Was geschah im Juli 1924

  • < 1923
  • 7.1924
  • 1925 >

Wetterstationen Juli 1924

1.7.1924, Dienstag

Heinrich Held (BVP) steht an der Spitze der neuen Landesregierung in Bayern. Da interfraktionelle Verhandlungen nach den Landtagswahlen am 6. April über Aufnahme des Völkischen Blocks in die Regierung gescheitert sind, bilden die bisherigen Regierungsparteien BVP, Deutschnationale Volkspartei (DNVP) und Bauernbund das neue Kabinett.

Auf dem Konvent der Demokraten in New York gestaltet sich die Nominierung des Kandidaten für die Präsidentschaftswahl am 4. November schwieriger als erwartet. Auch im zehnten Wahlgang erreicht keiner der Bewerber die erforderliche Zweidrittelmehrheit.

Zum Nachfolger von General Claude Marie Nollet als Vorsitzenden der Interalliierten Militärkontrollkommission wird General Camille Walch, ebenfalls Franzose, ernannt.

In Japan wird das metrische System eingeführt.

Auf der Strecke Königsberg- Moskau eröffnet die “Deruluft” einen täglichen Flugdienst in beiden Richtungen.

Im Deutschen Reich sind derzeit rd. 99 000 Rundfunkteilnehmer registriert. Der sprunghafte Anstieg um rund 97 000 Hörer seit Anfang des Jahres ist u.a. auf die Gebührensenkung um drei auf zwei Rentenmark monatlich zurückzuführen.

Berlin hat derzeit 51 Theater, davon sind zwölf Sommer- und Gartenbühnen; außerdem sind 156 Varieté- und Kabarettkonzessionen vergeben worden.

2.7.1924, Mittwoch

Nach Meldung des “Daily Chronicle” wird in britischen Regierungskreisen der Vorschlag fallengelassen, einen Tunnel unter dem Ärmelkanal zu bauen.

Mit 100 gegen 10 Stimmen bei 12 Enthaltungen stimmt der in Berlin tagende Hauptausschuss des Reichsverbands der Deutschen Industrie (RdI) dem US-amerikanischen Dawesplan (Reparationsplan) zu.

Ministerpräsident Heinrich Held (BVP) stellt eine neue bayerische Landesregierung vor. Es handelt sich um eine Koalition aus Bayerischer Volkspartei, Deutschnationaler Volkspartei und Bauernbund.

3.7.1924, Donnerstag

Nach Beratungen mit der Reichsregierung billigen die Chefs der deutschen Länderregierungen mit Ausnahme von Mecklenburg-Schwerin die Absicht der Regierung, die baldige Durchführung des Dawesplans zur Neuregelung der deutschen Reparationszahlungen zu erreichen.

In Athen wird ein vorläufiges deutsch-griechisches Wirtschaftsabkommen unterzeichnet, das den wichtigsten Exportgütern beider Länder Meistbegünstigung garantiert.

Bei einem Überfall auf einen Häftlingstransport in Duisburg wird der begleitende Polizist schwer verletzt. Zwei Männer schießen in einer Straßenbahn, die zum Häftlingstransport benutzt wurde, auf den Beamten, um den Gefangenen zu befreien. In der unter den Fahrgästen entstehenden Panik gelingt dem Gefangenen die Flucht.

4.7.1924, Freitag

Die Fraktionsräume der Kommunistischen Partei im Reichstag und im Preußischen Landtag werden von der Polizei durchsucht. Umfangreiches schriftliches Material wird beschlagnahmt. Der Vorgang steht im Zusammenhang mit einem Hochverratsprozess gegen Mitglieder der KPD-Zentrale. Die KPD erhebt scharfen Protest.

Das norwegische Parlament beschließt die Umbenennung der Hauptstadt Kristiania. Ab 1. Januar 1925 soll sie Oslo heißen. Im Mittelalter trug die Stadt diesen Namen, bevor sie 1624 abbrannte, vom norwegisch-dänischen König Christian IV. wiederaufgebaut und nach ihm benannt wurde.

Robert Marion La Follette, Senator für Wisconsin, wird in den USA vom Konvent der Progressiven Partei zum Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen am 4. November nominiert.

5.7.1924, Samstag

Jean Borotra besiegt im Wimbledon-Finale seinen französischen Landsmann René Lacoste. Wimbledon-Siegerin im Dameneinzel wird die Britin Kitty McKane vor der US-Meisterin Helen Wills.

Die VIII. Olympischen Sommerspiele werden in Paris offiziell eröffnet. Die Wettkämpfe dauern bis zum 27. Juli. Einige olympische Turniere sind bereits lange vor der Eröffnungsfeier durchgeführt worden. Das Deutsche Reich ist, wie schon 1920, von den Olympischen Spielen ausgeschlossen.

Die Händel-Oper “Xerxes oder Der verliebte König” wird in Göttingen aufgeführt. Die Werke des Komponisten Georg Friedrich Händel erfreuen sich im Deutschen Reich wachsender Beliebtheit. Uraufgeführt wurde die Oper 1738 in London.

Eine in São Paulo (Brasilien) ausbrechende militärische Revolte wird mit Regierungstruppen bekämpft. Die Revolte ist gegen die strenge Finanzpolitik von Präsident Arturo da Silva Bernardes gerichtet. Nach mehreren Wochen wird der Aufstand niedergeworfen.

6.7.1924, Sonntag

Im Schillertheater Berlin wird Walter Kollos Operetten-Lustspiel “Die Frau ohne Kuß” uraufgeführt.

In Mexiko wird General Plutarco Elias Calles mit großer Mehrheit zum Staatspräsidenten gewählt.

Während eines Arbeitersportfestes in unmittelbarer Nähe von Wien kommt es zu einem Zusammenstoß von Besuchern und bewaffneten Nationalsozialisten, die das Fest zu stören versuchen. Zahlreiche Personen werden verletzt.

Reichsaußenminister Gustav Stresemann wird vom Zentralvorstand der Deutschen Volkspartei (DVP) in seinem Amt als Parteivorsitzender bestätigt.

7.7.1924, Montag

Das Weimarer Schöffengericht fällt das Urteil gegen den früheren thüringischen Innenminister Karl Hermann. Wegen falscher Beurkundung wird Hermann zu einem Monat Gefängnis verurteilt. Die Haftstrafe wird jedoch in eine Geldstrafe umgewandelt.

In einer Pressemeldung gibt Adolf Hitler bekannt, dass er die Führung der Nationalsozialistischen Bewegung für die Dauer seiner Haft niederlege. Zugleich beginnt Hitler, seine Rechenschafts- und Programmschrift “Mein Kampf” zu diktieren.

8.7.1924, Dienstag

Zu einem zweitägigen Meinungsaustausch mit seinem französischen Amtskollegen Edouard Marie Herriot über die bevorstehende Londoner Reparationskonferenz ab 16. Juli trifft der britische Premierminister Ramsey MacDonald in Paris ein. Die Gespräche dienen vor allem der Beilegung britisch-französischer Differenzen über die Durchführung des Dawesplans.

9.7.1924, Mittwoch

Der fünfte Kongress der Kommunistischen Internationale in Moskau bestätigt Grigori J. Sinowjew in seinem Amt als Vorsitzender der Exekutivkomitees.

Im polnischen Parlament kommt es bei der Beratung eines Sprachen- und Schulgesetzes zu lautstarken Auseinandersetzungen von Abgeordneten. Als Protest gegen dieses “Ostmarkgesetz”, das eine Polonisierung der ukrainischen und weißrussischen Minderheiten vorantreiben soll, verlassen sämtliche Minderheitsfraktionen das Parlament.

Der Konvent der Demokratischen Partei in New York nominiert nach dem 103. Wahlgang John W. Davis durch Akklamation zum Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen am 4. November. Vorausgegangen war ein zähes Ringen zwischen Alfred E. Smith und William G. McAdoo.

Der sächsische Landtag nimmt ein Gesetz über die Abfindung des ehemaligen Königshauses an. Für den Verzicht von Ex-König Friedrich August III. auf alle Rechte am Staatsgut leistet der Staat u.a. eine Barabfindung von 300 000 Goldmark. Einer neuen Kulturstiftung werden die königlichen Kunstsammlungen, darunter die Schätze des Grünen Gewölbes, übertragen.

10.7.1924, Donnerstag

Vor seiner Abreise nach London vergleicht Alanson B. Houghton, US-Botschafter in Berlin, in einem Interview den Dawesplan mit einem Kleidungsstück ausgezeichneten Materials, das einer geringfügigen Abänderung bedürfe, wozu sich jetzt die diplomatischen Schneider in London versammeln würden.

11.7.1924, Freitag

Ernst Toller, der wegen seiner Beteiligung an der Münchner Räterepublik 1919 zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt worden war, wird aus der Haft entlassen und am 15. Juli aus Bayern ausgewiesen. Bei der Aufführung seines Antikriegsstücks “Hinkemann” in Berlin am 18. Juli wird er vom Publikum stürmisch gefeiert.

12.7.1924, Samstag

Reichskanzler Wilhelm Marx macht auf einem Berliner Presseempfang noch einmal die Position der Reichsregierung zum Dawesplan deutlich. Dabei warnt er vor der Festlegung von Bedingungen für eine deutsche Zustimmung, die einzig von der gleichzeitigen Zustimmung aller beteiligten Mächte abhänge.

Auf den ägyptischen Ministerpräsidenten Sad Saghlul wird von nationalistischen Extremisten ein erfolgloses Attentat verübt. Es steht im Zusammenhang mit bevorstehenden Verhandlungen des Ministerpräsidenten über die Unabhängigkeit Ägyptens und des Sudan mit Großbritannien.

In Mecklenburg finden anlässlich des 50. Todestags von Schriftsteller Fritz Reuter Gedenkfeiern statt. Reuter hatte sich in seinem Werk kritisch mit dem preußischen Militarismus, dem Adel und der Gutsherrschaft auseinandergesetzt.

E. A. D. Eldridge stellt in Arpajon auf Fiat mit 234,974 km/h einen Geschwindigkeitsweltrekord auf.

13.7.1924, Sonntag

Anlässlich der Enthüllung eines Fliegerdenkmals findet in Nürnberg ein Fliegergedenktag statt, an dem vor allem Organisationen ehemaliger Flieger- und sonstiger Kriegerverbände sowie Vaterländische Verbände teilnehmen.

Von der brasilianischen Botschaft in Paris werden Pressemeldungen über den Militäraufstand in São Paulo als bedeutend übertrieben bezeichnet. Der Aufstand beschränke sich nur auf die Stadt São Paulo, habe sich jedoch nicht, wie gemeldet wurde, auf die gleichnamige Provinz ausgebreitet.

14.7.1924, Montag

Nach Meldungen der Agentur Reuter ist im indischen Delhi nach blutigen Zusammenstößen zwischen Mohammedanern und Hindus die Ruhe wiederhergestellt. Bei den Religions-Unruhen wurden zwei Personen getötet und rd. 80 verletzt.

15.7.1924, Dienstag

Die Optionsfrist für die Deutschen in Oberschlesien läuft ab. Nach dem polnisch-deutschen Abkommen vom 15. Mai 1922 konnten die im polnischen, ehemals deutschen Teil Oberschlesiens lebenden Deutschen bisher über ihre Staatsbürgerschaft entscheiden. Seit dem Ende des Weltkriegs gehören große Teile Oberschlesiens zum polnischen Staat.

Nach Meldungen aus Peking haben schwere Wolkenbrüche in den Provinzen Honan, Hunan, Anhwei und Kiangsi eine schwere Überschwemmungskatastrophe verursacht, die Tausende von Menschenleben gefordert und zahlreiche Dörfer zerstört hat. Zeitweise war auch Peking, das vom Umland abgeschnitten ist, akut bedroht.

16.7.1924, Mittwoch

Aufgrund einer Amnestie wird Eamon de Valera, Führer der republikanischen Sinn Féin-Bewegung im Freistaat Irland, nach einem Jahr aus der Haft entlassen. De Valera, der den Irischen Freistaat bekämpft, war am 15. August 1923 in Ennis während einer Wahlrede verhaftet worden.

In London beginnt die einmonatige Reparationskonferenz zur Beratung des Dawesplans und seiner Durchführung. Dieses Gutachten über die deutschen Reparationszahlungen hatte ein Sachverständigenausschuss unter der Leitung des US-Finanzexperten Charles Gates Dawes erarbeitet.

17.7.1924, Donnerstag

Beratungen der gewerkschaftlichen Spitzenverbände mit den Spitzenorganisationen der Deutschen Beamtenschaft in Berlin gelten der Frage, ob durch eine Volksabstimmung die gesetzliche Regelung der Arbeitszeit auf der Basis des Achtstundentags vorangetrieben werden könnte. Grundsätzlich wird eine Volksabstimmung von allen Organisationen als ein gangbarer Weg anerkannt.

18.7.1924, Freitag

Ottavico Bottecchia gewinnt als erster Italiener die Tour de France, die am 22. Juni gestartet wurde.

Anlässlich ihres 60. Geburtstages würdigt Thomas Mann die deutsche Erzählerin und Lyrikerin Ricarda Huch mit einem Essay. Darin bezeichnet er die Jubilarin als die “erste Frau Europas”.

In der persischen Hauptstadt Teheran wird der US-amerikanische Konsul Major Imbrie von einer aufgebrachten Menschenmenge getötet, als er mit seinem Sekretär einen geweihten Brunnen fotografiert.

Gemäß den Forderungen des Völkerbundrats, der die österreichische Sanierung überwacht, verabschiedet der Nationalrat Österreichs ein Gehaltsgesetz, das Einsparungen bei der Beamtenbesoldung vorsieht.

Die KPD gründet mit dem Roten Frontkämpferbund einen eigenen politischen Kampfverband. Nach blutigen Zusammenstößen zwischen Polizei und kommunistischen Demonstranten im Zusammenhang mit einem von Rechtsverbänden organisierten “Deutschen Tag” in Halle am 11. Mai hatte die KPD-Zentrale den entsprechenden Gründungsbeschluss gefasst.

In einer Unterredung mit seinem französischen Amtskollegen Edouard Marie Herriot in London drängt der britische Premierminister James Ramsey MacDonald auf eine bedingungslose Zulassung des Deutschen Reichs zur Londoner Reparationskonferenz.

19.7.1924, Samstag

Bei seiner Ankunft in Southampton erklärt US-Außenminister Charles Evans Hughes vor der Presse: “Das amerikanische Volk und die Regierung nehmen ein lebhaftes Interesse an der Durchführung des Dawesplanes. Die amerikanische Regierung ist der Ansicht, dass dieser Bericht eine solide Grundlage für die wirtschaftliche Wiederaufrichtung Europas darstellt”.

In Antwerpen tagt die erste Konferenz der katholischen Arbeiterbewegung in den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, der Schweiz und im Deutschen Reich.

Mit der “Frankfurter Olympiade” findet im Deutschen Reich eine Ersatzveranstaltung für die deutschen Athleten statt, die an den VIII. Olympischen Sommerspielen in Paris laut Beschluss des Internationalen Olympischen Komitees nicht teilnehmen dürfen.

20.7.1924, Sonntag

Die Londoner Presse äußert sich in ihren Kommentaren über den Stand der Londoner Konferenz sehr befriedigt.

In Rosenheim findet die 50. Tagung des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins statt.

21.7.1924, Montag

Über die Landesgrenzen hinaus erregt der Abrüstungsplan von Dänemarks Verteidigungsminister Gustav Rasmussen Aufsehen. Der Plan, der dem Reichstag zur Abstimmung vorgelegt werden soll, sieht die vollständige Beseitigung der dänischen Armee und Flotte vor.

US-amerikanische und britische Großbanken, von deren Mitwirkung der Erfolg der vorgesehenen Anleihe für das Deutsche Reich und damit des Dawesplans insgesamt abhängt, setzen Frankreich unter Druck. Die Banker verlangen u.a. eine Verpflichtung Frankreichs, in Zukunft auf Sonderaktionen im Falle deutscher Verfehlungen zu verzichten.

22.7.1924, Dienstag

In Bayreuth werden die ersten Wagner-Festspiele nach dem Weltkrieg mit den “Meistersingern” eröffnet. Für Aufsehen sorgt die Parteinahme der Festspielleitung für die völkischen Rechte.

23.7.1924, Mittwoch

Im bayerischen Landtag kommt es während einer Debatte über die Justiz in Bayern zu einem Tumult, als ein völkischer Abgeordneter erklärt, die Sozialdemokratie solle nicht immer über Mord schreien, denn sie verherrliche selbst den Fürstenmord.

Das Schöffengericht Stolp verurteilt den baltischen Baron Skott von Pistolotows wegen Beleidigung des Reichspräsidenten Friedrich Ebert (SPD) zu zwei Monaten und zwei Wochen Gefängnis. Ebert war von dem deutschnationalen Baron in aller Öffentlichkeit als “Schuft” bezeichnet worden.

24.7.1924, Donnerstag

Nach dem Rücktritt der griechischen Regierung unter Alexander Papanastasiou, die erst seit 11. März im Amt ist, stellt Themistokles Sofulis ein neues Regierungskabinett vor.

25.7.1924, Freitag

In dritter Lesung nimmt das britische Unterhaus ein Wohnungsgesetz an, das zur Bekämpfung der Wohnungsnot ein umfangreiches, staatlich finanziertes Hausbauprogramm vorsieht. Bis 1939 sollen Häuser mit insgesamt 2,5 Millionen Wohnungen gebaut werden.

In Norwegen kommt es zum Regierungswechsel, nachdem die Gesetzesvorlage zur Aufhebung des Branntweinverbots vom Parlament abgelehnt wurde. Das bisherige Kabinett Abraham Berge tritt zurück. An der Spitze der neuen Linksregierung steht der Bergener Reeder Johann Ludwig Mowinckel.

Befriedigt äußert sich die US-Postbehörde über eine neue transkontinentale Luftpostverbindung zwischen New York und San Francisco. Während der ersten 15 Tage wurden die Flüge, bei denen eine Strecke von insgesamt 80 400 Meilen (rd. 130 000 km) zurückgelegt wurden, ohne einen einzigen Unfall bewältigt. Die Luftpost braucht nur 38 Stunden für die Strecke, während die Bahnpost fünf bis sechs Tage dauert.

26.7.1924, Samstag

Bei Spithead nimmt der britische König Georg V. eine Flottenparade ab.

Mit den Stimmen der oppositionellen SPD verabschiedet der Reichstag ein drittes Notetatgesetz, das der Reichsregierung eine unbefristete Ermächtigung zur Haushaltsführung erteilt. Bisher ist es der Minderheitsregierung unter Wilhelm Marx nicht gelungen, eine Reichstagsmehrheit für den regulären Haushaltsentwurf zu gewinnen.

27.7.1924, Sonntag

In Berlin stirbt der italienisch-deutsche Komponist und Pianist Ferruccio Busoni im Alter von 58 Jahren. Busoni lebte seit 1894 in Berlin und leitete seit 1920 die Meisterklasse für Komposition an der Akademie der Künste.

28.7.1924, Montag

Bei der Londoner Reparationskonferenz ist die Frage der militärischen Räumung des Ruhrgebiets zum zentralen Problem geworden. Es wird der Beschluss gefasst, Vertreter des Deutschen Reichs nach London einzuladen.

Die Reichsregierung lässt dem Völkerbund eine Denkschrift überreichen, in der sie ihren Standpunkt zum vom Völkerbund ausgearbeiteten Garantiepakt darlegt, dessen Verabschiedung bevorsteht.

Auf Schacht IV der Zeche Friedrich Thyssen in Hamborn (Duisburg) ereignet sich ein schweres Grubenunglück, dem sechs Bergleute zum Opfer fallen.

29.7.1924, Dienstag

Anlässlich des fünften Jahrestages der Unterzeichnung des Versailler Friedensvertrags findet im Reichstag eine Veranstaltung unter dem Motto “Gegen das Friedensdiktat und die Kriegsschuldlüge” statt, an der auch Reichskanzler Wilhelm Marx und mehrere Kabinettsmitglieder teilnehmen.

Georg Kerschensteiner, Reformpädagoge und ehemaliger Stadtschulrat in München, wird 70 Jahre alt. Kerschensteiner ist besonders durch seine Schriften “Die staatsbürgerliche Erziehung der deutschen Jugend” und “Begriff der Arbeitsschule” bekannt geworden.

30.7.1924, Mittwoch

Der Heidelberger Privatdozent Emil Julius Gumbel wird von seinem Amt suspendiert. Der Pazifist hatte in der Vergangenheit mehrfach auf die illegalen Aktivitäten rechtsgerichteter Kreise hingewiesen.

31.7.1924, Donnerstag

In Berlin wird nach längeren Verhandlungen ein deutsch-tschechoslowakisches Handelsabkommen unterzeichnet, das gegenseitige Importerleichterungen vorsieht.

Chroniknet