Nicht nur neue Waffen, sondern eine ganz neue Art von Krieg

Politik und Gesellschaft 1915:

Der zwischen Nordsee und arabischer Wüste tobende Weltkrieg ist tatsächlich nicht mit den Auseinandersetzungen vergangener Jahrhunderte vergleichbar. Die kriegführenden Länder haben ihre gesamte Wirtschaft und Industrie in den Dienst des Militärs gestellt, ihre letzten personellen Reserven werden mobilisiert. Neu entwickelte Waffen geben dem Krieg eine grausame Dimension. Kriegsalltag 1915 – das bedeutet Stellungskrieg in den Schützengräben der Westfront, tagelanges Trommelfeuer der Artillerie und Giftgaseinsatz, U-Boot-Krieg und Luftangriffe auf feindliche Städte.

Der Krieg als »Kampf ums Dasein« lässt keinen Raum für Kompromiss- und Verständigungsbereitschaft; Friedenssignale gelten als Zeichen der Schwäche. Die Kriegspropaganda wiederholt die immer gleichen Sieges- und Durchhalteparolen. Auf beiden Seiten macht sich jedoch gegen Ende des zweiten Kriegsjahres auch beim Militär zunehmend Ratlosigkeit breit. »Wir kämpfen uns durch weite Kriegsschauplätze und wissen nicht, wie man zum Frieden kommen soll, der den schweren Opfern entspricht«, schreibt der deutsche General Wilhelm Groener im November in sein Tagebuch.

Ihre wiederholten Großoffensiven in Frankreich, der Kriegseintritt Italiens, der Angriff auf die Dardanellen und die Handelsblockade gegen die Mittelmächte bringen die Alliierten einer Kriegsentscheidung nicht näher. Trotz des Vormarschs an der Ostfront und der Offensive auf dem Balkan, trotz der erfolgreichen Abwehr gegnerischer Durchbruchversuche an der Westfront und in Italien und trotz des U-Boot-Krieges in der Nordsee ist auch ein Sieg der Mittelmächte nicht in Sicht.

Chroniknet