1000 Mark für ein Schaufenster

Werbung 1906:

Das Berliner Weinhaus Kempinski veröffentlicht am 8. Oktober in der »Welt am Montag« folgende Annonce:

»Preisausschreiben der Firma M. Kempinski & Co. Berlin zur Erlangung von Entwürfen für die Dekorierung des Schaufensters ihres Weinverkaufs Leipzigerstraße Nr. 25. Es werden 3 Preise im Werte von M. 1000 ausgesetzt. Farbige Entwürfe sind mit einem Kennwort versehen bis spätestens 31. Oktober einschließlich … einzureichen.«

Unter dem Einfluss des Kunstgewerbes wird die Schaufensterwerbung zugleich objektbezogener. Die Schauöffnung und der Charakter der Schaufensterausstattung werden den Warenarten angepasst. Vereinzelt wird bereits indirekte Beleuchtung eingeführt und die Rückwand – besonders bei Lebensmittel- und Zigarrengeschäften – für den Einblick in das Ladeninnere geöffnet.

Obwohl der Jugendstil seinen Höhepunkt überschritten hat, spielt das von dieser Reformbewegung zu hoher Blüte geführte künstlerisch gestaltete Plakat in der Werbung weiterhin eine große Rolle. Die Verbindung von Werbeaussage und künstlerischer Gestaltung hatte im ausgehenden 19. Jahrhundert für einen enormen Aufschwung der Reklame gesorgt. Unter dem Zwang des Konkurrenzkampfs und des schneller werdenden Rhythmus’ des Großstadtlebens überlagert der konsequent vorgetragene Reklamezweck inzwischen jedoch mehr und mehr die ursprüngliche künstlerische Originalität in der Plakatgestaltung. In Einzelfällen bedienen sich z. B. die Impressionisten (Max Liebermann, Lovis Corinth) und die Künstler der Dresdner Künstlergruppe »Brücke« noch des künstlerischen Plakats. Vom kommerziellen Druck befreit, wird es in ihrer Hand wieder ein echtes künstlerisches Ausdrucksmittel. Auch die Sittlichkeitskampagne im Deutschen Reich schränkt die Künstler in ihrer Aussage ein.

Chroniknet