Was geschah im März 1995

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1.3.1995, Mittwoch

Der polnische Sejm wählt den Parlamentspräsidenten Józef Oleksy zum Premierminister. Er ist Nachfolger von Waldemar Pawlak, der auf Betreiben von Staatschef Lech Walesa durch ein konstruktives Misstrauensvotum abberufen wurde.

Der Direktor des größten russischen Fernsehsenders, Wladislaw Listjew, wird von unbekannten Tätern auf der Treppe seines Hauses erschossen. Der Mord löst in der Öffentlichkeit große Anteilnahme und Empörung aus.

Das Europäische Parlament lehnt den Entwurf einer europäischen Richtlinie zur Patentierung menschlicher, tierischer und pflanzlicher Gene ab.

Der Ende November 1994 zum Präsidenten von Uruguay gewählte Julio Mario Sanguinetti wird in sein Amt eingeführt. Sanguinetti, der im Parlament auf die Zusammenarbeit mit der oppositionellen Blanco-Partei angewiesen ist, kündigt eine Rentenreform und eine Verschlankung des Staatsapparates an.

Der Rocksänger Bruce Springsteen erhält bei der 37. Verleihung der Grammy-Musikpreise in Los Angeles vier Auszeichnungen. Mit dem Preis für die Aufnahme des Jahres wird Sheryl Crow (“All I Wanna Do”) bedacht.

2.3.1995, Donnerstag

Wissenschaftler des Forschungszentrums Fermilab in der Nähe von Chicago teilen mit, dass die im April 1994 nur vermutete Existenz des sog. Top-Quarks experimentell nachgewiesen werden konnte. Die Elementarteilchen Quarks sind die fundamentalen Bausteine der Materie.

Im US-Senat verfehlt ein Antrag der Republikaner auf Annahme eines Verfassungszusatzes, durch den Regierung und Parlament zur Aufstellung eines ausgeglichenen Haushalts gezwungen werden sollten, die erforderliche Zweidrittelmehrheit.

Nach einer Serie von Brandanschlägen auf türkische Reisebüros in mehreren deutschen Städten verbietet Bundesinnenminister Manfred Kanther (CDU) das Kurdistan-Informationsbüro (KIB). Zeitgleich werden in Bayern weitere fünf Kurdenvereine aufgelöst, die ebenso wie das KIB die 1993 verbotene Kurdische Arbeiterpartei (PKK) unterstützt haben sollen.

3.3.1995, Freitag

Mehr als zwei Jahre nach Beginn der UNO-Mission “Operation Hoffnung” verlassen die letzten Blauhelme Somalia.

4.3.1995, Samstag

Mit rd. 135 000 verkauften Fahrkarten verzeichnet die Deutsche Bahn AG den bisher größten Erfolg ihres Billig-Tickets “Schönes Wochenende”.

5.3.1995, Sonntag

Gunda Niemann (Erfurt) gewinnt im norwegischen Savalen zum vierten Mal die Eisschnelllauf-Weltmeisterschaft im Großen Vierkampf.

Die Inkatha Freiheitspartei (IFP), die politische Interessenvertretung der Zulus in Südafrika, beendet ihren am 21. Februar proklamierten Parlamentsboykott. Anlass waren Auseinandersetzungen mit dem ANC und der weißen Nationalpartei über den Status der Provinz KwaZulu/Natal.

Auf der bis zum 18. März dauernden Plenarversammlung des Nationalen Volkskongresses kritisiert der chinesische Ministerpräsident Li Peng überraschend deutlich Fehler seiner Regierung.

Bei der Parlamentswahl ist Estland büßt die bürgerlich-konservative Regierungskoalition ihre Mehrheit ein. Wahlsieger ist die Koalitionspartei des früheren KP-Funktionärs Tiit Vähi.

6.3.1995, Montag

Angesichts der Turbulenzen im Europäischen Währungssystem werden auf Beschluss der EU-Finanzminister die spanische Peseta und der portugiesische Escudo abgewertet.

Die Europäische Kommission und die Türkei vereinbaren eine Zollunion, die am 1. Januar 1996 wirksam wird. Das Abkommen wird trotz Bedenken wegen der türkischen Menschenrechtspolitik im Dezember vom Europäischen Parlament bestätigt.

7.3.1995, Dienstag

Mit nur einer Stimme Mehrheit scheitert bei der Jahrestagung der UNO-Menschenrechtskommission in Genf eine Resolution westlicher Staaten, in der die chinesische Menschenrechtspolitik verurteilt werden sollte.

Beide Parlamentskammern des US-Bundesstaates New York beschließen die Wiedereinführung der Todesstrafe, die damit in 38 Staaten der USA gilt.

Das mexikanische Abgeordnetenhaus billigt ein am 21. Februar unterzeichnetes Kredithilfeabkommen mit den USA. Die USA gewähren Mexiko eine Kreditgarantie in Höhe von 20 Mrd. US-Dollar (rd. 29 Mrd. DM). Im Gegenzug verpflichtet sich Mexiko zu strikten Sparmaßnahmen und einer Fortsetzung der Privatisierungspolitik.

Der Rundfunkrat des Westdeutschen Rundfunks (WDR) wählt den bisherigen WDR-Hörfunkchef Fritz Pleitgen zum neuen Intendanten des Senders. Er löst Friedrich Nowottny ab.

8.3.1995, Mittwoch

Das Verfassungsgericht der Tschechischen Republik bestätigt die Rechtmäßigkeit des 1945 erlassenen Dekrets 108, das die wichtigste Grundlage für die entschädigungslose Enteignung des Eigentums deutscher Bürger in der damaligen Tschechoslowakei war.

Mit deutlichen Stimmengewinnen für die rechtsliberale VVD – sie erreicht 27,2% – enden die Provinzwahlen in den Niederlanden. Mit 17,1% fällt die sozialdemokratische PvdA von Ministerpräsident Wim Kok auf ihr schlechtestes Ergebnis seit 1945 zurück.

Das Parlament in Athen wählt den von der Regierungspartei PASOK nominierten Kostis Stephanopoulos zum griechischen Staatspräsidenten.

9.3.1995, Donnerstag

Mit der Aufbringung des spanischen Fischtrawlers “Estai” vor der neufundländischen Küste durch die kanadische Küstenwacht eskaliert der Fischereistreit zwischen Spanien und Kanada. Kanada wirft den spanischen Fischern vor, sich nicht an die vorgegebene Fangmenge für Grönlandheilbutt zu halten.

Die israelische Marine beendet die am 8. Februar begonnene Blockade eines rd. 50 km langen Küstenstreifens vor dem Libanon. Mit der Aktion, die bis zu 1800 Fischer am Auslaufen hinderte, wollte Israel die Regierung in Beirut zwingen, die seit Jahresbeginn anhaltenden Angriffe der schiitischen Hisbollah-Milizen auf die israelische Sicherheitszone im Südlibanon zu unterbinden.

10.3.1995, Freitag

Der Internationale Währungsfonds gewährt Russland einen Kredit in Höhe von 6,4 Mrd. US-Dollar (9,2 Mrd. DM). Das Geld dient zur Deckung des Haushaltsdefizits.

Bei einem Bombenanschlag auf eine schiitische Moschee in Karatschi werden mindesten zwölf Menschen, darunter mehrere Kinder, getötet.

Die russische Staatsduma beschliest mit 240 gegen 75 Stimmen, dem sowjetischen Bürgerrechtler Sergei Kowaljow das Amt als Vorsitzender des Menschenrechtsausschusses des Parlaments zu entziehen. Kowaljow zählt zu den bekanntesten Kritikern des Tschetschenien-Krieges.

11.3.1995, Samstag

Die Ermordung von zwei Politikern löst in Bujumbura, der Hauptstadt des ostafrikanischen Staates Burundi, eine neue Gewaltwelle aus. Bei Kämpfen zwischen Hutus und Tutsis werden bis Ende des Monats Hunderte von Hutu-Frauen und -Kindern getötet.

Zum Abschluss der Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften in Birmingham gewinnt die Chinesin Lu Chen den Wettbewerb der Damen. Bei den Herren kann Elvis Stojko (Kanada) seinen Titel verteidigen.

Durch ein K. o. in der zweiten Runde über den Spanier Roberto Dominguez in Köln bleibt der Hamburger Boxprofi Dariusz Michalczewski Weltmeister im Halbschwergewicht des Weltverbandes WBO.

12.3.1995, Sonntag

Die einzige deutsche Goldmedaille bei den Hallen-Leichtathletikweltmeisterschaften in Barcelona gewinnt die zwei Wochen zuvor eingebürgerte Rumänin Alina Astafei mit 2,01 m im Hochsprung.

Bewaffnete Übergriffe auf Treffpunkte alawitischer Muslime in Instanbul führen zu Unruhen, die auch auf die Hauptstadt Ankara übergreifen. Mindestens 23 Menschen kommen ums Leben.

Die Schweizer Bevölkerung votiert in einer Volksabstimmung gegen eine Reform der Agrarpolitik und die vorgeschlagene Kürzung der staatlichen Preis- und Absatzgarantien für Landwirte.

Nach sechstägiger Dauer endet in Kopenhagen die UNO-Konferenz für soziale Entwicklung.

13.3.1995, Montag

In einer Rede zum 40-Jährigen Bestehen der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik erklärt Bundespräsident Roman Herzog in Bonn, das “Ende des Trittbrettfahrens” sei erreicht. Deutschland gehöre “zum Konzert der großen Demokratien” dazu und müsse in der Außenpolitik eine aktivere Rolle übernehmen.

Auf dem Rückweg vom Welt-Sozialgipfel in Kopenhagen trifft der kubanische Staats- und Parteichef Fidel Castro auf Einladung der UNESCO zu einem dreitägigen Besuch in Paris ein. Castro wird auch vom französischen Staatspräsidenten François Mitterrand empfangen.

Ein Fehler in einer neuen Großrechneranlage der Deutschen Bahn legt für mehrere Tage den gesamten Fernreiseverkehr über den Bahnhof Hamburg-Altona lahm.

14.3.1995, Dienstag

Der als “Dagobert” bekanntgewordene Kaufhauserpresser wird vom Berliner Landgericht wegen sechs Sprengstoffanschlägen und Erpressung zu sieben Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Nach zweijähriger Fahndung war “Dagobert” im April 1994 gefasst worden.

Auf Druck der FDP beschließt die Regierungskoalition in Bonn, keine Energiesteuer als Ersatz für den sog. Kohlepfennig zu erheben.

15.3.1995, Mittwoch

Bundesinnenminister Manfred Kanther (CDU) lehnt nach einer Expertenanhörung im Bundestagsinnenausschuss eine Verlängerung des Abschiebestopps für Kurden in die Türkei ab.

Nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts ist die bisherige Rechtsprechung der Strafgerichte über friedliche Sitzblockaden verfassungswidrig. Das friedliche Blockieren militärischer Einrichtungen ist keine Nötigung.

Der Verteidigungsausschuss des Bundestages billigt eine Bundeswehrreform.

Durch ein 85:79 gegen Stefanel Mailand erringen die Basketballer von Alba Berlin mit dem Gewinn des Korac-Cups als erster deutscher Club einen Europapokal.

16.3.1995, Donnerstag

Im US-Bundesstaat Mississippi wird formell die Sklaverei abgeschafft. Als einziger der seinerzeit 36 Staaten der Union hatte Mississippi nach dem Ende des Bürgerkrieges 1865 den Verfassungszusatz über das Ende der Sklaverei nicht ratifiziert.

Die Abgeordnetenkammer in Rom spricht mit 315 gegen 309 Stimmen Regierungschef Lamberto Dini das Vertrauen aus und billigt den Nachtragshaushalt, der dazu dient, durch Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen den Fehlbetrag von umgerechnet rd. 18 Mrd. DM zu decken.

In einem Spitzengespräch der Tarifparteien mit Bundeskanzler Kohl (CDU) versprechen Wirtschaft und Verwaltung jedem Jugendlichen, der einen Ausbildungsplatz anstrebt, eine Lehrstelle.

17.3.1995, Freitag

Regierungstreue Truppen schlagen in Baku den Putschversuch einer Sondereinheit der Polizei gegen den Präsidenten von Aserbaidschan, Gaidar Alijew, nieder. Damit scheitert nach Oktober 1994 auch der zweite Versuch, den Ex-Kommunisten Alijew zu stürzen. Er wurde 1993 zum Staatsoberhaupt gewählt.

Das ukrainische Parlament in Kiew hebt die Verfassung der mehrheitlich von Russen bewohnten Krim auf und erklärt die Halbinsel zu einem autonomen Gebiet innerhalb der Ukraine. Die Abgeordneten folgen damit dem Aufruf des ukrainischen Präsidenten Leonid Kutschma, energischer als bisher gegen den Separatismus der Krim vorzugehen.

Trotz internationaler Proteste wird in Singapur ein philippinisches Hausmädchen wegen zweifachen Mordes hingerichtet. Die vierfache Mutter hatte bis zuletzt ihre Unschuld beteuert.

Der US-amerikanische Investmentbanker James D. Wolfensohn wird zum neuen Präsidenten der Weltbank berufen. Er löst zum 1. Juni den vorzeitig ausscheidenden Lewis T. Preston ab.

18.3.1995, Samstag

Titelverteidiger THW Kiel wird zum fünften Mal Deutscher Meister im Hallenhandball.

Zur “Hochzeit des Jahres” wird die Eheschließung der spanischen Königstochter Elena mit dem Bankkaufmann Jaime de Marichalar in Sevilla.

Nach Angaben einer bosnischen Regierungskommission forderte der 1992 begonnene Bürgerkrieg in Bosnien-Herzegowina auf Seiten der Muslime und Kroaten knapp 250 000 Tote und 11 000 Vermisste. Etwa 1,7 Mio. Menschen mussten ihre Heimat verlassen.

800 Tote fordert ein Angriff der algerischen Armee auf einen Lastwagenkonvoi mit bewaffneten islamischen Fundamentalisten.

19.3.1995, Sonntag

Mit sechs Punkten Vorsprung vor der Deutschen Katja Seizinger (Halblech) gewinnt die Schweizerin Vreni Schneider den Ski-Gesamtweltcup. Bei den Herren liegt Alberto Tomba (Italien) vorn.

Mit insgesamt fünf Titeln ist Russland die beste Mannschaft bei den Nordischen Skiweltmeisterschaften im kanadischen Thunder Bay. Das Team des Deutschen Ski-Verbandes muss sich mit einer Silber- und einer Bronzemedaille im Skispringen begnügen.

Die britische Königin Elisabeth II. stattet der Republik Südafrika einen Staatsbesuch ab, den ersten eines britischen Monarchen seit 1947.

Mit 28,3% der Stimmen werden die bisher oppositionellen Sozialdemokraten bei den Reichstagswahlen in Finnland stärkste Partei.

20.3.1995, Montag

In der Region um die UNO-Schutzzone Tuzla in Bosnien liefern sich die bosnischen Serben und die angreifende Regierungsarmee heftige Gefechte. Es sind die schwersten seit Beginn der Waffenruhe am 1. Januar.

Aufgrund eines internationalen Haftbefehls des Amtsgerichts Hamburg wird der US-Amerikaner Gary Rex Lauck in Kopenhagen festgenommen. Er ist Chef der neonazistischen NSDAP/AO.

An den Folgen eines Giftgasanschlags in der Tokioter U-Bahn sterben zwölf Menschen, mehr als 5000 müssen ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.

Die türkische Armee beginnt mit rd. 35 000 Soldaten ihre bislang massivste Offensive gegen Angehörige der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) im Nordirak.

21.3.1995, Dienstag

In Paris endet die zweitägige Stabilitätskonferenz der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Vereinbart wird ein sog. Europäischer Stabilitätspakt, in dem eine Epoche der Aussöhnung, des Dialoges und des Vertrauens in Europa proklamiert wird.

22.3.1995, Mittwoch

Das Bundesverfassungsgericht stellt fest, dass der Bund beim Zustandekommen der sog. EG-Fernsehrichtlinie im Jahr 1989 seine Pflichten als “Sachwalter der Länder” verletzt habe. Bei der Festlegung einer Quote zugunsten europäischer Produktionen habe Bonn den gemeinsamen Rechtsstandpunkt “nicht konsequent vertreten”.

Nach heftigen Protesten von Städten und Gemeinden verzichtet Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) zunächst auf die geplante Umsatzbesteuerung kommunaler Gebühren für Müll, Straßenreinigung und Abwasser.

Wegen des Schmiergeldskandals um die Lieferung italienischer Militärhubschrauber tritt der belgische Außenminister und stellvertretenden Regierungschef Frank Vandenbroucke zurück.

23.3.1995, Donnerstag

Zur Sanierung der durch Ölspekulationsgeschäfte in die roten Zahlen geratenen Metallgesellschaft AG wird das Grundkapital von 722 Mio. auf 361 Mio. DM reduziert. Zugleich wird eine Kapitalerhöhung von nominal 50 Mio. DM und ein genehmigtes Kapital von bis zu 180 Mio. DM vorgesehen.

Der russische Präsident Boris Jelzin setzt ein Übergangsparlament für die abtrünnige Kaukasusrepublik Tschetschenien ein. Es soll eine neue Verfassung erarbeiten und Wahlen vorbereiten.

24.3.1995, Freitag

Der frühere italienische Handelsminister Renato Ruggiero wird von den 81 Mitgliedern der Welthandelsorganisation WTO und der 125 Vertragsstaaten des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens GATT zum Generalsekretär ernannt.

Die über 1000 Jahre alte Stadt Quedlinburg im Bundesland Sachsen-Anhalt wird von der UNO-Kulturorganisation UNESCO offiziell in die Liste des Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit aufgenommen.

25.3.1995, Samstag

Der im März 1992 wegen Vergewaltigung zu sechs Jahren Haft verurteilte frühere Schwergewichts-Boxweltmeister Mike Tyson wird vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen.

Ein irakisches Gericht verurteilt zwei US-Bürger, die am 13. März bei Umm Quasr versehentlich die kuwaitisch-irakische Grenze überschritten hatten, zu jeweils acht Jahren Haft. Das US-Repräsentantenhaus rügt am 3. April das Vorgehen des Irak, der sich dadurch immer weiter von der “Gesellschaft zivilisierter Staaten” entferne.

Die britische Armee stellt ihre Patrouillen in der nordirischen Hauptstadt Belfast ein. Die 18 000 in der Provinz stationierten Soldaten stehen aber weiter zur Unterstützung der Polizei bereit.

26.3.1995, Sonntag

Zehn Jahre nach seiner Unterzeichnung tritt das sog. Schengener Abkommen zur Beendigung systematischer Grenzkontrollen zwischen sieben Staaten der Europäischen Union (EU) in Kraft.

Der Präsident von Usbekistan, Islam Karimow, lässt sich in einem Referendum die Verlängerung seiner Amtszeit bis zum Jahr 2000 bestätigen. Der Ex-Kommunist war im Dezember 1991 für fünf Jahre zum Staatschef gewählt worden.

In Kaiserslautern werden die deutschen Fußball-Frauen durch ein 3:2 gegen Schweden zum dritten Mal nach 1989 und 1991 Europameister.

27.3.1995, Montag

Mit sechs Oscars erhält “Forrest Gump” von Robert Zemeckis die meisten Auszeichnungen bei der 67. Verleihung der begehrten Filmpreise in Los Angeles.

Die Bevölkerung der selbsternannten Dnjestr-Republik stimmt mit 93,3% der Stimmen für einen Verbleib der 14. russischen Armee. Die mehrheitlich von Russen und Ukrainern bewohnte Region verlangt ihre staatliche Unabhängigkeit von Moldawien, das dem Dnjestr-Gebiet jedoch nur einen Autonomiestatus zugestehen will.

Im Zuge einer Kabinettsumbildung wird der Sozialdemokrat Erdal Inönü zum Außenminister der Türkei ernannt.

28.3.1995, Dienstag

Die Parlamentswahlen in der westafrikanischen Republik Benin erbringen keine klaren Mehrheiten. 20 der 83 Mandate erringt die Renaissance bénoise, die Partei des seit 1991 amtierenden Staatspräsidenten Nicéphore Soglo.

Die beiden japanischen Kreditinstitute Mitsubishi Bank und Bank of Tokyo vereinbaren ihre Fusion. Die gemeinsame Bilanzsumme beläuft sich auf umgerechnet rd. 1 140 Mrd. DM. Die neue Bank ist die größte der Welt.

29.3.1995, Mittwoch

Mit einem Festessen zu seinem 100. Geburtstag wird der Schriftsteller Ernst Jünger geehrt.

Bund, Länder, die Pharmaindustrie und das Deutsche Rote Kreuz einigen sich auf die Gründung einer Stiftung, mit der die Opfer des sog. Blut-Aids-Skandals vom 1. Juli an durch monatliche Renten von 1000 bis 3000 DM entschädigt werden sollen.

Die Bundesregierung stoppt die letzte Teillieferung deutscher Rüstungsgüter im Wert von rd. 150 Mio. DM an die Türkei und reagiert damit auf die türkische Offensive gegen die Kurdische Arbeiterpartei im Nordirak.

30.3.1995, Donnerstag

Der Deutsche Bundestag in Bonn wählt die CDU-Politikerin Claire Marienfeld zur Wehrbeauftragten.

In seiner Moralenzyklika “Evangelium vitae” verwirft Papst Paul Johannes Paul II. zum wiederholten Mal jede Form von Abtreibung und Euthanasie.

Die Deutsche Bundesbank senkt den Diskontsatz um 0,5 Prozentpunkte auf 4,0%. Die Finanzmärkte reagieren auf die Leitzinssenkung mit einem Kursanstieg des US-Dollars.

31.3.1995, Freitag

Mit den Stimmen von CDU/CSU und FDP billigt der Bundestag den Haushalt 1995. Er sieht eine Ausgabensteigerung um 1,3% auf 477,7 Mrd. DM vor.

Die von den USA geführte multinationale Truppe auf Haiti wird durch einen UNO-Verband abgelöst. Das Eingreifen der USA hatte im September 1994 den Rücktritt des haitianischen Militärregimes herbeigeführt.

Chroniknet