Was geschah im Mai 1970

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1.5.1970, Freitag

Führende Gewerkschafter bekräftigen auf Kundgebungen, die zum Tag der Arbeit in vielen Städten der Bundesrepublik Deutschland abgehalten werden, die Forderung der Arbeiter nach sozialer Gerechtigkeit.

Die DDR verlangt für Gütertransporte auf ihrem Gebiet eine höhere Steuerausgleichsabgabe von bundesdeutschen Unternehmen.

3.5.1970, Sonntag

In Basel endet ein Fußballländerspiel Schweiz gegen Frankreich 2:1.

4.5.1970, Montag

Mit einem Triumphzug durch die Stadt wird der Gewinn der Deutschen Fußballmeisterschaft durch Borussia Mönchengladbach gefeiert.

In Bonn wird die Deutsche Datelgesellschaft für Datenfernverarbeitung mbH gegründet. Es handelt sich um eine private Gesellschaft, an der sich nun auch die an der Expansion der Dateldienste stark interessierte Deutsche Bundespost beteiligt. Mitgesellschafter sind die Firmen AEG/Telefunken, Nixdorf-Computer, Olympia-Werke und Siemens.

In Kent (US-Bundesstaat Oregon) werden bei einer Protestdemonstration gegen den US-amerikanischen Einmarsch in Kambodscha am 30. April vier Studenten von Nationalgardisten erschossen.

5.5.1970, Dienstag

US-Präsident Richard M. Nixon erklärt, dass die US-Offensive in Kambodscha bis Ende Juni beendet werden soll. Ferner betont Nixon, dass die US-Truppen ohne Genehmigung des Kongresses nicht weiter als 30 km nach Kambodscha eindringen würden.

Der neue französische Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland, Jean Victor Sauvagnargues, wird in Bonn von Bundespräsident Gustav Heinemann (SPD) zur Übergabe seines Beglaubigungsschreibens empfangen. Sauvagnargues löst François Seydoux Fornier de Clausonne ab, der das Amt 1958 bis 1962 und ab 1965 innehatte und nunmehr in den Ruhestand tritt.

6.5.1970, Mittwoch

Feyenoord Rotterdam gewinnt in Mailand den Europacup der Meister mit einem 2:1-Sieg nach Verlängerung gegen Celtic Glasgow.

Thor Heyerdahl startet im marokkanischen Hafen Safi mit dem Papyrusboot “Ra II” zu einer Atlantiküberquerung. Einen ersten Versuch hatte der norwegische Schriftsteller und Wissenschaftler im Juli 1969 aufgeben müssen, als sein Boot mit Namen “Ra” zu versinken drohte.

Das Bundeskabinett in Bonn verabschiedet das Verteidigungsweißbuch 1970. Darin ist u.a. eine erhebliche Umschichtung des Wehretats zugunsten der Soldaten vorgesehen. So soll der Wehrsold angehoben, das Entlassungsgeld für Wehrpflichtige erhöht und eine gebührenfreie Militärfahrkarte für zwölf Heimfahrten im Jahr eingeführt werden.

Das Aufwertungsausgleichsgesetz für die Landwirtschaft wird vom Bundestag in Bonn ohne Gegenstimme gebilligt. Das Gesetz sieht Zahlungen in Höhe von 920 Mio. DM vor.

In Prag unterzeichnen die Sowjetunion und die Tschechoslowakei einen neuen Freundschafts- und Beistandspakt. Darin wird die Verteidigung der sozialistischen Errungenschaften als eine “gemeinsame internationale Pflicht der sozialistischen Länder” im Sinne der Breschnew-Doktrin definiert. Die Breschnew-Doktrin von der “beschränkten Souveränität” und dem “beschränkten Selbstbestimmungsrecht” aller sozialistischen Staaten wurde von sowjetischen Parteiideologen zur (nachträglichen) Rechtfertigung der militärischen Intervention der UdSSR in der Tschechoslowakei 1968 formuliert.

Als eines der rückständigsten Länder auf dem Gebiet des Natur- und Landschaftsschutzes bezeichnet in einem Interview mit dem Süddeutschen Rundfunk der Frankfurter Zoodirektor Bernhard Grzimek die Bundesrepublik Deutschland. Während die Etats von Bund und Ländern für diesen Zweck z. Z. nur 6 Mio. DM auswiesen, wendeten beispielsweise die Niederlande jährlich 40 Mio. DM zum Ankauf schützenswerter Landstriche auf.

8.5.1970, Freitag

Zum 25. Jahrestag der deutschen Kapitulation am Ende des Zweiten Weltkriegs hält der Deutsche Bundestag in Bonn eine Gedenkstunde ab. Redner aller Parteien bezeichnen die Friedenssicherung als die zentrale Aufgabe der Bundesrepublik Deutschland.

9.5.1970, Samstag

Ein Fußballländerspiel Deutschland gegen Irland in Berlin endet 2:1.

Bei einer Feier in Wroclaw (Breslau) aus Anlass des 25. Jahrestags der “Rückkehr alter polnischer Gebiete nach Polen” sagt Parteichef Wladyslaw Gomulka über den Stand der laufenden Verhandlungen zwischen Polen und der Bundesrepublik Deutschland, Willy Brandt (SPD) hege zwar ähnliche Ansichten wie Polen, scheue aber noch die klare Absetzung von der CDU/CSU-Opposition.

Vor dem Amerikahaus in Berlin (West) kommt es bei einer gegen die US-amerikanische Vietnampolitik gerichteten Demonstration zu einer Straßenschlacht zwischen den rd. 5000 Demonstranten und einem großen Polizeiaufgebot. Auf beiden Seiten gibt es Hunderte Verletzte.

10.5.1970, Sonntag

Bundespräsident Gustav Heinemann (SPD) besucht die am 14. März eröffnete Weltausstellung Expo 70 in Osaka. Anschließend besucht Heinemann Hiroshima, die 1945 von der ersten Atombombe verwüstete Stadt.

In Stuttgart wird die erste Synode der evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) seit Gründung des Bundes der evangelischen Kirche in der DDR eröffnet. Die Synodalen beraten über eine nun erforderliche neue Organisationsstruktur der EKD. Als Nachfolger des zurückgetretenen Hans Puttfarcken wird Ludwig Raiser als neuer Präses der EKD-Synode gewählt.

11.5.1970, Montag

Südvietnamesische Kriegsschiffe stoßen auf dem Mekong bis zur kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh vor. Damit ist der Nachschubweg zwischen Südvietnams Hauptstadt Saigon und dem Zentrum Kambodschas wieder frei.

In Augusta im US-Bundesstaat Georgia kommt es zu schweren Rassenunruhen die die ganze Nacht andauern. Sechs Schwarze kommen dabei ums Leben mehr als 60 Personen werden verletzt. Es entsteht umfangreicher Sachschaden. Anlass der Unruhen war der Tod eines 16-Jährigen, unter Mordverdacht stehenden Schwarzen im Stadtgefängnis. Nach Angaben des Sheriffs hatten Mithäftlinge ihn zu Tode geprügelt, die schwarze Bevölkerung von Augusta hält hingegen Gefängnisbeamte für verantwortlich.

Wolkenbruchartige Regenfälle verursachen im Saarland und in Rheinland-Pfalz zwei Eisenbahnunglücke, die insgesamt sieben Todesopfer fordern.

12.5.1970, Dienstag

Die bekannte deutsch-schwedische Schriftstellerin Nelly Sachs (* 10. 12. 1891, Berlin) stirbt in Stockholm. Nelly Sachs wurde 1966 zusammen mit Samuel Josef Agnon mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.

In Südwestdeutschland richtet eine Hochwasserwelle erheblichen Sachschaden an. Die Saar steigt mehr als sechs Meter über ihr Mittel.

Der US-Senat billigt einstimmig die Nominierung von Harry A. Blackmun zum neuen Mitglied des Obersten Gerichtshofes. Zuvor hatte der Senat zwei von US-Präsident Richard M. Nixon nominierte Kandidaten abgelehnt. Sie wurden von der Senatsmehrheit für zu konservativ gehalten.

Israelische Truppenverbände greifen Guerilla-Stützpunkte im Südlibanon an. Die zweitägige Aktion wird vom Weltsicherheitsrat verurteilt.

13.5.1970, Mittwoch

Das Schwurgericht des Landgerichts in Kassel verurteilt den früheren Bundesbeauftragten für den Ordnungsdienst der Nationaldemokratischen Partei (NPD), Klaus Kolley, zu einer Freiheitsstrafe von eineinhalb Jahren. Kolley hatte am 16. September 1969 in Kassel zwei junge Anti-NPD-Demonstranten durch Pistolenschüsse verletzt.

In Bonn unterzeichnen Sonderbotschafter Egon Emmel für die Bundesrepublik Deutschland und der Leiter der polnischen Handelsmission in Köln, W. Piatkowski, für Polen Warenlisten und Briefe über den Warenaustausch 1970. Die Importmöglichkeiten beider Länder, besonders im gewerblichen Bereich, werden dadurch erheblich erweitert.

In Hannover gewinnt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft das letzte Testspiel vor der Weltmeisterschaft gegen Jugoslawien 1:0.

14.5.1970, Donnerstag

Zwei japanischen Seilschaften gelingt die fünfte Besteigung des Mount Everest, des mit 8848 m höchsten Berges der Welt.

In Berlin (West) wird Andreas Baader, der am 14. Mai 1968 wegen Kaufhausbrandstiftung in Frankfurt am Main zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt wurde, gewaltsam aus der Haft befreit.

Auf dem SPD-Bundesparteitag in Saarbrücken (seit 11. 5.) wird Willy Brandt mit überragender Mehrheit als Parteivorsitzender wiedergewählt: Er erhält 318 von 331 Stimmen. Auch die beiden stellvertretenden Vorsitzenden Herbert Wehner, Chef der SPD-Bundestagsfraktion, und Bundesverteidigungsminister Helmut Schmidt werden in ihren Ämtern bestätigt. Der Kandidat der Jungsozialisten, Norbert Gansel, kann sich gegen Schmidt nicht durchsetzen.

15.5.1970, Freitag

Wegen seiner rassistischen Politik wird Südafrika durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) von Olympischen Spielen auf unbestimmte Zeit ausgeschlossen.

In Stuttgart wird das Theaterstück “Guerillas” von Rolf Hochhuth in einer Inszenierung von Peter Palitzsch uraufgeführt.

Wie nun bekanntgegeben wird, zeigen die Vorbeiflug-Fotos der US-Raumsonde “Mariner 7”, dass der Marsmond Phobos etwa die Form einer Kartoffel, eine sehr dunkle Oberfläche und eine größere Ausdehnung hat, als bisher angenommen wurde.

Frankreichs vierte Kernwaffen-Versuchsreihe beginnt mit einer Kernexplosion auf dem französischen Testgelände im Pazifik. Japan und Peru protestieren gegen die Versuche.

16.5.1970, Samstag

Am Westufer des Roten Meeres versenken israelische Kampfflugzeuge einen ägyptischen Zerstörer und ein Raketenboot. Ein Ende der seit Herbst 1969 wieder aufgeflammten Kampfhandlungen an der isrealisch-ägyptischen Grenze ist noch nicht abzusehen.

Die 36. Spielzeit der Passionsspiele beginnt, begleitet von heftiger Kritik, in Oberammergau (bis 30. 9.).

17.5.1970, Sonntag

Erstmals in der Geschichte der US-amerikanischen Streitkräfte werden Frauen in den Generalsrang erhoben. US-Präsident Richard M. Nixon befördert die Leiterin des Women’s Army Corps, Elisabeth P. Hoisington, und die Leiterin des Army Nurse Corps, Anna Mae Hays, die bisher beide den Rang von Obersten bekleideten.

Mit großer Mehrheit wird der Präsident der Dominikanischen Republik Joaquin Videla Balaguer, wiedergewählt.

Bundesaußenminister Walter Scheel (FDP) führt auf einer Südostasienreise politische Gespräche in Indonesien, Malaysia und Südkorea (seit 6. 5.).

Bei den traditionellen Pfingsttreffen der Landsmannschaften der Vertriebenen steht die Ostpolitik der Bundesregierung im Mittelpunkt scharfer gegensätzlicher Stellungnahmen. Während Sprecher der Vertriebenen die Bundesregierung hart angreifen und davor warnen, hinter ihrem Rücken vertragliche Abmachungen mit den osteuropäischen Nachbarn zu treffen, die die Vertreibung legalisieren könnten, verteidigen führende Politiker der Bonner Koalition ihr Bemühen um einen Ausgleich mit Osteuropa.

18.5.1970, Montag

David Ben Gurion legt sein Mandat im israelischen Parlament, der Knesseth, nieder, weil er keine aktive Rolle in der Politik mehr spielen wolle. Ben Gurion war der erste Ministerpräsident Israels und proklamierte am 14. Mai 1948 die Unabhängigkeit seines Landes.

19.5.1970, Dienstag

Botschafters in Guatemala, Karl Borromäus Maria Heinrich Graf von Spreti, Anfang April verantwortlich gemacht.

Nach Angaben des mexikanischen Außenministeriums ist der guatemaltekische Guerilla-Führer Marco Antonio Yon Sosa bei einem Gefecht mit mexikanischen Grenztruppen erschossen worden. Yon Sosa wird für die Entführung und Ermordung des bundesdeutschen Botschafters in Guatemala, Karl Borromäus Maria Heinrich Graf von Spreti, Anfang April verantwortlich gemacht.

Ägyptens Präsident Gamal Abd an Nasser bestätigt Pressemeldungen über die Stationierung sowjetischer Piloten in Ägypten. Ferner seien sowjetische Offiziere zur Ausbildung ägyptischer Piloten im Land.

20.5.1970, Mittwoch

Ein neues Demonstrationsstrafrecht tritt in der Bundesrepublik Deutschland in Kraft. Bei Straftaten in Zusammenhang mit Demonstrationen muss nunmehr jeweils die Beteiligung des einzelnen Beschuldigten nachgewiesen werden.

Im Rahmen eines offiziellen Besuchs des DDR-Außenministers Otto Winzer in Algerien vereinbaren die DDR und Algerien die Aufnahme diplomatischer Beziehungen.

In New York demonstrieren Arbeiter für die Politik von US-Präsident Richard M. Nixon. Ein Slogan lautet: “In Amerika ist nicht alles gut, aber es ist das beste Land der Welt.” Nach zahlreichen Protesten gegen die Politik des Präsidenten, vor allem gegen den US-Einmarsch in Kambodscha am 30. April, ist dies eine der wenigen großen Demonstrationen für Nixon.

21.5.1970, Donnerstag

Zum zweiten innerdeutschen Gipfelgespräch treffen in Kassel die Regierungschefs der beiden deutschen Staaten DDR-Ministerpräsident Willi Stoph und Bundeskanzler Willy Brandt, zusammen.

Zum letzten Mal sendet das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) die populäre Unterhaltungssendung “Vergißmeinnicht” mit Peter Frankenfeld.

In den USA gelingt mit einem neuartigen Elektronenmikroskop erstmals die Lokalisierung und fotografische Darstellung einzelner Atome in Molekülen.

22.5.1970, Freitag

Der in Stuttgart tagende 73. Deutsche Ärztetag (bis 27. 5.) beschließt, dass Ärzte in der Bundesrepublik künftig die künstliche Befruchtung bei verheirateten Frauen mit fremdem Spendersamen vornehmen dürfen.

Die Moskauer Gespräche zwischen dem Staatssekretär im Bundeskanzleramt Egon Bahr, und dem sowjetischen Außenminister Andrei A. Gromyko, die zur Vorbereitung eines deutsch-sowjetischen Abkommens über gegenseitigen Gewaltverzicht dienen, werden mit der Formulierung des “Bahr-Papiers” beendet.

Bei einem Anschlag arabischer Terroristen auf einen israelischen Schulbus kommen acht Kinder und vier Erwachsene ums Leben.

23.5.1970, Samstag

Im Anschluss an eine Militärparade in Berlin (West) aus Anlass des Tags der alliierten Streitkräfte kommt es, wie bereits am 9. Mai, zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Tausenden von Polizisten und Demonstranten. Die Demonstrationen richten sich gegen den US-amerikanischen Einmarsch in Kambodscha am 30. April.

24.5.1970, Sonntag

Durch Volksentscheid wird in Bayern das aktive Wahlalter auf 18 Jahre gesenkt.

In Berlin (Ost) wird Klaus Glahn aus Hannover zum dritten Mal Judo-Europameister im Schwergewicht. Ihren Mannschaftstitel kann die Bundesrepublik Deutschland jedoch nicht verteidigen: Die Sowjetunion wird Europameister.

25.5.1970, Montag

Bundesaußenminister Walter Scheel (FDP) erklärt in Paris, wo er sich zu routinemäßigen Konsultationen mit dem französischen Außenminister Maurice Schumann aufhält, es sei durchaus möglich, dass er zur Schlussphase der Verhandlungen zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik Deutschland über ein Gewaltverzichtsabkommen nach Moskau reisen werde. Scheel gibt zu erkennen, dass dies schon in der ersten Junihälfte sein könne.

26.5.1970, Dienstag

Junge Amateur-Archäologen verkaufen das von ihnen in Köln gefundene Pfeiler-Grabmal des Lucius Publicius an die Stadt Köln für 500 000 DM.

Laut TASS hat ein Passagier-Überschallflugzeug des Typs TU 144 bei einem Probeflug eine Reisegeschwindigkeit von 2150 km/h und damit die höchste je von einem Passagierflugzeug erzielte Geschwindigkeit erreicht.

Im Sudan werden alle im Lande angesiedelten ausländischen Unternehmen verstaatlicht.

27.5.1970, Mittwoch

Die sog. World-Cup-Rallye über 25 750 km durch drei Erdteile wird vom schwedisch-finnischen Team Hannu Mikkula/Gunnar Palm auf Ford Escort gewonnen.

Zu schweren Überschwemmungen kommt es in fast allen Teilen Rumäniens. Über 200 Menschen kommen ums Leben, 268 000 Personen werden evakuiert.

Die dritte Volkszählung in der Bundesrepublik ergibt eine Bevölkerungszahl von 58 528 000 Bürgern. Es ist die bisher umfangreichste und teuerste Volkszählung in der Bundesrepublik. Neben den üblichen Fragen werden auch die durchschnittliche Arbeitszeit und die Länge des Arbeitsweges erfragt.

In Rom erklärt der NATO-Ministerrat die Bereitschaft des Westens, mit dem Ostblock über die Einberufung einer europäischen Sicherheitskonferenz zu beraten. Auch könne über eine beiderseitige ausgewogene Truppenreduzierung in Europa verhandelt werden. Allerdings müsse der Osten Zugeständnisse bei den derzeitigen Gesprächen über Deutschland und Berlin machen.

Verschärfte Gegensätze zwischen Regierung und Opposition prägen die Bundestagsdebatte über die Deutschland- und Ostpolitik. Die Opposition erhebt den Vorwurf, die Bundesregierung nähere sich der sowjetischen Verhandlungslinie an und beschwöre durch ihre Politik der Vorleistungen das Zerbröckeln der NATO herauf. Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) weist diesen und andere Vorwürfe entschieden zurück.

28.5.1970, Donnerstag

Mauricio Kagels Film “Ludwig van” wird in Wien uraufgeführt. Der satirische Film des aus Argentinien emigrierten Vertreters des Instrumentalen Theaters wird als Anti-Beethoven-Film missverstanden.

29.5.1970, Freitag

In Viterbo bei Rom beschließen die Außenminister der EG-Mitgliedsländer erste Schritte zu einer politischen Union. Die Minister einigen sich zugleich über die Zusammensetzung der Europäischen Kommission ab 1. Juli: Präsident wird der Italiener Franco Maria Malfatti. Zweites bundesdeutsches Mitglied neben Wilhelm Haferkamp wird der bisherige Parlamentarische Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Ralf Dahrendorf (FDP).

In Argentinien entführt eine peronistische Untergrundorganisation den früheren argentinischen Staatspräsidenten, Pedro Eugenio Aramburu.

30.5.1970, Samstag

Bis 1980 soll die europäische Währungsunion vollendet sein. Entsprechend äußern sich in Rom die Wirtschafts- und Finanzminister der Länder. Bis dahin soll es auch feste Wechselkurse zwischen den europäischen Währungen geben.

31.5.1970, Sonntag

Nach dem Wahlsieg der Linkskoalition bei den Parlamentswahlen auf Ceylon (Sri Lanka) am 27. Mai bildet die frühere Ministerpräsidentin Sirimawo Bandaranaike die neue Regierung.

Im Norden Perus kommt es zu einer schweren Erdbebenkatastrophe mit 70 000 Toten. Nach dem verheerenden Naturereignis appelliert Präsident Juan Velasco Alvarado an die Welt: “Wir brauchen dringend Hilfe.”

Die neunte Fußball-Weltmeisterschaft wird in Mexiko-Stadt vor 110 000 Zuschauern eröffnet.

Chroniknet