Was geschah im Januar 2000

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1.1.2000, Samstag

Berlin: Millionen Menschen feiern in Deutschland friedlich auf zahlreichen Partys in das Jahr 2000 hinein. Auf Deutschlands größter Silvesterparty tanzen mehr als zwei Millionen Menschen auf einer 4,5 km langen Festmeile am Brandenburger Tor. Auch in München und Hamburg sind Hunderttausende auf den Straßen.

Gudermes: An seinem ersten Amtstag als russischer Präsident besucht Wladimir Putin demonstrativ die Truppen in Tschetschenien. Boris Jelzin hatte am 31. Dezember 2000 das Amt niedergelegt.

Lissabon: Portugal übernimmt mit Beginn des Jahres 2000 von Finnland für die kommenden sechs Monate die Ratspräsidentschaft in der Europäischen Union. Es löst turnusgemäß Finnland ab.

Berlin: Mit dem Neujahrstag tritt in Deutschland das neue Staatsbürgerschaftsrecht in Kraft. Alle hier geborenen ausländischen Kinder erhalten mit ihrer Geburt zusätzlich die deutsche Staatsangehörigkeit, wenn ein Elternteil seit mindestens acht Jahren in der Bundesrepublik lebt. Bis zum 23. Lebensjahr müssen sie sich für eine Staatsbürgerschaft entscheiden. Erwachsene erhalten bereits nach acht statt bisher nach 15 Jahren einen Anspruch auf Einbürgerung. Nach Schätzung der Bundesregierung können rd. 3,7 Mio. der etwa 7,3 Mio. Ausländer deutsche Staatsbürger werden.

Berlin: Mit dem neuen Jahr treten in Deutschland zahlreiche neue Gesetze in Kraft. So steigt das Kindergeld für das erste und das zweite Kind um 20 auf je 270 DM im Monat. Der Sparerfreibetrag wird von 6000 auf 3000 DM pro Person halbiert. Die Renten steigen in diesem Jahr nicht wie die Nettolöhne, sondern nur gemäß der Inflationsrate von voraussichtlich 0,7%. Die Mineralölsteuer steigt mit der zweiten Stufe der Ökosteuer um sechs Pfennig je Liter.

Berlin: Erleichtert registrieren Computerexperten und Politiker, dass das befürchtete Chaos durch die Datumsumstellung ausgeblieben ist. Nach Angaben des Krisenstabes des Bundesinnenministeriums kommt es weder in Deutschland noch in anderen Staaten zu Ausfällen in Folge von Computerpannen. Kleine Probleme melden Japan und Spanien in einzelnen Atomkraftwerken.

2.1.2000, Sonntag

Bochum-Wattenscheid: Als plötzlich das Erdreich über einer ehemaligen Schachtanlage nachgibt, versackt eine Garage mitsamt Auto in einem 40 m tiefen Loch. Etwa 50 Anwohner angrenzender Häuser kommen mit dem Schrecken davon, müssen aber wegen des Bergschadens ihre Häuser verlassen. Später versinkt eine weitere Garage in dem rund 500 m² großen Loch, das in den folgenden Tagen mit Beton aufgefüllt wird. Der Energiekonzern Veba übernimmt als Rechtsnachfolger der eingestürzten Zechenanlage die Verantwortung.

Neu Delhi: Nach dem Ende der Flugzeugentführung durch Kaschmir-Rebellen wirft Indien Pakistan vor, den Tätern Zuflucht zu gewähren. Die fünf Luftpiraten hatten ihre 155 Geiseln am 31. Dezember 1999 in der afghanischen Stadt Kandahar freigelassen, nachdem Indien drei Kaschmir-Separatisten aus der Haft entlassen hatte. Die Taleban-Regierung in Afghanistan gibt an, die Gruppe habe das Land verlassen.

3.1.2000, Montag

Frankfurt am Main: Der Deutsche Aktienindex (Dax) notiert erstmals über 7000 Punkte und erreicht den bisherigen Rekordwert von 7159,33, rutscht jedoch nach diesem Tageshoch wieder unter diese Marke ab.

Washington: Nach 49 Jahren erscheint in der “Washington Post” und mehr als 2600 Zeitungen weltweit die letzte “Peanuts”-Geschichte. Ihr 77-Jähriger Erfinder Charles M. Schulz gibt wegen einer Darmkrebserkrankung seine Arbeit auf. Er stirbt am 12. Februar in seinem Haus in Santa Rosa.

Shepherdstown: Der erste Tag der Friedensverhandlungen zwischen Israel und Syrien endet ohne direktes Treffen der Delegationen. Zum Auftakt führen am Tagungsort westlich von Washington US-Präsident Bill Clinton und Außenministerin Madeleine Albright getrennte Gespräche mit Israels Regierungschef Ehud Barak und Syriens Außenminister Faruk el Schara. Die Gespräche werden nach einer Woche vorerst beendet.

Beirut: Aus Protest gegen den Krieg in Tschetschenien beschießt ein Palästinenser die russische Botschaft in Beirut mit Granaten. Der Attentäter und ein Polizist sterben nach einem längeren Schusswechsel, sieben Personen tragen teils schwere Verletzungen davon.

Moskau: Der russische Übergangspräsident Wladimir Putin bildet die Verwaltung des Kremls um. Nur wenige Tage nach dem Machtwechsel in Moskau entlässt Putin die Tochter seines Amtsvorgängers Boris Jelzin, Tatjana Djatschenko, die bisher Beraterin im Kreml war. Ebenfalls entlassen werden drei Verwaltungsleiter. Die einflussreiche Tochter Jelzins steht im Verdacht, gemeinsam mit ihrem Vater westliche Hilfsgelder veruntreut zu haben.

Zagreb: Bei den Parlamentswahlen in Kroatien unterliegt die bislang regierende HDZ des am 10. Dezember 1999 verstorbenen Präsidenten Franjo Tudjman deutlich einem Oppositionsbündnis aus Sozialdemokraten und Sozialliberalen. Die HDZ erreicht mit einem Stimmenanteil von 30,5% noch 46 der insgesamt 151 Sitze, die verbündeten Sozialdemokraten und Sozialliberalen 71 Sitze (47,0%). Als neuer Ministerpräsident bildet der Sozialdemokrat Ivica Racan am 27. Januar eine Regierung, die sich auf insgesamt 117 Abgeordnete stützen kann.

Bonn: In der CDU-Parteispendenaffäre nimmt die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Altkanzler Helmut Kohl auf. Es besteht der Anfangsverdacht der Untreue gegenüber der eigenen Partei. Kohl hat nach eigenem Eingeständnis zwischen 1993 und 1998 bis zu 2 Mio. DM in bar entgegengenommen und auf Schwarzkonten geparkt. Die Namen der Spender will er nicht nennen.

4.1.2000, Dienstag

Washington: US-Präsident Bill Clinton ernennt Alan Greenspan für eine vierte Amtszeit als Präsident der US-Notenbank. Der jetzt 73-Jährige war 1987 noch vom republikanischen Präsidenten Ronald Reagan ernannt worden.

Aasta: Bei einem Bahnunglück in Norwegen rasen 150 km nördlich von Oslo auf eingleisiger Strecke zwei Züge ineinander und geraten in Brand. Der in nördlicher Richtung fahrende Zug hatte ein Stoppsignal überfahren. Mindestens 19 Personen kommen ums Leben.

Luxemburg: Frankreich und die Europäische Kommission verklagen sich gegenseitig vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) wegen des Streites um die Einfuhr von britischem Rindfleisch. Paris fordert, dass die Kommission ihre Entscheidung vom 1. August 1999 zurücknimmt, britisches Rindfleisch für den Export wieder freizugeben. Die Kommission fordert hingegen Frankreich auf, sich an diese Entscheidung zu halten. Die Verfahren können bis zu zwei Jahre dauern.

Berlin: Die CDU kann die Herkunft eines von der Fraktion an die Partei transferierten Millionenbetrags nicht völlig aufklären. Fraktionsgeschäftsführer Joachim Hörster erklärt, dabei sei nicht gegen das Parteienfinanzierungsgesetz verstoßen wurde. Es geht um 1,146 Mio. DM, die 1997 von der Unionsfraktion aus einem von Hörster zuvor aufgelösten Konto an die CDU in bar übergeben wurden.

5.1.2000, Mittwoch

Berlin: Trotz der Androhung weiterer Verfassungsklagen hält die Regierungskoalition an der Ökosteuer fest. Der Bund der Steuerzahler kündigt an, ebenso wie die Verbände von Spediteuren und Kühlhäusern Verfassungsbeschwerde gegen die Erhöhung der Steuern auf Energie einzulegen. Aus Protest gegen die Abgabe übernimmt die FDP an einer Berliner Tankstelle für eine Stunde den Steueranteil des Kraftstoffes. Rund 300 Autofahrer tanken für Literpreise zwischen 50 und 59 Pfennigen.

Dharamsala: Der dritthöchste tibetische Führer nach dem Dalai Lama und dem Pantschen Lama, der Karmapa Lama, ist heimlich aus Tibet nach Indien gereist. Nach einem sechstägigen Fußmarsch durch das Himalaja-Gebirge erreicht der 14 Jahre alte Ugyen Trinley Dorje – die 17. Wiedergeburt des Lebenden Buddha von Karmapa – den nördlichen indischen Bundesstaat Himachal Pradesh.

München: Bernhard Wicki, einer der bedeutendsten deutschsprachigen Filmregisseure der Nachkriegszeit, erliegt im Alter von 80 Jahren einem Herzversagen. Der gebürtige Osterreicher, der die Schweizer Staatsangehörigkeit besaß, war mit seinem Antikriegsfilm “Die Brücke” aus dem Jahre 1959 weltberühmt geworden.

Hamburg: Der Schauspieler Diether Krebs stirbt im Alter von 52 Jahren. Sein Durchbruch im TV-Geschäft gelang ihm 1974 in der Kultserie “Ein Herz und eine Seele” und anschließend in der Comedy-Produktion “Sketchup”.

6.1.2000, Donnerstag

Essen: Die Warenhausketten Karstadt, Kaufhof und Hertie nehmen Zehntausende von Fußballtrikots des US-Herstellers Nike wegen möglicher Gesundheitsgefahren aus den Regalen. Die Unternehmen reagieren damit auf einen Bericht des ARD-Fernsehens, wonach in den Trikots Spuren des hochgiftigen Tributylzinns (TBT) entdeckt worden seien.

Bischofshofen: Der Österreicher Andreas Widhölzl gewinnt die internationale Vierschanzentournee. Der Deutsche Martin Schmitt landet in der Gesamtwertung auf dem dritten Platz.

Wuhan: Ein Gericht verurteilt zwei führende Anhänger der verbotenen Falun-Gong-Bewegung zu mehrjährigen Haftstrafen. Sie werden schuldig gesprochen, Treffen der als Sekte untersagten Vereinigung organisiert zu haben. Seit dem offiziellen Verbot der Bewegung im Juli 1999 sind in der Volksrepublik China mindestens 150 führende Mitglieder festgenommen und neun von ihnen zu Haftstrafen bis zu 18 Jahren verurteilt worden.

Moskau: Nach offizieller Darstellung der russischen Führung sind seit Beginn der Kämpfe im Kaukasus Anfang August 546 Soldaten getötet worden; knapp über 1 500 Verwundete werden gemeldet. Das Innenministerium, das ebenfalls Sondertruppen in den Einsatz nach Tschetschenien geschickt hat, spricht offiziell von 39 Toten und 388 Verwundeten seit Beginn des Tschetschenien-Krieges.

7.1.2000, Freitag

Norderstedt: In der CDU-Spendenaffäre distanziert sich die Parteiführung weiter vom Ehrenvorsitzenden Helmut Kohl. Der Vorstand sei sich einig, dass die Affäre aufgeklärt werden müsse, sagte CDU-Chef Wolfgang Schäuble am Rande der Klausurtagung seiner Partei.

Bad Aibling: Der Film- und Fernsehschauspieler Klaus Wennemann stirbt im Alter von 59 Jahren an Lungenkrebs. Wennemann wurde vor allem durch seine Rolle in dem Film “Das Boot” berühmt und spielte zwischen 1984 und 1992 den “Fahnder” in der gleichnamigen ARD-Serie.

8.1.2000, Samstag

Heide: Fritz Thiedemann, zweimaliger Olympiasieger im Springreiten, stirbt im Alter von 81 Jahren in einem Krankenhaus in seinem Wohnort in Holstein. Thiedemann war einer der bekanntesten Springreiter der Nachkriegsjahre und wurde u.a. 1956 in Stockholm und 1960 in Rom mit der deutschen Equipe Olympiasieger im “Preis der Nationen”.Heide: Fritz Thiedemann, zweimaliger Olympiasieger im Springreiten, stirbt im Alter von 81 Jahren in einem Krankenhaus in seinem Wohnort in Holstein. Thiedemann war einer der bekanntesten Springreiter der Nachkriegsjahre und wurde u.a. 1956 in Stockholm und 1960 in Rom mit der deutschen Equipe Olympiasieger im “Preis der Nationen”.

Berlin: Das Berliner Ensemble wird unter dem neuen Intendanten Claus Peymann wieder eröffnet. Acht Monate lang war das traditionsreiche Theater am Schiffbauerdamm für umfangreiche Sanierungs- und Umbaumaßnahmen geschlossen. Als erste Premiere bringt der 85-Jährige Regisseur George Tabori die Uraufführung seines Stücks “Die Brecht-Akte” auf die Bühne. Darin erzählt er vom Leben Bertolt Brechts nach der Emigration in die USA und seiner Überwachung durch die Bundespolizei FBI.

Stuttgart: Karl Lehmann, der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, sagt in einem Rundfunkinterview, die Weltkirche brauche “einen starken Mann, der führt” an der Spitze. Lehmanns Äußerungen stoßen in Vatikan-Kreisen auf Kritik, weil Lehmann damit indirekt den Rücktritt von Papst Johannes Paul II. fordere.

Norderstedt/Kreuth: Die Union will Bürger und Unternehmen spätestens von 2003 an jährlich um 50 Mrd. DM Steuern entlasten. CDU und CSU einigen sich in getrennten Klausurtagungen auf ein gemeinsames Steuerkonzept. Es sieht einen Spitzensteuersatz von deutlich unter 40% vor. Der Eingangssteuersatz soll auf 15% sinken.

9.1.2000, Sonntag

Taschkent: In der mittelasiatischen Republik Usbekistan wird der seit 1991 amtierende Präsident Islam Karimow mit 91,9% im Amt bestätigt. Einziger Gegenkandidat ist der Vorsitzende der post-kommunistischen Volksdemokratischen Partei, Abdulhafis Dschalalow, der 4,17% erreicht. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hat die Entsendung von Wahlbeobachtern abgelehnt, weil ein wirklicher Gegenkandidat zu Karimow fehle. Westliche Diplomaten und Menschenrechtsgruppen werfen dem 61-Jährigen vor, politische Gegner zu unterdrücken. Am 23. Januar wird Karimow für eine weitere fünfjährige Amtszeit vereidigt.

Grosny: Die russischen Truppen in Tschetschenien nehmen nach dem Ende des orthodoxen Weihnachtsfestes ihre Angriffe auf die tschetschenische Hauptstadt wieder auf. Kampfhubschrauber beschießen Stellungen der Rebellen in der Stadt, wo sich noch etwa 40 000 Zivilisten aufhalten.

Berlin: Bundesregierung, Arbeitgeber und Gewerkschaften verständigen sich im “Bündnis für Arbeit” darauf, Wege für den vorzeitigen Ausstieg aus dem Arbeitsleben zu finden und legen ihre Auseinandersetzung über das Reizthema “Rente mit 60” bei. Nach mehreren Anläufen einigen sich die Tarifpartner unter der Vermittlung von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) auf einen Kompromiss, der ein früheres Ausscheiden aus dem Berufsleben mit einer längerfristig angelegten Tarifpolitik verknüpft. Zugleich einigen sich die Beteiligten für die Lohnrunde 2000 auf eine beschäftigungsorientierte und längerfristige Tarifpolitik, wobei sich die Lohnsteigerungen allein am Produktivitätszuwachs orientieren sollen.

Berlin: Der Düsseldorfer Unternehmer Paul Spiegel ist neuer Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Das Präsidium des Zentralrates wählt den 62-Jährigen zum Nachfolger des im August 1999 verstorbenen Ignatz Bubis. Spiegel setzt sich in einer Kampfabstimmung mit sechs zu drei Stimmen gegen die Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde in München, Charlotte Knobloch, durch.

10.1.2000, Montag

Zürich: In der Nahe des Flughafens Kloten stürzt kurz nach dem Start eine Propellermaschine vom Typ Saab 340 der Schweizer Regionalfluggesellschaft Crossair auf dem Weg nach Dresden mit zehn Menschen an Bord ab. Die sieben Passagiere und drei Crew-Mitglieder kommen ums Leben. Vier der Opfer stammen aus Deutschland.

Moskau: Der amtierende russische Präsident Wladimir Putin entlässt den bisherigen Vermögensverwalter des Kreml, Pawel Borodin, der als eine der Schlüsselfiguren in dem milliardenschweren Veruntreuungs- und Geldwäscheskandal des Kreml gilt.

New York: Der international führende Internetanbieter America Online (AOL) und der US-Medienkonzern Time Warner kündigen den Zusammenschluss an. An dem neuen Unternehmen sollen die Aktionäre von AOL 55% und die der Time Warner 45% halten. Insgesamt liege die Bewertung der Aktien bei einer Fusion bei 350 Mrd. US-Dollar. Damit zählen AOL/Time Warner zu den teuersten Unternehmen der USA nach Microsoft, General Electric und Cisco Systems.

Grosny: Die russische Regierung erklärt die Feuerpause für die tschetschenische Hauptstadt nach drei Tagen für beendet. Verteidigungsminister Igor Sergejew wirft den tschetschenischen Separatisten vor, sie hätten den Stopp der Offensive auf Grosny für Gegenangriffe an anderen Orten genutzt. Heftige Gefechte werden aus den Städten Argun, Schali und Gudermes gemeldet.

Shepherdstown: Die Friedensverhandlungen zwischen Israel und Syrien gehen nach einer Woche zähen Ringens um Verfahrensfragen ohne greifbare Ergebnisse zu Ende. Auch ein fünftes Treffen zwischen US-Präsident Bill Clinton, Israels Ministerpräsident Ehud Barak und Syriens Außenminister Faruk el-Schara bleibt ohne Erfolg. Bei den Gesprächen ging es um einen Rückzug Israels von den besetzten Golan-Höhen, um syrische Sicherheitsgarantien und um Wasserrechte. Nach US-Angaben sollen die Verhandlungen am 19. Januar fortgesetzt werden. – In Tel Aviv demonstrieren am selben Tag mehrere zehntausend Menschen gegen eine Aufgabe der besetzten Golan-Höhen.

Algier: Der algerische Präsident Abdelaziz Bouteflika verkündet eine Generalamnestie für die Kämpfer der fundamentalistischen Untergrundgruppe “Islamische Armee des Heils” (AIS). Die Gruppe war der bewaffnete Arm der verbotenen “Islamischen Heilsfront” (FIS). Daraufhin erklärt Madazi Mezrag, der Chef der AIS, am folgenden Tag die sofortige Selbstauflösung der AIS. Die größere der fundamentalistischen Untergrundorganisationen, die “Bewaffnete Islamische Gruppe” (GIA), will den Kampf hingegen fortsetzen, der seit 1992 mindestens 100 000 Menschenleben gekostet hat.

Düsseldorf: Im Zusammenhang mit der sog. Düsseldorfer Flugaffäre teilt die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen mit, dass Kabinettsmitglieder zwischen 1985 und 1999 mindestens 63 Mal mit Jets geflogen seien, die von der Westdeutschen Landesbank gechartert worden waren.

Berlin: CDU-Chef Wolfgang Schäuble räumt in der ARD-Sendung “Farbe bekennen” überraschend ein, 1994 vom Waffenhändler Karlheinz Schreiber 100 000 Mark in bar angenommen und das Geld dann an die Schatzmeisterei weitergegeben zu haben. Im Zuge der Aufklärung der CDU-Finanzen habe er jetzt festgestellt, dass die 100 000 DM nicht als Spende veröffentlicht, sondern als “sonstige Einnahme” im Rechenschaftsbericht verbucht worden sei. Schreiber ist eine Schlüsselfigur in der CDU-Spendenaffäre. Er soll 1991 1 Mio. DM in einem Koffer an den damaligen CDU-Wirtschaftsprüfer Horst Weyrauch übergeben haben. Gegen Schreiber läuft in Kanada ein Auslieferungsverfahren in Zusammenhang mit Ermittlungen der Panzer- Lieferungen an Saudi-Arabien.

11.1.2000, Dienstag

Berlin: CDU-Chef Wolfgang Schäuble schließt einen Rücktritt wegen der von ihm eingeräumten Annahme einer Barspende von 100 000 DM des Waffenhändlers Karlheinz Schreiber aus. Er habe sich nichts vorzuwerfen und nichts zu verbergen, sagte Schäuble auf einer Pressekonferenz.

Luxemburg: Auch den Frauen muss der Dienst mit der Waffe in der Bundeswehr offen stehen. Der Europäische Gerichtshof entscheidet, dass die bisherige Regelung, wonach die Bundeswehr Frauen nur zum Sanitäts- und Militärmusikdienst zulässt, gegen das Recht der Europäischen Union verstößt. Die Richter geben damit der deutschen Elektronikerin Tanja Kreil aus Hannover Recht. Sie hatte sich 1996 für einen Posten zur Instandsetzung von Waffenelektronik beworben und war mit der Begründung abgewiesen worden, dass Frauen keinen Dienst mit der Waffe leisten dürften.

12.1.2000, Mittwoch

Ankara: Der im Juni 1999 in der Türkei zum Tode verurteilte Chef der Kurdischen Arbeiterpartei PKK, Abdullah Öcalan, wird vorerst nicht hingerichtet. Die Türkei folgt damit einem Ersuchen des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte. Öcalans Anwälte haben in Straßburg Beschwerde gegen die Todesstrafe eingereicht. Die letzte Entscheidung über die Exekution obliegt dem türkischen Parlament.

London: Die britische Regierung plant, Chiles Ex-Diktator Augusto Pinochet aus gesundheitlichen Gründen freizulassen und nicht an Spanien auszuliefern. Nach Angaben von Innenminister Jack Straw ist der 84-Jährige zu krank, um an Spanien ausgeliefert zu werden, wo er sich wegen Völkermords, Folter und Terrorismus während seiner Militärherrschaft verantworten soll.

Berlin: Das Landgericht fällt das bisher höchste Urteil in einem Prozess um Doping im DDR-Sport. Der langjährige Arzt des DDR-Schwimmverbandes, Lothar Kipke, wird zu 15 Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Der 72-Jährige wird für schuldig befunden, zwischen 1975 und 1984 am systematischen Doping von Minderjährigen beteiligt gewesen zu sein. Der Mediziner hatte die Vergabe von Anabolika eingestanden, aber bestritten, vom Ausmaß der körperlichen Folgeschäden gewusst zu haben.

13.1.2000, Donnerstag

Redmond: Bill Gates tritt als Vorstandsvorsitzender (CEO) des Softwarekonzerns Microsoft zurück. Er gibt das tagesaktuelle Geschäft an die Nummer zwei des Hauses, Steve Ballmer, ab. Gates bleibt jedoch Chef des Verwaltungsrates und will sich künftig mehr der Softwareentwicklung widmen. Zugleich betonen Ballmer und Gates, die Veränderungen an der Konzernspitze stünden nicht im Zusammenhang mit der Kartellklage gegen Microsoft.

Tripolis: Beim Absturz einer Schweizer Privatmaschine vor der Küste von Libyens kommen 22 Menschen ums Leben. 19 der 41 Flugzeuginsassen werden lebend geborgen. Beide Triebwerke der Maschine vom Typ Shorts ST-360 waren ausgefallen. Das Flugzeug war von der libyschen Hauptstadt Tripolis zum Ölfeld Marsa al-Brega unterwegs.

Jerusalem: Erstmals in der Geschichte Israels ermittelt die Polizei gegen den Staatspräsidenten. Ezer Weizman wird vorgeworfen, vor Beginn seiner Amtszeit 1993 Geldgeschenke eines französischen Millionärs von etwa 450 000 Dollar angenommen zu haben, ohne sie zu versteuern oder darüber zu berichten. Das 75 Jahre alte Staatsoberhaupt lehnt einen Rücktritt ab.

Berlin: Egon Krenz, der letzte DDR-Staats- und Parteichef, tritt im Gefängnis Hakenfelde seine Haftstrafe an. Der 62-Jährige ist rechtskräftig wegen Totschlags an vier DDR-Flüchtlingen zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Das Bundesverfassungsgericht hatte am Tag zuvor einen Einspruch von Krenz gegen das Urteil abgelehnt.

14.1.2000, Freitag

Hofheim: Die hessische CDU gibt die Existenz eines Anfang der 80er Jahre angelegten schwarzen Auslandskontos zu, von dem Millionenbeträge an den Landesverband transferiert worden sind. Damit korrigiert die Partei die bisherige Darstellung, ihr seien 13 Mio. DM aus anonymen Vermächtnissen zugeflossen. Der ehemalige Landesvorsitzende und frühere Bundesinnenminister Manfred Kanther und der jetzige Landeschef und Ministerpräsident Roland Koch räumen diese Täuschung der Öffentlichkeit auf einer Pressekonferenz ein. Kanther nimmt alle Schuld auf sich.

Den Haag: Wegen Beteiligung an einem der schlimmsten Massaker im Bosnienkrieg verurteilt das UNO-Kriegsverbrechertribunal fünf bosnische Kroaten zu Haftstrafen zwischen sechs und 25 Jahren. Sie waren nach Überzeugung des Gerichts am 16. April 1993 an einem Massaker in dem Dorf Ahmici beteiligt, bei dem 116 Muslime, darunter viele Frauen und Kinder, aus ihren Häusern vertrieben und ermordet worden waren.

Moskau: Das Komitee der Soldatenmütter Russlands schätzt die Verluste der Streitkräfte seit Beginn des Feldzugs in Tschetschenien auf rd. 3 000 Tote und etwa 6 000 Verwundete. Offiziell waren die Verluste der russischen Truppen bisher mit knapp 600 Toten und etwa 1500 Verwundeten angegeben worden. Diese Zahlen werden jedoch von der russischen Presse angezweifelt.

München: Die letzten D-Mark-Scheine in der mehr als 50-Jährigen Geschichte der deutschen Währung gehen in Druck. Bundesbankpräsident Ernst Welteke setzt in einer Münchener Notendruckerei seine Unterschrift unter die letzte Serie von 300 Mio. Zehn-Mark-Scheinen. Die Mark wird Anfang 2002 endgültig vom Euro abgelöst.

Rio de Janeiro: Der erste Fußball-Vereinsweltmeister heißt Corinthians Sao Paulo. Im Finale der ersten Klub-WM, an der acht Mannschaften aus allen fünf Kontinenten teilnahmen, setzt sich der brasilianische Meister 4:3 nach Elfmeterschießen gegen Vasco da Gama (gleichfalls Brasilien, Südamerika-Meister 1998) durch.

15.1.2000, Samstag

Belgrad: Der serbische Milizenchef Zeljko Raznatovic wird bei einem Attentat in einem Hotel erschossen. Wegen zahlreicher Gräueltaten im ehemaligen Jugoslawien sollte sich “Arkan” vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag verantworten. Er wird für schwere Kriegsverbrechen in Kroatien und Bosnien zwischen 1991 und 1995 verantwortlich gemacht.

Würzburg: Eine an Lassa-Fieber erkrankte 23-Jährige Studentin aus Schwäbisch Hall stirbt in einer Klinik in Würzburg. Es ist der erste bekannt gewordene Todesfall von Lassa-Fieber in Deutschland. Die Studentin war am 7. Januar von einer Reise nach Westafrika zurückgekehrt.

16.1.2000, Sonntag

Santiago de Chile: In Chile wird der Sozialist Ricardo Lagos zum neuen Präsidenten gewählt. Er setzt sich im zweiten Wahlgang mit 51,3% der Stimmen gegen den rechtspopulistischen Kontrahenten Joaquin Lavin aus dem Pinochet-Lager (“Allianz für Chile”) durch, der auf 48,7% kommt. Erstmals seit der Ermordung Salvador Allendes 1973 ist in dem südamerikanischen Land wieder ein Sozialist Staatsoberhaupt.

Bissau: Aus den Präsidentenwahlen in Guinea-Bissau geht in der zweiten Runde die Opposition mit Kumba Yala von der “Sozialen Erneuerungspartei” als Sieger hervor. Yala löst die nach dem Sturz von João Bernardo Vieira im Mai 1999 eingesetzten Übergangspräsidenten Bacai Sanha ab.

Nairobi: Ernst August Prinz von Hannover gibt gegenüber der Nachrichtenagentur dpa einen tätlichen Angriff auf einen deutschen Diskobesitzer in Kenia zu. Er sagt, er habe “große Freude gehabt, dem Mann eine links und eine rechts zu geben”. Ernst August besitzt eine Villa auf der Ferieninsel Lamu im Indischen Ozean und fühlte sich durch den Lärm der Diskothek gestört. Der Welfen-Chef ist bereits wegen seiner “Regenschirmattacke” auf einen Kameramann vom 11. Januar 1998 vom Landgericht Hannover zu 15 000 DM Schmerzensgeld verurteilt worden.

Jerusalem: Die israelische Regierung verschiebt den für den 20. Januar geplanten nächsten Teilabzug von Truppen aus dem Westjordanland. Gemäß dem Scharm-el-Scheich-Abkommen vom September 1999 hätte Israel seine Soldaten aus weiteren 6,1% des Gebietes abziehen sollen.

Grosny: Die Unabhängigkeitskämpfer in Tschetschenien kündigen den Übergang zum Partisanenkrieg gegen die russischen Soldaten an. Ihr Verteidigungsminister Magomed Chambijew erklärt, die Zeit des Kampfes um strategische Positionen sei vorbei.

München: Borussia Mönchengladbach gewinnt zum ersten Mal das DFB-Hallen-Masters. Der Bundesligaabsteiger setzte sich im Finale mit 3:2 gegen den Zweitliga-Konkurrenten Greuther Fürth durch.

17.1.2000, Montag

London: Die britischen Pharmaunternehmen Glaxo Wellcome und SmithKline Beecham wollen sich zu einem der größten Pharmakonzerne der Welt zusammenschließen. Das neue Unternehmen, das Glaxo SmithKline heißt, hat einen Börsenwert von umgerechnet 360 Mrd. DM. Der gemeinsame Umsatz beträgt 50 Mrd. DM. Glaxo und SmithKline hatten Anfang 1998 schon einmal über eine Fusion verhandelt. Damals hatten Probleme im Management zum Scheitern geführt.

Jakarta: Auf der indonesischen Ferieninsel Lombok, 30 km von Bali entfernt, setzen Tausende aufgebrachter Muslime mehrere christliche Kirchen in Brand. Nach Angaben der indonesischen Armeeführung sollen dem Religionskonflikt auf den sog. Gewürzinseln seit Dezember 1999 bereits 770 Menschen zum Opfer gefallen sein.

Istanbul: Bei einer Fahndung nach Vermissten stößt die türkische Polizei im Kohlenkeller eines Hauses und dem dazugehörigen Grundstück im asiatischen Stadtteil Uskudar auf zehn Leichen. Es wird vermutet, dass türkische Hisbollah-Anhänger für die Morde verantwortlich sind. In den nächsten beiden Wochen werden 40 weitere Leichen gefunden. Mehr als 750 Anhänger der Hisbollah werden in 30 Städten und Provinzen bis Ende Januar in Haft genommen.

Wiesbaden: In der CDU-Spendenaffäre kündigt der ehemalige Bundesinnenminister Manfred Kanther an, er werde “die Treibjagd beenden” und sein Bundestagsmandat niederlegen.

Berlin: Der deutsche Terrorist Johannes Weinrich wird vom Berliner Landgericht wegen des Anschlags auf das Berliner “Maison de France” im Jahr 1983 zu lebenslanger Haft verurteilt. Er galt als “rechte Hand” des in Frankreich inhaftierten Topterroristen Ilich Ramirez Sanchez alias Carlos.

18.1.2000, Dienstag

Pasadena: Die US-Weltraumbehörde NASA stellt die Suche nach ihrer seit Anfang Dezember 1999 verschollenen Marssonde “Polar Lander” endgültig ein. Auch ein letzter Versuch, Kontakt zu der 165 Mio. US-Dollar teuren Sonde aufzunehmen, blieb erfolglos.

Rom: Papst Johannes Paul II. ruft bei einem ökumenischen Gottesdienst zur Versöhnung unter den Christen auf. Ungeachtet weiterhin bestehender Konflikte sollten sich Orthodoxe, Katholiken und Protestanten für die Einheit einsetzen. An der Feier in der Kirche St. Paul vor den Mauern nehmen hochrangige Vertreter 22 christlicher Kirchen teil.

Grosny: Russische Truppen sind nach eigenen Angaben nach schwerem Beschuss durch Artillerie und Luftwaffe bis in das Zentrum der tschetschenischen Hauptstadt vorgedrungen.

Moskau: Einen Monat nach der Parlamentswahl in Russland tritt das Abgeordnetenhaus zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Der Kommunist Gennadi Selesnjow wird als Duma-Präsident mit 285 Stimmen bei zwei Gegenstimmen und sieben Enthaltungen wiedergewählt. Selesnjow war der einzige Kandidat, nachdem drei Abgeordnete ihre Kandidatur zurückgezogen hatten. Aus den Parlamentswahlen am 19. Dezember 1999 war die Kommunistische Partei als stärkste Kraft hervorgegangen.

Wien: In Österreich verständigen sich dreieinhalb Monate nach der Parlamentswahl die bisherigen Regierungspartner SPÖ und ÖVP prinzipiell auf die Fortsetzung ihres Regierungsbündnisses. Bei der Wahl am 3. Oktober 1999 war die SPÖ trotz starker Verluste stärkste Kraft geblieben, vor der Freiheitlichen Partei des Rechtspopulisten Jörg Haider. Die ÖVP landete auf Platz drei. Am 21. Januar scheitert das Bündnis nach einem Streit um die Ressortverteilung und die Rentenreform.

Berlin: In der CDU-Spendenaffäre legt der jahrzehntelange Vorsitzende und Altbundeskanzler Helmut Kohl den Ehrenvorsitz der Partei nieder. Zuvor hatten ihn die Führungsgremien der Partei aufgefordert, das Amt ruhen zu lassen, bis er Auskunft über die Herkunft der von ihm empfangenen Millionenspenden gegeben hat. Dies lehnt Kohl mit dem Hinweis auf ein von ihm gegebenes Ehrenwort ab. Der Bundesvorstand spricht dem Parteivorsitzenden Wolfgang Schäuble und dem Präsidium das Vertrauen aus.

19.1.2000, Mittwoch

Orlando: Hedy Lamarr, die in den 30-er Jahren Hollywood-Ruhm erlangte, wird in ihrem Haus in Florida tot aufgefunden. Die als Hedwig Eva Maria Kiesler in Österreich geborene Schauspielerin stirbt im Alter von 86 Jahren. Nachdem sie 1933 für wenige Augenblicke in dem tschechischen Film “Ekstase” nackt zu sehen war, hatte Lamarr aus Hollywood erste Rollenangebote bekommen.

Hammamet: Der frühere italienische Ministerpräsident (1983 – 1987) Bettino Craxi stirbt im Alter von 65 Jahren in seinem tunesischen Exil. Craxi hielt sich dort seit 1994 auf, um einer gegen ihn in Italien verhängten Haftstrafe zu entgehen. Der einstige Chef der Sozialisten war wegen illegaler Parteienfinanzierung zu einer 20-Jährigen Haftstrafe verurteilt worden.

Hamburg: Altbundeskanzler Helmut Kohl bekräftigt auf einer Veranstaltung der Hamburger Handelskammer nochmals, dass er die Herkunft der von ihm angenommenen Barspenden nicht offen legen werde. Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit seinem Rücktritt vom CDU-Ehrenvorsitz betonte Kohl zugleich, er sei niemals bestechlich gewesen.

Düsseldorf: Vor dem Untersuchungsausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags zur Klärung der sog. Flugaffäre belastet die Zeugin Sabine Wichmann Mitglieder der Landesregierung. Finanzminister Heinz Schleußer (SPD) und der ehemalige Regierungschef und jetzige Bundespräsident Johannes Rau (SPD) seien mehrmals privat mit von der WestLB gecharterten Maschine geflogen, erklärt die Witwe des Chefs der Chartergesellschaft PJC.

Berlin: Die 19 deutschen Kernkraftwerke sollen in der Regel nach einer Laufzeit von 30 Jahren vom Netz gehen. Auf diese Verhandlungslinie mit der Wirtschaft verständigen sich die zuständigen Fachminister bei einem Treffen mit Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD).

Berlin: Bei der Ausfuhr von Rüstungsgütern muss künftig berücksichtigt werden, ob die Empfängerländer die Menschenrechte beachten. Dies geht aus den vom Bundeskabinett verabschiedeten neuen Richtlinien für Rüstungsexporte hervor.

20.1.2000, Donnerstag

Ankara: Die Außenminister der beiden miteinander verfeindeten Nachbarstaaten Türkei und Griechenland, Ismail Çem und Giorgios Papandreou, unterzeichnen vier Abkommen, welche die Grundlage für eine freundschaftliche Zusammenarbeit bilden sollen. Die Abkommen regeln die Kooperation bei Tourismus, Investitionen, Sicherheit und Umwelt. Es ist der erste Besuch eines griechischen Außenministers seit 1962.

Lüneburg: Nach Abschluss ihrer Ermittlungen zum ICE-Unglück in Eschede am 3. Juni 1998 wirft die Staatsanwaltschaft der Bahn massives Versagen vor. Das Unglück mit 101 Toten ist auf zu hohe Beanspruchung des Radreifens an dem Unglückszug zurück zu führen.

Berlin: CDU-Chef Wolfgang Schäuble entschuldigt sich vor dem Deutschen Bundestag für seine Partei und sein eigenes Fehlverhalten im Zusammenhang mit der Spendenaffäre. Schäuble räumt ein, dass von der CDU offensichtlich gegen Gesetze verstoßen worden sei. Während der Debatte wird bekannt, dass sich Wolfgang Hüllen, Angestellter der Unionsfraktion im Bundestag und zuständig für Haushalt und Finanzen, das Leben genommen hat. Nach Polizeiangaben legt ein Abschiedsbrief Hüllens den Verdacht der Untreue nahe.

Teheran: Der seit 28 Monaten im Iran festgehaltene Helmut Hofer kommt frei. Zuvor hatte ein Gericht den Hamburger Geschäftsmann wegen Beleidigung von zwei Sicherheitsbeamten zu einer Geldstrafe von 20 Mio. Rial (rd. 12 900 DM) verurteilt. Hofer war erstmals im September 1997 in der iranischen Hauptstadt festgenommen und 1998 wegen angeblich sexueller Kontakte zu einer Muslimin zum Tode verurteilt worden. Das Urteil wurde später aufgehoben. Am 21. Januar trifft der 59-Jährige auf dem Flughafen Köln/Bonn ein.

21.1.2000, Freitag

Quito: In Ecuador übernimmt nach wochenlangen Protesten gegen Präsident Jamil Mahuad die Armeespitze zusammen mit rebellierenden Offizieren und Indio-Führern die Macht. Nach der kurzfristigen Herrschaft einer dreiköpfigen Junta wird der bisherige Vizepräsident Gustavo Noboa zum neuen Präsidenten ernannt und am folgenden Tag vom Kongress bestätigt.

Madrid: Knapp sechs Wochen nach der Aufkündigung ihrer “Waffenruhe” im November 1999 zündet die baskische Untergrundorganisation ETA in Madrid zwei Sprengsätze und tötet einen 48-Jährigen Oberstleutnant der spanischen Armee.

22.1.2000, Samstag

Belgrad: Die Polizei gibt die Verhaftung des mutmaßlichen Mörders von Freischärlerführer Zeljko Raznatovic, genannt Arkan, und zwei seiner Helfershelfer bekannt. Der des Mordes Verdächtige gehört selbst zur Polizei.

Berlin: Die Berliner Schaubühne wird mit der umjubelten Uraufführung des Tanztheaterstücks “Körper” der Choreografin Sasha Waltz wiedereröffnet.

Darmstadt: Der Deutsche Leichtathletikverband (DLV) will den 5 000-m-Olympiasieger Dieter Baumann (Leverkusen) wegen Dopings für zwei Jahre sperren. Grundlage dafür sind zwei Urinproben des Langstrecklers, in denen das Muskelpräparat Nandrolon gefunden worden war.

23.1.2000, Sonntag

Los Angeles: Bei der 57. Golden-Globe-Verleihung erhält die Gesellschaftssatire “American Beauty” die Auszeichnung als bester Film. Der Erstlingsfilm des Briten Sam Mendes erhält auch die Preise für die beste Regie und das beste Drehbuch. Zum besten Auslandsfilm wird “Alles über meine Mutter” des Spaniers Pedro Almodovar gekürt.

London: Der letzte noch unabhängige Musikkonzern mit Weltbedeutung, die britische EMI Group Plc, steht vor der Eingliederung in das US-Medienunternehmen AOL Time Warner. Der daraus entstehende größte Musikkonzern der Welt kommt auf einen Umsatz von 8,3 Mrd. Dollar.

Grosny: Der seit dem 20. Januar in Tschetschenien vermisste russische General Michail Malofejew ist nach Angaben des Kreml tot. Sein Leichnam sei – so heißt es offiziell – am Ort seines letzten Gefechtes um die tschetschenische Hauptstadt Grosny gefunden worden.

Madrid: In einer der größten Friedensdemonstrationen der spanischen Geschichte protestieren mehr als 1 Mio. Menschen gegen den Terror der baskischen Untergrundorganisation ETA. Ministerpräsident Jose María Aznar und die ehemaligen Regierungschefs Felipe Gonzalez, Adolfo Suarez und Leopoldo Calvo Sotelo führen den Protestzug an.

Berlin: Altkanzler Helmut Kohl dementiert, dass er Namen von Spendern nennen wolle. Eine entsprechende Meldung ist nach den Worten eines Kohl-Sprechers falsch und frei erfunden. Zuvor war bei Nachrichtenagenturen ein Fax mit der Kennung der Bonner CDU-Ratsfraktion eingegangen, in dem Kohl erklärte, er wolle die Namen vor einem Ausschuss preisgeben.

24.1.2000, Montag

Berlin: Die CDU veröffentlicht den Abschlussbericht der Wirtschaftsprüfer Ernst & Young zu den CDU-Spenden. Danach bleibt die Herkunft von über 12 Mio. DM ungeklärt. Nach Angaben von Parteichef Wolfgang Schäuble will die CDU gegen ihren ehemaligen Finanzberater Horst Weyrauch alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um von ihm weitere Erkenntnisse über das geheime Kontensystem zu erlangen. Gegen Altkanzler Helmut Kohl sollen dagegen keine rechtlichen Schritte eingeleitet werden.

Düsseldorf: Bundespräsident Johannes Rau (SPD) lässt dem Untersuchungsausschuss des nordrhein-westfälischen Landtages eine Liste vorlegen, der zufolge er als Ministerpräsident zwischen 1987 und 1997 insgesamt 37-mal in Regierungsgeschäften und “sieben- bzw. achtmal” im Interesse der Westdeutschen Landesbank mit dem Charterservice der WestLB geflogen ist. Zugleich betont Rau, er habe die Charterjets nie privat genutzt.

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