Was geschah im September 1910

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Wetterstationen September 1910

1.9.1910, Donnerstag

Der österreichische Kaiser Franz Joseph I. empfängt in (Bad) Ischl den italienischen Außenminister Antonino Paternò-Castello Marchese di San Giuliano. In einem Kommuniqué wird betont, dass Österreich-Ungarn und Italien “von dem neuen Regime in der Türkei eine Konsolidierung dieser letzteren erhoffen und auch weiterhin das Gedeihen der Balkanstaaten mit ihren Sympathien begleiten”.

Das Priesterseminar in Perugia wird wegen des Verdachts des Modernismus unter dem Vorwand baulicher Veränderungen geschlossen.

Die preußischen Ministerien der öffentlichen Arbeiten, der Finanzen und des königlichen Hauses schreiben einen Architektenwettbewerb für den Neubau des Berliner Opernhauses aus.

In Karlsruhe, Dessau, Kassel, Hannover, Wiesbaden, Fürth u.a. Städten finden Protestveranstaltungen gegen die Königsberger Rede von Kaiser Wilhelm II. am 25. August statt.

Die evangelisch-lutherische Konferenz innerhalb der preußischen Landeskirche in Berlin erhebt Einspruch gegen “den Versuch” des Weltkongresses für freies Christentum und religiösen Fortschritt – er tagte vom 6. bis zum 11. August in Berlin -, “im religiösen Leben den Rückschritt zu einem unchristlichen Gottesglauben, in der Theologie den Rückschritt zum Rationalismus zu vollziehen”.

Der preußische Staat verzichtet auf das Privileg, von den thüringischen Eisenbahnen Einkommensteuer zu verlangen für die preußischen Gemeinden, die von den thüringischen Bahnen angelaufen werden. Umgekehrt genießen die preußischen Bahnen schon seit langem Steuerfreiheit in Thüringen.

Wegen der Spannungen mit Griechenland und Bulgarien lässt die türkische Regierung in Konstantinopel (Istanbul) die Reservisten der drei europäischen Armeekorps einberufen. Minderheitenprobleme und Gebietsansprüche sind die Auslöser der Spannungen.

2.9.1910, Freitag

Die US-Regierung unter Präsident William Howard Taft in Washington ordnet den Abzug der Marinetruppen aus Nicaragua an, da unter dem neuen Präsidenten José Dolores Estrada “die Wiederherstellung der Ordnung ständig Fortschritte” mache.

Anlässlich der feierlichen Übertragung der Reliquien des heiligen Karl Borromäus in den Mailänder Dom erlässt Papst Pius X. eine Botschaft, in der er ausführt, es sei keineswegs wünschenswert, dass der Kirche Kämpfe und Nöte erspart bleiben. Zuletzt stünde jedoch ihre “triumphierende Erhöhung über alle Feinde”.

3.9.1910, Samstag

Der äthiopische Kaiser Menilek II., mit dessen Ableben seit Monaten gerechnet wird, erleidet erneut einen Schlaganfall.

Die britischen Werftarbeiter beginnen einen Lohnstreik. Als die Werftleitungen die Ausstandserklärung mit der Aussperrung von 14 000 Kesselschmieden und weiteren 26 000 Arbeitern beantworten, treten 10 000 Bergarbeiter im Kohlenrevier von Wales in einen Solidaritätsstreik.

Mit der üblichen militärischen Prachtentfaltung wird am Bahnhof in Berlin der britische Sondergesandte William Roberts erwartet – vergeblich. Es war versäumt worden, von Wien aus zu telegrafieren, dass der Feldmarschall “wegen Unpäßlichkeit” seine Reise um einen Tag verschoben hat.

4.9.1910, Sonntag

In Kopenhagen beginnt die Zweite Internationale Konferenz der sozialistischen Jugendorganisationen. 32 Delegierte vertreten auf der zweitägigen Versammlung Jugendorganisationen aus elf Ländern. Der Österreicher Robert Danneberg wird zum Leiter des provisorischen Internationalen Sekretariats gewählt.

Das “Neue Münchener Tagblatt” veröffentlicht eine aufsehenerregende prokatholische Rede des bayerischen Prinzen Ludwig.

Die britische Sondergesandtschaft, die die Thronbesteigung des neuen Königs Georg V. ankündigt, wird im Königlichen Schloss zu Berlin von Kaiser Wilhelm II. empfangen.

Der französische Maler Henri Rousseau, genannt “le douanier” (“der Zöllner”) stirbt in Paris.

5.9.1910, Montag

In der kanadischen Stadt Montreal beginnt der 21. Internationale Eucharistische Kongress. Auf der bis zum 7. September dauernden Veranstaltung heben die Vertreter des Vatikans die in Kanada praktizierte Religionsfreiheit hervor.

Das deutsche Kaiserpaar wohnt in Stolp in Pommern der Enthüllung eines Denkmals zu Ehren von Kaiser Wilhelm I. anlässlich des 600-Jährigen Bestehens der Stadt bei.

6.9.1910, Dienstag

In Portsmouth wird der deutsche Oberleutnant Siegfried Helm unter Spionageverdacht verhaftet. In seinem Notizbuch finden sich Zeichnungen von britischen Festungswerken. Am 28. September wird Helm gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt. Sein Fall wird dem Schwurgericht Winchester überwiesen.

Knapp einen Monat nach dem Tod des chilenischen Präsidenten Pedro Montt in Bremen stirbt in Santiago sein Nachfolger Elías Fernández Albano. Als dienstältestes Mitglied des Kabinetts wird nun Justiz- und Unterrichtsminister Emiliano Figueroa Staatspräsident.

7.9.1910, Mittwoch

Der britische Labour-Politiker James Ramsey MacDonald bezeichnet in einem Artikel in der Zeitung “Daily Chronicle” die deutsche Sozialdemokratie als “von der alten Schule”, welche die Wörter “Kapitalist”, “Proletariat”, “Bourgeois” und “klassenbewusst” und ähnliche Phrasen liebe, in der praktischen Arbeit jedoch “nutzlos” sei.

Der britische Maler William Holman Hunt stirbt in London.

8.9.1910, Donnerstag

Der französisch-peruanische Aviatiker Geo Chavez stellt in Issy-les-Moulineaux in Frankreich einen Höhenrekord auf. In 44 Minuten schraubt er sich auf 2562 m.

Das Haager Schiedsgericht fällt den Urteilsspruch im Fischereistreit zwischen London und New York. Danach hat Großbritannien das Recht, gesetzliche Bestimmungen über die Fischerei vor Neufundland zu erlassen, ohne vorher die USA zu befragen. Die Vereinigten Staaten dürfen nur in einem Bereich bis zu sechs Meilen vor Neufundland fischen, nicht, wie sie forderten, von bis zu drei Meilen.

Papst Pius X. schreibt den Antimodernisteneid vor.

9.9.1910, Freitag

An der Grenze von West- und Ostpreußen südlich vom Frischen Haff beginnen zweitägige Kaisermanöver. Erstmals kommen auch Luftschiffe zum Einsatz.

In Innsbruck wird der allgemeine österreichische Katholikentag eröffnet. Auf der bis zum 13. September dauernden Veranstaltung beklagt der Fürsterzbischof von Salzburg, Johann Katschthaler, dass es infolge der “Los-von-Rom”-Bewegung im ersten Halbjahr 1910 schon 200 Kirchenaustritte gegeben habe gegenüber 154 im gesamten Vorjahr.

Auf dem Michigansee in den USA geht rund 60 km vor der Küste ein Eisenbahntrajekt unter. 39 Menschen ertrinken nur drei werden gerettet.

10.9.1910, Samstag

Der satirische Bauernschwank “Erster Klasse” von Ludwig Thoma wird an der Bauernbühne des Michael Dengg in München uraufgeführt.

Das Bezirksamt in Offenbach am Main verbietet eine Protestversammlung gegen den Besuch des russischen Zarenpaares in Langen bei Darmstadt.

In Karlsruhe wird die Hauptversammlung des Alldeutschen Verbands eröffnet. Auf der zweitägigen Veranstaltung werden mehrere Resolutionen gegen jede Erweiterung der politischen Rechte Elsass-Lothringens verabschiedet.

11.9.1910, Sonntag

Auf einer von rund 30 000 Menschen besuchten sozialdemokratischen Veranstaltung in Frankfurt am Main sprechen in deutscher Sprache der Belgier Emile Vandervelde, der Präsident der Zweiten Internationale, und der französische Philosoph, Pazifist und Sozialist Jean Jaurès. Trotz einer behördlichen Anweisung, die die Redner auf die deutsche Sprache verpflichtet hat, redet der britische Arbeiterführer James Keir Hardie auf Englisch. Als Übersetzerin fungiert Clara Zetkin.

In Frankfurt am Main tagt der zwölfte Delegiertentag der deutschen Zionisten. Zentrales Thema ist “Palästina als jüdisches Arbeitsgebiet”. Der Soziologe Franz Oppenheimer fordert die Bereitstellung von 100 000 Mark für eine zionistische Siedlungsgenossenschaft. Der Physiker Emil Warburg behauptet, dass Zentrum und Konservative im Deutschen Reich die zionistischen Bestrebungen besser würdigten als die Liberalen.

12.9.1910, Montag

In der Picardie beginnen die französischen Herbstmanöver. Einem Farman-Zweidecker gelingt bei den bis zum 14. September dauernden Manövern ein 80 km langer Rundflug in 65 Minuten.

Die tierärztlichen Hochschulen im Königreich Preußen erhalten das Promotionsrecht, damit sind sie Universitäten gleichgestellt.

Die Hauptversammlung des deutschen Monistenbunds in Dresden verabschiedet eine Resolution zur Königsberger Rede von Kaiser Wilhelm II. und zum Altöttinger Glaubensbekenntnis des Prinzen Ludwig von Bayern, in der beklagt wird, dass “derartige überlebte, der religiösen und sittlichen Kultur unserer Zeit nicht mehr entsprechende Anschauungen an so einflussreichen, für die Geschicke unseres Volkes maßgebenden Stellen noch immer herrschen”.

In München wird unter der Leitung des Komponisten die Sinfonie Nr. 8 Es-Dur von Gustav Mahler uraufgeführt, die sog. Sinfonie der Tausend.

13.9.1910, Dienstag

In Marienburg in Westpreußen wird ein Fall von Cholera registriert. Sechs weitere Personen sterben unter choleraverdächtigen Anzeichen.

Als Gegenkundgebung zum allgemeinen österreichischen Katholikentag, der an diesem Tag zu Ende geht, findet in Innsbruck eine von rund 1000 Menschen besuchte Volksversammlung statt, die gegen “den Missbrauch der Religion zu politischen Zwecken” protestiert und die Trennung von Staat und Kirche, die Freiheit der Wissenschaft und die Befreiung der Schule von klerikalen Einflüssen verlangt.

Der Deutsche Juristentag in Danzig spricht sich gegen die Abschaffung der Todesstrafe aus.

14.9.1910, Mittwoch

König Georg I. von Griechenland eröffnet in Athen die neugewählte Nationalversammlung.

In Kanada werden zahlreiche Proteste von evangelischer Seite veröffentlicht. Sie richten sich gegen die Verunglimpfung der protestantischen Kirche auf dem katholischen Eucharistischen Weltkongress in Montreal vom 5. bis 7. September, wo die protestantische Kirche in einer offiziellen Rede als “seelenlos” bezeichnet wurde.

Eine Versammlung der nationalistischen Jungägypter in Genf protestiert in einem Telegramm an den britischen Premierminister Herbert Henry Asquith gegen die Zustände in Ägypten, das faktisch von Großbritannien beherrscht wird, und fordert die Wiederherstellung der Verfassung.

Der Verband süddeutscher Industrieller in Mannheim beklagt, dass nach dem deutsch-US-amerikanischen Patentabkommen von 1909 die US-amerikanischen Erfinder im Deutschen Reich auch ohne Ausübung ihrer Patente Schutz genießen, während deutsche Erfinder dem Ausübungszwang unterliegen.

Das deutsche Luftschiff “LZ VI” wird in Baden-Baden durch Feuer innerhalb von sieben Minuten völlig zerstört. Es ist das zweite grose Unglück, von dem die deutsche Luftschifffahrt innerhalb von wenigen Monaten betroffen wird.

15.9.1910, Donnerstag

Das belgische Königspaar trifft zu seinem ersten Besuch in den Niederlanden ein. In Amsterdam begrüßt der Bürgermeister das Königspaar in niederländischer Sprache, König Albert I. antwortet auf Flämisch.

In Trondheim wird die erste Technische Hochschule Norwegens eröffnet.

Die Nationalversammlung von Panama wählt Pablo Arosemana zum Präsidenten als Nachfolger des am 1. März verstorbenen José Domingo de Obaldía. Arosemana tritt das Amt am 1. Oktober an.

In Mexiko wird der 80. Geburtstag des seit 1877 regierenden Diktators Porfirio Díaz glanzvoll gefeiert.

Die französische Regierung unter Ministerpräsident Aristide Briand verbietet aus Rücksicht auf den Bündnispartner Großbritannien einen in Paris geplanten jungägyptischen Kongress. Die Jungägypter fordern die Unabhängigkeit des Nillandes von Großbritannien.

Die ersten Wahlen zum Parlament des neugegründeten Staats Südafrikanische Union gewinnen die Nationalisten mit 67 Mandaten. Die Unionisten stellen 37 und die Unabhängigen 13 Abgeordnete. Die Arbeiterpartei ist mit vier Mandaten vertreten. Das Parlament wird am 4. November eröffnet.

16.9.1910, Freitag

In der griechischen Nationalversammlung in Athen kommt es bei der Vereidigung der Abgeordneten zu Prügeleien. Viele Abgeordnete wollen die Umwandlung des Parlaments in eine verfassunggebende Versammlung erzwingen.

18.9.1910, Sonntag

Die neue Regierung Nicaraguas unter Präsident José Dolores Estrada veröffentlicht die Grundlinien ihres Programms für eine neue Verfassung. Hierzu gehören die Schaffung eines Obersten Gerichtshofs in Managua sowie von drei Appellationsgerichtshöfen. Garantiert werden die Sicherheit des Eigentums, die Unverletzbarkeit des Briefgeheimnisses und die Abschaffung der Todesstrafe.

In München beginnt das Französische Musikfest.

Der Parteitag der Sozialdemokraten in Magdeburg wird eröffnet.

19.9.1910, Montag

In Berlin treten Arbeiter und Kutscher der Kohlenfirma Ernst Kupfer & Co. in den Ausstand. Der zunächst relativ unbedeutende Lohnkampf löst die Moabiter Krawalle aus.

20.9.1910, Dienstag

Der österreichische Schauspieler Josef Kainz stirbt im Alter von 52 Jahren in Wien.

In Tampa in Florida kommt es zu einem Fall von Lynchjustiz. Bei der Verhaftung mehrerer Italiener, die verdächtig sind, den Buchhalter einer Zigarrenfabrik erschossen zu haben, kommt es zu einem Handgemenge. Die aufgebrachte Volksmenge entreißt die Italiener den Beamten, schleppt sie in den Wald und hängt sie an Bäumen auf.

Das badische Großherzogspaar, Friedrich II. und Hilda, feiert seine Silberhochzeit. Mit Ausnahme des Bürgermeisters von Hagsfeld, Wurm, haben alle Sozialdemokraten die Einladung abgelehnt mit der Begründung, auf dem Magdeburger SPD-Parteitag unabkömmlich zu sein.

In Rom finden die stark antipäpstlich gefärbten Feiern anlässlich des 40. Jahrestags der Besetzung des Kirchenstaats durch italienische Truppen statt. 1870 wurde der Kirchenstaat dem italienischen Nationalstaat einverleibt; seither bezeichnet sich der Papst als “Gefangener im Vatikan”.

Bei einer Verständigungskonferenz in Prag einigen sich die Deutschen und Tschechen Böhmens darauf, das Prinzip der “Unteilbarkeit” des Landes aufzugeben.

Bei der Eröffnung der Generalstaaten, des niederländischen Parlaments in Den Haag, kündigt Königin Wilhelmina in ihrer Thronrede umfangreiche Befestigungsbauten für die Küstenverteidigung an der Nordsee an. Das neutrale Land reagiert damit auch auf die deutsch-britische Aufrüstung zur See.

21.9.1910, Mittwoch

Bei einem Empfang im Wiener Rathaus hebt der deutsche Kaiser Wilhelm II. hervor, das Deutsche Reich stehe seinem Bundesgenossen Österreich-Ungarn “mit schimmernder Wehr” zur Seite. Wilhelm ist am Vortag zu einem zweitägigen Besuch von Kaiser Franz Joseph I. in der österreichischen Hauptstadt eingetroffen.

22.9.1910, Donnerstag

Bei der Eröffnung der Bezirkspflegeanstalt in Mörchingen hält der Statthalter des deutschen Reichslandes Elsass-Lothringen, Karl Graf von Wedel, eine aufsehenerregende Rede, in der er u.a. sagt: “Kein verständiger Mensch denkt daran, den Eingeborenen ihre berechtigte Eigenart zu rauben.” Mit den Eingeborenen sind die Bewohner von Elsass-Lothringen gemeint.

Der Gesamtvorstand deutscher Metallindustrieller in Berlin beschließt, am 8. Oktober 60% der Arbeiter auszusperren, falls bis dahin der seit August andauernde Lohnkampf in der Werftindustrie nicht beigelegt ist. Davon betroffen wären rund 250 000 Arbeiter, die überwiegend sozialdemokratisch organisiert sind oder den Hirsch-Dunckerschen Gewerkschaften angehören. Der Konflikt wird zwei Tage vor Ablauf des Arbeitgeberultimatums durch eine Lohnerhöhung beigelegt.

In Sigmaringen wird in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II. das Denkmal des Fürsten Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen enthüllt. Leopold gab 1870 durch die Annahme der spanischen Thronkandidatur Anlass zum Deutsch-Französischen Krieg.

23.9.1910, Freitag

Der französisch-peruanische Aviatiker Geo Chavez überfliegt in einem Blériot-Monoplan als erster die Alpen.

Das persische Parlament in Teheran wählt den früheren Premier- und Außenminister Nasir Al Mulk zum Regenten für den zwölfjährigen Ahmad Schah. Der bisherige Regent, Asid Al Mulk, ist am Vortag verstorben.

Pehr Evind Svinhufvud, der Präsident des finnischen Landtags in Helsingfors (Helsinki), erklärt das russische Gesetz, das die Autonomie des Großfürstentums Finnland innerhalb des Russischen Reichs beendet, als im Gegensatz zu den Grundgesetzen Finnlands stehend.

König Emanuel II. von Portugal eröffnet das neugewählte Parlament in Lissabon mit einer Thronrede, in der er betont, dass die Regierung gewillt sei, die Oberherrschaft der Krone über die Kirche zu verteidigen, ohne die religiösen Gefühle des Volkes zu verletzen. Er stellt ferner eine Wahlrechtsreform und ein Pressegesetz in Aussicht, um die revolutionäre Agitation im Land aufzufangen.

Der Berliner Magistrat fordert Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg auf, wegen der Fleischnot die Einfuhr von ausländischem Kühlfleisch zu erlauben.

25.9.1910, Sonntag

Die konservative “Kreuzzeitung” fordert die Abkehr vom Antisemitismus, “sind doch auch im Judentume konservative Kräfte lebendig und wirksam”.

26.9.1910, Montag

Während der Straßenkämpfe in Berlin-Moabit werden mehr als 50 Menschen verletzt.

27.9.1910, Dienstag

Der Staatskonvent der Republikaner in Saratoga Springs (New York) wählt den früheren US-Präsidenten Theodore Roosevelt zum Vorsitzenden anstelle des bisher amtierenden James S. Sherman, des gegenwärtigen US-Vizepräsidenten.

28.9.1910, Mittwoch

Der russische Außenminister Alexandr P. Iswolski wird zum Botschafter in Paris ernannt. Sein Nachfolger im Amt wird Sergei D. Sasonow.

29.9.1910, Donnerstag

Wegen Choleragefahr werden Zugreisende aus Konstantinopel (Istanbul) in Bulgarien einer fünftägigen Quarantäne unterworfen.

30.9.1910, Freitag

Der Berliner Polizeipräsident Traugott von Jagow weist die Beschwerden der britischen und US-amerikanischen Botschaft wegen der Misshandlung von Journalisten durch Polizeibeamte während der Moabiter Krawalle zurück mit der Begründung: “Sie und Ihre journalistischen Kollegen begaben sich mutig, aber ordnungswidrig in eine zusammengerottete Menschenmenge.”

Chroniknet