Was geschah im Juni 1966

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1.6.1966, Mittwoch

Auf dem zweitägigen SPD-Parteitag in Dortmund wird Willy Brandt einstimmig in seinem Amt als Vorsitzender bestätigt.

Otto von Habsburg, Sohn des letzten österreichischen Kaisers Karl I., erhält nach 48 Jahren eine Einreiseerlaubnis nach Österreich.

Das irische Volk wählt den 83-Jährigen Eamon de Valera zum zweiten Mal zum Staatspräsidenten.

Bei Wahlen in der Dominikanischen Republik gewinnt der Konservative Joaquin Balaguer, vormals Minister unter Diktator Rafael Trujillo (1930- 1961).

Anlässlich der “Taufe” des Casino-Hügels auf den Namen Monte Carlo wird im Fürstentum Monaco der “Ball des Jahrhunderts” gefeiert.

Bei einem Fußballländerspiel gegen Rumänien in Ludwigshafen siegt die deutsche Elf 1:0.

2.6.1966, Donnerstag

Der kongolesische Staatspräsident Joseph (Sésé Séko) Mobutu lässt in Anwesenheit von 100 000 Menschen vier ehemalige Minister hängen, die angeblich ein Attentat gegen ihn unternommen haben.

Die US-amerikanische Raumsonde “Surveyor 1” landet weich auf der Mondoberfläche. Innerhalb der nächsten zweieinhalb Monate macht sie 12 150 Aufnahmen und funkt die Bilddaten zur Erde.

3.6.1966, Freitag

Von Kap Kennedy aus wird die Raumkapsel “Gemini 9” mit den Astronauten Thomas Stafford und Eugene Cernan an Bord gestartet. Sie führen drei Kopplungsmanöver mit Zielraketen durch, Kopilot Cernan unternimmt außerdem einen zweistündigen “Weltraumspaziergang”. Nach 45 Erdumkreisungen und einer Gesamtflugzeit von 72 Stunden und 20 Minuten kehren sie planmäßig zum Heimatplaneten zurück.

Zum Auftakt eines zweitägigen Besuchs von US-Außenminister Dean Rusk in Norwegen kommt es vor der Botschaft der USA in Oslo zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei. Die Kundgebung richtet sich gegen die amerikanische Vietnampolitik.

4.6.1966, Samstag

In der Stadt San Rafael im Süden von Honduras ertrinken 73 Menschen nach sintflutartigen Regenfällen, die von dem Hurrikan “Alma” verursacht wurden. In den folgenden Tagen verwüstet “Alma” Teile Kubas, wobei mindestens 75 Menschen ums Leben kommen.

5.6.1966, Sonntag

Die indische Regierung in Neu-Delhi gibt bekannt, dass eine Hitzewelle auf dem Subkontinent bisher mehr als 100 Todesopfer gefordert hat.

6.6.1966, Montag

Nachdem zu Beginn des Monats bereits das Pekinger Stadtkomitee mit seinem Ersten Sekretär Peng Tschen auf Anweisung von Mao Zedong zurücktreten musste, werden auch die Zeitungsredaktionen der Hauptstadt im Zuge der “Großen Proletarischen Kulturrevolution” neu besetzt. In der Pekinger Universität finden ununterbrochen politische Verhöre statt, um “konterrevolutionäre und revisionistische Verbrechen” ausfindig zu machen.

Laut Mitteilung der DDR-Nachrichtenagentur ADN besuchten zu Pfingsten 467 956 Westberliner ihre Verwandten im Ostteil der Stadt.

Der Vorstand der IG Bergbau und Energie beschließt in Bochum einstimmig, ab dem 23. Juni im Ruhrbergbau zu streiken. In einer Urabstimmung hatten sich am 1. Juni 88,1% der 182 850 in der Gewerkschaft organisierten Bergleute für einen Streik ausgesprochen. Am 5. Mai haben die Arbeitgeberverbände die Forderung der IG Bergbau nach einer 8,5%igen Lohnerhöhung endgültig abgelehnt.

7.6.1966, Dienstag

Zum Abschluss des zweitägigen FDP-Parteitags in Nürnberg wird Erich Mende mit großer Mehrheit als Parteivorsitzender bestätigt.

Während eines Friedensmarsches für die Gleichberechtigung der Rassen wird auf den schwarzen US-amerikanischen Bürgerrechtler James Meredith ein Mordanschlag verübt. Meredith wird von drei Gewehrschüssen getroffen, überlebt den Anschlag jedoch. Er ist der erste schwarze Student, der sich an der Universität von Mississippi immatrikulieren durfte.

8.6.1966, Mittwoch

Nach heftigen Protesten linker Studenten im Plenarsaal wird eine Sitzung des niederländischen Parlaments unterbrochen. Zuvor lehnte die Kammer einen Antrag der Sozialisten ab, die US-amerikanische Kriegsführung in Vietnam zu verurteilen und die Vietcong anzuerkennen. Die Studenten warfen daraufhin Flugblätter in den Sitzungssaal, auf denen zu lesen war: “Nehmt’s leicht, sie sterben weit von hier.”

Der südvietnamesische Ministerpräsident Nguyên Cao Ky erhält durch einen Erlass von Staatspräsident Nguyên van Thieu zusätzliche Vollmachten. Er kann nun allein Verordnungen und Richtlinien erlassen, die zuvor dem 20 Mitglieder umfassenden Regierungsdirektorium vorbehalten waren.

In Frankfurt am Main beginnt der zweite Kongress des “Europäischen Parlaments der Verfolgten des Nazismus”. Auf der dreitägigen Zusammenkunft setzen sich 50 Delegierte aus 75 internationalen Verfolgtenorganisationen mit Fragen der Wiedergutmachung und dem “keimenden Nationalismus” in der Bundesrepublik auseinander.

10.6.1966, Freitag

Wie die Ufa-Theater AG in Düsseldorf meldet, hat sich das Kinogeschäft 1965 weiter stabilisiert. Die Besucherzahl in den Ufa-Kinos sank nur noch um 1,9% gegenüber 2,9% im Vorjahr und 5,6% im Jahr 1964. Zum ersten Mal seit 1959 stieß die Gesellschaft keine Betriebsstätten mehr ab.

Einen Monat, nachdem ihm eine Schimpansen-Niere eingepflanzt wurde, stirbt ein 19-Jähriger Italiener in Rom. Nach Auskunft der Ärzte ist der Tod auf einen Herz-Kreislauf-Kollaps zurückzuführen, die Niere hingegen habe bis wenige Stunden vor dem Ableben des Patienten funktioniert.

11.6.1966, Samstag

In Südvietnam ergreift erstmals die katholische Bevölkerungsminderheit Position. Während der Konflikt zwischen Buddhisten und Militärregime zusehends eskaliert, demonstrieren mehrere hundert Katholiken in den Straßen Saigons für die Regierung unter Ministerpräsident Nguyên Cao Ky und die US-amerikanische Intervention gegen Nordvietnam.

In Sacramento stellt Tommie Smith mit 20,0 sec einen Weltrekord über 220 y (Kurve) auf.

In Terre Haute (US-Bundesstaat Indiana) verbessert Jim Ruyn den Weltrekord über 880 y um zwei Zehntel Sekunden auf 1:44,9 min.

12.6.1966, Sonntag

In New York wird der 34. Internationale PEN-Kongress eröffnet. Die Teilnehmer setzen sich unter dem Thema “Der Schriftsteller als freier Geist” mit der veränderten Rolle des Künstlers im Elektronenzeitalter auseinander. Unter den Rednern der Eröffnungssitzung sind der Präsident des Internationalen PEN-Club, der Dramatiker Arthur Miller, und der US-amerikanische Romanschriftsteller Saul Bellow.

In Hannover beginnt der einwöchige 16. Weltkongress für Sportmedizin. In seiner Eröffnungsrede referiert Kongresspräsident Herbert Reindell, Untersuchungen hätten ergeben, auch Industriearbeiter seien an vielen Arbeitsplätzen körperlich so wenig belastet, dass sie an Zivilisationskrankheiten wie der sog. Managerkrankheit litten.

Die Bundesrepublik und Ghana schließen in Accra eine Vereinbarung über die Auslieferung des früheren Auschwitz-Arztes Schumann, der sich seit fünf Jahren in dem afrikanischen Staat aufhält. Ihm wird vorgeworfen, in Auschwitz Sterilisationsversuche – vor allem an Sinti – vorgenommen und die Tötung der überlebenden Opfer angeordnet zu haben. Schumann soll zeitweise als Leibarzt des gestürzten Präsidenten Kwame Nkrumah fungiert haben.

In der Sowjetunion finden die Wahlen zum Obersten Sowjet statt, traditionell liegt die Wahlbeteiligung bei 99%. Seit langem ist erstmals wieder der frühere Ministerpräsident und Parteichef Nikita S. Chruschtschow in der Öffentlichkeit von Moskau zu sehen. Die Deputierten werden durch absolute Stimmenmehrheit in allen 1517 Wahlkreisen gewählt.

13.6.1966, Montag

Vor 15 000 Zuschauern verurteilt der Oberste Gerichtshof Chinas den 19-Jährigen “Konterrevolutionär” Jang Kuot-sching zum Tode. Er wird für schuldig befunden, wenige Wochen zuvor in einem Pekinger Geschäft die Frau des Ersten Sekretärs der DDR-Botschaft und einen Journalisten aus Mali mit einem Messer bedroht zu haben.

Die südafrikanische Regierung in Pretoria beschließt US-Senator Robert F. Kennedy künftig keine Einreiseerlaubnis mehr zu gewähren. Kennedy hat während eines Aufenthalts Anfang Juni die Apartheidpolitik Pretorias scharf verurteilt.

Der US-Amerikaner Dave Smith durchschwimmt die Meerenge von Gibraltar. Nach siebeneinhalb Stunden erreicht Smith, der vom marokkanischen Punta Cires aus gestartet war, die spanische Küste bei Tarifa. Zum Schutz gegen Haie schwimmt er in einem Drahtkäfig.

14.6.1966, Dienstag

Die vatikanische Glaubenskongregation hebt den “Index librorum prohibitorum”, das amtliche Verzeichnis der vom Apostolischen Stuhl verbotenen Bücher, mit Wirkung zum 29. März 1967 auf.

In Chicago kommt es zu blutigen Zusammenstößen zwischen 1000 demonstrierenden Puertoricanern und Polizeieinheiten. Sieben Demonstranten werden durch Schüsse verletzt, 37 festgenommen. Die Protestierenden haben bessere Wohnverhältnisse gefordert.

15.6.1966, Mittwoch

Einen Tag vor Beginn des Besuchs von Chinas Ministerpräsident Zhou Enlai in Bukarest erklärt der rumänische Parteichef Nicolae Ceausescu in Bukarest, ein internationales Zentrum zur Ausarbeitung einer einheitlichen Linie für alle kommunistischen Parteien der Welt sei nicht realisierbar. Jede KP müsse ihre Linie nach den konkreten Bedingungen ihres Landes ausarbeiten.

In einer Gaststätte in Andechs am Ammersee werden bei einer Schlägerei zwischen Münchner Verbindungsstudenten und Passanten mehrere Personen verletzt. Letztere stellten die Studenten scharf zur Rede, weil sie das nationalsozialistische Lied “Es zittern die morschen Knochen” gesungen und einen Schriftsteller mit Nazi-Parolen beschimpft haben.

Der kubanische Außenminister Paul Roa protestiert in einer Note an UNO-Generalsekretär Sithu U Thant gegen eine Erklärung des nicaraguanischen Präsidenten René Schick, der sein Land darin für eine Invasion Kubas zur Verfügung stellte.

16.6.1966, Donnerstag

Bei der Einfahrt in den Hafen von New York kollidiert der US-amerikanische Tanker “Texaco Massachusetts” mit dem britischen Tanker “Alva Cape”. Beide Schiffe stehen sofort in Flammen, 20 Seeleute kommen ums Leben.

17.6.1966, Freitag

Auf 3000 Kundgebungen wird in der Bundesrepublik des Volksaufstandes in der DDR am 17. Juni 1953 gedacht. In seiner Rede im Bonner Bundeshaus wirft Kanzler Ludwig Erhard (CDU) der Ostberliner Führung “ständige Einmischung in die Verhältnisse der Bundesrepublik” vor. Die “schönen Worte Annäherung und Verständigung”, die man derzeit wieder höre, könnten nur “den täuschen, der mit der marxistisch-leninistischen Terminologie und Strategie nicht vertraut” sei.

Zwischen sechs bundesrepublikanischen Großstädten und Italien wird der Selbstwählverkehr für Fernsprechteilnehmer eröffnet.

In Amsterdam kommt es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und randalierenden Jugendlichen.

Das südvietnamesische Militärregime verhängt das Kriegsrecht über die von oppositionellen Buddhisten kontrollierte Stadt Hue.

Eine Rede des CDU-Fraktionsvorsitzenden Rainer Barzel in den USA über mögliche sowjetische Truppenstationierungen auf deutschem Boden löst einen innerparteilichen Eklat aus.

In Karlsruhe demonstrieren 1500 Gewerkschafter aus Baden-Württemberg gegen den an diesem Tag beginnenden Bundesparteitag der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD). Auf Transparenten fordern die Protestierenden Maßnahmen gegen Nationalismus und Rechtsradikalismus.

18.6.1966, Samstag

Der Primas von Polen, Kardinal Stefan Wyszynski, erhebt in Allenstein schwere Vorwürfe gegen die polnischen Behörden, die einen “gotteslästerlichen Frevel” begangen hätten, als sie eine Rundfahrt des Bildes der Schwarzen Madonna von Tschenstochau behindert hätten. Die Zeremonie fand anlässlich der 1000-Jahr-Feiern der katholischen Kirche Polens statt.

19.6.1966, Sonntag

Vor der Küste Neuschottlands sinkt der kanadische Fischdampfer “Reliance” nach einer Kollision mit dem liberianischen Frachter “Bordapian”. Nur vier der 16 Besatzungsmitglieder des Trawlers überleben das Unglück.

Das 24-Stunden-Rennen von Le Mans endet mit einem Sieg für Ford.

20.6.1966, Montag

Der französische Staatspräsident Charles de Gaulle reist zu einem elftägigen Staatsbesuch in die UdSSR. Die beiden Staaten vereinbaren den Ausbau ihrer Beziehungen auf wissenschaftlichem und wirtschaftlichem Gebiet.

Zum Gedenken an den 25. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 gibt die Bundesregierung eine Erklärung heraus, in der es heißt, der damalige Angriff habe “Leid und Elend über beide Völker gebracht, Millionen von Menschenleben gekostet und das politische Gefüge Europas erschüttert”. Der “Blutzoll, den das deutsche und das sowjetische Volk entrichtet” hätten, sei eine “Verpflichtung, eine Wiederholung jenes Tages für immer auszuschließen”.

21.6.1966, Dienstag

Die UdSSR und Kanada schließen einen Handelsvertrag über die Lieferung von 9 Mio. t kanadischen Weizens in einem Zeitraum von drei Jahren. Die UdSSR hat 1963 begonnen, nach Missernten Getreide im westlichen Ausland zu kaufen.

Die Düsseldorfer Kriminalpolizei verhaftet den 19-Jährigen Metzgergesellen Jürgen Bartsch, der seit 1962 vier Jungen im Alter von acht und 13 Jahren sexuell missbraucht und ermordet hat.

Die neugegründete Universität in Konstanz nimmt offiziell ihren Lehrbetrieb auf.

22.6.1966, Mittwoch

An der Freien Universität Berlin demonstrieren 3000 Studenten in einem zehnstündigen Sit-in gegen die Einführung der Zwangsexmatrikulation und das im Februar erlassene politische Versammlungsverbot an der Hochschule.

Der für den 25. Mai im Ruhrbergbau angekündigte Streik wird in letzter Minute abgewendet. Die Tarifpartner, die IG Bergbau und Energie und der Unternehmensverband Ruhr, einigen sich in Düsseldorf auf Lohnerhöhungen von 4% ab 1. Juli. Die sog. Nachholschichten sollen in Intervallen bis 1967 reduziert werden. Die Bergleute erhalten zudem die geforderte Treueprämie in Höhe von 312 DM. Das Abkommen hat eine Laufzeit von zwei Jahren.

23.6.1966, Donnerstag

Die Bundesrepublik gewinnt in Hannover ein Fußballländerspiel gegen Jugoslawien 2:0.

Die Beatles treffen auf dem Münchner Flughafen Riem zu ihrer ersten Tournee durch die Bundesrepublik seit 1962 ein. Sie geben drei Konzerte in München, Essen und Hamburg.

Der New Yorker Bürgermeister John Lindsay und der Gouverneur des Bundesstaates New York, Nelson Rockefeller, sagen ihre Teilnahme an einem Bankett für den saudiarabischen König Faisal ab. Politische Beobachter sehen in der Absage eine Reaktion auf anti-israelische Bemerkungen des Monarchen.

Mehrere tausend Beschäftigte des Bochumer Vereins für Gussstahlfabrikation legen aus Protest gegen vorgesehene Entlassungen für eine Stunde die Arbeit nieder. In Bochum sollen 1100 und bei der Muttergesellschaft Krupp in Rheinhausen 1000 Arbeiter entlassen werden. Am folgenden Tag gibt die Unternehmensleitung bekannt, die geplanten Massenentlassungen würden nicht durchgeführt.

Der Bundestag verabschiedet das sog. Gesetz über die Freistellung von der deutschen Gerichtsbarkeit, das Parlamentariern aus der DDR, die am Redneraustausch mit der SPD teilnehmen wollen, freies Geleit zusichert.

24.6.1966, Freitag

Auf dem “Marsch gegen die Furcht”, den schwarze Bürgerrechtler unter Führung von Martin Luther King seit Tagen durch die Südstaaten der USA veranstalten, kommt es im Bundesstaat Mississippi zu schweren Zusammenstößen zwischen 2500 Demonstranten und der Polizei. Als die Teilnehmer des Marsches auf einem Schulhof in Canton Zelte zum Übernachten aufschlagen wollen, gehen etwa 100 Polizisten mit Knüppeln und Tränengas gegen sie vor.

Tobias”, das letzte im Ruhrbergbau eingesetzte Grubenpferd, das 13 Jahre auf der Steinkohlenzeche “General Blumenthal” in Recklinghausen gearbeitet hat, geht in den “Ruhestand”.

25.6.1966, Samstag

Als erstes kommunistisches Land nimmt Jugoslawien wieder diplomatische Beziehungen zum Vatikan auf, die es vor 14 Jahren abgebrochen hatte.

26.6.1966, Sonntag

In einer Volksabstimmung beschließt der Schweizer Halbkanton Basel-Stadt die Einführung des Frauenwahlrechts.

Anlässlich der Berliner Filmfestspiele werden die Bundesfilmpreise vergeben. “Der junge Torless” in der Regie von Volker Schlöndorff erhält drei Filmbänder in Gold, Ulrich Schamonis “Es” bekommt ein Filmband in Silber verliehen.

27.6.1966, Montag

In Argentinien wird der bisherige Präsident Arturo Illia in einem unblutigen Militärputsch gestürzt.

Der italienische Ministerpräsident Aldo Moro trifft zu einem viertägigen Besuch in der Bundesrepublik ein. Im Mittelpunkt der Gespräche stehen die NATO-Krise und die Frage, wie die Verbündeten die Reise von Frankreichs Staatspräsident Charles de Gaulle in die UdSSR beurteilen.

Auf einer Vorstandssitzung in Bad Godesberg fordern die Jungdemokraten, die Jugendorganisation der FDP, die Bundesregierung auf, schon jetzt von einer “endgültigen Grenzziehung an der Oder-Neiße-Linie” auszugehen. Die Beziehungen zu Osteuropa müssten endlich im Interesse der Entspannung normalisiert werden.

28.6.1966, Dienstag

In Saigon unterzeichnen der südvietnamesische Ministerpräsident Nguyên Cao Ky und der deutsche Botschafter Wilhelm Kopf ein Abkommen über einen bundesdeutschen Warenkredit in Höhe von 20 Mio. DM. Am Vortag trafen im Saigoner Hafen bereits 570 t Medikamente ein, der erste Teil einer Spende im Gesamtwert von 17,5 Mio. DM.

Der Allgemeine Studentenausschuss (AStA) der Universität München erstattet Anzeige gegen Unbekannt. Die Ermittlungen richten sich gegen eine Gruppe von 15 bis 20 Personen, die in der Vorwoche “im Marschschritt und mit Heil durch die Ludwigstraße gezogen” sind und einen Bauzaun vor der Universität mit Judensternen beschmiert haben. Die Ermittlungen verlaufen ergebnislos.

Vor dem Hamburger Jugendgericht müssen sich 13 Jugendliche verantworten, die bei Krawallen nach dem Konzert der Beatles festgenommen wurden. Ein 19-Jähriger Seemann wird wegen Rädelsführung und Landfriedensbruch zu acht Monaten Jugendstrafe verurteilt. Die anderen erhalten Arreststrafen zwischen zehn Tagen und vier Wochen.

29.6.1966, Mittwoch

Die SED sagt den für Juli geplanten Redneraustausch mit der SPD ab. Da Ost-Berlin absehen kann, dass die Zusammenkunft nicht die erhoffte Annäherung mit den Sozialdemokraten bringen wird, nimmt sie das sog. Gesetz über die befristete Freistellung von der deutschen Gerichtsbarkeit zum Vorwand der Absage.

Die USA bombardieren erstmals die nordvietnamesischen Städte Hanoi und Hai-phong, wo sich die größten Öldepots des Landes befinden.

Die irakische Regierung gibt ein Zwölf-Punkte-Programm zur Lösung des seit Jahren schwelenden Kurden-Konflikts bekannt. Als Maßnahmen zur Anerkennung der “kurdischen Nation” sind darin die Zulassung von Kurden im Staatsdienst sowie ihre Beteiligung an Wahlen vorgesehen.

30.6.1966, Donnerstag

Auf Anweisung des kongolesischen Staatspräsidenten Joseph (Sésé Séko) Mobutu werden aus der Zeit der belgischen Kolonialherrschaft stammende Städtenamen in afrikanische geändert. Die Hauptstadt Léopoldville heißt fortan Kinshasa, Elisabethville nun Lumumbashi und Stanleyville wird Kisangani.

Die oppositionelle CSU stellt im Münchner Stadtrat eine Reihe von Anträgen im Rahmen der “Aktion der drei großen S” für mehr “Sicherheit, Sauberkeit und Sittlichkeit”. Die Christlich Sozialen fordern ein Programm, das verstärkte Polizeiaktionen in Grünanlagen zur Eindämmung des Gammlertums, öffentlicher homosexueller Kontakte und der Prostitution vorsieht.

Chroniknet