Was geschah im Juli 1907

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Wetterstationen Juli 1907

1.7.1907, Montag

Der Dreibund zwischen dem Deutschen Reich, Österreich-Ungarn und Italien ist mit dem heutigen Tage stillschweigend verlängert.

In den USA wird die Möglichkeit der Einwanderung per Gesetz drastisch eingeschränkt.

Die britische Kolonie Oranjefreistaat (Südafrika) erhält eine Verfassung mit Selbstregierung.

Wie nachträglich bekannt wird, hat Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg für die Übernahme der Regentschaft in Braunschweig auser der landesfürstlichen Rente von 825 322 Mark jährlich einen Zuschuss von 300 000 Mark jährlich aus der Hofstaatskasse gefordert und bewilligt bekommen. Damit ist es für die Bewohner Braunschweigs ein kostspieliges Vergnügen geworden, einen stellvertretenden Landesvater zu engagieren. Bisher lag der jährliche Zuschuss bei 220 000 Mark jährlich. Zum Vergleich: Ein Arbeiter verdient etwa 900 Mark jährlich.

Nach Beschwerden aus der Verwaltung der preußisch-hessischen Staatsbahnen und der Reichsbahnen werden im Pfälzischen die als Luxus angesehenen Sitzplätze aus der vierten Wagenklasse verbannt. Nach der Einführung der vierten Klasse hatte sich diese großer Beliebtheit erfreut, da sie ebenso wie die anderen Klassen viele und bequeme Sitzplätze aufwies. Nun gleicht auch im Pfälzischen die vierte Klasse der in Preußen: Meist Steh- und auf der Wandseite nur wenige Sitzplätze.

Im Schweizer Kanton Zürich tritt das Gesetz über die Sonntagsruhe in Kraft. Die Erweiterung eines entsprechenden Gesetzes von 1882 war in einer Volksabstimmung am 12. Mai mit 51 683 gegen 7892 Stimmen angenommen worden.

2.7.1907, Dienstag

Sieger im zweiten Grand Prix auf der Rundstrecke von Dieppe wird der Italiener Felice Nazzaro.

Nach dem Rechtsruck bei den Reichstagswahlen verstärken die Konservativen den Druck auf die Justiz: Arbeiter sollten als Geschworene und Schöffen nur in Ausnahmefällen zugelassen werden, da sie “zu ungebildet” seien, fordert die “Deutsche Tageszeitung”, Sozialdemokraten seien von diesen Ämtern “grundsätzlich” auszuschließen.

Der Prozess gegen Carl Peters in München endet mit der Rehabilitierung des Gründers der Kolonie Deutsch-Ostafrika.

3.7.1907, Mittwoch

Der marokkanische Kaid (Heeresbefehlshaber) Harry MacLean, ein Brite, gerät in die Gefangenschaft des aufständischen Atlasberber-Häuptlings Mulai Ahmed Ibn Muhammed Raisuli.

Der deutsche Kaiser Wilhelm II. und Kaiserin Auguste Viktoria treffen auf der Jacht “Hohenzollern” zu einem dreitägigen Besuch des dänischen Hofes in Kopenhagen ein. Der erste Besuch des deutschen Kaiserpaares beim neuen dänischen König Frederik VIII., der 1906 den Thron bestiegen hat, soll die durch den Optantenvertrag verbesserten deutsch-dänischen Beziehungen unterstreichen.

4.7.1907, Donnerstag

Der Australier Norman Edward Brookes gewinnt das Herren-Finale von Wimbledon.

Der Australier Tommy Burns verteidigt in Colma im US-Bundesstaat California seinen Titel als Boxweltmeister aller Klassen gegen Bill Squires durch K. o. in der ersten Runde.

In Italien wird der 100. Geburtstag des Freiheitskämpfers Giuseppe Garibaldi als Nationalfest gefeiert.

Die Kongregation des Heiligen Offiziums (Inquisition) in Rom veröffentlicht einen Syllabus, in dem in 65 Kernsätzen alle modernistischen Denkansätze innerhalb des Katholizismus als ketzerisch verurteilt werden.

5.7.1907, Freitag

Im Großherzogtum Luxemburg wird die weibliche Thronfolge per Gesetz eingeführt.

Der französische Außenminister Stéphan Pichon erklärt vor der Abgeordnetenkammer in Paris, die “geographische Solidarität” zwischen Frankreich und Spanien habe sich in “politische Solidarität” umgesetzt. Ziel beider Staaten sei die Erhaltung des kolonialen Status quo in Nordafrika.

Die italienische Abgeordnetenkammer in Rom verabschiedet das Gesetz über die Einführung eines 24stündigen Ruhetags wöchentlich. Die Arbeitgeber dürfen die Arbeitszeit während der anderen Tage nicht erhöhen.

Kaiser Wilhelm II. tritt in Kopenhagen an Bord der “Hohenzollern” seine jährliche Norwegenreise an.

6.7.1907, Samstag

In Ravensburg findet wie alljährlich die Hütekinder-Auktion statt. 227 uneheliche und sonstige Armenkinder werden an Bauern versteigert.

Im Pariser Louvre zerfetzt ein offensichtlich Geistesgestörter das Gemälde “Die Sintflut” von Nicolas Poussin mit einem Messer. Poussin ist einer der Hauptmeister der französischen Malerei des 17. Jahrhunderts.

Einen neuen Vorschlag bei der Diskussion um die tägliche Arbeitszeit legen die sächsischen Bäckermeister in Dresden vor. Im Namen von 9000 Kollegen verabschieden sie eine Resolution an die Reichsregierung, in der die Einführung eines Maximalarbeitstags (Begrenzung der Arbeitsstunden pro Tag) als “schädlich für das gute Einvernehmen zwischen Meister und Gesellen” abgelehnt wird. Statt dessen fordern sie den Bundesrat zur Einführung eines (unbezahlten) “Minimalruhetags” auf.

Die sächsische Regierung veröffentlicht ihren Vorschlag für eine Wahlrechtsreform. Danach soll das bisher geltende Dreiklassenwahlrecht durch ein Mehrheitswahlrecht ersetzt werden.

8.7.1907, Montag

Die französische Abgeordnetenkammer in Paris verabschiedet mit 409 gegen 143 Stimmen ein Gesetz, nach dem die 1903 eingezogenen Rekruten ab dem 12. Juli entlassen werden sollen. Die Regierung unter Georges Clemenceau hatte dies beantragt, um die Dienstzeit der alten Rekruten zu verkürzen, nachdem das Gesetz über die Verkürzung der Dienstzeit auf zwei Jahre angenommen worden war. Die Nein-Stimmen kommen von Abgeordneten, die in der vorzeitigen Entlassung eine gefährliche Verminderung des aktiven Soldatenbestandes sehen.

9.7.1907, Dienstag

Bernhard Dernburg, der Staatssekretär des neuerrichteten deutschen Kolonialamts, beruft eine Kommission aus Gelehrten, Kolonialbeamten und Abgeordneten zum Studium und zur Kodifikation des Eingeborenenrechts.

Der Papierhändler Emmo Delahon wird in Breslau zu sechs Wochen Gefängnis verurteilt, weil er “unzüchtige” Abbildungen an öffentlichen Orten ausgestellt hatte. Der Mann hatte Ansichtspostkarten mit Reproduktionen der Gemälde “Das Urteil des Paris” von Peter Paul Rubens und “Ruhende Venus” von Iacopo Palma verkauft. Hintergrund für dieses und ähnliche Urteile ist die Sittlichkeitskampagne im Deutschen Reich.

10.7.1907, Mittwoch

Die US-Regierung unter Präsident Theodore Roosevelt (Republikaner) reicht beim Bundesgericht die Auflösungsklage gegen den Tabaktrust American Tobacco Company einschließlich seiner 65 Tochtergesellschaften ein.

11.7.1907, Donnerstag

In San Diego im US-Bundesstaat California werden mehrere Japaner unter dem Verdacht der Spionage festgenommen. Die unmittelbare Folge sind Kundgebungen gegen die Japaner, die in Massen aus der Stadt flüchten.

Aus Russland wird das Auftauchen von Mönchen und Pilgern am Zarenhof gemeldet. Einige von ihnen sollen erheblichen Einfluss auf das Zarenpaar gewonnen haben, so Grigori J. Rasputin, der eine schöne Stimme hat, Spiritismus treibt und die Fähigkeit haben soll, den an der Bluterkrankheit leidenden Thronfolger Alexei Nikolajewitsch heilen zu können.

12.7.1907, Freitag

Die Wirtin eines bekannten Münchner Bräukellers, zu dessen Spezialitäten “Fleischpflanzerln” zählen, wird zu 400 Mark Geldstrafe verurteilt, nachdem ihr Rezept für diese bayerische Spezialität an die Öffentlichkeit gedrungen war: Sie ließ die Fleischreste von den Tellern der Gäste in einem großen Topf sammeln und mit Paniermehl vermischen; daraus wurden die nach Aussagen vieler Gäste wohlschmeckenden Knödel geformt.

Eine Verordnung des deutschen Kolonialamts bestimmt, dass bei körperlicher Züchtigung von Eingeborenen ein Beamter oder Arzt anwesend sein muss.

13.7.1907, Samstag

Am Vorabend des französischen Nationalfeiertags veranstalten Antimilitaristen Kundgebungen in zahlreichen Städten. Auslöser für die Demonstrationen war das kriegerische Vorgehen Frankreichs in Marokko.

14.7.1907, Sonntag

Während des französischen Nationalfeiertags gibt ein früherer Seemann dicht vor dem Wagen des Staatspräsidenten Armand Fallières zwei Revolverschüsse ab, ohne jedoch jemanden zu verletzen. Der Täter wird verhaftet. Nach Angaben der Polizei handelt es sich um einen Geistesgestörten.

Die fünfte Tour de France gewinnt Lucien Petit-Breton mit der bisher höchsten Durchschnittsgeschwindigkeit von 28,47 km/h. Bei dieser Radrundfahrt wurden erstmals Etappen in den Pyrenäen gefahren.

15.7.1907, Montag

Auf den Neuen Hebriden, die unter gemeinsamer Verwaltung Großbritanniens und Frankreichs stehen, kommt es zu blutigen Zusammenstößen zwischen Eingeborenen und von dem britischen Kreuzer “Cambrian” entsandten Marinesoldaten. Diese sollten unter den Eingeborenen eine Strafexpedition wegen der Ermordung von Europäern durchführen.

In Österreich wird das letzte Teilstück der Mariazellerbahn eröffnet. Die 92 km lange Niederösterreichisch-steirische Alpenbahn – so der offizielle Name durchfährt 21 Tunnel.

Wolkenbrüche und Überschwemmungen fordern in Schlesien mehrere Menschenleben.

16.7.1907, Dienstag

Das bayerische Kloster Ettal bietet geistliche Exerzitien für Hochschulstudenten an. In der Anzeige heißt es, Exerzitien seien “Akkumulatorenstationen für geistige Energie und Immunisierungsversuche gegen die Infektion des Unglaubens und der Unsittlichkeit”.

Dr. Schellenberg, Vertrauensarzt der Postverwaltung Wiesbaden, erhält zum 1. Oktober die Kündigung. Der Mann hatte bei der Reichstagswahl für den sozialdemokratischen Kandidaten gestimmt. Damit ist er nach Meinung der Oberpostdirektion nicht geeignet, kranke Postbeamte zu behandeln.

Bei einem Prozess in Dortmund wird bewiesen, dass viele hausierende Krüppel und Blinde ihr Geschäft nicht auf eigene Rechnung betreiben, sondern für Unternehmer arbeiten. Die Bettler erhalten von dem Erlös, den sie aus der Mildtätigkeit der Passanten erwirtschaften, nur ein kleines Trinkgeld, den Rest müssen sie dem Unternehmer abliefern.

Die “Frankfurter Zeitung” warnt vor einer Kohlennot, die durch die Absatzpolitik des Rheinisch-Westfälischen Kohlensyndikats verursacht werde. Der Konzern, der rund 99% des deutschen Kohlenmarkts kontrolliert, nutze seine Monopolstellung rücksichtslos aus.

Das norwegische Gesetz über die Handelsgewerbe stellt Männer und Frauen bezüglich der Ausübung des Handelsgewerbes gleich.

17.7.1907, Mittwoch

Der nationalliberale Reichstagsabgeordnete Gustav Stresemann fordert die Errichtung einer starken deutschen Flotte aus Gründen der “unbedingten Friedensliebe und der Kulturförderung”.

In den “Münchener medizinischen Nachrichten” rufen italienische Ärzte zu einem Boykott von Duellen auf. Würden sich die Ärzte weigern, bei Duellen anwesend zu sein, so würde dieser Unsitte bald ein Ende gemacht – in Italien seien auf diese Weise Fortschritte beim Kampf gegen das Duellieren erzielt worden. Dieser Initiative werden in Deutschland wenig Chancen eingeräumt, da es zu viele Stabsärzte gibt, die für den bewaffneten Zweikampf eintreten.

18.7.1907, Donnerstag

Der österreichische Ministerpräsident Max Wladimir Freiherr von Beck stellt seine Wirtschaftspolitik unter das Motto “Produktionspolitik und Sozialpolitik”. Als wichtigste Aufgaben bezeichnet er im Reichsrat in Wien den Ausbau der Arbeiterversicherung sowie die Einführung einer allgemeinen Invaliden- und Altersversicherung.

19.7.1907, Freitag

Kaiser Ni-höng von Korea dankt zugunsten des Kronprinzen Ni-tschök ab.

In Mori auf Celebes in Niederländisch-Indien metzeln aufständische Eingeborene eine Infanterieabteilung der Kolonialmacht nieder.

20.7.1907, Samstag

Hochbetrieb herrscht an den Wochenenden an Berlins neuem Strandbad Wannsee. Gegen den Widerstand der Besitzer anliegender Villen hat die Stadtverwaltung das Baden im Wannsee freigegeben, nachdem die Polizei bis 1906 ohnmächtig dem “wilden Baden” zusehen musste.

Eine Delegiertenversammlung der Winzer der fünf südfranzösischen Departements beschließt in Argelliers, dass die aus Protest gegen die staatliche Weinpolitik zurückgetretenen Gemeinderäte die wichtigsten Funktionen wieder übernehmen sollen. Damit flauen die Unruhen unter den französischen Winzern allmählich ab.

21.7.1907, Sonntag

Das Parlament in Teheran genehmigt die Konzession für eine von der Deutschen Orientbank zu gründenden Bank in Persien.

Auf der britischen Inselkolonie Mauritius im Indischen Ozean brechen blutige Unruhen gegen die Kolonialmacht aus.

22.7.1907, Montag

In Duisburg kommen rund 1000 Lehrer aus allen Teilen des Reiches zum ersten Deutschen Klassenlehrertag zusammen.

Die Situation an preußischen Landschulen beleuchtet folgende Meldung der “Welt am Montag”: “In Bato (Kreis Soldin) befinden sich Lehrerwohnung, Schulzimmer und Schweinestall unter einem Dache, nur durch eine dünne Wand getrennt. Zeitweise herrscht in den Schulräumen dadurch ein solcher Geruch, dass es Lehrer und Schüler nicht aushalten können.”

23.7.1907, Dienstag

Unter dem Verdacht der Verschwörung gegen die japanische Kolonialmacht werden in der Stadt Seoul mehrere koreanische Politiker und Offiziere verhaftet.

In Karlsruhe wird der Rechtsanwalt Karl Hau von den Geschworenen des Mordes an seiner Schwiegermutter für schuldig befunden und zum Tod verurteilt.

In Gegenwart des belgischen Königs Leopold II. wird der neue Hafen von Brügge feierlich eingeweiht.

24.7.1907, Mittwoch

Osmanische Truppen zersprengen in einem mehrtägigen Gefecht zwischen Pirlepe und Köpsili in Makedonien mehrere bulgarische Banden, die bei den Kämpfen über 100 Männer verlieren. Die Bulgaren kämpfen für die Unabhängigkeit Makedoniens vom Osmanischen Reich.

25.7.1907, Donnerstag

Zwischen Japan und dem Kaiserreich Korea, das seit 1905 japanischer Schutzstaat ist, wird ein Vertrag unterzeichnet, der dem japanischen Generalresidenten die Kontrolle der inneren Verwaltung und die Ernennung von Japanern zu koreanischen Beamten einräumt.

26.7.1907, Freitag

Edmund Fischer empfiehlt in den “Sozialistischen Monatsheften” der deutschen Sozialdemokratie eine entschiedene Mittelstandspolitik, um das Bürgertum zu gewinnen, ohne das die Arbeiter stets in der Minderheit bleiben würden. Der Artikel löst eine kontroverse Debatte in der SPD aus.

27.7.1907, Samstag

Die württembergische Abgeordnetenkammer in Stuttgart verabschiedet einstimmig – also mit den Stimmen der Sozialdemokraten – den Haushalt. Die Zusammenarbeit der SPD-Abgeordneten mit den bürgerlichen Parteien stößt bei den Sozialdemokraten der anderen deutschen Länder auf scharfe Kritik.

Russland und Japan unterzeichnen in Petersburg (Leningrad) einen Handels- und Schifffahrtsvertrag sowie eine Konvention über den Fischfang. Das Zarenreich räumt dem Kriegsgegner von 1904/05 das Fischereirecht in bisher strittigen Gebieten ein.

Der deutsche Kaiser Wilhelm II. trifft in der westnorwegischen Hafenstadt Bergen mit der französischen Ex-Kaiserin Eugénie zusammen.

Mit der Operette “Der fidele Bauer”, die in Mannheim uraufgeführt wird, gelingt dem 34-Jährigen österreichischen Komponisten Leo Fall der künstlerische Durchbruch.

In Breslau (Wroclaw) beginnt das siebte deutsche Sängerbundfest.

Einen scharfen Verweis erteilt die Kirchenbehörde einem katholischen Geistlichen in Schlesien, der seinen Bernhardiner-Hund einem Gutsbesitzer zum Decken von dessen Bernhardiner-Hündin geliehen hatte. Es wird dem Geistlichen nahegelegt, künftig derartige “unsittliche” Handlungen zu unterlassen.

28.7.1907, Sonntag

Gewinner bei den französischen Generalratswahlen sind die Republikaner, die auch die Zentralregierung unter Georges Clemenceau bilden. Der Generalrat ist das mehreren Departements gemeinsame Selbstverwaltungsorgan.

In Südtirol werden 33 deutsche Touristen von italienischen Irredentisten überfallen und zum Teil schwer misshandelt. Die Irredentisten fordern die Eingliederung der unter österreichischer Herrschaft stehenden “unerlösten” (irredenta) Gebiete in den italienischen Nationalstaat.

29.7.1907, Montag

Der britische Staatssekretär für Indien, John Viscount Morley, teilt im Unterhaus in London mit, dass Großbritannien den chinesischen Vorschlag annehme, die Opiumeinfuhr in das Reich der Mitte um jährlich 10% zu drosseln. Alle britischen Niederlassungen in China werden angewiesen, die “Opiumhöhlen” zu schließen.

Die osmanische Regierung in Konstantinopel (Istanbul) protestiert bei der politischen Führung in Athen gegen die Teilnahme griechischer Offiziere an den antiosmanischen Kämpfen in Makedonien.

Mit einem Jugendlagertreffen unter der Leitung des britischen Generalleutnants Robert Baden-Powell auf der Insel Brownsea Island in Dorset beginnt die Pfadfinderbewegung.

Ungewöhnlicher “Streikbrecher” bedient sich ein bestreikter Dachdeckermeister in Quedlinburg: Er holt sich zehn- bis zwölfjährige Knaben aus dem Waisenhaus der Johannis-Hospital-Stiftung. Diese müssen die Ziegel zum Dach hinaufreichen, wobei sie auf einer neun Meter hohen Leiter stehen. Erst das Einschreiten der Polizei macht dem Treiben ein Ende.

30.7.1907, Dienstag

In Petersburg (Leningrad) einigen sich Russland und Japan auf eine Abgrenzung ihrer Interessensphären im Fernen Osten. Japan wird Korea und die südliche Mandschurei, Russland dafür die nördliche Mandschurei und die Äußere Mongolei zugesprochen.

31.7.1907, Mittwoch

Fanatische islamische Marokkaner ermorden in der Hafenstadt Casablanca acht Europäer. Das Massaker führt zur Entsendung eines französischen Geschwaders und zu einem neuen Krieg in Marokko.

König Frederik VIII. von Dänemark trifft zu einem Besuch auf Island ein, um die angespannten Beziehungen zu verbessern.

Die Mitgliederzahl der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands beträgt 530 466, davon sind 10 900 Frauen. Es bestehen 2704 Ortsvereine.

Chroniknet