Absatzkrise trifft Hersteller

Auto und Verkehr 1931:

Für die Autoindustrie ist 1931 ein schwieriges Jahr: Die Absatzzahlen zeigen nach unten, mehrere namhafte deutsche Hersteller geraten in Liquiditätsprobleme.

Im Deutschen Reich gibt es am 1. Juli 522 943 Personenkraftwagen, davon sind 126 751 , also fast ein Viertel, ausländischer Herkunft. Gegenüber 1930 ist dies ein Zuwachs von 4,3%, im Vorjahr war noch ein Plus von 15,7% zu verzeichnen gewesen. Die Statistik meldet 102 inländische Kraftfahrzeugfabriken mit 46 134 Beschäftigten, die 58 761 Pkw herstellen. 1928 waren es noch 140 Betriebe und 101 617 neugebaute Pkw.

In der Motorisierung hinkt das Deutsche Reich nach wie vor hinterher. Am 1. Januar kommt in den USA ein Kraftwagen auf 4,6 Einwohner, in Frankreich auf 27 und in Deutschland auf 94 Bewohner.

Nur wenige Autofirmen wie Daimler-Benz, BMW und die Adler Werke vorm. Heinrich Kleyer (Frankfurt am Main) verfügen mit einer der Großbanken über kapitalkräftige Anteilseigner. Auf Initiative der Deutschen Bank und Diskontogesellschaft vereinbaren Daimler-Benz und BMW im November eine intensive Zusammenarbeit in den Bereichen Vertrieb und Produktplanung. Die BMW-Karosserien werden fortan bei Daimler in Sindelfingen gefertigt. Der US-Konzern Ford eröffnet am 12. Juni ein Werk in Köln.

Auf die Absatzkrise reagieren viele Hersteller mit Preisreduzierungen von bis zu 10%. Dennoch sind im November die Stoewer-Werke in Stettin und im Dezember die Henschel-Werke Kassel und die Firmen Brennabor und Hanomag zahlungsunfähig. In Sachsen wird zur gleichen Zeit über den Zusammenschluss der sanierungsbedürftigen Firmen Audi, Horch und DKW verhandelt.

Zu den neuen Autos auf dem deutschen Markt zählen zwei Modelle von Opel: Ein 1,8-l-Sechszylinder und ein Vierzylinder mit 1,2-l-Motor und 22 PS Leistung. Sie kosten je nach Ausstattung zwischen 1995 und 2700 bzw. 3175 und 3590 Reichsmark. Die Sensation auf dem 25. Pariser Automobilsalon und der Londoner Autoschau im Oktober ist der neue Daimler-Benz 170 mit Vollschwingachse und 32-PS-Sechszylindermotor.

Ein Versuch von Ferdinand Porsche zum Bau eines Volkswagens scheitert am fehlenden Verständnis der Ingenieure der Nürnberger Zündapp-Werke.

Chroniknet