Was geschah im Juni 1909

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Wetterstationen Juni 1909

1.6.1909, Dienstag

In Berlin findet der 20. internationale Bergarbeiterkongress statt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen Fragen der Sicherheit in den Gruben sowie die fortschreitende Verstaatlichung von Bergwerken.

Der bayerische Prinzregent Luitpold eröffnet im Münchener Glaspalast im Beisein von Regierungsvertretern die 10. internationale Kunstausstellung.

Der oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten (Supreme Court) erklärt in Washington die Praxis der Einwanderungsbehörde für verfassungsmäßig, Schifffahrtsgesellschaften, die illegale Einwanderer ins Land bringen, Geldbußen aufzuerlegen.

2.6.1909, Mittwoch

Karl Liebknecht, Abgeordneter der Sozialdemokraten im preußischen Landtag, wird in Berlin aus dem Gefängnis entlassen.

In Heilbronn tagt der 20. evangelisch-soziale Kongress. Im Mittelpunkt stehen die steigenden Austritte von Arbeitern aus der Kirche.

Anlässlich der Eröffnung einer Ausstellung “Alaska-Yukon-Pacific” in Seattle (US-Bundesstaat Washington), die der Entwicklung und Erschließung des Nordwestens der Vereinigten Staaten gewidmet ist, wird eine Automobil-Wettfahrt von New York nach Seattle über mehr als 5800 km gestartet.

3.6.1909, Donnerstag

In der holländischen Kolonie Sumatra fordert ein schweres Erdbeben 230 Tote. Die Erdstöße richten in der Hauptstadt Padang am Fuße des 3805 m hohen Vulkans Korintji an der Westküste der Insel schwere Sachschäden an.

4.6.1909, Freitag

In einer Kohlengrube bei Arabalde (Spanien) kommen bei einer Explosion 65 Bergarbeiter ums Leben. Das Unglück wurde durch eine Schlägerei zwischen den Kumpeln ausgelöst: Ein niedergeschlagener Arbeiter entzündete mutwillig eine Dynamitpatrone.

Auf dem 17. deutschen Geographentag wird die Einführung von speziellen Luftschiffkarten als Navigationshilfe entsprechend den herkömmlichen Seekarten für die Schifffahrt beschlossen. Die Teilnehmer sprechen sich außerdem für die Einführung des Faches Geologie an Gymnasien aus.

Der marokkanische Sultan Abd al Hafis erlässt ein Dekret, das es Juden in Fès verbietet, sich auf den Terrassen ihrer Häuser aufzuhalten. Dadurch soll verhindert werden, dass sie seinen neuerbauten Palast betrachten können. Seinen Streitkräften erteilt er den Befehl, auf Zuwiderhandelnde zu schießen.

In Bonn konstituiert sich die “Deutsche Vereinigung”. Der Vorsitzende, Graf von Hoensbroech bezeichnet die Verbreitung des nationalen Gedankens und die Überwindung konfessioneller Gegensätze als wichtigste Ziele der Organisation.

5.6.1909, Samstag

Auf der neunten Hauptversammlung des Deutschen Flottenvereins in Kiel fordert der Präsident der Organisation, Großadmiral Hans von Koester, den weiteren Ausbau der deutschen Kriegsflotte.

In Kiel läuft der Kreuzer “Köln” vom Stapel. Das 4000 BRT große Schiff ist als erstes Schiff der Kriegsmarine mit einem stählernen Schiffskörper ausgestattet.

Durch Unachtsamkeit eines Soldaten explodiert in Krakau der Pulverturm, Wahrzeichen der Stadt und Munitionsdepot der Armee. Das Unglück fordert drei Todesopfer und verursacht in einem Umkreis von mehreren hundert Metern schwere Sachschäden.

6.6.1909, Sonntag

Das US-Kriegsministerium beschließt die Aufstellung einer Luftschiffabteilung zur Küstenverteidigung, wobei die Luftschiffe zur Fernaufklärung eingesetzt werden sollen. Das Ministerium erklärt, den militärischen Nutzen von Luftschiffen hätten die Flüge von Ferdinand Graf von Zeppelin in Deutschland bewiesen.

Der in London tagende 7. internationale Kongress für Chemie befasst sich vor allem mit Fragen des Patentschutzes. So sollen Patente eines Landes auch für andere Staaten Gültigkeit haben.

Das österreichische Derby in Wien Freudenau gewinnt der Hengst “Stixenstein” aus dem Stall des Grafen Esterházy unter Jockey Steve Miles.

7.6.1909, Montag

Bei Ausgrabungen in der im Jahre 62 n. Chr. bei einem Ausbruch des Vesuv verschütteten Stadt Pompeji entdecken Archäologen eine vollständig erhaltene Villa römischer Bauart. Nach Angaben der Wissenschaftler sind die gefundenen Statuen, Fresken, Möbel und Silbergefäße von unschätzbarem Wert.

Die australische Regierung in Canberra bietet der britischen Admiralität an, die finanziellen Mittel zum Bau eines Schlachtschiffes vom Typ “Dreadnought” bereitzustellen. Australien besitzt keine eigene Kriegsflotte und steht unter dem Schutz der britischen Marine.

In Berlin verabschiedet der Deutsche Reichstag ein Gesetz gegen den “unlauteren Wettbewerb”.

8.6.1909, Dienstag

In Berlin kommen die Finanzminister der deutschen Länder mit Vertretern der Reichsregierung zu einer Besprechung über die geplante Reichsfinanzreform zusammen.

Kaiser Wilhelm II. erteilt dem deutschen Generaloberst Colmar Freiherr von der Goltz (Goltz-Pascha) die Genehmigung, die Neuorganisation der türkischen Streitkräfte zu leiten. Die Regierung in Konstantinopel (Istanbul) hatte vor wenigen Tagen den Kaiser um die Entsendung deutscher Militärberater ersucht.

In Protestkundgebungen und Demonstrationen fordert die bulgarische Bevölkerung in Mazedonien die Regierung des Mutterlandes Türkei auf, künftig auch Bulgaren zum türkischen Militärdienst zuzulassen.

9.6.1909, Mittwoch

Eine Abordnung von 120 Vertretern der Anglikanischen Kirche wird in Berlin von Kaiser Wilhelm II. empfangen. Die Geistlichen der britischen Staatskirche reisen danach zu Begegnungen nach Eisenach, Bielefeld und Bremen.

Auf der Jahrestagung der Deutschen Kolonialgesellschaft in Dresden wird eine weitergehende Selbstverwaltung der deutschen Siedler in Südwestafrika empfohlen. Die Teilnehmer fordern außerdem eine Erhöhung der staatlichen Förderung und die Einführung eines fremdsprachlichen Unterrichts für Aussiedlungswillige.

10.6.1909, Donnerstag

In Berlin wird die Operette “Die Sprudelfee” des deutschen Komponisten Heinrich Reinhardt uraufgeführt.

Die Polizei in Marion (US-Bundesstaat Ohio) hebt das nordamerikanische Hauptquartier der internationalen Verbrecherorganisation “Schwarze Hand” aus. Der weltweit tätigen Bande werden u.a. Erpressungen von Industriellen und Adligen sowie zahlreiche Morde vorgeworfen.

Der britische Dampfer “Slavonia” sendet vor den Azoren als erstes Schiff das 1908 eingeführte internationale Notrufsignal SOS aus.

Die US-amerikanische Führung kündigt an, dass US-Unternehmen sich mit Unterstützung der Regierung in Washington an der Hankau-Szetchuan-Eisenbahn in China beteiligen werden. Nach Ansicht von Beobachtern markiert die Ankündigung einen außenpolitischen Kurswechsel; offensichtlich wolle der neue US-Präsident William Howard Taft das Engagement der Vereinigten Staaten in Asien deutlich verstärken.

In Berlin veröffentlicht der “Reichsanzeiger” einen Erlass Wilhelm II., zur Durchführung einer Verwaltungsreform in Preußen. Die Reform soll von einer Immediatkommission vorbereitet werden.

11.6.1909, Freitag

Das preußische Herrenhaus lehnt die vom Abgeordnetenhaus empfohlene Radfahrsteuer für Preußen ab.

Bei Zusammenstößen zwischen der Gendamerie der persischen Stadt Täbris und türkischen Streitkräften kommen zwölf Menschen ums Leben. Der türkische Konsul hatte nach einer Auseinandersetzung mit der Polizei in Täbris die Soldaten zu Hilfe gerufen.

In Madrid genehmigt der Staatsrat angesichts der Spannungen zwischen Spanien und Marokko einen Sonderfonds zur Verstärkung der spanischen Garnisonen in Nordafrika.

12.6.1909, Samstag

Nach fünftägiger Fahrt erreicht eine Gruppe italienischer Radfahrer Paris, wo sie auf einem Empfang der Stadtverwaltung eine Resolution der römischen Stadtväter zur italienisch-französischen Völkerfreundschaft übergeben.

In Kiel rufen die gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten der städtischen Betriebe nach dem Scheitern der Lohnverhandlungen den Generalstreik aus. Die notwendigsten Arbeiten, wie Müllbeseitigung und öffentlicher Personenverkehr, müssen von Arbeitern aus dem Umland übernommen werden.

Auf der Themse hält die britische Marine eine Flottenparade ab, an der 144 Kriegsschiffe teilnehmen. Gezeigt werden u.a. 26 moderne Unterseeboote.

König Leopold II. von Belgien betont in einer Rede in Antwerpen die Notwendigkeit des Ausbaus der Handelsflotte zur Intensivierung der wirtschaftlichen Beziehungen mit den afrikanischen Kolonien. Weiterhin empfiehlt der Monarch verstärkte Anstrengungen bei der Kolonialisierung Chinas.

Vertreter des Handels, der Industrie, der Banken und des Handwerks gründen in Berlin den “Hansabund”. Die Organisation tritt für eine Liberalisierung des Handels ein.

13.6.1909, Sonntag

Die britischen Streitkräfte erproben auf der Salisbury-Ebene Geschütze, die gegen feindliche Luftschiffe eingesetzt werden sollen. Als Übungsziel für die neuartigen Luftabwehrgeschütze dienen sog. Scheibenballons.

Eine in London tagende Konferenz der englischen Arbeiterpartei verurteilt den bevorstehenden Besuch des russischen Zaren Nikolaus II. bei König Eduard VII. und fordert ihre Mitglieder zu Protestdemonstrationen auf.

In einer Note an die Regierungen in Petersburg und London protestiert die Türkei gegen den für August geplanten Abzug der russischen und britischen Truppen von Kreta. Sie befürchtet eine endgültige Annexion der Insel durch Griechenland.

14.6.1909, Montag

Auf einer von Pressevertretern aus England und den britischen Kolonien veranstalteten Konferenz über Flottenfragen fordert Admiral John Fisher, Konstrukteur der Großkampfschiffe der “Dreadnought”-Klasse, eine drastische Erhöhung der Aufwendungen für den Bau weiterer Schlachtschiffe. Um den Bau zu finanzieren, müssten die Kolonien und Protektorate des Vereinigten Königreiches künftig an den Kosten beteiligt werden.

In Berlin wird eine statistische Erhebung veröffentlicht, nach der sich im Deutschen Reich im laufenden Sommersemester 1432 Frauen an Universitäten und Hochschulen eingeschrieben haben. 699 Frauen studieren Philosophie, Fremdsprachen und Geschichte, 371 Medizin, 245 Naturwissenschaften, 44 Zahnmedizin und 42 Rechts- und Staatswissenschaften.

Bei einem Erdbeben in Südfrankreich werden fünf Ortschaften nahezu völlig zerstört. Bei der Naturkatastrophe kommen 45 Menschen ums Leben.

15.6.1909, Dienstag

In Berlin schließen der Publizist Maximilian Harden und der frühere Berliner Stadtkommandant Kuno Graf von Moltke einen Vergleich. Harden, der Moltke öffentlich der Homosexualität bezichtigt hatte und am 20. April wegen übler Nachrede zu einer Geldstrafe verurteilt worden war, erklärt seinen Verzicht auf ein Berufungsverfahren.

Ein Geschwader der deutschen Marine nimmt von Kiel aus Kurs auf die unter russischer Hoheit stehenden finnischen Schären. Der Flottenverband ist der Begleitschutz für den deutschen Kaiser Wilhelm II., der auf See mit dem russischen Zaren Nikolaus II. zusammentreffen wird.

16.6.1909, Mittwoch

In Wien empfängt der österreichische Kaiser Franz Joseph Prinz Heinrich von Preußen zu einem Meinungsaustausch.

Die russische Marine legt in Petersburg vier Großkampfschiffe mit jeweils 23 000 BRT auf Kiel. Flaggschiff des neuen Geschwaders, das die russische Marine wieder zu einer der stärksten der Welt machen soll, ist die “Poltawa”.

Anlässlich des 100. Jahrestages des Aufstands von Andreas Hofer gegen die französische Herrschaft während der Napoleonischen Kriege finden in Tirol zahlreiche Gedenkfeiern statt.

17.6.1909, Donnerstag

Der deutsche Automobilrennfahrer und Konstrukteur Wilhelm von Opel gewinnt in München auf einem Wagen seines Unternehmens die “Prinz-Heinrich-Fahrt”.

Der Bundesrat ratifiziert in Berlin einen umfassenden Freundschafts-, Handels- und Schifffahrtsvertrag mit Venezuela.

In den finnischen Schären treffen Kaiser Wilhelm II. und der russische Zar Nikolaus II. zu einem Meinungsaustausch zusammen.

Die serbische Regierung beschließt, Belgrad in den kommenden Jahren zu einer repräsentativen Hauptstadt und königlichen Residenz auszubauen. Zur Finanzierung der umfangreichen Baumaßnahmen ist die Einrichtung eines Sonderfonds vorgesehen.

19.6.1909, Samstag

Das italienische Parlament in Rom nimmt nach dreitägiger Debatte die Regierungsvorlage zum Flottenbauprogramm an. Vorgesehen ist u.a. die Anschaffung moderner Schlachtschiffe und Kreuzer, für deren Bau bei Venedig eine neue Werft eingerichtet werden soll.

20.6.1909, Sonntag

Während der Pferderennen im französischen Auteuil kommt es zu einer Unterbrechung aufgrund eines Streiks der Stalljungen. Bei daraufhin stattfindenden Ausschreitungen des aufgebrachten Publikums wird die Tribüne total zerstört.

21.6.1909, Montag

In Kiel wird im Beisein von Kaiser Wilhelm II. die internationale Kieler Woche eröffnet.

Die 7000. von der Firma Borsig gebaute Lokomotive wird in Berlin-Tegel im Rahmen einer feierlichen Zeremonie französischen Staatsvertretern übergeben.

22.6.1909, Dienstag

Im Stadion der Harvard-Universität (US-Bundesstaat Massachusetts) führen mehr als 2000 Mitwirkende Friedrich von Schillers “Jungfrau von Orleans” in englischer Sprache auf. Dem Schauspiel wohnen mehr als 12 000 Zuschauer bei.

In Toronto (Kanada) treffen sich Delegierte aus Europa und Nordamerika zu einem internationalen Kongress der Frauenrechtlerinnen. Die Teilnehmerinnen erarbeiten u.a. Reformvorschläge zum Frauenwahlrecht, zur rechtlichen Besserstellung von ledigen Müttern und zu den Ehegesetzen.

In Verona treffen sich Kommunalpolitiker und Unternehmer zu einer Konferenz über die Entwicklung des Tourismus am Gardasee. In der Öffentlichkeit waren in den letzten Wochen Klagen über den Massenandrang deutscher und österreichischer Urlauber laut geworden, die den “italienischen Charakter” des Gardasees gefährden würden. Zur Eindämmung des deutschen Einflusses sollen künftig vermehrt englische und französische Touristen geworben werden.

23.6.1909, Mittwoch

Aus den niederländischen Parlamentswahlen gehen die Regierungsparteien der Rechtskoalition als Sieger hervor. Als ihre vordringlichsten Aufgaben bezeichnet die durch die Wahlen gestärkte Regierung eine Verfassungsreform und den Ausbau der Seehäfen.

Auf dem in Darmstadt veranstalteten 17. Bundestag der Deutschen Gastwirte protestieren die Teilnehmer scharf gegen die im Rahmen der Reichsfinanzreform vorgesehene Einführung einer Biersteuer.

Anlässlich des 100. Geburtstages des Naturforschers Charles Darwin und des 50. Jahrestages des Erscheinens seines Buches “Der Ursprung der Arten” wird in der englischen Universitätsstadt Cambridge mit einem Festakt in Anwesenheit von Regierungsvertretern das neuerbaute Darwin-Museum eröffnet.

Der im Bau befindliche Burgwaldtunnel in den Schweizer Alpen stürzt auf einer Länge von 30 m ein. Bei dem Unglück kommen drei Arbeiter ums Leben. Der insgesamt 1733 m lange Tunnel stand kurz vor seiner Fertigstellung und sollte in wenigen Tagen feierlich eröffnet werden.

24.6.1909, Donnerstag

Im Beisein des italienischen Königspaares und einer französischen Regierungsdelegation wird auf dem Schlachtfeld von Solferino feierlich des 50. Jahrestages des Sieges über Österreich gedacht.

Im Deutschen Reichstag scheitert die Vorlage der Regierung zur Einführung einer Erbschaftssteuer am Widerstand der Konservativen, des Zentrums und der Sozialdemokraten.

25.6.1909, Freitag

Russische Streitkräfte besetzen die persische Ortschaft Ensili am Südufer des Kaspischen Meeres.

Bei einer Schlagwetterexplosion in einem Kohlenbergwerk nahe der ungarischen Stadt Györ kommen sieben Bergleute ums Leben.

26.6.1909, Samstag

Im Beisein des britischen Königspaares wird im Londoner Stadtteil South Kensington das “Viktoria und Albert Museum” eröffnet. In den 145 Räumen des von dem Architekten Sir Anton Webb entworfenen Gebäudes, zu dem Königin Victoria 1899 den Grundstein gelegt hatte, sind Kunstgegenstände aus Europa und den britischen Kolonien zu sehen.

In Lübeck endet der Deutsche Ärztetag mit der Verabschiedung einer Resolution, in der u.a. die freie Zulassung zum Kassenarzt gefordert wird.

Der russische Zar Nikolaus II. wird in Stockholm vom schwedischen König Gustav V. zu einem offiziellen Besuch empfangen. Bei dem Treffen kommt es zu einem Terroranschlag eines linksgerichteten Extremisten, bei dem ein hoher schwedischer Offizier getötet wird.

Während einer Audienz bei Wilhelm II. an Bord der kaiserlichen Jacht “Hohenzollern” in Kiel ersucht Reichskanzler Bernhard von Bülow den Kaiser um seine Entlassung. Bülow begründet seine Demission mit der vom Reichstag abgelehnten Vorlage zur Erbschaftssteuer.

27.6.1909, Sonntag

In Teheran erklärt der Schah von Persien, Mohammad Ali, das von ihm vor wenigen Wochen erlassene demokratische Wahlgesetz für ungültig.

Sieger des Deutschen Derbys wird auf der Galopprennbahn von Hamburg-Horn der Hengst “Arnfried” unter Jockey Siegfried Warne.

Der Magdeburger Oskar Schiele schwimmt in Kochsee mit 3:04,2 min Weltrekord über 200 m Rücken.

28.6.1909, Montag

Einer der berühmtesten Edelsteine der Welt, der 44,5 Karat schwere “Blaue Diamant”, wird in Paris für umgerechnet rund 350 000 Mark versteigert.

In der britischen Presse wird die Regierung vehement zum Aufbau einer Luftflotte aufgefordert. Politiker mehrerer Parteien nehmen die Anregung auf und erklären, die Bedrohung Großbritanniens durch die Luftschiffe des Grafen Zeppelin sei unerträglich.

In einer Note an die deutsche Reichsregierung protestiert der italienische Außenminister Tommaso Tittoni gegen eine Benachteiligung italienischer Saisonarbeiter.

29.6.1909, Dienstag

In London versuchen mehrere hundert Suffragetten in das britische Unterhaus einzudringen. Die Polizei verhaftet 115 von ihnen.

30.6.1909, Mittwoch

In Berlin wird der Deutsche Bauernbund gegründet. Der Verband versteht sich als Vertretung der Kleinbauern und damit als Gegengewicht zum “Bund der Landwirte” der Großgrundbesitzer.

Chroniknet