Vom Jugendstil zur neuen Sachlichkeit

Wohnen und Design 1915:

Der Trend zur Funktionalität und Sachlichkeit und die Abkehr vom Jugendstil bleibt in Kunstgewerbe und Design vorherrschend. Diese Entwicklung wird in ihrem Vordringen in den Alltag während des Krieges vorübergehend verlangsamt, nicht aber gestoppt. Vielmehr findet der Trend zur neuen industriellen Sachlichkeit seine Entsprechung in der durch den Krieg ausgelösten Erschütterung einer überkommenen monarchischen Gesellschaftsordnung.

Prägend für die Entwicklung des deutschen Kunsthandwerks und Industriedesigns ist der 1907 in München gegründete Deutsche Werkbund, eine Vereinigung von Architekten und Designern sowie Vertretern der Industrie. Eine vielbeachtete Ausstellung in Köln dokumentierte 1914 die Werkbund-Arbeit. Ähnliche Vereinigungen von Künstlern und Industrievertretern werden 1915 in Großbritannien und den Niederlanden gegründet.

Ziel des Werkbundes ist es vor allem, die Anforderungen der industriellen Produktionsweise (Material- und Werkgerechtigkeit) mit den künstlerischen Zielen der Designer auf einen Nenner zu bringen. Ihre konsequenteste Ausprägung findet dieses Prinzip vor allem in der Tätigkeit von Peter Behrens. Der frühere Leiter der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule ist seit 1907 bei AEG für das Produktdesign verantwortlich; bedeutend sind auch seine architektonischen Entwürfe für zahlreiche Fabrik- und Verwaltungsgebäude.

Das Gegenstück zu den von Behrens entworfenen versachlichten Haushaltsgeräten der AEG bilden die von den Deutschen Werkstätten in Hellerau bei Dresden angefertigten Serienmöbel. Am bedeutendsten sind die »Maschinenmöbel« von Richard Riemerschmid und die »Typenmöbel« von Bruno Paul, beides nach Preis, Material und Ausführungsqualität gestaffelte Serienprogramme. Firmeneigene Verkaufsstellen sollen dazu beitragen, den einfachen und zugleich anspruchsvollen Gebrauchsmöbeln Eingang in die Alltags-Wohnkultur zu verschaffen.

Chroniknet