Sieg der Oktoberrevolution in Russland

Politik und Gesellschaft 1917:

An der Ostfront finden zunächst keine kriegerischen Auseinandersetzungen statt. Im Inneren des Russischen Reiches vollzieht sich jedoch ein Vorgang von welthistorischer Dimension. Der erfolglose Kriegsverlauf und die wirtschaftliche Zerrüttung treiben die Bevölkerung zum Protest gegen die Zarenherrschaft auf die Straße. Im Laufe der Februarrevolution übernimmt eine bürgerliche Regierung die Macht, in der sich Alexander F. Kerenski mehr und mehr als der starke Mann erweist.

Am 15. März dankt Zar Nikolaus II. ab. Damit ist die Monarchie in Russland gestürzt, das Ende auch anderer Dynastien im alten Europa kündigt sich an. Die bürgerliche Regierung versucht, den militärischen Kampf gegen das Deutsche Reich fortzusetzen; die Offensive endet jedoch angesichts massiver Transportprobleme und der massenhaften Desertion entmutigter Soldaten mit einem militärischen Misserfolg.

Da sich auch die wirtschaftliche und soziale Lage immer mehr verschlechtert, erhält die marxistische Gruppe der Bolschewiki unter Wladimir I. Lenin wachsenden Zulauf. Parolen wie »Frieden um jeden Preis« oder »Alles Land den Bauern« kennzeichnen ihr sozialrevolutionäres Aktionsprogramm. Als sie in der Nacht vom 6. auf den 7. November (nach dem in Russland noch gültigen julianischen Kalender der 25. Oktober) das Petrograder Winterpalais stürmen und die Macht übernehmen, ist eine neue Phase der Geschichte eingeleitet. Zum ersten Male hat eine Bewegung, die ihr Programm aus den theoretischen Schriften von Karl Marx und Friedrich Engels herleitet, mit der »Oktoberrevolution« die Staatsmacht übernommen. Die Basis für die Bildung des kommunistischen Lagers ist geschaffen.

Die neue Regierung zieht sofort Konsequenzen aus der hoffnungslosen militärischen Lage und beginnt in Brest-Litowsk Friedensgespräche mit dem Deutschen Reich.

Zur gleichen Zeit sagt der britische Außenminister Arthur James Earl of Balfour in einem Brief Lord Walter Rothschild, dem Vertreter der zionistischen Bewegung in England, britische Hilfe bei der Gründung einer Heimstatt für die Juden zu. Die »Balfour-Deklaration« wird ein Hauptargument für die Forderung nach einem eigenen Staat in Palästina. Die erbitterte Feindschaft zwischen Juden und Palästinensern im Nahen Osten erhält mit der Erklärung Balfours neue Nahrung.

Chroniknet