Was geschah im Februar 1956

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1.2.1956, Mittwoch

Die französische Nationalversammlung spricht in Paris der neugebildeten Koalitionsregierung des sozialistischen Ministerpräsidenten Guy Mollet das Vertrauen aus.

In Rio de Janeiro wird Juscelino Kubitschek de Oliveira als brasilianischer Staatspräsident vereidigt.

Die Regierung der Südafrikanischen Union (Südafrika) bricht die konsularischen Beziehungen zur UdSSR ab, da Konsulatsmitarbeiter Kontakte zu schwarzen Oppositionellen unterhalten hätten.

In Österreich werden die ersten Büros zur Registrierung von Freiwilligen für das aufzustellende Bundesheer eröffnet. Bereits am ersten Tag lassen sich 15 000 Freiwillige in die ausliegenden Listen einschreiben.

In einer offiziellen Note an US-Präsident Dwight D. Eisenhower schlägt der sowjetische Ministerpräsident Nikolai A. Bulganin den Abschluss eines Vertrags über Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten vor.

Der sowjetische Innenminister General Sergei N. Kruglow wird unter dem Vorwurf des Amtsmissbrauchs seines Postens enthoben. Zum Nachfolger ernennt das Präsidium des Obersten Sowjet Nikolai P Dudorow. Kruglow, zeitweise ein enger Mitarbeiter des früheren Staats- und Parteichefs Josef W. Stalin, hatte den Posten 1953 übernommen.

Der Bundesgerichtshof entscheidet, dass der unter Spionageverdacht stehende ehemalige Chef des westdeutschen Verfassungsschutzes, Otto John, wegen Fluchtgefahr weiterhin in Untersuchungshaft bleiben muss.

2.2.1956, Donnerstag

Aus Protest gegen die schlechte Qualität und die Verteuerung des Mensa-Essens um 15 Pf auf 1 DM treten die Studenten der Universität Hamburg in einen zweitägigen Mensastreik.

Der britische Premierminister Anthony Eden und US-Präsident Dwight D. Eisenhower geben in London eine gemeinsame Erklärung ab, in der sie die Wiedervereinigung Deutschlands als Voraussetzung für einen dauerhaften Frieden in Europa bezeichnen.

Der Deutsche Bundestag verabschiedet eine Erklärung, in der er scharf gegen die am 27. Januar von einem Ostberliner Gericht gefällten Todesurteile wegen angeblicher Spionage protestiert.

Nach mehrwöchigen Auseinandersetzungen einigen sich die Bonner Koalitionsparteien CDU/CSU, FDP und DP (Deutsche Partei) auf einen Wahlmodus zur Bundestagswahl, der einen Kompromiss aus Mehrheits- und Verhältniswahlrecht darstellt.

3.2.1956, Freitag

Auf seiner vierten Tagung beschließt der Nordische Rat, ein politischer Zusammenschluss Dänemarks, Finnlands, Schwedens, Norwegens und Islands, in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen die Einrichtung eines gemeinsamen Atomforschungsinstituts mit Sitz in Kopenhagen.

Der Stuttgarter Fernsehturm wird mit einer Festveranstaltung in Betrieb genommen.

In Frankfurt am Main wird ein verbessertes Abblendlicht für Automobile vorgestellt. Der entscheidende Vorteil der Neukonstruktion besteht darin, dass die rechte Fahrbahnhälfte weiter ausgeleuchtet wird als die linke. Der Fahrer kann dadurch weiter sehen, ohne dass entgegenkommende Wagen geblendet werden.

4.2.1956, Samstag

Mit einem Flug von Berlin (Ost) nach Warschau nimmt die staatliche Fluggesellschaft der DDR unter dem Namen “Deutsche Lufthansa” den Liniendienst auf.

Das Verwaltungsgericht München erkennt dem ehemaligen Wehrmachtsgeneral Ferdinand Schörner den Heimkehrerstatus zu was diesen zum Empfang des staatlichen Entlassungsgeldes und der Übergangshilfe berechtigt. Das bayerische Arbeitsministerium hatte dem 1955 aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft entlassenen Schörner diese Leistungen mit dem Hinweis verweigert, gegen den ehemaligen General laufe ein Ermittlungsverfahren wegen möglicher Verwicklungen in Kriegsverbrechen.

Durch verschärfte Ausweiskontrollen auf den Bahnhöfen der DDR und Berlins (Ost) behindert die Volkspolizei der DDR den Besuchsverkehr nach Berlin (West).

Die Vereinten Nationen veröffentlichen in New York einen Bericht des belgischen Missionspaters La Gravière über die Aktivitäten von Sklavenhändlern in Zentralafrika. Die Opfer werden überwiegend in arabische Länder verkauft.

Die Regierung der UdSSR protestiert in einer offiziellen Note an die US-amerikanische Regierung gegen den Einsatz von Propagandaballons über der Sowjetunion und den Staaten Osteuropas.

5.2.1956, Sonntag

In dem italienischen Wintersportort Cortina d’Ampezzo enden nach zweiwöchiger Dauer die VII. Olympischen Winterspiele. Mit 16 Medaillen stellt die Sowjetunion die erfolgreichste Mannschaft. Herausragender Sportler ist der österreichische Skifahrer Toni Sailer.

In mehreren Städten Süditaliens kommt es zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen der Polizei und demonstrierenden Arbeitslosen. Die Demonstranten fordern von der Regierung in Rom stärkere finanzielle Unterstützung, da ihre soziale Lage sich infolge der anhaltenden Kältewelle dramatisch verschlechtert habe.

Das Verteidigungsministerium gibt in Bonn die Aufbauplanung für die Marine bekannt. Innerhalb von vier Jahren sollen 170 Einheiten mit 20 000 Mann Besatzung in Dienst gestellt werden.

6.2.1956, Montag

Eine aufgebrachte Menge weißer US-Amerikaner verhindert im US-Bundesstaat Alabama, dass eine Schwarze ihr Studium an der dortigen Universität aufnimmt.

Das Wohnungsbauministerium in Bonn teilt mit, dass für den öffentlich geförderten Wohnungsbau in der Bundesrepublik Deutschland für 1956 ein Betrag von 97,4 Mio. DM zur Verfügung gestellt wird.

In Bonn wird von Regierungsvertretern ein Handelsabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechoslowakei unterzeichnet, das ein Volumen von rund 160 Mio. DM vorsieht. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies eine Erhöhung um rund 50%.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen empfiehlt in New York die Aufnahme des Sudan in die Weltorganisation.

Das österreichische Innenministerium verfügt die Auflösung des kommunistisch kontrollierten Weltgewerkschaftsbundes mit Sitz in Wien. Begründet wird diese Maßnahme mit den politischen Aktivitäten der Organisation, die der Neutralität Österreichs widersprächen. Daraufhin verlegt der Weltgewerkschaftsbund seinen Sitz nach Rom.

7.2.1956, Dienstag

Zwischen Österreich und den Vereinigten Staaten wird ein Handelsabkommen geschlossen das die Lieferung von Nahrungsmitteln und landwirtschaftlichen Gütern aus den USA im Wert von rund 580 Mio. Schilling (93 Mio. DM) vorsieht.

Die kanadische Regierung gibt in Ottawa die Aufhebung eines im Januar 1956 erlassenen Waffenembargos für die Staaten des Nahen Ostens bekannt. Allerdings müssten Waffenlieferungen in das Krisengebiet von Fall zu Fall geprüft werden.

Der Chef des Krupp-Konzerns, Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, tritt eine mehrwöchige Asienreise an die ihn u.a. nach Indien, Pakistan und Thailand führt. Bei seinen Unterredungen mit Regierungsvertretern und Wirtschaftsführern will Krupp von Bohlen und Halbach die Möglichkeit engerer Handelsbeziehungen erkunden.

8.2.1956, Mittwoch

Mit drastischen Strafandrohungen versucht die Stadtverwaltung von New York, der überhandnehmenden Verschmutzung der Straßen und öffentlichen Plätze der Millionenstadt zu begegnen.

In Bonn unterzeichnen Bundeskanzler Konrad Adenauer und der italienische Ministerpräsident Antonio Segnie in Kulturabkommen, das u.a. den verstärkten Austausch von Büchern und Zeitschriften und die Förderung des italienischen bzw. deutschen Sprachunterrichts vorsieht.

Zur Unterstützung des deutschen Steinkohlebergbaus beschließt das Bundeskabinett in Bonn die Erhöhung des Kohlepreises um 2 DM pro Tonne. Zugleich wird die Einführung einer steuerfreien Prämie für Untertage-Arbeiter bekanntgegeben, die die Abwanderung aus dem Bergbau stoppen soll.

Das Bundeskabinett verabschiedet in Bonn den Entwurf eines Wehrpflichtgesetzes, das die Dauer des Wehrdienstes auf 18 Monate festsetzt.

9.2.1956, Donnerstag

Während eines Algerienaufenthalts ernennt der französische Ministerpräsident Guy Mollet den bisherigen Wirtschaftsminister Robert Lacoste (Sozialistische Partei) zum neuen “in Algerien residierenden Minister”. Lacoste löst General Georges Catroux als Chef der französischen Administration in Algerien ab.

Nach dreitägigen Studentenprotesten gegen das Regime des spanischen Diktators Francisco Franco Bahamonde verfügt die Regierung die Schließung der Universität von Madrid.

Erstmals seit Ende des Zweiten Weltkriegs wird in Wien in der 1955 wiedereröffneten Staatsoper ein Opernball, der Höhepunkt der Ballsaison, veranstaltet.

In Berlin (Ost) beschließt die Regierung der DDR den umfassenden Ausbau der Sportförderung. Die systematische Talentsuche soll bereits im Vorschulalter beginnen; Sportklubs und Betriebssportgemeinschaften werden finanziell stärker unterstützt. Sportliche Erfolge sollen nach dem Willen der DDR-Führung die “Überlegenheit der gesellschaftlichen Ordnung in der DDR” dokumentieren.

10.2.1956, Freitag

Das Schauspiel “Eines langen Tages Reise in die Nacht” von Eugene O’Neill wird im Kungliga Dramatiska Teatern in Stockholm uraufgeführt.

Die Botschafter der USA, Großbritanniens und Frankreichs in Bonn protestieren bei der sowjetischen Regierung gegen eine Parade bewaffneter Zivilisten in Berlin (Ost). Der Aufmarsch verstoße gegen den im Potsdamer Abkommen von 1945 entmilitarisierten Status von ganz Berlin.

In einem Zeitungsinterview lehnt Bundesaußenminister Heinrich von Brentano die Aufnahme direkter Verhandlungen zwischen der Bundesrepublik und der UdSSR über die Wiedervereinigung Deutschlands ab.

11.2.1956, Samstag

Die britischen Diplomaten Guy F. Burgess und Donald D. Maclean, die seit Mai 1951 vermisst wurden, treten in Moskau auf einer Pressekonferenz auf. Sie geben bekannt, dass sie sich aus politischen Gründen zur Übersiedlung in die Sowjetunion entschlossen hätten.

Der neugewählte Staatspräsident Brasiliens, Juscelino Kubitschek de Oliveira, verfügt die Aufhebung des seit drei Monaten bestehenden Ausnahmezustands. Er war verhängt worden um im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen politische Unruhen zu verhindern.

12.2.1956, Sonntag

In der belgischen Hauptstadt Brüssel endet eine zweitägige Außenministertagung der Staaten der Montanunion. Es wurde beschlossen die Errichtung eines gemeinsamen Marktes in Europa weiter voranzutreiben.

13.2.1956, Montag

Wegen zunehmender Absatzschwierigkeiten legen die Ford-Automobilwerke in Detroit (US-Bundesstaat Michigan) zehn Montagewerke still. Von dieser Maßnahme sind rund 19 000 Arbeiter betroffen.

14.2.1956, Dienstag

Der Innenminister der DDR, Karl Maron (SED), warnt in einem Gespräch mit Kirchenvertretern die evangelische Kirche in der DDR davor, sich in “staatliche und wirtschaftliche Belange” sowie “in die inneren Angelegenheiten des Schulwesens” einzumischen.

In Düsseldorf findet die Uraufführung des Schauspiels “Magnus Garbe” des 1946 gestorbenen deutschen Dramatikers Gerhart Hauptmann statt.

15.2.1956, Mittwoch

In Mitteleuropa kommt es zu einem starken Kälteeinbruch, der mehr als 200 Todesopfer fordert. Seit Wochen herrschen extrem niedrige Temperaturen.

Das Bundesverteidigungsministerium bestellt bei den westdeutschen Dornier-Flugzeugwerken 428 Maschinen vom Typ DO 27. Die einmotorigen Flugzeuge sollen als Heeresaufklärer eingesetzt werden.

In Thailand beginnt das erste Manöver des im Februar 1955 gegründeten südostasiatischen Verteidigungsbündnisses SEATO (South East Asia Treaty Organization). An der Übung mit dem Codenamen “Operation festes Bindeglied” nehmen Truppenverbände aus den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Australien, Neuseeland, den Philippinen und Thailand teil.

Die Regierung von Indonesien gibt in Jakarta die einseitige Aufhebung der seit 1949 bestehenden Union mit den Niederlanden, der ehemaligen Kolonialmacht bekannt. Verhandlungen zwischen Indonesien und den Niederlanden über die Abwicklung der Unionsauflösung waren vier Tage zuvor von der Regierung in Jakarta abgebrochen worden.

In der finnischen Hauptstadt Helsinki wird der bisherige Ministerpräsident Urho Kaleva Kekkonen (Bauernpartei) von den am 16./ 17. Januar gewählten Wahlmännern zum neuen finnischen Staatspräsidenten bestimmt. Er tritt die Nachfolge von Juho Kusti Paasikivi an, der nicht mehr kandidiert hatte.

16.2.1956, Donnerstag

Der französische Ministerpräsident Guy Mollet erklärt vor der Nationalversammlung in Paris, dass seine Regierung die Ursache des Algerienkonflikts in wirtschaftlichen und sozialen Problemen des Landes sehe. Seine Regierung plane darum vor allem wirtschaftliche Maßnahmen zur Befriedung der französischen Kolonie in Nordafrika.

Der Verteidigungsausschuss des Bundestags in Bonn gibt rund 340 Mio. DM zur Anschaffung der ersten Schiffe für die im Aufbau befindliche westdeutsche Marine frei. Es sollen u.a. acht Zerstörer, 30 Schnellboote und 24 Minensuchboote in Dienst gestellt werden. Das gesamte Schiffsprogramm umfasst eine Summe von rund 1,9 Mrd. DM.

Zur Bekämpfung inflationärer Tendenzen beschließt die Bank von England in London die Erhöhung des Diskontsatzes von 4,5% auf 5,5%, wodurch die Kredite für Banken verteuert werden. Dies ist der höchste Diskontsatz seit 1932.

17.2.1956, Freitag

Die US-amerikanische Regierung erlässt einen Lieferstopp für Waffen in Länder des Nahen Ostens. Begründet wird diese Maßnahme mit der angespannten Lage in der Region.

Das französische Außenministerium verweigert dem Kulturminister der DDR Johannes R. Becher ein Einreisevisum für Frankreich. Becher wollte an den Feierlichkeiten zum 100. Todestag des Schriftstellers Heinrich Heine in Paris teilnehmen.

Die US-Luftwaffe stellt in Palmdale/Kalifornien ihr neuestes Kampfflugzeug, die F-104 “Starfighter”, der Öffentlichkeit vor. Die F-104 erreicht zweifache Schallgeschwindigkeit.

18.2.1956, Samstag

In Washington wird von Regierungsvertretern der USA und der Bundesrepublik Deutschland ein Abkommen über die friedliche Nutzung der Atomenergie unterzeichnet. Die Bundesrepublik erhält die Möglichkeit in den USA Atomreaktoren zu Versuchszwecken zu kaufen.

19.2.1956, Sonntag

Aus den Parlamentswahlen in Griechenland geht die konservative Nationale Radikale Union von Ministerpräsident Konstantin Karamanlis als stärkste politische Kraft hervor.

20.2.1956, Montag

Sieben ehemalige Mitglieder des Gesamt-deutschen Blocks/Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (GB/BHE), darunter die Bundesminister Waldemar Kraft und Theodor Oberländer, die im Juli aus dem GB/BHE ausgetreten waren und seither bei der CDU/CSU-Fraktion des Deutschen Bundestags hospitiert haben, treten offiziell der CDU/CSU-Fraktion bei.

Durch ein konstruktives Misstrauensvotum von SPD und FDP wird der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen Karl Arnold (CDU), gestürzt. Der Sozialdemokrat Fritz Steinhoff wird zum neuen Regierungschef gewählt.

Das Bundesministerium für Ernährung Landwirtschaft und Forsten veröffentlicht den “Grünen Bericht” über die Lage der westdeutschen Landwirtschaft. Darin wird u.a. festgestellt, dass vor allem kleine Betriebe unter 10 ha Gesamtfläche sich in einer finanziellen Notlage befinden.

21.2.1956, Dienstag

In einer in Moskau veröffentlichten gemeinsamen Erklärung der Zentralkomitees der KPdSU und der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PVAP) wird die 1938 vom damaligen sowjetischen Staats- und Parteichef Josef W. Stalin verfügte Auflösung der KP Polens als unrechtmäßig bezeichnet.

Die australische Schwimmerin Dawn Fraser stellt in Sydney mit einer Zeit von 1:04,5 min einen neuen Weltrekord über 100 m Kraul auf.

22.2.1956, Mittwoch

Der langjährige Vorsitzende des FDP-Landesverbands Nordrhein-Westfalen Friedrich Middelhauve, tritt von seinem Amt zurück. Middelhauve ist ein Gegner des Koalitionswechsels seiner Partei von der CDU zur SPD.

US-Präsident Dwight D. Eisenhower verfügt in Washington die Freigabe von 40 000 kg Uran 235 zur friedlichen Verwendung in Atomreaktoren. Die Hälfte des radioaktiven Materials soll ausländischen Interessenten, mit Ausnahme der UdSSR. Rund ihrer Verbündeten, zur Verfügung gestellt werden.

23.2.1956, Donnerstag

In Frankfurt am Main gibt die Bundesbahndirektion bekannt, dass vom 15. März 1956 an zehn bis 19 Jahre alte Kinder aus kinderreichen Familien auf den Strecken der Bundesbahn nur noch den halben Fahrpreis bezahlen müssen. In den Genuss dieser Regelung kommen Familien mit mindestens drei Kindern.

In London schließen Großbritannien und mehrere Westindische Inseln einen Vertrag über die Bildung einer Föderation der britischen Besitzungen in der Karibik. An diesem Zusammenschluss, einer Vorstufe der Unabhängigkeit sind u.a. Barbados, Jamaika und Trinidad beteiligt.

Eine Gruppe von 16 Mitgliedern der FDP-Bundestagsfraktion spaltet sich aufgrund innerparteilicher Differenzen von der Fraktion ab. Der Rest der FDP-Fraktion unter der Führung von Thomas Dehler beschließt die Aufkündigung der Koalition mit CDU/CSU und DP.

24.2.1956, Freitag

Der Bundesrat in Bonn gibt seine Zustimmung zu einer Reihe von neuen Verkehrsvorschriften. Künftig müssen Kraftfahrzeuge über einen Innen- und Außenspiegel verfügen; an den neu einzurichtenden Verkehrsüberwegen für Fußgänger (“Zebrastreifen”) haben Fußgänger Vorrang.

In München findet die Uraufführung des deutschen Spielfilms “Ich suche dich” mit O. W. Fischer und Nadja Tiller in den Hauptrollen statt.

25.2.1956, Samstag

In Moskau endet nach elftägiger Dauer der XX. Parteitag der KPdSU, auf dem der Erste Sekretär der Partei, Nikita S. Chruschtschow, in einer Geheimrede den früheren sowjetischen Staats- und Parteichef Josef W. Stalin zahlreicher Verfehlungen und Verbrechen beschuldigt.

26.2.1956, Sonntag

In Daytona Beach (US-Bundesstaat Florida) kommt es zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen rund 10 000 Jugendlichen und der Polizei. Die Jugendlichen planten auf den Straßen des Ortes ein Autorennen zu veranstalten. Als die Polizei dies zu unterbinden versuchte, beschädigten Jugendliche mehrere Polizeifahrzeuge. Bei den anschließenden Auseinandersetzungen ging die Polizei auch mit Tränengas gegen die Menge vor.

27.2.1956, Montag

Beide Häuser des südafrikanischen Parlaments verabschieden in Pretoria ein Gesetz über die parlamentarische Vertretung sog. Mischlinge. Demnach entsendet der gemischtrassige Bevölkerungsteil vier Vertreter, die jedoch Weiße sein müssen, in das Parlament.

28.2.1956, Dienstag

Das Bundeskabinett in Bonn verabschiedet den Entwurf zu einem Soldatenversorgungsgesetz. Vorgesehen ist u.a., dass Soldaten, die sich auf zwölf Jahre verpflichtet haben, nach Ablauf ihrer Dienstzeit einen Arbeitsplatz bei Behörden erhalten sollen.

Der Magistrat von Berlin (Ost) erlässt eine Verordnung, nach der mit Ablauf des Schuljahrs 1955/56 an den Ostberliner Oberschulen kein Religionsunterricht mehr erteilt werden darf.

29.2.1956, Mittwoch

In Düsseldorf stellt der neugewählte Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens, Fritz Steinhoff sein Kabinett vor, dem Vertreter der SPD, der FDP und des Zentrums angehören.

Die FDP-Fraktion im Landtag von Nordrhein-Westfalen erstattet gegen den Minister für Atomfragen, Franz Josef Strauß, Strafanzeige wegen übler Nachrede. Strauß hatte geäußert, die FDP wolle die Westbindung der Bundesrepublik aufweichen und strebe einen politischen und wirtschaftlichen Ausgleich mit der DDR an.

Chroniknet