Was geschah im September 1990

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1.9.1990, Samstag

Papst Johannes Paul II. besucht bei der ersten Station seiner Afrikareise Tansania (bis 5. 9.). Nach einem eintägigen Aufenthalt in Burundi reist er am 7. September weiter nach Ruanda. In beiden Ländern stellt die katholische Kirche die größte Glaubensgemeinschaft.

Im jugoslawischen Split geht die seit 27. August andauernde Leichtathletik-Europameisterschaft zuende, bei der zum letzten Mal zwei getrennte deutsche Teams teilgenommen haben. Die DDR wird mit insgesamt 34 Medaillen erfolgreichstes Team vor Großbritannien und der UdSSR.

2.9.1990, Sonntag

Die russische Minderheit in der Sowjetrepublik Moldawien ruft eine eigene “Dnjestr-Republik” aus. Das Parlament des Landes verurteilt den Schritt als verfassungswidrig. Etwa 13% der Bevölkerung Moldawiens sind russischer Abstammung.

In Kanada räumen Armee-Einheiten einen seit Wochen besetzten alten Indianerfriedhof. Die Mohawk-Indianer wollten mit ihrer Aktion verhindern, dass auf dem Gelände ein Golfplatz entsteht.

Auf dem 8. Weltkongress für Kinderschutz in Hamburg beklagen die Delegierten die Zunahme von Kinderarbeit und -missbrauch.

3.9.1990, Montag

Wegen Kontroversen über die Rolle der arabischen Staaten im Golfkonflikt tritt Chedli Klibi (Tunesien), Generalsekretär der Arabischen Liga, nach elfjähriger Amtszeit zurück. Der Libanese Assaad el Assaad übernimmt vorläufig den Vorsitz.

Die Regierungschefs und Umweltminister der Ostseestaaten einigen sich auf einer zweitägigen Konferenz in Rönneby/Schweden nur auf die Bildung einer Arbeitsgruppe, mit der die nationalen Umweltschutzpläne koordiniert werden sollen. Bei der Konferenz sind die Bundesrepublik Deutschland, die DDR, Dänemark, Finnland, Polen, Schweden und die UdSSR vertreten.

4.9.1990, Dienstag

Eine Gruppe von Bürgerrechtlern besetzt die ehemalige Zentrale des Staatssicherheitsdienstes (Stasi) in Berlin (Ost), um die Übergabe der Akten an eine westdeutsche Behörde zu vermeiden. Sie fordern, dass die DDR-Bürger über ihre Akten selbst verfügen können.

Die Republik Senegal schließt sich als erstes schwarzafrikanisches Land der Entsendung von Truppen nach Saudi-Arabien an. Niger folgt diesem gegen den Irak gerichteten Schritt wenig später.

17 Jahre nach seinem Tod erhält der ehemalige chilenische Staatspräsident Salvador Allende in Santiago ein offizielles Staatsbegräbnis. Allende starb bei dem Militärputsch von 1973 und wurde danach unter falschem Namen begraben. Zehntausende erweisen dem Sozialisten jetzt die letzte Ehre.

5.9.1990, Mittwoch

Ein christdemokratischer Abgeordneter in der Hamburger Bürgerschaft wird unter dem Verdacht festgenommen, für den früheren DDR-Staatssicherheitsdienst spioniert zu haben.

Der irakische Staatschef Saddam Hussein ruft die Araber zum “heiligen Krieg” gegen die US-Truppen in Saudi-Arabien auf und fordert den Sturz der saudi-arabischen und ägyptischen Regierungen.

Nach einer Entscheidung des Bundesgerichtshofes in Karlsruhe kann der genetische Fingerabdruck in Prozessen als Beweismittel verwendet werden.

6.9.1990, Donnerstag

Der kolumbianische Präsident César Gaviría will auf eine Auslieferung von Rauschgifthändlern an die USA verzichten, wenn sie sich freiwillig stellen.

Österreichische Truppen sollen die illegale Einwanderung in das Land an den Grenzen stoppen. Die Zahl der illegalen Flüchtlinge in Österreich vor allem aus Rumänien wird auf 20 000 geschätzt.

In Budapest eröffnet das erste internationale Umweltzentrum für Osteuropa, das systematisch Daten sammeln und analysieren soll. An der Finanzierung des Projekts ist auch die Europäische Gemeinschaft mit rd. 4 Mio. DM beteiligt.

Franz Beckenbauer, ehemaliger Teamchef der deutschen Weltmeisterelf, wechselt als Technischer Direktor zur französischen Mannschaft Olympique Marseille.

7.9.1990, Freitag

Die albanischen Abgeordneten der serbischen Provinz Kosovo erklären den Kosovo zur siebten Republik Jugoslawiens. Ibrahim Rugova wird zum Präsidenten gewählt. Jugoslawien soll nach Meinung der Abgeordneten zum Staatenbund umgeformt werden.

In China wird Ministerpräsident Li Peng als Vorsitzender der Staatskommission für die Reform der Wirtschaft durch Chen Jin-hua ersetzt.

In der südkoreanischen Hauptstadt Seoul endet das erste Treffen der Regierungschefs von Nord- und Süd-Korea seit der Teilung des Landes ohne Ergebnis.

8.9.1990, Samstag

Im Finale des Grand-Slam-Tennisturniers US-Open in Flushing Meadow holt sich die Argentinierin Gabriela Sabatini durch einen 6:2, 7:6-Erfolg über Vorjahressiegerin Steffi Graf den Titel. Bei den Herren setzt sich Pete Sampras (USA) in drei Sätzen (6:4, 6:3, 6:2) gegen seinen Landsmann André Agassi durch. Der 19-Jährige Sampras ist der bisher jüngste Sieger in der Geschichte der US-Open.

In der bayerischen Oberpfalz beginnt ein Projekt zur Erkundung des Erdkrustenprofils. Ein Riesenbohrer dringt täglich bis zu 20 m in das Erdinnere vor, die Wissenschaftler wollen eine Tiefe von 10 000 m erreichen.

Der albanische Staats- und Parteichef Ramiz Alia stellt in einer Rede geheime Wahlen in Aussicht, bei denen auch zwei unterschiedliche Kandidaten antreten könnten. Ein Mehrparteiensystem komme aber nicht in Frage.

Der DDR-Jugendsender DT 64 kann nach massiven Protesten aus der Bevölkerung die Sendung wieder auf seinen gewohnten Frequenzen ausstrahlen. 18 Stunden lang hatte die West-Berliner Anstalt RIAS die Frequenzen übernommen.

9.9.1990, Sonntag

Der US-amerikanische Präsident George Bush und sein sowjetischer Amtskollege Michail Gorbatschow treffen sich zu ihrem dritten Gipfel innerhalb von drei Monaten in der finnischen Hauptstadt Helsinki. Beide Seiten fordern den bedingungslosen Abzug der irakischen Truppen aus dem besetzten Kuwait und die sofortige freie Ausreise aller festgehaltenen Ausländer.

Im liberianischen Bürgerkrieg wird Staatspräsident Samuel Kanyon Doe von Rebellenführer Prince Johnson gefangengenommen und kommt dabei ums Leben.

Die Grünen der DDR nehmen auf einem Parteitag endgültig die Bezeichnung “Die Grünen” an und beschließen den Zusammenschluss mit den bundesdeutschen Grünen zum Jahresende 1990.

10.9.1990, Montag

Die kambodschanischen Bürgerkriegsparteien einigen sich am zweiten Tag ihrer Konferenz in Jakarta auf die Einsetzung eines Obersten Nationalen Rates. Den Vorsitz soll der ehemalige Staatspräsident Prinz Norodom Sihanouk übernehmen.

Papst Johannes Paul II. weiht am letzten Tag seiner 49. Pastoralreise durch Afrika in der Hauptstadt Yamoussoukro in der Elfenbeinküste die größte Basilika des Kontinents ein.

11.9.1990, Dienstag

Die Bundesregierung bringt bis 1994 für die Stationierung der sowjetischen Soldaten in Ostdeutschland 12 Mrd. DM auf, gibt die Bundesregierung nach Verhandlungen mit Moskau bekannt. Ein zusätzlicher zinsloser Kredit von 3 Mrd. DM soll die Rückführungskosten erleichtern.

DDR-Verteidigungsminister Rainer Eppelmann teilt mit, dass der militärische Geheimdienst der DDR seine Akten vernichten wird. Die Organisation will damit verhindern, dass seine ehemaligen Agenten sich vor bundesdeutschen Gerichten verantworten müssen.

12.9.1990, Mittwoch

Die sog. Zwei-plus-Vier-Gespräche werden bei einer Außenministerkonferenz in Moskau mit einem “Vertrag über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland” abgeschlossen.

13.9.1990, Donnerstag

26 Menschen sterben bei einem Überfall auf einen Vorortzug in der südafrikanischen Stadt Johannesburg. Seit Anfang August sind bei Kämpfen zwischen Anhängern des ANC und der Zulu-Partei Inkatha über 800 Menschen umgekommen. ANC-Vizepräsident Nelson Mandela beschuldigt rechtsextreme Weiße, die Gewalt zu schüren.

Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher und sein sowjetischer Amtskollege Eduard Schewardnadse unterzeichnen in Moskau den “Vertrag über gute Nachbarschaft, Partnerschaft und gute Zusammenarbeit”.

Die Gefangenenhilfsorganisation “Amnesty International” berichtet von einer Hinrichtungswelle in China, der seit Beginn des Jahres über 500 Menschen zum Opfer gefallen sein sollen.

Der Bundestag verabschiedet die Verkürzung des Wehr- und Zivildienstes.

Die Diäten der Abgeordneten werden nach einem Beschluss des Bundestages rückwirkend zum 1. Juni gegen die Stimmen der Grünen um 4,8% angehoben.

14.9.1990, Freitag

DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière entzieht Innenminister Peter-Michael Diestel die Zuständigkeit für die Auflösung des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes.

Irakische Soldaten verschleppen mehrere Personen aus der französischen Botschaft in Kuwait, darunter auch den Militärattaché. Daraufhin ordnet Frankreich die Entsendung von 4000 Soldaten und 30 Kampfflugzeugen an den Golf an.

15.9.1990, Samstag

Der britische Regisseur Tom Stoppard wird bei der Biennale in Venedig mit dem Goldenen Löwen für seinen Debütfilm “Güldenstern und Rosenkranz sind tot” ausgezeichnet. Den Preis für die beste Regie erhält der US-Amerikaner Martin Scorsese für “Goodfellas”, Jane Campion (NZL) bekommt den Spezialpreis der Jury für ” Ein Engel an meinem Tisch”.

Bundeskanzler Helmut Kohl sagt US-Außenminister James Baker 3,3 Mrd. DM zu, mit denen der Truppeneinsatz am Golf unterstützt werden soll.

In Genf geht die Überprüfungskonferenz zum Atomwaffensperrvertrag ohne Ergebnis zuende, weil u.a. die USA einem generellen Atomwaffen-Testverbot ab 1995 nicht zustimmen wollen.

Die UNO-Konferenz zur Lage der ärmsten Entwicklungsländer endet mit einer “Pariser Erklärung”. Danach wollen die Industriestaaten ihre Entwicklungshilfe erhöhen.

16.9.1990, Sonntag

200 000 Menschen fordern bei einer Demonstration in Moskau den Rücktritt der sowjetischen Regierung und den schnelleren Übergang von der sozialistischen Plan- zur Marktwirtschaft.

Im ersten Spiel der ersten gesamtdeutschen Eishockey-Bundesliga schlägt DDR-Meister PEV Weisswasser den Berliner SC Preussen 2:1.

17.9.1990, Montag

Die Vollversammlung des Olympischen Komitees streicht bei seiner Konferenz in Tokio das bisherige Verbot für Profi-Sportler, an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Am darauffolgenden Tag erhält Atlanta (US-Bundesstaat Georgia) den Zuschlag für die 26. Spiele der Neuzeit im Jahr 1996.

Auf dem zweitägigen deutsch-französischen Gipfel (bis 18. 9.)in München gibt der französische Staatspräsident François Mitterrand den Abzug von 20 000 der in Deutschland stationierten 46 000 Soldaten bis 1992 bekannt.

Die schwedischen Sozialdemokraten bestätigen ihren Vorsitzenden, Ministerpräsident Ingvar Carlsson, in seinem Amt. Zwei Tage später geben die Delegierten ihre bisherigen Vorbehalte gegen einen EG-Beitritt Schwedens auf, der aber keine verteidigungspolitische Zusammenarbeit umfassen dürfe.

18.9.1990, Dienstag

Die von Bundestagsabgeordneten von CDU/CSU angestrengte Klage gegen die Festlegung der Oder-Neiße-Linie als polnische Westgrenze im deutsch-deutschen Einigungsvertrag wird vom Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe verworfen.

Der US-amerikanische Verteidigungsminister Richard Cheney teilt in Washington mit, dass die USA aus Einsparungsgründen 150 Militäreinrichtungen im Ausland schließen oder einschränken wollen. 108 davon befinden sich in der Bundesrepublik Deutschland.

Die USA und die Philippinen beginnen mit ihren Verhandlungen über die weitere Nutzung der US-Militärstützpunkte in dem südostasiatischen Staat. Nachdem Präsidentin Corazon Aquino am Tag zuvor einen “geordneten Rückzug” der Truppen gefordert hat, rechnen die USA mit einer Schließung der Stützpunkte binnen zehn Jahren.

19.9.1990, Mittwoch

Die Industriekonzerne Daimler-Benz (Bundesrepublik) und Mitsubishi (Japan) vereinbaren bei elf Projekten eine Zusammenarbeit.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace verhindert mit einer Blockadeaktion zum zweiten Mal ein Schauschießen der Bundeswehr im norddeutschen Wattenmeer.

Die Ost-Berliner Bezirkshygiene-Inspektion schließt den “Palast der Republik”, das Parlamentsgebäude der Volkskammer, wegen Asbestverseuchung.

Der polnische Staatspräsident Wojciech Jaruzelski beantragt beim Parlament des Landes eine Verkürzung seiner Amtszeit. Jaruzelski schlägt dem Sejm vor, erstmals seit Beginn der kommunistischen Diktatur in Polen, den Staatschef durch das Volk wählen zu lassen.

20.9.1990, Donnerstag

Die irakische Regierung weist die Militärattachés der EG-Staaten, der USA, Saudi-Arabiens und Ägyptens aus. Sie reagiert damit auf ein entsprechendes Vorgehen der EG am 17. September.

21.9.1990, Freitag

Großbritannien schließt mit Vietnam und dem UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge ein Abkommen, das auch die zwangsweise Rückführung vietnamesischer Flüchtlinge aus Hongkong in ihr Heimatland zuläßt.

Mit einer Revolte wollen die Gefangenen in der Haftanstalt Brandenburg eine allgemeine Amnestie in der DDR durchsetzen. Die Aktionen greifen am darauffolgenden Tag mit Dachbesetzungen, Hunger- und Sitzstreiks auf 20 der insgesamt 38 Strafanstalten über. Am 28. September beschließt die DDR-Volkskammer in Berlin (Ost) eine Teilamnestie für Strafgefangene und verkürzt die Strafen in den meisten Fällen um ein Drittel.

Im Arbeiterstadion von Peking werden die II. Asienspiele eröffnet. Der Olympische Rat Asiens schließt Irak wegen des Überfalls auf Kuwait von der Teilnahme an den 308 Ausscheidungen in 27 Sportarten aus.

22.9.1990, Samstag

Zwei US-Frachter mit ca. 400 t Giftgas an Bord verlassen den niedersächsischen Nordseehafen Nordenham. Die Chemiewaffen aus dem pfälzischen Clausen bei Pirmasens sollen im Johnston-Atoll im Pazifik verbrannt werden.

Saudi-Arabien verweist Dutzende Angehörige der jordanischen, jemenitischen und irakischen Botschaft des Landes. Zuvor setzte das Königreich die Öllieferungen an Jordanien aus, da die UN-Sanktionen gegen den Irak nicht eingehalten würden. Das Embargo führt in Jordanien zu katastrophalen Zuständen.

23.9.1990, Sonntag

Die bundesdeutsche Faustball-Nationalmannschaft demonstriert bei der Weltmeisterschaft im österreichischen Vöcklabrück eindrucksvoll ihre Überlegenheit. Nach ihrem Sieg über den Gastgeber feiert sie zum siebten Mal hintereinander den Gewinn des WM-Titels.

Die französische Polizei verhaftet in Biarritz José Javier Elosegui, Deckname “Waldo”, den mutmaßlichen Vizechef der baskischen Terrororganisation ETA. Agenten der spanischen Polizei spürten Elosegui in Biarritz auf.

Bei einer Volksabstimmung in der Schweiz sprechen sich 55% der Teilnehmer für einen zehnjährigen Stopp beim Ausbau der Kernenergie aus. Ein völliger Ausstieg aus der Kernkraft-Nutzung wird allerdings von 53% abgelehnt. Nur 40% der Stimmberechtigten beteiligen sich an dem Referendum.

24.9.1990, Montag

Sambias Staatspräsident Kenneth David Kaunda kündigt den Übergang seines Landes zu einem Mehrparteiensystem und Wahlen im Oktober 1991 an.

In Südafrika klagt die Staatsanwaltschaft Winnie Mandela wegen Entführung und schwerer Körperverletzung an. Die Ehefrau des ANC-Vizepräsidenten Nelson Mandela soll an der Folterung eines 14-Jährigen Jungen beteiligt gewesen sein, der von ihrer Vertrauten entführt worden war. Der Junge starb an den Verletzungen.

Beim Besuch des südafrikanischen Präsidenten Frederik Willem de Klerk in den USA wird er u.a. von US-Präsident George Bush empfangen. Die Staatsoberhäupter beider Länder treffen erstmals seit 42 Jahren wieder zusammen.

Das sowjetische Parlament stattet Staatspräsident Michail Gorbatschow mit weiteren Sondervollmachten aus. Gorbatschow kann damit bis März 1992 über Fragen des Eigentums, der Wirtschafts- und Finanzpolitik, der Lohn- und Preisregelung sowie der öffentlichen Ordnung allein entscheiden.

Das Vorstandsmitglied der DDR-Partei “Die Grünen”, Harry G. Schramm, gibt zu, für das Ministerium für Staatssicherheit Spitzeldienste geleistet zu haben.

Erstmals seit 30 Jahren beteiligen sich die katholischen Oberhirten der DDR an der traditionellen Herbstversammlung der deutschen Bischöfe in Fulda.

DDR-Verteidigungsminister Rainer Eppelmann besiegelt den sofortigen Austritt der DDR aus dem Warschauer Pakt. Eppelmann und der sowjetische Oberkommandierende des Paktes, General Pjotr Luschew, unterzeichnen die Austrittsurkunde in Berlin (Ost).

25.9.1990, Dienstag

Mit 14 gegen eine Stimme (Kuba) verhängt der UN-Sicherheitsrat eine Luftblockade gegen den Irak. Der sowjetische Außenminister Eduard Schewardnardse verurteilt an diesem Tag vor der UN-Vollversammlung die Invasion des Irak gegen Kuwait als “terroristischen Akt”.

26.9.1990, Mittwoch

Für ihre Forschungen über den bedrohten Artenreichtum auf der Erde erhalten die beiden US-Wissenschaftler Paul R. Ehrlich und Edward O. Wilson den schwedischen Crafford-Preis.

Die Volkswagen AG legt im ostdeutschen Mosel bei Zwickau den Grundstein für die sechste Produktionsstätte des Golfmodells. Das Projekt, ein “joint-venture” mit dem DDR-Autokonzern Ifa, soll 5 Mrd. DM kosten und Ende 1991 fertig sein.

27.9.1990, Donnerstag

Die Sozialdemokraten beider deutschen Staaten vereinigen sich auf ihrem gemeinsamen Parteitag in Berlin (West). Wolfgang Thierse, bisheriger Vorsitzender der Ost-SPD, wird zu einem der Stellvertreter von Parteichef Hans-Jochen Vogel gewählt. Der Parteitag bestätigt am 28. September die Aufstellung von Oskar Lafontaine zum Kanzlerkandidaten der SPD mit 470 von 476 Stimmen.

Das polnische Parlament beschließt eine Verfassungsänderung, nach der der Staatspräsident künftig vom Volk und nicht mehr vom Parlament gewählt wird.

Großbritannien und der Iran nehmen wieder diplomatische Beziehungen auf. Sie waren vor 18 Monaten wegen der Affäre um den britischen Schriftsteller Salman Rushdie unterbrochen worden. Das iranische Staatsoberhaupt Ayatollah Chomeini hatte 1988 zur Ermordung Rushdies wegen seines islamkritischen Buches “Satanische Verse” aufgerufen.

28.9.1990, Freitag

Die DDR-Volkskammer entschließt sich dazu, die Namen von 15 Mitarbeitern des früheren Staatssicherheitsdienstes geheimzuhalten, die als Abgeordnete und Minister im Parlament sitzen.

Das serbische Parlament streicht den Begriff “sozialistisch” wie auch den Zusatz “autonom” für die Provinzen Kosovo und Vojvodina aus der Verfassung. Ein Mehrparteiensystem wird eingerichtet.

29.9.1990, Samstag

Das Bundesverfassungsgericht erklärt den deutsch-deutschen Wahlvertrag für ungültig. Die bundesweite Fünf-Prozent-Klausel und die Bestimmungen für eine Listenverbindung unter den Parteien seien verfassungswidrig.

Das Olympische Komitee Kanadas hebt die zweijährige Sperre gegen den Leichtathleten Ben Johnson auf. Der Weltklasse-Sprinter war bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul nach seinem Sieg über 100 m des Dopings überführt worden. Die Goldmedaille fiel daraufhin an den US-Athleten Carl Lewis.

30.9.1990, Sonntag

157 Staaten verpflichten sich auf dem “Weltkindergipfel” in New York dazu, die Lage der Kinder in aller Welt zu verbessern.

Fast 25 000 Menschen beteiligen sich am Berlin-Marathon, der erstmals durch das Brandenburger Tor führt. Sieger wird bei den Herren der Australier Steve Moneghetti (2:08:16 h, Jahresweltbestzeit), bei den Damen die Potsdamerin Uta Pippig in 2:28:37 h.

Chroniknet