Leben zwischen Ersatz und Dada

Leben zwischen Ersatz und Dada
Kaiser Franz Joseph auf dem Totenbett. See page for author [Public domain], via Wikimedia Commons

Politik und Gesellschaft 1916:

Das Leben der Menschen in den kriegführenden Ländern wird unterdessen immer trister. So wird der Begriff »Ersatz« in Deutschland zum Schlagwort. Für fast alles werden Ersatzmittel auf den Markt gebracht: Nesselfaser für Baumwolle, Speckstein für Seife, Kunsthonig für Bienenhonig. Im Schatten des Weltkrieges liegt der Osteraufstand in Dublin, mit dem die Iren vergeblich das britische Kriegsengagement für die eigene Unabhängigkeit zu nutzen versuchen. Die bewaffnete Erhebung gegen die Besatzungsmacht scheitert; erst 1921 erhält Irland – allerdings ohne die sechs Nordprovinzen – den Status eines Dominion zugebilligt.

Im Schatten des Krieges liegt auch eine kulturelle Begebenheit, die so gar nicht zum martialischen Gestus der Zeit passt, aber nicht zufällig, sondern als Reaktion darauf entsteht. In Zürich eröffnet, unter der Ägide des Literaten Hugo Ball, das Cabaret Voltaire, von dem eine neue, ganz und gar unmartialische Kunstrichtung namens Dada ausgeht. Mit Collagen, Lautgedichten und anderen unkonventionellen Kunstformen macht man sich über das Bildungsbürgertum lustig.

Schließlich geht 1916, zwei Jahre vor dem Zusammenbruch der Habsburgermonarchie, mit dem Tod von Kaiser Franz Joseph I. ihre überragende Symbolgestalt von der Geschichtsbühne. 86-jährig stirbt der Monarch, der die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie aus der Taufe hob, in Schönbrunn – nach einer Regierungszeit von 68 Jahren.

Chroniknet