Was geschah im November 1917

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Wetterstationen November 1917

1.11.1917, Donnerstag

Der deutsche Kaiser Wilhelm II. ernennt den 74-Jährigen Georg Graf von Hertling zum neuen Reichskanzler. Sein Vorgänger Georg Michaelis hatte am 24. Oktober seinen Rücktritt eingereicht.

Deutsche und österreichische Truppen erringen an der italienischen Front in der Ebene von Friaul einen Sieg, bei dem sie etwa 500 Geschütze erobern.

2.11.1917, Freitag

Der britische Außenminister Arthur James Earl of Balfour befürwortet die Bildung eines jüdischen Staates im britischen Protektorat Palästina, wobei die politischen und religiösen Rechte der ansässigen Bevölkerung gewahrt bleiben sollen.

In Wales streiken etwa 100 000 Bergarbeiter, um gegen die Hungersnot und die Ausweitung der Wehrpflicht in Großbritannien zu protestieren.

Die ersten US-amerikanischen Soldaten geraten an der Marne in deutsche Gefangenschaft.

3.11.1917, Samstag

In Berlin wird gegen deutsche Postbeamte, die Mitglied der neuen Vaterlandspartei sind, ein Dienstausschlussverfahren eingeleitet. Den Beamten wird Propaganda für die Partei vorgeworfen.

Vizekanzler Karl Helfferich reicht dem neuen deutschen Reichskanzler Georg Graf Hertling sein Abschiedsgesuch ein.

Die Parteileitung der Unabhängigen Sozialdemokraten verwirft die Aufforderung des Würzburger Parteitages der SPD zur Wiedervereinigung mit der Schwesterpartei.

4.11.1917, Sonntag

Die Bevölkerung der westdeutschen Großstädte protestiert gegen die Sparmaßnahmen bei der Gasversorgung. Der Gasdruck wird von 13.30 Uhr an so sehr gesenkt, dass keine Entnahme möglich ist.

In der brasilianischen Stadt Rio de Janeiro kommt es zu Überfällen auf deutsche Handelsniederlassungen, wobei großer Sachschaden entsteht.

Ein heftiger Wirbelsturm verwüstet die griechische Insel Naxos.

5.11.1917, Montag

Die Regierungen des Deutschen Reichs und Österreich-Ungarns beschließen die Neuordnung des besetzten Polen. Das russische Polen soll mit Galizien zum Königreich Polen vereinigt werden. Die Krone geht an den österreichischen Kaiser. Kurland und Litauen sollen unter der Herrschaft des preußischen Königs und deutschen Kaisers dem Deutschen Reich angegliedert werden.

Der deutsche Kaiser Wilhelm II. nimmt in Berlin das Rücktrittsgesuch des Vizekanzlers Karl Helfferich vom 3. November an.

Auf der deutsch-österreichischen Kriegszielkonferenz in Berlin vereinbaren die Verbündeten die Eingliederung Rumäniens ins Deutsche Reich und die Annexion Polens durch Österreich-Ungarn.

6.11.1917, Dienstag

New York nimmt das Frauenwahlrecht in die Verfassung des Bundesstaates auf.

Der russische Schriftsteller Maxim Gorki verlangt in seiner Zeitschrift “Neue Zeit” einen schnellen Friedensschluss. Er sei bereit, selbst an die Spitze einer pazifistischen, revolutionären Regierung zu treten.

7.11.1917, Mittwoch

Das preußische Kulturministerium in Berlin ordnet die Anlage von Ehrenfriedhöfen an, auf denen auch gefallene Soldaten feindlicher Heere begraben werden sollen, sofern sie in der Gemeinde gestorben sind.

Die Bolschewisten unter der Führung von Wladimir I. Lenin und Leo D. Trotzki stürzen in der zweiten russischen Revolution (Oktoberrevolution) die bürgerliche Regierung Alexandr F. Kerenski und übernehmen die Macht.

Auf dem II. Allrussischen Sowjetkongress erringen die Bolschewisten eine knappe Mehrheit im Bündnis mit den linken Sozialrevolutionären. Die menschewistische Fraktion verlässt den Kongress.

8.11.1917, Donnerstag

In der Nacht zum 8. November stürmen bolschewistische Truppen das Winterpalais in Petrograd und verhaften die 13 Mitglieder der Provisorischen Regierung. Ministerpräsident Alexandr F. Kerenski war die Flucht gelungen.

Die italienische Regierung in Rom fordert bei den Alliierten 400 000 Soldaten Verstärkung zur Stützung der gefährdeten Front am Isonzo an.

Die britische Heeresleitung verlegt Kriegsgefangenenlager in die Nähe von Munitionsfabriken, um die Produktionsstätten vor Luftangriffen zu schützen.

9.11.1917, Freitag

Die New Yorker Metropolitan Opera wird in der kommenden Spielzeit keine deutschsprachigen Aufführungen geben. Wegen des Kriegszustandes werden auch die Engagements der deutschen Sänger Johanna Gedski und Otto Goritz gekündigt.

Die Reichsgetreidestelle in Berlin beschließt die Einlagerung großer Mengen Teigerzeugnisse, um der zu erwartenden Lebensmittelknappheit in den Sommermonaten des nächsten Jahres zu begegnen.

Die Regierungspräsidenten der deutschen Länder veröffentlichen erneut Verhaltensregeln bei Luftangriffen. Es wird darauf hingewiesen, dass nicht immer gewarnt werden könne.

Als Nachfolger des zurückgetretenen Karl Helfferich wird der württembergische Geheimrat Friedrich von Payer von Kaiser Wilhelm II. zum Vizekanzler ernannt.

Die siegreichen Revolutionäre in Russland bilden eine Regierung der Volkskommissare und erlassen ein Dekret zum Waffenstillstand und Friedensschluss.

10.11.1917, Samstag

Beim Besuch der Isonzo-Front entkommt der österreichische Kaiser Karl I. nur knapp dem Tod durch Ertrinken. Prinz Felix von Parma rettet den Kaiser aus dem Isonzo.

Die US-amerikanische Regierung in Washington beschließt die Sperrung sämtlicher Kredite für Russland. Der abgesetzte Ministerpräsident Alexandr F. Kerenski soll jedoch persönlich unterstützt werden, falls er die Kontrolle über die Armee behält.

Mitglieder einer US-amerikanischen Geheimorganisation “Ritter der Freiheit” (Knights of Liberty) teeren und federn 17 Angehörige der Internationalen Arbeitervereinigung I. W. W. in Tulsa, Oklahoma.

In der 12. Isonzo-Schlacht erreichen österreichisch-ungarische Truppen den unteren Teil des Flusses Piave. Der von den Italienern stark befestigte Monte Grappa wird zum Hauptziel der österreichischen Offensive.

11.11.1917, Sonntag

Die italienische Regierung in Rom fordert die Bewohner Venedigs zum Verlassen der Stadt auf. Die Region wird von österreichischen Truppen bedroht.

An der schwedischen Börse in Stockholm steigt der Wert der Mark wegen der militärischen Erfolge an der italienischen Front sprunghaft an. Der Kurs steigt im Verlauf des Tages um etwa 30%. Die Mark wird nur noch im Verhältnis zu den Währungen neutraler Länder notiert.

12.11.1917, Montag

Der Schulunterricht im Deutschen Reich wird am Vormittag ohne Pausen durchgeführt. Die Regierung hofft, auf diese Weise etwa ein Drittel des Heizmaterials einzusparen.

Der österreichische Kaiser Karl I. verbietet den Angehörigen der Armee und der Marine die Austragung von Duellen.

In den deutschen Kriegsgefangenenlagern befinden sich etwa zwei Millionen Soldaten feindlicher Heere. Soeben sind den Deutschen im oberen Piave-Tal etwa 10 000 weitere italienische Soldaten in die Hände gefallen.

Angesichts der erfolgreichen russischen Oktoberrevolution ruft die USPD im Deutschen Reich zu Massendemonstrationen für einen sofortigen allgemeinen Waffenstillstand auf.

13.11.1917, Dienstag

Die Truppen der russischen bolschewistischen Regierung schlagen die Armee des abgesetzten Ministerpräsidenten Alexandr F. Kerenski vernichtend bei Zarskoje Selo.

Der französische Ministerpräsident Paul Painlevé tritt mit seinen Ministern zurück. Alle politischen Fraktionen kritisierten die Regierung wegen ihrer Untersuchung gegen die royalistische “Action Francaise”.

In Wien gründet sich der Verband der deutschen Abgeordneten aus Böhmen, Mähren und Schlesien. Der Verband spricht sich gegen einen tschechischen Staat aus.

14.11.1917, Mittwoch

Wegen des großen Tabakmangels im Deutschen Reich lässt die Regierung 15 Mittel zur Streckung zu.

Der italienische Ministerpräsident Vittorio Emmanuele Orlando gibt vor der Kammer in Rom die erheblichen Verluste der italienischen Armee bekannt.

In Melbourne spricht sich der australische Premierminister William Mornes Hughes gegen ein reines Freiwilligenheer aus. Die angestrebte Truppenstärke soll durch Einberufung von Ledigen im Alter zwischen 20 und 44 Jahren erreicht werden.

Der türkische Sultan Muhammad V verleiht dem deutschen Kaiser Wilhelm II. den Iftikhar-Orden in Brillanten mit Krone und Schwertern.

15.11.1917, Donnerstag

In den Vereinigten Staaten laufen die Filme “Der Einwanderer” (The Immigrant) und “Easy Street” von Charlie Chaplin an. Beide Filme greifen die sozialen Probleme der Einwanderer auf.

In Finnland verlangen die Sozialisten erfolglos von der bürgerlichen Regierung die Anerkennung einer Staatsordnung. Daraufhin treten die Sozialisten in einen Generalstreik, dem sich die gesamte Arbeiterschaft anschließt.

Der Rat der Volkskommissare in Petrograd verkündet, jede russische Nationalität habe das Recht, sich von Russland zu trennen und eine eigene Regierung zu bilden.

Die Fraktion der USPD verlangt die Einberufung des deutschen Reichstages, um über das Friedensangebot der sowjetrussischen Regierung zu verhandeln.

Der SPD-Politiker Friedrich Ebert begrüßt die erfolgreiche Oktoberrevolution in Russland.

16.11.1917, Freitag

Im Moskauer Kreml wird der letzte Widerstand gegen die bolschewistischen Truppen gebrochen.

Nach dem Rücktritt des französischen Kabinetts Paul Painlevé wird Georges Clemenceau neuer Ministerpräsident. Der neue Regierungschef ist Gegner des sozialistischen Pazifismus.

Der deutsche Kaiser Wilhelm II. besucht die deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen an der italienischen Front. Er erklärt, der Zusammenbruch der italienischen Armee sei ein Gottesgericht gewesen.

17.11.1917, Samstag

Wegen der Bedrohung durch deutsche und österreichische Truppen sind alle bedeutenden beweglichen Kunstwerke aus Venedig abtransportiert worden.

Im finnischen Bürgerkrieg erobern die Sozialisten mit Hilfe russischer Matrosen die Stadt Helsingfors.

Bei Demonstrationen von Pazifisten und Jungburschenschaften in Zürich, an denen mehrere Tausend Menschen beteiligt sind, kommt es zu schweren Auseinandersetzungen mit dem Militär.

Die Fraktionsführer der Parteien im preußischen Abgeordnetenhaus legen einen Entwurf zur Wahlrechtsreform vor, in dem vorgeschlagen wird, das allgemeine, direkte und geheime Wahlrecht einzuführen. Jeder Mann, der drei Jahre zum preußischen Staatsverband gehört, soll wählen dürfen.

18.11.1917, Sonntag

Der russische Revolutionär Wladimir I. Lenin beruft für den 25. November die erste Gesetzgebende Versammlung ein.

19.11.1917, Montag

Die italienische Regierung verbietet Uniformierten das Betreten Venedigs, damit die Stadt nicht als Militärstützpunkt angesehen werden kann.

Die britische Heeresleitung lässt über 1000 russische Soldaten auf der Insel Wright internieren, weil sie sich geweigert hatten, an der Westfront zu kämpfen und ihre Rückführung nach Russland verlangen.

In Russland beginnen Koalitionsverhandlungen zwischen führenden Bolschewisten und den ihnen nahestehenden linken Sozialrevolutionären.

20.11.1917, Dienstag

In der beginnenden Schlacht von Cambrai setzen die Briten erstmals größere Tankverbände (Panzer) ein.

Der Kommunalverband München untersagt wegen des Kohlemangels Konzerte, Vorträge und Versammlungen in der Zeit zwischen dem 1. Dezember und dem 15. Februar.

21.11.1917, Mittwoch

Die deutsche Kriegsmarine erweitert die Sperrgebietsverordnung vom 31. Januar 1917. Im Gebiet um Großbritannien, den Azoren und im Mittelmeer wird jetzt ohne Vorwarnung auf alle Schiffe geschossen.

Die US-amerikanische Regierung in Washington fordert die in der Stadt lebenden Deutschen auf, den Regierungssitz bis zum 15. Dezember zu verlassen.

Die US-amerikanische Regierung gibt die Kündigung sämtlicher Kriegsverträge mit Russland bekannt, solange keine reguläre russische Regierung besteht.

Die Versammlung der Arbeiter- und Soldatendelegierten ganz Russlands fordert die oberste russische Heeresleitung auf, sofort Waffenstillstandsverhandlungen mit den Mittelmächten einzuleiten.

Die Vertreter der Vorstände der deutschen Gewerkschaften fordern in ihrem sozialpolitischen Arbeitsprogramm zahlreiche arbeitsrechtliche Verbesserungen, so die Einführung des Acht-Stunden-Tages.

23.11.1917, Freitag

Die Petrograder Regierung der russischen Arbeiter- und Soldatenräte gibt die Entlassung der 40- bis 42-Jährigen und der 17- bis 18-Jährigen Soldaten bekannt.

Im Süden Russlands kontrollieren Gegner der Bolschewisten die Transportwege, um die Lebensmittellieferungen in das bolschewistisch regierte Petrograd zu erschweren.

24.11.1917, Samstag

Die britische Regierung in London verbietet die Einfuhr von Holz aus Schweden. Die Maßnahme richtet sich gegen neutrale Staaten, die mit dem Deutschen Reich Handel treiben.

Großbritannien beschlagnahmt sämtliche russischen Schiffe in den nördlichen Gewässern.

Delegierte der russischen Frontarmeen fordern von der Regierung in Petrograd einen sofortigen Friedensschluss.

Die Alliierten protestieren in Petrograd gegen den Plan eines Separatfriedens zwischen Russland und den Mittelmächten.

25.11.1917, Sonntag

Die Wahlen zur russischen Konstituierenden Nationalversammlung, die noch von der gestürzten bürgerlichen Regierung Alexandr F. Kerenski ausgeschrieben worden waren, beginnen. Von den 79 Wahlbezirken liegen für 54 nähere Angaben vor. Es entfallen dort 25% auf die Bolschewiken, 62% auf Menschewiken und Sozialrevolutionäre und 13% auf die bürgerlichen Parteien.

Auf dem Parteitag der Nationalliberalen Partei in Köln erklärt der Fraktionsführer Gustav Stresemann, nicht die Erfolge der deutschen Truppen, sondern der deutsche Geist würde den Sieg des Deutschen Reiches ausmachen – der preußische Geist verbürge den Sieg.

26.11.1917, Montag

In ganz Finnland tobt der Bürgerkrieg. Die schwedische Regierung erwägt das Eingreifen in dem Nachbarland, um gegen die Lebensmittelnot vorzugehen.

Die Regierungen der Entente-Mächte protestieren gegen die Veröffentlichung der geheimen russischen Dokumente.

Die Petrograder Nachrichtenagentur der Bolschewisten veröffentlicht eine Anzahl geheimer Schriftstücke aus der Zarenzeit über die Kriegsziele Russlands. Darin wird u.a. die Kontrolle über Konstantinopel (heute Istanbul), den Bosporus und die Dardanellen gefordert.

27.11.1917, Dienstag

Die russische Regierung erlässt einen Befehl an die Fronttruppen, jede Offensivtätigkeit einzustellen. Jeder Befehl eines Kommandanten bedarf in Zukunft der Zustimmung der Petrograder Regierung.

Im Deutschen Reich häufen sich die Klagen über ein neues Kriegsübel, das “Spendieren”. Kaufleute verlangen zusätzlich zum Preis Nahrungsmittel von den Käufern und legen so große Lager an, die dem Schwarzmarkt zugänglich gemacht werden.

28.11.1917, Mittwoch

Bei den Wahlen zur verfassunggebenden Versammlung in Petrograd (Leningrad) erhalten die Bolschewisten etwa 400 000 Stimmen, die Kadetten 250 000 und die Sozialrevolutionäre 150 000.

Im Süden Russlands erobern die Bolschewisten nach hartnäckigen Kämpfen die Stadt Taschkent.

In Kiew wird die Ukrainische Republik ausgerufen, die mit Russland vereinigt bleiben soll. Der private Besitz wird in der neuen Republik enteignet.

Der russische Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten, Leo D. Trotzki, schlägt allen kriegführenden Mächten einen Waffenstillstand vor. Während die Alliierten den Vorschlag ablehnen, stimmen die Mittelmächte zu.

29.11.1917, Donnerstag

Während der ersten Sitzung der neuen Regierung des Deutschen Reichs gibt Reichskanzler Georg von Hertling das Waffenstillstandsangebot der russischen Regierung bekannt.

Unter dem Vorsitz des französischen Ministerpräsidenten Georges Clemenceau tagt in Paris die Entente-Konferenz über die Friedensangebote Russlands.

Die Explosion einer Benzol-Lokomotive in Alsdorf bei Aachen fordert 58 Menschenleben.

30.11.1917, Freitag

Der russische Dichter und Kulturpolitiker Wladimir Majakowski unterstützt auf der von dem Schriftsteller Anatoli Lunatscharski einberufenen Versammlung der Kunstschaffenden in Moskau den Appell, die Kunst in den Dienst der sozialistischen Sowjetrepublik zu stellen.

Die russische Regierung in Petrograd beschließt die Abberufung der bisherigen Botschafter in London, Rom und Paris.

In der 12. Isonzo-Schlacht siegen deutsche und österreichische Truppen über die Italiener und bedrohen Venedig.

In der Panzerschlacht bei Cambrai gewinnen die deutschen Truppen verlorenes Terrain wieder zurück.

In Berlin findet die erste Ausstellung mit Werken des Bildhauers Ernst Barlach statt.

Chroniknet