Was geschah im September 2004

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1.9.2004, Mittwoch

Nach der Hinrichtung von zwölf Geiseln aus Nepal durch islamistische Extremisten im Irak kommt es in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu zu antiislamischen Ausschreitungen, in deren Verlauf die größte Moschee des Landes gestürmt wird. Es sind die schwersten Unruhen seit Einführung der Demokratie in Nepal 1990.

2.9.2004, Donnerstag

Beim Brand im Obergeschoss der Weimarer Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek entsteht erheblicher Sachschaden.

In Frankreich tritt mit Beginn des neuen Schuljahres ein striktes Verbot religiöser Symbole in Kraft. Unter dem Eindruck der Entführung von zwei französischen Journalisten im Irak bleiben öffentliche Proteste fundamentalistischer Muslimgruppen aus.

Auf dem Parteitag der Republikaner in New York nimmt US-Präsident George W. Bush formell die Nominierung als Kandidat für eine zweite Amtszeit an. Der am 30. August eröffnete Wahlkonvent war von Massenprotesten gegen die Politik der Bush-Administration begleitet.

3.9.2004, Freitag

Das Parlament des Libanon beschließt eine Verfassungsänderung, die dem seit 1998 amtierenden prosyrischen Präsidenten Émile Lahoud eine weitere Amtszeit von drei Jahren ermöglicht. Damit stellen sich die Abgeordneten gegen eine am Tag zuvor erlassene UN-Resolution, die den Libanon aufgefordert hatte, auf diesen Schritt zu verzichten. Syrien hat im Libanon rd. 20 000 Soldaten stationiert.

Bei der gewaltsamen Beendigung der Geiselnahme in der nordossetischen Stadt Beslan werden 335 Menschen getötet.

4.9.2004, Samstag

Zum Abschluss einer zweitägigen Kabinettsklausur in Bonn bekräftigt Bundeskanzler Gerhard Schröder seine Sozialpolitik. Den Zahnersatz und das Krankengeld will die Koalition zum 1. Juli 2005 neu regeln. Beide Leistungen sollen von den Versicherten mit insgesamt 0,9% ihres Einkommens bezahlt werden.

5.9.2004, Sonntag

Bei der Landtagswahl im Saarland verteidigt die CDU mit einem Stimmenanteil von 47,5 % ihre 1999 errungene absolute Mehrheit.

6.9.2004, Montag

Mit einer zweitägigen Staatstrauer nimmt Russland Abschied von den Toten in Beslan.

Bei schweren Überschwemmungen und Erdrutschen kommen im Südwesten Chinas mindestens 80 Menschen ums Leben. Besonders betroffen ist der Bezirk Yunyang, wo rd. 350 Häuser von Schlammlawinen begraben werden.

Der frühere US-Präsident Bill Clinton muss sich einer vierfachen Bypass-Operation unterziehen. Der 58-Jährige hatte zuvor über Herz- und Atemprobleme geklagt.

7.9.2004, Dienstag

Zum Auftakt der viertägigen Haushaltsdebatte räumt Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) Risiken ein. Der Entwurf für 2005 sieht Ausgaben von 258,3 Mrd. vor, die Neuverschuldung soll durch Privatisierungserlöse auf rd. 22 Mrd. sinken.

In der westirakischen Stadt Falludscha fliegt die US-Luftwaffe mehrere Angriffe und tötet dabei nach eigenen Angaben bis zu 100 Rebellen. Zu heftigen Gefechten mit Anhängern des radikalen Schiitenpredigers Muktada al-Sadr kommt es auch im Bagdader Vorort Sadr-City.

8.9.2004, Mittwoch

Die deutsche Fußball-Nationalelf erreicht in einem Freundschaftsspiel im Berliner Olympiastadion ein 1:1 gegen Weltmeister Brasilien.

Die Raumsonde “Genesis” der US-Weltraumbehörde NASA stürzt mit den eingefangenen Sonnenwindpartikeln an Bord über dem US-Bundesstaat Utah ab.

Auf der Karibikinsel Grenada richtet der Hurrikan “Ivan” schwere Schäden an. In der Inselhauptstadt Saint George’s werden 90% aller Häuser beschädigt oder zerstört, mindestens 17 Menschen kommen ums Leben.

Bei der Explosion eines am Straßenrand versteckten Sprengsatzes nahe der Ortschaft Balad 60 km nordöstlich von Bagdad wird der 1000. US-Soldat im Irak seit Beginn des Kriegs im März 2003 bei Kampfhandlungen getötet.

9.9.2004, Donnerstag

Bei einem Anschlag vor der australischen Botschaft in der indonesischen Hauptstadt Jakarta werden neun Menschen getötet und etwa 180 verletzt.

Wegen des verspäteten Starts der Lkw-Maut fordert die Bundesregierung von den beteiligten Unternehmen Deutsche Telekom, DaimlerChrysler und Cofiroute insgesamt 4,6 Mrd. für die entgangenen Mauteinnahmen als Schadenersatz und Vertragsstrafe

10.9.2004, Freitag

Die polnische Regierung soll nach einer Entschließung des Parlaments Deutschland zur Zahlung einer Kriegsentschädigung auffordern. Der Beschluss hat jedoch keine bindende Wirkung.

11.9.2004, Samstag

Das Sozialdrama “Vera Drake” des britischen Regisseurs Mike Leigh gewinnt beim Filmfestival in Venedig den Goldenen Löwen.

Bundespräsident Horst Köhler erteilt in einem Interview dem Ziel gleicher Lebensverhältnisse in ganz Deutschland eine Absage.

Ein US-Militärgericht verurteilt in Bagdad einen Angehörigen des US-Militärgeheimdienstes wegen der Misshandlung von Gefangenen im Gefängnis Abu Ghreib zu acht Monaten Haft. Gleichzeitig wird der 24-jährige Armin Cruz degradiert und unehrenhaft aus der Armee entlassen.

Mit Schweigeminuten und landesweiten Veranstaltungen wird in New York und anderen Städten der USA der Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2001 gedacht.

12.9.2004, Sonntag

In der afghanischen Provinzhauptstadt Herat stürmen Anhänger des abgesetzten Gouverneurs Ismail Khan UN-Büros und setzen sie in Brand. Bei Zusammenstößen werden sieben Menschen getötet.

Der Schweizer Tennisprofi Roger Federer gewinnt in New York erstmals die US-Open in drei Sätzen gegen den Australier Lleyton Hewitt.

Vor der neuen Handball-Weltrekordkulisse von 30 925 Zuschauern unterliegt in der Arena Auf Schalke zum Auftakt der Bundesliga der TBV Lemgo 26:31 gegen den THW Kiel.

13.9.2004, Montag

Ein von dem japanischen Elektronik- und Unterhaltungskonzern Sony geführtes Konsortium übernimmt für fast 5 Mrd. US-Dollar das Hollywood-Filmstudio Metro-Goldwyn-Mayer (MGM).

Russlands Präsident Wladimir Putin kündigt weit reichende Verfassungsänderungen an. Er will u.a. die Gouverneure der 89 russischen Territorialeinheiten künftig selbst ernennen und von den Regionalparlamenten bestätigen lassen

14.9.2004, Dienstag

Nach Auslaufen des 1994 erlassenen Verkaufsverbots von 19 Waffentypen sind in den USA halbautomatische Waffen wieder frei verkäuflich.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) stellt Deutschland in einer Bildungsstudie ein schlechtes Zeugnis aus. Bemängelt wird u.a. die personelle Ausstattung der Kindergärten und Grundschulen.

15.9.2004, Mittwoch

Fünf Befürworter der Fuchsjagd dringen in den Sitzungssaal des britischen Unterhauses ein und bedrohen Abgeordnete. Nach einer halbstündigen Unterbrechung stimmen die Abgeordneten mit großer Mehrheit für ein Verbot der Hetzjagd mit Hunden auf Füchse.

16.9.2004, Donnerstag

Das Bundesverfassungsgericht erklärt die von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse gegen die Bundes-CDU verhängte Geldstrafe in Höhe von knapp 21 Mio. für rechtmäßig. In ihrem Rechenschaftsbericht für das Jahr 1998 hatte die Partei das Auslandsvermögen des hessischen CDU-Landesverbandes verschwiegen.

Auf dem Wasserschloss Leeds Castle in der Nähe von London beginnen dreitägige Spitzengespräche über eine Wiedereinrichtung der im Oktober 2002 ausgesetzten nordirischen Selbstverwaltung. Die Verhandlungen bleiben ohne Ergebnis.

Das dänische Königshaus gibt bekannt, dass sich Prinz Joachim und seine fünf Jahre ältere Frau Prinzessin Alexandra in beiderseitigem Einvernehmen getrennt haben und im Frühjahr 2005 die Scheidung anstreben. Das Paar hat zwei Söhne.

Mit 400 Kopien läuft in allen großen deutschen Städten der Hitler-Film “Der Untergang” an.

17.9.2004, Freitag

Die 12. Paralympics, die Olympischen Spiele der Behindertensportler, werden in Athen eröffnet.

Die EU-Verteidigungsminister vereinbaren bei einem Treffen im niederländischen Noordwijk die Aufstellung von bis zu zehn mobilen Kampfeinheiten (“Battle Groups”) mit einer Stärke von jeweils bis zu 1500 Mann.

18.9.2004, Samstag

Auf Haiti macht der Hurrikan “Jeanne” mehr als 200 000 Menschen obdachlos und fordert über 3000 Menschenleben.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) setzt dem Iran eine Frist bis zum 25. November, alle Zweifel an seinem Atomprogramm auszuräumen. Anderenfalls soll der UN-Sicherheitsrat über weitere Schritte entscheiden. Gleichzeitig wird der Iran aufgefordert, seine Urananreicherung zu stoppen.

19.9.2004, Sonntag

Bei den Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg bleiben die Regierungsparteien CDU bzw. SPD trotz herber Verluste jeweils stärkste politische Kraft. In beiden Ländern ziehen Rechtsextremisten in die Landesparlamente ein.

Bei der Parlamentswahl in Kasachstan verteidigt die Partei des autoritär regierenden Präsidenten Nursultan Nasarbajew trotz der erstmaligen Zulassung oppositioneller Parteien ihre absolute Mehrheit.

Auf einer Sitzung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas übergibt der frühere Staats- und Parteichef Jiang Zemin den Oberbefehl über die Streitkräfte an seinen Nachfolger Hu Jintao. Damit ist der Ende 2002 eingeleitete Machtwechsel in China endgültig vollzogen.

Mit einem 18,5:9,5-Sieg gegen die USA verteidigt die Europa-Auswahl der Profigolfer in Bloomfield Hills den Ryder Cup.

20.9.2004, Montag

Der Berliner Senat untersagt den für Anfang Oktober in der Bundeshauptstadt geplanten Islamistenkongress. Zur Begründung heißt es, die Initiatoren der Veranstaltung hätten im Internet Selbstmordanschläge in Israel und den USA gebilligt.

Die vier Länder Deutschland, Brasilien, Indien und Japan wollen sich gegenseitig im Bemühen um einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat unterstützen.

22.9.2004, Mittwoch

Auf Drängen der Bundesregierung verschiebt der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG den für 2006 geplanten Börsengang.

23.9.2004, Donnerstag

Die afrikanischen Länder Liberia und Burundi werden Mitglieder des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag. Damit können in diesen Ländern künftig Bürgerkriegsverbrechen verfolgt werden.

24.9.2004, Freitag

Der Bundestag beschließt mit großer Mehrheit Änderungen bei der Arbeitsmarktreform Hartz IV. Der Freibetrag für Kinder von Empfängern des neuen Arbeitslosengeldes II wird auf 4100 angehoben, die Vorgaben für die Gründung einer “Ich-AG” werden verschärft.

25.9.2004, Samstag

Bei erneuten Angriffen des US-Militärs mit Flugzeugen und Panzern auf Wohnviertel in der irakischen Stadt Falludscha werden nach Angaben von Ärzten mindestens acht Iraker getötet und 15 verletzt.

Das Land Niedersachsen will nach den Vorstellungen von Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) die Kultusministerkonferenz der Länder verlassen. Das Gremium müsste sich dann binnen Jahresfrist auflösen.

26.9.2004, Sonntag

Das deutsche Tennis-Davis-Cup-Team verpasst mit einer Niederlage gegen die Slowakei in Bratislava den Aufstieg in die Weltgruppe.

In der Schweiz wird die Einführung eines bezahlten Mutterschaftsurlaubs gebilligt. Als letztes Land in Westeuropa gewährt die Schweiz erwerbstätigen Frauen eine solche Unterstützung. Sie erhalten künftig während 14 Wochen nach der Geburt eines Kindes 80% ihres Gehalts.

In der syrischen Hauptstadt Damaskus wird Essedin Sobhi Scheich Chalil, ein ranghohes Mitglied der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas, bei der Explosion einer Autobombe getötet. Vertreter der Hamas beschuldigen den israelischen Geheimdienst Mossad der Täterschaft.

Bei einem Schusswechsel mit der Polizei in Nawabshah in der südlich gelegenen pakistanischen Provinz Sindh wird der mutmaßliche Top-Terrorist Amjad Farooqi getötet.

Das türkische Parlament verabschiedet eine von der EU geforderte Strafrechtsreform. Ehebruch bleibt in der Türkei auch künftig straffrei. Die ursprünglich geplante Kriminalisierung ehelicher Untreue hatte die Beziehungen zwischen der Türkei und der EU stark belastet.

Bei den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen müssen CDU und SPD Verluste einstecken.

27.9.2004, Montag

Der polnische Ministerpräsident Marek Belka und Bundeskanzler Gerhard Schröder vereinbaren in Berlin eine gemeinsame Abwehr von Entschädigungsklagen deutscher Vertriebener vor internationalen Gerichten

28.9.2004, Dienstag

Die Bundesregierung will an den Irak 20 Transportpanzer vom Typ “Fuchs” liefern. Die Kettenfahrzeuge sollen zur Ausbildung irakischer Soldaten zunächst in die Vereinigten Arabischen Emirate überführt werden.

Nach drei Wochen Geiselhaft im Irak kommen zwei entführte Italienerinnen wieder in Freiheit.

Der finanziell angeschlagene Einzelhandelskonzern KarstadtQuelle kündigt ein radikales Sanierungsprogramm an.

29.9.2004, Mittwoch

Das ungarische Parlament bestätigt den Sozialisten Ferenc Gyurcsany als neuen Ministerpräsidenten. Der 43-jährige Geschäftsmann und bisherige Sportminister ist Nachfolger des zurückgetretenen Péter Medgyessy.

Bei einem Granatenangriff auf das Lager der Bundeswehr im nordafghanischen Kundus werden drei deutsche und zwei Schweizer Soldaten verletzt.

30.9.2004, Donnerstag

Besucher aus Deutschland und 26 anderen Staaten müssen sich fortan bei der Einreise in die USA fotografieren und Fingerabdrücke abnehmen lassen. Die Daten bleiben gespeichert.

US-Präsident George W. Bush und sein Herausforderer John Kerry treten in Miami zum ersten von drei Fernsehduellen an.

Die russische Regierung billigt das Kyoto-Protokoll.

Der Bundestag verlängert mit großer Mehrheit den Afghanistaneinsatz der Bundeswehr um ein Jahr. Das Mandat des Parlaments gilt für die Hauptstadt Kabul sowie die nordafghanischen Städte Kundus und Feisabad, in denen die Bundeswehr sog. Wiederaufbauteams stationiert hat.

Chroniknet