Was geschah im September 1995

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1.9.1995, Freitag

Auf dem Petersberg in Erfurt wird ein Denkmal für den unbekannten Wehrmachtsdeserteur enthüllt. Es soll die zuständigen Stellen mahnen, Deserteure, die noch immer als vorbestraft gelten, zu rehabilitieren

Nach mehr als 500 Einsätzen unterbricht die NATO nach drei Tagen die Luftoffensive gegen die bosnischen Serben, nimmt sie jedoch, da diese das Ultimatum zum Abzug ihrer schweren Waffen um die bosnische Hauptstadt Sarajevo missachten, am 5. September wieder auf.

Französische Marinesoldaten entern die “Rainbow Warrior II”. Das Flaggschiff der internationalen Umweltschutzorganisation “Greenpeace” war in die Zwölf-Meilen-Zone vor dem Mururoa-Atoll im Südpazifik eingedrungen. Dort steht die Zündung eines französischen Atomtests bevor.

2.9.1995, Samstag

Über 200 000 Menschen kommen zur Einweihung der “Hall of Fame” (Ruhmeshalle) der Popmusik nach Cleveland im US-Bundesstaat Ohio. Auf rd. 14 000 m² werden in der Halle Ausstellungsstücke präsentiert, die an die Größen der Rockmusik erinnern.

In der unweit von Algier gelegenen Stadt Meftah, einer Hochburg der islamischen Extremisten, explodiert ein mit Sprengstoff beladener Lieferwagen. Dabei sterben nach offiziellen Angaben sechs Menschen.

Durch die Ausrufung eines 32stündigen Generalstreiks versucht die Opposition in Bangladesch, die Regierung von Ministerpräsidentin Begum Khaleda Zia zur Abhaltung freier Wahlen zu zwingen.

3.9.1995, Sonntag

Der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl beendet zweitägige Gespräche mit dem russischen Präsidenten Boris Jelzin in Moskau. Dabei wiederholt Jelzin seine Forderung nach Aufhebung der internationalen Sanktionen gegen Serbien und Montenegro.

Die Genfer Polizei überwältigt einen Spanier, der einen Airbus A 310 der französischen Fluggesellschaft Air Inter in seine Gewalt gebracht hatte. Der Hijacker wollte nach eigenem Bekunden mit der Aktion gegen die französischen Atomtests im Südpazifik demonstrieren.

Mit fast einer halben Million Besuchern verzeichnet die nach neuntägiger Dauer zu Ende gehende Internationale Funkausstellung (IFA) in Berlin einen neuen Rekord.

Vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan startet der deutsche Astronaut Thomas Reiter mit zwei sowjetischen Kosmonauten ins All. Reiter soll 135 Tage an Bord der russischen Raumstation “Mir” verbringen.

4.9.1995, Montag

Die Explosion einer Autobombe in Srinangar, der Hauptstadt des indischen Teils von Kaschmir, fordert 15 Todesopfer. Zur Tat bekennt sich die radikalislamische Untergrundorganisation Hizbul Mujaheddin.

Im XV. Arrondissement von Paris kann die Polizei einen Sprengsatz unschädlich machen. Angesichts der Welle von Bombenanschlägen nehmen die französischen Behörden die Kontrolle der Grenzen wieder auf.

In der chinesischen Hauptstadt Peking beginnt die vierte Weltfrauenkonferenz der UNO.

5.9.1995, Dienstag

Trotz internationaler Proteste lässt die französische Regierung eine Atombombe von der Sprengkraft der Hiroshima-Bombe in einer Tiefe von 600 m unter dem zu Französisch-Polynesien gehörenden Mururoa-Atoll im Südpazifik zünden.

Die kubanische Nationalversammlung in Havanna beschließt ein Investitionsgesetz, das Ausländern die Möglichkeit bietet, auf Kuba Firmen zu gründen und Land zu erwerben.

Der südkoreanische Oppositionspolitiker Kim Dae Jung wird zum Vorsitzenden der neugegründeten Partei National Congress vor New Politics (NCNP) gewählt. Damit wird die oppositionelle, bisher von Kim geführte Democratic Party (DP) gespalten.

6.9.1995, Mittwoch

Die irische Regierung in Dublin sagt kurzfristig ein mit Großbritannien vereinbartes Nordirland-Gespräch auf der Ebene der Premierminister ab. Zwischen London und Dublin bestehen Meinungsverschiedenheiten über die Auslieferung der Waffen durch die Untergrundorganisation IRA.

In Papeete, der Hauptstadt von Französisch-Polynesien, kommt es zu schweren antifranzösischen Unruhen, in deren Verlauf mindestens 20 Menschen verletzt werden. Die aufgebrachte Menge setzt mehrere Gebäude in Brand, darunter den Flughafen.

Als Nachfolger des nach 13 Jahren aus dem Amt scheidenden Hermann Rappe wählt die IG Chemie in Hannover Hubertus Schmoldt zu ihrem Vorsitzenden. Zum 31. Dezember 1997 wird die IG Chemie aufgelöst und fusioniert mit der IG Bergbau und der Gewerkschaft Leder.

7.9.1995, Donnerstag

In einer Rede vor dem Studieninstitut für Nationale Verteidigung bietet der französische Regierungschef Alain Juppé eine Ausweitung des atomaren Schutzschildes der französischen Force de frappe auf die Bundesrepublik an. Die deutsche Bundesregierung reagiert reserviert auf den Vorschlag.

Nach einem Führungsstreit in der bayerischen SPD tritt Albert Schmid von seinen Posten als Generalsekretär und Geschäftsführender Fraktionschef im Bayerischen Landtag in München zurück.

Der deutsche Bundespräsident Roman Herzog beendet einen zweitägigen Besuch in der Schweiz. Herzog unterstreicht seinen Wunsch, die Schweiz möge trotz vieler innerer Widerstände der Europäischen Union beitreten.

8.9.1995, Freitag

Die Außenminister Bosnien-Herzegowinas, Kroatiens und Serbiens sowie Vertreter der aus fünf Staaten bestehenden Bosnien-Kontaktgruppe einigen sich auf Grundzüge für eine Friedenslösung in Bosnien. Die territoriale Aufteilung zwischen Muslimen und Kroaten auf der einen sowie den bosnischen Serben auf der anderen Seite soll im Verhältnis 51:49 erfolgen.

Auf einer Pressekonferenz in Moskau übt der russische Präsident Boris Jelzin heftige Kritik an den Bombenangriffen der NATO auf Stellungen der bosnischen Serben. Am Vortag hatte Jelzin ein Gesetz unterzeichnet, welches die Lieferung von Hilfsgütern (u.a. Benzin) nach Serbien erlaubt.

9.9.1995, Samstag

Bei den 52. Internationalen Filmfestspielen von Venedig wird Götz George für seine Darstellung des Massenmörders Fritz Haarmann in dem Film “Der Totmacher” von Romuald Karmakar mit dem Coppa Volpi als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet.

Durch einen Dreisatzerfolg über Monica Seles (USA) gewinnt Steffi Graf in New York zum vierten Mal die US-Open.

10.9.1995, Sonntag

Die 25-Jährige Studentin Andrea Nahles wird auf dem außerordentlichen Bundeskongress der SPD-Nachwuchsorganisation in Bonn zur Bundesvorsitzenden der Jungsozialisten gewählt.

Das Parlament von Nepal spricht Ministerpräsident Man Mohan Dahikari und seiner Linksregierung mit 107 von 205 Stimmen das Misstrauen aus. König Birendra Bir Bikram Schah ernennt am folgenden Tag Sher Bahadur Deuba, den Vorsitzenden der Kongresspartei, zum neuen Regierungschef. Er erhält am 18. September das Vertrauen des Repräsentantenhauses.

11.9.1995, Montag

Der bisherige Konzernchef Friedrich Hennemann tritt von der Leitung der Bremer Vulkan-Werft zurück. Anlass für diesen Schritt ist der nach Ansicht der Banken überhöhte Kreditbedarf des Unternehmens. Vulkan beschäftigt rd. 23 500 Mitarbeiter und machte 1994 rd. 6 Mrd. DM Umsatz.

Slowenien wird als fünfter Staat in die Mitteleuropäische Freihandelszone (CEFTA) aufgenommen, der bisher Polen, Ungarn, die Tschechische und die Slowakische Republik angehören.

Bei Kommunalwahlen in Norwegen erreichen die regierenden Sozialdemokraten von Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland landesweit nur 31,3% der Stimmen. Wahlgewinner ist die rechtskonservative Fortschrittspartei, die sich auf 12,1% steigern kann. Sie machte die angebliche Überfremdung zum Wahlkampfthema.

Bei einer Kundgebung aus Anlass des 22. Jahrestages des Militärputsches von 1973 in Chile wird in Santiago de Chile ein 16 Jahre alter Schüler von der Polizei erschossen, mindestens vier weitere Personen erleiden Schussverletzungen.

12.9.1995, Dienstag

Die weißrussische Luftwaffe schießt einen Heißluftballon ab. Dabei werden zwei US-Bürger, die an einem Ballonwettbewerb teilnahmen, getötet. Auf den Protest der USA erklären die Behörden in Minsk, der Ballon habe sich in der Nähe einer Raketenbasis befunden.

Mindestens drei Tote fordern soziale Unruhen in Khartum, der Hauptstadt des Sudan. Die Inflation in dem von einem Bürgerkrieg erschütterten Land liegt bei rd. 400% im Jahr.

Die Volkswagen AG und die IG Metall vereinbaren in Wolfsburg einen Haustarifvertrag. Den rd. 100 000 Beschäftigten der westdeutschen VW-Werke werden eine Arbeitsplatzgarantie auf zwei Jahre und Einkommenserhöhungen um 4% ab 1996 zugestanden. Im Gegenzug willigt die IG Metall in flexiblere Arbeitszeiten und die Möglichkeit von Samstagarbeit ein.

13.9.1995, Mittwoch

PLO-Chef Jasir Arafat bittet den ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak um Beistand gegen Libyen. Der libysche Revolutionsführer Muammar al-Gaddhafi hat Anfang September seine Ankündigung wahrgemacht, die in Libyen lebenden rd. 30 000 Palästinenser auszuweisen.

Die Außenminister von Griechenland und der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien unterzeichnen in New York ein Abkommen über die gegenseitige Anerkennung.

14.9.1995, Donnerstag

Die bosnischen Serben verpflichten sich, der NATO-Forderung nach Abzug ihrer schweren Waffen aus der 20-Kilometer-Zone um Sarajevo nachzukommen. Daraufhin kündigt die NATO zunächst eine Unterbrechung ihrer Luftangriffe für 72 Stunden an, nimmt diese dann, da ihr Ultimatum weitgehend erfüllt wird, auch danach nicht wieder auf.

Ein Erdbeben mit einer Stärke von 7,2 auf der nach oben offenen Richter-Skala verursacht vor allem an der mexikanischen Pazifikküste schwere Sachschäden. Drei Menschen kommen ums Leben.

15.9.1995, Freitag

Auf dem von 16 Staats- und Regierungschefs besuchten 26. Gipfeltreffen des Südpazifischen Forums in Madang auf Papua-Neuguinea wird heftige Kritik an den französischen Atomtests geäußert (05.09.1995)

Die nach den NATO-Luftangriffen begonnene Offensive bosnischer und kroatischer Verbände in West- und Mittelbosnien führte zur Eroberung von rd. 3 000 km² bisher serbisch kontrollierten Gebietes und löst eine neuerliche Flüchtlingswelle aus.

Nach einem Urteil des Bundesgerichtshofes in Karlsruhe können Richter und Staatsanwälte der ehemaligen DDR für die Verfolgung von Republikflüchtlingen und Regimegegnern nur bestraft werden, wenn ihnen ein “offensichtlicher schwerer Willkürakt bei der Anwendung des DDR-Rechts” nachgewiesen werden kann.

Der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl beendet einen zweitägigen Besuch in Namibia. Trotz eines Verbots der Behörden demonstrieren vor der deutschen Botschaft in Windhuk Angehörige des Herero-Volkes, die von Bonn Schadenersatz für die gegen ihr Volk begangenen Greueltaten während der deutschen Kolonialherrschaft fordern. Namibia war bis 1915 als Deutsch-Südwestafrika eine deutsche Kolonie.

16.9.1995, Samstag

Südafrika ist nach Kamerun die zweite Station der 67. Auslandsreise des Papstes. Bei seiner Ankunft beglückwünscht Johannes Paul II. Präsident Nelson Mandela zu seinem Sieg über die Apartheid. In der Zeit der Politik der Rassentrennung hatte das Oberhaupt der katholischen Kirche Südafrika gemieden.

Durch ein 17:10 über die Hamburg Blue Devils werden die Düsseldorf Panther vor 12 000 Zuschauern in Braunschweig deutscher Football-Meister.

17.9.1995, Sonntag

Sieger der ersten und vermutlich letzten freien Wahlen in der britischen Kronkolonie Hongkong, die 1997 an China übergeben wird, wird die Peking-kritische Demokratische Partei. Sie erringt 29 der 60 Abgeordnetensitze.

Nach den Parlaments- und Kommunalwahlen auf Haiti verfügt die Lavalas-Bewegung von Präsident Jean Bertrand Aristide über 17 der 27 Senatorenposten und über 66 der 84 Abgeordnetensitze.

Bei der ersten Direktwahl der schwedischen Abgeordneten für das Europaparlament erreicht die Sozialdemokratische Partei von Regierungschef Ingvar Carlsson nur 28,1%. Bei einer Wahlbeteiligung von nur 41,3% erringen die europakritische Linkspartei und die Grünen die Mehrheit der Abgeordneten.

Ein offenbar von Angehörigen der Antiimperialistischen Zellen (AIZ) verübter Bombenanschlag auf das Haus des CDU-Bundestagsabgeordneten Paul Breuer in Siegen richtet Sachschaden an, Personen werden nicht verletzt.

18.9.1995, Montag

Der Präsident Brasiliens, Fernando Henrique Cardoso, trifft zu einem dreitägigen Besuch der Bundesrepublik in Frankfurt am Main ein. Cardoso wirbt für deutsche Investitionen in seinem Land.

Deutschland stundet Russland Schulden in Höhe von 4,8 Mrd. DM. Die 1995 fälligen Kredite können über einen Zeitraum von 15 Jahren zurückgezahlt werden. Es ist seit 1993 das dritte Umschuldungsabkommen dieser Art.

19.9.1995, Dienstag

Zwei der führenden Tageszeitungen der USA, die “Washington Post” und die “New York Times”, drucken ein 35 000 Worte umfassendes Manuskript des sog. Unabombers ab, um weitere Morde des fanatischen Technologie-Feindes zu verhindern. Die Bundespolizei FBI sucht seit 1978 den Mann, dem drei Morde zur Last gelegt werden.

20.9.1995, Mittwoch

Nach knapp vier Monaten im Amt tritt die hessische Umwelt- und Gesundheitsministerin Iris Blauel (Bündnis 90/Die Grünen) zurück. Sie begründet ihren Schritt mit einer von ihr selbst getroffenen verfehlten Personalentscheidung.

Die türkische Ministerpräsidentin Tansu Çiller tritt zurück, nachdem die vor vier Jahren gebildete Mitte-Links-Koalition gescheitert ist. Für den 24. Dezember werden Neuwahlen angesetzt.

21.9.1995, Donnerstag

Mit den Stimmen von CDU/CSU und SPD billigt der Deutsche Bundestag die Neuregelung der Abgeordnetendiäten, die sich künftig an den Bezügen der Richtern an Obersten Bundesgerichten orientieren sollen. Die Novelle scheitert jedoch im Bundesrat.

Mit 565 gegen 51 Stimmen bei 18 Enthaltungen wird der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des ehemaligen DDR-Staatssicherheitsdienstes, Joachim Gauck, für fünf Jahre in seinem Amt bestätigt.

US-Botschafter Walter F. Mondale entschuldigt sich bei der japanischen Regierung offiziell für die Vergewaltigung einer zwölfjährigen Schülerin durch US-Soldaten auf der Insel Okinawa. Die Tat, die sich am 4. September ereignete, löste in Japan massive antiamerikanische Kundgebungen aus.

22.9.1995, Freitag

Der österreichische Bundespräsident Thomas Klestil beendet eine fünftägige China-Visite. Während seines Aufenthaltes wurde ein Großauftrag des Baoshan-Stahlwerks für ein in Österreich entwickeltes Produktionsverfahren unterzeichnet.

23.9.1995, Samstag

Zum Abschluss eines Sondergipfels der Europäischen Union (EU) in Alcudia auf Mallorca stellt der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl fest, dass nicht alle EU-Mitglieder zugleich Mitglied der Europäischen Währungsunion werden könnten.

24.9.1995, Sonntag

Im Kontinentvergleich der Golfer in Rochester besiegt die Europaauswahl die USA mit 14,5:13,5 und gewinnt erstmals seit 1989 wieder den Ryder-Cup.

Im Halbfinale des Daviscups in Moskau scheitern die deutschen Tennisspieler 2:3 an Russland.

Die am 14. September eröffnete 56. Internationale Automobilausstellung in Frankfurt am Main geht zu Ende. Sie stand unter dem Motto “Auto – echt gut!”.

Ein 16-Jähriger Amokschütze tötet in dem Dorf Cuers bei Toulon elf Menschen und erschießt sich anschließend selbst.

Bei den Kommunalwahlen in Bremerhaven löst die CDU (36,9%) die SPD als stärkste Partei ab. Die Sozialdemokraten fallen in der Wählergunst von 39,9% auf 29,7%. Die Wahlbeteiligung liegt unter 44%.

25.9.1995, Montag

In dem arabischen Emirat Bahrain werden mehrere führende Vertreter der Opposition aus der Haft entlassen, unter ihnen auch ein hochrangiger schiitischer Geistlicher, der frühere Abgeordnete Scheich Abdelamir al-Jamri.

Der in 2797 m Höhe gelegene Mount Ruapehu auf Neuseeland speit Dampf- und Aschewolken in die Luft. Wegen eines befürchteten Vulkanausbruchs wird der Verkehr in der Umgebung des Mount Ruapehu gesperrt.

26.9.1995, Dienstag

Das Oberlandesgericht Stuttgart verurteilt Sieglinde Hofmann, ein Mitglied der terroristischen Roten Armee Fraktion, wegen des 1977 begangenen Mordes an dem damaligen Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer zu lebenslanger Haft.

Die Außenminister Kroatiens, Bosniens und Rest-Jugoslawiens einigen sich auf die Grundzüge einer neuen Verfassung für Bosnien-Herzegowina. Das Land soll ein gemeinsames Staatspräsidium, ein Parlament und ein Verfassungsgericht erhalten.

Der frühere italienische Ministerpräsident Giulio Andreotti muss sich in Palermo auf Sizilien vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem christdemokratischen Politiker Kontakte mit der Mafia vor.

27.9.1995, Mittwoch

Die Delegierten der IG Bergbau und Energie billigen auf ihrem 16. Kongress in Saarbrücken die für 1997 anstehende Selbstauflösung und die Fusion mit der IG Chemie und der Gewerkschaft Leder.

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg spricht Großbritannien für schuldig, bei der Tötung von drei Mitgliedern der irischen Untergrundbewegung IRA im März 1988 in Gibraltar gegen das Grundrecht auf Leben verstoßen zu haben. Die britische Regierung soll den Familien der Toten 38 700 britische Pfund (88 015 DM) für die Gerichtskosten zahlen.

28.9.1995, Donnerstag

Der israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin und PLO-Chef Jasir Arafat unterzeichnen in Washington einen Vertrag über einen Teilabzug der israelischen Armee aus dem Westjordanland und eine Ausweitung der palästinensischen Autonomie.

Auf den vor der Küste Ostafrikas liegenden Komoren übernehmen Söldner unter Führung des Franzosen Robert Denard die Macht. Am 5. Oktober schlagen französische Soldaten den Putsch nieder.

29.9.1995, Freitag

Günter Verheugen legt sein Amt als Bundesgeschäftsführer der SPD nieder. Er bleibt jedoch stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundetagsfraktion.

Mit der Begründung, er wolle mit diesem Schritt gegen die umstrittene Diätenerhöhung für die Abgeordneten protestieren. legt der 82-Jährige Schriftsteller Stefan Heym sein 1994 für die PDS errungenes Bundestagsmandat nieder.

In Vaugneray in der Nähe von Lyon stellt die französische Polizei den wegen seiner Beteiligung an den Bombenanschlägen landesweit gesuchten mutmaßlichen algerischen Terroristen Khaled Kelkal. Er wird bei einem Schusswechsel getötet.

Die Tarifparteien des deutschen Baugewerbes einigen sich in Frankfurt am Main auf eine Finanzierung des witterungsbedingten Arbeitsausfalls im Zeitraum zwischen dem 1. November und dem 31. März durch ein tarifliches Überbrückungsgeld, das rd. 90% des effektiven Einkommens sichert.

30.9.1995, Samstag

Radikale jüdische Siedler greifen in der fast ausschließlich von Palästinensern bewohnten Stadt Hebron Häuser an und zerstören Autos, die Palästinensern gehören. Sie wollen damit gegen die erweiterte Autonomie für die Palästinenser im Westjordanland protestieren.

Der deutsche Profiboxer Ralf Rocchigiani bleibt durch einen Punktsieg gegen den US-Amerikaner Marc Randazzo in Hannover Weltmeister der WBO im Cruisergewicht.

Chroniknet