Was geschah im Juni 2001

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1.6.2001, Freitag

Johannesburg : Der durch seinen Kampf gegen Aids bekannt gewordene südafrikanische Junge Nkosi Johnson erliegt im Alter von 12 Jahren der Immunschwächekrankheit. Der von seiner Mutter bei der Geburt angesteckte Nkosi war in Südafrika eine Symbolfigur der Aids-Bekämpfung. International bekannt wurde er durch sein Auftreten auf der weltgrößten Aids-Konferenz im Jahr 2000 in Durban.

Katmandu: Bei einem Familientreffen im Königspalast werden König Birendra, Königin Aishwarya und sechs weitere Mitglieder der nepalesischen Königsfamilie erschossen. Die genauen Hintergründe der Bluttat sind unklar. Der Königssohn und angebliche Todesschütze Dipendra erliegt am 4. Juni den bei dem Massaker erlittenen Verletzungen. Zum neuen Monarchen wird der Bruder des ermordeten Königs, Gyanendra Bir Bikram Shah Dev, gekrönt.

Tel Aviv: Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) löst eine kontroverse Debatte über den Import von embryonalen Stammzellen für die gentechnische Forschung aus. Clement stellt bei einem Israel-Besuch Wissenschaftlern der Universität Bonn finanzielle Hilfen für derartige Arbeiten in Aussicht. Die Bonner Forscher vereinbaren mit der Universität Haifa, von dort solche Zellen zu beziehen. Clement plädiert dafür, Forschungen an importierten Stammzellen in Deutschland zuzulassen.

2.6.2001, Samstag

Nairobi : Ohne Ergebnis endet ein Gipfeltreffen zur Beendigung des Bürgerkriegs im Sudan, wo seit 1983 die christlich-animistische Bevölkerung des Südens gegen die islamisch-fundamentalistische Zentralregierung in Khartum kämpft. In den Gesprächen mit vier afrikanischen Staatschefs bekunden zwar sowohl Präsident Omar Hassan el Bashir als auch Rebellenführer John Garang ihren Willen zu einem Waffenstillstand, können sich jedoch nicht auf die Modalitäten einigen. In dem Krieg sind bislang etwa 2 Mio. Menschen umgekommen.

Jerusalem: Der auf einer Nahostreise befindliche Bundesaußenminister Joschka Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) übernimmt nach dem Attentat von Tel Aviv eine Vermittlerrolle. Er fordert die israelische Regierung auf, an Verhandlungen festzuhalten und bringt Palästinenserpräsident Jasir Arafat nach intensiven Kontakten mit der israelischen Führung dazu, eine “bedingungslose, sofortige Waffenruhe” auszurufen. Arafat kommt damit einem massiven Vergeltungsschlag der israelischen Armee zuvor.

3.6.2001, Sonntag

Rom : Der einbalsamierte Leichnam des im Jahr 2000 selig gesprochenen Papstes Johannes XXIII. wird umgebettet. Zehntausende von Gläubigen begleiten die Zeremonie für den 1963 verstorbenen Papst. Der gläserne Sarg wird zunächst auf dem Petersplatz ausgestellt und dann in einer Prozession von Kardinälen und Messdienern in die Haupthalle der Basilika gebracht.

Augsburg: Auf dem Treffen der Sudetendeutschen Landsmannschaft verlangt als Gastredner Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) von der tschechischen Regierung die Aufhebung der sog. Benes-Dekrete, die nach dem Zweiten Weltkrieg erlassen worden waren. Darin waren Vertreibung und Enteignung der Sudetendeutschen verfügt worden.

4.6.2001, Montag

Hongkong : Tausende Menschen gedenken am zwölften Jahrestag des Massakers auf dem Pekinger Platz des Himmlischen Friedens der Opfer. Rund 10 000 Demonstranten versammeln sich in dem von Kerzen erleuchteten Victoria Park zum Gedenken an die Opfer der chinesischen Demokratiebewegung.

New York: Mit dem Gewinn von zwölf der begehrten “Tonys” ist Mel Brooks’ musikalische Satire “The Producers” ist der größte Broadway-Erfolg aller Zeiten. Den Rekord hielt seit 1964 “Hello Dolly” mit zehn Auszeichnungen. “The Producers” (Die Produzenten), in dem sich Brooks u.a. über Hitler und die Nazis, Juden und Homosexuelle lustig macht, wird vom Theaterverband “American Theater Wing” zum besten Musical der Saison gekürt. Brooks inszenierte das Musical nach seinem gleichnamigen Film von 1967.

5.6.2001, Dienstag

Pjöngjang : Nordkorea wird derzeit von der längsten Dürre seit Bestehen des Landes heimgesucht. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA seien bereits 80 bis 90% der gepflanzten Kartoffeln und der Saat für Weizen, Gerste und Mais im Boden vertrocknet. Die 22 Mio. Einwohner leiden bereits seit 1995 unter Hunger. Nach offiziellen Angaben gab es schon mehr als 200 000 Hungertote.

6.6.2001, Mittwoch

San Remo : Nach mehreren Dopingfällen beim laufenden Giro d’Italia durchsucht die italienische Polizei in einer überraschenden Aktion nach Ende der 17. Etappe die Hotels aller an dem Rad-Etappenrennen teilnehmenden 20 Mannschaften. Zuvor waren der Franzose Pascal Herve und der Italiener Ricardo Forconi wegen positiver Doping-Proben bereits aus dem Rennen genommen worden.

Los Angeles : Ein Schwurgericht im US-Bundesstaat Kalifornien verurteilt den Tabakkonzern Philip Morris auf Straf- und Schadenersatzzahlungen von mehr als 3 Mrd. US-Dollar an einen krebskranken Raucher. Der an Gehirn- und Lungenkrebs leidende 56-Jährige raucht nach eigenen Angaben seit seinem 13. Lebensjahr. Er will erst Mitte der 90er Jahre von den Gefahren des Tabak-Konsums erfahren haben.

7.6.2001, Donnerstag

Buenos Aires: Der frühere argentinische Präsident Carlos Menem wird wegen illegaler Waffenverkäufe unter Hausarrest gestellt. Im Falle eines Schuldspruchs drohen ihm bis zu zehn Jahre Haft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, entgegen einem Waffenembargo der Vereinten Nationen zwischen 1991 und 1995 Waffen nach Kroatien und Ecuador geschmuggelt zu haben.

Dublin: In einem Referendum lehnen die Wähler in Irland den Vertrag von Nizza ab und blockieren damit vorerst die angestrebte EU-Reform, die Grundlage für die Osterweiterung der Europäischen Union. 54% der Wähler erteilen dem Projekt eine Absage. Irland ist der einzige Mitgliedsstaat, der seine Bürger in einem Referendum über den Nizza-Pakt abstimmen lässt.

Berlin: Nach tagelangem Tauziehen verkündet der SPD-Landesvorsitzende Peter Strieder das Ende der seit 1991 bestehenden Zusammenarbeit mit der CDU. Zuvor hatten die Sozialdemokraten ein vom Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) vorgelegtes Sanierungskonzept abgelehnt und damit die Konsequenzen aus dem Dauerstreit über die Landesfinanzen und den monatelangen Querelen um die Spendenaffäre des früheren CDU-Fraktionschefs Klaus Landowsky gezogen. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) gibt der Berliner SPD freie Hand für eine Koalition auch mit der PDS nach einer vorgezogenen Wahl.

8.6.2001, Freitag

Ikeda : Ein Amokläufer richtet an einer Grundschule ein Blutbad an. Der Mann dringt mit einem Küchenmesser bewaffnet in die Schule in der westjapanischen Stadt ein und tötet acht Kinder. 13 Schüler und zwei Lehrer werden verletzt. Der 37 Jahre alte Täter wird anschließend verhaftet und verletzt in ein Krankenhaus gebracht. Er soll sich in psychiatrischer Behandlung befunden und vor der Tat eine Überdosis Anti-Depressiva eingenommen haben.

Verona : Der mit Spannung erwartete Boxkampf der Töchter berühmter Väter endet mit einem Sieg für Laila Ali: Die 23 Jahre alte Tochter von Muhammad Ali besiegt im “Turning Stone Casino” die 16 Jahre ältere Jacqui Frazier-Lyde über acht Runden nach Punkten und erkämpft damit den dritten Sieg in der spektakulären Familien-Fehde. Ihr Vater hatte 1971 gegen Joe Frazier verloren, aber die beiden Revanchekämpfe 1974 und 1975 jeweils gewonnen.

9.6.2001, Samstag

London : Der erst am Vortag ernannte neue britische Außenminister Jack Straw will den proeuropäischen Kurs seines Vorgängers Robin Cook fortsetzen. Premierminister Tony Blair hatte nach dem Wahlsieg seiner Labour Party überraschend Cook durch den bisherigen Innenminister Straw ersetzt.

Berlin : Nach dem Scheitern der Großen Koalition in der Bundeshauptstadt starten PDS, Bündnisgrüne und FDP ihre Unterschriftensammlung für vorgezogene Neuwahlen. Um die Zulassung eines Volksbegehrens beantragen zu können, sind zunächst 50 000 Unterschriften notwendig.

10.6.2001, Sonntag

Berlin: Der SPD-Fraktionschef Klaus Wowereit wird auf dem Sonderparteitag der Berliner SPD einstimmig zum Spitzenkandidaten für das Amt des Regierenden Bürgermeisters gewählt. Bei wenigen Enthaltungen wird zudem der Kurs der SPD-Spitze zur Auflösung der Koalition unterstützt. Wowereit bekennt sich auf dem Parteitag zu seiner Homosexualität. “Ich sage Euch was zu meiner Person: Ich bin schwul und das ist auch gut so. Ich habe nie schwule Politik gemacht, sondern als Schwuler Politik”, sagt er vor den Delegierten.

11.6.2001, Montag

Terre Haute: Bei der ersten Hinrichtung durch US-Bundesbehörden seit 1963 stirbt derOklahoma-Attentäter Timothy McVeigh im Bundesgefängnis im US-Bundesstaat Indiana durch eine Giftinjektion. In Oklahoma können mehr als 200 Menschen – zumeist Angehörige der Opfer – der Hinrichtung per Video zusehen. Im Gefängnis selbst sind neben mehreren Journalisten zehn Angehörige bei der Exekution zugegen. Bei dem Bombenanschlag am 19. April 1995 auf ein mehrstöckiges Bundesgebäude in Oklahoma-City waren 168 Menschen ums Leben gekommen.

Berlin: Bundesregierung und Stromwirtschaft unterzeichnen den sog. Atom-Konsens. Er erlaubt allen deutschen Atomkraftwerken, noch so viel Strom zu produzieren, dass sich umgerechnet eine Gesamtlaufzeit von 32 Jahren ergibt. Das letzte deutsche Kernkraftwerk soll in etwa 20 Jahren vom Netz gehen. Zudem darf kein neuer Atommeiler gebaut werden.

12.6.2001, Dienstag

Manila : Auf der südphilippinischen Insel Basilan hat die militante Moslemgruppe Abu Sayyaf nach eigenen Angaben eine ihrer drei US-Geiseln getötet. Es soll sich um Guillermo Sobero aus Kalifornien handeln. “Wir haben einen Amerikaner bedingungslos freigelassen, unseren Freund Guillermo, aber wir haben ihn ohne Kopf freigelassen”, teilt der Abu-Sayyaf-Kommandeur Abu Sabaya über Radio Mindanao mit. Die Rebellen haben 28 Geiseln in ihrer Gewalt.

Bonn : Die früheren Staatsbetriebe Deutsche Telekom und British Telecom vereinbaren eine weit reichende Mobilfunkallianz. Beabsichtigt ist eine enge Kooperation ihrer Mobilfunktöchter T-Mobile und BT Wireless beim Aufbau der UMTS-Netze in beiden.

13.6.2001, Mittwoch

Frankfurt am Main : Mit zahlreichen Gottesdiensten beginnt der 29. Deutsche Evangelische Kirchentag. Er steht unter dem Motto “Du stellst meine Füße auf weiten Raum”. Zu den am heftigsten diskutierten Themen gehört die Embryonenforschung.

Brüssel: US-Präsident George W. Bush gelingt es beim ersten Treffen mit den NATO-Partnern nicht, die Zweifel der Verbündeten an den Plänen für einen Raketenschutzschild auszuräumen.

Berlin : Wegen Aussagen ihres stellvertretenden Vorsitzenden Peter Porsch zum Mauerbau gerät die PDS unter heftige Kritik. Porsch hatte die Errichtung der Mauer im Jahr 1961 als historisch verständlich und legitim bezeichnet, niemandem wäre mit einer Entschuldigung für die Mauer geholfen.

14.6.2001, Donnerstag

Göteborg: Die Europäische Union und US-Präsident George Bush können ihren Streit über den Klimaschutz nicht ausräumen. In einer gemeinsamen Erklärung bekunden beide Seiten, man sei weiter uneins über das Protokoll von Kyoto, aber dennoch entschlossen, ” in allen relevanten Gremien zusammenzuarbeiten, um den Klimawandel anzugehen “. Am Rande des Gipfels kommt es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei.

15.6.2001, Freitag

Berlin : Die ersten ehemaligen NS-Zwangsarbeiter erhalten jetzt ihr Geld. Erste Überweisungen von etwa 200 Mio. DM sind nach Angaben der Stiftung “Erinnerung, Verantwortung und Zukunft” an die polnische und tschechische Partnerorganisation sowie an die Jewish Claims Conference gegangen. Für die Opfer sind zwischen 5 000 und 15 000 US-Dollar pro Kopf vorgesehen, die Anwälte der ehemaligen Zwangsarbeiter erhalten knapp 55 Mio. US-Dollar.

Göteborg: Schwere Krawalle militanter Globalisierungsgegner überschatten den EU-Gipfel in der westschwedischen Stadt. Etwa 200 teilweise maskierte Demonstranten bewerfen berittene Polizisten mit Pflastersteinen, Latten und Molotowcocktails. Die Proteste und Krawalle hatten bereits mit der Ankunft von US-Präsident George W. Bush am Vortag begonnen. Bei ihrem Gipfeltreffen bekennen sich die 15 EU-Länder ausdrücklich zu einer schnellen Erweiterung der Europäischen Union.

16.6.2001, Samstag

Berlin : SPD und Bündnis 90/Die Grünen stürzen mit Hilfe der PDS den langjährigen Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) durch ein Misstrauensvotum und wählen SPD-Fraktionschef Klaus Wowereit zu seinem Nachfolger. Wowereit erhält bei der Abstimmung im Abgeordnetenhaus 89 Stimmen, das sind drei weniger, als SPD, PDS und Grüne insgesamt haben. 78 Abgeordnete stimmen gegen ihn, zwei enthalten sich. Außerdem werden fünf Senatoren der SPD und drei der Grünen gewählt.

Mahlow : In der brandenburgischen Gemeinde demonstrieren mehrere tausend Menschen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Eigens aus seiner Heimatstadt Birmingham angereist war der seit einem Überfall von rechtsgerichteten Jugendlichen im Jahr 1996 querschnittsgelähmte Farbige Noel Martin. Die Landesregierung Brandenburgs und der Bürgermeister der Gemeinde Mahlow entschuldigen sich auch formell für den ausländerfeindlichen Anschlag.

17.6.2001, Sonntag

Sofia: Die Partei des früheren Königs Simeon II., die “Nationale Bewegung Simeon II.”, verpasst bei den bulgarischen Parlamentswahlen mit dem Gewinn von 120 Mandaten knapp die absolute Mehrheit. Sie ist auf eine Koalition mit der Partei der Bulgaren türkischer Abstammung angewiesen, die 21 Abgeordnete stellt. Die bisher regierenden Vereinigten Demokratischen Kräfte (ODS) von Ministerpräsident Iwan Kostow kommen nur noch auf 51 Sitze. Die aus den ehemaligen Kommunisten hervorgegangenen oppositionellen Sozialisten erreichten 48 Sitze. Der 64-jährige Monarch, der seit seiner Vertreibung im Jahr 1946 im spanischen Exil lebt, will das Land aus der Wirtschaftskrise führen und die Korruption bekämpfen.

Berlin : Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) will nach den Krawallen beim EU-Gipfel in Göteborg prüfen lassen, ob die Reisefreiheit gewalttätiger Demonstranten eingeschränkt werden kann. Vorbild hierfür seien die Ausreiseverbote für Hooligans vor der Fußball-Europameisterschaft 2000. Die Justizbehörden in Göteborg haben 23 Haftbefehle erlassen.

18.6.2001, Montag

Rom : Der neue italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi kündigt eine Modernisierung Italiens, Schuldenabbau und Steuererleichterungen an. Zugleich verspricht er in einer Regierungserklärung Kontinuität in der Außenpolitik.

Frankfurt an der Oder : Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) unterstützt den Wunsch Polens nach einem Beitritt zur Europäischen Union im Jahr 2004. Unterschiedlicher Auffassung sind Schröder und sein polnischer Amtskollege Jerzy Buzek bei der Frage der Freizügigkeit von Arbeitnehmern aus neuen EU-Staaten. Schröder fordert eine Übergangsfrist von sieben Jahren, Polen lehnt dies ab.

19.6.2001, Dienstag

Berlin : Mehr als 10 000 Anhänger feiern in der Max-Schmeling-Halle die US-amerikanische Pop-Queen Madonna, die nach elf Jahren erstmals wieder in Deutschland gastiert. Berlin, wo sie vier Auftritte absolviert, ist nach Barcelona und Mailand die dritte Station ihrer “Drowned World Tour”.

Paris : Acht europäische Staaten bekunden auf der internationalen Luft- und Raumfahrtschau in Le Bourget die Absicht zur Beschaffung von 193 Transportern des Typs Airbus A 400 M. Die Bundeswehr will 73 Transportflugzeuge von Airbus kaufen, die ab 2008 die dann veraltete Transall ablösen sollen. Dem bislang größten europäischen Rüstungsprojekt gingen jahrelange Debatten voraus. Deutschland favorisierte lange die Anschaffung der preiswerteren russischen Antonow AN7X.

20.6.2001, Mittwoch

Frankfurt am Main : Nach gerade einmal 24 Stunden zerbricht das geplante schwarz-grün-gelbe Bündnis im Frankfurter Stadtparlament. Die Grünen kündigen die am Vortag geschlossene Vereinbarung auf, nachdem ein rechtsradikaler Republikaner in geheimer Listenwahl als eines der 14 ehrenamtlichen Mitglieder in die Stadtregierung gewählt worden war. Er erhielt vier Stimmen, obwohl seine Fraktion nur drei Mitglieder hat.

21.6.2001, Donnerstag

Lusaka : Millionen Menschen werden im südlichen Teil Afrikas Zeugen der ersten totalen Sonnenfinsternis des 21. Jahrhunderts. In Angola, Sambia, Malawi, Mosambik und Madagaskar beobachten auch zahlreiche Touristen und Wissenschaftler das Naturschauspiel.

Berlin: Der Geschäftsmann Dieter Holzer, der als Berater für den Konzern Elf Aquitaine tätig war, als dieser Anfang der 90er Jahre die Leuna-Raffinerie erworben hatte, bestreitet Schmiergeldzahlungen an Altbundeskanzler Helmut Kohl und andere deutsche Politiker. Er habe lediglich ein Geschäft gemacht, sagte Holzer vor Journalisten, nachdem er vor dem Parteispenden-Untersuchungsausschuss des Bundestages jegliche Aussage mit Hinweis auf ein gegen ihn laufendes Ermittlungsverfahren verweigert hatte.

22.6.2001, Freitag

Berlin : Der Terroristenfilm “Die innere Sicherheit” von Christian Petzold wird mit dem Deutschen Filmpreis in Gold ausgezeichnet. Als beste Hauptdarsteller werden Katrin Saß (in “Heidi M.”) und Moritz Bleibtreu (in “Das Experiment” und “Im Juli”) ausgezeichnet.

Ankara : Das türkische Verfassungsgericht verbietet die islamistische Tugendpartei. Das Verfahren gegen die größte Oppositionspartei im Land, die mit 102 Abgeordneten im Parlament vertreten ist, war 1999 eingeleitet worden. Ihr wird u.a. vorgeworfen, einen militanten Islamismus zu fördern.

Berlin : Die Stiftungsinitiative zur Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern befürchtet nach eigenen Angaben, dass sie Zahlungen an die Opfer kürzen muss. Sie rechnet mit rd. 1,5 Mio. Anträgen, 300 000 mehr als ursprünglich angenommen.

23.6.2001, Samstag

Hildesheim: Auf dem Parteitag der Niedersachsen-CDU ruft die CDU-Bundesvorsitzende Angela Merkel ihre Partei eindringlich zur Geschlossenheit auf. Wer bei den Christdemokraten nicht wisse, wo der politische Wettbewerber stehe, müsse zur Verantwortung gezogen werden, sagt Merkel.

Berlin : 500 000 Schwule und Lesben ziehen – vielfach bunt kostümiert – am traditionellen Christopher Street Day vom Kurfürstendamm zur Siegessäule im Tiergarten. Die Parade steht unter dem Motto “Berlin stellt sich quer gegen Rechts”. Auf der Abschlusskundgebung appelliert Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) an die Gesellschaft, sich mit aller Kraft jeder Form von Ausgrenzung entgegen zu stellen.

Peking : Die drei Startenöre Luciano Pavarotti, Jose Carreras und Placido Domingo unterstützen mit einer Aufführung vor der Verbotenen Stadt die Bewerbung Pekings um die Olympischen Spiele 2008. Das Konzert vor 30 000 Menschen findet unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt.

24.6.2001, Sonntag

Manila : Nach dem Ausbruch des mehr als 2400 m hohen Vulkans Mayon auf der philippinischen Insel Luzon fliehen 23 000 Menschen aus ihren Dörfern am Fuße des Berges. Der im Südosten der Insel gelegene Vulkan ist weltweit einer der aktivsten und brach in den vergangenen 400 Jahren insgesamt 49 Mal aus.

Kiew : Die Bemühungen von Papst Johannes Paul II. um Aussöhnung mit den orthodoxen Christen erleiden einen Rückschlag. Der Führer der größten Glaubensgemeinschaft in der Ukraine, der Metropolit der Moskau-orientierten Orthodoxen, kommt nicht zu einem interreligiösen Treffen mit dem Papst in Kiew. Jüdische, muslimische und andere orthodoxe Kirchenführer nehmen hingegen teil.

25.6.2001, Montag

Lima : Der geflüchtete frühere peruanische Geheimdienstchef Vladimiro Montesinos wird von Venezuela an Peru ausgeliefert. In seiner Heimat soll ihm wegen politischer Morde, Korruption und Unterschlagung von Staatsgeldern in der Ära Fujimori der Prozess gemacht werden.

Wien : Nach mehr als drei Jahren setzt Österreichs – befristet bis zum 3. Juli – wieder die Kontrollen an den Grenzen zu Deutschland und Italien in Kraft. Anlass sind befürchtete mögliche Krawalle beim bevorstehenden Weltwirtschaftsforum Osteuropa in Salzburg.

26.6.2001, Dienstag

Berlin: Die Deutsche Bahn will im Zuge ihrer Sanierung bis 2003 acht der 18 Instandhaltungswerke schließen, ein weiteres wird verkauft. Sechs der neun betroffenen Werke liegen in Ostdeutschland. Insgesamt werden knapp 6000 Arbeitsplätze gestrichen.

Mannheim: Der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg weist die Berufungsklage einer muslimischen Lehrerin ab, die sich geweigert hatte, im Unterricht ihr Kopftuch abzulegen. Deshalb war sie nicht in das Beamtenverhältnis übernommen worden. Nach Auffassung der Mannheimer Richter habe bei Lehrern die staatliche Neutralitätspflicht Vorrang vor der Religionsfreiheit.

27.6.2001, Mittwoch

Den Haag: Der Internationale Gerichtshof gibt einer deutschen Klage gegen die USA in fast allen Punkten statt. Es ging um den Fall der 1999 im US-Bundesstaat Arizona hingerichteten deutschen Brüder Karl und Walter LaGrand. Ihnen war seinerzeit von den US-Behörden der konsularische Beistand verweigert worden. Nach Ansicht der Richter haben die USA in diesem Fall mit der Missachtung der Wiener Konvention einen Rechtsverstoß sowohl gegen die Bundesrepublik Deutschland als auch gegen die Brüder begangen.

München: Das Landgericht München spricht der früheren Sprinterin Katrin Krabbe 1,5 Mio. DM Entschädigung zu. Der Leichtathletik-Weltverband hatte eine Sperre Krabbes wegen Medikamentenmissbrauchs unzulässig um zwei Jahre verlängert.

28.6.2001, Donnerstag

Washington : Die Aufspaltung des weltgrößten Softwarekonzerns Microsoft ist vorerst abgewendet. Ein Berufungsgericht hebt das Zerschlagungsurteil aus dem Jahr 2000 auf. Der Vorwurf, das Unternehmen habe sein Quasi-Monopol auf dem Markt für Betriebssysteme wettbewerbswidrig ausgenutzt habe, wurde aber teilweise aufrechterhalten. In erster Instanz war Microsoft nach einer Klage der US-Regierung für schuldig befunden worden, seine marktbeherrschende Stellung in der Software-Branche missbraucht zu haben, um Wettbewerbern zu schaden.

Den Haag: Die serbische Regierung überstellt den früheren Staatschef Slobodan Milo c an das UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag. In der Belgrader Innenstadt demonstrieren mehrere tausend empörte Milo c -Anhänger gegen die Auslieferung. Das UNO-Tribunal will Milo c wegen seiner Kriegsverbrechen an Zivilisten im Kosovo-Krieg 1999 zur Rechenschaft ziehen.

29.6.2001, Freitag

Berlin : Der Bundestag beschließt die Abschaffung des fast 70 Jahre alten Rabattgesetzes.

Belgrad: Die Auslieferung von Ex-Präsident Slobodan Milo c an das UNO-Kriegsverbrechertribunal stürzt Jugoslawien in eine schwere Regierungskrise. Aus Protest reicht der jugoslawische Ministerpräsident Zoran Zizic seinen Rücktritt ein, was den Rücktritt des gesamten Kabinetts zur Folge hat. Zizics Sozialistische Volkspartei Montenegros erklärt, die Auslieferung sei illegal und nicht verfassungsgemäß gewesen. Serbiens Regierungschef Zoran Djindji c verteidigt hingegen die Auslieferung.

30.6.2001, Samstag

Seoul: Eine siebenköpfige nordkoreanische Familie, die im Büro des UNO-Flüchtlingshilfswerks in Peking Zuflucht gesucht hatte, ist nach Südkorea ausgeflogen worden, wo ihr Exil gewährt wird. In ähnlichen Fällen hatte China auf Grund vertraglicher Verpflichtungen Nordkoreaner bislang immer zurück in ihre Heimat geschickt.

Chroniknet