Was geschah im Oktober 1970

  • < 1969
  • 10.1970
  • 1971 >

1.10.1970, Donnerstag

In Kairo finden die Beisetzungsfeierlichkeiten für den am 28. September verstorbenen ägyptischen Staatspräsidenten Gamal Abd an Nasser statt. Rund 4 Mio. Menschen geben Nasser das letzte Geleit.

Erstmals tagt in Brüssel die europäische Gruppe innerhalb der NATO (Euro-Group). Die Verteidigungsminister von Belgien, Dänemark, der Bundesrepublik, Italien, Luxemburg, den Niederlanden und Norwegen sowie in Vertretung ihrer Verteidigungsminister die Botschafter von Griechenland und der Türkei stellen übereinstimmend fest, dass die Präsenz der US-Truppen in Europa entscheidende Voraussetzung für die Sicherheit der Bündnispartner ist und bleibt. Es wird eine Korrektur der Lastenverteilung vereinbart, um das Verbleiben der US-Truppen sicherzustellen.

Bei ihrer Jahrestagung in Blackpool (seit 28. 9.) kündigt die britische Labour Party die totale Opposition gegen die Bestrebungen der konservativen Regierung an, sich mit einer Reform der industriellen Beziehungen in die inneren Angelegenheiten der Gewerkschaften einzumischen. Parteiführer Harold Wilson stellt zudem einen bitteren parlamentarischen Kampf in Aussicht, falls die Regierung Hand an den Wohlfahrtsstaat legen sollte.

2.10.1970, Freitag

Eine zwölfköpfige Sachverständigenkommission zur Neugliederung des Bundesgebietes wird von Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) in Bonn eingesetzt. Die Neugliederung der Bundesländer ist ein Verfassungsauftrag.

3.10.1970, Samstag

In Düsseldorf gehen rund 1000 Mieter auf die Straße, um gegen Missstände auf dem Wohnungsmarkt zu protestieren. Wohnungsknappheit, Spekulationsgeschäfte mit Wohnungen und überhöhte Mieten stehen im Mittelpunkt der öffentlichen Kritik.

4.10.1970, Sonntag

Jochen Rindt wird postum zum Automobilweltmeister 1970 erklärt, nachdem der Belgier Jacky Ickx den Großen Preis der USA in Watkins Glen nicht gewinnen konnte und Rindts Punktzahl nicht mehr zu überbieten ist.

Auf dem 21. Kongress der Internationalen Astronautischen Föderation in Konstanz (bis 10. 10.) wird u.a. das Problem der Rettung von Raumfahrern diskutiert. Um die Rettung zu erleichtern, wird eine Normung von Raumschiffen empfohlen.

5.10.1970, Montag

In Bonn findet die sechste Gesprächsrunde zwischen Regierungsvertretern der Bundesrepublik und Polens über eine Normalisierung des Verhältnisses zwischen beiden Staaten statt (bis 7. 10.). Leiter der Delegationen sind wieder der stellvertretende polnische Außenminister Józef Winiewicz und der Staatssekretär a. D. des Auswärtigen Amtes, Georg Ferdinand Duckwitz.

Die US-amerikanische Rock- und Bluessängerin Janis Joplin (* 19. 1. 1943, Port Arthur/Texas) stirbt in Los Angeles an einer Überdosis Rauschgift.

6.10.1970, Dienstag

Nach Berechnungen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fehlen in der Bundesrepublik derzeit rd. 170 000 Lehrer.

Frankreichs Staatspräsident Georges Pompidou trifft zu einem siebentägigen Staatsbesuch in der Sowjetunion ein.

7.10.1970, Mittwoch

Die ägyptische Nationalversammlung nominiert Muhammad Anwar As Sadat zum Nachfolger des am 28. September verstorbenen Präsidenten Gamal Abd an Nasser.

Der US-amerikanische Präsident Richard M. Nixon legt einen neuen Friedensplan zur Beendigung des Kriegs in Indochina vor.

Nach tagelangen Machtkämpfen rivalisierender Militärs wird der linksgerichtete General Juan Torres Gonzáles neuer Präsident in Bolivien.

Der Vorsitzende des Deutschen Beamtenbundes, Alfred Krause, fordert eine Besoldungserhöhung von mindestens 13%. Die für 1971 eingeplanten 8% reichten nicht zur “Anpassung von Besoldung und Versorgung an die laufende Einkommensentwicklung”.

Nach nun vorgelegten Planungen des nordrhein-westfälischen Wissenschaftsministers Johannes Rau (SPD) sollen in Nordrhein-Westfalen bis 1975 60 600 neue Studienplätze und bis 1980 weitere 51 400 Studienplätze geschaffen werden.

In der Deutschen Oper in Berlin (West) wird Aribert Reimanns Ballett “Die Vogelscheuchen” uraufgeführt. Das Libretto stammt von Günter Grass nach seinem Roman “Hundejahre”.

8.10.1970, Donnerstag

An der Berliner Schaubühne, die neuerdings einer kollektiven Führung untersteht und ein Mitbestimmungsmodell praktiziert, hat das Bertolt-Brecht-Stück “Die Mutter” (Regie: Peter Stein; Hauptrolle: Therese Giehse) Premiere.

Die USA heben ihr Waffenembargo gegen Pakistan in begrenztem Umfang wieder auf. Nach dem Kaschmir-Krieg 1965 hatten die USA ihre Waffenlieferungen an Pakistan und Indien gestoppt.

In Berlin (West) wird Horst Mahler, Mitglied der Baader-Meinhof-Gruppe, verhaftet.

Der Bundestag in Bonn lehnt mit 260 gegen 251 Stimmen den Missbilligungsantrag der CDU/CSU-Opposition gegen Bundesfinanzminister Alex Möller (SPD) wegen seiner umstrittenen Äußerung vom 23. September ab. Möller hatte der CDU “geistige Nähe” zu den Verantwortlichen für die beiden Weltkriege und die nachfolgenden Inflationen unterstellt.

9.10.1970, Freitag

Kambodscha schafft die Monarchie ab und proklamiert die “Republik der Khmer”.

Die FDP-Bundestagsabgeordneten Erich Mende, Heinz Starke und Siegfried Zoglmann treten zur CDU/CSU-Opposition über. Damit schrumpft die Mehrheit der SPD/FDP-Koalition im Bundestag auf sechs Stimmen.

In der Nacht zum Samstag entführen Studenten der Universität Pretoria in Johannesburg 23 Musikfans vom ersten südafrikanischen Pop-Festival und scheren ihnen die Haare. Sie wollen damit “gegen den Hippie-Kult, den Gebrauch von Narkotika und die sinkende Moral” protestieren. Sie bestreiten jedoch, ihre Gefangenen geschlagen zu haben.

Unsichtbare Grenzen”, drei Ballette über ein Thema von John Neumeier, werden in den Frankfurter Kammerspielen uraufgeführt. Neumeier schrieb das Libretto und besorgte Choreografie und Ausstattung.

10.10.1970, Samstag

Nach 96 Jahren britischer Kolonialherrschaft wird Fidschi unabhängig und zugleich 30. Mitglied des Commonwealth.

In Island bildet Justizminister Johann Hafstein, der seit dem Tod von Ministerpräsident Bjarni Benediktsson am 9. Juli die Regierung interimistisch leitet, ein neues Kabinett.

11.10.1970, Sonntag

Der jugoslawische Präsident Josip Broz Tito kommt – als erstes Staatsoberhaupt eines sozialistischen Landes – zu einem privaten mehrstündigen Besuch in die Bundesrepublik Deutschland. In einem Gespräch Titos mit Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) sind sich beide Politiker einig, dass eine europäische Sicherheitskonferenz einer sorgfältigen Vorbereitung bedarf.

12.10.1970, Montag

Im Zivilprozess der CDU gegen Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) wird ein Vergleich geschlossen. Brandt hatte in Bielefeld geäußert, führende CDU-Politiker hätten im Vorfeld der nordrhein-westfälischen Landtagswahlen am 14. Juni maßgebliche Personen der deutschen Wirtschaft dazu bewegen wollen, durch Härte in Lohnverhandlungen wilde Streiks zu provozieren. Brandt nimmt seine Behauptung zurück. Der CDU-Vorstand erkennt an, dass Brandt die CDU/CSU nicht habe diffamieren wollen.

13.10.1970, Dienstag

Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) lehnt vor dem Bundestag ein Streikrecht für Beamte ab, das vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) gefordert und in manchen SPD-Kreisen befürwortet wird. Allerdings werde die Bundesregierung Vorstellungen des DGB, die eine tarifrechtliche Lösung der Bezahlung der Beamten umfassen, in ihre Überlegungen zur Reform des Beamtentums einbeziehen.

In einem Hotel in New York wird die schwarze US-amerikanische Bürgerrechtskämpferin Angela Y. Davis von FBI-Beamten verhaftet. Sie wird beschuldigt, an einer Gefangenenbefreiung beteiligt gewesen zu sein.

Kanada und die Volksrepublik China vereinbaren die Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Daraufhin bricht Taiwan die Beziehungen zu Kanada ab.

Die Dauerindizierung verschiedener Blätter der “St.-Pauli-Presse” wird von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften abgelehnt.

14.10.1970, Mittwoch

Nach ersten Gesprächen zwischen der Tschechoslowakei und der Bundesrepublik im Januar 1967 kommt es nun wieder zu offiziellen Kontakten. Am 13. und 14. Oktober führt Legationsrat Jürgen von Alten, Leiter des Osteuropareferats im Bundesaußenministerium, in Prag Sondierungsgespräche mit Jiri Götz, dem Leiter des Deutschlandreferats im tschechoslowakischen Außenministerium, über die künftigen Beziehungen der beiden Staaten.

Bundeswissenschaftsminister Hans Leussink (parteilos) legt dem Bundestag seinen Bildungsbericht vor, der ein umfassendes Konzept für den Auf- und Ausbau des bundesdeutschen Bildungswesens umfasst.

Südlich der südkoreanischen Hauptstadt Seoul kommt es zu einem schweren Zusammenstoß zwischen einem Personenzug und einem vollbesetzten Omnibus. Der Fahrer des Busses und 52 Schüler kommen dabei ums Leben.

15.10.1970, Donnerstag

Eine sowjetische Verkehrsmaschine wird von zwei bewaffneten Bürgern der UdSSR in die Türkei entführt. Eine Stewardess wird erschossen, und beide Piloten werden verletzt.

Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik gehen uniformierte Polizeibeamte in Frankfurt am Main demonstrierend auf die Straße. Die rund 4500 Polizeibeamten fordern eine bessere Besoldung und Ausbildung.

Die CDU/CSU-Opposition befürwortet in einer Grundsatzerklärung die baldige Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Polen.

16.10.1970, Freitag

In Kanada wird der Notstand ausgerufen, nachdem die separatistische Untergrundorganisation Front de Liberation du Quebec (FLQ) zwei Politiker entführt hat.

Die neue Augsburger Universität eröffnet als fünfte Universität Bayerns zu Beginn des Wintersemesters im Fachbereich Sozial- und Wirtschaftswissenschaften ihren Lehrbetrieb.

17.10.1970, Samstag

Auf dem Münchner Parteitag der CSU drängen Spitzenpolitiker der CDU/CSU auf einen Regierungswechsel in Bonn. CSU-Chef Franz Josef Strauß empfiehlt seine Partei erneut als “Sammlungsbewegung”. Alle Bayern, die nicht wollten, dass in Deutschland sozialistische Politik betrieben werde, sollten sich der CSU zuwenden. Bei den Landtagswahlen in Bayern am 22. November gehe es nicht nur um die Wahrung der absoluten Mehrheit, sondern auch um eine “Wende der politischen Verhältnisse in Deutschland”.

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft erreicht in Köln gegen die Türkei nur ein 1:1.

Die Schweiz und Italien trennen sich beim Fußballländerspiel in Bern 1:1.

18.10.1970, Sonntag

Mit seinem Raketenauto “Blue Flame” stellt der US-Amerikaner Gary Gabelich auf dem Salzsee im US-Bundesstaat Utah mit 1001,671 km/h den Geschwindigkeitsweltrekord für Landfahrzeuge auf. Erstmals wird die 1000-km/h-Grenze durchbrochen.

Wolfgang Menges utopisches Fernsehquiz “Das Millionenspiel” löst heftige Proteste aus.

Mit einer Parade in Magdeburg wird das Manöver “Waffenbrüderschaft” des Warschauer Paktes auf dem Gebiet der DDR beendet (seit 12. 10.). Laut “Neues Deutschland” handelte es sich um die bisher größten Manöver der Truppen des Warschauer Paktes. Nach westlichen Pressemeldungen sollen an ihnen rd. 100 000 Soldaten teilgenommen haben.

Am Stadtrand von Montreal wird die Leiche des Arbeitsministers der kanadischen Provinz Quebec, Pierre Laporte, in einem Auto entdeckt. Laporte war am 10. Oktober von Mitgliedern der separatistischen Untergrundorganisation Front de Liberation du Quebec (FLQ) entführt worden. Am 15. Oktober scheiterten die Verhandlungen der Entführer mit der kanadischen Regierung.

19.10.1970, Montag

Der türkische Staatspräsident Cerdet Sunay kommt zu einem offiziellen Besuch in die Bundesrepublik (bis 24. 10.). Sunay und Bundespräsident Gustav Heinemann betonen die freundschaftliche Verbundenheit ihrer Länder.

Der Taifun “Kate” verwüstet die südlichen Philippinen und fordert über 400 Todesopfer.

20.10.1970, Dienstag

Der algerische Exilpolitiker Belkassem Krim wird im Frankfurter Hotel “Intercontinental” erdrosselt aufgefunden. Nach ersten Ermittlungen ist der Politiker vermutlich am 18. Oktober von drei Marokkanern ermordet worden. Belkassem Krim, der maßgeblich an der Erlangung der Unabhängigkeit seines Landes 1962 beteiligt gewesen war, gründete 1967 in Paris eine Oppositionsgruppe gegen die Regierung Houari Boumedienne. Im April 1969 verurteilte ihn ein Revolutionsgericht in Oran wegen Verschwörung gegen die algerische Regierung in Abwesenheit zum Tode.

21.10.1970, Mittwoch

Auf einem Flug in der Türkei kommt eine US-Militärmaschine mit zwei US-amerikanischen Generalen und einem türkischen Offizier an Bord vom Kurs ab. Das Flugzeug wird beim Überfliegen der türkisch-sowjetischen Grenze von den Sowjets abgefangen und zur Landung gezwungen. Nach längerer Inhaftierung kommen die Offiziere wieder frei.

Die zweite Brücke über den Kleinen Belt wird in Dänemark dem Verkehr übergeben.

Nach seiner Flucht nach Algerien erhält der US-amerikanische “LSD-Prophet” Timothy Leary politisches Asyl in dem Land. Leary, ehemaliger Harvard-Dozent und Protagonist der Drogen-Subkultur in den westlichen Ländern, war am 13. September aus einem kalifornischen Gefängnis geflohen, wo er wegen Rauschgiftdelikten einsaß.

In der Comédie des Champs-Elysées wird Jean Anouilhs Schauspiel “Wecken Sie Madame nicht auf” uraufgeführt.

22.10.1970, Donnerstag

Bundeswirtschaftsminister Karl Schiller (SPD) rechnet für das kommende Jahr mit einem langsameren Wirtschaftswachstum. Schiller erwartet einen Preisanstieg von 2,5% bis 3%; Lohnerhöhungen bis zu 8% seien vertretbar.

23.10.1970, Freitag

Auf einer Pressekonferenz in Bonn unterstreichen Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) und Bundesaußenminister Walter Scheel (FDP) das Ziel, trotz der durch den Übertritt von drei FDP-Abgeordneten zur CDU/CSU am 9. Oktober knapper gewordenen Mehrheitsverhältnisse im Bundestag das vereinbarte sozialliberale Koalitionsprogramm zu verwirklichen.

Bei der ersten Tagung des Deutschen Forums für Entwicklungspolitik in Bonn ruft Bundespräsident Gustav Heinemann die Bevölkerung der Bundesrepublik auf, Opfer für die Entwicklungshilfe zu bringen. Prominentester ausländischer Redner bei der Veranstaltung ist der brasilianische Erzbischof Helder Pessôa Câmara, der die Entwicklungspolitik aus der Sicht der unterentwickelten Staaten darstellt. Erzbischof Câmara greift die reichen Industrieländer scharf an und erhebt den Vorwurf des Neokolonialismus.

Die Verteidigungsminister von Frankreich und der Bundesrepublik, Michel Debré und Helmut Schmidt (SPD), unterzeichnen ein Abkommen, wonach die französische Regierung 20 Schnellboote an die Bundesmarine liefern wird.

24.10.1970, Samstag

Bei der Jubiläumssitzung der Vereinten Nationen (UN), die vor 25 Jahren gegründet wurden, werden Grundsatzerklärungen für die Zukunft der UN verabschiedet.

Das erste Gasturbinen-Handelsschiff der Welt läuft in Emden vom Stapel.

Die Synode der Evangelischen Kirche von Hessen und Nassau stellt dem Fonds des Weltkirchenrats für antirassistische Aktionen (in Lateinamerika Afrika und Australien) 100 000 DM aus Kirchensteuermitteln zur Verfügung. Obwohl der Fonds nur für humanitäre Zwecke wie Rechtsbeistand und Krankenpflege Verwendung finden soll, ist die Spende in der Öffentlichkeit heftig umstritten.

Der Grieche Christos Papanikolaou verbessert in Athen mit 5,49 m den Weltrekord im Stabhochsprung um drei Zentimeter.

25.10.1970, Sonntag

Die Kunst-Biennale von Venedig schließt nach 124 Ausstellungstagen ihre Pforten. Über 100 000 Besucher kamen, um sich Werke der Malerei, der Bildhauerei, der Musik, des Films und Theaters aus 30 Ländern anzusehen bzw. anzuhören.

26.10.1970, Montag

Der Präsident von Sambia, Kenneth Kaunda, legt in der tansanischen Hauptstadt Daressalam in Anwesenheit des Präsidenten von Tansania, Julius Kambarage Nyerere, sowie einer Delegation aus der Volksrepublik China den Grundstein für eine 1800 km lange Eisenbahnlinie, die beide Länder verbinden soll. Die Tansania-Sambia-Eisenbahn ist das größte überseeische Entwicklungsprojekt Pekings.

27.10.1970, Dienstag

Nach der großen Polizisten-Demonstration in Frankfurt am Main am 15. Oktober legen nun viele Polizeibeamte im gesamten Bundesgebiet während des Dienstes eine halbstündige Pause ein, um “über die katastrophalen Verhältnisse bei der Schutz- und Kriminalpolizei nachzudenken”. Die Polizeibeamten wollen eine bessere Besoldung und Ausbildung durchsetzen.

Zum Abschluss seines Ungarn-Besuchs (seit 25. 10.) unterzeichnet Bundeswirtschaftsminister Karl Schiller (SPD) mit dem ungarischen Außenhandelsminister Jozsef Biro ein langfristiges Abkommen über den Warenverkehr und die Zusammenarbeit auf wirtschaftlichem und technischem Gebiet.

28.10.1970, Mittwoch

Die Deutsche Gesellschaft für Friedens- und Konfliktforschung (DGFK) wird in Bonn gegründet. Sie soll die wissenschaftliche Friedensforschung fördern durch Vergabe von Bundesmitteln an bestimmte Projekte und Koordination bisheriger Forschungen.

29.10.1970, Donnerstag

Die Bundesregierung und die Regierung der DDR wollen ihre nach dem Kasseler Gipfeltreffen am 21. Mai unterbrochenen Gespräche wieder aufnehmen. Nach allgemeiner Ansicht in Bonn ist die überraschende Bereitschaft der DDR-Führung auf ein entsprechendes Drängen der sowjetischen Regierung zurückzuführen.

30.10.1970, Freitag

Bei seinem Besuch in der Bundesrepublik trifft der sowjetische Außenminister Andrei A. Gromyko mit Bundesaußenminister Walter Scheel (FDP) zu einem informellen Meinungsaustausch auf Schloss Kronberg in der Nähe von Frankfurt am Main zusammen. Dabei bekundet Gromyko das Interesse der Sowjetunion an positiven Ergebnissen in der Berlin-Frage. Bei den seit 26. März von den Botschaftern der vier Mächte geführten Gesprächen über den Berlinstatus konnte bisher kein Durchbruch erzielt werden.

Mit einem weiteren Absturz in Oberbayern verliert die Bundeswehr ihren 125. Starfighter.

31.10.1970, Samstag

Die Gründung der rechtsradikalen Aktion Widerstand in Würzburg, die sich gegen die Ratifizierung des Moskauer Vertrags richtet, und eine Demonstration von rund 3000 Angehörigen dieser Vereinigung führen innerhalb und außerhalb Bayerns zu scharfen Reaktionen. Die SPD sieht in Parolen wie “Deutsches Land wird nicht verschenkt, eher wird der Brandt gehängt” Aufforderungen zur Ermordung des Bundeskanzlers. Die Bundesregierung verurteilt die Aktion Widerstand. Trotz des Verbots der Demonstration greift die Würzburger Polizei nicht ein. Gegendemonstranten und Passanten werden von den Rechtsradikalen verprügelt.

Chroniknet