Was geschah im Januar 2006

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1.1.2006, Sonntag

Patras: Die viertgrößte griechische Stadt Patras ist Europas Kulturhauptstadt 2006.

Berlin: Mit dem Jahreswechsel treten in Deutschland wichtige Gesetzesänderungen in Kraft. So gibt es u. a. künftig keine Eigenheimzulage mehr und die Steuerbefreiung für Abfindungen und Übergangsgelder wird gestrichen. Zudem wird die Altersgrenze für Frührenten wegen Arbeitslosigkeit oder nach Altersteilzeit bis 2008 stufenweise auf 63 Jahre angehoben.

Wien: Österreich übernimmt turnusgemäß bis Ende Juni 2006 die Ratspräsidentschaft der Europäischen Union.

Moskau: Im Streit zwischen Russland und der Ukraine um die Gaspreise stellt der staatlich kontrollierte russische Konzern Gasprom wie angekündigt die Erdgaslieferungen an die Ukraine ein. Am 4. Januar einigen sich die beiden Länder auf eine Anhebung der Lieferpreise und Gasprom beendet den Exportstopp.

Moskau: Russland übernimmt erstmals den Vorsitz der als G-8 bezeichneten Staatengruppe, der die sieben führenden Industriestaaten und Russland angehören.

Kiew: In der Ukraine tritt eine Verfassungsänderung in Kraft, welche dem Regierungschef gegenüber dem Präsidenten einen erheblichen Machtzuwachs bringt.

Stuttgart: Mit Jahresbeginn treten in Baden-Württemberg neue Regelungen für die Einbürgerung in Kraft. Danach müssen alle Einbürgerungsbewerber aus Ländern, die der Organisation Islamischer Staaten angehören, 30 Fragen zu Gesinnung und Verfassungstreue beantworten.

2.1.2006, Montag

Tallmansville: Bei der Explosion in einer Kohlegrube im US-Bundesstaat West Virginia kommen 13 Bergleute ums Leben.

Jakarta: Auf der indonesischen Insel Java kommen durch Überschwemmungen und Erdrutsche mehr als 50 Menschen ums Leben.

Gasa-Stadt: Bewaffnete palästinensische Polizisten besetzen im Gasa-Streifen mehrere Regierungsgebäude und Parlamentsbüros. Sie zwingen Angestellte, ihren Arbeitsplatz zu verlassen und protestieren damit gegen die nach ihrer Ansicht unzureichende Bekämpfung der Kriminalität.

Bad Reichenhall: Beim Einsturz einer Eissporthalle kommen 15 Menschen ums Leben. Die meisten Todesopfer sind Kinder oder Jugendliche.

3.1.2006, Dienstag

Teheran: Der Iran will nach einer Ankündigung des stellvertretenden Chefs der nationalen Atomenergiebehörde, Mohammad Saidi, seine Forschungsprojekte zur Produktion von atomaren Brennstoffen nach einer mehr als zweijährigen Pause wieder aufnehmen.

Stockholm: Autofahrer in der schwedischen Hauptstadt müssen für Fahrten in die Innenstadt Mautgebühren entrichten. Im September sollen dann die Stockholmer Bürger in einem Referendum entscheiden, ob die City-Maut auf Dauer erhoben werden soll. Eine vergleichbare Abgabe gibt es u. a. bereits in Oslo, London und Singapur.

4.1.2006, Mittwoch

Sydney: Im Alter von 62 Jahren stirbt der Herrscher des Emirats Dubai, Scheich Maktum ibn Raschid al-Maktum. Nachfolger als Herrscher wird sein jüngerer Bruder und Erbprinz, Scheich Mohammed ibn Raschid al-Maktum.

Van: Drei Tage nach dem Tod eines aus Dogubeyazit an der Grenze zu Iran stammenden 14-Jährigen geben die Behörden bekannt, dass der Junge an der Vogelgrippe gestorben sei. Erstmals wurde außerhalb Südostasiens ein Mensch ein Opfer der Vogelgrippe.

Paris: In Frankreich endet vorzeitig der am 8. November 2005 wegen der Jugendkrawalle per Regierungsdekret verhängte und zwei Wochen später nach einem Parlamentsbeschluss um drei Monate verlängerte Ausnahmezustand. Das aus dem Algerienkrieg stammende Gesetz ermöglicht es den Behörden, gegen Unruhen in Problemvierteln mit Ausgangssperren vorzugehen.

Jerusalem: Israels Ministerpräsident Ariel Scharon erleidet einen schweren Schlaganfall und wird in ein künstliches Koma versetzt. Die Leitung der Amtsgeschäfte übernimmt der stellvertretende Ministerpräsident Ehud Olmert.

Moskau: Russland und die Ukraine legen ihren Streit um die Gaslieferungen bei. Vereinbart wird ein Fünf-Jahres-Vertrag, der höhere Lieferpreise für russisches Erdgas vorsieht, gleichzeitig aber auch höhere Durchleitungspreise für den Transit russischen Erdgases durch die Ukraine nach West- und Mitteleuropa.

5.1.2006, Donnerstag

Kerbela: Bei einem Selbstmordanschlag in der irakischen Stadt sterben nahe dem Mausoleum des Imams Hussein 63 Menschen. Am gleichen Tag kommen bei einem Anschlag vor einem Rekrutierungsbüro der Polizei im mehrheitlich sunnitischen westirakischen Ramadi 30 Menschen ums Leben. Weitere Anschläge werden bei Bakuba und in Bagdad verübt.

Mekka: Beim Einsturz einer vierstöckigen Pilgerherber kommen in der saudi-arabischen Stadt Mekka 76 Menschen ums Leben.

6.1.2006, Freitag

Bischofshofen: Erstmals in der Geschichte der deutsch-österreichischen Vierschanzen-Tournee werden mit dem Tschechen Jakub Janda und dem Finnen Janne Ahonen zwei in der Endabrechnung punktgleiche Skispringer als Gesamtsieger geehrt.

Sanaa: Fünf am Neujahrstag im Jemen entführte Italiener kommen wieder auf freien Fuß. Nach offiziellen Angaben werden die Kidnapper festgenommen.

7.1.2006, Samstag

Washington: Der frühere Fraktionschef der Republikaner im US-Repräsentantenhaus, Tom DeLay, erklärt seinen endgültigen Verzicht auf dieses Amt. Der Vertraute von Präsident George W. Bush hatte seinen Posten bereits im September 2005 ruhen lassen, nachdem er wegen illegaler Wahlkampffinanzierung und Geldwäsche angeklagt worden war.

Hamburg: Wenige Tage vor ihrem Antrittsbesuch in den USA fordert Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin “Der Spiegel” eine Schließung des umstrittenen US-Gefangenenlagers Guantanamo auf Kuba.

8.1.2006, Sonntag

Changsha: Zum dritten Mal seit November 2005 ereignet sich in China ein schweres Chemieunglück. Mit Cadmium vergiftete Abwässer geraten aus einem Hüttenwerk in einen Nebenarm des Jangtse-Flusses und gefährden die Trinkwasserversorgung für Millionen Menschen.

9.1.2006, Montag

Genshagen: Die Bundesregierung einigt sich auf ihrer zweitägigen Kabinettsklausur auf die Einzelheiten eines Investitionsprogramms zur Belebung der Wirtschaft. Es soll ein Volumen von 25 Mrd. € haben und nachhaltige Impulse für Wachstum und Beschäftigung setzen.

10.1.2006, Dienstag

Berlin: Fünf Monate vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft berichtet die Stiftung Warentest über erhebliche Gefahren für die Zuschauer in den zwölf WM-Stadien. Das WM-Organisationskomitee weist die Studie zurück und erklärt die Stadien für sicher.

Kiew: Aus Protest gegen das Gas-Abkommen mit Russland stürzt das ukrainische Parlament die Regierung. 250 der 450 Abgeordneten votieren für die Entlassung von Ministerpräsident Juri Jechanurow und seines Kabinetts. Staatspräsident Viktor Juschtschenko erklärt, der Parlamentsbeschluss sei unrechtmäßig.

Natans: Ungeachtet internationaler Proteste und begleitet von Kritik der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) nimmt der Iran die seit Ende 2004 ausgesetzte nukleare Forschung zur Urananreicherung wieder auf. Unter der Aufsicht der IAEA werden die Siegel an drei Atomanlagen entfernt.

11.1.2006, Mittwoch

Berlin: Der Deutsche Bahn-Vorstandschef Hartmut Mehdorn bezeichnet die Debatte um einen möglichen Umzug der Konzernzentrale von Berlin nach Hamburg als ein “Missverständnis”. Zwei Tage später erklärt daraufhin Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust (CDU) die Gespräche über einen Einstieg der Bahn bei den stadteigenen Hafen- und Verkehrsbetrieben HHLA und HHA für beendet.

12.1.2006, Donnerstag

Berlin: Der Bundesnachrichtendienst (BND) soll laut Medienberichten die US-Truppen während des Irak-Kriegs aktiv unterstützt haben. Der deutsche Auslandsgeheimdienst bestätigt die Anwesenheit von Agenten, bestreitet jedoch, dass die zwei in Bagdad stationierten Geheimdienstler den USA bei der Identifizierung von Bombenzielen geholfen hätten.

München: Im ersten deutschen Prozess wegen Mitgliedschaft in einer ausländischen Terrororganisation verurteilt das Oberlandesgericht München den irakischen Kurden Lokman Mohammed zu sieben Jahren Haft. Der 33-Jährige wird für schuldig befunden, Mitglied in der irakischen Terrorgruppe Ansar al-Islam gewesen zu sein.

Mena: Bei einer Massenpanik in der saudi-arabischen Stadt werden mindestens 362 muslimische Pilger auf ihrem Weg zur symbolischen »Steinigung des Teufels« zu Tode getrampelt.

Istanbul: Fast 25 Jahre nach den Schüssen auf Papst Johannes Paul II. am 13. Mai 1981 wird der türkische Attentäter Mehmet Ali Agca vorzeitig aus der Haft entlassen. Seit Juni 2000 hatte Agca in der Türkei eine Haftstrafe wegen des Mordes an einem türkischen Journalisten verbüßt. Nachdem der Oberste Gerichtshof die Gerichtsentscheidung zur Haftentlassung wieder aufhebt, kommt Agca am 20. Januar erneut in Haft.

13.1.2006, Freitag

Berlin: Der Fußball-Weltverband FIFA sagt die Gala zur feierlichen Eröffnung der Weltmeisterschaft am 7. Juni im Berliner Olympiastadion ab. Offizielle Begründung: Der Rasen des Stadions wäre kurz vor dem ersten WM-Spiel zu sehr beschädigt worden.

Washington: US-Präsident George W. Bush empfängt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu einem mehrstündigen Gespräch im Weißen Haus. Anschließend erklärt Merkel, es gebe Gemeinsamkeiten in zentralen Fragen.

14.1.2006, Samstag

Bukarest: Bei einer Gasexplosion im Südosten Rumäniens werden sieben Arbeiter getötet. Mit über 1000 m Tiefe zählt die Anina-Mine zu den tiefsten in Europa.

Teheran: Im Streit um das iranische Atomprogramm verteidigt Präsident Mahmud Ahmadinedschad abermals das Recht seines Landes auf nukleare Forschung. Sollte der Westen deswegen dennoch den UN-Sicherheitsrat einschalten, könnte dies den Frieden weltweit gefährden.

15.1.2006, Sonntag

Santiago de Chile: Die Sozialistin Michelle Bachelet wird zur ersten Staats- und Regierungschefin Chiles gewählt. In der Stichwahl um das Präsidentenamt setzt sie sich mit 53,5 % der Stimmen gegen den konservativen Oppositionskandidaten Sebastian Pinera durch.

Kuwait-Stadt: Der Emir von Kuwait, Scheich Jabir al-Ahmad al-Jabir as-Sabah stirbt im Alter von 79 Jahren. Er hatte den kleinen Golfstaat Kuwait seit 1977 regiert. Das kuwaitische Kabinett ernennt zunächst seinen 76-jährigen Vetter, Kronprinz Scheich Saad al-Abdullah as-Sabah, zum Nachfolger.

Salt Lake City: Nach fast sieben Jahren im All und einer 4,6 Mrd. km langen Reise in die äußeren Gefilde des Sonnensystems landet die US-Raumkapsel »Stardust« in der Salzwüste des US-Bundesstaates Utah. Die Sonde bringt Staub aus der Gashülle eines Kometen sowie andere Partikel aus den Tiefen des Alls mit.

Hamar: Die Berliner Eisschnellläuferin Claudia Pechstein gewinnt zum zweiten Mal den Europameistertitel im Mehrkampf.

Dakar: Der frühere Ski-Weltcupsieger Luc Alphand (Frankreich) setzt sich bei der Rallye Dakar im Mitsubishi Pajero nach insgesamt 9043 km von Lissabon nach Dakar gegen den Südafrikaner Giniel de Villiers auf VW durch. Wegen des tödlichen Unfalls von zwei Zuschauern endet die Rallye Dakar erstmals in ihrer Geschichte ohne ein sportliches Finale.

16.1.2006, Montag

Moskau: Bei ihrem ersten Besuch in Moskau spricht Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) u. a. die Lage in Tschetschenien und die Menschenrechte an. Merkel und der russische Präsident Wladimir Putin bekräftigen den Wunsch nach einem Ausbau der wirtschaftlichen Zusammenarbeit beider Länder.

Monrovia: Als erstes weibliches Staatsoberhaupt Afrikas wird die liberianische Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf vereidigt. Die frühere Weltbank-Ökonomin hatte sich im November 2005 bei der Präsidentenwahl gegen den einstigen Fußball-Star George Weah durchgesetzt.

Spin Boldak: Bei einem Bombenanschlag auf einem Markt in der afghanischen Grenzstadt werden 20 Menschen getötet. Zu der Tat bekennen sich die radikalislamischen Taliban.

Los Angeles: Bei der 63. Verleihung der “Golden Globes”, der Filmpreise der in Hollywood ansässigen Vereinigung der Auslandspresse, wird der Western “Brokeback Mountain” über zwei schwule Cowboys mit vier Auszeichnungen bedacht.

17.1.2006, Dienstag

Bonn: Zur Durchsetzung niedrigerer Gaspreise untersagt das Bundeskartellamt die langfristigen Lieferverträge, die der Marktführer E.on Ruhrgas mit zahlreichen Stadtwerken abgeschlossen hatte.

Peking: Auf einer zweitägigen Geberkonferenz zur Bekämpfung der Vogelgrippe in der chinesischen Hauptstadt sagt die internationale Staatengemeinschaft insgesamt 1,9 Mrd. US-Dollar zur Bekämpfung der Tierseuche zu.

18.1.2006, Mittwoch

Straßburg: Mit deutlicher Mehrheit lehnt das Europäische Parlament den im Dezember 2005 von den Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union ausgehandelten Etat der Gemeinschaft für die Jahre 2007 bis 2013 ab. Die verabredeten 862,4 Mrd. € sind nach Ansicht der Parlamentarier nicht ausreichend und überdies falsch verteilt.

Berlin: Aus Protest gegen die Gesundheitspolitik bleiben in Deutschland zahlreiche Arztpraxen geschlossen. Mehr als 20 000 Mediziner demonstrieren für bessere Arbeitsbedingungen und Bürokratieabbau. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) äußert grundsätzlich Verständnis für den Ärger der Mediziner, weist die Verantwortung aber von sich.

Washington: In ihrem jährlichen Bericht zur Lage der Menschenrechte wirft die Organisation Human Rights Watch der US-Regierung die Missachtung von Menschenrechten in ihrem Kampf gegen den Terrorismus vor. Durch den bewussten Einsatz von Folter und Misshandlung gegen mutmaßliche Terroristen verliere Washington sein Druckpotenzial, um andere Länder zur Einhaltung von internationalem Recht zu verpflichten, heißt es.

Tokio: Nach Panikverkäufen im Zuge eines Skandals um die Internetfirma Livedoor wird der gesamte Aktienhandel an der Tokioter Börse vor Ablauf der regulären Handelszeit beendet. Der Nikkei-Index fällt zeitweise um mehr als 700 Punkte. Livedoor soll Kurse manipuliert und Bilanzen gefälscht haben.

Lyon: Bei den Eiskunstlauf-Europameisterschaften in Lyon gewinnt das deutsche Paar Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy die Silbermedaille hinter den alten und neuen Titelträgern Tatjana Totmianina und Maxim Marinin aus Russland.

19.1.2006, Donnerstag

Berlin: Der Bundestag bestätigt mit großer Mehrheit gegen die Stimmen von Bündnis 90/Die Grünen und der Linkspartei die Absicht, den Berliner Palast der Republik abzureißen. Auf dem Areal soll ein Gebäude mit den Fassaden des 1950 auf Anordnung der DDR-Regierung gesprengten Berliner Stadtschlosses errichtet werden.

Ile Longue: Angesichts des Atomstreits mit Iran droht Frankreichs Präsident Jacques Chirac Staaten, die »gegen uns auf terroristische Mittel zurückgreifen«, mit dem Einsatz von Atomwaffen. Mit dieser Rede auf einem Atom-U-Boot-Stützpunkt vor der bretonischen Küste stellt Chirac die französische Doktrin der Abschreckung auf eine neue Grundlage.

Bamako: Mit einer Demonstration für eine gerechtere Weltwirtschaftsordnung beginnt in der Hauptstadt von Mali das Weltsozialforum.

Telkibanya: Beim Absturz einer slowakischen Militärmaschine im Nordosten Ungarns kommen 42 Insassen, allesamt Soldaten der slowakischen KFOR-Truppe, ums Leben. Die Maschine vom Typ AN-24 befand sich auf dem Weg von Pristina im Kosovo nach Kosice in der Slowakei.

Cape Canaveral: Nach zweimaliger Startverschiebung schickt die US-Raumfahrtbehörde NASA die Raumsonde “New Horizons” auf die rd. 4,8 Mrd. km lange Reise zum Planeten Pluto. “New Horizons” soll den Planeten im Juli 2015 passieren. Pluto ist der kleinste der neun Planeten unseres Sonnensystems.

20.1.2006, Freitag

Bagdad: Im Irak wird das Ergebnis der Parlamentswahl vom 15. Dezember 2005 verkündet. Danach erringt die Vereinigte Irakische Allianz, die von zwei schiitischen Parteien angeführt wird, 128 von 275 Sitzen und verfehlt damit die absolute Mehrheit um zehn Sitze. Die Allianz der Kurdenparteien bekommt 53 Sitze, das Sunniten-Bündnis Irakische Front der Übereinstimmung 44 Sitze, die Irakische Liste 25, die sunnitische Irakische Front für Nationalen Dialog elf und weitere Parteien 14 Sitze.

Berlin: Vor dem Bundestag bezeichnet Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) die Kritik an der Stationierung von zwei BND-Agenten in Bagdad während des Irak-Kriegs als »inszenierten Skandal« und fordert insbesondere Bündnis 90/Die Grünen auf, von der Einsetzung eines Untersuchungsausschusses Abstand zu nehmen.

21.1.2006, Samstag

Pristina: Der Präsident des Kosovo, Ibrahim Rugova, stirbt im Alter von 61 Jahren an Lungenkrebs. Der Literaturwissenschaftler und Dichter galt als Symbolfigur für das Streben der Kosovo-Albaner nach Unabhängigkeit von Serbien-Montenegro und führte seit 1989 Jahre den gewaltlosen Widerstand gegen den serbischen Zentralismus an. Seit 2001 war er Präsident der Provinz.

Köln: Angesichts laufender Ermittlungen wegen der Finanzierung von Auslandsreisen für Kommunalpolitiker erklärt der Energiekonzern E.on Ruhrgas, man werde “sämtliche Kundenveranstaltungen mit sofortiger Wirkung einstellen”.

London: Bei einem Rettungsversuch verendet auf einem Spezialschiff in der Themse ein Entenwal. Der 5,85 m lange etwa elf Jahre alte Meeressäuger hatte sich in den Fluss verirrt. Nach dem Ergebnis der Obduktion stirbt das das stark gestresste Tier schließlich an Austrocknung, Muskelschäden und Nierenversagen.

22.1.2006, Sonntag

Ankara: Die türkische Justiz stellt das umstrittene Verfahren gegen den Schriftsteller Orhan Pamuk wegen “Beleidigung des Türkentums” ein. Der letztjährige Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels stand vor Gericht, weil er in einem Interview die von der Türkei bestrittenen Massaker an den Armeniern im Ersten Weltkrieg angesprochen hatte.

Cidade de Praia: Bei der Parlamentswahl auf der vor den Küsten Senegals und Mauretaniens gelegenen Inselrepublik Kap Verde erringt die seit 2001 regierende Partei PAICV mit 52% der Stimmen die absolute Mehrheit.

La Paz: Als erster indianischer Präsident Boliviens legt der Sozialist Evo Morales seinen Amtseid ab. Bei seiner Antrittsrede bekräftigt er sein Wahlversprechen, die natürlichen Ressourcen des Landes zu verstaatlichen.

Lissabon: Der frühere konservative Regierungschef Anibal Cavaco Silva wird mit 50,6% der Stimmen im ersten Wahlgang zum Staatspräsidenten von Portugal gewählt. Am 9. März löst er den Sozialisten Jorge Sampaio im Amt ab, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr kandidieren durfte.

23.1.2006, Montag

Ottawa: Nach fast 13 Jahren in der Opposition können Kanadas Konservative wieder die Regierung bilden. Die Konservativen erhalten 124 der 308 Sitze im Parlament, die durch einen Korruptionsskandal belasteten Liberalen des bisherigen Premiers Paul Martin nur noch 103 Mandate. Der konservative Parteichef Stephen Harper bildet eine Minderheitsregierung, die am 6. Februar vereidigt wird.

Berlin: Das Bundeskartellamt untersagt den beabsichtigten Erwerb der ProSiebenSat.1 Media AG durch die Axel Springer AG und begründet die Entscheidung mit einer zu erwartenden übermäßigen Medien- und Werbemacht Springers.

Podgorica: Bei einem Zugunglück in der Nähe der montenegrinischen Hauptstadt kommen 44 Menschen ums Leben, 198 weitere werden verletzt. Wegen Bremsversagens stürzt ein voll besetzter Regionalzug 50 m tief in eine Schlucht des Moraca-Flusses.

Wolfen: Eine Kältewelle aus Russland dehnt sich immer weiter nach Westen aus und fordert auch in Deutschland vier Todesopfer. So erfriert eine 74-jährige gehbehinderte Frau aus Wolfen in Sachsen-Anhalt. Weitere Kälteopfer werden aus Salzwedel, Wiesbaden und Hameln gemeldet.

24.1.2006, Dienstag

Beidschi: Zwei deutsche Ingenieure aus dem Raum Leipzig werden in der nordirakischen Stadt Beidschi entführt. Sie waren im Auftrag eines sächsischen Anlagenbauers im Irak.

Straßburg: Der vom Europarat als Sonderermittler zur Aufklärung von CIA-Gefangenenflügen eingesetzte Schweizer Dick Marty hat nach eigenen Angaben weiterhin keine Belege für Geheimgefängnisse des US-Geheimdienstes in Europa. Belegt sei hingegen, dass mehr als 100 Menschen in Europa illegal ins Ausland verschleppt worden seien.

Khartum: Die zentralafrikanische Republik Kongo übernimmt für das Jahr 2006 den Vorsitz der Afrikanischen Union (AU). Wegen der Menschenrechtsverletzungen in der Provinz Darfur verwehren die AU-Mitgliedsstaaten bei ihrem Gipfeltreffen dem Gastgeberland Sudan den ihm turnusgemäß zustehenden Vorsitz.

Karlsruhe: Im jahrelangen Rechtsstreit mit der Deutschen Bank erzielt der frühere Medienunternehmer Leo Kirch beim Bundesgerichtshof einen Teilerfolg. Nach einem Urteil der Karlsruher Richter muss die Bank möglicherweise Schadensersatz zahlen, weil ihr Ex-Vorstandssprecher Rolf Breuer im Februar 2002 in einem Interview Zweifel an der Kreditwürdigkeit der Kirch-Gruppe geäußert hatte.

Stuttgart: Der Automobilkonzern DaimlerChrysler will bis Ende 2008 in der Verwaltung 6000 Stellen einsparen. Die Zentrale soll von Stuttgart-Möhringen nach Stuttgart-Untertürkheim verlegt werden, um die Verwaltungskosten um rd. 1,5 Mrd. € im Jahr zu verringern.

Frankfurt am Main: »Entlassungsproduktivität« ist nach dem Urteil von Sprachwissenschaftler das “Unwort des Jahres” 2005. Darunter wird in der Betriebswirtschaft die Steigerung der Leistungsfähigkeit eines Unternehmens durch Personalabbau verstanden.

25.1.2006, Mittwoch

Davos: Beim 36. Weltwirtschaftsforum wirbt Bundeskanzlerin Angola Merkel (CDU) für eine “neue soziale Marktwirtschaft” auf internationaler Ebene. Zentrale Themen des von Teilnehmern aus 89 Ländern besuchten Treffens ist die künftige Rolle Chinas und Indiens in der Weltwirtschaft.

Ramallah: Bei den ersten Parlamentswahlen im palästinensischen Autonomiegebiet seit 1996 löst die international als terroristische Organisation eingestufte islamistische Hamas die regierende Fatah als stärkste politische Kraft ab und erringt mit 76 von 132 Sitzen die absolute Mehrheit.

Rom: Papst Benedikt XVI. betont in seiner ersten Enzyklika “Deus Caritas est” (Gott ist Liebe) die zentrale Bedeutung der Liebe im Christentum. Sie verbinde Gott mit den Menschen sowie die Menschen untereinander.

Hamburg: Auf vereistem Spielfeld bezwingt der Regionalligist FC St. Pauli den Bundesligisten Werder Bremen mit 3:1 und zieht ins Halbfinale des DFB-Pokals ein.

26.1.2006, Donnerstag

Kathmandu: Aus Protest gegen den autokratisch herrschenden König Gyanendra wird das öffentliche Leben in Nepal durch einen von allen Oppositionsparteien ausgerufenen Generalstreik weitgehend lahm gelegt.

Washington: Im Streit um das iranische Atomprogramm begrüßt US-Präsident George W. Bush den russischen Vorschlag, iranisches Uran in Russland anzureichern.

Berlin: Der Bundestag bestätigt die Beauftragte für die Stasi-Akten, Marianne Birthler, mit großer Mehrheit für weitere fünf Jahre in ihrem Amt.

27.1.2006, Freitag

Berlin: Nach langer Krankheit stirbt im Alter von 75 Jahren der frühere Bundespräsident Johannes Rau. Der aus Wuppertal stammende Sozialdemokrat und gläubige Christ war fast 50 Jahre lang politisch aktiv, davon 20 Jahre als Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen.

Berlin: Am Holocaust-Gedenktag wird in Deutschland an die Millionen Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Auf Beschluss der Vereinten Nationen wird an diesem Tag erstmals auch weltweit der Opfer des Nationalsozialismus gedacht.

Hamburg: Nach der Ende 2005 erfolgten Übernahme der “Berliner Zeitung” und des “Berliner Kurier” übernimmt der britische Finanzinvestor David Montgomery mit dem Boulevardblatt “Hamburger Morgenpost” eine weitere deutsche Regionalzeitung.

Salzburg: Mit zahlreichen Konzerten eröffnet die internationale Musikwelt die Feierlichkeiten zum 250. Geburtstag des österreichischen Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart.

Montreux: Bei der Ziehung der Qualifikationsgruppen für die Fußball-Europameisterschaft 2008 werden Deutschland die Nationalteams von Tschechien, Slowakei, Irland, Wales, Zypern und San Marino zugelost. Für die EM in der Schweiz und Österreich qualifizieren sich die beiden besten Teams der sieben Gruppen.

28.1.2006, Samstag

Kattowitz: 63 Menschen kommen ums Leben, als während einer Brieftaubenschau in der oberschlesischen Stadt das Dach einer Messehalle einstürzt. Unter den Getöteten sind auch zwei Deutsche.

29.1.2006, Sonntag

Jerusalem: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) reist zu einem zweitägigen Besuch nach Jerusalem und in das palästinensische Ramallah. Sie spricht dort mit dem amtierenden israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert und mit Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas über die Friedenschancen in Nahost.

Helsinki: Bei der Stichwahl um das Präsidentenamt in Finnland setzt sich seit 2000 amtierende Sozialdemokratin Tarja Halonen mit 51,8% der Stimmen gegen den konservativen Bewerber Sauli Niinistö durch.

Bagdad: Der Prozess gegen den früheren irakischen Präsidenten Saddam Hussein wird unter dem neuen Vorsitzenden Richter Rauf Raschid Abdel-Rahman fortgesetzt. Der bisherige Chefrichter hatte sein Amt niedergelegt, nachdem sein Umgang mit den Angeklagten als zu rücksichtsvoll kritisiert worden war.

Melbourne: Der Weltranglistenerste Roger Federer gewinnt zum zweiten Mal nach 2004 die Australian Open in Melbourne. Der Schweizer setzte sich in vier Sätzen gegen den Überraschungsfinalisten Marcos Baghdatis aus Zypern durch. Für Federer ist es bereits der siebte Grand-Slam-Titel. Das Turnier der Frauen gewann Amelie Mauresmo aus Frankreich.

30.1.2006, Montag

Brüssel: Auf deutschen Wunsch hin will die NATO zum Schutz der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland AWACS-Aufklärungsflugzeuge zur Verfügung stellen.

31.1.2006, Dienstag

Washington: Am letzten Arbeitstag des scheidenden Notenbank-Präsidenten Alan Greenspan erhöht die US-Notenbank den Leitzins auf 4,5%. Es ist die 14. Erhöhung in Folge seit 19 Monaten. Nach 18 Jahren an der Spitze der US-Zentralbank wird Greenspan am 1. Februar von Ben Bernanke abgelöst.

London: Im Atomstreit mit dem Iran verständigen sich die USA und die EU mit Russland und China auf eine Anrufung des UN-Sicherheitsrats.

London: Auf einer zweitägigen Geberkonferenz in London wird ein neuer “Afghanistan-Pakt” verabschiedet. Die internationale Staatengemeinschaft will den Wiederaufbau bis Ende 2010 mit rd. 10,5 Mrd. US-Dollar unterstützen.

Washington: In seiner Rede zur Lage der Nation vor dem Kongress in Washington bekräftigt US-Präsident George W. Bush den globalen Führungsanspruch seines Landes. Die Vereinigten Staaten seien dem historischem Ziel verpflichtet, die Tyrannei in der Welt zu beenden.

Chroniknet