Was geschah im Januar 1970

  • < 1969
  • 1.1970
  • 1971 >

1.1.1970, Donnerstag

Für Arbeiter in der Bundesrepublik tritt die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall in Kraft. Sie sind damit den Angestellten gleichgestellt.

In Großbritannien treten zwei Gesetzesänderungen in Kraft, mit denen die Volljährigkeit und das aktive Wahlalter von 21 auf 18 Jahre herabgesetzt werden.

Bei einer Brandkatastrophe in einem privaten Altersheim in Berlin-Nikolassee kommen vier Frauen ums Leben, und 13 Personen werden z.T. schwer verletzt. Als Ursache des Feuers wird die Unachtsamkeit einer Heimbewohnerin vermutet, die anscheinend im Bett geraucht hatte.

In der Silvesternacht gelingt einer achtköpfigen Familie aus der DDR die Flucht über das Eis der Elbe nach Niedersachsen.

2.1.1970, Freitag

Der 43-Jährige US-Amerikaner Edward Falk, dem in einem New Yorker Krankenhaus als zweitem Menschen gleichzeitig ein fremdes Herz und zwei fremde Lungenflügel eingesetzt worden waren, stirbt acht Tage nach der Operation. Die Lungen wurden von seinem Immunsystem abgestoßen.

Bei Dauerfrost mit Temperaturen bis zu -15 setzt an den deutschen Küsten der Eiswinter recht frühzeitig ein. Eisstärken bis zu 25 cm machen den Einsatz von Eisbrechern in den Nord- und Ostseehäfen erforderlich. Die seit Dezember andauernde Kälteperiode – der Dezember 1969 war mit einem Mittelwert von -2,9 der bisher kälteste Dezember des Jahrhunderts – führt auch zu starken Behinderungen der Binnenschifffahrt durch Treibeis auf Elbe und Weser.

3.1.1970, Samstag

Mit einer Ladung von 200 t Munition für Irak an Bord läuft der irakische Frachter “Ramadan” aus dem französischen Hafen Cherbourg aus. Der Irak ist in das von Frankreich nach dem Sechstagekrieg im Nahen Osten (1967) verhängte Waffenembargo nicht einbezogen.

Nordvietnamesische Einheiten greifen zwei Flüchtlingslager und US-amerikanische Militärposten im Norden Südvietnams an. Nach Erklärung eines Militärsprechers in Saigon werden dabei 13 Zivilisten getötet und weitere 56 verwundet.

4.1.1970, Sonntag

US-Vizepräsident Spiro T. Agnew bekräftigt wie in Manila, Saigon und Taipeh auch in Bangkok die Entschlossenheit der Vereinigten Staaten von Amerika, ihre Bündnispflichten in Südostasien zu erfüllen. Bei den ostasiatischen Partnern der USA herrscht Beunruhigung über einen möglichen Abzug von US-Truppen, seit US-Präsident Richard M. Nixon 1969 mit der “Guam-Doktrin” eine Reduzierung der US-Militärhilfe angekündigt hatte.

5.1.1970, Montag

Joseph Yablonski, einer der führenden Funktionäre der US-Bergarbeitergewerkschaft, fällt einer Mordtat mit politischem Hintergrund zum Opfer. In seinem Haus in Clarksville/Pennsylvania werden Yablonski, seine Frau und seine Tochter erschossen aufgefunden. Yablonski hatte sich im vergangenen Jahr vergeblich um den Posten des Präsidenten der Vereinten Bergarbeitergewerkschaft beworben und im Verlauf des Wahlkampfes harte Kritik an der Gewerkschaftsführung geübt, der er u.a. Korruption vorwarf.

Im niederländischen Noordwijkerhout beschließt das Pastorale Landeskonzil der katholischen Kirche Hollands mit großer Mehrheit, dass die Bestimmung des Zölibats als Bedingung für die Amtsausübung aufgehoben werden soll. Auch in anderen Ländern ist die Ehelosigkeit für Priester zunehmend umstritten.

Mehr als 2000 Todesopfer fordert eine heftige Grippewelle in der Bundesrepublik Deutschland. Seit Wochen breitet sich die epidemisch auftretende Infektionskrankheit in Nord-, West und Mitteleuropa aus. Großbritannien meldet allein für die Weihnachtswoche 690 Todesopfer.

6.1.1970, Dienstag

Beim traditionellen Dreikönigstreffen der FDP in Stuttgart verwahrt sich der Bundesvorsitzende der Partei, Außenminister Walter Scheel, gegen Äußerungen des früheren Parteivorsitzenden Erich Mende. Dieser hatte u.a. in Zeitungsinterviews wiederholt scharfe Kritik an der Parteiführung geübt, deren “zu progressiven Kurs” er bekämpft. Ein dadurch ausgelöster Konflikt in den Führungsgremien wird in Stuttgart vorläufig beigelegt.

Tunesien und Algerien unterzeichnen in Tunis einen Freundschaftsvertrag mit 20-Jähriger Laufzeit. Zugleich legen die beiden Länder ihre Grenzstreitigkeiten in der Sahara bei.

7.1.1970, Mittwoch

Israelische Kampfflugzeuge dringen weit in den ägyptischen Luftraum vor und bombardieren drei nur 30 km von Kairo entfernt liegende Militärlager. Seit Ende 1969 nehmen die Kampfhandlungen zwischen Israel und Ägypten sowie den anderen arabischen Nachbarstaaten wieder zu.

8.1.1970, Donnerstag

Nachnull”, ein Ballett von Pina Bausch mit der Musik von Ivo Malec, wird im Münchner Theater an der Leopoldstraße von dem Essener Folkwang-Ballett uraufgeführt. Christian Piper sorgte für die Ausstattung.

9.1.1970, Freitag

Zum Abschluss des Besuchs einer offiziellen DDR-Delegation in der Volksrepublik Kongo wird die baldige Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Staaten vereinbart. Der ehemalige Kongo (Brazzaville) wurde am 27. Dezember 1969 zur Volksrepublik proklamiert.

In Brüssel tagt bis zum 10. Januar der Ministerrat der Westeuropäischen Union (WEU). Wie bereits im Vorjahr bleibt Frankreich der Sitzung fern wegen Meinungsverschiedenheiten mit den anderen WEU-Mitgliedern über die Konsultationspflicht bei wichtigen außenpolitischen Entscheidungen.

Wie aus Regierungskreisen in Paris verlautet, will Frankreich 50 Mirage-Düsenjagdbomber und panzerbrechende Waffen, aber keine Panzer des Typs AMX 30 an Libyen liefern. Israel protestiert gegen die geplanten Waffenlieferungen.

10.1.1970, Samstag

Nigerianische Bundestruppen erobern die provisorische Hauptstadt der abgefallenen Ostprovinz Biafra, Owerri. Biafras Staatschef General Chukwuemeka Odumegwu Ojukwu flieht in der Nacht zum 11. Januar per Flugzeug ins Ausland. Am 23. Januar gewährt die westafrikanische Republik Elfenbeinküste Ojukwu politisches Asyl.

11.1.1970, Sonntag

Nach Meldung der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” gibt es kaum noch Zweifel daran, dass 6 Mio. von 7 Mio. Schuss ausgesonderter und verkaufter Gewehrmunition aus ehemaligen Beständen der Bundeswehr mit gefälschten Papieren nach Nigeria, das seit Juli 1967 gegen Biafra Krieg führt, gelangt sind. Der illegale Export der restlichen Munition nach einem mittelamerikanischen Bestimmungsort wurde Ende 1969 aufgedeckt.

12.1.1970, Montag

Biafras amtierender Staatschef, General Philip Effiong, verkündet im Rundfunk die Kapitulation seines Landes, die vom nigerianischen Staatschef, General Yakubu Gowon, wenig später angenommen wird. Nach mehr als zweieinhalb Jahren endet damit der blutige Bürgerkrieg um die Selbständigkeit Biafras, der Ostregion Nigerias.

Bundeswirtschaftsminister Karl Schiller (SPD) bekräftigt auf einer Sitzung der konzertierten Aktion seine Absicht, die Steigerung der Verbraucherpreise 1970 unter einer Grenze von 3% zu halten.

Der neue Jumbo-Jet Boeing 747 absolviert auf der Strecke New York- London seinen ersten Passagierflug über den Atlantik. Am 22. Januar beginnt der Linienverkehr mit dem Großraumverkehrsflugzeug.

13.1.1970, Dienstag

Bei seiner Amtseinführung in Frankfurt am Main legt der neue Bundesbankpräsident Karl Klasen ein Bekenntnis zur Unabhängigkeit der Notenbank ab. Die Autonomie der Deutschen Bundesbank gehöre zu der Balance der Gewalten, die das Wesen eines freiheitlichen Staates ausmachten. Klasen ist der Nachfolger von Karl Blessing.

Bei einem Hearing zum Thema Demonstrationsstrafrecht des Bundestagssonderausschusses für die Strafrechtsreform (seit 12. 1.) fordern Studenten- und Jugendverbände eine Amnestie für Verstöße gegen das Demonstrationsstrafrecht.

In Italien kommt es wie im Herbst 1969 erneut zu einer Streikwelle. Bis zum Donnerstag treten über 200 000 Angestellte öffentlicher Einrichtungen, vor allem der Sozialversicherungsinstitute, in den Ausstand. Die Angestellten wollen die gleichen Rechte wie die Beamten. Seit Anfang des Jahres hatten bereits die Angestellten der Verkehrsbetriebe und die Finanzbeamten gestreikt.

14.1.1970, Mittwoch

In seinem Bericht zur Lage der Nation schlägt Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) der DDR-Führung Verhandlungen über den Austausch von Gewaltverzichtserklärungen vor. Brandt erläutert die Grundsätze seiner Politik für eine deutsch-deutsche Entspannung.

Nigerias Staatspräsident Yakubu Gowon wendet sich gegen mehrere internationale Hilfsorganisationen, denen er vorwirft, den Bürgerkrieg in Biafra verlängert zu haben.

Milko Kelemens Auftragswerk “Der Belagerungszustand” (nach Albert Camus’ Roman “Die Pest”) wird in der Hamburger Staatsoper uraufgeführt. Das Libretto der Oper stammt vom Komponisten und Joachim Hess, der bei der Uraufführung Regie führte. Die musikalische Leitung hatte Bohumil Gregor.

15.1.1970, Donnerstag

Vor US-amerikanischen Journalisten umreißt US-Außenminister William Rogers die Perspektiven der US-Außenpolitik beim Eintritt in die 70er Jahre. Danach wollen die USA u.a. mit der Sowjetunion zu Verhandlungen kommen und zugleich ihre Verpflichtungen im Ausland abbauen. Letzteres gibt in Bonn Anlass zur Sorge über Reduzierungen der US-Truppen in der Bundesrepublik Deutschland.

In der Bundesrepublik Deutschland werden Lohn- und Gehaltserhöhungen von 8% für die Arbeiter und Angestellten von Bund, Ländern und Gemeinden vereinbart.

Peter Post/Patrick Sercu (Niederlande/ Belgien) gewinnen das Bremer Sechstagerennen vor den Deutschen Schulze/ Renz.

16.1.1970, Freitag

In Schleswig-Holstein kommt es zu einer Schneekatastrophe. Zahlreiche Dörfer sind nach einem schweren Sturm von der Außenwelt abgeschnitten. Vier Menschen kommen ums Leben.

In Bonn konstituiert sich der gemeinsame Planungsausschuss von Bund und Ländern für die Ausführung des Hochschulaus- und Hochschulneubaus. Um rasch die steigenden Studentenzahlen aufzufangen, wollen Bund und Länder verstärkt investieren.

Das neue Düsseldorfer Schauspielhaus wird mit Georg Büchners Drama “Dantons Tod” in der Regie von Intendant Karlheinz Stroux eingeweiht. Die Feier ist von Demonstrationen gegen den aufwendigen Theaterneubau (rd. 40 Mio. DM) des Architekten Bernhard Pfau begleitet.

Bei einem im Rahmen regelmäßiger Konsultationen in Bonn stattfindenden Gespräch mit Bundesaußenminister Walter Scheel (FDP) unterstützt der französische Außenminister Maurice Schumann die auf Entspannung ausgerichtete Ostpolitik der Bundesregierung.

17.1.1970, Samstag

Für das notleidende Biafra laufen umfangreiche internationale Hilfsaktionen an.

60 km vor Kairo zerstören israelische Kommandoeinheiten Telefonverbindungen und Hochspannungsleitungen.

18.1.1970, Sonntag

Das Ballett (Musik-Collage) “Kriegsanleitung für Jedermann” von Marianne Eichholz und Dieter Behne wird in Bremen im Theater am Goetheplatz uraufgeführt. Die Choreographie besorgte Hans Kresnik.

19.1.1970, Montag

Auf einer Pressekonferenz in Berlin (Ost) bekräftigt der DDR-Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht die Bereitschaft der DDR zu Verhandlungen über einen Gewaltverzichtsvertrag mit Bonn. Ulbricht reagiert damit auf ein von Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) im Bericht zur Lage der Nation am 14. Januar unterbreitetes Angebot. Erneut fordert Ulbricht die völkerrechtliche Anerkennung der DDR als Voraussetzung für weitergehende Verträge.

20.1.1970, Dienstag

Anlässlich der Eröffnung des neuen Düsseldorfer Schauspielhauses am 16. Januar wird Peter Weiss, “Trotzki im Exil” uraufgeführt. Die Regie führt Harry Buckwitz.

Der österreichische Ministerrat erteilt der Fusion der Österreichischen Stickstoffwerke (ÖSW) und der Österreichischen Mineralölverwaltungs-AG (ÖMV) seine Genehmigung.

Nach zweijähriger Unterbrechung nehmen die USA und die VR China ihre offiziellen Kontakte mit dem 135. Gespräch ihrer Botschafter in Warschau wieder auf. Die USA streben sowohl eine Verbesserung ihrer Beziehungen zu China als auch zur Sowjetunion an.

Der US-amerikanische Vizepräsident Spiro T. Agnew berichtet US-Präsident Richard M. Nixon von seiner Südostasienreise, bei der die Bündnispflichten der USA bekräftigt wurden.

Der Antrag der Bundesländer, die Kriegsopferrenten um 18% zu erhöhen, wird vom Vermittlungsausschuss des Bundestags und Bundesrats abgelehnt. Damit bleibt die vom Bundestag verabschiedete Anhebung um 16% bestehen.

21.1.1970, Mittwoch

Nach einem angeblichen Versuch zum Sturz des Baath-Regimes werden im Irak 37 Personen, hauptsächlich Offiziere, hingerichtet. Westliche Beobachter vermuten einen durch die Regierung von Präsident Ahmad Hasan Al Bakr “provozierten” Putsch, der dazu dienen sollte, die innenpolitische Opposition zu unterdrücken.

In ihrem nun überreichten Expertenbericht lehnt die Mitbestimmungskommission unter Vorsitz von Kurt Hans Biedenkopf die paritätische Mitbestimmung aller Arbeitnehmer, wie sie bereits für die Montanindustrie gilt, ab. Zugleich plädieren die Experten jedoch für eine erweiterte Mitbestimmung.

Das Präsidium des Obersten Sowjet beschließt, der in den USA lebenden Stalin-Tocher Swetlana Allilujewa die sowjetische Staatsbürgerschaft zu entziehen. Frau Allilujewa habe “den Titel eines Bürgers der UdSSR beschmutzt”. Sie hatte kürzlich erklärt, sie habe ihren Passverbrannt und wolle nie wieder in die UdSSR zurückkehren.

22.1.1970, Donnerstag

Nach einer Kollision stürzen bei Lerchfeld zwei Starfighter-Flugzeuge ab. Einer der Piloten kommt bei dem Zusammenstoß ums Leben. Von ursprünglich 700 Starfighter-Maschinen hat die Bundeswehr nunmehr 115 verloren, davon 101 durch Flugunfälle.

Die Bundesregierung beschließt ein Konjunkturprogramm. Zur Dämpfung der Hochkonjunktur sieht es Rücklagen und Haushaltssperren in Höhe von 5,1 Mrd. DM vor. Ferner sollen die angekündigten Steuersenkungen verschoben werden.

Israelische Soldaten besetzen vorübergehend die von den Ägyptern gehaltene Insel Schadwan im Golf von Suez. Die Israelis erbeuten die dort stationierte Radaranlage.

Mit erheblichen Behinderungen im Interzonenverkehr reagiert die DDR auf Sitzungen von Bundestagsausschüssen in Berlin (West). Die Störungen werden im Zusammenhang mit Fraktionssitzungen des Bundestags in Berlin (West) am 27. Januar noch verstärkt.

In einem Brief an DDR-Ministerpräsident Willi Stoph präzisiert Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) seine Vorschläge zur Aufnahme von Verhandlungen zwischen beiden deutschen Staaten. Brandt schlägt u.a. Egon Franke, Bundesminister für innerdeutsche Beziehungen, als Unterhändler vor.

23.1.1970, Freitag

Der Schwede Björn Waldegaard und sein Beifahrer Lars Helmer gewinnen mit einem Porsche 911 S die 39. Rallye Monte Carlo vor einer weiteren Porsche-Mannschaft mit Gérard Larousse/Maurice Gelin (Frankreich).

24.1.1970, Samstag

Ägyptische Jagdbomber greifen israelische Ziele am Suezkanal an. Am selben Tag explodiert ein israelischer Munitionstransport im Hafen von Elat. Während Israel von einem Unfall spricht, gehen Araber von erfolgreicher Sabotage aus.

25.1.1970, Sonntag

Gewinner der Zweierbob-Weltmeisterschaften in St. Moritz (Schweiz) ist das bundesdeutsche Paar Horst Floth/Josef “Pepi” Bader (Rießersee). Den zweiten Platz belegen Wolfgang Zimmerer/Peter Utzschneider, ebenfalls aus der Bundesrepublik.

Ard Schenk aus den Niederlanden wird in Innsbruck Europameister im Vierkampf der Eisschnellläufer.

Alexander Dubcek, während des “Prager Frühlings” 1968 Chef der tschechoslowakischen KP, tritt sein Amt als Botschafter in Ankara an.

26.1.1970, Montag

Wie nun öffentlich bekannt wird, ist die Investitions- und Handelsbank AG des Münchner Finanzmaklers Rudolf Münemann zahlungsunfähig.

27.1.1970, Dienstag

In Mainz konstituieren sich die beiden für die Errichtung der Zwei-Städte-Universität Trier/Kaiserslautern entscheidenden Ausschüsse. Angesichts der stark ansteigenden Studentenzahlen werden die beiden Hochschulen im Schnellverfahren gegründet, sie sollen bereits im Wintersemester 1970, das heißt zum 1. Oktober, eröffnet werden.

28.1.1970, Mittwoch

Die Auslandshilfe der USA sinkt im Finanzjahr 1969/70 auf den niedrigsten Stand in der bisher 22-Jährigen Laufzeit des Programms.

Italien rüstet als viertes NATO-Land sein Heer mit dem deutschen Panzer Leopard aus.

Nach zweitägigen Gesprächen mit US-Präsident Richard M. Nixon in Washington sagt der britische Premierminister Harold Wilson vor dem Unterhaus in London, Nixon habe ihm versichert, dass die Vereinigten Staaten keine Truppenabzüge aus Europa vor Mitte 1971 planten.

Mit durchgreifenden Veränderungen in höchsten Partei- und Regierungsämtern zieht das Zentralkomitee der tschechoslowakischen KP einen endgültigen Schlussstrich unter den “Prager Frühling”.

29.1.1970, Donnerstag

Nigerias Staatschef General Yakubu Gowon verkündet nach Ende des Biafrakriegs eine Generalamnestie für ehemalige Gegner der Zentralregierung.

Die Bundesregierung legt ihren Jahreswirtschaftsbericht vor. Danach soll bis 1974 im Jahresdurchschnitt ein Zuwachs des nominalen Bruttosozialprodukts von 6,8% erreicht werden.

Im Raum Meschede, Lippstadt und Warstein in Westfalen breiten sich die Pocken aus. Mehrere europäische Staaten ergreifen Vorsichtsmaßnahmen.

30.1.1970, Freitag

Der Staatssekretär im Bundeskanzleramt, Egon Bahr (SPD), führt in Moskau erste vertrauliche Gespräche über einen Gewaltverzichtsvertrag zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik Deutschland. Diese erste deutsch-sowjetische Gesprächsrunde dauert bis zum 18. Februar.

Die sechs Komplizen des Düsseldorfer “Steuerkünstlers” Friedrich Wilhelm Ermisch, der sich in der Untersuchungshaft erhängt hat, werden zu Freiheitsstrafen zwischen viereinhalb Jahren und neun Monaten verurteilt. Ermisch hatte den Staat mit gefälschten Umsatzsteuerrückvergütungsanträgen um etwa 12,72 Mio. DM geschädigt.

31.1.1970, Samstag

Ein zweitägiges deutsch-französisches Konsultationstreffen endet in Paris. Übereinstimmung herrscht über die konsequente Weiterführung des von den sechs EG-Staaten 1969 in Den Haag beschlossenen europäischen Aktionsprogramms.

Zu ihrem neuen Spitzenkandidaten für die Landtagswahl am 14. Juni wählt die nordrhein-westfälische CDU den rheinischen Landesvorsitzenden Heinrich Köppler. Zuvor war am 9. Januar der bereits im Februar 1968 nominierte Ministerpräsidentenkandidat, der Oppositionsführer im Düsseldorfer Landtag Wilhelm Lenz, mit seinem Aktionsprogramm für die 70er Jahre in den Parteigremien durchgefallen.

Chroniknet