der Architekt Wilhelm Kreis werden Mitglieder der Preußischen Akademie der Künste.

Die amerikanische Polizei beschlagnahmt nach einem Schusswechsel ein Schmugglerschiff, das Alkohol im Wert von einer Million Dollar geladen hat. In den USA ist der Verkauf von Alkohol verboten, das Alkoholverbot hat eine rege Schmugglertätigkeit zur Folge.

In Paris stellen die Börsenmakler aus Protest gegen die geplante Börsensteuer den Handel an der Wertbörse ein.

23.1.1926, Samstag

Der Deutsche Reichstag setzt einen Ausschuss ein, der die immer wieder vorkommenden Fememorde untersuchen soll. Fememorde gehören zur Praxis illegaler, militanter rechtsradikaler Organisationen gegenüber abtrünnigen Mitgliedern.

Der Ausschuss, der ein Volksbegehren zur entschädigungslosen Enteignung der Fürsten vorbereitet, einigt sich auf einen Gesetzesentwurf.

In der Berliner Sezession findet die erste Gedenkausstellung für den am 17. Juli 1925 gestorbenen deutschen Maler Lovis Corinth statt. Am 29. Januar wird in der Berliner Nationalgalerie die zweite Gedächtnisausstellung für Corinth eröffnet. Sie zeigt fast alle Ölgemälde und Aquarelle des Künstlers.

24.1.1926, Sonntag

Im Stadttheater Heilbronn findet die Uraufführung der Tragödie “Die Schwester” von Hermann Kasach statt.

Nach einem Ultimatum Moskaus unterzeichnen die Sowjetunion und China ein Abkommen zur Beilegung des Konflikts um die chinesische Ostbahn, die unter sowjetischer Verwaltung steht.

25.1.1926, Montag

Die am 23. begonnene Tagung des Katholischen Deutschen Frauenbundes wird beendet. Gerta Krabbel ist zur neuen Bundesvorsitzenden gewählt worden.

Der deutsche Physiker Albert Einstein spricht im Auditorium Maximum der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin über die von ihm 1905 und 1915 entwickelte Relativitätstheorie, die noch umstritten ist.

Der Gloria-Filmpalast in Berlin wird mit dem Stummfilm “Tartüff” eröffnet.

26.1.1926, Dienstag

Der deutsche Reichskanzler Hans Luther bekennt sich in seiner Regierungserklärung zu einer Außenpolitik auf der Grundlage des Vertrags von Locarno.

Vertreter von SPD und KPD beschließen, für das Volksbegehren zur Fürstenenteignung gemeinsam Plakate zu finanzieren, ansonsten aber unabhängig vorzugehen.

Das Oberbergamt in Dortmund fasst den Beschluss die Zeche Massen zu schließen.

27.1.1926, Mittwoch

In London wird das erste britische Mode-Modellhaus nach dem Vorbild der Pariser Modehäuser eröffnet. Es soll den britischen Textil- und Modewarenhandel von Frankreich unabhängig machen.

Der US-Senat beschließt mit 76 gegen 17 Stimmen den Beitritt der USA zum Weltgerichtshof. Eine Anlehnung an den Völkerbund soll jedoch vermieden werden.

In Neapel, Bari und Mailand finden deutschfeindliche Kundgebungen statt.

Großbritannien und Italien unterzeichnen in London ein Schuldenabkommen. Die Schulden von Italien belaufen sich auf über 610 Millionen Pfund, sie sollen bis 1988 in unterschiedlichen Jahresraten beglichen werden.

In der Aussprache des Deutschen Reichstags über die Regierungserklärung von Reichskanzler Hans Luther entzündet sich eine Diskussion über den Beitritt des Deutschen Reichs zum Völkerbund. Die Aufnahme ist dem Deutschen Reich 1925 zugesichert worden. Einige Parteien verlangen vor dem Eintritt Zugeständnisse der Alliierten in der Frage der Besetzung des Rheinlands.

28.1.1926, Donnerstag

Die Oberharzer Bergwerke erschließen in Clausthal und Lautenthal vier neue Schachtanlagen zur Förderung von Blei, Zink und Kupfer.

Nach dem Tod des japanischen Premierministers Takaakira Kato tritt das Kabinett zurück. Am 29. Januar wird Innenminister Reijiro Wakatsuki zum Premierminister ernannt.

Der britische Außenminister Joseph Austen Chamberlain konferiert in Paris mit dem französischen Ministerpräsidenten und Außenminister Aristide Briand. Beide Politiker bekennen sich zur französisch-britischen Freundschaft.

Der deutsche Reichspräsident Paul von Hindenburg unterzeichnet die Neuregelung der Befehlsbefugnis in der Reichswehr. Unter dem Reichspräsidenten übt der Reichswehrminister die gesamte Befehlsgewalt aus.

29.1.1926, Freitag

Mehrere deutsche Automobilfirmen planen, sich zur Herstellung eines Einheits-Gebrauchswagens zusammenzuschließen.

Das Drama “Ostpolzug” von Arnolt Bronnen wird im Staatlichen Schauspielhaus Berlin uraufgeführt. Die einzige Rolle des Stücks spielt Fritz Kortner.

30.1.1926, Samstag

In Berlin findet die deutsche Erstaufführung der Operette “Paganini” von Franz Lehár statt.

Ein Wirbelsturm auf Madagaskar fordert 50 Todesopfer.

In Wien wird der Rundfunksender auf dem Rosenhügel in Betrieb genommen.

Im Ehrenhof des Messegebäudes in Köln wird die Erste Westdeutsche Funkausstellung eröffnet.

Chroniknet