Was geschah im Juni 1955

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1.6.1955, Mittwoch

Der Christdemokrat Peter Altmeier wird vom neugewählten Landtag als Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz wiedergewählt.

2.6.1955, Donnerstag

In Quincy (US-Bundesstaat Massachusetts) läuft eine Meeresplattform vom Stapel, die der Luftverteidigung dienen soll. Für die kommenden Jahre sind 30 dieser mit Radar ausgerüsteten künstlichen Inseln vor der Atlantikküste geplant.

3.6.1955, Freitag

In der Wiener Neustadt trifft gemäß der Vereinbarungen des österreichischen Staatsvertrages der erste größere Heimkehrertransport aus der Sowjetunion ein.

Auf der in Messina (Italien) tagenden Ministerratskonferenz der Montanunion wird der Franzose René Mayer als Nachfolger seines Landsmannes Jean Monnet zum Präsidenten der Hohen Behörde der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl gewählt.

Das Verkehrsministerium der DDR nimmt teilweise die am 1. April drastisch erhöhten Straßenbenutzungsgebühren für nicht in der DDR zugelassene Kfz zurück.

In Stuttgart endet der Prozess gegen Angehörige der in der Bundesrepublik verbotenen kommunistischen Jugendorganisation FDJ mit der Verurteilung von zwei Angeklagten zu Haftstrafen von vier bzw. fünf Jahren.

4.6.1955, Samstag

In Frankfurt am Main endet nach einwöchiger Dauer das 3. Deutsche Jazzfestival, an dem Musiker aus europäischen Ländern und den USA teilgenommen haben.

Die Postverwaltung der DDR setzt in Dresden erstmals Geräte ein, die aus der Bundesrepublik Deutschland kommende Pakete mit Röntgenstrahlen durchleuchten. Die Geräten dienen nach Angaben der DDR-Behörden der Bekämpfung von Schmuggel und staatsfeindlichen Aktivitäten.

5.6.1955, Sonntag

In Francorchamps gewinnt der argentinische Automobilrennfahrer Juan Manuel Fangio auf Mercedes den Großen Preis von Belgien.

Erich Schöppner aus Witten gewinnt im Berliner Sportpalast zum Abschluss der Europameisterschaften der Box-Amateure den Titel im Halbschwergewicht gegen den DDR-Boxer Ulrich Nitschke. Die bundesdeutsche Vertretung stellte bei dem Turnier die erfolgreichste Mannschaft.

Der italienische Radrennfahrer Fiorenzo Magni gewinnt in Pellegrino die Gesamtwertung des am 14. Mai gestarteten 38. Giro d’Italia. Er bewältigte die 3871 km lange Strecke in 108:56:13 h, das entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 35,552 km/h.

Die belgische Fluggesellschaft Sabena eröffnet einen Hubschrauber-Linienflugdienst zwischen Duisburg und Brüssel.

Mit der Hinterlegung der rumänischen und albanischen Ratifikationsurkunden tritt das Verteidigungsbündnis “Warschauer Pakt” offiziell in Kraft. Die anderen Mitgliedsstaaten hatten dies bereits in den letzten Wochen getan.

6.6.1955, Montag

Aus Anlass seines 80. Geburtstages wird in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR in zahlreichen Feierstunden Thomas Mann geehrt, der als der bedeutendste deutschsprachige Schriftsteller der Gegenwart gilt.

7.6.1955, Dienstag

Bei Bergheim wird ein fränkisches Fürstengrab aus dem 6. Jahrhundert entdeckt.

Der indische Ministerpräsident Jawaharlal Pandit Nehru trifft zu einem Staatsbesuch in Moskau ein. Im Mittelpunkt der zweiwöchigen Gespräche mit der Staatsführung der UdSSR steht der Ausbau der wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen den beiden Staaten.

In Wien billigt der österreichische Nationalrat einstimmig den am 15. Mai unterzeichneten österreichischen Staatsvertrag sowie den Antrag, einen Entwurf eines Neutralitätsgesetzes auszuarbeiten.

Bundespräsident Theodor Heuss ernennt Heinrich von Brentano (CDU) zum Außenminister. Da bislang Konrad Adenauer als Bundeskanzler die Aufgaben des Außenministers innehatte, ist Brentano der erste Außenminister der Bundesrepublik Deutschland. Zum ersten Verteidigungsminister wird der bisherige Beauftragte für Sicherheitsfragen, Theodor Blank (CDU), ernannt. Neuer Bundesminister für Bundesratsangelegenheiten wird Hans-Joachim von Merkatz (DP).

Bundeskanzler Konrad Adenauer wird von der sowjetischen Staats- und Parteiführung zu Gesprächen über die Normalisierung der deutsch-sowjetischen Beziehungen nach Moskau eingeladen.

8.6.1955, Mittwoch

Auf der britischen Insel Man gewinnen die Deutschen Motorradrennfahrer Schneider und Strauß auf BMW die “Tourist Trophy” in der Seitenwagenklasse. Sieger der 250-ccm- und 350-ccm-Klasse wird der Brite Bill Lomas (MV-Agusta).

Als erster europäischer Tiergarten verhängt der Frankfurter Zoo ein striktes Fütterungsverbot. Nach Angaben der Zooleitung sind in den letzten Monaten wiederholt Tiere verendet, die von Besuchern nicht artgemäßes Futter erhalten hatten.

Die Deutsche Lufthansa AG nimmt mit einem Flug von Frankfurt am Main nach New York offiziell den internationalen Liniendienst auf.

In einem Schreiben an den Senat von Berlin (West) schlägt der Oberbürgermeister von Berlin (Ost), Friedrich Ebert, die Aufnahme von Gesprächen vor, um die Auswirkungen der Teilung der Stadt zu lindern.

9.6.1955, Donnerstag

Der erst am 26. Mai neuernannte niedersächsische Kultusminister Leonhard Schlüter (FDP) tritt nach massiven Protesten der Öffentlichkeit von seinem Amt zurück. Schlüter wird vorgeworfen, Mitglied der verbotenen rechtsgerichteten Deutschen Reichspartei gewesen zu sein.

Bei einem Schiffsunglück vor der niederländischen Küste kommen 18 Menschen ums Leben.

Das in Berlin (Ost) erscheinende SED- Zentralorgan “Neues Deutschland” übt Kritik am Wohnungsbau in der DDR. Selbst aufwendige Neubauten würden nicht den heutigen Qualitätsansprüchen genügen.

10.6.1955, Freitag

Auf einer Tagung in Paris beschließt der Ministerrat des Europäischen Wirtschaftsrates die Bildung einer Arbeitsgruppe, die die Möglichkeiten einer europäischen Zusammenarbeit in der Erforschung der Kernenergie prüfen soll.

In Bonn lehnt der Bundesrat die Annahme des von der Bundesregierung eingebrachten Freiwilligengesetzes mit der Begründung ab, die Bundesregierung müsse den Gesetzentwurf vervollständigen, um die rechtlichen Voraussetzungen für die Durchführbarkeit, d. h. die Einberufung von Freiwilligen, zu schaffen.

11.6.1955, Samstag

In Casablanca verüben Unbekannte auf den Befürworter der französisch-marokkanischen Verständigung, Jacques Lemaigre-Debreuil, ein Attentat. Der einflussreiche Verleger erliegt wenige Stunden nach dem Anschlag seinen Verletzungen.

Der französische Außenminister Antoine Pinay erklärt in Paris, eine Neutralität Deutschlands würde zu einer Überbewaffnung und zu einem Wiedererstarken des deutschen Militarismus führen.

US-Präsident Dwight D. Eisenhower kündigt in Philadelphia (US-Bundesstaat Pennsylvania) an, den westeuropäischen Staaten Forschungsreaktoren und spaltbares Material zu Forschungszwecken zur Verfügung zu stellen.

12.6.1955, Sonntag

Der Frankfurter Radrennfahrer Rudi Theissen gewinnt in Frankfurt am Main die “Deutschlandrundfahrt”.

Die 24-Jährige Kölnerin Margit Nünke wird in Baden-Baden zur “Miss Germany 1955” gewählt.

11.6.1955, Samstag

Beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans rast ein Mercedes in die Zuschauermenge. Bei dem schwersten Unfall in der Geschichte des Automobilsports kommen 85 Menschen ums Leben, mehr als 200 werden verletzt.

12.6.1955, Sonntag

Die US-amerikanische Harvard-Universität verleiht dem deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer die Ehrendoktorwürde.

In Goslar veranstaltet der “Stahlhelm-Bund der Frontsoldaten” unter dem Vorsitz des ehemaligen Wehrmachtgenerals Albert Kesselring – begleitet vom massiven Protest der Gewerkschaften und Linksparteien – ein Jahrestreffen.

In Versailles endet nach zweitägiger Dauer eine Konferenz des Internationalen Rates der Europäischen Bewegung. Unter dem Vorsitz des früheren französischen Ministerpräsidenten Robert Schuman erarbeiteten die Delegierten aus 22 Staaten u.a. Möglichkeiten einer Wirtschaftshilfe für rückständige europäische Staaten.

13.6.1955, Montag

In Wien tritt der 27. Kongress der internationalen Schriftstellervereinigung PEN zusammen. Der Präsident der Organisation, der Brite Charles Morgan, lehnt dabei die Mitgliedschaft von Kommunisten im PEN-Klub entschieden ab.

Die sowjetische Regierung erklärt sich mit dem Vorschlag der drei Westmächte einverstanden, im Juli in Genf ein Gipfeltreffen der Großmächte abzuhalten.

In Brüssel billigt das belgische Parlament nach mehrtägiger Debatte den strittigen Gesetzesentwurf über die Neuordnung des Schulwesens. Der Entwurf, der u.a. die Streichung von Subventionen für die kirchlichen Schulen vorsieht, hat zu massiven Protesten in der Bevölkerung geführt.

14.6.1955, Dienstag

In Großbritannien endet nach der Schlichtung durch die Regierung der am 29. Mai ausgebrochene Streik der Eisenbahner, der am 31. Mai zur Ausrufung des nationalen Notstandes geführt hatte.

Der österreichische Bundeskanzler Julius Raab erklärt in Wien, Österreich werde auch nach der Unterzeichnung des Staatsvertrages die Rechte der deutschsprachigen Bevölkerung in Südtirol vertreten.

Der argentinische Gewerkschaftsbund ruft seine Mitglieder zu einem Generalstreik auf. Sie wollen damit ihre Unterstützung für die antikirchliche Politik der Regierung Perón ausdrücken.

In Recklinghausen werden die 9. Ruhrfestspiele mit einer Aufführung von William Shakespeares “Hamlet” in der Regie von Karl Heinz Stroux mit Will Quadflieg in der Titelrolle eröffnet. Bei den bis zum 14. Juli dauernden Festspielen werden den Besuchern zahlreiche Theaterstücke, Konzerte und Ausstellungen geboten.

15.6.1955, Mittwoch

In der US-amerikanischen Hauptstadt Washington beginnt eine dreitägige Großübung zur Evakuierung der Regierungsbehörden im Falle eines atomaren Angriffs. Etwa 1500 hohe Regierungsbeamte, darunter Präsident Dwight D. Eisenhower und das Kabinett, nehmen an der Übung teil und verlassen die Stadt.

In Bonn wählen die CDU/CSU-Bundestagsabgeordneten Heinrich Krone (CDU) als Nachfolger von Heinrich von Brentano zum Fraktionsvorsitzenden.

16.6.1955, Donnerstag

In London ernennt der Rat der Westeuropäischen Union die Mitglieder der Internationalen Kommission für die Überwachung der im Oktober geplanten Volksbefragung im Saarland.

In der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires putscht die Luftwaffe und bombardiert das Palais von Staatspräsident Juan Perón. Perón gelingt es in den folgenden Tagen, mit Hilfe der regierungstreuen Offiziere die Kontrolle über die Luftstreitkräfte zurückzuerobern.

Bei Portland an der englischen Südküste sinkt ein britisches U-Boot nach der Explosion eines Torpedos. Bei dem Unglück kommen 13 Menschen ums Leben.

17.6.1955, Freitag

Der in Paris tagende Kongress des Internationalen Olympischen Komitees vergibt die Olympischen Sommerspiele 1960 an die italienische Hauptstadt Rom. Als Austragungsort der Winterspiele wird von den Delegierten Squaw Valley (US-Bundesstaat Nevada) bestimmt.

In Paris wird das Theaterstück “Nekrassow” von Jean-Paul Sartre uraufgeführt. Die Hauptrolle spielt Pierre Brasseur.

Die Außenminister Frankreichs, Großbritanniens und der USA bereiten in New York unter der Beteiligung von Bundeskanzler Konrad Adenauer die im Juli geplante Vier-Mächte-Konferenz vor.

Anlässlich des 2. Jahrestages der Niederschlagung des Volksaufstandes in Berlin (Ost) durch sowjetische Truppen finden in zahlreichen Städten der Bundesrepublik Deutschland Gedenkveranstaltungen statt.

18.6.1955, Samstag

Unter der Beteiligung ehemaliger Soldaten aus Deutschland, Frankreich, Belgien, Italien, Griechenland und Luxemburg wird in Paris die Europäische Vereinigung ehemaliger Frontkämpfer gegründet. Die Organisation tritt für eine Vereinigung der europäischen Staaten ein.

Die französische Regierung verhängt ein an der gesamten französischen Mittelmeerküste gültiges Hupverbot für Autofahrer. Durch diese Maßnahme soll der in den Sommermonaten herrschende Lärmpegel gesenkt werden.

19.6.1955, Sonntag

In Genf unterliegt die schweizerische Fußballnationalmannschaft Spanien mit 0:3.

Papst Pius XII. spricht im Vatikan 19 Märtyrer der Französischen Revolution heilig. Die 15 Männer und vier Frauen hatten sich geweigert, einen Treueeid auf die Republik zu leisten und waren hingerichtet worden.

In Hannover demonstrieren rund 150 000 ehemalige deutsche Kriegsgefangene für die Freilassung der noch in der Sowjetunion verbliebenen ehemaligen Wehrmachtsoldaten und fordern von der Bundesregierung eine höhere finanzielle Unterstützung der Kriegsbeschädigten.

20.6.1955, Montag

Der Ausschuss für wirtschaftliche Fragen der Verteidigung tritt in Bonn zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Der Ausschuss soll die Arbeit des Verteidigungs- und Wirtschaftsministeriums koordinieren.

In Berlin (Ost) endet nach sechstägiger Dauer der 4. Bundeskongress des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB). Zum Vorsitzenden des FDGB wird einstimmig Herbert Warncke wiedergewählt.

Auf Ceylon beobachten Wissenschaftler aus aller Welt die längste Sonnenfinsternis seit 1200 Jahren. Erst im Jahre 2150 wird sich auf der Erde erneut eine Sonnenfinsternis von sieben Minuten und acht Sekunden ereignen.

In München muss der Prozess gegen den deutschen Rennfahrer Manfred von Brauchitsch, der vor zwei Jahren unter dem Verdacht des Hochverrats verhaftet und zwischenzeitlich auf freien Fuß gesetzt worden war, ausgesetzt werden. Brauchitsch, bei dem Flugblätter mit kommunistischer Propaganda gefunden worden waren, hat sich in die DDR abgesetzt.

Der Rennfahrer Juan Manuel Fangio (Argentinien) gewinnt in Zandvoort auf Mercedes den Großen Preis der Niederlande.

21.6.1955, Dienstag

Der US-amerikanische Senat billigt in Washington den Beitritt der Vereinigten Staaten zur International Finance Corporation. Die Unterorganisation der Internationalen Bank für Wiederaufbau leistet Wirtschafts-und Finanzhilfe in unterentwickelten Regionen der Welt.

22.6.1955, Mittwoch

In Wien billigt der österreichische Nationalrat das “Wehrkompetenzgesetz”, das der Bundesregierung die Möglichkeit gibt, den Aufbau eines Heeres vorzubereiten.

Unter der Teilnahme von 2000 Delegierten aus 68 Staaten beginnt in der finnischen Hauptstadt Helsinki ein Weltfriedenskongress. In einer am Konferenzende (29. Mai) verabschiedeten Entschließung wird die Politik der Stärke und das Wettrüsten in Ost und West verurteilt.

23.6.1955, Donnerstag

In Paris wird die 21. Internationale Luftfahrtausstellung eröffnet. 200 Aussteller zeigen bis zum 31. Juni die neuesten Entwicklungen im Flugzeugbau.

Am Jochenstein an der Donau wird das größte Wasserkraftwerk Mitteleuropas in Betrieb genommen.

Auf der 38. Internationalen Arbeitskonferenz, die in Genf seit dem 1. Juni tagt, beschließen die Delegierten Empfehlungen zur Verbesserung des Arbeitsschutzes und der gewerkschaftlichen Rechte.

Die NATO beginnt ein achttägiges Manöver, bei dem das Verhalten der Soldaten im Falle eines Atomangriffs geübt wird.

In Rom erklärt der italienische Ministerpräsident Mario Scelba (Christdemokrat) seinen Rücktritt, nachdem eine von seiner Regierung eingebrachte Gesetzesvorlage im Parlament abgelehnt wurde.

Der Bundestag verabschiedet in dritter Lesung den Bundeshaushalt für das Rechnungsjahr 1955/56. Mit 30,6 Mrd. DM ist der Haushalt gegenüber dem Vorjahr um 3,4 Mrd. DM gestiegen.

24.6.1955, Freitag

In Berlin beginnen die V. Internationalen Filmfestspiele mit der Verleihung der Bundesfilmpreise für 1954. Zum besten Spielfilm wird “Canaris” erklärt (Buch: Herbert Reinecker, Regie: Alfred Weidenmann). Als beste Hauptdarsteller werden Therese Giehse (“Kinder, Mütter und ein General”) und O. W. Fischer (“Ludwig II.”) ausgezeichnet.

25.6.1955, Samstag

Nach Angaben der Deutschen Reichsbahn werden in der DDR erstmals Schlafwagen 3. Klasse eingesetzt. Der Bettenpreis beträgt acht Mark gegenüber 30 Mark in der 2. Klasse. Auf getrennte Abteile muss der Reisende jedoch verzichten.

Auf der Gelsenkirchener Zeche “Nordstern” fordert ein Grubenunglück 14 Todesopfer. Der Unfall ereignet sich, als bei Sprengarbeiten ein mangelhaft gesicherter Schacht einstürzt.

26.6.1955, Sonntag

Das zehnjährige Bestehen der Vereinten Nationen wird in New York mit einer Jubiläums-Vollversammlung gefeiert.

In Hannover endet das Endspiel um die deutsche Fußballmeisterschaft mit einem 4:3-Sieg von Rot-Weiß Essen über den 1. FC Kaiserslautern. Kaiserslautern legt nach dem Spiel beim Deutschen Fußball-Bund Protest wegen Benachteiligung durch den Schiedsrichter ein.

In Bologna verliert der deutsche Schwergewichtsboxer Heinz Neuhaus den Europameistertitel durch eine Punktniederlage an den Italiener Franco Cavicchi.

Die Fußball-Nationalmannschaften Jugoslawiens und der Schweiz trennen sich in Belgrad 0:0.

27.6.1955, Montag

Die kanadische Regierung teilt in Ottawa mit, dass der Bundesrepublik Deutschland 36 Düsenjäger zur Verfügung gestellt werden. Sie sollen dem Aufbau der deutschen Bundeswehr dienen.

In Berlin (Ost) wird ein Informant des Westberliner Senders RIAS wegen Spionage zum Tode verurteilt. Es ist bereits das fünfte Todesurteil, das von einem DDR-Gericht im Juni verhängt wird.

28.6.1955, Dienstag

In der Bundestagsdebatte um das Freiwilligengesetz, das die Aufstellung von bundesdeutschen Streitkräften regeln soll, kommt es zu tumultartigen Szenen im Plenum. Besonders die Redner der SPD-Fraktion wenden sich in scharfer Form gegen die Annahme der Gesetzesvorlage der Bundesregierung.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Bonn leben zur Zeit in der Bundesrepublik Deutschland rund 466 000 Ausländer, davon etwa 64 000 Polen und 56 000 Österreicher.

Der US-amerikanische Senat und das Repräsentantenhaus genehmigen das Bewilligungsgesetz für den Verteidigungshaushalt in Höhe von 31,9 Mrd. US-Dollar für das Rechnungsjahr 1955.

Im Berliner Olympiastadion wird die Weltmeisterschaft im Feldhandball eröffnet. 17 Nationen nehmen teil.

29.6.1955, Mittwoch

In Moskau gibt die sowjetische Regierung die Rückgabe von 56 Torpedobooten und sechs U-Boot-Jägern an die USA bekannt. Die UdSSR hatte die Schiffe im Zweiten Weltkrieg im Rahmen des Pacht- und Leihgesetzes von den USA zur Verfügung gestellt bekommen.

Nach einem Misstrauensantrag wegen der Kastner-Affäre tritt der israelische Ministerpräsident Moshe Sharett von seinem Amt zurück. Das Mitglied der Regierungspartei Mapai, Israel Kastner, soll mit den Nationalsozialisten kollaboriert haben. Sharett wird bis zu den Neuwahlen am 25. Juli die Regierungsgeschäfte weiterführen.

Die polnische Militärmission in Berlin (West) gibt bekannt, dass Deutschen Einreisegenehmigungen nach Schlesien nur in “wichtigen Fällen” erteilt werden.

30.6.1955, Donnerstag

In Washington unterzeichnen Regierungsvertreter der Bundesrepublik Deutschland und der USA ein Abkommen über US-Hilfsleistungen beim Aufbau der Bundeswehr.

Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen beschließt in Düsseldorf die Bereitstellung von 60 Mio. DM für den Bau von dringend benötigten Flüchtlingswohnungen.

Der Senat von Berlin (West) lehnt ein Gesprächsangebot des Ostberliner Oberbürgermeisters Friedrich Ebert über verwaltungs- und verkehrstechnische Belange als Versuch des SED-Magistrats, offizielle Anerkennung zu erlangen, ab.

Chroniknet