Was geschah im Juni 1920

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Wetterstationen Juni 1920

1.6.1920, Dienstag

Der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund (ADGB) und die 1917 gegründete Arbeitsgemeinschaft freier Angestelltenverbände (AfA) errichten eine gemeinsame Betriebsrätezentrale. Sie wird von Fritz Brolat und Clemens Nörpel geleitet.

Bei einer zweitägigen Reichskonferenz der österreichischen Arbeiterräte in Wien (seit 31.5.) werden die Gegensätze zwischen sozialdemokratischen und kommunistischen Arbeitern deutlich. In seiner Rede sieht der österreichische Publizist und SPÖ-Politiker Otto Bauer im Widerspruch zwischen innenpolitischer Macht der Sozialdemokratie und der Ohnmacht Österreichs als Staat die Ursachen für die derzeitige Krise der SPÖ.

Eine Volkszählung in den USA ergibt eine Bevölkerung von 1057 Mio. (mit Ausnahme Alaskas, der Soldaten und Marineangehörigen; 1900: 76 Mio.). New York verfügt über eine Einwohnerzahl von 5,6 Mio. (1900: 3,4 Mio.).

2.6.1920, Mittwoch

In Potsdam findet eine Tagung des sog. Frontbundes unter Beteiligung zahlreicher Soldaten der deutschen Reichswehr statt. Reichswehrminister Otto Geßler (DDP) hatte zuvor eine Teilnahme von Angehörigen aller Truppenteile untersagt. Der politisch rechtsorientierte Frontbund will militärische Formationen (z. B. Freikorps) in ihrem Widerstand gegen die gesetzlich angeordnete Auflösung unterstützen.

Mit einer Inszenierung des mittelalterlichen Mysterienspiels “Die Passion” (nach einer Vorlage des deutschen Schriftstellers Wilhelm Schmidtbonn) eröffnet die deutsche Schauspielerin, Regisseurin und Theaterleiterin Hermine Körner in München das Künstlertheater.

3.6.1920, Donnerstag

Das US-amerikanische Repräsentantenhaus beschließt in Washington eine Aufhebung fast aller noch bestehender Kriegsgesetze. Am 5. Juni billigt auch der US-Senat die Entschließung.

Am Frankfurter Schauspielhaus wird die Tragödie “Platz” von Fritz von Unruh in der Regie von Gustav Hartung uraufgeführt. Mitwirkende sind u.a. Heinrich George, Fridda Brod und Gerda Müller. Für Hartung der im August Intendant am Landestheater Darmstadt wird, ist es die letzte Regiearbeit in Frankfurt.

4.6.1920, Freitag

Im Pariser Vorort Versailles wird der sog. Vertrag von Trianon (benannt nach dem Verhandlungsort, einem Lustschloss im Park von Versailles) zwischen den Alliierten und Ungarn als einem Rechtsnachfolger der Donaumonarchie unterzeichnet.

5.6.1920, Samstag

Die Erste Internationale Dada-Messe wird in Berlin eröffnet. Sie wird von George Grosz, Raoul Hausmann und John Heartfield (eigtl. Helmut Herzfeld) organisiert.

6.6.1920, Sonntag

Erstmals seit Bestehen der Republik wird im Deutschen Reich der Reichstag gewählt (bisheriges Parlament: Weimarer Nationalversammlung). Dabei erzielen die extreme politische Linke und Rechte bedeutende Stimmengewinne, während die Regierungskoalition aus SPD, DDP und Zentrum beträchtliche Verluste hinnehmen muss.

Mehrere Landtagswahlen im Deutschen Reich – u.a. in Bayern und Württemberg – sind durch einen Rechtsrutsch gekennzeichnet.

Der US-amerikanische Präsident Woodrow Wilson unterzeichnet das vom Kongress am Vortag gebilligte Handelsmarinegesetz (sog. Jones Shipping Bill). Es sieht u.a. eine weitreichende staatliche Förderung für die US-Handelsschifffahrt und einen Ausbau des Schifffahrtsamtes (United States Shipping Board) vor.

Der achte Kongress des Internationalen Verbandes für Frauenstimmrecht beginnt im schweizerischen Genf. Nach der Einführung des Frauenstimmrechts in vielen Ländern will der Verband künftig auch für die allgemeine Gleichstellung der Frau kämpfen.

7.6.1920, Montag

Bei Demonstrationen in der österreichischen Stadt Graz gegen Wucherpreise bei Obst und Gemüse werden 15 Menschen getötet und zahlreiche Personen verletzt.

Im Pariser Salle Erard findet ein sog. Festival Erik Satie statt. Der moderne französische Komponist strebt in seinen Werken eine “zustandhafte” Musik ohne eigentliche thematische Entwicklung an.

Das Union-Rennen – ältestes deutsches Galopprennen – wird in Berlin Grunewald von Rubier gewonnen.

8.6.1920, Dienstag

Das britische Unterhaus in London lehnt einen sozialistischen Antrag auf Besteuerung der im Krieg erworbenen Vermögen mit 244 gegen 81 Stimmen ab.

Die MSPD-geführte Reichsregierung unter Kanzler Hermann Müller tritt angesichts des für sie katastrophalen Wahlergebnisses zurück. Am 11. Juni wird Müller erneut mit der Bildung eines Kabinetts beauftragt, lehnt dies jedoch ab, nachdem sich die unabhängigen Sozialdemokraten (USPD) weigern, sich an einer kapitalistisch orientierten Regierungskoalition zu beteiligen. Sie fordern ein rein sozialistisches Kabinett.

9.6.1920, Mittwoch

In Rom tritt die italienische Regierung unter Ministerpräsident Francesco Saverio Nitti zurück. Sein Nachfolger wird am 16. Juni Giovanni Giolitti der zu den prägenden italienischen Politikern der Vorkriegszeit gehört; neuer Außenminister wird der Anti-Revanchist Carlo Sforza.

10.6.1920, Donnerstag

In Darmstadt wird die Ausstellung “Deutscher Expressionismus” eröffnet. Mit Werken u.a. von Emil Nolde, Ernst Barlach, Paul Klee, Wassily Kandinsky und Pablo Picasso zählt sie zu den bedeutendsten deutschen Ausstellungen des Jahres 1920.

Im polnisch-russischen Krieg muss Polen aufgrund der Mitte Mai begonnenen sowjetischen Gegenoffensive Kiew räumen. u.a. durchbrach zuvor der russische Marschall Semjon M. Budjonny mit seiner Reiterarmee, zu der auch Josef W. Stalin gehört, die polnischen Linien.

Die bulgarische agrarsozialistische Regierung unter Alexandar Stamboliski legt eine gesetzliche Arbeitsdienstpflicht fest. Sie beträgt für Männer zwölf, für Frauen sechs Monate.

Die litauische sog. Konstituierende Versammlung nimmt in Kowno (Kaunas) eine Provisorische Verfassung an. Sie erklärt Litauen endgültig zu einer demokratischen Republik und etabliert praktisch die Alleinherrschaft der konstituierenden Versammlung für eine Übergangszeit. Damit wird die alte Provisorische Verfassung vom 4. April 1919 abgelöst, das Ziel einer endgültigen Verfassung jedoch nicht verwirklicht.

11.6.1920, Freitag

In Wien tritt der österreichische Ministerpräsident Karl Renner (SPÖ) mit seiner Regierung zurück. Am 10. Juni hatten die Christlich Sozialen ihre bisherige Koalition mit den Sozialdemokraten aufgekündigt. Zuvor waren bei einer Debatte über die Wahl von Heeresvertrauensmännern unüberbrückbare Meinungsunterschiede zwischen den Koalitionspartnern deutlich geworden.

12.6.1920, Samstag

Im US-amerikanischen Chicago endet der fünftägige Wahlparteitag der Republikaner (sog. Republican National Convention). Die Delegierten wählen Warren G. Harding zum Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen am 2. November 1920. In ihrem Wahlprogramm erklären sie vor allem die Außen- und Friedenspolitik von US-Präsident Woodrow Wilson für gescheitert.

13.6.1920, Sonntag

Thema einer Tagung des Deutschen Fußball-Bundes in Frankfurt am Main ist u.a. der Profi-Fußball.

Der 1. FC Nürnberg gewinnt die erste Deutsche Fußballmeisterschaft nach Ende des Weltkrieges. Vor 35 000 Zuschauern in Frankfurt besiegt der 1. FC die SpVgg. Fürth 2:0.

In Paris wird der albanische General und Politiker Essad Pascha Toptani – Vertreter Albaniens auf der Pariser Friedenskonferenz – ermordet. Der Täter, der 25-Jährige Albaner Avni Rustem (selbst am 20. April 1924 als Parlamentsabgeordneter ermordet), gibt politische Motive für seine Tat an; er wird am 29. November 1920 von einem französischen Schwurgericht freigesprochen. Essad Pascha wurde 1914 albanischer Staatspräsident, musste das Land aber 1916 wegen seiner engen Beziehungen zu Italien und den Alliierten verlassen. Danach unternahm er noch den Versuch, in Paris eine Rolle als offizieller Repräsentant Albaniens zu spielen.

Reichstagsfraktion und Parteiausschuss der MSPD lehnen eine Beteiligung an einer Koalitionsregierung mit der rechtsgerichteten Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) und der Deutschen Volkspartei (DVP) ab.

14.6.1920, Montag

Nach Informationen der britischen Nachrichtenagentur Reuter bestehen Kontakte zwischen der Sowjetregierung und dem Vorsitzenden der türkischen Großen Nationalversammlung, Mustafa Kemal Pascha (ab 1934: Kemal Atatürk). Kemal – Organisator des nationalen Widerstands gegen die alliierte und griechische Okkupation – bietet in einem Brief der Sowjetregierung einen “gemeinsamen Kampf gegen den Imperialismus” an.

In München stirbt der 56-Jährige deutsche Sozialökonom, Wirtschaftshistoriker und Soziologe Max Weber.

15.6.1920, Dienstag

In Darmstadt wird eine Anordnung der MSPD-geführten hessischen Landesregierung zur Behebung des Arbeitermangels in der Landwirtschaft bekannt. Danach sind Arbeitgeber verpflichtet, offene Stellen unverzüglich einem nichtgewerbsmäßigen Arbeitsnachweis zu melden. Nichtlandwirtschaftliche Arbeitgeber dürfen keine Arbeiter einstellen, die bisher im Agrarsektor beschäftigt waren. Außerdem gewährt die Landesregierung Umzugshilfen und Arbeitswegerstattungen für Landarbeiter.

Im italienischen Genua beginnt eine internationale Seemannskonferenz (bis 9.7.). Vom Verwaltungsrat des Internationalen Arbeitsamtes auf seiner ersten Tagung in Paris (26.- 28.1.) anberaumt, soll sie sich mit der internationalen Regelung der Schifffahrt beschäftigen. Vertreten sind 22 Nationen, aus dem Deutschen Reich u.a. der Gewerkschafter und MSPD-Politiker Rudolf Wissell. Ein Antrag auf Einführung des Achtstunden-Arbeitstages und der 48-Stunden-Arbeitswoche an Bord erhält am 9. Juli nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit. Weitere Beschlüsse betreffen u.a. die Einstellung Jugendlicher und die Einführung eines internationalen Signalbuches.

16.6.1920, Mittwoch

In London endet die sechste Tagung des Völkerbundrats. Hauptgegenstand der Beratungen ist ein Hilfeersuchen des offiziell von Ahmed Schah regierten Kaiserreichs Persien wegen des Vormarschs russischer Truppen. Der Rat beschließt jedoch, die inzwischen eingeleiteten direkten Verhandlungen zwischen beiden Staaten abzuwarten.

17.6.1920, Donnerstag

In Anwesenheit des preußischen Innenministers Carl Severing (MSPD) ziehen deutsche Truppen in Flensburg ein. In einer Volksabstimmung hatte die Bevölkerung von Nordschleswig (südlicher Teil) am 14. März für den Verbleib beim Deutschen Reich gestimmt.

Auf einer Tagung der KPD-Führung in Berlin wird u.a. die politische Lage nach den Reichstagswahlen vom 6. Juni und die Vorbereitung auf das zweite Treffen der Kommunistischen Internationale erörtert. Nach Ansicht des KPD-Vorsitzenden Paul Levi steht bei der künftigen Parteiarbeit der Kampf um die Produktionskontrolle durch die Betriebsräte im Vordergrund. Des Weiteren erklärt die Parteiführung, dass die neugegründete KAPD wegen ihrer “nichtmarxistischen” Grundsätze nicht in die Kommunistische Internationale gehöre.

18.6.1920, Freitag

Die Spitzenverbände von Handel, Industrie, Handwerk und Gewerbe sowie die Organisationen landwirtschaftlicher Betriebe schliesen sich in Berlin zum Zentralausschuss der Unternehmerverbände zusammen. Er dient der Wahrnehmung gemeinsamer wirtschaftspolitischer Interessen und dem Kampf gegen die Gewerkschaften.

19.6.1920, Samstag

Die auf Initiative von Reichsinnenminister Erich Koch (DDP) einberufene erste deutsche Reichsschulkonferenz endet in Berlin.

In Marburg werden 14 rechtsgerichtete studentische Zeitfreiwillige von der Anklage des Mordes an 15 Arbeitern im Rahmen der Aufstände in Mitteldeutschland freigesprochen.

20.6.1920, Sonntag

In Wien findet die Gründungsversammlung der sog. Deutschen Arbeitsgemeinschaft statt. Sie soll als Sammelbecken für alle Organisationen dienen, die einen Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich propagieren.

Bei den ersten Landtagswahlen im neugebildeten Land Thüringen erhalten die bürgerlichen Parteien 27, die sozialistischen 26 Mandate. Stärkste Fraktion wird die USPD.

In Norwegen bildet der rechtsorientierte Otto Halvorsen ein neues Kabinett. Er löst damit den seit 1913 amtierenden Ministerpräsidenten Gunnar Knudsen ab.

21.6.1920, Montag

Der Oberste Rat der Alliierten kommt in Boulogne zu einem zweitägigen Treffen zusammen. Im Mittelpunkt stehen die Reparationsschulden des Deutschen Reiches. Die Alliierten vereinbaren eine Verknüpfung ihrer Schuldenverpflichtungen untereinander mit den deutschen Reparationszahlungen.

22.6.1920, Dienstag

In Krefeld und anderen deutschen Städten kommt es aus Protest gegen die Verteuerung der Lebensmittel unter der Bevölkerung zu Hungerunruhen. Dabei werden Geschäfte und Warenhäuser gestürmt. Zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften kommt es zu Zusammenstößen.

Das britische Oberhaus in London nimmt in dritter Lesung mit 154 gegen 107 Stimmen das Ehegesetz (sog. Matrimonial Causes Bill) an. Es sieht eine Erleichterung der Scheidung vor.

Die britische Regierung ernennt Arthur Herzog von Connaught als Nachfolger des seit 1914 amtierenden Sydney Viscount Buxton zum Generalgouverneur der Südafrikanischen Union.

Griechische Truppen beginnen in Kleinasien mit einer Offensive gegen die türkischen Nationalisten. Nach der Besetzung der Stadt Brussa (Bursa) am 8. Juli gibt Griechenland die Einstellung der militärischen Operationen am 14. Juli bekannt.

23.6.1920, Mittwoch

Der württembergische Landtag wählt den DDP-Politiker und bisherigen Kultusminister Johannes von Hieber als Nachfolger des MSPD-Politikers Wilhelm Blos zum neuen Ministerpräsidenten.

Die preußische Landesversammlung hebt per Gesetz die Standesvorrechte des Adels auf. Die Neuverleihung des Adelstitels wird verboten. Allerdings belässt das Adelsgesetz namensrechtlich die Beibehaltung des Titels.

Auf dem Internationalen Handelskongress der alliierten Staaten USA, Großbritannien, Frankreich, Italien und Belgien in Paris wird die Gründung einer Internationalen Handelskammer beschlossen.

24.6.1920, Donnerstag

Die französische Regierung ernennt den Finanzbeamten Charles Laurent zu ihrem Botschafter in der Reichshauptstadt Berlin. Laurent war seit 1898 Generalsekretär des Finanzministeriums, seit 1907 Präsident des Oberrechnungshofes und wurde 1919 Direktor des Crédit National.

Die MSPD wählt den bisherigen Reichskanzler Hermann Müller sowie Philipp Scheidemann und Otto Wels zu Vorsitzenden der Reichstagsfraktion. Alfred Henke, Arthur Crispien und Georg Ledebour werden Fraktionsvorsitzende der USPD.

In Berlin kommt der am 6. Juni neugewählte deutsche Reichstag zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Am 25. Juni wählen die Abgeordneten den MSPD-Politiker Paul Löbe zum Reichstagspräsidenten. Am gleichen Tag ernennt Reichspräsident Friedrich Ebert auf Vorschlag des von ihm am 21. Juni ernannten Reichskanzlers Konstantin Fehrenbach (Zentrum) die Mehrzahl der Kabinettsmitglieder.

25.6.1920, Freitag

Der Oberkommandierende der britischen Truppen in der Türkei, Charles Harington, verhängt über Konstantinopel (heute Istanbul) und die Dardanellen den “verschärften Kriegszustand”. Grund der Maßnahme ist der zunehmende machtpolitische Einfluss der türkischen nationalistischen Bewegung unter Mustafa Kemal Pascha (seit-1934: Kemal Atatürk).

In Scarborough endet in Anwesenheit von 1150 Delegierten die Jahresversammlung der britischen Labour Party (seit 22.6.). Sie billigt eine Entschließung zugunsten des Selbstbestimmungrechts für Indien, Ägypten und Irland. Einen Antrag auf Austritt aus der sozialistischen Zweiten Internationalen und Eintritt in die kommunistische Dritte Internationale (sog. Komintern) lehnen die Delegierten mit großer Mehrheit ab.

26.6.1920, Samstag

Das erste Deutsche Springderby wird in Hamburg-Kleinflottbek ausgetragen. Dabei belegt der deutsche Reiter Paul Heil (Frankfurt am Main) mit seinen Pferden Cyrano, Hexe und Grey Lad die ersten drei Plätze.

In Pasadena (US-Bundesstaat Kalifornien) läuft der US-Amerikaner John Norton in 54,2 sec einen Weltrekord über 440 Yards Hürden (= 402,34 m), der auch als Rekord über 400 m Hürden gilt (bisher: Charles Bacon, USA, 1908, 55,0 sec über 400 m Hürden; Gerald Anderson, Großbritannien, 1910, 56,8 sec über 440 y Hürden). Die 54,2 sec von John Walt (USA) über 440 y Hürden am 30. April 1920 in Philadelphia sind nicht offiziell als Weltrekord anerkannt worden.

27.6.1920, Sonntag

Das mit 200 000 Mark dotierte Deutsche Derby gewinnt auf der Galopprennbahn in Hamburg-Horn Herold (Gestüt Graditz) unter Jockei Julius Rastenberger.

In ihrem ersten Länderspiel nach Ende des Krieges unterliegt die deutsche Fußballnationalmannschaft in Zürich der Schweiz 1:4. Zu den herausragenden deutschen Akteuren zählen Heiner Stuhlfauth (1. FC Nürnberg) und Adolf Jäger (Altona 93).

Zwischen Österreich und dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen wird in Belgrad ein provisorisches Handelsabkommen geschlossen. Dabei wird u.a. die gegenseitige Anwendung der Meistbegünstigungsklausel vereinbart.

Nach schweren Hungerunruhen verhängt Reichspräsident Friedrich Ebert den Ausnahmezustand über Groß-Hamburg.

28.6.1920, Montag

Reichskanzler Konstantin Fehrenbach (Zentrum) stellt im deutschen Reichstag in Berlin sein Minderheitskabinett vor.

Das Reichskabinett legt in Berlin den Entwurf eines Notetats vor. Dieser ermächtigt die Regierung, zunächst bis zum 31. Oktober 1920 alle notwendigen Zahlungen zu leisten. Das Reichsnotetatgesetz wird am 3. Juli mit den Stimmen aller Parteien (außer USPD) und damit der für eine Verfassungsänderung notwendigen Mehrheit verabschiedet.

In San Francisco beginnt der Nationalkonvent der Demokratischen Partei zur Wahl eines Kandidaten für die US-amerikanischen Präsidentschaftswahlen am 2. November. Im 44. Wahlgang am 6. Juli wird James Middleton Cox per Akklamation nominiert. Cox wurde 1909 Abgeordneter des Repräsentantenhauses und 1912 Gouverneur des Bundesstaates Ohio. Als Kandidaten für die Vizepräsidentschaft wählt der Konvent den stellvertretenden Staatssekretär im Marineamt, Franklin D. Roosevelt.

29.6.1920, Dienstag

Vincent Viscount D’Abernon wird von der britischen Regierung zum Botschafter in Berlin ernannt. Er war 1889 bis 1897 Direktor der Ottomanischen Bank in Konstantinopel (heute Istanbul), 1899 bis 1906 für die Konservativen Mitglied des britischen Unterhauses und ist seit 1914 Mitglied des Oberhauses.

30.6.1920, Mittwoch

In Berlin konstituiert sich der sog. Vorläufige Reichswirtschaftsrat. Als verfassungsmäßiges Organ der Wirtschaftspolitik setzt er sich aus 326 Vertretern von Industrie, Handel, Banken, Verkehr, Landwirtschaft, Gewerkschaften und Verbraucher zusammen.

Erzbischof Eugenio Pacelli (ab 1939 Papst Pius XII.) wird erster Apostolischer Nuntius (päpstlicher Gesandter im Rang eines Botschafters) bei der deutschen Reichsregierung in Berlin. Papst Benedikt XV. hatte ihn am 14. Juni ernannt.

In Paris billigt der französische Senat mit 263 gegen 23 Stimmen den am 10. September 1919 mit Österreich abgeschlossenen Friedensvertrag von St. Germain. Am 3. Juli wird das Gesetz über die Genehmigung des Friedensvertrages veröffentlicht.

Chroniknet