Was geschah im Juni 1947

  • < 1946
  • 6.1947
  • 1948 >

1.6.1947, Sonntag

Der Vorsitzende der SPD der Westzonen Deutschlands, Kurt Schumacher, bezeichnet in einer Rede in Frankfurt am Main die Verhältnisse in der Ostzone als einen “totalitären Staatskapitalismus” und fügt hinzu: “Wir sind nicht anti-russisch … wir sind nur pro-deutsch.”

Auf Anordnung der sowjetischen Besatzungsmacht wird die Auflage des Parteiorgans der CDU der Ostzone “Neue Zeit”, von 100 000 auf 20 000 Exemplare pro Ausgabe gesenkt. In einem Artikel vom 30. Mai hatte die Zeitung die Bevorzugung der SED-Presse in der Ostzone kritisiert.

Der nach 17 Jahren Auslandsaufenthalt nach Kenia zurückgekehrte Jomo Kenyatta wird Präsident der Kenya African Union.

Der neue japanische Ministerpräsident Tetsu Katayama bildet ein Koalitionskabinett aus Angehörigen der sozialistischen, der demokratischen und der genossenschaftlichen Partei.

2.6.1947, Montag

Generalissimus Francisco Franco Bahamonde legt einen Plan vor, der seine Nachfolge regelt: Spanien wird Königreich, wobei es Franco überlassen ist, einen Regenten seiner Wahl einzusetzen.

Die USA sperren einen 30-Millionen-Dollar-Kredit an Ungarn, der zum Ankauf überschüssigen Heeresmaterials dienen soll.

Eine Hitzewelle beschert weiten Teilen Europas Temperaturen von über 30 Hingegen meldet Moskau lediglich 6 Höchsttemperatur.

3.6.1947, Dienstag

In Zürich wird der 19. Internationale Kongress des PEN-Clubs eröffnet. Rund 350 der bekanntesten Schriftsteller aus aller Welt nehmen daran teil.

Nach seiner Flucht in die Schweiz wird der frühere ungarische Ministerpräsident Ferenc Nagy aus der Kleinlandwirtepartei ausgeschlossen.

In Montrouge (Frankreich) gründen die Vertreter der sozialistischen Parteien die Sozialistische Bewegung für die Vereinigten Staaten von Europa.

Großbritannien veröffentlicht einen Vorschlag zur Teilung Indiens. Der Vizepräsident der provisorischen Regierung Indiens, Jawaharlal Nehru nimmt den Vorschlag an.

4.6.1947, Mittwoch

Ein Großteil der deutschen Fischereiflotte, bestehend aus 209 Fischdampfern und 2751 Kuttern, wird wieder in Betrieb genommen.

5.6.1947, Donnerstag

Der AC Turin wird durch einen 4:1-Sieg über den AC Florenz italienischer Fußballmeister.

Der stellvertretende britische Militärgouverneur, Sir Brian Robertson, lehnt die Zulassung der SED in der britischen Zone ab. Außerdem wird der KPD nicht gestattet, sich in SED umzubenennen.

In einer Rede in der Harvard-Universität schlägt US-Außenminister George C. Marshall ein Wirtschaftsaufbauprogramm für Europa vor, in das auch Deutschland einbezogen werden soll (Marshallplan).

In München treffen die Ministerpräsidenten der deutschen Länder zu einer Konferenz zusammen.

6.6.1947, Freitag

Nach Angaben des hessischen Innenministeriums ist das Abspielen von Militärmärschen der ehemaligen Wehrmacht in der Öffentlichkeit verboten. In jüngster Zeit haben zahlreiche Verstöße dagegen bei Jahrmärkten und ähnlichen Veranstaltungen stattgefunden.

In Friedland trifft der erste Transport ehemaliger Rotkreuzschwestern ein die sich in sowjetischer Kriegsgefangenschaft befunden hatten.

In Bulgarien wird die Immunität des Parlamentsabgeordneten Nikola Petkoff, des Führers der Agrarpartei, aufgehoben. Damit kann er vor Gericht gestellt werden.

7.6.1947, Samstag

In der italienischen Hauptstadt Rom zerschlägt die Polizei einen der größten Fälscherringe in der Geschichte des Landes.

In Halle/Saale schlägt der Deutsche Meister im Mittelgewichtsboxen, Dietrich Hucks, den Hamburger Richard Zabel in der 5. Runde k. o.

Der bulgarische Ministerpräsident Georgi Dimitroff bezeichnet gegenüber Vertretern Großbritanniens und der USA die Verhaftung des Oppositionspolitikers Nikola Petkoff als eine rein innerbulgarische Angelegenheit.

8.6.1947, Sonntag

Bei einem Autorennen in München verliert der Frankfurter Rennfahrer Heinrich Kleier beim Überqueren von Straßenbahnschienen die Herrschaft über sein Fahrzeug und rast in die Zuschauermenge. Sieben Personen werden getötet, 28 verletzt.

Das Werk “Die Bernauerin” des deutschen Komponisten Carl Orff wird in Stuttgart uraufgeführt.

Der französische Oberbefehlshaber in Deutschland, General Pierre Koenig ordnet die Liquidation der deutschen Rüstungsunternehmen in der französischen Besatzungszone an.

In Hamburg findet der erste deutsche Journalistenkongress seit Kriegsende mit 250 Teilnehmern statt. Es treffen Redakteure aus allen vier Besatzungszonen sowie ausländische Gäste zusammen.

Im Saargebiet löst die Saarmark die Reichsmark ab.

Die Ministerpräsidenten der Länder der drei Westzonen beenden in München ihre am 6. Juni begonnene Konferenz.

9.6.1947, Montag

Der internationale Sozialistenkongress lehnt auf einer Tagung in London den Antrag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands auf Aufnahme ab. Der Antrag konnte die erforderliche Zweidrittelmehrheit nicht erreichen.

In einer Erklärung protestiert die rumänische Bauernpartei gegen die Politik der von den Kommunisten dominierten Regierung.

Die Ministerpräsidenten der Ostzone veröffentlichen eine Erklärung, in der sie ihre Abreise aus München begründen und abermals die Bildung von deutschen Zentralverwaltungen fordern.

10.6.1947, Dienstag

Das US-Landwirtschaftsministerium gibt bekannt, dass die diesjährige Weizenernte die größte in der gesamten US-amerikanischen Geschichte sei.

Auf dem Bahnhof von Neustadt an der Dosse in der Ostzone beschlagnahmt die Polizei bei einer Großrazzia 20 000 Eier, 125 kg Butter sowie große Mengen Mehl und Kartoffeln.

11.6.1947, Mittwoch

Der Botschafter der UdSSR bei der UNO, Andrei A. Gromyko, unterbreitet der Atomenergiekommission neue Vorschläge zur Kontrolle der Atomenergie.

Die USA werfen der UdSSR fortgesetzte Einmischung in die inneren Angelegenheiten Ungarns vor. Sie verlangen zugleich die Einrichtung einer Untersuchungskommission, der die USA, die UdSSR und Großbritannien angehören.

Nach sechstägiger Dauer beenden die französischen Eisenbahner einen Streik. Der Ausstand hatte den gesamten Eisenbahnverkehr Frankreichs zum Erliegen gebracht.

Dem Vorsitzenden der SPD, Kurt Schumacher, wird von der französischen Militärregierung verboten, auf Versammlungen in der französischen Besatzungszone zu sprechen.

2000 deutsche Kriegsgefangene, die in französischen Bergwerken in der Nähe von Lille beschäftigt sind, treten in den Streik. Sie protestieren gegen ihre schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen.

Unter der Leitung von Ministerpräsident Hinrich Wilhelm Kopf (SPD) wird in Niedersachsen ein neues Kabinett gebildet.

12.6.1947, Donnerstag

60% der bayerischen Eltern sprechen sich für eine Wiedereinführung der Prügelstrafe an den Schulen aus.

Der Wiederaufbau-Ausschuss der Evangelischen Kirchen in Deutschland tritt in Bethel bei Bielefeld zu einer Tagung zusammen.

13.6.1947, Freitag

Im Hamburger Waterloo-Theater wird der Film “In jenen Tagen” des Regisseurs Helmut Käutner uraufgeführt.

In Rheinland-Pfalz wird Ministerpräsident Wilhelm Boden (CDU) wiedergewählt.

Anlässlich der bevorstehenden Einführung der Saarmark erklären die kommunistischen Mitglieder der saarländischen Regierung ihren Rücktritt. Sie lehnen die wirtschaftliche Vereinigung mit Frankreich ab.

In Österreich führt die Annahme des US-amerikanischen Marshallplans zu Tumulten und Demonstrationen die von der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) organisiert werden.

14.6.1947, Samstag

Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) überträgt der Deutschen Wirtschaftskommission (DWK) wirtschaftliche Befugnisse in der sowjetischen Besatzungszone.

Die Vatikanstadt, in der 607 Männer wohnen, trägt erstmals eine eigene Fußballmeisterschaft aus, an der fünf Klubs teilnehmen.

15.6.1947, Sonntag

Im Saargebiet beginnt der Umtausch der deutschen Währung gegen die Saarmark.

Die indische Kongresspartei lehnt die Autonomie der Maharadscha-Staaten ab, billigt jedoch den britischen Indien-Plan.

Die über 3806 km führende Italien-Radrundfahrt (Giro d’Italia) gewinnt der Italiener Fausto Coppi.

In den USA treten 200 000 Seeleute in einen viertägigen Streik. Sie fordern die Einführung der 40-Stunden-Woche.

Die Menschenrechtskonferenz der Vereinten Nationen (UNO) stellt fest, dass auf der Erde noch rund neun Millionen Menschen in der Sklaverei leben.

Der CDU-Politiker Karl Arnold wird zum Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen gewählt. Bei den Landtagswahlen hatte die CDU die meisten Stimmen erreicht.

17.6.1947, Dienstag

In Freiberg in Sachsen kommt es zu einer Hungerdemonstration der Bevölkerung. Die Demonstranten fordern eine Erhöhung der Lebensmittelrationen.

In Paris beginnen zwischen Großbritannien und Frankreich erste Verhandlungen über den Marshallplan an denen ab dem 23. Juni auch die UdSSR teilnimmt. Sie dauern bis zum 2. Juli.

Die USA tragen einen Beitrag von 15 Millionen US-Dollar zum Internationalen Kinderhilfsfonds bei.

Die US-amerikanische Fluggesellschaft “Pan American Airways” startet mit 21 Fluggästen und zehn Mann Besatzung in New York zum ersten Flug des regelmäßigen Passagierflugdienstes rund um die Welt.

18.6.1947, Mittwoch

Die Kriegsverluste der Tschechoslowakei werden nach Angaben der Regierung des Landes auf 3 335 000 Opfer beziffert. Weitere 45 000 Menschen werden immer noch vermisst.

Die Regierungen Frankreichs, Großbritanniens, der Niederlande und Italiens begrüßen den Marshallplan.

Die Insel Ceylon wird von der britischen Regierung in London zum Dominion erklärt.

Aus Sorge, die sowjetische Besatzungsmacht in Deutschland könnte eine eigene Besatzungswährung herausgeben, überlässt die US-amerikanische Besatzungsmacht in Deutschland der sowjetischen Militärverwaltung die Druckplatten der Deutschen Reichsmark.

19.6.1947, Donnerstag

Der britische Außenminister Ernest Bevin erklärt die Beschwichtigungspolitik (“appeasement”) gegenüber der UdSSR für beendet.

Eine Volkszählung in Argentinien ergibt eine Bevölkerungszahl von gegenwärtig mehr als 16 Millionen Menschen.

20.6.1947, Freitag

Die Vereinigten Staaten bewilligen dem Iran eine Anleihe in Höhe von 25 Millionen US-Dollar zum Ankauf von Waffen.

In Eutin tritt der erste deutsche Europa-Kongress zusammen, an dem 500 Vertreter aus allen Teilen Deutschlands teilnehmen.

Als Vorsitzender der Wirtschaftlichen Wiederaufbauvereinigung wird der bayerische Minister für Entnazifizierung, Alfred Loritz, abgesetzt.

Die SPD-Zeitung “Sozialdemokrat” veröffentlicht eine Liste der von Jahresbeginn bis Juni 1947 über Frankfurt an der Oder und Küstrin in die Sowjetunion geleiteten Reparationsgüter aus der Ostzone.

21.6.1947, Samstag

Die Ministerpräsidenten der Länder der Ostzone wenden sich an den Alliierten Kontrollrat in Berlin mit der Bitte, ihre Vorschläge zur Vereinigung der Besatzungszonen erläutern zu können.

Der US-amerikanische Hochkommissar General Sir Geoffrey Keys informiert die österreichische Regierung über den Entschluss der USA, auf ihren Anteil an den Besatzungskosten in Österreich vom 1. Juli 1947 an zu verzichten.

Dem vierten Kabinett Alcide De Gasperi wird von der italienischen Nationalversammlung das Vertrauen ausgesprochen.

Neuer österreichischer Fußballmeister wird Wacker Wien vor dem Lokalrivalen Vienna, Rapid.

22.6.1947, Sonntag

Auf der Trabrennbahn in Berlin-Karlshorst siegt Johannes Frömming mit Avanti im Deutschen Traber-Derby.

In Berlin schlägt Fritz Gahrmeister den Deutschen Mittelgewichtsmeister im Boxen, Dietrich Hucks, in der 8. Runde k. o.

In Zürich endet die Internationale Konferenz des PEN-Clubs. Im Verlauf der Tagung ist eine Gruppe von deutschen Schriftstellern aufgenommen worden.

Erstmals erscheint die Wiener “Tageszeitung”, das Zentralorgan der Österreichischen Volkspartei.

Der österreichische Bundeskanzler Leopold Figl gibt bekannt, dass die USA von nun an ihre Besatzungskosten selbst tragen.

Der Chef der jugoslawischen Militärmission in Berlin, Generalmajor Vjekoslav Hollevac, verlangt vom Alliierten Kontrollrat die Auslieferung der jugoslawischen Kriegsverbrecher, die sich in der britischen Besatzungszone Deutschlands aufhalten.

In Paris treten die Außenminister der UdSSR, Großbritanniens und Frankreichs zu einer ersten Sitzung ihrer Konferenz über den am 5. Juni angekündigten Marshallplan zusammen.

24.6.1947, Dienstag

In Bad Ems schließen Vertreter der Bizone mit der französischen Besatzungszone Deutschlands ein Wirtschaftsabkommen.

Ernst Reuter (SPD) wird zum neuen Oberbürgermeister der Stadt gewählt. Auf Einspruch der sowjetischen Militärverwaltung kann er sein Amt jedoch nicht antreten.

Der bayerische Ministerpräsident Hans Ehard enthebt den bayerischen Staatsminister Alfred Loritz seines Amtes.

Die Deutsche Akademie der Wissenschaften in Berlin erhält für ihre Publikationen wieder einen eigenen Verlag.

Der sowjetische Komponist Sergei S.Prokofjew erhält für seine Violinsonate Nr. 1 den Stalin-Preis.

25.6.1947, Mittwoch

Im Londoner Auktionshaus Sotheby wird das Manuskript einer Klaviersonate des Komponisten Ludwig van Beethoven zum Preis von 1050 Pfund Sterling versteigert.

Im Théâtre de Poche in Paris wird Jacques Audibertis politisches Märchen “Der Lauf des Bösen” uraufgeführt.

Der Staatssekretär im US-Außenministerium, Dean Acheson, sieht in dem wirtschaftlichen Wiederaufbau Deutschlands eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen der Marshallplan-Hilfe.

In Frankreich treten 400 000 Arbeiter und Angestellte aus Protest gegen das Sparprogramm der Regierung in den Ausstand.

Die französische Militärregierung in Deutschland erlässt eine Verordnung zur Verhinderung übermäßiger Machtkonzentration in der deutschen Wirtschaft.

Der Wirtschaftschaftsrat der Bizone konstituiert sich in Frankfurt am Main.

26.6.1947, Donnerstag

Österreichs Außenminister Karl Gruber erklärt, dass Österreich jede Zusammenarbeit mit den benachbarten kommunistisch regierten Ländern zurückweise.

Der Präsident Italiens, Enrico de Nicola, der sein Rücktrittsgesuch eingereicht hatte, wird von der Nationalversammlung wieder zum Staatsoberhaupt gewählt.

Nach Feststellung der US-amerikanischen Militärregierung leben in allen vier Besatzungszonen Deutschlands 65,6 Millionen Einwohner.

27.6.1947, Freitag

In Berlin tritt die Ständige Wirtschaftskommission der Ostzone zu ihrer ersten Sitzung zusammen.

Der Schweizer Bundesrat begrüßt den US-amerikanischen Marshallplan.

28.6.1947, Samstag

Die Alliierte Kommandantur in Berlin kann sich nicht über die Bestätigung der Wahl von Ernst Reuter zum Oberbürgermeister von Berlin einigen.

Jimmy Doyle stirbt an den Verletzungen, die er in einem Weltmeisterschaftskampf im Weltergewicht in Cleveland (US-Bundesstaat Ohio) gegen Titelverteidiger Ray Robinson bei seiner K. o.-Niederlage erlitte hatte.

29.6.1947, Sonntag

In New York deckt die Polizei einen Schwarzmarkt für Neugeborene auf. Für Säuglinge wurden bis zu 2500 US-Dollar gezahlt.

Die am 6. April in Deutschland eingeführte Sommerzeit ist wieder aufgehoben. Die Uhren werden um 3 Uhr um eine Stunde zurückgestellt.

Chroniknet