Was geschah im Oktober 1921

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Wetterstationen Oktober 1921

1.10.1921, Samstag

Die sozialdemokratische Tageszeitung “Münchener Post” berichtet von den Aktivitäten des rechtsextremistischen Freikorps Oberland, das neben einer Spionageabteilung ein Einbruchkommando und eine “Mordabteilung” unterhalte. Die Organisation, die über eine große Anzahl an Waffen verfüge, sei von dem inzwischen zurückgetretenen Münchner Polizeipräsidenten Ernst Pöhner und seinem Mitarbeiter Wilhelm Frick gefördert worden.

Der Reichstagsabgeordnete Felix Porsch übernimmt nach dem Tod von Karl Trimborn am 25. Juli kommissarisch den Vorsitz der Zentrumspartei.

Der Regisseur Erwin Piscator und der Maler Otto Nagel werden Sekretäre der Künstlerhilfe für die Hungersnot in Sowjetrussland. Zum Komitee gehören George Grosz, Käthe Kollwitz, Alfons Paquet und Arthur Holitscher.

Im Deutschen Reich tritt eine neue Fernsprechverordnung in Kraft. Für die Einrichtung eines Hauptanschlusses werden 200 DM berechnet, ein Ortsgespräch aus einer öffentlichen Fernsprechstelle kostet 50 Pfennig, von einem privaten Anschluss 75 Pfennig.

Im Berliner Stadtteil Schöneberg wird das erste deutsche Müllkraftwerk in Betrieb genommen. Die bei der Verbrennung entstehende Schlacke wird zu Kunststeinen verarbeitet.

2.10.1921, Sonntag

Der Reichsbund der Kriegsbeschädigten veranstaltet in Berlin eine Großdemonstration gegen die nach seiner Ansicht unzureichenden staatlichen Versorgungsleistungen. Rund 10 000 ehemalige Soldaten, viele von ihnen auf Krücken und in Rollstühlen, nehmen an der Kundgebung teil.

In Düsseldorf wird der erste Kongress des Allgemeinen freien Angestelltenbundes (AfA) abgehalten. Die Angestelltenvertretung war aus organisatorischen Gründen vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund abgetrennt worden, vertritt aber ebenfalls weitgehend sozialdemokratische Positionen.

Herzog Wilhelm zu Württemberg, der frühere württembergische König, stirbt in Bebenhausen im Alter von 73 Jahren. Der für seine liberale Haltung bekannte Herrscher hatte 1918 als einziger deutscher Monarch freiwillig abgedankt und auf seinen Titel verzichtet.

Der frühere französische Ministerpräsident Georges Clemenceau erklärt bei der Enthüllung seines eigenen Denkmals in St. Hermine, dass das Deutsche Reich im Versailler Vertrag nicht genug gestraft worden sei und Frankreich daher das Recht habe, das Rheinland auf unbeschränkte Zeit zu besetzen.

3.10.1921, Montag

Der russische Schriftsteller Maxim Gorki wirft in einem Interview mit der britischen Zeitung “Daily News” den USA, Frankreich und Großbritannien vor, ihre unzureichende Hilfe für das hungernde russische Volk sei ideologisch begründet. Dazu bestehe kein Anlass, da der Kommunismus in absehbarer Zeit einer demokratischen Staatsform Platz machen werde.

4.10.1921, Dienstag

Kapitän a. D. Hermann Ehrhardt, der 1920 mit Soldaten seiner Brigade Ehrhardt am Kapp-Putsch gegen die Reichsregierung beteiligt war, dementiert in der “München-Augsburger Abendzeitung” neue Putschpläne. Er fordert jedoch eine Amnestie für seine ehemaligen Mitstreiter, die sich ins Ausland abgesetzt haben.

In Berlin wird die Reichsfahrt des ADAC gestartet. Das dreitägige Autorennen, bei dem zahlreiche Einzelprüfungen zu absolvieren sind, endet in Heidelberg.

5.10.1921, Mittwoch

Nach einer Entscheidung des Vatikan werden die früheren deutschen Gebiete Eupen und Malmedy vom Erzbistum Köln abgetrennt und dem Bischof von Lüttich (Belgien) unterstellt.

Die Deutsche Friedensgesellschaft verabschiedet bei ihrer Jahrestagung in Essen eine Resolution, in der sie die Abschaffung der Reichswehr fordert.

In einer Verfügung des Reichskanzlers wird das Tragen der Reichswehruniform für Zivilpersonen geregelt. Danach darf die Uniform von ehemaligen Soldaten nur noch bei Kirchgängen an Feiertagen, bei Familienfeiern und Kameradschaftstreffen getragen werden.

In London wird der internationale Schriftsteller- und Dichterverband PEN-Club gegründet.

6.10.1921, Donnerstag

In einem Zeitungsinterview bekräftigt der frühere Chef der Obersten Heeresleitung, Feldmarschall Paul von Hindenburg, seine These, das deutsche Heer sei im Weltkrieg verraten worden: “Vergeblich wehrt man als Legende ab den Dolchstoß von hinten – und doch haben wir täglich neue Beweise dafür. Unser herrliches Heer – und musste so zusammenbrechen!” Die Dolchstoßlegende wird seit 1918 von der Rechten immer wieder thematisiert.

In Anwesenheit von Oberbürgermeister Konrad Adenauer (Zentrum) wird in Köln die Generalversammlung des Bundes deutscher Frauenvereine eröffnet. Auf der zweitägigen Versammlung steht das Familienrecht im Mittelpunkt, das nach Ansicht vieler Delegierter im Sinne einer Gleichstellung von Mann und Frau geändert werden müsse.

Um dem Streik der Berliner Kellner zu begegnen, die sich seit dem 3. Oktober aus Protest gegen das vom Magistrat geplante Verbot von Trinkgeldern im Ausstand befinden, werden vom Hotel- und Gaststättenverband 20 “Notgaststätten” eingerichtet. Ihr Betrieb wird durch Polizeischutz gesichert.

Der Oberreichsanwalt in Leipzig erlässt einen Steckbrief wegen Hochverrats gegen die Anführer des Kapp-Putsches vom März 1920. Für die Ergreifung von Wolfgang Kapp, Walther Freiherr von Lüttwitz und Hermann Ehrhardt, die sich wahrscheinlich im Ausland aufhalten ist eine Belohnung von 50 000 Mark ausgesetzt.

7.10.1921, Freitag

Der von Fritz Lang gedrehte Spielfilm “Der müde Tod” mit Lil Dagover in der Hauptrolle wird in Berlin uraufgeführt.

Die Sowjetregierung erlässt ein Dekret über die Errichtung einer Staatsbank zur Förderung von Industrie und Landwirtschaft. Sie soll mit einem Grundkapital von 2000 Mrd. Rubel zunächst nur als Kreditbank arbeiten.

Die Reichsregierung beschließt die Erhöhung der Eisenbahntarife um 30%. Für einen gefahrenen Eisenbahnkilometer müssen in der 4. Klasse 17 Pfennig und in der 1. Klasse 47 Pfennig gezahlt werden.

Als erstes deutsches Unternehmen schaffen die Chemiewerke in Leuna den 1919 eingeführten Achtstundentag wegen Arbeitskräftemangels ab. Die Belegschaft muss ab sofort an sechs Tagen neun Stunden lang arbeiten.

Nach den Landtagswahlen in Thüringen vom 11. September wird in Erfurt die erste Regierung im Deutschen Reich gewählt, die nur aus Mitgliedern von SPD und USPD besteht. Die KPD toleriert die Koalition.

Der Reichsminister für Wiederaufbau, Walther Rathenau (DDP), und der französische Minister für die besetzen Gebiete, Louis Loucheur, unterzeichnen in Wiesbaden ein Abkommen, das die Beteiligung der deutschen Industrie am Wiederaufbau Frankreichs durch Sachleistungen festlegt.

8.10.1921, Samstag

In Berlin wird das Theater am Kurfürstendamm mit der Uraufführung des Lustspiels “Ingeborg” von Curt Goetz eröffnet.

Der 16. Internationale Automobilsalon öffnet in Paris seine Tore.

9.10.1921, Sonntag

Der 1. Internationale Soziologenkongress tritt in Turin zusammen. Auf der einwöchigen Veranstaltung steht die Versöhnung der Völker Europas im Mittelpunkt.

10.10.1921, Montag

Mehrere tausend Menschen demonstrieren in Innsbruck mit schwarzen Fahnen und Trauerfloren gegen die Abtretung Südtirols an Italien vor einem Jahr.

11.10.1921, Dienstag

Unter Berufung auf den am 29. August ausgerufenen Ausnahmezustand im Deutschen Reich (Gesetz zum Schutze der Republik), der Einschränkungen der Pressefreiheit ermöglicht, verbietet die Würzburger Kreisregierung die christlich-soziale Zeitung “Das neue Volk” für acht Tage. Das Blatt hatte den bayerischen Ministern Franz Matt (BVP) und Heinrich Oswald (BVP) vorgeworfen, die Reichsverfassung zu bekämpfen und sich öffentlich für die Wiederherstellung der Monarchie einzusetzen.

In der sächsischen Stadt Zwickau wird die erste Ortsgruppe der NSDAP außerhalb Bayerns gegründet.

12.10.1921, Mittwoch

Der Völkerbundrat in Genf empfiehlt den alliierten Siegermächten des Weltkriegs, den mehrheitlich polnisch besiedelten Teil des oberschlesischen Industriegebiets Polen anzugliedern.

13.10.1921, Donnerstag

In Venedig unterzeichnen Vertreter Ungarns und Österreichs ein Abkommen über den Status des Burgenlandes. Ungarn verpflichtet sich, das Gebiet ohne Anspruch auf Entschädigung zu räumen. Danach soll im Raum Ödenburg eine Volksabstimmung über die Zugehörigkeit der Region stattfinden.

Nach dem Wahlsieg der Sozialdemokraten am 4. Oktober stellt Ministerpräsident Hjalmar Branting in Stockholm sein neues Kabinett vor, das nur aus Mitgliedern seiner Partei besteht.

14.10.1921, Freitag

Mehrere deutsche pazifistische Organisationen richten ein gemeinsames Telegramm an den Völkerbundrat, in dem die Einheit Oberschlesiens und eine erneute Volksabstimmung gefordert werden.

Nach einer Mitteilung des US-amerikanischen Bundesamtes für Erziehung liegt der Frauenanteil bei den Studierenden bei 36,9%. Nach Abschluss des Studiums sind die Akademikerinnen in der überwiegenden Zahl als Lehrerinnen tätig: Derzeit sind an den Volksschulen der USA 65% des Lehrpersonals weiblich, in den Grundschulklassen sogar 86,5%.

15.10.1921, Samstag

In Berlin wird das Schauspiel “Manon Lescaut” von Carl Sternheim erstmals aufgeführt.

Franz Werfels magische Trilogie “Der Spiegelmensch” wird in Leipzig uraufgeführt.

16.10.1921, Sonntag

In Berlin finden Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung statt. Es handelt sich dabei um eine von der Deutschen Volkspartei (DVP) beantragte Wiederholung der Wahl von 1920, bei der ungültige Stimmzettel mitgezählt wurden. Die bürgerlichen Parteien erringen eine knappe Mehrheit von 105 Sitzen gegenüber 90 Mandaten von SPD und USPD und 20 Mandaten der KPD.

Bei einer Volksabstimmung über die Einführung des Frauenstimmrechts im Schweizer Kanton Genf wird die Gesetzesvorlage mit 14 000 gegen 6500 Stimmen der Männer abgelehnt.

17.10.1921, Montag

Mitglieder des rassistischen Geheimbunds Ku-Klux-Klan ermorden in der Nacht in Jackson (US-Bundesstaat Mississippi) fünf Schwarze durch Teeren und Federn.

In Genf beraten auf einem Arbeiterinnenkongress, der vom Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB) initiiert wurde, Delegierte aus 41 Ländern über die Schaffung einer internationalen Organisation zur Vertretung der Interessen der Frauen.

18.10.1921, Dienstag

In Wien wird die Operette “Der Tanz ins Glück” von Robert Stolz uraufgeführt.

Zwei US-amerikanische Kunstsammler erwerben in London Joshua Reynolds “Mrs. Siddons als tragische Muse”, Thomas Gainsboroughs “Junge in blau” und zwei Gemälde von Rembrandt.

Das österreichische Wirtschaftsministerium veröffentlicht neue Angaben zur galoppierenden Inflation: Während am 1. August ein Laib Brot im Durchschnitt 9 Kronen (0,61 Mark) kostete, muss der Verbraucher jetzt 34 Kronen (2,30 Mark) dafür bezahlen. Der Preis für ein Pfund Weizenmehl ist von 10,20 (0,69 Mark) auf 108 Kronen (7,32 Mark) gestiegen, der für ein Pfund Zucker von 114 (7,72 Mark) auf 266 Kronen (18 Mark).

Ludwig III., von 1913 bis 1918 letzter König von Bayern, stirbt im ungarischen Exil. Die Trauerfeier wird in München von Kardinal Michael von Faulhaber, der aus seiner monarchistischen Geisteshaltung kein Hehl macht, zelebriert.

19.10.1921, Mittwoch

Bei einem Militärputsch in Lissabon werden Ministerpräsident Antonio Granjo und drei Mitglieder seiner Regierung ermordet. Ein neues Kabinett unter Oberst Manuel Coelho, dem Anführer der Putschisten, wird mit Billigung von Staatspräsident Antonio José de Almeída gebildet.

20.10.1921, Donnerstag

Die vom Völkerbund eingesetzte Kommission zur Teilung Oberschlesiens legt die endgültige Grenze in diesem Gebiet fest. Das an Bodenschätzen reiche oberschlesische Revier, wo große Teile der Bevölkerung am 20. März für die Zugehörigkeit zum Deutschen Reich gestimmt hatten, wird Polen zugesprochen.

In Angora (Ankara) unterzeichnen Vertreter Frankreichs und der Türkei ein Friedensabkommen zwischen beiden Ländern.

21.10.1921, Freitag

In den Decla-Lichtspielen Unter den Linden in Berlin wird der Film “Verlogene Moral” mit Adele Sandrock uraufgeführt.

In London wird eine Friedenskonferenz zur Beilegung des Konflikts zwischen Irland und Großbritannien eröffnet. Der britische Premierminister David Lloyd George hat dazu den Präsidenten der irischen Republik, Eamon de Valera, eingeladen.

Karl IV., als Karl I. ehemaliger Kaiser von Österreich, unternimmt einen zweiten Restaurationsversuch zur Wiedererlangung der ungarischen Königswürde. Dieser scheitert am 25. Oktober.

22.10.1921, Samstag

Der Film “Die Hintertreppe” von Leopold Jessner hat in Berlin Premiere. Henny Porten und Fritz Kortner spielen die Hauptrollen in diesem sozialkritischen Liebesdrama.

Im Ufa-Palast am Berliner Zoo wird der Film “Das indische Grabmal, 1. Teil: Die Sendung des Joghi” in der Regie von Joe May mit Conradt Veidt in der Hauptrolle uraufgeführt.

Bei einer Sitzung der Pariser Akademie der Wissenschaften berichtet der Direktor des Institut Pasteur, François Roux, über ein neues Behandlungsverfahren gegen Syphilis. 110 Kranke seien mit intramuskulären Injektionen von Lösungen, die das Metall Wismut enthielten, therapiert worden. Die Ergebnisse seien vielversprechend.

Ernährungsminister Andreas Hermes (Zentrum) berät in Berlin mit Vertretern der Landwirtschaft und des Handels, wie der Kartoffelnot im Deutschen Reich abgeholfen werden kann. Die Reichsregierung will ca. 130 000 Eisenbahnwaggons zum zügigeren Transport von Kartoffeln in unterversorgte Gebiete zur Verfügung stellen.

Das Kabinett unter Reichskanzler Joseph Wirth (Zentrum) tritt aus Protest gegen die Teilung Oberschlesiens am 20. Oktober zurück. Auf Bitten von Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) bildet Wirth schon vier Tage später eine neue Regierung.

23.10.1921, Sonntag

Die seit Monaten anhaltende Hitzewelle findet mit plötzlichen Stürmen und Gewittern ein Ende. Die Temperaturen sinken innerhalb von 24 Stunden bis auf 3 in der Nacht. In Norddeutschland tobt ein Orkan.

24.10.1921, Montag

Der US-amerikanische Kriegsminister John W. Weeks gibt Anweisung, 50% der im Rheinland stationierten US-Truppen in den nächsten Monaten zurückzuziehen.

Der Brite John Boyd Dunlop, Erfinder des pneumatischen Reifens, stirbt 81jährig in Dublin.

25.10.1921, Dienstag

Nach dem Beschluss des Berliner Magistrats, die Tarife für Taxen um das Zehnfache und für Pferdedroschken um das Siebenfache zu erhöhen, treten 2000 Taxifahrer in einen eintägigen Streik.

In Warschau wird ein Wirtschaftsabkommen zwischen Polen und der Freien Stadt Danzig abgeschlossen, mit dem Danzig in das polnische Zollgebiet eingegliedert wird.

Der Zentralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens veranstaltet in Berlin eine Kundgebung gegen antisemitische Angriffe, vor allem von seiten des ehemaligen Generalquartiermeisters des deutschen Heeres, Erich Ludendorff. Dieser hatte in der Öffentlichkeit geäußert, die deutschen Juden hätten die Niederlage im Weltkrieg gewollt.

Auf den bayerischen Landtagsabgeordneten Erhard Auer (SPD) wird, vermutlich von Nationalsozialisten, ein Attentat verübt. Auer bleibt unverletzt. Drei Tage vorher war der Schriftleiter des NSDAP-Organs “Völkischer Beobachter”, Dietrich Eckart, wegen der Verleumdung Auers zu einer Geldstrafe von 600 Mark verurteilt worden.

26.10.1921, Mittwoch

Im Gegensatz zu ihren Kommilitoninnen in Oxford gelingt es den Studentinnen der Universität Cambridge nicht, die Gleichberechtigung durchzusetzen. Zwar wird ihr Antrag, dieselben akademischen Titel wie Männer zu erlangen, angenommen, die Gründung von studentischen Verbindungen wird ihnen jedoch verweigert. Damit können sie sich innerhalb eines College nicht selbst verwalten.

27.10.1921, Donnerstag

Im Theater an der Wien wird die Operette “Der letzte Walzer” von Oscar Straus uraufgeführt.

28.10.1921, Freitag

In den Decla-Lichtspielen Unter den Linden in Berlin wird der Film “Haschisch, das Paradies der Hölle – Ein orientalisches Abenteuer” uraufgeführt. Die Hauptrollen spielen Tilla Durieux und Fritz Kortner.

Im Berliner Vorort Ketzin überfallen sechs Männer ein Postgebäude und erbeuten 80 000 Mark Bargeld sowie Wertpapiere im Wert von 300 000 Mark. Da sie alle Telefon- und Telegrafendrähte in Ketzin vorher durchschnitten haben, können sie flüchten, bevor die Berliner Polizei verständigt ist. Der Polizeipräsident von Berlin beklagt nach Bekanntwerden des Coups ein starkes Ansteigen derartiger Überfälle.

29.10.1921, Samstag

Die Botschafterkonferenz in Paris weist den deutschen Protest gegen die Teilung Oberschlesiens zurück. Das Reich habe in dieser Angelegenheit kein Einspruchsrecht mehr.

30.10.1921, Sonntag

Im Königlichen Schauspielhaus in Stockholm wird August Strindbergs Drama “Traumspiel” zum ersten Mal in einer neuen Inszenierung von Max Reinhardt aufgeführt. Reinhardt hatte 1920 die Leitung des Großen Schauspielhauses in Berlin abgegeben.

Auf dem Berliner Wannsee ereignet sich ein schweres Unglück. Der Dampfer “Kaiser Wilhelm der Große” rammt den Dampfer “Storkow”, der nach wenigen Minuten sinkt. 20 Personen ertrinken. Als Ursachen gibt die Polizei die Baufälligkeit des “Kaiser Wilhelm” und die Trunkenheit des Kapitäns an.

Wie das Reichswirtschaftsministerium meldet, geht die Arbeitslosigkeit im Deutschen Reich angesichts hoher Umsätze in Industrie und Handel zurück. Da weitere Teuerungen befürchtet werden, verzeichnet die Industrie ein starkes Ansteigen der Nachfrage. Die Zahl der Vollerwerbslosen ist durch die neue Auftragslage im September von 233 000 auf 189 407 Personen, d. h. um 18,7%, gesunken.

Bei Landtagswahlen in Baden gewinnt die bisherige Regierungskoalition aus Zentrum, SPD und DDP. DVP, USPD und KPD erhalten erstmals Mandate im Landtag.

31.10.1921, Montag

Die SPD-Parteizeitung “Vorwärts” moniert, dass in den letzten Monaten drei Beteiligte des Kapp-Putsches vom März 1920 gegen Kautionen von 100 000 Mark freigelassen wurden. Hingegen habe der kommunistische Parteisekretär Ewert der unter Anklage des Hochverrats stand, sechs Monate bis zu seinem Freispruch in Isolierhaft verbringen müssen. Die Möglichkeit, eine Kaution zu stellen, sei ihm vom Reichsgericht in Leipzig verwehrt worden.

Die Botschafterkonferenz der Alliierten in Paris fordert die ungarische Regierung in einer Note auf, die Entthronung der Habsburger gesetzlich festzuschreiben.

Am Berliner Luisen-Theater wird das Schauspiel “Vom anderen Ufer” von Hedwig Courths-Mahler uraufgeführt.

Chroniknet