Was geschah im November 1904

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Wetterstationen November 1904

1.11.1904, Dienstag

Die USA und Frankreich schließen in Washington einen Schiedsgerichtsvertrag.

Im Royal Court Theatre wird George Bernard Shaws Stück “John Bull’s Other Island” uraufgeführt. Thema der Komödie sind die Wesensunterschiede zwischen Engländern und Iren.

2.11.1904, Mittwoch

Russische und japanische Einheiten vereinbaren vor Port Arthur einen sechsstündigen Waffenstillstand, um die toten Soldaten zu bergen.

Die Opposition der Landesversammlung von Kreta fordert den Anschluss der Insel an Griechenland. Die unter türkischer Oberhoheit stehende Insel erhielt 1898 einen autonomen Status, der von Frankreich, Großbritannien Italien und Russland garantiert wird. An der Spitze Kretas steht als Hochkommissar Prinz Georg, ein Sohn des griechischen Königs Georg I.

In Wien werden die Verhandlungen über einen neuen Handelsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und Österreich aufgenommen.

Papst Pius X. spricht sich bei einer Audienz für den Chefredakteur der “Wiener Allgemeinen Zeitung” gegen Duelle aus. Diese Haltung der katholischen Kirche bringt Probleme für strenggläubige Katholiken mit sich, sofern sie Karriere als Offiziere in der deutschen Armee machen wollen. Obwohl dem Gesetz nach verboten, gehört das Duell zur “Offiziersehre”.

3.11.1904, Donnerstag

Das preußische Abgeordnetenhaus verabschiedet einen Antrag, mit dem die Regierung aufgefordert wird, ein Gesetz von 1852 aufzuheben, wonach Unterbeamte bei Dienstvergehen mit Arreststrafen belegt werden können.

Der deutsche Bundesrat beschließt eine “Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung”. Die neue Verordnung, mit der die Vorschriften den veränderten technischen Bedingungen der Bahn angepaßt werden, tritt am 1. Mai 1905 in Kraft.

Bei den Parlamentswahl in Kanada gewinnt der amtierende Premierminister Wilfrid Laurier. Der Sieg des Liberalen bedeutet eine Niederlage der Anhänger des früheren britischen Kolonialministers Joseph Chamberlain, die für eine engere Wirtschaftsbindung an Großbritannien eintreten.

In Innsbruck kommt es wegen der Einrichtung einer italienischen Rechtsfakultät zu schweren Krawallen deutschsprachiger Nationalisten.

4.11.1904, Freitag

In seiner Thronrede zur Eröffnung des Landtags kündigt der württembergische König Wilhelm II. eine Verfassungsreform und die Einführung des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechts für die Zweite Kammer des Parlaments an.

5.11.1904, Samstag

Nach einer Meldung der “Illustrirten Zeitung” (Leipzig) erlegt Kaiser Wilhelm II. während einer Hofjagd bei Potsdam mit einer Flinte Kaliber 20 insgesamt 147 Kaninchen und 103 Fasanenhähne. Dazu benötigt er 300 Schuss, was einer Trefferquote von 84% entspricht. Zuschauer bei diesem Jagdvergnügen sind Kaiserin Auguste Viktoria, die künftige Gemahlin des Kronprinzen, Cecilie zu Mecklenburg-Schwerin, und Prinzessin Viktoria Luise.

Der Brite Alfred Shrubb läuft in Glasgow bei einem Wettkampf mit 18 738 m einen Stundenweltrekord.

6.11.1904, Sonntag

Anhänger der liberalen Partei demonstrieren in der belgischen Hauptstadt Brüssel für die Einführung des allgemeinen Stimmrechts, die Modernisierung des Schulwesens und eine persönliche Dienstpflicht in der Armee. Bislang können von Wehrpflichtigen Ersatzleute gestellt werden.

In Frankfurt am Main tagt bis zum 8. November die erste Generalversammlung des neugegründeten katholischen Frauenbundes. Der Bund will sich künftig vor allem auf sozialem Gebiet engagieren. Auf der Versammlung spricht u.a. Elisabeth Gnauck-Kühne zum Thema “Arbeiterinnenfrage”.

Der Rektor der Universität Tübingen Gustav von Schönberg, fordert in einer Rede das Recht der Koalitionsfreiheit für die Arbeiter. Nach Auffassung des Nationalökonomen müsste der gewerkschaftliche Zusammenschluss auch juristisch gesichert werden; die Gewerkschaften sollten als Verhandlungspartner anerkannt werden.

7.11.1904, Montag

Die Farbenfabriken Hoechst gründen in Marburg die sog. Behring-Werke. Hier sollen künftig die von Emil von Behring entwickelten Impfseren produziert werden, die der Bekämpfung von Diphtherie dienen.

Bei den Parlamentswahlen in Italien kann die amtierende Regierung unter Ministerpräsident Giovanni Giolitti Stimmengewinne erzielen.

8.11.1904, Dienstag

US-Präsident Theodore Roosevelt wird bei den Wahlen mit großer Mehrheit in seinem Amt bestätigt.

Unter der Leitung des Oberbürgermeisters Martin Kirschner tagt in Berlin eine Konferenz zur Frage der Obdachlosen, an der auch Pastor Friedrich von Bodelschwingh teilnimmt. Die Zahl der Obdachlosen in Berlin ist in den letzten Jahren gestiegen. Vertreter der Stadtverwaltung sprechen sich für eine Verschärfung der Verordnungen aus, um Obdachlose zur Arbeit zu zwingen.

9.11.1904, Mittwoch

Der britische Außenminister Henry Charles Keith Marquess of Lansdowne äußert sich in einer Rede auf dem Bankett des Oberbürgermeisters in London zur internationalen Lage. Er äußert sich zufrieden über die bisherige Lösung des “Doggerbank-Zwischenfalls” und gibt seiner Hoffnung Ausdruck, dass der Russisch-Japanische Krieg letztlich dazu führen werde, dass internationale Konflikte künftig friedlich geregelt würden.

10.11.1904, Donnerstag

Eine Konferenz der Zentralstelle für Arbeiterwohlfahrtseinrichtungen in Berlin beschäftigt sich mit der Situation von alleinstehenden Fabrikarbeiterinnen. Eine Befragung von 1000 Arbeiterinnen hat ergeben, dass die gezahlten Löhne zu niedrig sind, um die grundlegendsten Bedürfnisse zu befriedigen. Die höchsten Durchschnittswochenlöhne mit 13,37 Mark erhalten die Frauen in der Zigarettenindustrie, die niedrigsten mit 7,10 Mark werden in der Seifenfabrikation gezahlt.

Die US-Marineverwaltung beantragt ein Flottenbauprogramm, dessen Kosten sich auf rund 41,3 Mio. Dollar (173,5 Mio. Mark) belaufen. Die Pläne sehen den Bau von 22 Schiffen vor, darunter drei Schlachtschiffe und fünf Kreuzer. Die geplante Vergrößerung der US-amerikanischen Flotte steht im Zusammenhang mit der beabsichtigten Intensivierung der US-Außenpolitik.

Das französische Parlament debattiert über das am 8. April geschlossene Abkommen mit Großbritannien über die Beilegung kolonialer Streitigkeiten. Der Sozialist Jean Jaurès begrüßt dabei die Vereinbarungen als eine “Friedensbürgschaft”. Das Parlament billigt die Verträge schließlich mit großer Mehrheit.

11.11.1904, Freitag

Nachdem der Wasserstand sich normalisiert hat, nehmen die Elbschifffahrtsgesellschaften ihren regelmäßigen Verkehr wieder auf.

12.11.1904, Samstag

Die Zuständigkeiten innerhalb der bayerischen Regierung werden geändert. Das Ressort für Handel, Industrie und Gewerbe wird statt vom Innenministerium künftig vom bayerischen Außenministerium verwaltet.

In Leipzig gründet Ruth Bré den zunächst noch provisorischen “Bund für Mutterschutz”. Der Verein, der auf einer Generalversammlung am 5. Januar 1905 feste Konturen erhält, will die Situation der ledigen Mütter und ihrer Kinder verbessern. Zu den Mitarbeiterinnen gehört auch Helene Stöcker.

In Korea wird die unter japanischer Leitung erbaute Eisenbahnlinie zwischen Fusan und Seoul in Betrieb genommen. Durch die Bahn können die Japaner ihre Armee in der Mandschurei besser mit Nachschub versorgen.

Der Gouverneur der Kolonie Deutsch-Südwestafrika, Theodor Leutwein, wird beurlaubt und kehrt Ende November nach Deutschland zurück. Zwischen Leutwein und dem Kommandeur der deutschen Truppen, Lothar von Trotha, bestehen seit längerem tiefe Meinungsverschiedenheiten über die Bekämpfung des Hereroaufstands. In der deutschen Öffentlichkeit ist Leutwein kritisiert worden, weil er angeblich gegenüber den Eingeborenen eine nachgiebige Haltung eingenommen hat.

In Luzern wird ein neuer Handelsvertrag zwischen der Schweiz und dem Deutschen Reich unterzeichnet.

13.11.1904, Sonntag

Bei einer Demonstration in Warschau gegen die Aushebung junger Polen für die russische Armee liefern sich polnische Sozialisten ein Feuergefecht mit russischen Soldaten.

Der französische Darracq-Fahrer Pierre Baras verbessert in Ostende den Kilometerweltrekord (fliegender Start) für Automobile auf 168,222 km/h (bisher: 166,667 km/h).

14.11.1904, Montag

Im preußischen Abgeordnetenhaus stimmt die Kanalkommission dem Bau des Rhein-Weser-Hannover-Kanals zu.

Papst Pius X. beklagt die “Entchristlichung” der Bevölkerung Frankreichs. Den Vorwurf, der Vatikan habe das Konkordat mit Frankreich gebrochen, weist er zurück. Vielmehr behindere der französische Staat die Ausübung der katholischen Religion, meint der Papst.

15.11.1904, Dienstag

Eine Untersuchung der Hamburger Oberschulbehörde an den Volksschulen ergibt, dass 72% aller befragten Mädchen und 31,8% aller Jungen in irgendeiner Form erwerbstätig sind.

Die Einführung des Impfzwangs stößt in Brasilien vielfach auf den Widerstand der Bevölkerung. Nach schweren Unruhen wird über die Hauptstadt Rio de Janeiro am 16. November der Belagerungszustand verhängt.

Der französische Kriegsminister Louis J. André tritt von seinem Amt zurück. Er ist wegen seiner geheimen Überwachungsmethoden in der Armee im Parlament angegriffen worden.

16.11.1904, Mittwoch

Der Generalgouverneur von Niederländisch-Indien, J. B. van Heutsz, teilt mit, dass er wegen Unruhen Truppen auf die Insel Celebes entsandt habe.

Der Brite John Ambrose Fleming erhält in Großbritannien ein Patent auf die Glühkathoden-Gleichrichterröhre (Diode).

17.11.1904, Donnerstag

Auf ihrem Kongress in St. Petersburg fordern die “Semstwo”-Vertreter (Kommunalvertreter) die Einberufung einer gewählten gesetzgebenden Versammlung in Russland.

In Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II. tagt in der Technischen Hochschule in Charlottenburg die sechste Hauptversammlung der Schiffbautechnischen Gesellschaft. Auf der Tagesordnung stehen u.a. Referate über den Entwicklungsstand der drahtlosen Telegraphie und die moderne Scheinwerfertechnik.

Die nach Plänen von Otto Intze errichtete Glörtalsperre wird eingeweiht. Der Stausee mit einer Fläche von 21 ha fasst rund 2 Mio. m Wasser. Die Talsperre soll den Wasserstand der Volme regeln und zur Wasserversorgung des Ruhrgebiets beitragen.

18.11.1904, Freitag

Im österreichischen Reichsrat richten Abgeordnete der tschechischen Partei, der Sozialdemokraten und der Alldeutschen schwere Vorwürfe gegen die Dynastie der Habsburger. Diese richte Österreich zugrunde.

19.11.1904, Samstag

Der Hamburger Dampfer “Gertrud Woermann” strandet 15 km nördlich des Hafens Swakopmund vor der Küste der Kolonie Deutsch-Südwestafrika. Das Schiff ist mit einem Nachschubtransport unterwegs. Die 406 Soldaten und 300 Pferde, die sich an Bord befinden, werden von dem deutschen Kreuzer “Vineta” übernommen.

Nach einem Beschluss der deutschen Regierung wird der Einfuhrzoll auf Waren nach Deutsch-Südwestafrika wegen der allgemeinen Notlage in der Kolonie bis auf weiteres aufgehoben. Ausgenommen davon ist der Einfuhrzoll auf Branntwein.

In Anwesenheit von US-Präsident Theodore Roosevelt wird in Washington ein Denkmal für Friedrich den Großen enthüllt. Die Statue ist ein Geschenk des deutschen Kaisers Wilhelm II. an die Amerikaner.

20.11.1904, Sonntag

In Zürich beginnt der zweitägige Parteitag der sozialdemokratischen Partei der Schweiz. Im Mittelpunkt steht die Diskussion über das neue Parteiprogramm, das von Otto Lang ausgearbeitet wurde. Die 300 Delegierten sprechen sich dafür aus, die bevorstehende Neuordnung der schweizerischen Militärorganisation abzulehnen, wenn damit nicht ein Verbot des Militäreinsatzes bei Streiks verbunden ist.

In Olten treffen sich auf Einladung des Präsidenten des Ski-Clubs Glarus, Christof Iselin, 15 Schweizer Ski-Vereine zur Gründung eines nationalen Skiverbands. Die Vereine haben zusammen 700 Mitglieder.

21.11.1904, Montag

Auf Antrag der Freisinnigen Volkspartei beschließt das preußische Abgeordnetenhaus eine Vorlage über die Verbesserung der Justizverwaltung. Darin wird die preußische Regierung aufgefordert, entsprechend der Zunahme der Bevölkerung die Zahl der Richter- und Staatsanwaltsstellen zu erhöhen.

22.11.1904, Dienstag

Am Kleinen Theater in Berlin wird Arthur Schnitzlers Stück “Der tapfere Cassian” uraufgeführt.

Zwischen Bayern und Österreich wird ein Staatsvertrag über die Bahnverbindungen der beiden Länder abgeschlossen. Der Vertrag beinhaltet u.a. die Errichtung von Lokalbahnen von Pfronten nach Reute und von Berchtesgaden nach St. Georgen-Drachenloch. Weitere Verbindungen sind geplant.

Das Zentralkomitee der badischen Zentrumspartei wendet sich angesichts der bevorstehenden Wahlen mit einem Rundschreiben an die katholischen Pfarrämter im Land. Darin wird die Bitte geäußert, Maßnahmen zu ergreifen, um “die Verbreitung der gegnerischen Presse möglichst zu verringern und die Verbreitung der Zentrumspresse möglichst zu vergrößern”.

In Washington unterzeichnen US-Außenminister John Milton Hay und der deutsche Botschafter Speck von Sternburg einen Schiedsvertrag über die Regelung von Streitfällen.

Der serbische Außenminister Nikola Pašic bekräftigt in einer Rede vor dem serbischen Parlament den Standpunkt der Regierung, dass die Angelegenheiten auf dem Balkan allein eine Sache der Balkanstaaten seien. Vor diesem Hintergrund sei auch die Annäherung an Bulgarien zu verstehen. Pašic wird am 10. Dezember Ministerpräsident von Serbien.

23.11.1904, Mittwoch

In Wien treten mehr als 1000 Kohlenarbeiter in den Ausstand. Der Streik endet nach zwei Tagen, nachdem die Arbeiter die meisten ihrer Forderungen durchgesetzt haben. Dazu gehören die Festschreibung der neunstündigen Arbeitszeit, der freie Sonntag, die Anerkennung der gewerkschaftlichen Organisation und der freie 1. Mai bei Fortzahlung des Lohnes.

Zwischen den Farbenfabriken vormals Friedrich Bayer & Co. (heute Bayer AG) und der Badischen Anilin- & Soda-Fabrik (BASF) wird eine Interessengemeinschaft geschlossen.

24.11.1904, Donnerstag

Im niederländischen Parlament endet eine zweitägige Debatte über die Kolonialpolitik der Regierung. Der katholische Abgeordnete De Struer kritisiert das Vorgehen der niederländischen Truppen auf der Insel Sumatra scharf.

25.11.1904, Freitag

Großbritannien und Russland unterzeichnen in St. Petersburg ein Abkommen über die Einsetzung eines Schiedsgerichts, das über den “Doggerbank-Zwischenfall” vom 22. Oktober entscheiden soll. Die Untersuchungskommission soll aus fünf Mitgliedern bestehen, darunter ein britischer und ein russischer Marineoffizier. Die Verhandlungen finden in Paris statt.

Die bulgarische Nationalversammlung billigt die Aufnahme einer Anleihe in Höhe von 100 Mio. Franc (80 Mio. Mark) in Frankreich.

Der französische Radrennfahrer Charles Albert Brécy erliegt den schweren Verletzungen, die er bei einem Sturz auf der Pariser Prinzenpark-Bahn erlitten hat.

26.11.1904, Samstag

Auch der fünfte Großangriff der japanischen Truppen auf die Befestigungen von Port Arthur wird von den Russen abgeschlagen. Mehr als 12 000 Japaner werden bei den Kämpfen getötet oder verletzt. Angesichts des erbitterten russischen Widerstands ändert der japanische Oberbefehlshaber Maresuke Nogi seine Strategie und konzentriert alle Bemühungen auf die Eroberung des strategisch wichtigen “203-m-Hügels” oberhalb des Hafens.

In Berlin findet die erste Generalversammlung der Deutschen Mittelstandsvereinigung statt. Die 300 Delegierten vertreten neben den Handwerker-Innungsverbänden u.a. die Haus- und Grundbesitzervereine, die deutschen Gastwirtsinnungen und den deutschen Fleischerverband. Die Redner kritisieren die Regierungspolitik: Sie berücksichtige die Interessen des Mittelstands nicht genügend und buhle um die Stimmen der Arbeiter.

Bei einer Besichtigung der Weltausstellung in St. Louis besucht US-Präsident Theodore Roosevelt als erstes das Deutsche Haus.

27.11.1904, Sonntag

In der Stadt Kutno in Russisch-Polen führt die Einziehung von Reservisten zur russischen Armee zu Unruhen.

Der vor dem britischen Einmarsch in Tibet geflohene Dalai-Lama kommt in der Stadt Urga in der nördlichen Mongolei an. Das Oberhaupt der Tibeter begibt sich von hier aus weiter in das nahegelegene buddhistische Kloster Ghandan.

28.11.1904, Montag

Der britische Außenminister Henry Charles Keith Marquess of Lansdowne warnt die britischen Reeder in einem offenen Schreiben, ihre Schiffe für Kohlelieferungen zur Versorgung des zweiten pazifischen Geschwaders der russischen Marine zu verchartern. Dies verstoße gegen britische Gesetze. Die Kriegsschiffe befinden sich auf dem Weg von der Ostsee in das ostasiatische Kriegsgebiet.

Das Deutsche Reich und Serbien schließen einen Handelsvertrag.

Das preußische Abgeordnetenhaus beschließt, dass beurlaubte Soldaten für ihre Heimreise unentgeltlich die Bahn benutzen können.

29.11.1904, Dienstag

In Köln wird am Heumarkt die neue Hauptmarkthalle eröffnet. Die für 2,5 Mio. Mark nach Plänen des Stadtbauinspektors Hans Schilling errichtete Halle bietet ca. 5000 m² Marktfläche. In einem Keller befinden sich 150 Einzelgelasse sowie Kühlräume, in denen die Kölner Groß- und Einzelhändler ihre Waren lagern können. Unmittelbare Bahnanschlüsse sollen die Warenanlieferung vereinfachen.

In Stuttgart wird das zweite deutsche Tuberkulosemuseum seiner Bestimmung übergeben. Nach dem Vorbild in Charlottenburg werden in zehn Ausstellungsräumen die Ursache, der Verlauf und die Bekämpfung der Tuberkulose veranschaulicht. Zu den “Raritäten” des Museums gehört die erste, 1882 von Robert Koch gezüchtete Tuberkelbakterienkultur.

30.11.1904, Mittwoch

In einer Ansprache anlässlich des 50-Jährigen Bestehens des preußischen Herrenhauses würdigt der preußische Innenminister Hans Freiherr von Hammerstein-Loxten die “bald fördernde, bald mäßigende” Wirkung der Zweiten preußischen Kammer.

Mit einer Protestversammlung machen die Arbeiterinnen und Arbeiter der Berliner Schokoladen- und Bonbonfabriken auf ihre miserablen Arbeitsbedingungen aufmerksam.

Die Verhandlungen über einen neuen Handelsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und Österreich werden ergebnislos abgebrochen, da keine Einigung über die österreichisch-ungarischen Industriezölle und über veterinärpolizeiliche Fragen erzielt wird.

Chroniknet