Was geschah im März 1933

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Wetterstationen März 1933

1.3.1933, Mittwoch

Reichsinnenminister Wilhelm Frick (NSDAP) ersucht die Landesregierungen, aufgrund der Notverordnung vom 28. Februar alle Zeitungen und Versammlungen der KPD zu verbieten.

Mit einem zweistündigen Warnstreik antwortet das österreichische Bundesbahnpersonal auf die Absicht der Regierung, die Gehälter in zwei Raten auszuzahlen.

Das Deutsche Theater in Berlin zeigt Hugo von Hofmannsthals “Das große Welttheater”. Es ist die letzte Inszenierung Max Reinhardts in Deutschland.

2.3.1933, Donnerstag

Ein Berliner Landgericht untersagt NSDAP-Gauleiter und Reichspropagandaleiter Joseph Goebbels als Herausgeber der Zeitung “Der Angriff” unter Androhung einer Geldstrafe, die ehemaligen preußischen SPD-Regierungsmitglieder Otto Braun und Carl Severing der persönlichen Bereicherung mit Steuergeldern zu bezichtigen.

3.3.1933, Freitag

Ein Erdbeben in der Nähe von Jokohama (Japan) fordert über 2000 Tote.

Theodor Wolff, Chefredakteur des liberalen “Berliner Tageblatts”, wird von seinem Verleger Hans Lachmann-Mosse entlassen.

Ernst Thälmann, der Führer der KPD wird in Berlin verhaftet.

Aus Protest gegen das geplante Verbot der SPD-Zeitung “Hamburger Echo” verlassen die SPD-Vertreter den Senat.

4.3.1933, Samstag

Der frühere preußische Ministerpräsident Otto Braun (SPD) emigriert in die Schweiz.

In Washington wird Franklin D. Roosevelt als US-Präsident vereidigt.

Bei der Debatte über den Bundesbahnerstreik vom 1. März treten alle drei Präsidenten des österreichischen Nationalrats zurück, womit sich das Parlament faktisch selbst ausschaltet.

5.3.1933, Sonntag

In Berlin erscheint die letzte Ausgabe der “Arbeiter-Illustrierten Zeitung”.

SA und SS besetzen das Hamburger Rathaus. SA-Standartenführer Alfred Richter wird zum kommissarischen Polizeiherrn ernannt.

Bei den Wahlen zum Reichstag wird die NSDAP mit 43,9% der abgegebenen Stimmen und 288 Mandaten stärkste Partei und verfügt gemeinsam mit der Kampffront Schwarz-Weiß-Rot (8% und 52 Sitze) über die absolute Mehrheit im Parlament.

6.3.1933, Montag

Die Westerplatte im Gebiet des Danziger Hafens wird wegen eines angeblich bevorstehenden Umsturzes in der Freien Stadt Danzig von einer polnischen Truppenverstärkung besetzt.

US-Präsident Franklin D. Roosevelt verlängert die am 4. März verfügten Bankfeiertage um drei weitere Tage. Er beruft für den 9. März den Kongress ein, der über Sondermaßnahmen zur Überwindung der Bankenkrise und Arbeitslosigkeit beraten soll.

In Thüringen werden das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und die Eiserne Front verboten, ebenso der Centralverein deutscher Staatsangehöriger jüdischen Glaubens. Bis zum Monatsende wird das republikanische Reichsbanner in den übrigen Ländern verboten.

Lübecks Bürgermeister Paul Löwigt und die SPD-Senatoren treten zurück. Neuer Leiter der Polizei wird der Gauleiter der NSDAP in Lübeck-Mecklenburg, Walther Schröder.

Die der SPD angehörenden Bremer Senatoren erklären nach SA-Demonstrationen ihren Rücktritt. Der Senat ersucht die Bürgerschaft, eine Senatsneuwahl vorzunehmen.

7.3.1933, Dienstag

In Schaumburg-Lippe tritt die Landesregierung unter Ministerpräsident Heinrich Lorentz (SPD) zurück und beruft den Landtag ein.

In einem Aufruf an die österreichische Bevölkerung erklärt sich die von Engelbert Dollfuß (christlichsozial) geführte Bundesregierung in Wien als weiterhin im Amt befindlich und nicht von der Krise des Nationalrats betroffen.

Die SA verhindert in der Dresdner Oper eine Aufführung von Giuseppe Verdis “Rigoletto” unter Leitung von Generalmusikdirektor Fritz Busch.

8.3.1933, Mittwoch

Die Hamburger Bürgerschaft wählt einen neuen Senat aus sechs Nationalsozialisten und je zwei Anhörigen der DNVP und des Stahlhelm. Erster Bürgermeister wird Carl Vinzent Krogmann (NSDAP).

Reichsinnenminister Wilhelm Frick (NSDAP) setzt in Baden, Sachsen, Schaumburg-Lippe und Württemberg Reichskommissare für die Polizeibefugnisse ein. Damit haben in allen Ländern bis auf Bayern NSDAP-Mitglieder die Befehlsgewalt über die Polizei.

Das preußische Innenministerium beschlagnahmt das Karl-Liebknecht-Haus, den Sitz der KPD-Leitung in Berlin. Sowohl der Platz als auch das Haus werden nach dem 1930 erschossenen SA-Mann Horst Wessel benannt.

9.3.1933, Donnerstag

Nachdem die am 7. März aufgenommenen Koalitionsverhandlungen zwischen NSDAP und BVP ergebnislos geblieben sind, übernimmt Generalleutnant a. D. Franz Ritter von Epp als Reichskommissar die vollziehende Gewalt und bildet die bayerische Landesregierung um.

In seiner Kölner Wohnung wird der Chefredakteur der “Rheinischen Zeitung” und frühere Reichsinnenminister Wilhelm Sollmann (SPD) von SA-Leuten misshandelt. Wie andere Funktionäre von SPD und KPD wird er in Schutzhaft genommen, um “der Gefahr tätlicher Angriffe vorzubeugen”.

Reichsinnenminister Wilhelm Frick (NSDAP) erklärt in Frankfurt am Main dass die KPD-Abgeordneten am 21. März im Reichstag fehlen würden. Sie hätten dafür im KZ Gelegenheit, sich “an fruchtbringende Arbeit zu gewöhnen”.

10.3.1933, Freitag

Durch einen Punktsieg über Europameister Adolf Heuser in New York bleibt Maxie Rosenbloom (USA) Weltmeister im Halbschwergewicht.

Die US-amerikanische Westküste südlich von Los Angeles wird von einem Erdbeben heimgesucht, das 123 Tote fordert.

Der Intendant der Vereinigten Theater von Breslau, Paul Barnay, wird von SA-Leuten entführt und schwer misshandelt. Er muss sein Amt aufgeben.

Als letzte SPD-Zeitungen müssen die “Bremer Volkszeitung” und die “Schwäbische Tagwacht” ihr Erscheinen aufgrund eines Verbots einstellen.

Die Bremische Bürgerschaft beschließt Änderungen des Wahlgesetzes und der Verfassung und löst sich anschließend auf.

In Sachsen tritt die von Walter Schieck (parteilos geführte Landesregierung zurück. Der am 8. März zum Reichskommissar ernannte Manfred von Killinger (NSDAP) übernimmt die Regierungsgewalt und setzt eine Kommissariatsregierung ein, der u.a. Otto Thierack als Justizminister angehört.

11.3.1933, Samstag

Die Verwaltung des Verbandes der Bergbau-Industriearbeiter Deutschlands (Alter Verband) in Bochum wird von SA und Hilfspolizei verwüstet. Der Gewerkschaftsvorsitzende Fritz Husemann und über 50 Funktionäre werden verhaftet.

In Madgeburg wird die Bundesgeschäftsstelle des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold besetzt. Der Magdeburger Oberbürgermeister Ernst Reuter (SPD) wird von der Polizei in Schutzhaft genommen.

In Baden wird nach dem am Vortag erfolgten Rücktritt der Regierung von Joseph Schmitt (Zentrum) ein Kabinett unter Leitung des am 8. März als Reichskommissar eingesetzten Robert Wagner (NSDAP) gebildet.

12.3.1933, Sonntag

Am Volkstrauertag wehen an den öffentlichen Gebäuden im Deutschen Reich die schwarz-weiß-roten Fahnen. Reichspräsident Paul von Hindenburg lässt die Hakenkreuzfahne neben Schwarz-Weiß-Rot als zweite Nationalflagge zu.

In Preußen finden Kommunalwahlen und Wahlen zu den Preußischen Provinziallandtagen statt. Bei den Stadtverordnetenwahlen in Berlin erhalten die NSDAP und die Kampffront Schwarz-Weiß-Rot (DNVP und Stahlhelm) zusammen 113 von 225 Sitzen.

In einem Vorort Dresdens halten 60 Delegierte der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) eine Konferenz ab und beschließen, die SAP illegal weiterzuführen. Von den 15 600 Mitgliedern sind nur etwa 1500 dem Aufruf des Vorstandes vom 3. März zum Eintritt in die SAP gefolgt.

In Zürich trennen sich die Fußball-Nationalteams der Schweiz und Belgiens vor 25 000 Zuschauern 3:3.

13.3.1933, Montag

Der Intendant der Städtischen Oper Berlin, Carl Ebert, wird von einer Abteilung SA für abgesetzt erklärt und vom Berliner Oberbürgermeister Heinrich Sahm daraufhin für zwei Monate beurlaubt. Sein Nachfolger wird Max von Schillings, Präsident der Preußischen Akademie der Künste.

Der hessische Landtag wählt Ferdinand Werner (NSDAP) als Nachfolger des geschäftsführenden Regierungschefs Bernhard Adelung (SPD) zum Staatspräsidenten. Anschließend vertagt sich das hessische Landesparlament bis zum 1. Oktober und überträgt sämtliche Voll machten der Regierung.

NSDAP-Reichspropagandaleiter Joseph Goebbels wird Leiter des neugeschaffenen Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.

14.3.1933, Dienstag

Das an diesem Tag auslaufende Verbot der SPD-Presse in Preußen wird um weitere 14 Tage verlängert und anschließend auf unbestimmte Zeit ausgedehnt.

Das Erscheinen der linksdemokratischen Zeitschriften “Die Weltbühne” – zuerst von Siegfried Jacobsohn, später von Carl von Ossietzky herausgegeben – und “Das Tage-Buch” wird für ein halbes Jahr verboten.

Im Namen der Sektion für Dichtung der Preußischen Akademie der Künste fragt Akademiepräsident Max von Schillings bei den 31 Mitgliedern an, ob sie der neuen Regierung ihre Treue erklären. Von den Befragten lehnen u.a. Alfons Paquet, Ricarda Huch, Thomas Mann und Alfred Döblin ab.

15.3.1933, Mittwoch

Der SPD-Parteivorstand sagt den für den 26. März nach Frankfurt am Main einberufenen Parteitag ab.

Der Landtag von Württemberg wählt mit 36 von 68 Stimmen bei 19 ungültigen Wahlzetteln den NSDAP-Gauleiter Wilhelm Murr zum Staatspräsidenten.

16.3.1933, Donnerstag

In Bayern legt Ministerpräsident Heinrich Held (BVP) sein Amt nieder. Reichskommissar Franz Ritter von Epp führt die Regierung.

Reichsbankpräsident Hans Luther tritt zurück. Zu seinem Nachfolger wählt der Generalrat Hjalmar Schacht.

Im Hauptausschuss der Abrüstungskonferenz in Genf legt der britische Premierminister James Ramsey MacDonald einen Abrüstungsplan mit Höchstgrenzen für die Armeen in Europa vor, die für das Deutsche Reich, Frankreich, Polen und Italien jeweils 200 000 Mann betragen.

17.3.1933, Freitag

Der am 15. März zum Staatskommissar in Berlin ernannte Julius Lippert (NSDAP) entlässt die jüdischen Ärzte aus den Krankenhäusern.

In Berlin schließt die Polizei das Gebäude des Freidenkerverbandes. In Breslau wird am gleichen Tag die Zahl der dort zugelassenen jüdischen Rechtsanwälte auf 17 reduziert.

Bei der Eröffnung der Ausstellung “Die Frau” in Berlin erklärt Reichspropagandaminister Joseph Goebbels, der erste Platz der Frau sei in der Familie.

Nach der Erschießung eines Polizeibeamten durch einen SPD-Landtagsabgeordneten in Freiburg werden alle badischen Abgeordneten der SPD und KPD in Schutzhaft genommen.

18.3.1933, Samstag

In Bremen wird ein Senat aus NSDAP und Kampffront Schwarz-Weiß-Rot (DNVP und Stahlhelm) gebildet.

In Genf endet die am 21. Februar eröffnete 71. außerordentliche Tagung des Völkerbundrates. Er empfiehlt die Räumung der 1932 von Peru besetzten Stadt Leticia in Kolumbien.

19.3.1933, Sonntag

In Berlin trennen sich die Fußball-Nationalteams aus Deutschland und Frankreich 3:3 (2:1).

In Zürich verurteilt die Exekutive der Sozialistischen Arbeiter-Internationale ohne Beteiligung der SPD scharf die Unterdrückung der deutschen Opposition.

Per Referendum erhält Portugal eine von Ministerpräsident Antonió de Oliveira Salazar ausgearbeitete autoritäre Verfassung.

20.3.1933, Montag

Hunderte Funktionäre von KPD und SPD werden in das Konzentrationslager Heuberg in Württemberg verbracht. Es ist für 1500 Gefangene angelegt und steht unter Aufsicht der Landeskriminalpolizei.

Der britische Premierminister James Ramsey MacDonald und Außenminister John Allsebrook Simon beenden einen dreitägigen Besuch in Rom. Gegenstand der Beratungen war der Abschluss eines Viererpaktes zur Entspannung in Europa.

Ein für diesen Tag vorgesehenes Konzert des Dirigenten Bruno Walter in der Berliner Philharmonie ist auf Einspruch von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels abgesagt worden.

21.3.1933, Dienstag

Die KPD-nahe Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit wird verboten, ihr Vermögen in Berlin beschlagnahmt.

Das Präsidium des Reichsverbandes der Deutschen Industrie stellt fest, dass die Wahl vom 5. März die Grundlage für eine stabile Regierung gelegt und die aus der bisherigen Politik resultierenden Störungen des Wirtschaftslebens beseitigt habe. Ähnlich äußert sich die Vereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände.

Beim Versuch des Grenzübertritts nach Dänemark wird in Landkirchen auf Fehmarn Paul Fröhlich (Reichsleitung der Sozialistischen Arbeiterpartei) verhaftet. An seiner Stelle geht sein Parteigenosse Willy Brandt aus Lübeck ins Exil und gründet in Oslo, wo er am 7. April eintrifft, ein SAP-Büro sowie die Auslandszentrale des Sozialistischen Jugendverbandes (SJV).

In Berlin wird der Reichstagsabgeordnete Andreas Hermes (Zentrum) trotz Immunität verhaftet. Er soll Staatsgelder veruntreut haben.

In Oranienburg bei Berlin wird ein Konzentrationslager eingerichtet.

Der Vorstand des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes versichert Reichskanzler Adolf Hitler, die Gewerkschaften müssten ihre sozialen Aufgaben erfüllen, “gleichviel welcher Art das Staatsregime” sei.

Reichspräsident Paul von Hindenburg unterzeichnet Notverordnungen über die Amnestie für NSDAP-Gewalttäter, die Schaffung von Sondergerichten und über verschärfte Bestimmungen zur Unterdrückung der Opposition.

In der Berliner Krolloper wird der neugewählte Reichstag eröffnet.

In der Garnisonkirche in Potsdam findet aus Anlass der Reichstagseröffnung ein Staatsakt statt.

22.3.1933, Mittwoch

Auf dem Gelände einer früheren Munitionsfabrik bei Dachau lässt Reichsführer SS Heinrich Himmler ein Konzentrationslager errichten.

Der am 5. März neugewählte preußische Landtag tritt zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen und vertagt sich dann auf unbestimmte Zeit.

Das britische Unterhaus billigt einen Verfassungsentwurf für Indien.

23.3.1933, Donnerstag

In Berlin wird der Reichskommissar für Arbeitsbeschaffung, Günther Gereke (Christliches Landvolk), wegen des Verdachts der Untreue und Unterschlagung verhaftet. Seit 1924 soll der Politiker 1,2 Mio. Reichsmark veruntreut haben.

Der Deutsche Reichstag billigt mit 441 gegen 94 Stimmen der SPD das “Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich” (Ermächtigungsgesetz).

24.3.1933, Freitag

In einem Wald bei Berlin wird der Hellseher Jan Erik Hanussen von der SA erschossen.

Das 94. Grand National Steeplechase in Aintree bei Liverpool gewinnt Dan Williams auf dem US-amerikanischen Wallach “Kellsboro Jack”.

25.3.1933, Samstag

Vor den Intendanten der Rundfunksender kündigt Reichspropagandaminister Joseph Goebbels in Berlin eine “Säuberung” des Rundfunks an. Ab 1. April strahlt der Deutschlandsender täglich von 19 bis 20 Uhr eine “Stunde der Nation” aus.

Vor der Auslandspresse verwahrt sich Reichstagspräsident Hermann Göring (NSDAP) gegen Berichte ausländischer Zeitungen über angebliche Verfolgungen politischer Gegner. Vertretern der SPD kündigt er an, dass die SPD-Presse erst wieder erscheinen dürfte, wenn die antideutsche “Hetze” der sozialistischen Auslandspresse aufhöre.

Im Deutschen Reich sind bisher in 39 Städten Gewerkschaftseinrichtungen von SA, SS oder Polizei besetzt und in sechs Städten beschlagnahmt worden.

26.3.1933, Sonntag

Der Italiener Tazio Nuvolari (Alfa Romeo) gewinnt in 3:29:15 h den Großen Preis von Tunis für Automobile.

Im Berliner Ufa-Palast spricht Herbert von Bismarck, Staatssekretär im preußischen Innenministerium, vor dem Kampfring junger Deutschnationaler über die monarchische Restauration. Der Rundfunk lehnt die Übertragung ab.

27.3.1933, Montag

Die am 20. Juli 1932 abgesetzte preußische Staatsregierung legt ihre Ämter endgültig nieder.

Die japanische Regierung erklärt ihren Austritt aus dem Völkerbund.

28.3.1933, Dienstag

Vor Filmschaffenden in Berlin spricht Propagandaminister Joseph Goebbels über “Die zeitgemäßen Aufgaben des deutschen Films”. Er fordert ein an bestimmte politische und sittlich-nationale Normen gebundenes Filmschaffen.

Der deutsche Physiker Albert Einstein kehrt aus den USA nach Europa zurück und bleibt zunächst in der Nähe von Ostende (Belgien). Er verlässt die Preußische Akademie der Wissenschaften.

Der jüdische Gewerkschafter Siegfried Aufhäuser räumt aus Protest gegen die Nachgiebigkeit des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunds gegenüber der NSDAP den Vorsitz im Allgemeinen freien Angestelltenbund.

Die Fuldaer Bischofskonferenz rückt in einer Kundgebung an die katholischen Gläubigen von ihren Warnungen vor dem Nationalsozialismus ab.

Die Reichsleitung der NSDAP ordnet für den 1. April einen Boykott jüdischer Ärzte und Rechtsanwälte sowie jüdischer Geschäfte und Waren an.

29.3.1933, Mittwoch

Der Hamburger Senat unter Führung von Karl Vinzent Krogmann (NSDAP) untersagt Beamten, Angestellten und Arbeitern des Hamburger Staates die Zugehörigkeit zu “marxistischen” Parteien. Zwölf Bürgerschaftsabgeordnete der SPD legen daraufhin ihre Mandate nieder und verlassen die Partei.

30.3.1933, Donnerstag

Das SPD-Vorstandsmitglied Otto Wels tritt aus dem Büro der Sozialistischen Arbeiter-Internationale (SAI) aus, weil es ihm nicht gelungen ist, die Veröffentlichung des Protestes der SAI gegen die Verfolgung der deutschen Opposition vom 19. März zu verhindern.

31.3.1933, Freitag

Durch das erste “Gesetz über die Gleichstellung der Länder mit dem Reich” wird die Zusammensetzung der Landtage mit Ausnahme des preußischen Parlaments der des Reichstages angepaßt.

In Preußen sind bisher rund 10 000 Menschen in Schutzhaft genommen worden.

Die österreichische Regierung löst den am 25. März verbotenen Republikanischen Schutzbund auf. Als Begründung wird angeführt, der 1923 gegründete und rund 60 000 aktive Mitglieder zählende Verband habe die öffentliche Ruhe und Sicherheit gestört.

Chroniknet