Was geschah im September 1930

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Wetterstationen September 1930

1.9.1930, Montag

In der ungarischen Hauptstadt Budapest kommt es bei einer Demonstration von mehreren tausend Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschaftern zu blutigen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Angesichts der schlechten Wirtschaftslage des Landes fordern die Demonstranten “Brot und Arbeit”.

Auf Veranlassung der US-amerikanischen Botschaft in Berlin verhaftet die Aachener Polizei den Chicagoer Unterweltkönig Jack Diamond bei seiner Einreise ins Deutsche Reich.

Die deutsche Reichsbahn, die in den letzten Monaten steigende Einnahmeverluste verzeichnete, erhöht die Personentarife. In der dritten Klasse kostet die Fahrt auf einer Strecke von einem Kilometer nun 4 Rpf (vorher 3,7 Rpf), in der zweiten Klasse 5,8 Rpf (vorher 5,6 Rpf) und in der ersten Klasse 11,6 Rpf (vorher 11,2 Rpf).

Das Statistische Reichsamt in Berlin veröffentlicht Daten über die Höhe der deutschen Sparkasseneinlagen. Erstmals nach der Inflation von 1923 haben die Sparguthaben die 10-Milliarden-Grenze überschritten.

Der Chef der Heeresleitung, Generaloberst Wilhelm Heye, gibt öffentlich seinen Rücktritt zum 31. Oktober bekannt. Er betont, sein Schritt erfolge nicht aus politischen, sondern aus Altersgründen.

Ein Darmstädter Gericht spricht das Urteil im Prozess um den sog. Opel-Putsch. Bei den am 26. Februar im Rüsselsheimer Opelwerk ausgebrochenen Unruhen wurde die gesamte Produktion blockiert. Drei Angeklagte werden freigesprochen, gegen die restlichen acht ergehen Haftstrafen bis zu sechs Monaten.

Die Reichsregierung erhebt die sog. Reichshilfe zur finanziellen Sanierung der Arbeitslosenversicherung. Alle Berufstätigen, die fest angestellt sind, müssen dafür bis einschließlich März 1931 monatlich 2,5% ihrer Gehaltsbezüge an den Staat abführen.

2.9.1930, Dienstag

Die französische Regierung weist den US-amerikanischen Zeitungsverleger William Randolph Hearst aus, der sich auf einer Europatour befindet. Die Hearst-Presse hatte im Vorjahr ein geheimes Dokument veröffentlicht, das nach Ansicht der Regierung in Paris die französische Flottenpolitik diskreditierte.

Die französischen Flieger Dieudonné Coste und Maurice Bellonte erreichen mit dem Flugzeug “Fragezeichen” nach einem 37stündigen Nonstopflug die Ostküste der USA. Zum ersten Mal ist es damit Fliegern geglückt, den Atlantischen Ozean von Europa nach New York ohne Zwischenlandung zu überqueren.

3.9.1930, Mittwoch

In Moskau wird eine großangelegte Verhaftungskampagne der Geheimpolizei GPU (Vorläufer des sowjetischen Geheimdienstes KGB) bekannt, die vor allem Intellektuellen gilt. Unter ihnen befindet sich auch der führende Agronom Nikolai D. Kondratjew. Die Verhafteten hatten u.a. die Planwirtschaft der sowjetischen Regierung kritisiert.

Das Zentralkomitee der KPdSU in Moskau beklagt in einem Aufruf an die sowjetische Öffentlichkeit, dass aufgrund des langsamen Produktionstempos der Fünfjahresplan nicht erfüllt werden kann. Der Industrialisierungsplan bleibt nach den Angaben des Komitees bisher um fünf Prozent hinter den im April 1929 festgelegten Planzielen zurück.

4.9.1930, Donnerstag

Der preußische Unterrichtsminister Adolf Grimme (SPD) warnt in einem Erlass die Schüler höherer Lehranstalten davor, den Beruf des Studienrats anzustreben. Angesichts der Finanznot der Länder und Gemeinden sei ein solches Vorhaben aussichtslos.

Die “Vossische Zeitung” meldet den Konkurs des Stettiner Sportvereins S.C. Titania, der mit 100 000 RM verschuldet ist. Bedingt durch die Wirtschaftskrise geraten zunehmend auch Sportvereine in finanzielle Schwierigkeiten. Ihnen gehen öffentliche Gelder, aber auch die Unterstützung durch zahlungskräftige “Sportbegeisterte” verloren.

5.9.1930, Freitag

Die Regierung Sachsens und die Verwaltung von Leipzig geben bekannt, dass sie die Defizite der Internationalen Pelzfach- und Jagdausstellung übernehmen. Wegen des schlechten Besuchs der Messe sind Einbußen von rund 420 000 RM entstanden.

6.9.1930, Samstag

In Prag werden die Frauen-Weltspiele eröffnet. Die sportlichen Wettkämpfe dauern bis zum 8. September. Im Gesamtklassement siegt die deutsche Mannschaft mit 57 Punkten vor Polen (26 Punkte) und den Vertreterinnen Großbritanniens (19 Punkte).

Der deutsche Ozeanflieger Wolfgang von Gronau wird von US-Präsident Herbert Clark Hoover im Weißen Haus in Washington empfangen. Gronau erkundete als erster Pilot den nördlichen Seeweg über den Atlantik, den er vom 18. bis zum 26. August auf der Route Sylt – Island – Grönland – Labrador – New York überflog.

Anlässlich des 69. Katholikentages, der vom 3. bis zum 8. September in Münster/Westfalen stattfindet, ruft der Theologe Konrad Algermissen die katholischen Gläubigen zum Kampf gegen das “Neuheidentum” der links- und rechtsradikalen Parteien auf.

In Argentinien wird der achtzigjährige Präsident Hipólito Irigoyen durch einen Militärputsch gestürzt. Neuer Präsident wird am folgenden Tag General José F. Uriburu.

7.9.1930, Sonntag

Auf dem italienischen Autodromo Nazionale di Monza gewinnt der Italiener Achille Varzi auf Maserati den “Großen Preis von Monza”. Varzi benötigt für die 35 Runden des Rennens (240,135 km) 1:35,46 h.

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft unterliegt in Kopenhagen gegen Dänemark 3:6. Die “Frankfurter Zeitung” führt die Niederlage auf die “große Unerfahrenheit der jungen deutschen Elf” und das “allzuofte Handspiel der Deutschen” zurück.

Auf Schloss Stuyvenberg bei Brüssel wird Prinz Baudouin von Belgien geboren. Die Geburt des Sohnes von Kronprinz Leopold und Prinzessin Astrid von Schweden wird den Brüsselern mit 101 Kanonenschüssen bekanntgegeben.

Der pfälzische Kriegerverband veranstaltet in Landau anlässlich der Befreiungsfeiern für das Rheinland ein Kriegertreffen, zu dem sich rund 50 000 Veteranen versammeln. Aufsehen erregt der Auftritt des früheren bayerischen Kronprinzen Rupprecht, der nach Presseberichten öffentlich für die Wiedereinführung der Monarchie geworben haben soll.

8.9.1930, Montag

In Genf beginnt eine Konferenz von 26 europäischen Staaten. Die deutsche Delegation leitet Außenminister Julius Curtius (DVP). Diskutiert wird u.a. das Paneuropa-Memorandum des französischen Außenministers Aristide Briand. Die Konferenz beschließt, das Projekt einer Föderation Europas auf die Tagesordung der Vollversammlung des Völkerbundes zu setzen.

9.9.1930, Dienstag

Das britische Arbeitsministerium gibt die Zahl der Arbeitslosen mit 2 060 444 an. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das einen Anstieg um 44%.

Das Berliner Arbeitsgericht stellt in einem Urteil fest, dass eine Schwangerschaft kein Entlassungsgrund sei. Ein Berliner Unternehmen, das eine Angestellte entließ, die sich aufgrund einer Schwangerschaft krank gemeldet hatte, wird zu einer Geldstrafe von 100 RM verurteilt.

10.9.1930, Mittwoch

In Polen werden 70 oppositionelle Politiker verhaftet, darunter führende Mitglieder der sog. Centrolew (Mitte-Links)-Parteien. Marschall Jósef Klemens Pilsudski, der seit dem 25. August zum zweiten Mal als Ministerpräsident regiert, will die Opposition gezielt durch solche Schläge ausschalten.

In Königsberg geht die jährliche Tagung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte zu Ende. Die Delegierten sprechen u.a. über die Themen “Psychoanalyse” und “Krebs als Volkskrankheit”.

Der neue Flughafen in Antwerpen wird eingeweiht. Über den in nur acht Monaten erbauten Landeplatz soll vor allem der Luftverkehr zwischen Belgien und seiner afrikanischen Kolonie Kongo abgewickelt werden.

11.9.1930, Donnerstag

In Nordfrankreich geht ein mehrwöchiger Streit in der Textilindustrie zu Ende, an dem sich seit Ende Juli bis zu 130 000 Arbeiter beteiligt haben. Ein Schlichtungsvorschlag von Arbeitsminister Pierre Laval brachte die Wende in den festgefahrenen Verhandlungen.

12.9.1930, Freitag

Im Kaisersaal des Berliner Zoos wird die Iposta, die Internationale Postwertzeichen-Ausstellung, durch Reichspostminister Georg Schätzel (BVP) eröffnet. Sie gilt als eine der größten philatelistischen Schauen der Welt.

Die Filmgesellschaft Fox bringt die erste “tönende” Wochenschau mit aktuellen Berichten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport als “Die Stimme der Welt” in die deutschen Kinos. Die Premiere findet im Berliner Kino am Nollendorfplatz statt.

13.9.1930, Samstag

Die chinesische Anti-Opium-Gesellschaft veröffentlicht einen Bericht, wonach 400 000 Chinesen – 20% der Gesamtbevölkerung – in den britischen Kolonien an der ostasiatischen Küste rauschgiftsüchtig sind.

Das auf Elektrotechnik spezialisierte Unternehmen Siemens & Halske hebt die Kurzarbeit in seinen Berliner Werkstätten auf.

Der finnische Ausnahmeathlet Paavo Nurmi läuft in Stockholm Weltrekordzeit über 20 000 m. Mit 1:04:38,4 h verbessert er den Weltrekord seines Landsmannes Väinö Sipilä.

14.9.1930, Sonntag

Bei den Reichstagswahlen wird die NSDAP überraschend mit 107 Sitzen hinter der SPD (143 Sitze) zweitstärkste Partei.

Bei Augsburg scheitert der Versuch des Schweizer Physikers Auguste Piccard mit seinem Freiballon in die Stratosphäre (rund 16 000 m Höhe) aufzusteigen.

15.9.1930, Montag

Im Berliner Ufa-Palast wird der Film “Die Drei von der Tankstelle” (Regie: Wilhelm Thiele) mit Lilian Harvey, Willy Fritsch, Oskar Karlweis und Heinz Rühmann in den Hauptrollen uraufgeführt.

In Oberfranken und Thüringen beginnt die alljährlich veranstaltete große Rahmenübung der Reichswehr. Bis zum 19. September übt die Reichswehr unter der Leitung von Generaloberst Wilhelm Heye u.a. mit Tankattrappen und Holzgeschützen, um ausländische Vermutungen, das Deutsche Reich sei hoch gerüstet, zu widerlegen.

16.9.1930, Dienstag

Die niederländische Königin Wilhelmina eröffnet in Amsterdam das Parlament. Im Mittelpunkt ihrer Ansprache steht die Wirtschaftskrise, unter der insbesondere die niederländische Landwirtschaft leidet.

Der Kölner Stadtbaumeister Kurt Weber wird von der Sowjetregierung als Städtebaumeister nach Moskau berufen. Zum Aufbau der eigenen Industrie zieht die sowjetische Regierung ausländische Fachkräfte heran, weil es im eigenen Land für die großangelegte Modernisierung an qualifizierten Technikern und Ingenieuren fehlt.

17.9.1930, Mittwoch

In Berlin wird der Kriminalfilm “Der Greifer”, in dem Hans Albers die Hauptrolle spielt, uraufgeführt. In der Premierenrezension der “Vossischen Zeitung” wird Albers’ schauspielerisches Können gelobt: “Ein herrliches Mundwerk, ganz Berlin ist da drin und ganz Tempo von 1930”

In Wien eröffnet der Präsident der Weltliga für Sexualreform, Magnus Hirschfeld, eine Konferenz für Sexualforschung. Bis zum 23. September beschäftigen sich die Teilnehmer des Kongresses mit Themen wie Geburtenregelung, Sexualmord und Rechte des Kindes.

Die Nachrichtenagentur Indopacifique (Schanghai) meldet, dass in der Nordmandschurei eine Beulenpestepidemie ausgebrochen ist. Mehrere hundert Menschen sind ihr bereits zum Opfer gefallen. In Europa ist seit mehr als 200 Jahren keine Pestepidemie aufgetreten.

18.9.1930, Donnerstag

Der Versuch von Reichsernährungsminister Martin Schiele (Christliches Landvolk), durch staatliche Stützkäufe den Roggenpreis hochzuhalten, scheitert an der Berliner Getreidebörse. Die staatliche Aufkaufstelle verfügt nicht über genügend finanzielle Mittel, die Preisstützungsaktion längere Zeit durchzuhalten.

Die US-amerikanische Segelyacht “Enterprise” gewinnt den “America’s Cup” vor der Ostküste der USA.

Der Russe Aaron Nimzowitsch gewinnt beim Internationalen Frankfurter Schachkongress das Meisterturnier. In elf Partien kann der 1887 in Riga geborene Nimzowitsch 9 Punkte für sich verbuchen.

19.9.1930, Freitag

Die “Frankfurter Zeitung” berichtet, dass in Mecklenburg die meisten unehelichen Kinder im Deutschen Reich geboren werden. Auf 1000 Frauen zwischen 15 und 45 Jahren kämen 39,2 uneheliche Geburten (Reichsdurchschnitt 17,5). Die Zeitung führt diese Zahl auf die “trostlosen” Wohnverhältnisse der Arbeiter des mecklenburgischen Großgrundbesitzes zurück.

In Prag tagt bis zum 23. September ein internationaler Kongress von Musik- und Theaterkritikern. Diese beschäftigen sich u.a. mit der Frage, wie verhindert werden kann, dass einige Kritiker die Berufstätigkeit mit ihren Privatinteressen als Dramatiker und Komponisten vermischen.

20.9.1930, Samstag

Generalmajor Kurt Freiherr von Hammerstein-Equord wird von Reichspräsident Paul von Hindenburg zum Chef der Heeresleitung ernannt. Er löst Generaloberst Heye ab, der am 1. September seinen Rücktritt bekanntgegeben hat.

Georg Kaisers Schauspiel “Mississippi” wird am Prinzregententheater in München sowie an 13 weiteren deutschen Bühnen uraufgeführt. Kaiser gehört zu den meistgespielten Dramatikern des Expressionismus.

21.9.1930, Sonntag

Der deutsche Motorradrennfahrer Ernst Henne stellt bei München fünf Geschwindigkeits-Weltrekorde auf. Henne geht mit einer eigens angefertigten, windschlüpfrigen Ausrüstung an den Start.

In den USA wächst das Problem der Verschrottung von Altautos. Eine New Yorker Reederei bietet der Stadtverwaltung an, Schrottautos für je zwei US-Dollar (8,36 RM) im Meer zu versenken.

Der Reichsverband für deutsche Jugendherbergen veranstaltet erstmals einen landesweiten Werbetag für das Jugendherbergswesen. Das Jugendherbergswerk zählt rund 100 000 Mitglieder und 2200 Jugendherbergen, die 1929 rund 4 Mio. Übernachtungen verzeichnen konnten.

22.9.1930, Montag

Durch Eingreifen des mandschurischen Militärmachthabers General Tschang Hsüeh-liang auf der Seite Chiang Kai-sheks werden die monatelangen Kämpfe gegen die sog. Nordtruppen entschieden.

Bei einer Stadtratssitzung in Bayreuth liefern sich sozialdemokratische und nationalsozialistische Ratsmitglieder eine Saalschlacht, mehrere werden verletzt. Der Tumult brach aus, weil ein Nationalsozialist die SPD-Mitglieder als “rote Hunde” bezeichnet hatte.

Der Konkurs der Heidelberger Wohnungsbaugesellschaft entwickelt sich zu einem der größten Bauskandale im Deutschen Reich. Das Unternehmen unter der Leitung des Rechtsanwalts Ludwig Müller hatte sich ohne jedes Eigenkapital von Banken und Gemeinden rund 10 Mio. RM für angebliche Großprojekte ergaunert.

23.9.1930, Dienstag

Der in Berlin tagende Verwaltungsrat der Reichsbahn macht für den Einnahmerückgang auch den Wettbewerb mit den Kraftfahrzeugen verantwortlich. Beschlossen wird daher die Beschaffung von 300 Lokomotiven, um das Angebot der Bahn zu verbessern.

In einer Erklärung wendet sich Reichspräsident Paul von Hindenburg gegen ausländische Pressenachrichten, die behaupten, im Deutschen Reich stehe nach dem Rechtsrutsch der Wahlen vom 14. September ein Putsch bevor.

24.9.1930, Mittwoch

Augusto Turati, der Sekretär der Faschistischen Partei Italiens und neben Benito Mussolini wichtigster Mann in der faschistischen Bewegung, tritt von seinem Amt zurück. Sein Nachfolger wird Giovanni Giurati. Die internationale Presse wertet den Rücktritt als Bestandteil von Mussolinis “bewährter Personaltaktik”, mit der er Regierungsmitglieder oder führende Persönlichkeiten der Partei, die ihm zu mächtig werden, durch neue Männer ersetze.

Die “Deutsche Tageszeitung” meldet, dass zwei hohe Reichswehroffiziere zu einem Gaststudium in der US-amerikanischen Armee eingeladen worden sind. Bereits in den vorangegangenen Jahren fand ein Austausch zwischen den beiden Armeen statt.

Am Leipziger Stadttheater kommt die Operette “Der Gatte des Fräuleins” von Paul Abraham zur Uraufführung. Der aus Ungarn stammende Abraham ist einer der populärsten deutschen Operettenkomponisten.

25.9.1930, Donnerstag

In seiner Zeugenaussage vor dem Leipziger Reichsgericht erklärt der Parteiführer der NSDAP, Adolf Hitler, seine Partei werde zwar mit legalen Mitteln um die Macht kämpfen, als Regierungspartei jedoch ohne Rücksicht auf die bestehende Ordnung herrschen.

Das österreichische Kabinett unter Kanzler Johann Schober tritt zurück, nachdem Schober von der Christlich Sozialen Partei Verzögerung wichtiger Personalfragen vorgeworfen wurde. Am 30. September bildet Vizekanzler Karl Vaugoin (Christlichsozialer) ein Minderheitskabinett.

Mit der Eröffnung der Schleuse Kleinheubach wird der erste Abschnitt des Rhein-Main-Donau-Kanals von Aschaffenburg nach Miltenberg eröffnet.

Mit Alfred Adlers Rede über den “Sinn des Lebens” beginnt in Berlin der 5. Internationale Kongress für Individualpsychologie.

26.9.1930, Freitag

Erich Ebermeyers Hörspiel “Der Minister ist ermordet”, ausgestrahlt vom Berliner Rundfunk, löst im In- und Ausland Verwirrung aus. Viele Hörer halten die Darstellung des Mordes an einem Außenministers für wahr. Das Stück behandelt die Ermordung des deutschen Außenministers Walther Rathenau 1922, ohne jedoch Namen zu nennen.

Der Deutsche Städtetag, der an seinem Gründungsort Dresden sein 25-Jähriges Jubiläum feiert, fordert von der Reichsregierung mehr Unterstützung für die verschuldeten Gemeinden.

Wegen Totschlags an dem SA-Führer Horst Wessel werden Ali Höhler und fünf andere KPD-Mitglieder in Berlin zu sechs und fünf Jahren Gefängnis verurteilt.

27.9.1930, Samstag

Aus Nienhagen bei Celle wird gemeldet, dass die bisher ergiebigste Ölquelle im Deutschen Reich von der Gewerkschaft Elwerath erschlossen wurde. 300 t Öl können hier täglich gefördert werden.

28.9.1930, Sonntag

Über die Dreharbeiten zur Verfilmung der “Dreigroschenoper” von Bertolt Brecht und Kurt Weill berichtet die “Vossische Zeitung” in großer Aufmachung.

In München stirbt Generalfeldmarschall Prinz Leopold von Bayern im Alter von 84 Jahren.

Die deutsche Nationalmannschaft gewinnt in Dresden ein Fußball-Länderspiel gegen Ungarn 5:3. Vor 44 000 Zuschauern sichert Ludwig Hofmann in der 86. Minute mit dem fünften Treffer den Sieg für die Deutschen.

29.9.1930, Montag

In Berlin erzielt die Auktion der Kunstsammlung des österreichischen Bankiers Albert Figdor rund 3 Mio. RM. Allein für das Gemälde “Der verlorene Sohn” von Hieronymus Bosch zahlt ein niederländischer Interessent 385 000 RM.

Im Hunsrück fällt der erste Schnee. Die 6 cm hohe Schneedecke schmilzt jedoch in den tieferen Lagen sofort wieder.

30.9.1930, Dienstag

In Braunschweig tritt die Regierung unter Heinrich Jasper (SPD) zurück, nachdem der Nationalsozialist Ernst Zörner zum Landtagspräsidenten gewählt wurde.

Chroniknet