Was geschah im Juli 1972

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1.7.1972, Samstag

Der bisherige Planungschef der US-amerikanischen Luft- und Raumfahrtbehörde NASA, Wernher von Braun, wechselt zum US-amerikanischen Luft- und Raumfahrtkonzern Fairchild.

Der FC Schalke 04 gewinnt den DFB-Pokal mit einem 5:0 gegen den 1. FC Kaiserslautern in Hannover.

2.7.1972, Sonntag

Zum Abschluss ihrer Friedensgespräche in der nordindischen Stadt Simla unterzeichnen die indische Ministerpräsidentin Indira Gandhi und der pakistanische Präsident Zulfikar Ali-Khan Bhutto ein Friedensabkommen. Beide Länder wollen danach ihre Streitfragen mit friedlichen Mitteln lösen. Dazu gehören das Kaschmir-Problem und die rd. 93 000 pakistanischen Kriegsgefangenen aus dem dritten indisch-pakistanischen Krieg.

Bei den Berliner Filmfestspielen werden Pier Paolo Pasolinis “Canterbury Tales” (Goldener Bär) und “La vieille Fille” von Jean-Pierre Blanc (Silberner Bär) ausgezeichnet.

Im Stabhochsprung erreicht der US-Amerikaner Bob Seagren in Eugene im US-Bundesstaat Oregon mit 5,63 m Weltrekord.

Tarim mit dem britischen Jockey Geoff Lewis gewinnt das 103. Deutsche Galopp-Derby in Hamburg-Horn (Rekordfeld: 22 Pferde).

3.7.1972, Montag

In einem in Wiesbaden veröffentlichten Sondergutachten äußert sich der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (die “fünf Weisen”) äußerst kritisch zu den währungspolitischen Beschlüssen der Bundesregierung vom 29. Juni. Mit der Beschränkung des Devisenverkehrs habe sich die Bundesrepublik auf einen Weg begeben, der “zunächst einmal von der europäischen Währungsunion wegführt”.

4.7.1972, Dienstag

UN-Generalsekretär Kurt Waldheim befürwortet auf einer Pressekonferenz in Genf den Beitritt der Schweiz und der beiden deutschen Staaten zu den Vereinten Nationen.

Geheimgespräche zwischen Regierungsvertretern Nord- und Südkoreas in Pjongjang und Seoul haben, wie nun bekannt gegeben wird, zum Abschluss eines Abkommens zur Förderung der Wiedervereinigung des geteilten Landes geführt. Zu den Gesprächen ist es unter dem Eindruck der Annäherung Washington-Peking gekommen.

Der französische Staatspräsident Georges Pompidou kommt zu zweitägigen Konsultationen mit der Bundesregierung nach Bonn. Hauptthema der Gespräche, die Pompidou u.a. mit Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) führt, ist der geplante EG-Gipfel im Oktober. Pompidou hatte das Gipfeltreffen zuvor angesichts zahlreicher Differenzen zwischen den EG-Staaten in Frage gestellt, erklärt sich gegen über Brandt nun doch zur Teilnahme bereit.

5.7.1972, Mittwoch

Nach Bildung der sozialistisch-kommunistischen Volksfront am 27. Juni tritt der französische Ministerpräsident Jacques Chaban-Delmas auf Betreiben von Staatspräsident Georges Pompidou zurück. Nachfolger des liberalen Chaban-Delmas wird Pierre Auguste Joseph Messmer vom “orthodoxen” Flügel der Gaullisten.

In Bonn wird das langfristige deutsch-sowjetische Abkommen über Handel und wirtschaftliche Zusammenarbeit unterzeichnet. Das Abkommen, das sich erstmals auch auf Berlin (West) erstreckt, beendet den vertraglosen Zustand im Warenaustausch zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion.

In Botswana wird die erste Diamantenmine in Betrieb genommen. Die in Orapa im Nordosten des Landes gelegene Mine ist eine der größten der westlichen Welt. Vorgesehen ist eine jährliche Förderung von 2,4 Mio. Karat Diamanten.

In Stockholm stellt der schwedische Diskuswerfer Ricky Bruch mit 68,40 m den Weltrekord ein. Im Speerwurf erzielt Janis Lusis (UdSSR) mit 93,80 m einen neuen Weltrekord.

6.7.1972, Donnerstag

In Düsseldorf schließen die Bundesrepublik Deutschland und die UdSSR das zweite deutsch-sowjetische Erdgas-Röhren-Abkommen. Es sieht die Lieferung sowjetischen Erdgases in die Bundesrepublik Deutschland und deutscher Großröhren in die UdSSR sowie die Gewährung eines Kredits an die Sowjetunion vor.

Der österreichische Nationalrat verabschiedet ein Gesetz, das die Einführung von zweisprachigen Ortsschildern in den Bezirken Kärntens mit slowenischer oder gemischter Bevölkerung vorsieht. Nach Aufstellung der deutsch-slowenischen Schilder im September kommt es zu Gegenaktionen der “National-Kärntner”. Der “Ortstafelkrieg” belastet die österreichisch-jugoslawischen Beziehungen.

7.7.1972, Freitag

Bundeswirtschafts- und -finanzminister Karl Schiller (SPD) tritt wegen Meinungsverschiedenheiten über die Währungs- und Finanzpolitik innerhalb des Bundeskabinetts von seinem Amt zurück. Sein Nachfolger wird der bisherige Verteidigungsminister Helmut Schmidt (SPD), dessen Amt der bisherige Post- und Verkehrsminister Georg Leber (SPD) übernimmt.

In Offenbach werden zwei mutmaßliche Mitglieder der Baader-Meinhof-Gruppe festgenommen.

Die Kultusministerkonferenz vereinbart die Neugestaltung der gymnasialen Oberstufe. An die Stelle der alten Oberstufe (Klassen 11- 13) soll ein System von Grund- und Leistungskursen treten.

8.7.1972, Samstag

Im Verlauf des offiziellen Besuchs des syrischen Präsidenten Hafis Al Asad in der Sowjetunion, der nach viertägiger Dauer zu Ende geht, werden ein Vertrag über wirtschaftliche und technische Zusammenarbeit und ein Abkommen über die Gründung eines ständigen sowjetisch-syrischen Ausschusses für wirtschaftliche und technische Zusammenarbeit abgeschlossen.

Die US-Regierung in Washington gibt den Abschluss eines Drei-Jahres-Abkommens mit der UdSSR über die Lieferung von Getreide im Wert von 750 Mio. US-Dollar (rd. 2,4 Mrd. DM) bekannt.

9.7.1972, Sonntag

Die nationalen Konferenzen der Kommunistischen und Sozialistischen Partei Frankreichs in Paris billigen das am 27. Juni vereinbarte gemeinsame Regierungsprogramm.

Stan Smith im Herren-Einzel und Billie Jean King im Damen-Einzel (beide USA) sind die Sieger des diesjährigen Tennisturniers in Wimbledon (seit 26. Juni).

10.7.1972, Montag

Als erste Amtshandlung versetzt der neue Bundesverteidigungsminister Georg Leber (SPD) Staatssekretär Günter Wetzel (SPD) in den einstweiligen Ruhestand. Leber erklärt dazu, Wetzel habe jetzt erst seine wahre politische Haltung zu erkennen gegeben. Daraufhin tritt Wetzel aus der SPD aus und stellt am 25. Juli einen Aufnahmeantrag bei der CDU.

In Bayern erhält das Volksbegehren gegen das neue Rundfunkgesetz, das der Landtag am 24. Februar mit CSU-Mehrheit beschlossen hatte, nicht nur die erforderlichen 10% der Wählerstimmen, sondern findet fast 14% Befürworter. Der SPD-Landesvorsitzende Hans-Jochen Vogel zu dem Ergebnis: “So was tut der CSU weh.” Die endgültige Entscheidung gegen das Gesetz bringt der Volksentscheid vom 1. Juli 1973.

Finnland wiederholt in einem offiziellen Memorandum an die Handelsmissionen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR in Helsinki ihren erstmals am 10. September 1971 unterbreiteten Vorschlag, diplomatische Beziehungen zu beiden deutschen Staaten aufzunehmen.

11.7.1972, Dienstag

Der französische Außenminister Maurice Schumann beendet seinen offiziellen Besuch in der VR China (seit 6. 7.). Vor Pressevertretern in Schanghai erklärt Schumann, China habe nicht die Absicht, eine nukleare Großmacht zu werden. Beide Seiten hätten teilweise übereinstimmende Ansichten über Abrüstungsfragen.

Kuba wird als Vollmitglied in den RGW (Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe, COMECON) und damit als erster lateinamerikanischer Staat in das “sozialistische Lager” aufgenommen.

12.7.1972, Mittwoch

Die in Washington erscheinende Tageszeitung “Washington Daily News” gibt die sofortige Einstellung ihres Erscheinens bekannt. Angesichts der seit Jahren defizitären Betriebsergebnisse fusioniert die Zeitung mit der anderen Washingtoner Abendzeitung, “Evening Star”.

13.7.1972, Donnerstag

Einige junge Demonstranten besetzen zwei Stockwerke der Schweizer Botschaft in Paris. Sie wollen damit auf ihre Forderung aufmerksam machen, den Schweizer Jura als unabhängigen 23. Kanton zu etablieren. Nach Verhandlungen verlassen die Separatisten die Botschaft wieder. Am 16. Juli wird ein Munitionsdepot der Armee in der Nähe von Clovelier im Berner Jura durch einen Sprengstoffanschlag fast vollständig zerstört. Die sog. Front de Libération Jurassien übernimmt die Verantwortung für die Tat.

Der Parteikonvent der Demokratischen Partei in Miami Beach im US-Bundesstaat Florida nominiert den Senator von South Dakota, George Stanley McGovern, zum Präsidentschaftskandidaten der Demokratischen Partei für die am 7. November stattfindenden Präsidentschaftswahlen.

In dritter Lesung verabschiedet das britische Unterhaus das Zustimmungsgesetz zum Beitritt Großbritanniens zur Europäischen Gemeinschaft mit 301 gegen 284 Stimmen.

Bei den nach fast zweimonatiger Unterbrechung am 29. Juni wieder aufgenommenen Pariser Vietnamgesprächen zeichnet sich noch keine Annäherung ab.

14.7.1972, Freitag

Nach dem Ende eines Waffenstillstands in Nordirland am 9. Juli kommt es erneut zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen vor allem in Belfast und Londonderry. Bei Gefechten mit der britischen Armee in Belfast setzt die IRA erstmals auch Raketenwerfer ein.

15.7.1972, Samstag

Giuseppe Verdis Oper “Ernani” wird erstmals in der Arena von Verona aufgeführt. Franco Corelli singt die Titelrolle.

16.7.1972, Sonntag

Auf einem außerordentlichen Parteitag in Rom beschließt die Sozialistische Partei der Proletarischen Einheit (PSIUP) ihre Auflösung und den Anschluss an die Kommunistische Partei Italiens (PCI). Die PSIUP, die sich 1964 von der Sozialistischen Partei abgespalten hatte, konnte bei den Parlamentswahlen am 8. Mai kein Mandat erringen. Ein kleiner Teil der PSIUP-Mitglieder schließt sich den Sozialisten an.

17.7.1972, Montag

In Madrid wird ein Vertrag über die Errichtung eines “Deutsch-spanischen Astronomischen Zentrums” unterzeichnet. Danach soll ein Observatorium auf dem Calar Alto (2168 m) in der Sierra de los Filabres in der Provinz Almeria gebaut werden, wo man mit 200 sternklaren Nächten im Jahr rechnen kann. In dem Observatorium, das vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg betrieben werden wird, soll ein Spiegelteleskop von 2,2 m Durchmesser, das leistungsfähigste in Europa, installiert werden.

Das jugoslawische Außenministerium erteilt der Bank von Ljubliana die Genehmigung, ein Bankhaus in Frankfurt am Main zu errichten. Die Ljubljanska Banka A. G. soll die jugoslawischen Firmen, die in der Bundesrepublik errichtet werden, bei ihren Geldgeschäften betreuen und Spareinlagen jugoslawischer Gastarbeiter verwalten.

18.7.1972, Dienstag

Ägypten kündigt die Ausweisung der 15 000 sowjetischen Militärberater an. Im Hintergrund dieser Entscheidung stehen Auseinandersetzungen über die sowjetische Militärhilfe.

Die am 17. und 18. Juli in London tagenden Finanzminister und Notenbankpräsidenten der sechs Mitglieder und der Beitrittsstaaten der Europäischen Gemeinschaft beschließen die im Dezember 1971 festgesetzten Paritäten – mit Ausnahme des Floatings der britischen Währung – zu verteidigen. Erforderlichenfalls sollen weitere US-Dollar zur Stützung des Dollar-Kurses aufgekauft werden.

19.7.1972, Mittwoch

UN-Generalsekretär Kurt Waldheim gibt vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen die Ergebnisse seiner jüngsten Konsultationen mit der südafrikanischen Regierung bekannt. Man sei übereingekommen, geeignete Maßnahmen zur Lösung der politischen Probleme in Südwestafrika (Namibia) auszuarbeiten. Die südafrikanische Regierung habe sich bereit erklärt, Südwestafrika weitgehende Selbstbestimmungs- und Unabhängigkeitsrechte zu übertragen.

In Brüssel treffen die Außenminister der Mitglieds- und Beitrittsländer der Europäischen Gemeinschaft zur Vorbereitung der geplanten Pariser Gipfelkonferenz zusammen.

20.7.1972, Donnerstag

Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) bekräftigt in einem Interview mit der Zeitschrift “Neue Revue” die Bereitschaft seiner Partei zur Fortsetzung der Koalition mit der SPD nach den Bundestagswahlen. Zugleich bezeichnet Genscher die Zusammenarbeit mit der SPD jedoch als Zweckbündnis.

Der Großindustrielle Friedrich Flick stirbt im Alter von 89 Jahren in Konstanz. Bei der Testamentseröffnung kommt es zu einem Eklat.

Die USA führen auf dem Versuchsgelände im Bundesstaat Nevada den vierten unterirdischen Atomtest des Jahres 1972 mit einer Sprengkraft unter 20 000 t TNT durch.

21.7.1972, Freitag

In Nordirland fordert der “blutige Freitag” elf Todesopfer und 130 Verletzte durch 26 Bombenanschläge der IRA innerhalb weniger Minuten.

Der Westberliner Senat erwirbt ein bisher zu Berlin (Ost) gehörendes 8,5 ha großes Gebiet am Potsdamer Platz (Kaufpreis: 31 Mio. DM).

Die feierliche Eröffnungspremiere von Richard Wagners “Tannhäuser” bei den Festspielen in Bayreuth veranlasst das Publikum zu heftigen Reaktionen. Auf lautstarken Protest stößt diese sozialkritische Neuinszenierung des Ostberliner Regisseurs Götz Friedrich.

22.7.1972, Samstag

Die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) einerseits sowie Österreich, Schweden die Schweiz, Finnland, Island und Portugal, die der Europäischen Freihandelszone (EFTA) angehören, andererseits unterzeichnen in Brüssel ein Freihandelsabkommen. Damit wird ein Freihandelsraum von 16 Staaten, 300 Mio. Menschen und einem Gesamtvolumen von 140 Mrd. US-Dollar (rd. 450 Mrd. DM) – die größte Handelsmacht der Welt – geschaffen.

Der spanische Außenminister Gregorio Lopez Bravo beendet seinen offiziellen Besuch in Großbritannien (seit 19. 7.) bei dem es um die Fortsetzung der Gespräche mit dem britischen Außenminister Alexander Frederick Douglas-Home über die Gibraltar-Frage ging. Großbritannien lehnt die Rückgabe der Kronkolonie an Spanien weiter ab.

23.7.1972, Sonntag

Der Belgier Eddy Merckx gewinnt die Tour de France zum viertenmal hintereinander. Zuvor hatte Merckx auch den Giro d’Italia gewonnen.

24.7.1972, Montag

Die drei großen Gewerkschaftsverbände Italiens, die kommunistisch-sozialistisch kontrollierte CGIL (Confederazione generale italiana del lavoro), die von den Christdemokraten geführte CISL (Confederazione italiana singacati lavoratore) und die den Sozialdemokraten und Republikanern nahestehende UIL (Unione italiana del lavoro) schließen sich zu einem Dachverband zusammen.

Der Selbstwählferndienst von Berlin (West) aus mit zunächst 32 Ortsnetzen im Bereich der DDR (Bezirk Potsdam) wird eröffnet. Damit ist es erstmals möglich, Ferngespräche in die DDR im Selbstwählferndienst abzuwickeln.

25.7.1972, Dienstag

Nach Angaben von US-Finanzminister George P. Shultz beträgt das Defizit des am 30. Juni abgeschlossenen Haushaltsjahrs rd. 23 Mrd. US-Dollar (rd. 74 Mrd. DM). Es sei damit erheblich niedriger, als befürchtet worden war. Noch im Januar 1972 hatte US-Präsident Richard M. Nixon ein Defizit von 38,8Mrd. US-Dollar (rd. 124 Mrd. DM) vorausgesagt. Shultz führt die günstigere Entwicklung auf den Aufschwung der US-Wirtschaft zurück.

Japan gibt die Aufhebung der bisherigen Beschränkungen für Kredite an die VR China bekannt. Zu dieser Entscheidung kommt es im Zusammenhang mit den sich verbessernden japanisch-chinesischen Beziehungen.

26.7.1972, Mittwoch

Die israelische Ministerpräsidentin Golda Meir begrüßt vor dem Parlament in Jerusalem die Entscheidung der ägyptischen Regierung, die sowjetischen Militärberater auszuweisen. Zugleich fordert sie Ägypten erneut zu einem direkten Dialog auf.

27.7.1972, Donnerstag

Der neue Bundesfinanz- und -wirtschaftsminister Helmut Schmidt (seit 7. 7.) trifft zu Gesprächen mit seinem französischen Amtskollegen Valéry Giscard d’Estaing in Paris ein. Beide Minister stimmen darin überein, dass die EG-Länder die im Dezember 1971 festgelegten Paritäten mit allen Mitteln verteidigen müssten. Ein gemeinsames Floaten der EG-Währungen gegenüber Drittländern komme nicht in Frage.

Der Senat von Berlin (West) veröffentlicht eine Protesterklärung im Zusammenhang mit einem Grenzzwischenfall an den Sperranlagen zwischen dem Ostberliner Stadtteil Rosenthal und der Westberliner Großsiedlung Märkisches Viertel. In der Nacht zum 27. Juli hatten DDR-Grenzsoldaten auf einen Flüchtling geschossen. Zahlreiche Geschosse schlugen auf Westberliner Gebiet ein.

Die “Konferenz der kommunistischen und Arbeiterparteien in Europa gegen die amerikanische Aggression in Vietnam” in Paris billigt eine “Deklaration für die Solidarität mit den Völkern Indochinas”, die den “Ausrottungskrieg” der USA verurteilt. An der Konferenz nehmen Vertreter von 27 europäischen kommunistischen Parteien teil.

28.7.1972, Freitag

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestags, Gerhard Schröder, beendet seinen Besuch in der VR China (seit 14. 7.). Schröder (CDU), der als erster prominenter Politiker der Bundesrepublik die VR China besucht, wird überraschend von Regierungschef Zhou Enlai empfangen. China signalisiert Interesse an der Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit der Bundesrepublik.

Die Botschaft der VR China in Paris bestätigt eine bisher nur inoffiziell kursierende Version, dass der frühere chinesische Verteidigungsminister und designierte Nachfolger Mao Zedongs, Lin Piao, während eines Fluchtversuchs in die Sowjetunion am 12. September 1971 bei einem Absturz seines Flugzeugs über der Mongolischen Volksrepublik ums Leben gekommen ist.

29.7.1972, Samstag

Im Rahmen der Salzburger Festspiele wird Thomas Bernhards Bühnenstück “Der Ignorant und der Wahnsinnige” in einer Inszenierung von Claus Peymann uraufgeführt. Im Zusammenhang mit der für den 4. August geplanten Wiederholung kommt es zu einem Skandal. Die Aufführung wird abgesagt, da Peymanns Forderung, die Notbeleuchtung am Schluss des Stücks auszuschalten, aus Sicherheitsgründen abgelehnt wird.

30.7.1972, Sonntag

Das Wasserkraftwerk von Krasnojarsk am oberen Jenissei in Sibirien wird in Betrieb genommen. Nach sowjetischen Angaben handelt es sich um das größte Wasserkraftwerk der Welt. Jeder der zwölf Generatoren leistet 500 000 kW.

Auf dem Nürburgring kommt es zu einem Ferrari-Doppelsieg: Der Belgier Jackie Ickx gewinnt den Großen Preis von Deutschland vor Clay Regazzoni.

31.7.1972, Montag

Britische Truppen beseitigen die Barrikaden in den bisher von der IRA kontrollierten katholischen “No go-Distrikten” in der nordirischen Stadt Londonderry.

Chroniknet