Politik und Gesellschaft 1917:
»Ich weiß mich eins mit den Vertretern des deutschen Volkes… in dem unerschütterlichen Entschluss, für die siegreiche Durchführung unserer gerechten Sache auch fernerhin jedes Opfer zu bringen, bis der ersehnte endgültige Frieden errungen… ist.«
Mit diesen Worten begrüßt der deutsche Kaiser Wilhelm II. das dritte Kriegsjahr. Seinen Optimismus teilen viele Deutsche nicht. An die Stelle der Kriegsbegeisterung des Jahres 1914 sind Kriegsmüdigkeit und Entbehrungen getreten. Der harte Winter, wegen seiner Versorgungsprobleme als »Steckrübenwinter« bezeichnet, lässt viele verzweifeln; die britische Seeblockade, die das Deutsche Reich von nahezu allen Handelsbeziehungen abschneidet, führt zu wachsendem Mangel an Lebensmitteln und Rohstoffen. Die Not mündet in Unzufriedenheit. Kaiser, Oberste Heeresleitung (OHL) und Reichsregierung sind wachsender Kritik ausgesetzt. In Berlin fordern Komitees über Flugblätter zu Streiks für den Frieden auf. In Kiel meutern im August Matrosen der Hochseeflotte. Der Reichstag nimmt eine Resolution für den sofortigen Frieden ohne Gebietsannexionen an. Zaghaft stellt der Kaiser für die Zeit nach dem Krieg Wahlrechtsreformen in Aussicht.