Was geschah im November 1935

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Wetterstationen November 1935

1.11.1935, Freitag

Nach Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht rückt der erste Rekrutenjahrgang (1914) zur Ableistung seiner einjährigen Dienstpflicht bei der Wehrmacht ein.

Im deutschen Kriegsministerium wird ein Wehrwirtschaftsstab eingerichtet. Er soll – als Verbindungsstelle zwischen Wehrmacht und Wirtschaft – die Organisation der Aufrüstung verbessern.

Bei einer Polizeiaktion gegen kommunistische Geheimorganisationen werden in Berlin mehr als 60 Personen verhaftet. Unter ihnen befinden sich auch Mitglieder des illegalen Zentralkomitees.

2.11.1935, Samstag

Die Zeitschrift des Vatikan “Civilita Cattolika”, die unter dem direkten Einfluss des Papstes steht, spricht sich in einem Artikel für die Verleihung eines Mandates über Abessinien an Italien aus. Es dürfe nicht mehr länger gewartet werden, wenn man “ernste Unruhen in Europa und vielleicht in der Welt vermeiden wolle”.

Bei einem internationalen Schwimm-Wettbewerb in Budapest unterbietet der US-Amerikaner Adolphe Kiefer den Weltrekord des Japaners Kiyokawa über 400 m Rücken, den dieser seit 1933 mit 5:30,4 min hält. Kiefer schwimmt die Strecke in 5:22,6 min.

3.11.1935, Sonntag

In einem Schwergewichtsboxkampf verliert der Deutsche Walter Neusel gegen Exweltmeister Primo Carnera durch technischen K. o. in der vierten Runde.

Bei einer Tagung der “Republikanischen Sozialisten”, der “Französischen Sozialisten” und der “Neo-Sozialisten” in Paris schließen sich diese Organisationen zur “Republikanisch-Sozialistischen Union” zusammen.

Bei einer gelenkten Volksabstimmung in Griechenland votieren 95% der Bevölkerung für die Wiedereinführung der Monarchie und die Rückkehr König Georgs II.

4.11.1935, Montag

Reichswirtschaftsminister Hjalmar Schacht bestätigt in einem Schreiben an die Reichswirtschaftskammer, dass durch die Ausführungsbestimmungen zu den Nürnberger Gesetzen eine Entrechtung der deutschen Juden auch auf wirtschaftlichem Gebiet bevorsteht. Wegen der Ungewißheit der Regelung kommt es in jüdischen Geschäftskreisen zu zahlreichen überstürzten Geschäftsverkäufen.

In einer Tagesmeldung der Gestapo heißt es, dass die für das “Winterhilfswerk des deutschen Volkes” geforderten Spendensätze, die per Anschlag auf der Schiffswerft Blohm & Voss in Hamburg bekanntgegeben wurden, von 60% der Belegschaft eingehalten wurden.

5.11.1935, Dienstag

Marianne Hoppe spielt in dem deutschen Spielfilm “Anschlag auf Schweda”, der in Berlin uraufgeführt wird, die Hauptrolle. Regie führte Karl Heinz Martin.

Wegen der angespannten Versorgungslage aufgrund des Krieges mit Abessinien findet in Italien der erste “fleischlose” Tag statt.

Das Berliner Landgericht verurteilt die Generalprokuratorin der Genossenschaft “Unserer lieben Frau”, Anna Schroers, “wegen Devisenvergehen” zu zehn Jahren Zuchthaus, zehn Jahren Ehrverlust und 250 000 RM Geldstrafe.

Das Parteihoheitszeichen der NSDAP wird zum Hoheitszeichen des Deutschen Reiches. Gleichzeitig verordnet Hitler die Einführung einer neuen Reichskriegsflagge, die der alten kaiserlichen Kriegsflagge ähnelt.

6.11.1935, Mittwoch

Um internationalen Boykottbewegungen im Hinblick auf die Olympischen Spiele 1936 in Berlin entgegenzuwirken verspricht Hitler vor der ausländischen Presse, alle antijüdischen Zeichen während der Spiele beseitigen zu lassen.

Bei den Wahlen zum Repräsentantenhaus im Staat New York erhalten die Republikaner 83 (bisher 73) und die Demokraten 67 (bisher 73) Sitze. Dieses Ergebnis wird als Niederlage für Präsident Franklin D. Roosevelt gewertet, der früher das Amt des Gouverneurs im Staat New York bekleidete.

Ein großes italienisches Modehaus das seinen Modellkleidern bisher französische Namen zu geben pflegte, nennt sie nun “Asmara”, “Takasse”, “Harrar” und “Schebeli”, Namen, die in Italien aus den täglichen Frontberichten aus Abessinien bekannt sind.

7.11.1935, Donnerstag

Das Deutsche Reich und Ungarn schließen ein Wirtschaftsabkommen, das für 1936 eine erhebliche Ausfuhrsteigerung von Schweinefett, Speck und Schweinen von Ungarn ins Deutsche Reich vorsieht. Im Gegenzug wird die Ausfuhr von Chemikalien und Textilien nach Ungarn erheblich angehoben.

Im ersten “Rassenschandeprozess” verurteilt das Altonaer Landgericht einen Juden aufgrund der Nürnberger Gesetze zu neun Monaten Gefängnis. In der Urteilsbegründung wird betont, dass schon die Absicht zu sexuellem Verkehr mit einer Arierin als versuchte Rassenschande anzusehen sei.

Wegen seiner Konkurrenz zur SA wird der 1918 gegründete Soldatenbund “Stahlhelm” von Reichsinnenminister Wilhelm Frick endgültig aufgelöst. In der Begründung für diesen Schritt heißt es, der “Stahlhelm” sei ein Sammelbecken staatsfeindlicher oder die Partei ablehnender Elemente.

In einer Regierungserklärung gibt Führer und Reichskanzler Adolf Hitler bekannt, dass das Deutsche Reich sich nicht an Sanktionen gegen Italien beteiligt.

Im Münchner Bürgerbräukeller beginnt zum Gedenken an den gescheiterten Hitlerputsch die zweitägige “Feier des Sieges und der Auferstehung der Toten des 9. November 1923”.

9.11.1935, Samstag

In München werden bei den Feierlichkeiten zum Gedenken des gescheiterten Hitlerputsches die 16 Toten des 9. November 1923 in neueingerichteten Ehrentempeln beigesetzt.

In den USA gründet sich innerhalb der “American Federation of Labor” (AFL) der amerikanischen Gewerkschaft, das Committee for Industrial Organization (CIO). Die neue Gewerkschaft vertritt auch – im Gegensatz zur AFL – die Interessen der ungelernten Arbeiter.

Bei einem Internationalen Schwimmwettkampf in Breslau stellt der US-Amerikaner Adolphe Kiefer einen neuen Weltrekord über 100 m Rücken auf. Mit 1:04,9 min verbessert er seinen erst vor einem Monat aufgestellten Rekord um 1,3 sec.

10.11.1935, Sonntag

Bei den Europameisterschaften der Gewichtheber in Paris gewinnen vier Deutsche die Titel. Im Federgewicht stellt Heinrich Walter mit 297,5 kg einen neuen Weltrekord auf.

In einem Brief an den Exil-Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (Sopade) erläutert das Zentralkomitee der Exil-SPD die Einheitsfrontbeschlüsse der “Brüsseler Parteikonferenz”.

11.11.1935, Montag

Das Propagandaministerium in Berlin verfügt die Beschlagnahmung einer Ausgabe der britischen “Times”. Die Zeitung hat sich kritisch mit der Judenverfolgung im Deutschen Reich befasst.

In der Zeitung des Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebundes wird zur Förderung des erbgesunden Nachwuchses die Einführung einer amtlichen Ehevermittlung verlangt.

Die US-Amerikaner Albert Stevens und Orvil Anderson stellen mit dem größten bislang konstruierten Stratosphärenballon “Explorer” einen neuen Weltrekord im Höhenflug auf.

12.11.1935, Dienstag

Eine Menge von etwa 700 Menschen begeht in Altair im US-Bundesstaat Texas Lynchmorde an zwei 16-Jährigen Schwarzen, die des Mordes an einem weißen Mädchen beschuldigt werden.

Vier Mitarbeiter der Scherl Druckerei in Berlin werden wegen eines Fehlers im “Berliner Lokalanzeiger” verhaftet. In einer Ausgabe des Blattes wurde eine Rede des Stellvertreters des Führers Rudolf Heß veröffentlicht. Heß hatte die NSDAP als die “schicksalhafte Freiheitsbewegung des deutschen Volkes” bezeichnet. Im “Lokalanzeiger” las man stattdessen von der “schicksalhaften Freiheitsberaubung” des deutschen Volkes. Die Gestapo glaubt an eine politische Demonstration des Druckereipersonals.

Der Korrespondent des “Völkischen Beobachters” in London, Friedrich Thost, wird wegen politischer Aktivitäten aus Großbritannien ausgewiesen. Thost unterhält enge Beziehungen zur britischen Faschistengruppe um Oswald Mosley. Seine Ausweisung steht auch im Zusammenhang mit Maßnahmen der Nationalsozialisten gegen britische Staatsangehörige im Deutschen Reich.

Um den akuten Versorgungsschwierigkeiten im Lande entgegenzuwirken, verbietet die deutsche Reichsregierung die Ausfuhr wichtiger Lebensmittel und industrieller Rohstoffe.

13.11.1935, Mittwoch

Bei antibritischen Unruhen in Kairo gibt es drei Todesopfer, 147 Menschen werden verletzt.

14.11.1935, Donnerstag

Mehrere Durchführungsverordnungen zu den Nürnberger Gesetzen treten in Kraft. Die Rechte der Juden werden weiter drastisch eingeschränkt. Alle Juden ohne Ausnahme werden aus dem Staatsdienst entlassen.

Bei den Unterhauswahlen in Großbritannien behält die konservative Regierungskoalition weiterhin die Mehrheit. Die Konservativen verlieren 72 Mandate und verfügen nunmehr über 380 Sitze im Parlament. Die oppositionelle Arbeiterpartei gewinnt 94 Sitze hinzu, kommt jedoch nicht über 153 Mandate.

In Berlin wird der als “künstlerisch wertvoll” ausgezeichnete deutsche Spielfilm “Mazurka” unter der Regie von Willi Forst uraufgeführt. Die Hauptrollen spielen Pola Negri, die in ihrer ersten deutschen Tonfilmrolle zu sehen ist, und Albrecht Schönhals.

15.11.1935, Freitag

Propagandaminister Joseph Goebbels beruft den Reichskultursenat als “repräsentatives Forum” deutscher Kultur. In seiner Rede erklärt Goebbels: “Es ist im Kulturleben unseres Volkes kein Jude mehr tätig.”

Mit der Aufführung von Richard Wagners “Meistersingern” wird in Berlin-Charlottenburg das umgebaute deutsche Opernhaus wiedereröffnet.

Die von Rudolf Steiner gegründete Anthroposophische Gesellschaft wird im ganzen Reich verboten.

16.11.1935, Samstag

Bei einer Schießerei zwischen Mitgliedern der faschistischen französischen Frontkämpferorganisation “Croix de feu” (Feuerkreuz) und linken Demonstranten, die gegen ein Treffen der Vereinigung demonstrieren, werden in Limoges drei Menschen erschossen und mehr als 30 verletzt.

17.11.1935, Sonntag

In einer Rede zum Abschluss des Reichsbauerntages in Goslar bezeichnet Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß die “Erzeugungsschlacht” der deutschen Bauern als “eine Abwehrschlacht gegen den Bolschewismus”. Reichslandwirtschaftsminister Richard Walther Darré schiebt die Schuld für die Butterverknappung im Deutschen Reich auf die Weimarer Regierungen.

18.11.1935, Montag

Mit dem landesweiten Hissen der italienischen Flagge und Appellen faschistischer Politiker für den Boykott ausländischer Waren wird in Italien auf den Beginn der Völkerbundsanktionen geantwortet.

Spanische Kriegsgerichte in Gijon und Cadiz verurteilen drei Personen zum Tode und elf zu langjährigen Haftstrafen. Ihnen wird die Beteiligung am Aufstand in der Provinz Asturien im Oktober 1934 vorgeworfen.

Auf der “Korrosionstagung” der Deutschen Gesellschaft für Metallkunde in Berlin wird beraten, wie man Rostschäden, deren Gesamtvolumen auf ein bis zwei Mrd. RM jährlich geschätzt werden, senken kann.

19.11.1935, Dienstag

In Berlin wird der deutsche Film “Friesennot”, ein Bauerndrama über das Problem der Volksdeutschen in der Sowjetunion, uraufgeführt. Der Regisseur ist Peter Hagen. Die Reichspropagandaleitung der NSDAP verleiht den Film selbst.

Am New Yorker Civic Repertory Theatre wird Bertolt Brechts Drama “Die Mutter” in englischer Sprache uraufgeführt. Brecht selbst, der auch den Proben beiwohnte, hält die Aufführung wegen “politischer Ahnungslosigkeit” für “sehr verhunzt”.

Wegen antijüdischer Ausschreitungen der Studentenschaft wird die Universität Budapest für einen Tag geschlossen.

Das norwegische Nobel-Komitee beschließt in Oslo, den Friedensnobelpreis für dieses Jahr nicht zu vergeben. Der Preis wird 1936 nachträglich an den deutschen Publizisten Carl von Ossietzky verliehen.

20.11.1935, Mittwoch

Zum Buß- und Bettag verlesen Pfarrer der Bekennenden Kirche in ganz Preußen eine regimekritische Kanzelbotschaft. Darin wird u.a. der Ausschluss qualifizierter Theologen von den deutschen Universitäten beklagt.

In Johannesburg beginnt die zehntägige Panafrikanische Gesundheitskonferenz. Neben Ärzten aus 20 afrikanischen Staaten beraten Spezialisten aus aller Welt über Gesundheitsprobleme in Afrika.

Die deutsche Artistentruppe “Rivels” trennt sich. In einem Prozess vor dem Frankfurter Landgericht, in dem es vor allem um gegenseitige finanzielle Forderungen geht, einigt man sich u.a. darauf, dass beide verbleibenden Gruppenteile weiterhin vom Trapez aus dem Publikum zurufen dürfen: “Akrobat schöööön!”.

21.11.1935, Donnerstag

Igor Strawinskis Konzert für zwei Klaviere wird in Paris uraufgeführt. Strawinsky selbst und sein Sohn Soulima sind die Solisten.

Das Schauspiel “La Guerre de Troie n’aura pas lieu” (Der trojanische Krieg findet nicht statt) von Jean Giraudoux wird in Paris uraufgeführt.

Im US-Bundesstaat New Jersey wird der 16-Jährige Jugendliche Jacob Cimiengo wegen Mordes zum Tode verurteilt.

Als Reaktion auf die Völkerbundsanktionen im Zusammenhang mit dem Abessinienkrieg schickt das italienische Kriegsministerium 100 000 in Ostafrika stationierte Soldaten für drei Monate nach Hause. Dort sollen sie ihrer Arbeit nachgehen, um trotz internationaler Boykottmaßnahmen Italiens wirtschaftliches Überleben zu sichern.

Ein von der ägyptischen Wafd-Partei ausgerufener anti-britischer Generalstreik wird in Ägypten weitgehend befolgt. Auch die arabischen Zeitungen des Landes erscheinen nicht. Sie protestieren damit gegen das britische Verbot, über die jüngsten Unruhen in Ägypten zu berichten.

In Ausführung des “Reichsbürgergesetzes” vom 15. September 1935 verbietet Reichswirtschaftsminister Hjalmar Schacht jüdischen Maklern ihre Tätigkeit an deutschen Börsen.

22.11.1935, Freitag

In der Pariser Comédie des Champs-Elysées wird Armand Salacrous Schauspiel “L’Inconnue d’Arras” (Die Unbekannte von Arras) uraufgeführt.

Durch schwere Unwetter kommen in Süditalien etwa 100 Menschen ums Leben. Die meisten Opfer werden bei Catanzaro in der Provinz Kalabrien durch Erdrutsche verschüttet.

23.11.1935, Samstag

Zur Förderung der Geburtenzahlen erhalten 50 000 kinderreiche Familien im Deutschen Reich je 400 RM.

In Sofia tritt der bulgarische Ministerpräsident Andreas Tóschew mit seinem gesamten Kabinett zurück. Neuer Ministerpräsident wird Georg Kiosse-Iwánow, der ein Ende des autoritären Regimes und den Übergang zu parlamentarischen Verhältnissen verspricht.

24.11.1935, Sonntag

Die Burg Erwitte im Teutoburger Wald wird als “Reichsschulungsburg” der NSDAP eingeweiht.

In zahlreichen französischen Städten veranstalten die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes Protestaktionen gegen das radikale Sparprogramm der Regierung, das durch Notverordnungen eingeleitet worden war.

Ein Militärputsch in den nordostbrasilianischen Provinzen Rio Grande do Norte und Pernambuco wird innerhalb von vier Tagen durch loyale Regierungstruppen niedergeschlagen.

25.11.1935, Montag

Nach 12-Jährigem Exil kehrt König Georg II. nach Griechenland zurück. In Athen wird ihm ein triumphaler Empfang bereitet.

Der Berliner Oberbürgermeister Heinrich Sahm wird aus der NSDAP ausgeschlossen, weil seine Familie mehrfach in jüdischen Geschäften eingekauft haben soll.

Das Propagandaministerium verbietet jüdischen Künstlern Pseudonyme zu benutzen, durch die sie als Arier erscheinen könnten. Laut Gesetz dürfen im Deutschen Reich jüdische Künstler nur vor jüdischem Publikum auftreten.

Die Bank von Frankreich erhöht in Paris den Diskontsatz ungewöhnlich stark von 5 auf 6%. Damit will sie den starken Goldabfluss aus Frankreich stoppen, der u.a. mit den heftigen Auseinandersetzungen zwischen faschistischen und Volksfrontgruppen im Land zusammenhängt.

26.11.1935, Dienstag

Etwa zwei Drittel der polnischen Arbeiter im Bergbau Oberschlesiens und ein Drittel der Stahlarbeiter beginnen einen dreitägigen Streik für kürzere Arbeitszeiten höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen.

Eine deutsche Regierungskommission trifft in Österreich ein, um eine deutsch-österreichische Vereinbarung über den Tausch von Schlachtvieh gegen Ruhrkohle in die Tat umzusetzen und das Vieh auszusuchen.

27.11.1935, Mittwoch

Nachdem es tagelang wegen der Unruhen in Brasilien nicht landen konnte, legt das deutsche Luftschiff “Graf Zeppelin” am Landemast in Pernambuco an. Mit 119 Stunden Nonstop-Flug stellt es damit unfreiwillig einen neuen Rekord auf.

Japanische Truppen besetzen strategisch wichtige Punkte in und um Peking. Die Stadt gehört zu den Gebieten in Nordchina, deren Loslösung von der Zentralregierung in Nanking und Anlehnung an Japan seit Wochen erwartet wird.

In Berlin feiert die NS-Freizeitorganisation “Kraft durch Freude” ihren zweiten Jahrestag.

28.11.1935, Donnerstag

Der Gesundheitsausschuss des tschechoslowakischen Abgeordnetenhauses veröffentlicht in Prag ein Gutachten, demzufolge Kinder in den sudetendeutschen Gebieten des Staates überwiegend unterernährt sind. Ein hoher Prozentsatz der Kinder weist Folgekrankheiten wie Tuberkulose und Rachitis auf.

Die deutsche Reichsregierung vereinbart mit den Regierungen Argentiniens, Brasiliens und Chiles, die Gesandtschaften in den jeweiligen Hauptstädten in den Status von Botschaften zu erheben. Dieser symbolische Schritt soll die intensiver gewordenen Beziehungen zwischen dem Deutschen Reich und Lateinamerika illustrieren.

29.11.1935, Freitag

Die Deutschlandhalle in Berlin wird in Gegenwart von Adolf Hitler eingeweiht. Die Mehrzweckhalle hat ein Fassungsvermögen von 20 000 Personen.

60 Menschen ertrinken beim Kentern zweier chinesischer Fährboote auf dem Liutang-Fluss in der Provinz Kiangsu.

30.11.1935, Samstag

Zum 17. Jahrestag der Gründung Jugoslawiens (1918) verfügt König Peter II. eine Amnestie für 1200 politische Gefangene.

Eine Vorabzensur aller Schriftstücke, die von der regimekritischen Bekennenden Kirche veröffentlicht werden oder zwischen Pfarreien zirkulieren, ordnet Reichskirchenminister Hanns Kerrl an.

Reichswirtschaftsminister Hjalmar Schacht warnt in Berlin vor der exzessiven Anwendung nationalsozialistischer Ideologie in der Wirtschaft. In einer Rede weist er darauf hin, dass gerade in der planwirtschaftlichen “Erzeugungsschlacht” Agrarromantik, wie sie für die NS-Ideologie typisch ist, moderne Industrie nicht ersetzen könne.

Auf einer Pressetagung in Köln beschreibt Propagandaminister Joseph Goebbels die Aufgabe der deutschen Presse als “Dienstverhältnis zum Staat”.

Der griechische König Georg II. erlässt eine Amnestie für die Beteiligten der März-Revolte unter Eleftherios Weniselos. Gleichzeitig löst Konstantin Demerdzis Georg Kondylis als Ministerpräsident ab, der gegen die Amnestie war.

Chroniknet