Auch Einflüsse aus den USA wirksam

Werbung 1920:

Warenknappheit, Verteuerung der Werbemittel und staatliche Lenkungsmaßnahmen in der Wirtschaft haben zu einer Eindämmung des Werbeumfangs geführt. Allerdings ist das Reklamewesen von einer wachsenden Vielseitigkeit gekennzeichnet. Auch spielt die Werbung in Bereichen des öffentlichen Lebens, die bisher davon unberührt blieben, eine immer größere Rolle.

Werbetechniken und -methoden werden zunehmend an internationalen Maßstäben gemessen. So heißt es im Vorwort zur 1920 erscheinenden dritten Auflage des Handbuches »Die Reklame – Eine Untersuchung über Ankündigungswesen und Werbetätigkeit im Geschäftsleben«: Beispielsweise ist »… Nordamerika bahnbrechend vorangegangen bei der Schaffung einer Fachpresse, bei Einrichtung eines planmäßigen Unterrichts und Beachtung des Faches auch an Hochschulen, bei Verwertung der Psychologie und des Experimentes zur Erweiterung unseres Wissens von der Reklame …«. Allerdings stößt der Einsatz psychologischer Methoden auch im Deutschen Reich bereits auf verstärkte Resonanz.

Im April vereinigt sich der Schutzverband der Großinserenten mit dem Verband der Reklame-Interessenten. Der Zusammenschluss vertritt die Interessen seiner Mitglieder u. a. gegenüber Werbeträgern (Zeitungsverlegern, Annoncenexpeditionen), aber auch im Hinblick auf staatliche Eingriffe.

Staatliche Stellen machen sich auf verschiedene Weise die Fortschritte der Werbung zunutze. So wird am 14. Juli die Absicht der Reichspostverwaltung bekannt, ihre Einrichtungen in großem Umfang Reklamezwecken zur Verfügung zu stellen. Dieses – geschäftlich in Eigenregie geplante – Vorhaben soll der Post neue Einnahmequellen erschließen. Auch das Reichsverkehrsministerium greift intensiver auf Werbemethoden zurück. Im November kündigt es die Errichtung eines zentralen Reichsverkehrsamtes zur Ankurbelung des Fremdenverkehrs an.

Chroniknet