Was geschah im Januar 1998

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1.1.1998, Donnerstag

Großbritannien übernimmt turnusgemäß den Ratsvorsitz in der Europäischen Union.

Der Strom kurdischer Flüchtlinge aus der Türkei und dem Irak reißt nicht ab: Bei Otranto an der süditalienischen Küste treffen an Bord des türkischen Frachters “Cometa” 386 Menschen ein. Österreich nimmt die Kontrollen an seiner Grenze zu Italien wieder auf, damit Flüchtlinge nicht nach Nordeuropa gelangen können.

Hutu-Rebellen töten bei einem Überfall in der burundischen Hauptstadt Bujumbura über 200 Menschen.

In Deutschland endet das staatliche Postmonopol. Der Briefverkehr wird schrittweise für den Wettbewerb freigegeben.

2.1.1998, Freitag

In Hongkong ist die lebensgefährliche Vogelgrippe ausgebrochen. Um eine Ausbreitung der Seuche zu verhindern, werden sämtliche Hühner getötet und selbst Hunde, Katzen und Ratten auf eine mögliche Ansteckung hin untersucht.

3.1.1998, Samstag

Das Gebäude der UN-Rüstungskontrollkommission in Bagdad wird mit zwei Granaten beschossen. Es entsteht jedoch nur leichter Sachschaden. Die UN-Experten sollen die Zerstörung der Massenvernichtungswaffen überwachen, zu der sich der Irak nach der Niederlage im Golfkrieg 1991 verpflichten musste.

4.1.1998, Sonntag

Die ehemalige Tagesschau-Moderatorin Sabine Christiansen startet in der ARD eine nach ihr benannte Talkshow.

Aus Protest gegen die Sozialpolitik der Regierung Netanjahu erklärt der israelische Außenminister David Levy seinen Rücktritt. Netanjahu verliert damit zugleich die Unterstützung der von Levy geführten Gescher-Partei.

Mit einem Vorsprung von 11 000 Stimmen gewinnt Valdas Adamkus überraschend die Präsidentenwahl in Litauen. Auf den Umweltexperten aus den USA entfallen 50,3%, auf seinen Gegenkandidaten Arturas Paulauskas 49,7% der abgegeben Stimmen. Die Wahlbeteiligung betrug 73,8%.

5.1.1998, Montag

In Kenia legt Präsident Daniel arap Moi den Eid für seine fünfte Amtszeit ab. Vor Tausenden von Zuschauern und Gästen in Nairobi, unter ihnen die Staatschefs von Tansania und Uganda, sagt der 73-Jährige Moi der Korruption den Kampf an. Die Wahlkommission hatte den seit 1978 regierenden Moi nach einer umstrittenen Wahl zum Sieger erklärt. Führende Oppositionspolitiker werfen der Regierung Wahlbetrug vor.

Der New Beetle von Volkswagen ist der Star der Automobilausstellung in Detroit. Der Nachfolger des legendären Käfers kommt in den USA Ende März und in Europa im Herbst 1998 auf den Markt.

6.1.1998, Dienstag

Eine Messe, zelebriert von Erzbischof Joachim Kardinal Meisner, bildet den Auftakt zur 750-Jahr-Feier des Kölner Doms.

Auf Cape Canaveral startet die Mondsonde “Lunar Prospector”. Von ihrer Umlaufbahn aus soll sie den den Erdtrabanten ein Jahr lang erkunden.

Sven Hannawald gewinnt das vierte und letzte Springen der deutsch-österreichischen Vierschanzentournee in Bischofshofen. In der Gesamtwertung siegt der Japaner Kazuyoshi Funaki.

In Deutschland kommt James Camerons “Titanic” in die Kinos, die mit mehr als 200 Mio. Dollar teuerste Produktion in der Geschichte Hollywoods. Bereits nach 26 Tagen hatte der Film in den USA die Produktionskosten eingespielt. Ende Februar löst er mit Einnahmen von 919,8 Mio. Dollar den bisherigen Rekordhalter, Steven Spielbergs “Jurassic Park”, ab. Anfang März durchbricht er als erster die 1-Mrd.-Dollar- Grenze.

7.1.1998, Mittwoch

Die Ankündigung des Genetikers Richard Seed, Menschen klonen zu wollen, stößt weltweit auf Widerspruch. Die zuständige US-Behörde kündigt ein Verbot des Klonens von Menschen an.

Auf einem landesweiten Aktionstag demonstrieren Arbeitslose in Frankreich für eine Erhöhung des Arbeitslosengelds. In Paris und anderen Städten kommt es zur Besetzung von Arbeitsämtern und Banken. Ministerpräsident Lionel Jospin verspricht, 300 Mio. DM für besonders Bedürftige bereitzustellen.

Nach zwei Jahrzehnten der Feindschaft spricht sich der iranische Staatspräsident Mohammed Khatami in einem Interview mit dem US-Fernsehsender CNN für eine Annäherung der beiden Länder aus.

8.1.1998, Donnerstag

Die Polizeichefs der sechs Staaten des Schengener Abkommens und Griechenlands vereinbaren in Rom, die Außengrenzen ihrer Länder stärker gegen kurdische Flüchtlinge abzuschotten.

Ein Streik in der ostdeutschen Stahlindustrie wird in letzter Minute abgewendet. Arbeitgeber und IG Metall vereinbaren, dass die 8000 Beschäftigten rückwirkend vom 1. Januar an 2,6% mehr Lohn erhalten. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 18 Monaten.

9.1.1998, Freitag

In Zaraus im spanischen Baskenland kommt ein Kommunalpolitiker bei einem Bombenanschlag der baskischen Untergrundorganisation ETA ums Leben.

Anatoli Karpow verteidigt seinen Titel als Schachweltmeister des Weltverbandes FIDE gegen seinen Herausforderer Viswanathan Anand. Für seinen Sieg erhält Karpow 1,37 Mio., Anand 768 000 Dollar.

10.1.1998, Samstag

Bei einem Erdbeben im Norden Chinas werden 47 Menschen getötet. Das Beben der Stärke 6,2 auf der Richterskala war bis in die 220 km entfernte Hauptstadt Peking zu spüren.

11.1.1998, Sonntag

In der pakistanischen Stadt Lahore kommen bei einem Anschlag auf eine Versammlung schiitischer Muslime 22 Menschen ums Leben. Im Jahr 1997 starben im Punjab bei Auseinandersetzungen zwischen Sunniten und Schiiten 150 Menschen.

Nach offiziellen Angaben wurden bei einem Überfall auf das Dorf Sidi Hammed 40 km westlich von Algier 103 Menschen getötet. Die algerische Presse berichtet von 400 Menschen, die von islamischen Fundamentalisten ermordet wurden.

12.1.1998, Montag

Der brasilianische Nationalspieler Ronaldo (Inter Mailand) wird, wie schon 1997, zum Weltfußballer des Jahres gewählt. An der Abstimmung beteiligten sich 128 Nationaltrainer.

In Paris unterzeichnen 19 von 40 Mitgliedsländern des Europarats eine Vereinbarung, die das Klonen von Menschen verbietet.

Deutschland stellt 200 Mio. DM als Entschädigung für Überlebende des Holocaust in Osteuropa zur Verfügung. Darauf einigten sich nach langwierigen Verhandlungen die Bundesregierung und die Jewish Claims Conference.

Die Wirtschaftskrise in Asien erschüttert die Finanzmärkte. Auslöser der Turbulenzen ist der Zusammenbruch des Investmenthauses Peregrine in Hongkong, eines der größten in Asien.

13.1.1998, Dienstag

Zehntausende demonstrieren in Mexiko-Stadt gegen das Massaker an 45 Indio-Bauern im südlichen Bundesstaat Chiapas. Sie werfen der Regierung von Präsident Ernesto Zedillo eine Mitschuld an der Bluttat vor.

14.1.1998, Mittwoch

Das Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich in Rheinland-Pfalz bleibt abgeschaltet. Das Bundesverwaltungsgericht in Berlin bestätigt ein früheres Urteil des Oberverwaltungsgerichts Koblenz, wonach der Standort nicht erdbebensicher sei.

Der Untersuchungsausschuss des Bundestags zur Aufklärung rechtsextremer Vorfälle bei der Bundeswehr nimmt seine Arbeit auf. Der Ausschuss soll vor allem klären, wie es zu dem Auftritt des Rechtsradikalen Manfred Röder im Januar 1995 in der Hamburger Führungsakademie der Bundeswehr kommen konnte.

Der CSU-Politiker Eduard Oswald wird als neuer Bundesbauminister vereidigt. Oswald löst Klaus Töpfer ab, der als Leiter des Umweltsekretariats der Vereinten Nationen nach Nairobi geht.

15.1.1998, Donnerstag

In Deutschland bricht erneut die Schweinepest aus. Seuchenherd ist der größte deutsche Zucht- und Mastbetrieb im mecklenburgischen Losten. Bis zum 25. Januar werden 86 000 Tiere getötet.

Die vorwiegend von Serben bewohnten Gebiete Ostslawoniens werden – gemäß dem Friedensabkommen von Dayton – wieder in den Staatsverband Kroatiens eingegliedert. Kroatien hatte das Gebiet 1991 an serbische Einheiten verloren.

Indonesien vereinbart mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ein Reformpaket zur Überwindung der Finanz- und Wirtschaftskrise des Landes. Das Abkommen sieht u.a. den Abbau von Subventionen und eine Reform des Bankensystems vor.

16.1.1998, Freitag

Mit knapper Mehrheit stimmt der Bundestag der Einführung des Großen Lauschangriffs zur Aufklärung schwerer Straftaten zu. Mit der Grundgesetzänderung ist künftig unter bestimmten Bedingungen das Abhören von Wohnungen erlaubt.

Der neue Präsident der jugoslawischen Teilrepublik Montenegro, Milo Djukanovic, bekennt sich bei seiner Amtseinführung zum Friedensabkommen von Dayton. Zugleich versichert Djukanovic, er wolle Montenegro nicht von Serbien abspalten, mit dem es die Bundesrepublik Jugoslawien bildet.

Das türkische Verfassungsgericht verbietet die islamistische Wohlfahrtspartei des früheren Ministerpräsidenten Neçmettin Erbakan, weil die Partei gegen grundlegende Prinzipien der laizistischen Republik verstoßen habe. Gegen Parteichef Erbakan ergeht ein Betätigungsverbot.

17.1.1998, Samstag

Die nordrhein-westfälischen Grünen beschließen auf ihrem Sonderparteitag in Jüchen, die Koalition mit der SPD fortzusetzen und zugleich weiterhin den geplanten Braunkohletagebau in Garzweiler II zu blockieren.

Die 31-Jährige Ex-Staatsangestellte Paula Jones erhebt gegen US-Präsident Bill Clinton den Vorwurf sexueller Belästigung und verlangt 2 Mio. Dollar Schadenersatz. In einer eidesstattlichen Erklärung weist Clinton die Beschuldigung zurück.

Unter dem Motto “Ausbildung statt Ausbeutung” beginnen Hunderte von Kindern in der philippinischen Hauptstadt Manila einen weltweiten Protestmarsch gegen Kinderarbeit. Ziel des Marsches ist Genf, wo im Juni ein Abkommen gegen die Ausbeutung von Kindern unterzeichnet wird.

18.1.1998, Sonntag

Am Schlusstag der Schwimmweltmeisterschaft in Perth (Australien) gewinnt Sandra Völker über 50 m Freistil die Silbermedaille. Die Titelkämpfe wurden vom Ausschluss chinesischer Sportler wegen Dopings überschattet.

Gruppengegner Deutschlands bei der Fußball-Europameisterschaft im Jahr 2000 in Belgien und Holland sind die Türkei, Finnland, Nordirland und Moldawien.

Das Parlament der bosnischen Serbenrepublik wählt in Abwesenheit der Ultranationalisten den als prowestlich geltenden Politiker Milorad Dodik zum neuen Ministerpräsidenten.

19.1.1998, Montag

Das Berliner Landgericht spricht den letzten DDR-Innenminister Peter-Michael Diestel vom Vorwurf der Untreue frei. Der umstrittene Kauf einer Villa in Zeuthen bei Berlin sei strafrechtlich nicht zu beanstanden.

20.1.1998, Dienstag

Beim Absturz eines Bundeswehr-Tornados über der Nordsee in der Nähe der Insel Borkum kommen beide Besatzungsmitglieder ums Leben.

Der tschechische Staatspräsident Václav Havel wird vom Parlament erst in der zweiten Abstimmungsrunde für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt.

21.1.1998, Mittwoch

Papst Johannes Paul II. reist zu einem fünftägigen Besuch nach Kuba, wo er bei seiner Ankunft in Havanna begeistert begrüßt wird.

US-Präsident Bill Clinton gerät erneut wegen einer angeblichen Sexaffäre unter Druck. Er bestreitet entschieden Presseberichte über eine sexuelle Beziehung mit der 24-Jährigen Monica Lewinsky, einer ehemaligen Praktikantin im Weißen Haus.

Der Softwarehersteller Microsoft gibt im Streit mit der US-Regierung um sein Internet-Programm “Explorer” nach. Das Programm kann jetzt aus dem Betriebssystem “Windows 95” entfernt werden. Bislang hatte Microsoft behauptet, die beiden Programme seien untrennbar miteinander verbunden.

NATO-Generalsekretär Javier Solana fordert Polen in einer Rede vor dem Parlament in Warschau zu einer Modernisierung seiner Streitkräfte auf.

Bei einem Treffen mit Palästinenserpräsident Jasir Arafat versucht US-Präsident Bill Clinton erneut, den Nahost-Friedensprozess wieder in Gang zu bringen. Clinton hatte zuvor mehrmals ohne Erfolg mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu verhandelt.

23.1.1998, Freitag

Bei einem Treffen mit Kubas Staatschef Fidel Castro setzt sich Papst Johannes Paul II. für die Freilassung politischer Gefangener ein.

Eine Lawine reißt im französischen Wintersportort Les Orres, unweit der französisch-italienischen Grenze, elf Menschen in den Tod.

24.1.1998, Samstag

Nach mehr als drei Jahren erzielen die Schweiz und die EU-Kommission einen Durchbruch im Streit um die Transitgebühren. Für die Durchfahrt von Lastwagen durch die Schweiz ist künftig ein Betrag von 325 Mark fällig. Das Nachtfahrtverbot bleibt bestehen.

25.1.1998, Sonntag

Bei einem Selbstmordanschlag tamilischer Rebellen in Sri Lanka werden 16 Menschen getötet. Der Anschlag ereignete sich in Kandy, wo am 4. Februar die Feiern zum 50. Jahrestag der Unabhängigkeit stattfinden sollen.

26.1.1998, Montag

Bei der größten Firmenübernahme in der Computerbranche übernimmt Compaq die Digital Equipment für 9,6 Mrd. Dollar. Der neue Konzern wird mit einem Umsatz von 37,6 Mrd. Dollar zum Branchenzweiten Hewlett-Packard aufschließen. Weltgrößter Computerhersteller bleibt IBM mit 78 Mrd. Dollar Umsatz.

27.1.1998, Dienstag

US-Präsident Bill Clinton zieht in seiner Rede zur Lage der Nation eine positive Bilanz der amerikanischen Wirtschaft. Für 1999 könne ein ausgeglichener Haushalt vorgelegt werden.

Die Frau des US-Präsidenten, Hillary Clinton, erklärt in einem Fernsehinterview, die Sexvorwürfe gegen ihren Mann seien eine Schmutzkampagne seiner politischen Gegner.

Die Deutsche Bischofskonferenz folgt dem Wunsch von Papst Johannes Paul II.: Vom 1. Januar 1999 an stellen die katholischen Beratungsstellen den Frauen keine Beratungsscheine mehr aus, die eine straffreie Abtreibung ermöglichen. Die katholische Kirche betreibt etwa 260 von insgesamt 1 680 Schwangerschaftsberatungsstellen.

28.1.1998, Mittwoch

Die Europäische Kommission verhängt ein Bußgeld von 202 Mio. DM gegen die Volkswagen AG, weil der der Konzern italienischen Vertragshändlern den Verkauf von VW-und Audi-Modellen an deutsche Kunden untersagt hatte.

Der iranische Schriftsteller und Regimekritiker Faradsch Sarkuhi wird in Teheran aus der Haft entlassen. Der am 2. Februar 1997 verhaftete Sarkuhi war u.a. verbotener Kontakte mit Ausländern beschuldigt worden.

In St. Denis bei Paris wird das Hauptstadion für die Fußball-Weltmeisterschaft eröffnet, das 80 000 Zuschauer fassende Stade de France. In einem Freundschaftsspiel gewinnt Frankreich gegen Spanien mit 1:0.

29.1.1998, Donnerstag

Südkorea einigt sich mit seinen Gläubigerbanken auf eine Umschuldung der kurzfristigen Kredite in Höhe von 24 Mrd. Dollar. Die neuen Darlehen müssen innerhalb der nächsten drei Jahre zurückgezahlt werden.

In Washington unterzeichnen 15 Länder die Verträge über den Bau der Raumstation Alpha. Die Station soll Ende 2003 fertiggestellt sein, bis zu sieben Raumfahrer beherbergen und über 50 Mrd. Dollar kosten. Mit 470 t Gewicht und 16 verschiedenen Modulen handelt es sich um die bislang größte Raumstation.

30.1.1998, Freitag

Eine russische Expertenkommission bestätigt offiziell die Echtheit der Zarengebeine. Die Zarenfamilie war in der Nacht vom 16. auf den 17. Juli 1918 in Jekaterinburg von Bolschewiken ermordet worden. Erst 1991 waren die Gebeine Nikolaus II., seiner Frau Alexandra und drei ihrer fünf Kinder sowie die sterblichen Überreste der Zofe, des Leibarztes, des Kochs und des Leibdieners entdeckt worden.

31.1.1998, Samstag

Martina Hingis gewinnt zum zweitenmal die Australian Open. Die Weltranglistenerste besiegte in Melbourne die Spanierin Conchita Martinez mit 6:3 und 6:3.

Giovane Elber erzielt das schnellste Tor der Bundesligageschichte: 11,48 sec nach dem Anpfiff trifft er beim Spiel des FC Bayern München gegen den Hamburger SV ins Tor der Hamburger (Endstand: 3:0).

Chroniknet