Eine schillernde Kultur erhebt sich aus den Weltkriegstrümmern

Politik und Gesellschaft 1920:

Die gesellschaftlichen Umwälzungen lassen in Europa eine schillernde Kulturlandschaft entstehen. Während die Dadaistenbewegung ihren Höhepunkt trotz der spektakulären Berliner Dada-Messe im Juni 1920 überschritten hat, breiten sich avantgardistische Ausdrucksformen aus, die vor allem im Zuge der russischen Revolution entstanden sind. Dabei zeichnet sich im russischen Konstruktivismus eine schöpferische Synthese zwischen Kunst, Politik, Gesellschaft und industrieller Technik ab. Charakteristischer Höhepunkt dieser Kunstrichtung ist Wladimir J. Tatlins berühmter, aber nie ausgeführter Entwurf für einen Turm als Monument der Kommunistischen Internationalen. Neue kulturelle Bewegungen und Ausdrucksformen wie Proletkult und Agitprop beeinflussen, von Russland ausgehend, die Kreativität westlicher Künstler.

Auch im Sport spiegelt sich der Wandel, der sich in den gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen vieler Länder vollzieht: Das Deutsche Reich bleibt nach dem Weltkrieg vom internationalen Sportverkehr in der Regel ausgeschlossen. So finden denn auch die VII. Olympischen Spiele im belgischen Antwerpen ohne deutsche Beteiligung statt.

Noch bleibt die Menschheit bei der Information über Ereignisse aus den Bereichen Sport und Kultur, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft weltweit auf die Presse angewiesen. Im November 1920 aber feiert ein Medium Premiere, das die Informationsvermittlung in den nächsten Jahren und Jahrzehnten radikal verändern wird: Ein US-amerikanischer Sender beginnt mit der Ausstrahlung des ersten regelmäßigen Rundfunkprogramms der Welt.

Chroniknet